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Full text of "Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten"

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WHITNEY LIBRARY, 


HARVARD UNIVERSITY. 


THE GIFT OF 


J. D. WHITNEY, 


Sturgis Hooper Professor 


IN THE 


MUSEUM OF 00OMPARATIVE Z00LOGY 
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Abhandlungen 


Zur 


geologischen Specialkarie 


Preussen 


und 


den Thüringischen Staaten. 


BERLIN. 
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
(J. H. Neumann.) 


1883. 


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Abhandlungen 


seologischen Specialkarte 


von 


Preussen 


und 


den Thüringischen Staaten. 


BERLIN. 
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
(J. H. Neumann.) 


1333. 


Die 
Regulären Echiniden 


der 


norddeutschen Kreide 


Dr. Clemens Schlüter, 


Professor an der Universität zu Bonn. 


T. 


Glyphostoma 
(Latistellata). 


Herausgegeben 


von 


der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. 


BERLIN. 
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
(J. H. Neumann.) 
1883. 


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Verbreitung der Gattung Preudodiadema 

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Beschreibung der Arten. 


Il. Diadematidae. 


Gatt. Phymosoma, Haınmz, 1853. 
Syn. Cyphosoma, AGAssız !). 


Phymosoma cf. Perroni, CortEau 1864. 


Taf. 1, Fig. 6-10. 


Cyphosoma Perroni, Pal. frane. terr. er6t. Echin.: tom. VI, pag. 569, tab. 1133, 
die. 1 N. 


Maasse zweier Exemplare: 


Durchmesser des Gehäuses . . . . .. 18 -— 27m 
Höhesdesı@Gehäusese Eye U» 
Breite der Ambulacralfelder . . . . . 9— 7» 
Breite der Interambulacralfeldee . . . . 65 — 10» 
Durchmesser des Peristoms . . . . . 8—12» 


Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 9 — 13bis14 
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 9 — 13. 


Das Gehäuse mässig gross, von kreisförmigem Umriss, 
Unterseite abgeflacht, Oberseite gewölbt. 

Die Porengänge, gebildet von grossen ovalen Poren, sind 
auf der Oberseite breit durch Verdoppelung, weiter unten bogenig, 
in der Nähe des Peristoms in kurze schräge Reihen aufgelöst. 

Die Ambulacralfelder von etwas mehr als halber Breite 
der Interambulacralfelder sind besetzt mit zwei Reihen crenelirter, 
nicht durchbohrter, kräftiger gedrängt stehender Stachelwarzen, die 


1) Vergl. Desor, Synops. des Kchin. foss. pag. 86. 


2 I. Diadematidae. 


grösseren an der Aussenseite durch die Nähte der Porentäfelchen 
gefurcht. 13 bis 14 Warzen in jeder Reihe grösserer Exemplare, 
welche vom Umfange des Gehäuses gegen beide Pole rasch an 
Grösse abnehmen. Die mittlere Vertikalnaht jedes Feldes ist 
mit einer Doppelreihe von Granulen besetzt, von denen einzelne 
mammelonirt sind. Auf der Oberseite scheinen auch die horizon- 
talen Nähte der Täfelchen von Granulen begleitet zu sein. 

Die Interambulacralfelder, welche aus niedrigen, aber 
breiten Asseln gebildet sind, führen ebenfalls zwei Reihen grosser, 
übereinstimmend gebauter, jedoch namentlich auf der Oberseite 
etwas grösserer Stachelwarzen, 13 in einer Reihe grösserer Ge- 
häuse, welche auf den grösseren Asseln von leicht ovalen, sich 
berührenden Warzenhöfen umgeben sind. Beide Reihen Warzen 
auf der Oberseite fast parallel, nähern sich vom Umfange des 
Gehäuses einander bis zur Mundlücke. Ausser diesen Haupt- 
stachelwarzen auf jeder Seite des Feldes noch eine Reihe kleinerer 
Warzen, welche auf der Oberseite nicht bis zur Afterlücke reichen, 
auf der Unterseite aus gedrängter stehenden Wärzchen gebildet 
werden. Am Umfange findet sich ausserhalb dieser Reihen, den 
Porengängen noch mehr genähert, hin und wieder noch ein ein- 
zelnes kleineres Wärzchen. Zuletzt finden sich noch etwas klei- 
nere, älternirend gestellte Wärzchen zwischen den beiden primären 
Reihen. Sie erreichen die Mundlücke nicht und steigen nach oben 
hin kaum über den Umfang des Gehäuses hinaus. Die Secundär- 
warzen sind von kreisförmigen Warzenhöfen umgeben. Zwischen 
diesen Warzen finden sich feinere und gröbere Granula, welche 
jedoch in der Nähe der Scheitellücke die mittlere Partie der Felder 
glatt lassen. 

Scheitellücke mit -ausgefallenem Scheitelschilde pentagonal, 
ziemlich gross. 

Peristom sehr wenig eingesenkt, ziemlich gross, mit mar- 
kirten, umrandeten Einschnitten für die Kiemen. Ambulacrallippen 
breiter als Interambulacrallippen. \ 

Bemerk. Da das von CorTEAU aus dem Neocom von Ger- 
migney (HHaute-Saöne) dargestellte Exemplar mehr entwickelte 
Secundärtuberkeln zwischen beiden Hauptreihen der Stachelwarzen 


I. Diadematidae. 3 


zeigt, desgleichen zahlreichere Wärzchen neben den Porengängen, 
so ist die Zugehörigkeit der vorliegenden Stücke nicht völlig sicher. 
Wahrscheinlich beruht diese Differenz nur auf den verschiedenen 
Grössen, da selbst das grössere vorliegende Exemplar ein Drittel 
kleiner ist als das französische. 

Das von LoRIOL!) aus dem mittleren Neocom von Vaulion 
(Vaud) abgebildete Gehäuse weicht von den beiden genannten 
Vorkommnissen ab durch auffallend kleine Scheitellücke. 

Das ähnlich gebaute Phymosoma Loryi Gras?) unterscheidet 
sich durch die fast völlig fehlenden Secundärtuberkeln und durch 
stärkeren Warzenkopf. 

Vorkommen. Das abgebildete Exemplar fand sich im un- 
teren Hils (Neocom) bei Gross- Vahlberg. 

Ausserdem liegt noch ein zweites, etwas grösseres Stück von 
nicht näher gekanntem Fundorte vor. 

Original in meiner Sammlung). 


Phymosoma Hilsii, SCHLÜTER. 
Tal Role: 


Phymosoma Hilsü, ScuLürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- und Heil- 
kunde in Bonn, 7. Nov. 1881. 


Maasse eines grösseren Gehäuses: 


Durchmesser, dessiGehäuses 2 nam 
:lohesdes@trehäausesur se 6 
Durchmesser-des Beristomst 2 2. ne 
Breite der Ambulaeralfelder : . . ......8» 
Breite der Interambulacralfelder . . . . . 5» 
Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 8 


Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 83—9. 


1) Lorror, Echin. erst. de la Suisse, pag. 140, tab. 9, fig. 4. 

2) Correau, 1. c. pag. 574, tab. 1135, fig. 3 —6. 

3) Nachträglich habe ich noch ein drittes Exemplar in der Sammlung der 
geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin gesehen. 


1* 


4 I. Diadematidae. 


Gehäuse klein, Unterseite plan bis etwas concav, Oberseite 
gewölbt, Rand nicht stark gebläht, Umriss kreisförmig. 

Porengänge fast völlig geradlinig, einfach, in der Nähe des 
Afters nicht verdoppelt, nur am Mundrande dem Anscheine nach 
noch je ein Paar neben der vertikalen Reihe. 

Die Ambulacralfelder führen zwei Reihen crenelirter, un- 
durchbohrter, starker Stachelwarzen, etwa 8 in jeder Reihe, die 
grösseren undeutlich an der Aussenseite gestrahlt. Die horizon- 
talen Nähte der Asseln von 2—3 Granula-Reihen begleitet; die- 
jenigen der Unterseite nur von einer Reihe. 

Die Interambulacralfelder sind ebenfalls mit zwei Reihen 
Stachelwarzen besetzt, ‘welche jedoch ein wenig stärker sind als die 
ambulacralen, 8 bis 9 in jeder Reihe. Die Warzenhöfe sind von 
einem Kranze Granula umgeben, der auf der Oberseite nicht ge- 
schlossen ist, indem hier die Granula seitlich und in der Mitte der 
Felder zu fehlen pflesen, diese Partie also glatt lassen. Dagegen 
entwickeln sich vom Umfange des Gehäuses an seitlich einige 
kleine Warzen, so dass sie die Andeutung einer Secundär-Reihe 
geben. Am Umfange des Gehäuses, wo die grossen Asseln fast 
so hoch wie breit sind, zeigen die Granula bisweilen eine leichte 
Neigung, sich etwas Zu verlängern, wie dies bei einzelnen Arten 
derselben Gattung (sowie anderen Gattungen) stärker ausgeprägt 
ist, z. B. Phymosoma radiatum. 

Die Scheitellücke mit dem ausgefallenen Scheitelschilde 
bildet ein ziemlich grosses, etwas unregelmässiges Oval. 

Das Peristom, nur ein geringes, kaum sichtbar eingesenkt, 
ist ziemlich gross. Die Kiemeneinschnitte so tief wie breit. 

Die durchschnittliche Grösse des Gehäuses beträgt 12”” Durch- 
messer und 5"" Höhe. Das kleinste Exemplar misst 9"= und 3,3%, 
das grösste 13" und 6", 

Bemerk. Die Art hat mehrere Verwandte im Neocom. So 
Phymosoma Aguwitanieum Cott., nur in einem Exemplare aus dem 
oberen Neocom von Vinport bei Tercis (Landes) bekannt, wurde 
durch Correau 18631) beschrieben, 18642) abgebildet. Dieses 


!) Corrwau, Behin. foss. des Pyrendes, pag. 23. 


?) Corweau, Pal. rang. terr. eröt. tome VII, pag. 578, tab. 1137, fie. 1—5. 


I. Diadematidae. 5 


Gehäuse unterscheidet sich dadurch, dass es oben und unten fast 
gleichmässig abgeplattet ist, dass die ebenfalls einfachen Poren- 
gänge stark wellenförmig gebogen sind und dass die Entwicklung 
der Granula auf den Ambulacralfeldern eine sehr 'geringe ist. 

Weiter sind jugendliche Exemplare» des im unteren, mittleren 
und oberen Neocom sich findenden und weit verbreiteten Phymo- 
soma Loryi Gras!) [= Phymosoma (Pseudodiadema) Neocomiense 
Cott.2)] verwandt. Die Art unterscheidet sich jedoch leicht durch 
das erheblich grössere Peristom und die zwar geradlinigen, aber 
auf der Oberseite des Gehäuses sich verdoppelnden Porengänge. 

Die Ambulacra und die Ambulacralfelder unserer Art sind 
sehr ähnlich denen des Phymosoma paueituberculatum Gras?), aber 
das Gehäuse ist grösser, die Gestalt abweichend (deprimde en 
dessus et en dessous), die Porengänge am Umfange stark gebogen 
(tres ondouleuses), die Stachelwarzen sind stärker entwickelt, die 
Interambulacralfelder namentlich seitlich mit zahlreichen Granulen 
besetzt. 

Auch das kleine Gehäuse des ebenfalls dem Neocom angehö- 
rigen Pseudodiadema Bourgueti Des. ist ähnlich, aber die durch- 
bohrten Stachelwarzen weisen dasselbe in eine andere Gattung. 

Vorkommen. Die Art findet sich im unteren Hils bei 
Gross-Vahlberg und im mittleren Hils der Tackewelle bei Berk- 
lingen, sowie bei Gevensleben. 

Zur Untersuchung liegen fünf Exemplare vor®). 


Originale in meiner Sammlung. 


!) Arsın Gras, Catal. des corps organ. foss. du dep. de l’Isere, 1852, pag. 36, 
tab. 1, fig. 17—19, und Correau, Pal. france. terr. eret. tome VII, pag. 574, 
tab. 1135 u. 1136, und Desor, Syn. chin. foss. pag. 445, und de Lonıor et 
Giruisron, Monogr. Paldont. et stratigr. de l’etage Urgonien infer. du Landeron 
(Cant. de Neuchätel) in Neue Denkschriften der allgem. schweizer Gesellsch. für 
die gesammten Naturwissenschaften, Zürich 1869, pag. 50, tab.4, fig. 4, und 
Lorror, Echinides cretaces de la Suisse, pag. 141, tab. 9, fie. 6. 

2) Correau, Etudes sur les Bchinid. foss. de l’Yonne, tome II, pag. 33, tab. 50, 
fig. 11 —14, und das synonyme Cyphos. meridianense Cott. Echin. des yrenees, 
pag. 28. 

®) Arsın Gras, Descrip. Oursins foss. de l’Isere, pag. 36, tab. 1, fig. 27 u. 28, 
und Correav, Pal. frang. terr. cret. tab. 1134, VII, pag. 571. 

#) Nachträglich sah ich noch mehrere Exemplare von denselben Fundorten 
in der Sammlung der geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin. 


6 I. Diadematidae. 


Ausser den beiden genannten Arten des Hils liegt noch eine 
dritte Art vor aus dem mittleren Hils der Tackewelle bei Berk- 
lingen, allein es ist nur ein Fragment, und zwar ein so geringes, 
dass eine nähere Bestimmung unthunlich ist. Charakteristisch für 
das Stück ist, dass eine secundäre, aus gedrängt stehenden Wärz- 
chen gebildete Reihe bis in die Nähe des Periprocts reicht. 


Phymosoma 6oldfussi, SCHLÜTER. 


Taf. 2, Fig. 6— 10. 


Phymosoma Goldfussi, Scunürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- und 
Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 1881. 


Maasse: 
Durchmesser des Gehäuses . ... „22.2 Bram 
Höher dest Gebäuses a 2 es 
Breite der. Ambulacraltelder °. . . ..2 299 
Breite der Interambulaeralfelder . . . . .. 13» 
Durchmesser des Beristoms 2. 222 22273165. 


Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 9 
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 8-9. 


Gehäuse ziemlich gross, Umfang kreisförmig oder etwas 
fünfseitig gerundet. Ober- und Unterseite gleichmässig plan, Rand 
gebläht. Ambulacralfelder ein Viertel schmaler als die Interambula- 
cralfelder. Jedes Feld mit zwei Reihen erenelirter, nicht durch- 
bohrter dicker Stachelwarzen, 9 in einer vertikalen Reihe. 

Die Porengänge verdoppeln sich in der Nähe des Peri- 
proctes, laufen dann in einfacher Reihe, aber in starken Bögen 
um den Aussenrand der Asseln und gruppiren sich in der Um- 
sebung der Mundlücke zu kurzen, schrägen Reihen. Die Poren 
sind rund und durch eine Granula getrennt; dem Anscheine nach 
3— 9 Paare auf einer grösseren Assel. 7 

Die Ambulacralfelder fallen zusammen mit den penta- 
gonalen Ecken des Gehäuses. Sie führen zwei Reihen entfernt 


stehender, crenelirter, nicht durchbohrter Stachelwarzen mit ver- 


I. Diadematidae. 7 


hältnissmässig starkem Mammelon und kleinem Warzenkegel. 
Gegen Mund- und Afterlücke hin nehmen sie langsam an Grösse 
ab. Jede Reihe enthält 8 bis 9, die vertikale Mittelnaht der 
Ambulacralfelder wird jederseits von einer Reihe Granula begleitet. 
In horizontaler Richtung sind die kreisförmigen Warzenhöfe auf 
der Oberseite und am Umfange durch 2 bis 3 dergleichen Gra- 
nulareihen geschieden. Die grösseren Stachelwarzen sind am 
Fusse des Aussenrandes gestrahlt, entsprechend den verwachsenen 
kleinen Porentäfelchen. 

Die Interambulacralfelder führen ebenfalls zwei Reihen 
übereinstimmend gebauter Stachelwarzen, welche vom Scheitel bis 
zum Umfange fast parallel laufen und sich dann bis zum Peristom ein- 
ander nähern. Der Warzenhof wird zunächst von einem einfachen 
Kranze Granula umgeben, welche öfter die Neigung zeigen, sich 
radıal zu verlängern und dadurch an gewisse andere Arten er- 
innern, z. B. Phymosoma radiatum. Sodann wird der Aussenrand 
der Interambulacralfelder und ebenso die mittlere Partie derselben 
von einem breiten Granulabande besetzt. Ausgebildete Reihen 
von Secundärtuberkeln sind nicht vorhanden, wenngleich auf der 
Unterseite, in der Nähe des Peristoms, einige randliche Granula 
sich durch mehrere Grösse auszeichnen und zum Theil mamme- 
lonirt sind. 

Peristom gross, fast — !/, des Schalendurchmessers, nicht 
eingesenkt. Ambulacrallippen breiter als Interambulacrallippen. 

Bemerk. Wenn GoLDruss seinen Cidarites granulosus ausser 
von Maestricht auch aus dem »Mergelgrand bei Essen an der Ruhr« 
aufführt, so ist nicht zu bezweifeln, dass unter letzterem Vor- 
kommen die besprochene Art zu verstehen sei, denn sein sehr 
abweichender, möglicher Weise noch in Frage kommender Cida- 
rites ornatus, der der Gattung Pseudodiadema angehört und der 
aus dem »Kreidemergel von Essen an der Ruhr« stammen soll, 
gehört zweifellos nicht dem cenomanen Grünsande von Essen an. 
Der Gesteinsbeschaffenheit nach könnte das Stück — mir ist 
kein zweites Exemplar bekannt — ebensowohl dem  Pläner- 
mergel, wie einer mergeligen Bank des weissen Jura entnom- 


men sein. 


I. Diadematidae. 


[0 °) 


Von Cidarites granulosus Gldf. befindet sich nur ein Original- 
stück in Bonn. Es ist ein halbes Gehäuse, an dem die obere 
Partie fehlt. Dasselbe soll von Maestricht stammen, wogegen die 
Gesteinsbeschaffenheit nicht spricht. Das Stück ist nicht allein 
grösser, insbesondere höher und führt mehr Warzen, sondern es 
sind auch die Warzenkegel stärker entwickelt, ebenso das Gra- 
nulaband in der Mitte der Ambulacral- und Interambulacralfelder. 
Auch sind die Porengänge am Umfange weniger stark bogen- 
förmig und ihr Verlauf bis zum Mundrande einfach. Endlich 
zeigt sich auch auf der Unterseite eine deutlich entwickelte Secundär- 
reihe von Stachelwarzen an den Seiten der Interambulacralfelder 
und das Peristom ist ein wenig eingesenkt. Das Stück ist also 
von unseren verschieden). 

Av. RÖMER?) und Fern. RÖMER?) haben die Art als Cypho- 
soma rugosum Ag. von Essen aufgeführt. Diese Art kann hier 
gar nicht in Frage kommen, da sie den Typus der Gattung Leio- 
soma Üott. bildet, deren Stachelwarzen sowohl undurchbohrt, wie 
ungekerbt sind. 

GeEmITZ*) beschreibt die Stücke von Essen allerdings als 
Öyphosoma granulosum Goldf. sp., meint aber, man könne sie un- 
bedenklich zu Cyphosoma cenomanense Cott.5) stellen. Abgesehen 
davon, dass die Gehäuse dieser Art ungefähr um die Hälfte kleiner 
sind, sind die Granulabänder weniger entwickelt, dagegen deut- 
liche Secundärtuberkeln vorhanden; die Porengänge nicht bogenig 
in ihrem Verlaufe und das Peristom etwas eingesenkt. 

Noch geringer sind die Beziehungen, welche die zweite von 
ÜoTTEAU aus dem Cenoman genannte Art: Oyphosoma Bargesi zeigt. 

Vorkommen. Phymosoma Goldfussi ist bis jetzt nur aus der 
Tourtia von Essen bekannt. 


1) Ob das, ‘was Correav, 1. c. pag. 684, tab. 1169, und Wrıeur, pag. 129, 
tab. 23, fig. 2, Uyphosoma gramulosum nennen, mit der Goupruss’schen Art ident 
sei, kommt hier nieht in Frage, ist aber zu bezweifeln. Unsere Art ist jedenfalls 
verschieden. 

?) An. Röner, Verst. Kreideg., pag. 29. 

») Fern. Römsr, Monogr. Kreidebild. Westfalens, pag. 136. 

) Geiuz, Elbthalgebirge, I, pag. 72. 


>) Corrwau, Pal. frang. terr. eret. tome VU, page. 580, tab. 1137, fig. 6 — 13: 


I. Diadematidae. 9 


Zur Untersuchung liegen drei fast vollständige und ein halbes 
Exemplar, sowie 7 Bruchstücke vor. 

Originale in meiner Sammlung; ein Stück im Museum der 
Universität zu Berlin. 


Phymosoma cenomanense, COTTEAU sp. 1859. 


Cyphosoma cenomanense, Corrzau et TIGER, chin. du depart. de la Sarthe, 
pag. 150, tab. 26, fig. 13— 16. 


Es liegt nur ein geringes Fragment vor, bei dem die Secundär- 
tuberkeln in der Nähe des Periprocts darauf hinweisen, dass man 
es hier nicht mit Phymosoma Goldfussi, sondern mit der genannten 
Art zu thun habe. 

Fundort: Tourtia von Essen. 

Original in meiner Sammlung. 


Phymosoma regulare, AGassız? 


Dieser von AGAssız!) aufgestellten und zuerst durch COTTEAU?) 
abgebildeten Art möchte vielleicht ein kleines, schlecht erhaltenes 
Gehäuse angehören, welches sich im rothen turonen Pläner des 
Ringelberges bei Salzgitter auffand. 

In der Gestalt des Gehäuses unterscheidet es sich von P’hymo- 
soma radiatum durch die nicht eingesenkte Mundlücke und gleich- 
mässige Abplattung der Ober- und Unterseite. 

Am meisten zutreffend ist die Abbildung von CorrEAu, Pal. 
frang. terr. er&t. tom. VII, tab. 1145, fig. 13 — 15. 

Original in meiner Sammlung. 


1) Acassız, Cat. syst. Eetyp. foss. Mus. Neoc. 1840, pag. 11, und Acassız, 
Cat. raiss. Echin. in Ann. sc. nat. 3. ser., tome VI; 1846, pag. 352. 
2) Cowreau, Echin. du depart. de la Sarthe, 1866, pag. 222, tab. 36, tab. 39. 


10 I. Diadematidae. 


Phymosoma quinquangulare, SCHLÜTER. 


Taf. 2, Fig. 1-5. 


Phymosoma quinguangulare, Schtürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- 
und Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 18S1. 


Maasse: 
Durchmesser des Gehäuses IE an 
Elöhegdes@@reh äusesp gr 
Breite der Ambulaeraltelder 2 er 
Breite der Interambulaeralfelder . . ...,... 7» 
Durchmesser des Beristoms . . nn 285 


Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 7 
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 7. 


Gehäuse kaum von mittlerer Grösse, Umriss deutlich penta- 
gonal, Ober- und Unterseite gleichmässig abgeplattet. 

Die aus ziemlich entfernt stehenden Porenpaaren gebildeten 
Porengänge auf der Oberseite gerade, am Umfange und auf 
der Unterseite undulirt. Poren klein und rund. In der Nähe des 
Scheitels zeigen die Porenpaare die Neigung, sich etwas ausein- 
ander zu schieben; in der Nähe des Peristoms lösen sich die Gänge 
zu kurzen, schrägen Reihen auf. (In der Abbildung nicht hin- 
reichend deutlich angegeben.) 

Die über die Ecken des Pentagons laufenden Ambulacral- 
felder tragen zwei Reihen crenelirter, nicht durchbohrter Stachel- 
warzen, welche sich nur langsam gegen Mund und After hin ver- 
kleinern; sieben in jeder Reihe. Die vertikale Mittelnaht des 
Feldes ist am Umfange des Gehäuses von einer Reihe, die horizon- 
zontalen Nähte der Asseln von einer bis drei Reihen Granula 
besetzt. 

Die Interambulacralfelder führen zwei Reihen überein- 
stimmender Stachelwarzen; sieben, ‘einmal acht in einer Reihe. 
Die Reihen nähern sich vom Umfange zum Scheitel hin nur wenig, 


dagegen bis zur Mundlippe fast bis zur Berührung der letzten 


I. Diadematidae. 11 


kleinen Warzen. Alle grösseren Täfelchen, welche ungefähr so 
hoch wie breit sind, sind ringsum von einer Reihe Granula besetzt. 
Auf der Oberseite sind die Granula sparsamer vorhanden und 
fehlen insbesondere in der Mitte des Feldes gänzlich. Unter den 
seitlichen Granulen sind einzelne stärker entwickelt und mamme- 
lonirt, ohne dass man von einer secundären Warzenreihe reden 
könnte. 

Peristom nicht im mindesten eingesenkt, gross; Ambulacral- 
lippen breiter als Interambulacrallippen. Kiemeneinschnitte nicht 
gross, so tief wie breit, mit einer starken Wulst. 

Scheitellücke mit ausgefallenem Scheitelschilde gross, fünf- 
seitig (zum Theil verbrochen). 

Bemerk. Phymosoma quinguangulare stimmt in Gestalt und 
Grösse mit einer afrikanischen Art: Phymosoma Coquandi Cott.!) 
überein. Dieselbe ist verschieden durch stärkere Entwickelung 
der Granula, insbesondere zwischen den beiden interambulacralen 
Warzenreihen, etwas grössere Zahl der Stachelwarzen, stärker 
entwickelte Doppelzeiligkeit der Porengänge auf der Oberseite 
und dadurch, dass die Porenpaare am Peristom sich nicht zu 
schrägen Reihen ordnen (COTTEAU giebt im Texte hierüber nur an: 
Zones poriferes se dedoublant un peu pres du peristome), sowie 
durch etwas eingesenkte Mundlücke. 

In der Gestalt des Gehäuses steht am nächsten Leiosoma 
rugosum Ag. sp.?). Aber es sind deutliche Secundärtuberkeln 
vorhanden und das Fehlen der Kerbung der Stachelwarzen hat 
CoTTEAU genöthigt, die von Acassız schon 1840 aufgestellte Art 
von Phymosoma abzusondern und als Typus der Gattung Leiosoma 
aufzustellen. 

Vorkommen. Das einzige vorliegende Exemplar fand sich 
im turonen Pläner (Galeriten-Pläner?) nördlich von Ahaus (im 
zweiten Steinbruche von Süden her, beim ersten Kreuze) bei 
Graes. 


Original in meiner Sammlung. 


1) Corszau, Pal. frane. terr. er&t. tome VII, pag. 586, tab. 1139, fig. 7—12. 
2) Corrsau, ibid. tab. 1188. 


12 I. Diadematidae. 


Phymosoma radiatum, SORIGNET 1850. 


Cyphosoma radiatum, Soxıeser, Ours. de deux arrond. du depart. de l’Eure, 
pag. 28. 


Maasse einiger Exemplare in Millimetern: 


1. I. II. IV. 
Durchmesser des Gehäuses . . . 105 13 17 20 
Elöhe des Gehäuses . 2 222% 45006 Sr cay9 
Durchmesser des Peristoms . .ca.5 Desrcas6 7 
Breite der Ambulacralfeldee . . 3 35 AS 6 
Breite der Interambulacralfelder . A car 6 7 
Zahl der ambulacralen Stachel- 
warzen in einer Reihe . . .5-6 6-1 1-8 8-9 
Zahl der interambulacralen Stachel- 
warzen in einer Reihe . . . 6 7 8 9—10. 


Gehäuse klein bis von mittlerer Grösse, von kreisförmigem 
bis gerundet fünfseitigem Umfang; Oberseite mässig gewölbt, 
Rand gerundet, Unterseite concav. 

Ambulacralfelder !/; schmaler als die Interambulacral- 
felder. Jedes mit zwei Reihen crenelirter, nicht durchbohrter 
Stachelwarzen, 9 in einer interambulacralen Reihe (in den klein- 
sten 7) besetzt, welche an Grösse gegen die Pole hin rasch ab- 
nehmen. Die Asseln beiderlei Felder, insbesondere die grossen 
am Umfange des Gehäuses, sind so hoch wie breit und ihr Warzen- 
hof gestrahlt. Die der Afterlücke näher gelegenen Täfelchen etwas 
breiter als hoch. : 

Die Porengänge sind in der Nähe der Pole wenig, am 
Umfange des Gehäuses stärker hin und her gebogen. Sie werden 
durch einfache Porenpaare gebildet, welche nirgendwo durch 
Verschiebung auseinandertreten und deshalb weder am Periproct 
noch am Peristom doppelte oder schräg gestellte Reihen bilden. 
Die Poren sind rundlich, jedoch etwas höher als breit, ihr 
Zwischenraum etwa dem eigenen Durchmesser gleich. Sie zeigen 
auf den grossen Täfelchen die Neigurg, sich schräg zu stellen. 


Fünf bis sechs Paare auf einer Assel. Die vertikale Mittelnaht 


I. Diadematidae. 13 


der Ambulacralfelder wird jederseits von einer, manchmal undeut- 
lichen Reihe Granula begleitet, die nur am Umfange des Gehäuses 
eine Unterbrechung erleidet. In horizontaler Richtung sind die 
Warzenhöfe durch 2 bis 3 Granulareihen geschieden. Vier am 
Umfange gelegene Ambulacralasseln sind grösser als die übrigen, 
sie zeigen am Aussenrande bis an den Fuss des Warzenkopfes 
reichende Einschnitte, welche den verwachsenen Porentäfelchen 
entsprechen. Ausserdem leicht radiirt. Die grossen Interambula- 
craltafeln sind deutlicher radiirt. Jeder Warzenhof an der Naht 
von einer Reihe Körnchen umgeben, welche mit den Radien zu 
correspondiren pflegen. An der Unterseite eine leise Andeutung 
zur Bildung von Secundärtuberkeln neben den Porengängen. Auf 
der Oberseite die mittlere Partie jedes Interambulacralfeldes bis 
auf die Erstreckung von drei bis vier Asseln frei von Granulen, 
glatt, dagegen schieben sich hier in den äusseren Ecken der Täfel- 
chen bisweilen noch einzelne Körnchen ein. 

Peristom von mittlerer Grösse, kreisförmig, ziemlich tief 
eingesenkt, bei den grösseren Gehäusen mehr, als bei den klei- 
neren. Kiemeneinschnitte schwach. 

Scheitellücke (mit stets fehlendem Scheitelschilde) gross, 
gerundet fünfseitig. 

Die durchschnittliche Grösse der Mehrzahl der vorliegenden 
Gehäuse beträgt 17” Durchmesser und 8" Höhe; das kleinste 
Exemplar (von Graes) misst 11 und 5"", das grösste (von Hun- 
dorf) 22 und 11m, 

Ueber die seltenen kleinen Stücke ist noch zu bemerken, dass 
das Peristom weniger eingesenkt ist, in welchem Umstande sich 
dieselben also dem Phymosoma tenwistriatum nähern. 

Bemerk. In Deutschland ist die Art lange verkannt. Von 
GoLpDruss wurde sie dem Anscheine nach mit unter Crdaris va- 
riolaris Ag. zusammengefasst, von AD. RÖMER muthmaasslich als 
Diadema tenue Ag. gedeutet, von GEINITZ, nach eigener Angabe !), 
in seinen älteren Schriften als Cyphosoma granulosum Gldf. be- 
zeichnet. Sie wurde dann 1850 durch SORIGNET begründet, aber 


1) Geintız, Elbthalgebirge, II, pag. 8. 


14 I. Diadematidae. 


leider nicht durch eine Abbildung erläutert, während im selben 
Jahre Dıxox!) eine nicht von einem Namen begleitete, wenig deut- 
liche Abbildung gab, worin CoTTEAU die SORIGNET' sche Art wieder 
zu erkennen glaubt ?). 

In England taucht dann die Bezeichnung Cyphosoma simplex 
Forbes?) zuerst als blosser Name auf, der dann bald darauf durch 
WooDWARD#) eine kurze Erläuterung fand, wobei beide Autoren 
sich gegenseitig aufeinander berufen. Von den nun folgenden 
Schriftstellern, von COTTEAU‘ und WRIGHT, wurde die FORBES'- 
sche Benennung wieder eingezogen, von ÜOTTEAU mit dieser zu- 
gleich Cyphosoma Wetherelli Forb., die jedoch von WRIGHT auf- 
recht erhalten wird. 

Erst die Darstellungen von CorrEAu?) und WrıcHT®) haben 
eine wünschenswerthe Darstellung der Art gebracht, welche einen 
näheren Vergleich ermöglicht. Besonders übereinstimmend mit 
den vorliegenden Stücken sind die Abbildungen von WRIGHT und 
von CorTTEAU tab. 1148, fig. 6 — 10 (welche ebenfalls ein englisches 
Exemplar darstellen). Was CoTTEAU als var. granuleuse aus dem 
Senon von Senneville tab. 1148, fig. 1—5 abgebildet, hat sich in 
Deutschland noch nicht gezeigt und bezweifle ich die Zugehörigkeit. 

Die sächsischen Verkommnisse sind neuerlich durch GEmITZ?) 
auch zu C'yphosoma radiatum gestellt worden, während QuENSTEDT®) 
dafür eine neue Bezeichnung, Diadema variolatus Strehlensis, auf- 
stellt, anscheinend weil die Stücke von Strehlen dadurch von 
Üyphosoma radiatum abweichen, dass sich die letzten Porenpaare 


) Dixon, Geology of Sussex, tab. 24, fig. 23 — 31. 

2) In der zweiten Ausgabe von Dixon, 1878, "wird pag. 373 die angezogene 
Figur als Phymosoma rotatum Forb. angesprochen, eine Art, welche von Wrıeur, 
l. c. pag. 116, unter die Synonyma von Eehinoceyphus diffieils Ag. sp. gestellt wird. 

°) Forses in Morris, Cat. of Brit. foss. sec. edit. 1854, pag. 75. 

#) Memoirs of the geological Survey of the United Kingdom, Decade V, 
1556, Appendix, pag. 2, 3. : 

>) Cowrwau, Pal. frang.. terr. cret. tome VII, pag. 609 — 614, tab. 1147, 
tab. 1148. 

6) Weusur, Monogr. of the British fossil Echinodermata from the Cretaceous 
[ormations, part. I, 1864 — 1868, pag. 143, tab. 29, fig. 2, 3. 

‘) Geimerz, Elbthalgebirge, IT, pag. S, tab. 2, fig. 7— 10. 

°) Qusssenor, Echiniden, 1875, pag. 328, tab. 72, fie. SI — 90. 


I. Diadematidae. 15 


am Mundsaume senkrecht und vereinzelt stellen. Dies ist nicht 
ganz genau, denn sie stellen sich nur schräg, was allerdings 
CorTTEAU in seiner Figur nicht ausdrückt. Uebrigens zeichnet 
QUENSTEDT nichts von einer Radürung der Asseln und auch 
GemıTZ deutet sie nicht hinreichend genug an. 

Ueber die Beziehungen zu Phymosoma pseudoradiatum aus 
Ober-Senon ist bei ‚dieser Art selbst gesprochen. 

Verwandt im allgemeinen Habitus ist der auf Cenoman be- 
schränkte Echinoeyphus rotatus Cott., siehe diesen. Der ebenfalls 
im unteren Turon auftretende Kchinocyphus mespilia W oodw., siehe 
diesen, besitzt ein höheres, mehr kugeliges Gehäuse. 

Verbreitung. Phymosoma radiatum bildet mit leicht in die 
Augen fallenden Merkmalen ein charakteristisches Fossil des turonen 
Pläners. 

Die Art ist besonders im östlichen Deutschland häufig. Sie 
liegt von dort vor aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen (Sachsen), 
Hundorf und Turn bei Tepliz (Böhmen), vom Hublic bei Laun 
(Böhmen) und Oppeln (Schlesien). 

‚Dann als Seltenheit aus dem westlichen Deutschland, ent- 
weder aus gleichem Niveau oder aus dem unterlagernden Galeriten- 
Pläner, zwischen Beuchte und Weddingen (Hannover) und Graes 
bei Ahaus (Westfalen). 

Und zuletzt aus dem mit dem Scaphiten-Pläner gleichalterigen 
Turon-Grünsande der Zeche »Schlägel nnd Eisen« bei Reckling- 
hausen (Westfalen) in ca. 325" Tiefe. 

Zur Untersuchung liegen 14 Exemplare vor. 


Phymosoma Gehrdenense, SCHLÜTER. 
Taf. 3, Fig. 1—5. 


Phymosoma Gehrdenense, Scuuürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- und 
Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 1381. 
Maasse: 


Durchmesser des Gehäuses . . . . ....... 19 
Elchendesl@chäusesie a ee en 


16 I. Diadematidae.. 


DurchmessersdesPReristomsı Sr Sn 6 
Breiter den Ambulaeraltelder re 
Breite der Interambulaeralfelder . . . .... a Icey) 


Zahl der ambulacralen Warzen in einer Reihe . 14 
Zahl der interambulacralen Warzen in einer Reihe 14. 


Gehäuse klein, kaum von mittlerer Grösse, niedrig, Ober- 
seite gewölbt, Unterseite concav !). 

Porengänge, gebildet aus grossen runden Poren, in ihrem 
ganzen Verlaufe einfach, auf der Oberseite geradlinig, am Umfange 
und auf der Unterseite undulirt. 

Die Ambulacralfelder führen zwei Reihen nicht grosser, 
erenelirter und durchbohrter Stachelwarzen, 14 in jeder Reihe, 
welche vom Umfange zu den Polen hin langsam an Grösse ab- 
nehmen. Die grösseren sind seitlich leicht gestrahlt. 

Die Interambulacralfelder tragen ebenfalls zwei Reihen 
Stachelwarzen von gleicher Beschaffenheit und gleicher Zahl. 
Warzenhöfe klein, sich meist berührend. Mit Ausnahme dieser, die 
ganze Oberseite des Gehäuses gleichmässig mit feinen, gleichartigen 
Granulen dicht besetzt. Auf der Unterseite begleiten nur Granula- 
Reihen die Nähte der Asseln?2). An den Seiten der Ambulacral- 
felder ragen einzelne Granulen durch mehrere Grösse hervor und 
sind zum Theil mammelonirt. - 

Peristom tief eingesenkt, von mittlerer Grösse. Kiemen- 
einschnitte klein. Ambulacrallippen schmaler als Interambulacral- 
lippen. 

Bemerk. Nahe verwandt. ist das afrikanische Phymosoma 
Schlumbergeri Cott.?), namentlich durch: die reiche, gleichmässige 
Entwickelung der Granula, aber das Gehäuse ist höher und die 
Mundlücke nicht eingesenkt; die Porengänge im ganzen Verlaufe 
geradlinig. 

Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich 
in dem untersenonen Kreidemergel bei Gehrden unweit Hannover. 

Original im Museum der Universität zu Bonn. 


) In der Abbildung Fig. 2 nicht hinreichend deutlich ausgedrückt. 
?) In der Abbildung nieht naturgetreu wiedergegeben. 
3) Corırau, Pal. frang. terr. eröt. tome VIT, tab. 1141, fig. 4—11, pag. 591. 


I. Diadematidae. al 


Phymosoma cf. magnifieum, Acassız 1840. 


Der vorstehend genannten, von AGAssız!) bereits 1840 auf- 
gestellten, aber erst 1865 durch Corrzau?) abgebildeten Art 
dürften einige wenig gut erhaltene Gehäuse aus norddeutschem 
Unter-Senon zuzuzählen sein. Ihre Dimensionen sind: 


Durchmesser des Gehäuses zu an 7 99wm 
Hliöherdesa@ehäusesp De 
Weiter. der Mundlucker ne 


Das Gehäuse kreisförmig, oben mässig gewölbt mit fünf- 
seitiger Scheitellücke des fehlenden Scheitelschildes, Rand gebläht, 
Unterseite mit wenig eingesenktem Peristom. 

Porengänge auf der Oberseite verdoppelt, am Umfange des 
Gehäuses einfach, aber wellig gebogen, in der Nähe der Mund- 
lücke in kurze, schräge Reihen aufgelöst. 

Die Ambulacralfelder führen zwei Reihen crenelirter, nicht 
durchbohrter Stachelwarzen, welche sich auf der Oberseite des 
Gehäuses rasch verjüngen. Jede Reihe führt etwa 14. Die un- 
günstige Erhaltungsart lässt die Granulen nicht mit wünschens- 
werther Deutlichkeit erkennen. Es scheint, dass sie nur in der 
Mittellinie der Felder entwickelt sind, reichlicher auf der Ober- 
seite und in der Nähe des Umfanges, an Zahl abnehmend gegen 
die Pole, dann nur eine winklige Linie bildend. 

Die Interambulacralfelder, ein Drittel breiter als die 
Ambulacralfelder, tragen ebenfalls zwei Reihen, von denen jener 
nicht verschiedener Stachelwarzen. Die wenig entwickelten Se- 
cundärtuberkeln bilden an jeder Seite der Ambulacralfelder eine 
unregelmässige Reihe. Die auch hier nicht deutlichen Granulen 
scheinen sich vorwiegend in der Mittellinie der Felder anzuhäufen, 
kein geschlossenes Warzenhöfchen zu bilden und zwischen Scheitel 
und Rand zu verschwinden. 


!) Acassız, Catal. syst. Eetyp. foss. Mus. neoe., pag. L1. 
2) Correau, 1. c. tab. 1155 — 1156, 1157, pag. 635. 


18 I. Diadematidae. 


Hiernach stimmen die vorliegenden Stücke, soweit ihre Er- 
haltungsart einen Vergleich gestattet, mit der genannten Art über- 
ein. Nur hat es den Anschein, als ob bei dieser das Gehäuse 
höher, die Asseln der Oberseite des Gehäuses niedriger seien und 
als ob die Gestaltung der Porengänge in der Nähe des Peristoms 
einfacher sei, von denen ÜOTTEAU sagt: »ä peine se multiplier«, 
aber keine Abbildung zur näheren Erläuterung beifüst. 

Es dürfte noch zuzufügen sein, dass jenes Merkmal einer von 
COTTEAU zu dieser Art zugezogenen Varietät, die einst A@assız 
als Cyphosoma sulcata beschrieb!), von der es heisst: »Des sillons 
transverses, entre les plaques, comme les Temnopleurus« sich an 
keinem der vorliegenden Stücke wahrnehmen lässt. Sobald von 
letzteren besser erhaltene Exemplare gefunden sind, wird man 
über die Zugehörigkeit oder Verschiedenheit ein befriedigendes 
Urtheil gewinnen können. 

Vorkommen. Es liegen vier Exemplare vor aus dem Unter- 
Senon der Gegend zwischen Adenstedt und Bülten (Hannover). 
Vielleicht kommt die Art auch bei Speldorf vor. 

Originale in meiner Sammlung. 


Phymosoma ornatissimum, AGassız 1846. 


Cidaris variolaris Gowwwuss (non! Brong.), Petref. Germ. pag. 123, tab. 40, fie. 9. 


Cyphosoma ornatissimum Acassız, Cat vaiss. Ann. sc. 1346, pag. 352. 
: 


Maasse einiger Exemplare in Millimetern: 


l. TTV VEN 


Durchmesser des Gehäuses . . 25 29,5 37 44 -48 58 

Eloherdesa@& ehäusespr rd BrRloregzeg 

Durchmesser des Peristoms . . 8 10 — Dr ll 
1) Asassız, Cat. vaiss. des Nchin.. Ann. des: se. nat. 2. ser. 1846, tome VT, 


pag. 351, abgebildet 1860 durch Conrwau et Traun, Behin, du depart. de la Sarthe 
’ 
tab. 44, fig. 9— 13, pag. 268. 


I. Diadematidae. 19 


LG. 206. MG 1 Wa VI. 
Breite der Ambulaeralfellder . 6 — 9 11 il 14,5 


Breite der Interambulacralfelder 9 — 12 15 17 19 
Zıahl der Ambulacralwarzen in 

ener Kealleo 0 08.0.0 10 Aa ee AT NER 
Zahl der Interambulacralwarzen 

Iinweınerakeihere Da Ares 16. 


GouLpruss bezeichnete die für die senone Kreide von Coesfeld 
typische Phymosoma-Art als Cidaris variolaris Brong.!). Diese auf 
das Cenoman beschränkte Art kann hier gar nicht in Betracht kom- 
men, da die durchbohrten Höcker sie in die Gattung Pseudodiadema 
verweisen. 

Desor?) stellte die GoLpruss’sche Cidaris variolaris unter die 
Synonyma von Phymosoma Koenigi Mant.3), worin ihm Corrzau®) 
und WriıcHuT®) folgten. Prüfen wir unter Zugrundelegung der 
genauen, von WRIGHT gegebenen Abbildungen das Phymosoma 
Koenigi, sowie einiger vorliegender englischer Originale beide 
Vorkommnisse, so ergeben sich trotz der im allgemeinen grossen 
Aehnlichkeit beider folgende Unterschiede: 


a. bei den englischen Typen ist die Unterseite plan, bei den 
westfälischen Stücken ist das Peristom tief eingesenkt; 

b. bei den englischen Gehäusen sind die Mundeinschnitte 
für die Kiemen obwohl nicht sehr tief, doch scharf ausge- 
prägt, bei den westfälischen Stücken dagegen kaum wahr- 
nehmbar; . 

c. bei den englischen Stücken verlassen die Ambulacralporen 
in der Nähe der Mundlücke die bogenförmige Stellung und 
bilden statt deren drei schräge kurze Reihen, wovon man 
bei den westfälischen Stücken nichts wahrnimmt; 


!) Das von Goupruss abgebildete Exemplar stammt von Coesfeld selbst. 

?) Desor, Synop. Echin. foss. 1858, pag. 87. 

°) In Folge dessen ich selbst früher dieses Vorkommen mit diesem Namen 
bezeichnete. 

*) Correau, Pal. frang. terr. er&t. tome VII, pag. 678. 

5) Wrıcht, Cret. Echin., Pal. soc. 131. 


20 I. Diadematidae. 


d. an der Unterseite der westfälischen Gehäuse finden sich 
auf den Interambulacralfeldern sowohl zwischen den beiden 
Hauptreihen der Stachelwarzen zwei Reihen kleiner Stachel- 
warzen, wie jederseits am Aussenrande des Feldes neben 
der secundären Warzenreihe noch eine zweite kleinere). 
Beide fehlen den englischen Stücken. 

Mithin können beide nicht als zur selben Art gehörig 
betrachtet werden. 

Vor Dzsor hatte: AGassız?) für sein Uyphosoma ornatissimum 
sich auf die einzige Abbildung des Cidaris variolarıs bei GOLDFUSS 
(wenn auch mit einem Fragezeichen) berufen und dabei angegeben, 
die Art finde sich ‘ausser in Deutschland auch in der weissen 
Kreide Englands, statt der Beschreibung nur beifügend: »Differe 
du Cyphosoma Tiara par le dedoublement des pores & la face 
superieure, et par la presence de tubercules secondaires assez de- 
veloppes & la face inferieure«. 

DESOR und COTTEAU und WRIGHT stellen consequenter Weise 
auch Phymosoma ornatissimum Agass. unter die Synonyma von 
Phymosoma Koenigi, was, wie gezeigt, nicht zulässig. 

Verwandt ist nach der Darstellung CorrtEau’s Cyphosoma 
Tiara Hag. sp. AGassız nennt Cyphosoma Tiara (— Cidaris Tiara 
Hag.), dem er sein Oyphosoma magnificum3) beifügt, von Meudon 
und Rügen %). 

Desor) stellt Cyphosoma Tiara unter die Synonyma von 
Oyphosoma sawatile Park. sp., und nennt es mithin sowohl aus 
Kent wie von Meudon, und hält Oyphosoma magnifieum aufrecht. 


!) Jedoch nicht so scharf ausgeprägt, wie bei dem ebenfalls grossen PAymo- 
soma Girummense Des. Pal. franc. 1. c. tab. 1160. 3 

2) Acassız, Cat. raiss., Ann. sc. 1846, pag. 352. 

®) Acassız, Cat. syst. pag. 11. 

1) Asassız, Cat. raiss. ]. ec. pag. 351. 


°) Desor, Syn. Echin. foss. pag. S7. 


I. Diadematidae. 21 


CoTTEAUN) dagegen hält Oyphosoma Tiara aufrecht und ebenso 
wie WRIGHT?) (yphosoma sawatile, dieses jedoch unter dem KLEm’- 
schen Namen Cyphosoma corollare, von St. Pierre, Meudon etc. 

Da nach der Darstellung von CorTEAu Cyphosoma . Tiara 
allerdings eine Verdoppelung der Porenpaare gegen den Scheitel 
hin zeigt, dagegen keine eingesenkte Mundlücke, nur auf der 
Unter-, nicht auf der Ober-Seite secundäre Warzenreihen führt, 
Hauptstachelwarzen in jeder Reihe nur 9 statt 14, wie bei den 
vorliegenden, so können diese nicht zu Oyphosoma Tiara gestellt 
werden. 

Oyphosoma corollare (= (. sawatile) ist von unseren Stücken 
durch geringe Entwickelung der Secundärtuberkeln, geringere 
Zahl (9) der Hauptstachelwarzen etc. verschieden. 

Cyphosoma magnificum Ag.?) besitzt eine ähnliche Ornamentik 
wie die in Rede stehenden Stücke, dies mag Veranlassung gewesen 
sein, dass AD. RÖMER und FERD. RÖMER diese Vorkommnisse zu 
Uyphosoma magnificum gestellt haben; allein bei dieser Art ist das 
Peristom kaum wahrnehmbar eingesenkt, die Asseln der Oberseite 
sind niedriger, damit zugleich die Stachelwarzen kleiner und ein- 
ander mehr genähert etc. 

Die durch HAGEnow®) als Cidaris (Diadema) aus der Kreide 
Rügens beschriebenen, nahestehenden Phymosomen, Phym. princeps 
und Phym. taeniatum, unterscheiden sich leicht, schon durch die 
wenig eingesenkte Mundlücke. 

Es können sonach die gedachten Vorkommnisse nur die Be- 
zeichnung Phymosoma ‘ornatissimum Ag. tragen. 

Vorkommen. Ich sammelte eine grössere Zahl. Exemplare 
in der unteren Mucronaten-Kreide Dei Coesfeld und Darup in 
Westfalen. 


1) Correau, Paleont. franc. 1. c. pag. 674, tab. 1966. 
2) Waicur, ]. c. pag. 134. 


3%) Paleont. france. 1. e. page. 636, tab. 1155, 1157. 
4) Jahrb. für Mineral. 1840, pag. 651. 


22 I. Diadematidae. 


Phymosoma princeps, HAGENowW) 1840. 
Taf. 6, Fig. 1—5. 


Cidaris (Diadema) princeps, Frep. von Hacznow, Monographie der Rügenschen 
Kreide- Versteinerungen. Il. Abtheil. Jahrbuch für 
Mineral. ete. 1840, pag. 651. 


Ausser einem von HAGENow im Jahre 1853 eingesandten 
Gypsabgusse liegt ein angeblich von Rügen stammendes Ori- 
ginal vor. 


Maasse: 
Durchmesser des Gehäuses . . „udn 
IlohendesaG.ehäusess 24 » 
\VeitendereNunglückessr u erezer DZ 
Breite der Ambulacralfeldee . . 2... 15 >: 
Breite der Interambulacralfelder . . . . 19 » 


Zahl der ambulacralen Stachelwarzen in 
AUIEEN 13 
Zahl der interambulacralen Stachelwarzen in 

einer! Reihe mr Er EI ER ale 


Einenalkeih em 


Das grosse Gehäuse zeigt eine nahe Verwandtschaft mit den 
grössten Exemplaren des Phymosoma ornatissimum von Coesfeld. 
Leicht unterscheidet die sowohl engere wie nur um ein Geringes 
eingesenkte Mundlücke. Zugleich sind die Warzenhöfe tiefer ein- 
gesenkt; die Höhe der grossen Asseln am Umfange des Gehäuses 
grösser, dagegen zum Scheitel hin rascher an Grösse abnehmend 
und der Kegel von einem schärfer vortretenden Ringe umgeben. 
Die Secundärwarzen und Granulen weniger entwickelt und auf 
der Oberseite die glatte, granulafreie Partie zwischen den inter- 
ambulacralen Warzenreihen weiter ausgedehnt. 

Vorkommen. Bis jetzt nur aus der obersenonen Kreide 
der Insel Rügen bekannt. 


) Was Desor, Syn. löchin. foss. pag. 89, unter dieser Bezeichnung nennt, 
ist verschieden. — Wenn Quuxsment, lüchin. pag. 325, meint, Diadema princeps 
Hag. und Diadema speciosa Hag. sei das Gleiche, so ist dies irrig, wie zwei mit 
Haaesow’s Handschrift versehene Gypsabgüsse darthun; dagegen möchte Diadema 
taeniatum Mag. und Diadema speciosa zusammenfallen. 


T. Diadematidae. 23 


Phymosoma taeniatum, HAGEnow 1840. 
Tat 7, Rio. 1—). 
Oidarıs (Diadema) taeniatus, Frıepr. von Hagenow, Monographie der Rügenschen 


Kreide- Versteinerungen. II. Abtheil. Jahrbuch für 
Mineral. ete. 1840, pag. 651. 


Maasse: 
Durchmesser des Gehäuses . . . . . . 41 — 43mm 
HlöhendesuGehänsespl Mu 13 » 
Weite der Mundlücke . . 2. 2. 2... 15 » 
Breite der Ambulacralfelder . . ... 10 » 
Breite der Interambulacralfeldee . . . . 155. 


Schliesst sich den beiden zuletzt genannten Arten als ver- 
wandte Form an. Der augenfälligste Unterschied beruht in der 
Beschaffenheit der Stachelwarzen. Dieselben sind auf der Ober- 
seite des Gehäuses wie bei-der Gattung Leiosoma Cott. nicht cre- 
nelirt; am Umfange des Gehäuses und weiter abwärts zeigen sie 
in .der Richtung zum Peristom ein paar Kerben, 3 bis 4, was 
schon durch HAGEnow hervorgehoben wurde: »die Gelenkwarzen- 
ringe sind glatt und zeigen nur gegen den After (soll wohl 
heissen Mund!) hin eine Spur von Kerbung«. Weiter unter- 
scheidet die Grösse und geringe Einsenkung die Mundlücke. 
Von Phymosoma princeps durch geringere Ausdehnung und Ein- 
senkung der Warzenhöfe verschieden. Während bei der letzten 
Art die Porengänge in der Umgebung des Peristoms_ eine völlig 
einfache Reihe biıden, die Porenpaare sich aber fast senkrecht 
stellen!) — lösen sich dieselben bei Phymosoma taeniatum in einige 
kurze Reihen auf. Granula gut entwickelt, Secundärwarzen schwach, 
nur an der Unterseite und hier besonders seitlich. 

Vorkommen. Nur aus dem Ober-Senon der Insel Rügen 
bekannt. 

Ein Exemplar im Museum der Universität zu Berlin. 


1) Bei Phymosoma ornatissimum wegen der an dieser Stelle ungünstigen Er- 
haltung der zahlreich vorliegenden Stücke bisher nicht beobachtbar. 


24 I. Diadematidae. 


Phymosoma pseudoradiatum, SCHLÜTER. 


Phymosoma pseudoradiatum, Schuürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- 
und Heilkunde in Bonn, 7. Noy. 1881. 


Im Ober-Senon Norddeutschlands findet sich als Seltenheit 
ein Phymosoma, welches dem aus dem mittleren Turon-Pläner 
wohlbekannten Phymosoma radiatum nahe steht. Uebereinstimmend 
sind die Ambulacra, welche aus einfachen Porenpaaren gebildete, 
wellig gebogene Gänge darstellen, die sich weder am Munde noch 
am After durch Auseinanderschieben verbreitern, übereinstimmend 
die Radüirung der Asseln, welche nur primäre, crenelirte, nicht 
durchbohrte Stachelwarzen tragen, denen sich an der Mundseite 
auf jedem Interambulacrum seitlich ein paar kleine Secundär- 
höckerchen anfügen etc. Abweichend ist die jüngere Art von der 
älteren dadurch, dass sich auf den Ambulacralasseln keine mehr- 
fachen Horizontalreihen von Granulen finden, welche ich an keinem 
Gehäuse der genannten Art des Turon vermisst habe?); dann da- 
durch, dass auf der Oberseite des Gehäuses die Interambulacral- 
tafeln niedriger und breiter sind, die Stachelwarzen (mit Ausnahme 
der äussersten) in das Centrum der Asseln rücken — während sie 
bei Phymosoma radiatum dem Seitenrande näher stehen — so dass 
die Felder hierdurch Raum für ein seitliches Granula- Band er- 
halten. — Endlich scheinen die Gehäuse der jüngeren Art durch- 
schnittlich etwas grösser zu sein (27”®), das Peristom aber einen 
kleineren Durchmesser zu haben und weniger eingesenkt zu sein. 

Durch CorTTEAU sind verschiedentlich abweichende Gehäuse 
als Varietäten zu Phymosoma radiatum gestellt worden und dem 
Anscheine nach in Folge dessen die Art sowohl aus Turon wie 
aus Senon aufgeführt worden. Möglicher Weise könnten die 
Gehäuse aus der Kreide mit Belemnitella mucronata von Meudon, 
welche CorrEAU zu der Varietät »peu granuleuse« stellt, unserer 


Art angehören; vielleicht auch die Vorkommnisse von Rügen, die 


') Vergl. auch die Abbildungen bei Wrıaur I, e. tab. 29, fig. 2: Cormzau 1. c. 
tab, 1148, fig. 4, fie. 9, 


I. Diadematidae. 25 


DEsor!) Phymosoma Heberti nannte und COTTEAU unter die Syno- 
nyma von Phymosoma radiatum stellte. Wäre dies nachweisbar, 
so hätte unsere Art die Bezeichnung Phymosoma Heberti zu tragen, 
allein DEsor charakterisirt dieselbe unzureichend so: »Petite espece 
aplatie. Point de tubercules secondaires. Zöne miliaire tres &troite, 
reduite a deux petits filets perles. Pores non dedoubles«, und es 
dürfte sowohl weder das »petite« noch das »aplatie« auf unsere Art 
Anwendung finden können. Alle Exemplare wegen der Dünne der 
Schale verdrückt. 

Vorkommen. Die Art fand sich im Kreidemergel mit 
Belemnitella mucronata bei Ahlten. Vielleicht auch im westfälischen 


Kreidebecken ?). 


Phymosoma maeandrinum, SCHLÜTER. 
Taf. 3, Fig. 6— 10. 


Phymosoma maeandrinum, Schnürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- 
und Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 1881. 


Maasse: 
Durchmesser des Gehäuses . . ............. 40mm 
IHliohesdesu&ehäuseseen Sea 220 
Durchmesser des Peristoms. . . 2 .2..2..2...15» 
Breite der Ambulueralfelder . . . 2. .2.2..10» 
Breite der Interambulacralfelder . . . . .... 15» 


Zahl der ambulacralen Stachelwarzen in einer 


Reihen aan N Mala Bow raulaken. ge41O 
Zahl der interambulacralen Stachelwarzen in einer 
Ixeihen ul Bent laser], EN), 


Gehäuse gross, kreisförmig, die Höhe gleich dem halben 
Durchmesser; Ober- und Unterseite ziemlich gleichmässig, wenig 
gewölbt, fast plan. 


1) Desor, Syn. Echin. foss. pag. 450. 

2) Die ungünstige Erhaltung der bis jetzt vorliegenden Stücke selbst lässt 
keinen genauen Vergleich zu. Ein Theil der Gehäuse schliesst sich an Phymosoma 
spatuliferum Forb. (Weicur 1. ec. pag. 141, tab. 28) an. 


26 I. Diadematidae. 


Die Porengänge, stark wellig gebogen, besonders auf der 
Oberseite und am Umfange, werden gebildet von einfachen Poren- 
paaren, welche in der nächsten Nähe der Scheitellücke undeutlich 
werden, am Umfange weiter auseinandertreten als auf der Ober- 
und Unterseite, so dass hier mammelonirte Tuberkeln zwischen 
ihnen Platz finden. An den Mundlippen bilden dieselben noch 
2 oder 3 kurze, schräge Reihen. Die Poren sind klein, gerundet, 
Auf den grösseren Asseln werden dieselben durch ein Granul ge- 
trennt. 

Die Ambulacralfelder, zugespitzt und schmal an der 
Scheitellücke, nehmen langsam an Breite zu bis an den Umfang 
des Gehäuses und verengen sich dann bis zur Mundlippe um die 
Hälfte. Sie tragen zwei Reihen kräftiger, crenelirter, aber nicht 
durchbohrter Stachelwarzen, welche vom Umfange des Gehäuses 
gegen die Pole hin ziemlich rasch an Grösse abnehmen. In jeder 
Reihe 9 oder 10. Die stark wellige Vertikalnaht wird von spar- 
samen Granulen begleitet, dagegen Wird der auf der Oberseite 
und am Umfange des Gehäuses breite horizontale Zwischenraum 
zwischen den kreisförmigen Warzenhöfen, von denen die grössten 
seitlich gestrahlt sind, durch zahlreiche, zum Theil mammelonirte 
Granulen ausgefüllt,- welche sich mehr oder minder regelmässig 
auf den zwischen je zwei grossen Ambulacraltafeln einschiebenden 
und bis zur Mittelnaht reichenden Porentafeln, deren Zahl 1 bis 4 
beträgt, ordnen. 

Die Interambnlacralfelder, um die Hälfte breiter als die 
Ambulacralfelder, sind wie diese mit zwei Reihen grosser Stachel- 
warzen versehen, von derselben Beschaffenheit wie die ambula- 
cralen, jedoch um ein weniges grösser, insbesondere in der Nähe 
des Scheitel. Secundärtuberkeln fast gleich Null, nur auf der 
Unterseite des Gehäuses jederseits der Felder eine nicht ganz regel- 
mässige ‚Reihe sehr kleiner Wärzchen. Die nicht eingesenkten 
Warzenhöfe sind ringsum von Granulen, von denen einzelne mam- 
melonirt sind, umgeben. Auf der Unterseite finden sich dieselben 
sparsamer und auf der Oberseite lassen sie die mittlere Partie der 
Felder frei und ist dieselbe in der Nähe des Scheitels etwas ein- 


sed rückt. 


I. Diadematidae. 27 


Peristom von mittlerer Grösse, kaum sichtbar eingesenkt. 
Kiemeneinschnitte schwach, mit wenig aufgeworfenem Rande. 
Ambulacrallippen ein wenig schmaler als die Interambulacral- 
lippen. 

Die Scheitellücke des ausgefallenen Scheitelschildes nicht 
gross, deutlich fünfseitig. 

Bemerk. Unser Echinide erinnert in manchen Beziehungen, 
z. B. den am Scheitel zugespitzten Ambulacralfeldern, den ein- 
fachen welligen Porengängen an Leiosoma Tournoueri!) aus dem 
Senon des südlichen Frankreich. Da jedoch die ungekerbten 
Stachelwarzen desselben die Zuweisung zur Gattung Leiosoma 
fordern, so ist ein weiterer Vergleich nicht erforderlich. 

Unter den Arten der Gattung Phymosoma besitzt keine in 
gleicher Weise gegen den Scheitel hin zugespitzte Ambulacral- 
felder. Einen ebenfalls stark welligen Verlauf der Porengänge 
zeigt z. B. Phymosoma Agwitanicum Cott.?) aus dem Neocom und 
Phymosoma costulatum Oott.?) aus Turon, die jedoch oben gerad- 
ling werden und sich verdoppeln. Ein ähnliches Verhältniss der 
zwischen die grossen Ambulacraltafeln sich einschiebenden und bis 
zur Mittelnaht verlängernden Porentafeln zeigt Phymosoma paueci- 
tuberculatum Gras*) aus Neocom, sowie Phymosoma Batnense Cott.?) 
aus Turon Afrikas, und zum Theil Phymosoma Delamarrei Desh.®), 
ebenfalls aus Turon Nordafrikas; allein alle zeigen im übrigen so 
viele Abweichungen, dass eine Verwechselung nicht zu befürchten 
steht. Unter den auch in Deutschland sich findenden, gut ge- 
kannten Arten möchte das kleine Gehäuse des Phymosoma radiatum 
Sorign. aus turonem Pläner wohl am nächsten stehen; indess unter- 
scheiden auch hier auf den ersten Blick das eingesenkte Peristom, 
die radiirten Warzenhöfe etc. 


1) Correau, Pal. frane. terr. eret. tom, VII, tab. 1187. 
tab! 11137. 
3) Cörzeau, 1. c. tab. 1151. 
9, Corzeau, |. c. tab. 1134. 
5) Corrzzav, ]. ec. tab. 1142. 
6) Corzeau, |. c. tab. 1140. 


pr 
2 


2) Correau, |. 


m 
Q 


28 I. Diadematidae. 


Das nur in einem Exemplare vorhandene Phymosoma granu- 
losum Goldf. aus der Maestricht- Kreide, dessen obere Hälfte un- 
bekannt ist, unterscheidet sich durch plötzlich aus leicht ovalen 
Warzenhöfen aufsteigende Warzenkegel und stärkere Entwickelung 
der vertikalen Granulabänder auf den Ambulacralfeldern, näheres 
Aneinandertreten der Warzenhöfe etc. : 

Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich in 
der jüngsten senonen Kreide bei Kunraed, nordwestlich von Aachen, 
und befindet sich im Besitze des Herrn Mineralienhändlers CAsımIR 
UsgacHs in Maestricht. 


Phymosoma pentagonale, Jos. MÜLLER sp. 


Goniophorus pentagonalis, Jos. MürLver, Monogr. der Petrefacten der Aachener 
Kreideform. Supplementheft, 1559, pag. 6, tab. 7, fig. 3. 


Aus den Horn- und Feuersteinen des Aachener Waldes nennt 
JOSEPH MÜLLER einen Goniophorus pentagonalis, den er ledig- 
lich »wegen der winkligen Form des Petrefactes«e zu Goniophorus 
stellt, womit er in der That gar nichts zu thun hat. Es kann 
sich hier wohl nur um Phymosoma oder Pseudodiadema handeln. 
Da MÜLLER ausdrücklich angiebt, die Warzen seien durchbohrt, 
so könnte es sich nur um Pseudodiadema handeln, allein in der 
Zeichnung ist nichts davon zu erkennen und in so jungen 
Schichten ist bis jetzt noch keine Pseudodiadema gefunden. Wäh- 
rend sich im Cenoman noch etwa 17 Arten finden, scheinen sie 
bereits im Turon mit nur noch 2 Arten zu erlöschen. Sonach 
steht vor der Hand zu vermuthen, dass die Angabe der Durch- 
bohrung auf irriger Beobachtung beruhe und die Stücke zur Gat- 
tung Phymosoma gehören. 

In der Abbildung von Jos. MÜLLER — die Vorkommnisse 
sind nur als Abguss des Inneren und Abdruck der Aussenseite 
bekannt — sind die Interambulacralfelder wahrscheinlich so ent- 
standen, dass auf den inneren Abguss der Abdruck der Aussen- 
seite unmittelbar aufgezeichnet wurde, denn am Peristom ist die 


durch das Fehlen der Schale entstandene Lücke mitgezeichnet 


Il. Diadematidae. 29 


worden. Wie die wunderlichen Ambulacralfelder mit den 4 Reihen 
gedrängt stehender Warzen entstanden sind, ist weniger leicht zu 
sagen. Sollten hier nicht die kleinen, höckerförmigen Abgüsse 
der Ambulacralporen zu Missverständnissen Anlass gegeben haben? 
oder stellen die äusseren Reihen seitliche Secundärwarzen der 
Interambulacralfelder dar? 

Wie dem auch sei, immerhin verdienen diese Vorkommnisse 
des Aachener Waldes Aufmerksamkeit, um so mehr, da sie sich 
leicht charakterisiren durch ihre scharf fünfseitige Gestalt!), welche 
bei keiner anderen Art in senonen Schichten sich wieder findet. 

Mir liest ein Exemplar von 43=® Durchmesser und 16" 
Höhe vor. Die Porengänge sind in ihrem ganzen Verlaufe einfach, 
in der Nähe des Scheitels geradlinig, oder doch fast geradlinig, 
dagegen am Umfange und auf der Unterseite stark undulirt. Die 
Interambulacralfelder bestehen aus wenigstens je zwölf Paaren 
breiter Asseln, welche auf der Oberseite sehr niedrig, am Umfange 
des Gehäuses an Höhe zunehmen. Die Stachelwarzen standen 
nicht in der Mitte der Asseln, sondern etwas der Mittellinie der 
Felder genähert, wodurch es wahrscheinlich wird, dass (am Um- 
fange) sich seitlich Secundärwarzen befanden. 


Bei dem grossen Formenreichthum ist ein 


Rückblick 


auf die Verbreitung der Gattung Phymosoma?) 


von Interesse. 
Ausser den vorstehend aus der Kreide Norddeutschlands näher 
besprochenen Arten der Gattung Phymosoma wurde von GOLDFUSS 


I) Freilich birgt dieser Hornstein auch noch andere Arten. Vielleicht steckt 
darunter Phymosoma Corneti, von Corrsau (Bull. soc. geol. 1874, pag. 117) aus 
der oberen Kreide Belgiens beschrieben. 

?) Aus der Jura-Formation scheinen bis jetzt erst 2 Arten beschrieben zu 
sein: Phymosoma supra corallinum Cott. (Catal. raiss. des Echin. foss. de l’Aube), 
Etage Kimmeridgien; Phymosoma Douvillei Gott. (Eehin. nouv. ou peu connus, 
1875, pag. 180, tab. 25, fig. 1), Etage Corallien. 


30 I. Diadematidae. 


Phymosoma granulosum beschrieben und fanden sich die Stacheln 
von Phymosoma cf. spatuliferum im Emscher Mergel. Diese 16 Arten 
vertheilen sich wie folgt: 
Im Neocom: 
Phymosoma cf. Perroni Cott. 
» Hüsüi Schlüt. 
Im Gault wurde noch keine Art beobachtet. 


Im Cenoman: 
Phymosoma Goldfussi Schlüt. 
> cenomanense Gott. 
Im Turon: 
Phymosoma regulare Ag.? 
> quwinquangulare Schlüt. 
» radiatum Sorig. 
Im Emscher: 


Phymosoma ef. spatuliferum Forb.)). 


Im Unter-Senon (Horizont des /noceramus lobatus): 
Phymosoma Gehrdenense Schlüt. 
» cf. magnificum Ag. 
Im Ober - Senon (Coeloptychien - Kreide und Maestricht- 
Schichten): 


Phymosoma ornatissimum Ag. 


» pseudoradiatum Schlüt. 
princeps Hag. ' 

» taeniatum Hag. 

» granulosum Goldf. 

» maeandrinum Schlüt. 

> pentagonale Müll. 


!) Dixox’s Geology of Sussex, 1850, pag. 340, tab. 24, fig. 20. Ich sammelte 
nur einige Stacheln von schwarzer Farbe mit ovalem Querschnitt, welche nach 
oben hin sich mehr abplatten. Stiel glatt, Hals und Ring fein gestreift. Kohlen- 
schacht bei Horst in Westfalen. 


I. Diadematidae. 31 


In anderen Kreideterritorien ist die Verbreitung so: 


Aus der sächsisch-böhmischen Kreide nennt H. B. 
GEmITZ): 
Phymosoma granulosum Gldf. Aus Cenoman von Plauen). 
» cenomanense Cott. Unterer Pläner von Plauen. 
> subcompressum Cott. (Stacheln) ibid. 
» radiatum Sorig. Turon -Pläner von Strehlen, 


Weinböhla, Hundorf. 


In der Kreide Belgiens nach den Untersuchungen von ÜOTTEAU?): 


Phymosoma cenomanense Cott. Tourtia de Tournay. 


» corollare Ag. Craie de Nouvelles de Spiennes 
(Senon). 
» radiatum Sorig. Poudingue de la Malogne 
(Senon). 
» Corneti Cott. sp. n. ibid. 


Aus der Kreide Englands kennen wir durch WrıcHT%: 


Phymosoma gramulosum Goldf. Lower Chalk. 


» radiatum Sorig. » » 
> corollare Klein. Upper Chalk. 
» Koenigi Mant. » » 
» magnificum Agass. >» » 
» Wetherelli Forb. » » 
» spatuliferum Forb. >» > 


Aus Frankreich kennen wir (an Gehäusen, von isolirten 
Stacheln abgesehen) durch Corrzeaud) 33 Arten: 


') H. B. Geisırz, das Elbthalgebirge in Sachsen. I, pag. 72, tab. 2, fie. 8. 

°) Nur ein Fragment, welches vielleicht zu Phym. Goldfussi gehört. 

3) Correau, Note sur les Echinides eretaces de la province du Hainaut. 
Soeiete geologique de France. Reunion extraordinaire & Mons (Belgique) et 
& Avesnes (Nord) 1874, pag. 110 — 132, tab. 19 u. 20. 

4) Wrıear, A Monogr. of the British Echinodermata from the Cretaceous 
Formations. Palaeont. Society. I, pag. 128 — 144. 

5) Paleontologie frang. terr. eret. tome VII, pag. 567 — 698. 


32 


Aus 


Aus 


Aus 
Aus 


Aus 


Aus 


Neocom: 4, 


I. Diadematidae. 


Phymosoma Perroni Cott. 


Aptien: 1, 


paueituberculatum Gras. 
Loryi Gras. 
Agwitanieum Oott. 


Phymosoma Loryi Cott. 
Albıen keine. 


Cenoman: 2, 


Phymosoma 


>» 


Turon: 4, 
Phymosoma 


Senon: 22, 
Phymosoma 


Cenomanense Gott. 
Bargesi Cott. 


tenwistriatum Agass. 
regulare Agass. 
d’Orbignyanum Cott. 
radiatum Sorig. 


Archiaci Cott. 
costulatum Gott. 
perfectum Agass. 
Delaunayi Cott. 
Bourgeoisi Cott. 
microtuberculatum Üott. 
magnificum Agass. 
Carantonianum Des. 
Saemanni Cogq. : 
Girumnense Des. 
rarituberculatum Vott. 
pulchellum Cott. 

Des Moulinsi Cott. 
Ameliae Gott. 
Raulini Cott. 
eircinatum Agass. 
corollare Agass. 


Tiara Agass. 


I. Diadematidae. 33 


Phymosoma Koenigi Mont. 
» granulosum G. 
» Bonissenti. Cott. 
und Phymosoma pseudomagnifieum Cott.)). 
Bloss als Stacheln sind bekannt: 


Phymosoma dimidiatum Ag. Cenoman. 


» subcompressum Cott. » 
» subnudum Cott. Senon. 
» remus Üott. » 

» elongatum Cott. » 


Hierzu kommen noch fünf jüngst durch H. ArnaUD aus dem 
südwestlichen Frankreich beschriebene Arten?): 


Phymosoma minus, Arn. Dordonien inferieur et moyen. 


» propinguum, Arn. Dordonien inferieur. 

» Cotteaui, Arn. Campanien inferieur. 

> engolismense, Arn. Angoumien inferieur. 

> inflatum, Arn. Campanien infer. et moyen. 


Aus der Schweiz nach DE LoRIOL®): 


Phymosoma nobile Des. Valangien ( Unter-Neocom). 
» Perroni Cott. Neocomien moyen. 
» Loryi Gras. Urgonien. 
Aus Algier nach CorTtTEAU*) und CoQUAND>): 
Aus Öenoman: 
Phymosoma Algirum Cogq. 


!) Corrzau, Descript. des Echin. de la Colonie du Garumnien, Bull. soe. geol. 
tome 9, 1878, pag. 55, tab. 4, fig. 1—6. 

2) von denen ich erst nachträglich durch die Güte des Verfassers Kunde 
erhielt. H. Arsaun, Etude sur le genre Cyphosoma dans la craie du Sud-Ouest. 
Extr. des Actes de la Societe Linnsenne de Bordeaux, tome XXXI, 2° lin. 1876, 
Bordeaux 1977. 

. ®%) ne Lorıor: Echinologie Helvetique. Description des Oursins fossiles de 
la Suisse. Deuxieme partie, Echinides de la periode Crötacde. 1873, pag. 137—144. 

4) Corrzau, Paleont. frang. 1. e. 

5) Coquasp, Geologie et Paleont. de la region Sud de la province de Con- 
stantine. Mem. de la societ. d’Emulation de la Provence, Marseille, 1362, 
pag. 255 —258 und pag. 328. 


34 I. Diadematidae. 


Aus Turon: 


Phymosoma Baylei Cott. 


> Coquandi Cott. 

» Delamarrei Desh. 
» Schlumbergeri Cott. 
>» Batnense Cott. 

» majus. Cogq. 


Aus Senon: 


Phymosoma Maresi Oott. 
» Aublini Cott. 


Während die letzte Arbeit Coguanp’si) vom Jahre 1880 keine 
Bereicherung der Gattung mehr gebracht hat, vermehrt das Werk 
von COTTEAU, PERON et GAUTHIER?) über die Echiniden Algiers 
(von welchem die betreffenden Hefte mir erst in dem Augenblicke 
zugehen, wo dieser Bogen in die Druckerei abgehen soll) unsere 
Kenntniss über das Vorkommen von Phymosoma in Nordafrica sehr 
erheblich. Es werden genannt: 


Aus Etage Turonien: 


Phymosoma majus og. 


> Baylei Cott. 

> Coquandi Cott. 

» Schlumbergeri Gott. 

» Pistrinense Per. Gauth. 
> regale Per. Gauth. 


Therestanense Per: Gauth. 


1) Htudes supplömentaires sur la Paleontologie Aleerienne faisant suite A la 
description Geologique et Paleontologique de la region Sud de la province de Con- 
stantine par Coquasn. Extrait du Bulletin de ’Academie d’Hippone. Bone, 1880. 

2) Jöchinides foss. de ’Algerie. Deseription des espöces deja recueillies dans 
ce pays et considerations sur leur position stratigraphique par Cowrzau, Prrox 
et Gaunmmr. Bis jetzt 8 Fascikeln, Paris 1375— 1881. Anscheinend alles Separat- 
abzüge aus: Bibliotheque de l’ecole des hautes etudes. Section des sciences 
naturelles. i 


I. Diadematidae. 35 


Phymosoma ambiguum Per. Gauth. 
> radiatum Sorig. 
Aus Etage Santonien: 


Phymosoma Delamarrei Desh. 
(= Baitnense Cott.) 


» Foukanense Per. Gauth. 
» Baylei Gott. 

(= Pseudod. Gauthieri Coqg. 1880) 
» Maresi Cott. 


» Aublini Cott. 
> Archiaci Ag. 


» subasperum Per. Gauth. 
» rectlineatum Per. Gauth. 
» Tamarinense Per. Gauth. 


=> Mansour Per. Gauth. 
» Meslei Per. Gauth. 
» Mecied Per. Gauth. 
Aus Etage Campanien: 
Phymosoma Maresi Cott. 
» Joudi Per. Gauth. 
Aus Etage Dordonien: 
Phymosoma Mahdid Per. Gauth. 
2 sohtarium Per. Gauth. ’ 
» Said Per. Gauth. 
» magnificum Per. Grauth. 
Aus Palaestina nennt LARTET)): 


Phymosoma Delamarrei Des. 


ı) Exploration geologique de la mer morte de la Palestine et de L’Idumee, 
Paris 1376, pag. 156. 


36 I. Diadematidae. 


Gatt. Pseudodiadema, Desor 1856. 


Pseudodiadema rotulare, Acassız 1836). 


Schon Vv. STROMBECK?) kannte die Art als seltenes Vorkommen 
im Hils von Berklingen und Gross-Vahlberg und nennt auf Grund 
einer Bestimmung DEsSor’s daneben auch das schwer davon unter- 


scheidbare: 


Pseudodiadema Bourgueti, Acassız 18403). 


Mir liest nur ein Exemplar*) von ungünstiger Erhaltung aus 


dem mittleren Hils von Achim bei Börssum vor. 


Daselbst fand sich auch: 


Pseudodiadema macrostoma, AGassız, 


in einem Exemplare von 7,5"" Durchmesser und 3"" Höhe, welches 
von ÜOTTEAU und DE LORIOL als jugendliches Gehäuse des Pseudo- 
diadema rotulare aufgefasst wird. 

Das vorliegende ungenügende Material gestattet kein eigenes 
Urtheil. Pseud. rotulare ist weit verbreitet im gesammten Neocom 
Frankreichs und der Schweiz, häufig jedoch nur im mittleren Neo- 
com zusammen mit Zehinospatangus cordiformis. WRIGHT) nennt 
die Art auch aus dem Lower Greensand Englands, DE LorIoL 
bezweifelt aber die Richtigkeit der Bestimmung. — Pseud. Bour- 
gueti findet sich auch in Frankreich und in der Schweiz zusammen 


mit Pseud. rotulare. 


ı) Vergl, Corrsau, Pal. france. terr. eret. tome 7, pag. 422, tab. 1097 — 1099; 
px Lortor, Kchin. Helv., Kch. cerdt. pag. 109, tab. 6, fig. 4, 5. 

2) Jahrb. für Mineral. 1954, pag., 650. 

») Corrzau, |. ec. pag. 415, tab. 1095 — 1097; pe Lorror, Kchin. Helv., Beh. 
eret. pag. 107, tab. 6, fig. 6, 7. -— Vergl. Nrumayr über Zoriolia n. &. Zeitschr. 
d. D. geol. Ges. 1881, Bd. 33, pag. 570. 

%) Durchmesser 21mm, Höhe [Omm, 


>) Wrienn, Cretaceous Echinodermata, Pal. soc. 1864, pag. 37, tab. 14, tie. 3. 


I. Diadematidae. 37 


Pseudodiadema Brongniarti, AGassız. 


Tetragramma Brongniarti, Acassız, chin. Suisses, II, pag. 25, tab. 14, fig. 4—6. 
Corzzavu, Pal. france. pag. 456, tab. 1104. 


DESoR nennt die Art in seinen Additions et Corrections zur 
Synopsis des Echinides fossiles pag. 486 aus dem Flammenmergel 
von Neu- Wallmoden. Ich kenne nur ein Exemplar von dort; 
dasselbe, ein Steinkern, befindet sich im Besitze des Herrn Dr. 
GRIEPENKERL in Königslutter. 


Pseudodiadema tenue, Acassız 1840. 


Dieser Art gehören einige Fragmente von Essen an, welche 
auf en Gehäuse von 13"” Durchmesser hinweisen. Die Höhe 
geringer als der halbe Durchmesser. Ober- uud Unterseite ziem- 
lich gleichmässig abgeplattet, letztere leicht concav. Porengänge 
undeutlich, gebildet von einfachen Porenpaaren, welche nur an der 
Mundlippe etwas auseinandertreten, indem sich hier zwei schräge 
Reihen von je zwei Paaren zeigen. Die Suturen der Porentäfel- 
chen bilden kleine, den Warzenkegel berührende Furchen, welche 
der Aussenseite der grössern Ambulacraltafeln ein gestrahltes Aus- 
sehen verleihen, ein Umstand, der bei Pseudodiadema ungewöhnlich, 
“bei Acrocidaris immer und bei Phymosoma bisweilen beobachtet wird. 

Die Ambulacralfelder tragen zwei Reihen durchbohrte und 
erenelirte Stachelwarzen, etwa zehn in jeder Reihe, welche sich in 
der Nähe des Peristoms und Periprocts sehr verkleinern. Die Gra- 
nulen bilden eine gebrochene Vertikalreihe zwischen den Stachel- 
warzen und begleiten die horizontalen Nähte der Ambulacraltafeln 
bisweilen in mehrfacher Reihe. 

Die Interambulacralfelder führen ebenfalls zwei Reihen 
Stachelwarzen, 10— Il in jeder Reihe. Die beiden Reihen nehmen 
ein Band von Granulen, welches die Scheitellücke nicht erreicht, 
zwischen sich. Die Warzenhöfchen pflegen sich zu berühren. 
Secundärtuberkeln sind schwach entwickelt und treten vom Um- 


fange her nicht auf die Oberseite über. 


38 I. Diadematidae. 


Peristom etwas eingesenkt. Kiemeneinschnitte breit, aber 
nicht tief. 

Bemerkung. Die Art wurde 1840 durch Acassız) als Dia- 
dema tenue aufgestellt, von DESOR?) 1856 zu Pseudodiadema ge- 
bracht, zum ersten Male durch CorTtEAu?) 1859 in einem kleinen 
Exemplare abgebildet und eingehend beschrieben, worauf dann noch 
weitere Darstellungen folsten®). Ob das, was Av. RÖMER aus dem 
Pläner von Sehlde als Diadema tenue aufführt, hierher gehört, ist 
sehr zweifelhaft. 

Vorkommen. Die Art gehört sowohl in Frankreich wie 
in der Schweiz dem Cenoman an. Die vorliegenden Exemplare 
habe ich in der Tourtia von Essen gesammelt. 


\ 
Pseudodiadema variolare, BRONGNIART 1822. 

Die vorliegenden Exemplare erreichen eine Grösse bis zu 
39=m Durchmesser bei 15”” Höhe. Die Erhaltungsart lässt nicht 
alle Einzelheiten erkennen, dennoch dürfte die Bestimmung keinem 
Zweifel unterliegen. Deutlich erkennt man auf den Interambula- 
cralfeldern die vier Reihen grosser und crenelirter Stachelwarzen, 
von denen nur die inneren bis an die Scheitellücke herantreten. 
Ausserdem noch kleinere Secundärtuberken. Die Porengänge in 
der Nähe des Scheitels bigemin. Peristom kaum eingesenkt. Riemen- 
einschnitte fast unsichtbar. Lücke des ausgefallenen Scheitelschildes 
gross, deutlich fünfseitig. 

Bemerkung. Entsprechend dem häufigen Vorkommen ist die 
Art oft genannt und abgebildet, so von BRONGNIART®), GRASs®), 
COTTEAU?), WRIGHT®), QUENSTEDT)). 


1) Cat. syst. Eetyp. foss. Mus. neocom. pag. 8. 

2) Synop. des Kchin. foss. pag. 72. 

3) Corrwav et Trıcer, Kchin. du dep. de la Sarthe pag. 137, tab. 25, 

4) Cowrsau, ‚Pal. franc. terr. eret. tome 7, pag. 47, tab. 1113, fie. 1 
po» Lorior, chin. lelvet.,; Behin. eret. pag. 122, tab. 7, hie. 7. 


fie. 10— 13. 
— 11, und 
?) Broxsntrr, Geog.phys. des env. de Paris, 1822, pag.S4, pag. 390, tab. 5, fig. 9. 
6) A. Gras, Oursins loss. de ’/Isere 1848, pag. 33, tab. 2, fie. 16 — 18. 

?) Corıwau, Pal. frang., terr. eret. tome 7, pag. 488, tab. 111T— 1120. 

8) Wricur, Brit. loss., Behinod. eretac., Form, 1868, pag. 107, tab. 17, 18. 
°) Quessteor, Petrefactenkunde Deutschl., Echin. 1875, pag. 321, tab. 72, fig. 70. 


T. Diadematidae. 39 


Die Art wurde durch BRONGNIART als Cidarites variolaris 
aufgestellt. Acassız und DESOR!) trennten davon zwei Varietäten 
als Diadema subnudum und Diadema Roissyi, welche beide mit 
der Hauptart später von DESOR?) zu der inzwischen wohl allgemein 
aufgegebenen Gattung Diplopodia gestellt wurden. Was GoLDrUuss°) 
als Cidarites variolaris Brong. aus der Mucronatenkreide von Üoes- 
feld abbildet, ist sehr verschieden, wurde durch DESOR®) irrig zu 
Phymosoma Koenigi gestellt und ist in dieser Abhandlung als 
Phymosoma ornatissimum Ag. aufgeführt worden. Verwandt ist 
Pseud. Brongniarti Des. aus dem oberen Gault. Die Beziehungen 
hat CoTTEAu?) erörtert. Ebenso ist Pseud. Marticense Oott.$) aus 
dem Turon nur verschieden durch mehr fünfseitigen Umriss, mehr 
eingedrückte Gestalt, nicht eingesenktes Peristom etc. 

Vorkommen. Die Art gehört überall dem Cenoman an. 
Aus Deutschland nennt sie A. RÖMER”) fraglich aus der Tourtia®). 
Dagegen wird Tetragramma depressum A. Röm.?) aus dem un- 
teren Pläner von Rethen yon unserer Art nicht verschieden sein. 
v. STROMBECK!P) führt sie aus dem subhercynischen Varians- 
Pläner mit Diplopodia Rorssyi Ag. an. 

Mir liegen 4 Exemplare aus dem cenomanen Pläner von Salz- 
gitter vor und 1 Exemplar var. aus der Tourtia von Essen. 


1) Acassız et Desor, Cat. raiss. des Echin. Ann. sc. nat. 3. ser. 1346, pag. 350; 
abgebildet bei Correau und Trıeer. Echin. de la Sarthe 1859, pag. 144, pag. 363, 
tab. 34, fig. 1—3, tab. 61, fig. 1—2. 

2) Desor, Syn. des Echin. foss. 1856, pag. 78. 

3) Goupruss, Petref. Germ., I, pag. 133, tab. 40, fig. 9. 

%) Desor, Syn. Hchin. foss. pag. 86. 

5) Correau, Pal. frang. 1. c. pag. 459. 

6) Correau, ibid. pag. 507, tab. 1122. 

?) A. Römer, Verst. d. nordd. Kreidegeb. pag. 29. 

8) Wahrscheinlich var. subnudum. 

®) — Pseudodiadema Römeri, Des. Syn. Echin. foss. pag. 74. 


10) N. Jahrb. für Min. 1357, pag. 785. 


40 I. Diadematidae. 


Pseudodiadema Michelini, Acassız 1840. 
Diadema Michelini, Acassız, Cat. syst. Eetyp. Mus. neoc. 1840, pag. S. 


Mit dem vorhin genannten Pseudodiadema variolare theilt eine 
zweite Art dasselbe Lager, welche sich durch geringere Grösse, 
höhere Gestalt, eingesenktes Periproct, einfache, am Scheitel nicht 
verdoppelte Porengänge und nur zwei Reihen grosser Interambula- 
craltuberkeln, neben welchen seitlich am Umfange und der Unter- 
seite sich kleinere Secundärtuberkeln finden, — leicht unterscheidet. 

Die Erhaltungsart der vorliegenden Exemplare gestattet keinen 
näheren Vergleich mit den beiden verwandten Arten: Pseudodia- 
dema ornatum Goldf. sp. bei CoTTEAU ete.!) und Pseudodiadema 
pseudoornatum Cott.?), welche ebenfalls, jedoch selten, im Cenoman 
gefunden sind. 

CoTTEAU?) zieht als synonym zu der Art das von ihm früher *) 
aufgestellte Pseudodiadema pulchellum, sowie Diadema Beneitiae, 
welches jedoch von WRIGHT?) aufrecht erhalten wird. 

Vorkommen. Die Art gehört überall dem Cenoman an. 
Schon v. STROMBECK®) nannte sie aus dem subhereynischen Va- 
rians-Pläner. Aus Deutschland liegt sie vor aus dem cenomanen 
Pläner von Rethen, Irangelsheim und Salzgitter. 


1) Correau, Pal. france. terr. eret. tome VII, pag. 480, tab. 1115. Es darf 
hier nicht unerwähnt bleiben, dass Cidarites ornatus Goldf. von allen folgenden 
Schriftstellern falsch aufgefasst wurde. Zunächst stammt das Stück nicht, wie 
meist angenommen wird, aus der Tourtia von Essen, da das ausfüllende Gestein 
ein weisslicher Kalkmergel ist, wie er sowohl im Pläner, wie im weissen Jura 
angetroffen wird. Dann ist das Periproet gross mit deutlichen Kiemeneinschnitten 
und nicht im mindesten eingesenkt. Da auch die Porengänge sich am Scheitel 
verdoppeln, wie Gotpruss selbst angiebt, und am Peristom zu kurzen, schrägen 
Reihen ordnen, so ist das, was die französischen und englischen Schriftsteller 
Corızsau, Wersar etc. mit dem Gowpruss’schen Namen bezeichnen, völlig ver- 
schieden, und muss neu benannt werden. 

2) CorrsAu, ibid. pag. 486, tab. 1116, fig. 5 —- 15. 

3) Corzeau, ibid. pag. 476, tab. 1114. 

4) OorrEAU, |öchin. nouveaux ou peu connus, 1553 (Revue et magasin de 
Zool.); I. part., pag. 3. 

5) Wericat, 1. c. pag. 101, tab. 121. 

6 N. Jahrb. für Min., 1857, pag. 785. 


I. Diadematidae. 41 


Rückblick. 
Pseudodiadema fand sich in Deutschland wie folgt: 


Im Neocom: 
Pseudodiadema rotulare Ag. 
> Bourgueti Ag. 
» macrostoma Ag. 
Im oberen Gault (Flammenmergel): 
Pseudodiadema Brongniarti Ag. 
Im Cenoman: 


Pseudodiadema tenue Ag. 


> variolare Brong. 
» var. subnudum Mich. 
» Michelini Ag. 


In den zunächst benachbarten Kreideterritorien Sachsen, 
Böhmen und Belsien hat sich bisher nur 1 Art der Gattung ge- 
funden, nämlich: 


Pseudodiadema variolare Brong. 
Die Pal. frane. nennt aus Frankreich folgende Arten: 
Neoe. inf. (Valangienne): 


Pseudodiadema Grasi Des. 


> Guirandi Cott. 
» Bourgueti Des. 
> rotulare Des. 

» Pieteti Des. 

> Hloriferum Gott. 


Neoc. moyen: 


Pseudodiadema Bourgueti Des. 


» rotulare Des. 
» Jaccardi Cott. 
» Autissiodorense Gott. 


Picteti Cott. 
y incertum Lor, 


I. Diadematidae. 


Neoc. sup. (Urgonienne): 


Pseudodiadema 


Aptien: 
Pseudodiadema 
» 
» 


» 


Albien: 


Pseudodiadema 
D) 


» 


Cenoman: 


Pseudodiadema 


rotulure Des. 
Jaccardi Cott. 
Pieteti Cott. 

Raulini Cott. 


Pieteti Cott. 
dubium. Cott. 
Carthusianum Des. 
Malbosi Cott. 
Trigeri Cott. 
Renevieri Cott. 
Dupini Oott. 


Brongniarti Des. 
Rhodani Des. 
Blancheti Des. 


Blancheti Des. 
Normanniae Üott. 
macropygus Üott. 
Michelini Des. 
ornatum Des. 
annulare Des. 
pseudoornatum Cott. 
varvolare Gott. 
Verneuili Gott. 
Guerangeri Gott. 
Deshayesi Cott. 
elegantulum Cott. 
Marticense Cott. 
Maresi Üott. 
piniforme Oott. 


I. Diadematidae. 43 


Turon: 
Pseudodiadema variolare Gott. 
> elegantulum Cott. 
In England sind bekannt nach WRIGHT: 


Pseudodiadema rotulare Ag. Lower Greensand. 


» Fittoni Wr. » » 

» Malbosi Ag. » » 

» Wiltshirei Ag. Gault. 

» Michelini Ag. Upper Greensand. 

» Rhodani Ag. 

» Benettiae Forb. 

» ornatum Goldf. Gray Chalk. 

» Normanniae Cott. » » 

» variolare Brong. Upper Greensand. 
» Brongniarti Ag. Gray Chalk. 


In Algier sind bekannt nach CoTrEAU, PERON und GAUTHIER: 


Pseudodiadema, Anouelense Gauth. : Neoc. 


» Malbosi Cott. Aptien. 

> porosum Gauth. » 

» pastillus Gauth. >» 

» variolare Gott. Albien. 

> variolare 2 Cenoman. 
> Algirum Per. Gauth. > 

» macilentum Per.- Gauth. » 

» margaritatum Per. Gauth. >» 


Gatt. Orthopsis, CorrEau 1863. 


Vertreter der Gattung Orthopsis sind bisher aus dem nörd- 
lichen Deutschland noch nicht mit Sicherheit bekannt geworden. 
Ein einzelnes, aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim vor- 


liegendes Exemplar scheint auf die Gattung hinzuweisen; da aber 


44 I. Diadematidae. 


der ungünstigen Erhaltung wegen über Durchbohrung oder Crene- 
lirung der Stachelwarzen nichts festzustellen ist, so ist eine sichere 
Bestimmung unthunlich. 


Das Stück steht der 


Orthopsis granularis, COTTEAU, 
Pal. france. pag. 554, tab. 1130, 


nahe, aber die Secundärtuberkeln sind weniger entwickelt. 


Gatt. Echinocyphus, CorrEau 1860. 


Eehinoeyphus diffieilis, Acassız 1840. 
Cyphosoma diffieilis, Acassız, Catal. syst. Eetyp. Mus. neoc. 1840, pag. 12. 


CortEAu!), der Begründer der Gattung, nennt zwei Arten 
aus dem Cenoman Echinocyphus difneilis Ag. und Echinoe. rotatus 
Forb.?) sp. und ausserdem aus dem Turon noch eine dritte Art, 
welche den Ausgangspunkt der Gattung bildete?), der später 
WRrı6GHT noch eine neue Art zugefügt hat. Hechinoe. rotatus soll 
sich insbesondere dadurch von Echinoe. difnieilis unterscheiden, dass 
bei ersterer die eine der beiden ambulacralen Warzenreihen sich 
auf Kosten der anderen vergrössert, so dass die zweite mehr oder 
minder verschwindet. Wrıcur®) will hierin kein Artmerkmal, 
sondern nur eime Missbildung erkennen. Das mir vorliegende 
Material gestattet kein genügendes Urtheil über die Selbstständig- 
keit der beiden Arten, aber jedenfalls fällt es auf, dass sämmtliche 
aus dem cenomanen Pläner vorliegenden 6 Gehäuse diese »Miss- 
bildung« zeigen und von 5 in der Tourtia gesammelten Stücken 

1) Corrsau, Pal. frane. terr. eret. tome VII, pag. 708, 711, tab. 1174, 1175. 

®) Forees, in Morris, Catal. of Brit. foss. sec. Edit. 1354, pag. 77. 

, .» Vergl. Behinocyphus tenwistriatus (= Glyphocyphus tenuistriatus Des. Syn. 
lichin. foss. pag. 103). Cormwau et Tersur, Kchin. de la Sarthe pag. 226, pag. 402. 


g..22 


) Wien, Brit. foss. Echinod. eretae. Form. 1864, pag. 117, tab. 22, fig. 1—2, 


I. Diadematidae. 45 


ein Gehäuse dieselbe erkennen lässt. Weiter kann nur noch 
hinzugefügt werden, dass sämmtliche »missgebildeten« Stücke ein 
eingesenktes Periproct besitzen, während die Exemplare mit zwei 
ausgebildeten Reihen von Ambulacraltuberkeln eine völlig plane 
Basis zeigen. Wenn dieses nicht eine zufällige Erscheinung ist, 
sondern sich allgemein bestätigt, so dürfte ein Merkmal mehr ge- 
funden sein, jene beiden Formen auseinanderzuhalten. Die Grösse 
der vorliegenden Gehäuse schwankt zwischen 

9,5 und 17"® Durchmesser, 

4,5 und 7= Höhe. 

Die zuletzt angegebene Höhe des grössten Gehäuses ist wahr- 
scheinlich durch Druck vermindert. 

Echinocyphus radiatus Hönig. bei GoLpruss, tab. 40, fie. 13, 
pag. 124 von Essen, wovon das Original sich im Museum zu Bonn 
nicht befindet, ist von AGassız etc. wahrscheinlich irrig gedeutet 
(@lyphocyphus) und stellt wahrscheinlicher unsere Art dar. 

Vorkommen. Die Art gehört überall dem Cenoman an. 
Ich sammelte 5 Exemplare in der Tourtia von Essen. Ausserdem 
liegen 6 Exemplare aus dem cenomanen Pläner der Umgegend von 
Salzgitter vor, von denen 2 in der geologischen Landesanstalt in 
Berlin, die übrigen in meiner Sammlung. 


Echinoeyphus mespilia, WoopDwArD sp. 1856. 


Cyphosoma mespilia, Woopwarp, App. Decade V. Mem. of the geol. Survey of 
the United Kingdom, London 1856, pag. 3. 

Die Beschreibung, welche Wo0nDwAarD liefert und WriIGHT!) 
reproducirt, begleitet von der Abbildung des einzigen ihm be- 
kannten, im British Museum befindlichen Exemplares, stimmt, ein- 
begriffen die Grösse des Gehäuses, völlig überein mit einem von 
Graes vorliegenden Stücke, soweit die etwas abgerollte Oberfläche 
einen Vergleich gestattet. 

Durchmesser 9,5"”, Höhe 6"". 


1) Brit. foss. Echmodermata from the eretaceous Formations 1868, pag. 119, 
tab. 22, fig. 3. 


46 I. Diadematidae. 


Gehäuse klein, zusammengedrückt kugelig; Mund- und 
Scheitellücke fast von gleicher Grösse. 

Ambulacralfelder schmal, etwa halb so breit wie die Inter- 
ambulacralfelder, nur mit einer Reihe grosser crenelirter, aber 
nicht durchbohrter Stachelwarzen besetzt, die zweite Reihe ver- 
kümmert. 

Porengänge fast geradlinig, in ihrer ganzen Erstreckung von 
einfachen, sehr entfernt stehenden und sehr schräg gestellten Poren- 
paaren gebildet. 

Interambulacralfelder mit zwei Reihen crenelirter, nicht 
durchbohrter Stachelwarzen, etwa 7 in jeder Reihe. Asseln fast so 
hoch wie breit, die horizontalen Nähte leicht eingedrückt. Die den 
Warzenhof umgebenden Granulen verlängert, wodurch die Täfelchen 
wie radiirt erscheinen. Keine Secundärtuberkeln. 

Ein zweites, etwas verdrücktes, sonst in seinen Charakteren 
nicht abweichendes Exemplar liest vor aus dem rothen subhercy- 
nischen Pläner. 

Ein Gehäuse von WATTENSCHEIT!) von fünfseitig gerundetem 
Umriss, dessen Oberseite etwas mehr gewölbt als die Unterseite, 
ist von guter Erhaltung. Die beiden Warzenreihen der Ambula- 
cralfelder deutlicher -entwickelt?), die Poorenpaare durch Wäille 
getrennt, vertieft, was an den ersten Stücken wohl der Erhaltung 
wegen weniger deutlich. Desgleichen dürfte es an der besseren 
Erhaltungsart liegen, dass zwischen den interambulacralen Warzen- 
reihen am Umfange und höher die Granulen gehäufter erscheinen. 
Die Asseln sind sonst von der gleichen fast quadratischen Gestalt 
und radiüirt; die Porenpaare sehr entfernt stehend und schräg se- 
stellt, so dass nicht etwa ein kleines Exemplar von Echinoeyphus 
diffieilis vorliegt, 

Vorkommen. Das englische Exemplar wurde im Lower 
Chalk gefunden in Gesellschaft von Cyphosoma simplex Forb. *?) 
und Salenia granulosa Forb. In Deutschland ist das Lager über- 


) Nur von 6mm Durchmesser und 3,5mm Höhe. 
2) Und ihre Zahl dem Anscheine nach etwas grösser als sonst. 
3) — Phymosoma radiatum orig. 


I. Diadematidae. 47 


einstimmend der untere turone Pläner. Bei Graes unweit Ahaus 
in. Westfalen liegt die Art ebenfalls zusammen mit Salenia granu- 
losa und Phymosoma radiatum‘). Von dort ein Exemplar im Mu- 
seum der Universität zu Berlin und ein Stück in meiner Sammlung. 

Ein Exemplar aus dem rothen Pläner des Ringelberges bei 
Salzgitter in meiner Sammlung. 

Das kleine Exemplar von WATTENSCHEIT wurde ebenfalls im 
unteren turonen Pläner gefunden. Ob daselbst neben Schichten 
mit /noceramus labiatus auch Brongniarti-Pläner ansteht, ist noch 
nicht festgestellt. 


Echinoeyphus tenuistriatus, DEsoR sp. 1856. 
Glyphocyphus tenuistriatus, Desor, Synopsis des Kcehinides foss. pag. 103, exel. syn. 


Das kleinste und grösste vorliegende Gehäuse messen 
4,5 — 8"2 Durchmesser, 
2 — 4,5"n Höhe. 

Das kleine Gehäuse kreisförmig oder fünfseitig gerundet, 
Oberseite leicht gewölbt, Rand gebläht, Unterseite plan. 

Porengänge in ihrem ganzen Verlaufe einfach, gerade, ge- 
bildet von schräggestellten Porenpaaren. 

Die Ambulacralfelder tragen zwei Reihen Stachelwarzen, 
welche seitlich gerückt einen von Granulen bedeckten, ziemlich 
weiten Raum zwischen sich nehmen. 

Auch die Interambulacralfelder — welche im Gegen- 
satze zu den schon besprochenen Arten insbesondere am Umfange 
und der Unterseite niedrige, aber breite Asseln zeigen — führen 
ebenfalls zwei Reihen auf der Tafelmitte stehender Stachelwarzen, 
11— 12 in jeder Reihe der grossen Exemplare. Sämmtliche Stachel- 
warzen sind klein, fein crenelirt, aber nicht durchbohrt, und von 
sehr engen Warzenhöfen, welche an der Oberseite der Tafeln 
durch eine Granulen-Reihe, an der Unterseite durch eine Sutural- 
furche getrennt werden, umgeben. Eine Radiirung ist nicht wohl 


l) Diese selten. 


48 I. Diadematidae. 


wahrnehmbar. Die Mitte der Felder zeigt eine schwache, vertikale 
Furche, welche sich mit den horizontalen verbindet. Secundär- 
tuberkeln fehlen, doch bemerkt man an der Unterseite einige 
mammelonirte Granulen. Die Granulen finden sich an der Ober- 
seite sparsamer als weiter unten. Das runde Peristom hat an den 
grössten Exemplaren einen Durchmesser von 3"® und ist nicht 
eingesenkt. An einem Exemplare ist ein Theil des ringförmigen 
Scheitelschildes erhalten, aus welchem die grosse Madreporenplatte 
buckelförmig hervorrast. 


Bemerkung. Wenn CoTTEAU angiebt: »Peristome s’ouvrant 
dans une depression du teste, so möchte das vielleicht mit der 
beträchtlicheren Grösse der französischen Exemplare zusammen- 
hängen. Ueberhaupt wird man in der Gattungsdiagnose das 
»Assez fortement concave en dessous!)« und »very concave at the 
base?)«, da auch die Exemplare von Kchinocyphus difneilis keine 
Vertiefung der Unterseite zeigen und von Echinocyphus mespilia 
WOooDWARD und WrıcuT selbst angeben: »Convex above and 
below«, streichen müssen. Die Art wurde von DESOR |]. c. wegen 
der Suturaldepressionen zur Gattung Glyphocyphus gestellt, und, 
wie schon ÜOTTEAU bemerkte, irrigerweise Phymosoma tenwistriatus 
Agass. zugezogen. (OTTEAU?) trennte dann die Art wegen der nicht 
durchbohrten Stachelwarzen ab und errichtete für sie die Gattung 
Echinocyphus, die durch vortreftliche Abbildungen erläutert wurde 
und später in der Pal&ontologie frangaiset) zur abermaligen Dar- 
stellung gelangte. 

Vorkommen. In Frankreich fand sich die Art als Selten- 
heit im Unter-Turon) des Sarthe - Departements. In Deutschland 
sammelte ich 3 Exemplare im Grünsande von Speldorf zwischen 


Duisburg und Mülheim a. d. Ruhr. . 


1) Cowrsau, pag. 707. 

2) Waren, pag. 116. 

3) Corrsau, Wehin. du departement de la Sarthe 1860, pag. 226, pag. 402, 
tab. 392, fie. 3—6. 

4) Terr. eröt. tome VII, pag. 714, tab. 1175, fie. 5— 10. 


>) Zone der Terebratula Carantonensis. 


I. Diadematidae. 49 


Eehinoeyphus pisum sp. n. 


TEchinopsis pusilla, Av. Römer, Verst. d. nordd. Kreidegeb., 1841, pag. 30, tab. 6, 
fie. 10. 
Durchmesser der vorliegenden Gehäuse 6 — 7,2”, 
Höhe A Hu 


Gehäuse sehr klein, kreisförmig, Oberseite stark gewölbt. 
Rand gebläht. Unterseite plan. 

Porengänge gerade, nur am Umfange sehr schwach undulirt, 
gebildet von einfachen, gedrängt stehenden Porenpaaren, welche so 
schräg gestellt sind, dass die Poren fast senkrecht übereinander 
stehen. 

Die Ambulacralfelder, etwa halb so breit wie die Inter- 
ambulacralfelder, sind besetzt mit zwei Reihen nicht durchbohrter, 
aber crenelirter kleiner Stachelwarzen. Dieselben stehen seitlich 
den Porengängen sehr genähert, sind auf der Unterseite und am 
Umfange grösser und einander sehr nahe gerückt, treten auf der 
Oberseite weiter auseinander und verlieren damit zugleich an Vo- 
lumen. Etwa 11 in jeder Reihe; ihr Warzenhof fast gleich Null. 
Der breite Zwischenraum zwischen beiden Warzenreihen ist völlig 
besetzt von gedrängt stehenden Granulen, welche auch in die 
Reihen selbst hineintreten. 

Die Interambulacralfelder tragen ebenfalls zwei Reihen 
Stachelwarzen von derselben Beschaftenheit und demselben Ver- 
halten wie die Ambulacralen. Sie stehen auf der Mitte der Asseln 
und bilden auf der ganzen Oberseite zwei parallele Reihen, indem 
sie in der Nähe des Scheitels etwas seitlich rücken; auf der Unter- 
seite aber treten beide Reihen am Peristom bis zur Berührung 
nahe zusammen. In jeder Reihe 13. Secundärtuberkeln sind nicht 
vorhanden. 

Auch die Interambulacralfelder sind dicht besetzt mit Gra- 
nulen; doch zeigen ein oder zwei besser erhaltene Stücke in der 
Mittellinie auf der Oberseite einen granulenfreien Raum, wodurch 
jene vertieft erscheint. Nahtimpressionen im allgemeinen schwer 
wahrnehmbar und scheinbar fehlend, doch auf der Unterseite an 
1 oder 2 Gehäusen sehr deutlich. 


50 I. Diadematidae. 


Peristom von mittlerer Grösse, zehneckig, nicht eingesenkt. 
Scheitelschild schmal ringförmig. 

Bemerkung. Einige Aehnlichkeit zeigt Phym. pulchellum 
Cotteau. 

Av. RÖMER hat die Art von Gehrden beschrieben und zu 
der Gattung Eechinopsis gestellt. Da deren Tuberkeln durchbohrt 
und nicht crenelirt sind, so kann sie dort nicht belassen bleiben, 
obwohl auch AGassız!) sie unter Hchinopsis aufnahm. 


DEsorR?) nahm sie bei der ungenügenden Darstellung RÖMER’s 
und vielleicht verführt durch die falsch benannte Abbildung von 
FORBES?) irriger Weise unter die Synonyma von Glyphocyphus 
radiatus auf, worin ihm COTTEAU und TRIGER*) und COTTEAU in 
der Pal. frane. folgten. 

Die abweichende Beschaffenheit der Stachelwarzen gestattet 
auch nicht, die Gattung Glyphocyphus festzuhalten. Selbst die 
Speciesbezeichnung muss abgeändert werden, da GOLDFUSS einen 
Echinus pusillus aus dem Oligocän von Bünde beschrieb, der mit 
seinen nicht durchbohrten, fein crenelirten Stachelwarzen, ein- 
fachen Porengängen und Suturalimpressionen®) ebenfalls der Gat- 
tung Kchinoeyphus angehört und dieser also die Speciesbezeichnung 
pusillus verbleiben muss. 


Vorkommen. ADp. RÖMER beschrieb die Art aus dem Unter- 
Senon von Gehrden unweit Hannover. 


Mir liegen 5 Exemplare aus gleichem Niveau vor von Bülten 
bei Peine (Hannover) und Recklinghausen ( Westfalen). 


D 


1) Acassız, Cat. rais. des Echin. 1. c. pag. 855. 

2) Desor, Syn. des Köchin. pag. 103. 

®) In Dixon, Geolog. of Sussex 1559, pag. 340, tab. 25, fie. 31. . 

1) Cormwau et raue, Wehin du depart. de la Sarthe 1550, pag. 158. 


>) Nur an grossen Gehäusen deutlich. 


I. Diadematidae. 51 


Rückblick 
auf die Gattung Hchinocyphus. 


Von den 4 in Deutschland bekannten Arten der Gattung, 
welche sich auf Cenoman, Turon und Senon vertheilen, ist 
Eehinocyphus pisum nur aus Norddeutschland bekannt. 


In den zunächst benachbarten Kreideterritorien Sachsen, 
Böhmen und Belgien sind Vertreter der Gattung bisher nicht 
aufgefunden worden. 


Aus England nennt WRIGHT: 


Echinocyphus diffieilis Agass. sp. Upper Greensand. 
» mespilia Woodw. Lower Chalk. 


Aus Frankreich nennt die Pal. frane.: 


Echinocyphus diffieilis Agass. sp. Cenoman, 
» rotatus Cott. sp. > 
» tenwistriatus Des. sp. Turon. 


Gatt. Goniopygus, Agcassız 1838. 


Goniopygus cf. Bronni, Acassız 1840. 


Das Vorkommen der Gattung Goniopygus in Deutschland 
wird zum ersten Male erwähnt 1838: von AGassız im Anhange 
zu seiner Monographie des Salenies. Er sagt von dem Stücke, 
welches er BRONN verdankt: » Ad Goniopygum Menardi prowime 
accedit; a quo tamen differt assulis disci ovarialis acutioribus et inde 
disco in margine valde serrato. Apertura analis transversim ovata. 
Goniopygus Bronni dicendus. E stratis cretaceo-margaceis West- 
Faliae. 

4* 


52 I. Diadematidae. 


Wir begesnen dann demselben Namen mit dem Fundpunkt 
Essen 1840 in dem Catalogus systematicus ectyporum Echinoder- 
matum pag. 11, sowie 1846 in dem Catalogue raisonne des Echi- 
nides?). BRONN selbst gibt 1852 in der Zethaea geognostica, 
Kreidegebirge pag. 185, als Lagerstätte der Art den Grünsand 
von Essen an und fügt hinzu, dass der von ADOLF RÖMER?) vom 
gleichen Fundpunkte genannte Goniopygus peltatus Ag.?) wahr- 
scheinlich derselbe sei. — Durch CoTrTEAuU®) wurde Goniopygus 
Bronni, der sonst nicht näher bekannt geworden ist®), unter die 
Synonyma von Goniopygus Menardi Ag. verwiesen. 

Ich selbst kenne kein Gehäuse von Goniopygus Bronni, da- 
gegen habe ich ein paar Stacheln bei Essen gesammelt, welche 


auf die Gattung hinweisen. 


Die Stacheln von Goniopygus Menardi wurden zuerst durch 
COTTEAUS) als Pseudodiadema carinella beschrieben, aber bereits 
in einer späteren Lieferung desselben Werkes‘), sowie in der 
Paleontologie frangaise®) zu- Goniopygus Menardi verwiesen, mit 
dem sie zusammen vorkommen. 

Da die wenigen vorliegenden Stacheln keine eingebogene 
Spitze zeigen, auf der einen Seite gerundet und glatt, auf der 
anderen kantig und “die Kiele deutlich geperlt sind, so lassen sie 
sich bis jetzt nicht mit Goniopygus Menardi vereinen, und dürfte 
es räthlich sein, für sie die Bezeichnung der einzigen vom gleichen 
Fundpunkte benannten Art zu verwenden. 

Vielleicht kommt daselbst noch eine zweite Art der Gattung 
vor, deren Stacheln eine Länge von 47” erreichen. Dieselben 


scheinen übereinzustimmen mit den Stücken, welche GEINITZ aus 


!) Ann. sc. nat. 3. ser., tome VII, pag. 344. 
2) Verst. des nordd. Kreidegeb. 1841. 
3) Der nur. aus dem Neocom bekannt ist. 


4) Pal. france. terr. eret. Wehin. pag. 735. 
>) Auch Dasor brachte in d. Syn. des chin, pag. )5, nichts Näheres bei. 
6%) Behin. foss. de la Sarthe 1859, pag. 147, tab. 27, hie. 15, 1S, und Pal. 


[rane. pag. 516, tab. 1123, lie. 23— 27. 
?) pag. 408. 
8) l. ec. pag. 738. 


I. Diadematidae. 53 


dem unteren Pläner von Plauen!) und mit verschiedenen anderen 
abweichenden Formen zu Cyphosoma subcompressum Cott. stellt. 

Vorkommen. Aeusserst selten in der Tourtia bei Essen. 
Unter mehreren Tausend daselbst gesammelten Echiniden-Stacheln 
gehören nur ein Paar dieser Art an. 


Gatt. Codiopsis, Acassız 1840. 


Godiepsis Lorini, CortEAu 1851. 


Codiopsis Lorini, Correau, Cat. meth. des ehin. neoc. du dep. de l’Yonne 
Bull. sc. hist. et nat. de l’Yonne tome V, pag. 237. 


Maasse: 
Hohen ar Meier 
Duxchmessere WS re el 
Ambulaeraltelderree SEE ee 25 
Interambulacralfelder . . . 2... 4» 
Peristomsree Dell ud. ehren 


Das einzige vorliegende Exemplar ist klein, von fünfseitig 
gerundetem Umriss, mit mässig gewölbter Ober- und breiter planer 
Unterseite. 

Die Porengänge ein wenig eingesenkt, gerade, von ein- 
fachen Porenpaaren gebildet, verbreitern sich jedoch in der Um- 
gebung des Peristoms, indem sie sich in kurze, schräge Reihen 
auflösen, von denen die oberen aus je drei Porenpaaren, die tief- 
sten mehr gegen die Mitte der Felder gerückten aus zwei Paaren 
gebildet werden. Diese Poren der Unterseite liegen in kleinen 
Furchen und scheinen von geringerem Durchmesser zu sein wie 
die des Umfanges und der Oberseite. Die mit den Ecken des 
Pentagons correspondirenden, ein wenig vortretenden Ambulacral- 
felder nehmen vom Scheitel an langsam und gleichmässig an Breite 
zu und verengen sich dann rascher ein wenig in der Nähe des 
Peristoms. Sie führen nur auf der Unterseite und am Rande 


1) Geisırz, Elbthalgeb. I, tab. 17, fig. ab. 


54 I. Diadematidae. 


echte, starke, getrennt stehende Stachelwarzen, welche weder cre- 
nelirt, noch durchbohrt sind. Dieselben bilden vertikale Reihen, 
3 bis 4 in jeder. 

Im Uebrigen zeigen die Ambulacralfelder nur flache, 
grössere und kleinere, eng beisammen stehende Granulen. 

Die Ornamentik der Interambulacralfelder ist überein- 
stimmend mit derjenigen der Ambulacralfelder. Die Stachelwarzen 
sind auch hier auf die Unterseite beschränkt, je zwei Reihen bil- 
dend, jede an der seitlichen Grenze der Felder gelegen. Die 
flachen Granulen sind an der Unterseite klemer und gedrängter 
stehend, weiter zum Scheitel hin schieben sich grosse Granulen 
zwischen, jedoch nicht in der Mitte der Felder. Einige wenige 
Granulen sind mammelonirt. Von einer feinen, die Granulen 
durchziehenden Streifung des Gehäuses bemerkt man nichts, was 
vielleicht nur eine Folge der Erhaltungsart ist. 

Peristom kreisförmig, gross, gleich dem halben Durchmesser 
des Gehäuses; kaum wahrnehmbar eingesenkt; mit deutlichen Ein- 
schnitten für die Kiemen versehen. Scheitelschild rundlich stern- 
förmig, in dessen Mitte das kleine Periproct, welches gänzlich 
von den Övarialplatten umschlossen wird, während die kleineren 
Öcellarplatten in den äusseren einspringenden Winkeln der letz- 
teren liegen. Die Genitalöffnungen nicht im Oentrum der Platten, 
sondern dem keilförmig zugeschärften Aussenrande sehr genähert. 
Sämmtliche Tafeln des Scheitelschildes in ähnlicher Weise mit 
flachen Granulen bedeckt wie die Ooronaltafeln. 

Bemerkung. Nachdem die Art bereits 1851 ]. c. aufgestellt 
und auch von DESOR in seine Synopsis!) aufgenommen war, wurde 
sie durch CortEAu?) 1860 zum ersten Male und 1866°) noch- 
mals abgebildet. 

Als Synonym zieht CottEau hinzu Codiopsis Alpina A. Grast). 


1) Correau, Syn. des Echin. foss. 1956, pag. 112. 


2) Corrwau, Etudes sur Echin. foss. du dep. de I’Yonne tome II, pag. 52, 
fig. 15, 16, tab. 53, fig. 1—4. 

°) Öorssau, Pal. range. terr. eret, tome VII, pag. 775, tab. 1189 u. 1190. 

) A. Gras, Cat. des corps organ. foss. du dep. de l’Isere 1850, pag. 33, 50, 
tab. 11, fig. 7. Vergl. Desor, Syn. des Kehin. foss, Suppl. pag. 446. 


I. Diadematidae. h 55 


Das vorliegende Exemplar stimmt mit den angezogenen Dar- 
stellungen überein bis auf den Umstand, dass es etwas niedriger 
ist, und, wie angegeben, die vertikale Streifung nicht zeigt und 
die Stachelwarzen noch etwas mehr in der Grösse differiren und 
insbesondere zwischen Umfang und Mundlücke dichter gedrängt 
stehen. In letzterem Umstande nähert sich das Stück mehr der 
nur in einem Exemplar bekannten nordafrikanischen Codiopsis 
Meslei Gauth.!), welche, ebenfalls dem Neocom angehörig, der Co- 
diopsis Lorini sehr nahe verwandt, aber verschieden ist »par son profil 
s’inflechissant plus rapidement vers le sommet, par sa granulation 
plus inegale et plus serrde, et enfin par sa grande taille. Diam. 
24", Haut. 17, Peristome 10mn«., 

Vorkommen. In Frankreich hat sich nach CorTTEAU die 
Art als Seltenheit im unteren Neocom (Valangien) bei Auxerre 
und Villers-le-Lac?) gezeigt. Das beschriebene Stück stammt aus 
dem (mittleren) Neocom von Neindorf®) (Braunschweig). 

Original in meiner Sammlung. 


Codiopsis doma, DESMARETS 1825. 
Codiopsis doma, Desmarers, Dict. des scienc. nat. 1825, tome 37, pag. 101. 


Codiopsis doma ist die am längsten gekannte Art des Ge- 
schlechts, auf welche Acassız?) die Gattung gründete. Die zahl- 


1) Gaurmer, Kchinides fossiles de P’Algerie par Corrzau, Prrox et Gausuer, 
Paris 1875, pag. 92, fig. 122 — 126. 

2) Das von Villers-le-Lac stammende (durch M. Jaccarn aufgefundene) bei 
Corrsau tab. 1189 abgebildete Exemplar ist auch das einzige Stück, welches der 
Darstellung von Lorıor (Echinol. Helv., Kehin. eret. 1873, pag. 155, tab. 10, fig. 8) 
zu Grunde liest. 

%) Ein zweites Exemplar wurde vom verstorbenen Ober-Salinen -Inspector 
A. Scatöngachn im Neocom bei Salzgitter (»Schurf No.8 in d. unt. Landwehr«) 
gesammelt und befindet sich jetzt mit dessen Sammlung im Museum der geolog. 
Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin. Dasselbe ist bedeutend grösser als 
das vorliegende Stück und übertrifft an Grösse noch die grössten französischen 
Gehäuse, bleibt jedoch an Höhe ebenfalls etwas hinter denselben zurück. Sein 
Durchmesser 23®m, Höhe 12mm, Peristom 14,5mm, 


#) Acassız, Cat. syst. ectyp. foss. Mus. neoc. 1840, pag. 13. 


56 I. Diadematidae. 


reichen Darstellungen, welche sie erfuhr!) von D’ARCHIAC?), 
Desor), PICTET*), COTTEAU et TRIGER?), COTTEAUS), GEINITZ)), 
haben die Art in erschöpfender Weise kennen gelehrt. Von der 
bereits besprochenen Codiopsis Lorini des Neocom unterscheidet 
sich die vorstehende durch mehrere Grösse, höhere Gestalt, klei- 
neres Peristom, scharf ausgeprägte, kurze, etwas wellige Striche- 
lung der Oberseite des Gehäuses, grössere Zahl der echten Stachel- 
warzen der Unterseite und weitere Ausbreitung der Porengänge in 
der Umgebung des Peristoms. 


Vorkommen. Die Art hat sich gezeigt in Aleier, Frank- 
reich, Belgien und Deutschland und gehört dem tieferen Cenoman 
an. Aus Deutschland nannte sie Ad. RÖMER®) aus der Tourtia 
von Essen, wo sie äusserst selten ist. Ich kenne nur zwei Exem- 
plare von dort, das eine im paläontologischen Museum der Uni- 
versität zu Berlin, das andere in meiner Sammlung >). 


Nach H. GemITZ nicht selten in Sachsen im unteren Pläner 
von Plauen und Koschütz. 


1) Acassız et Desor, Cat. rais. des Eehin., Ann. des sc. nat., 3. ser, tome VI, 
1846, pag. 357, tab. 15, fig. 14, 15. 

2) v’Arcnıac, Rapport sur les foss. du Tourtia. Mem. soc. geol. de France 
1847, tome Il, pag. 299, tab. 13, fig. 1. 

3) Desor, Syn. des Kchin. foss. 1856, pag. 112, tab. 19, fig. 10— 12. 

4) Pıerer, Traits elöm. de pal., 2. edit. 1857, tome IV, pag. 240, tab. 96, fig. 7. 

5) Corrzau et Trier, Tehin. de la Sarthe, 1859, pag. 164, tab. 29, fig. 1—S. 

6) Corrzau, Pal. frauc. terr. cret. 1862, tome VII, page. 781, tab. 1191, 1192. 

?) Geiurz, Elbthalgeb. 1871, tome I, pag. 74, tab. 17, fig. 1. 

°) An. Röner, Verstein. d. nordd. Kreideg., 1841. Ä 

») Dieses Stück von prächtiger Erhaltung — 20mm hoch, 28mm Durch- 
messer — zeigt das bemerkenswerthe Verhalten, dass von den 5 Ovarialplatten 
3 von einer Ovarialöffnung durchbohrt sind, während 2 derselben je zwei gleich 
grosse Ovarialöffnungen zeigen. 


I. Diadematidae. 57 


Nachdem die im Allgemeinen sparsam auftretende Gattung 


Codiopsis durch neue Funde — besonders in Afrika — eine 
erhebliche Bereicherung erfahren hat, dürfte ein 
Ueberblick 


über die bekannten Arten von Interesse sein. 
Sämmtliche Arten der Gattung Codiopsis gehören der Kreide- 
formation an. 
Das Neocom birgt vier Arten: 
Codiopsis Lorini Cott. 


» Jaccardi Cott. 
> Meslei Gauth. 
» major Cott.!). 


Das Aptien eine Art: 
Codiopsis Nicaisei Gauth. 
Im Cenoman zwei Arten: 
Codiopsis doma Desmar. 
» Aissa Per. u. Gauth. 
In der Hippuriten-Kreide Spaniens: 
Codiopsis Pratoi Des. ?). 
Im Unter-Senon?: 
Codiopsis Arnaudi Gott. 
Im Ober-Senon: 
Codiopsis disculus Per. u. Gauth. 
Von diesen 8 Arten haben sich bis jetzt nur zwei in Deutsch- 
land gefunden: 
Codiopsis Lorini und Codiopsis doma. 
Was sonst noch an Arten der Gattung aufgeführt ist, musste 
wieder eingezogen werden. 


1) Notice sur les Bchinides Urgoniens recueillis par M. Cmanıns Barroıs 
dans la province d’Oviedo (Espagne) par M. Corrsav. Ann. des sc. geol. tome X, 
page. 6, pl.1l, fig. 1 —18. 

2) Desox, Syn. pag. 112. 


58 I. Diadematidae. 


Codiopsis simplew Ag., Cat. syst. pag. 13, wurde von AGassız 
selbst!) später als ein abgeriebenes Exemplar von Codiopsis doma 
erkannt. 

Codiopsis Alpina M. Gras?) fällt nach CoTTEAU zusammen 
mit Codiopsis Lorini Cott. 

Codiopsis Michelini Gueranger wurde von COTTEAU?), ebenso 
wie Codiopsis Pisum Des.*) anfänglich als Codechinus Pisum Des.) 
beschrieben, unter die Synonyma von Codiopsis doma gestellt. 

Für Codiopsis Cotteaui Coquand®) aus dem Cenoman Algiers 
wurde von CoTTEAU’) die Gattung Micropedina errichtet. 


!) Acassız, Cat. rais. pag. 357. 

2) Desor, Syn. Suppl. pag. 112. 

®) Pal. frang. 1. c. pag. 781. 

#) Disor, Syn. chin. foss. Suppl. pag. 487. 

5) ibid. pag. 111, tab. 19, fig.,13, 14. 

%) Coquasp, Geol. et Paleont. de la region sud de la province de Constantine. 
Mem. de la soc. d’&mulation de la province, 1862, pag. 254, tab. 27, fig. 11—13. 

”) Pal. frang. 1. ce. pag. 822. 


II. Eehinidae. 
Gatt. Psammechinus, Acassız, 1846. 


Psammechinus fallax, AGassız. 
Echinus fallax, Acassız, Echin. Suisse, II, pag. 86, tab. 27, fig. 2— 1. 


An. RÖMER führt) Echinus fallav aus dem unteren Hils von 
Gr. Vahlberg auf. 

Mir ist kein Exemplar aus dem norddeutschen Neocom zu 
Gesicht gekommen ?). 


1) Neueste Fortschritte der Mineral. u. Geognosie, Hannover 1865, pag. 39. 

2) Gorpruss (pag. 126, tab.49, fig. 15) nennt einen Echinus alutaceus aus 
dem Mergelgrande (Tourtia) von Essen a. d. Ruhr. Im Museum zu Bonn befinden 
sich mit dieser Bezeichnung mehrere Exemplare auf ein Brettchen geklebt, welche 
zweifellos Magnosien aus dem Jura von Streitberg sind. Da mir auch sonst 
nichts Aehnliches von Essen bekannt ist, so dürfte die Bezeichnung Echinus 
alutaceus vielleicht zu unterdrücken sein. — Ohne etwas anderes zu kennen als 
die Darstellung von GoLvruss, stellt Acassız (Catal. rais. des Echinides foss. c. 
pag. 355) den Echinus. alutaceus zur Gattung Arbacia, und Desor (Syn. chin. 
foss. pag. 122) zur Gattung Psammechinus. Wenn auch Ferv. Römer (Zeitschr. 
d. D. geol. Ges. 1854, pag. 136) Arbacia alutacea ebenfalls aus der Tourtia von 
Essen aufführt, so ist dieses Citat ohne Zweifel’ nur den genannten Autoren ent- 
lehnt. 


60 II. Eehinidae. 


Gatt. Phymechinus, Drsor 1858. 


Phymechinns eretaceus sp. n. 


Taf. 5, Fig. 1—7. 


Maasse: 
Durchmesser des Gehäuses . . . . . . 1j8m 
Hioherdesn Gehäuses 36 
Breite der Ambulaexaltelderr 2 2 EI 5 
Breite der Interambulacralfelder . . . . . 14» 
Beristomrulnel BE IN 


Gehäuse von mittlerer Grösse; Höhe gleich dem halben 
Durchmesser; Oberseite halbkugelis, mit etwas abgeflachtem 
Scheitel; Rand gerundet. Unterseite fast plan. 

Die Ambulacralfelder, am Umfange des Gehäuses halb 
so breit wie die Interambulacralfelder, verbreitern sich nur lang- 
sam gegen den Rand hin und verengen sich dann ein wenig in 
der Nähe des Peristoms. 

Porengänge gerade, breit, nicht vertieft, ganz in der Ebene 
der Schale gelegen, jederseits des Feldes aus zwei vertikalen Reihen 
von Porenpaaren gebildet, welche in der Nähe des Scheitels und 
am Rande sich ein wenig verschmälern, indem die Porenpaare 
näher zusammenrücken, dagegen in der Nähe des Peristoms sich 
stärker verbreitern, indem sich hier die Porenpaare zu schrägen 
Reihen von 3—4 Paaren gruppiren. Auf einer Ambulacraltafel 
6 Porenpaare. 

Die schmalen Ambulacralfelder führen zwei Reihen kräftiger, 
von emem Warzenhofe umgebener Stachelwarzen, welche weder 
gekerbt, noch durchbohrt sind. 13 —15 in jeder Reihe. Sie 


nehmen vom Scheitel aus — in dessen Nähe die beiden Reihen 
noch nicht deutlich entwickelt sind — langsam an Grösse zu und 


verkleinern sich rascher an der Unterseite bis zur Mundlippe, 
wo sie zugleich näher an einander rücken. Der Warzenkegel der 
grösseren Stachelwarzen zeigt deutliche Einschnitte (Kerben), die 
Suturen der Porentäfelehen. Der Zwischenraum zwischen den 


beiden Warzenreihen ist schmal, besetzt von einer gebrochenen 


II. Echinidae. 61 


Reihe von Granulen, deren grössere deutlich mammelonirt sind. 
Die gleichen Granulen bilden auch kurze, vertikale Reihen zwischen 
den Warzenhöfen. Gegen den Scheitel, wie gegen den Mund hin, 
verschwinden die Granulen. 

Die Interambulacralfelder verbreitern sich stark gegen 
den Umfang des Gehäuses hin und verschmälern sich dann rasch 
bis zum Peristom. Sie führen ebenfalls zwei Reihen kräftiger, 
nicht durchbohrter und nicht crenelirter Stachelwarzen, welche ein 
wenig grösser sind als diejenigen der Ambulacralfelder. 11 bis 12 
in jeder Reihe. In der Nähe des Scheitels und Peristoms ver- 
mindert sich ihr Volumen. Die zwei oder drei obersten berühren 
mit ihrem Warzenhofe die Porengänge, weiter abwärts treten sie 
mehr vom Seitenrande zurück. Während die beiden Reihen in 
der halben Höhe des Gehäuses am weitesten auseinanderliegen, 
nähern sie sich am Scheitel und am Peristom. 

Die Secundärtuberkeln bilden an jeder Seite der Felder eine 
unregelmässige Reihe und zwei dergleichen zwischen den primären 
Reihen, die nach oben hin undeutlicher werden. Die Granulen 
sind von verschiedener Grösse, zum Theil mammelonirt, so dass 
man sie als Tertiärtuberkeln bezeichnen kann, im Allgemeinen 
sparsam, besonders in der Mittellinie und dem oberen Theile der 
Felder, stehen am Umfange des Gehäuses etwas gedrängter und 
umziehen die kleinen Warzenhöfe der Primär- und zum Theil der 
Secundär - Warzen. . 

Das nicht eingesenkte Peristom ist gross, gleich dem halben 
Durchmesser des Gehäuses, zehneckig, mit ziemlich tiefen, um- 
randeten Einschnitten für die Kiemen. Die Ambulacrallippen 
breiter als die Interambulacrallippen. 

Die Säulen der Mundohren divergiren, sind nicht verbunden 
und stark gegen die Körperwandung geneigt. 

Das kleine Scheitelschild ist ringförmig, das Periproct um- 
schliessend. Die Genitaltafen, nach aussen keilförmig zugeschärft, 
führen eine ovale Genitalöfnung im äussern Winkel. Von den 
Ocellartafeln berühren 4 in voller Breite das Periproct, eine ist 
völlig ausgeschlossen. Die Madreporenplatte ist ausgefallen. Auf 
der Mitte der Tafeln einige wenige Granulen. 


62 II. Echinidae. 


Bemerkung. Die Gatttung Phymechinus wurde von DESOR 1) 
für Eechinus mirabilis Ag. aus dem französischen Corallien errichtet, 
welche AGassız später?) dem DEsmouLiss’schen Geschlechte He- 
liocidaris beigefügt hatte. ETALLON benannte eine zweite Art?) 
Phum. Thiollieri, und LoRIOL beschrieb ausser dem Phym. mirabilis 
noch den Phym. Langit), aus gleichem Niveau, dem Terrain & 
chailles. QUENSTEDT?) glaubt den Phym. mirabilis auch in Schwaben 
gefunden zu haben und nennt eine zweite Art aus dem weissen 
Jura e der schwäbischen Alp Phym. alternans. Als Gattungsnamen 
möchte er die Bezeichnung Alternechinus vorziehen, da der Name 
Phymechinus auf grosse Warzenzahl hindeuten solle, welche, ab- 
gesehen von der falschen Namenbildung, nicht vorhanden sei. 

Unter den genannten Arten steht Phym. mirabilis namentlich 
unter Zugrundelegung der Darstellung DEsor’s am nächsten in 
der Gestalt des Gehäuses, der Grösse des Peristoms etc. Das von 
LorroL abgebildete Gehäuse ist oben mehr abgeflacht und das 
Peristom kleiner. Die Bildung der Porengänge scheint überein- 
zustimmen, aber es ist zweifelhaft, ob sie sich bei der jurassischen 
Art am Scheitel und am Umfange etwas verengen. Bei diesen 
sind die einzelnen Poren durch eine Granula getrennt, was bei der 
vorliegenden nicht der Fall ist. Bei der letzten sind die ambula- 
cralen Warzenhöfchen deutlich gestrahlt, bei der jurassischen Art 
nicht. Die Ambulacralfelder von Phym. mirabilis sind verhältniss- 
mässig etwas breiter als bei Phym. cretaceus. Auch in der Bil- 
dung und Zahl der Höcker stehen beide Arten sehr nahe. Doch 
zeigen die Secundärtuberkeln, obwohl LORIOL von ihnen angibt: 
»forment quatre rangees peu regulieres dont deux internes et une 
externe de chaque cöte«, zufolge der Abbildungen eine grössere 
Regelmässigkeit als das vorliegende Stück. Auch giebt LORIOL an, 
dass einzelne Secundärtuberkeln die Grösse der Primärtuberkeln 


erreichen, was an unserem Stück nicht der Fall ist. Bei Phym. 


') Desor, Syn. Kehin. pag. 133. 

2) Acassız, Cat. rais. 1. ce. 1346, pag. 372. 

®) Mir nicht bekannt. 

4) Lorror, Echin. Helv., lehin. erst. 1870, pag 
°) Quessvepr, Echiniden 1875, pag. 366, tab. 75, fig. 6. 


II. Echinidae. 63 


mirabilis berühren nur zwei Ocellartafeln das Periproct, drei sind 
davon ausgeschlossen. Nach QUENSTEDT sind an den schwäbischen 
Stücken die Säulen der Mundohren convergent und oben ver- 
bunden. 
Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich in 
der weissen Kreide mit Belemnitella mueronata bei Ciply. 
Original in meiner Sammlung. 


Gatt. Diplotagma, ScHhLüter 1870. 


Gehäuse von mehr als mittlerer Grösse, dickschalig, von 
kreisförmigem Umriss, hoch gewölbt, ungefähr so hoch wie breit, 
unten etwas abgeplattet. Peristom an der Unterseite central, 
klein, decagonal, Einschnitte kaum sichtbar. Periproct in der 

Mitte des schmal-ringförmigen Scheitelschildes berührt von sämmt- 
_ lichen 10 Tafeln. Ambulacralporen in ihrem ganzen Verlaufe zwei 
vertikale geradlinige Doppelreihen an jeder Aussenseite eines Am- 
bulacralfeldes bildend.. 5—8 Porenpaare auf einer Ambulacral- 
tafel. Stachelwarzen nicht durchbohrt, nicht gekerbt, sehr zahl- 
reich, ausser zwei vertikalen Reihen auf jedem ambulacralen und 
interambulacralen Felde noch Secundärwarzen in grosser Zahl. 


Verwandschaft und Stellung der Gattung im System. 


Zwei Doppelreihen von Poren besitzt auch die Gattung Sal- 
macis Ag.!), allein es kommen nur 3 Porenpaare auf eine Am- 
bulacraltafel und die ebenfalls zahlreichen, in horizontale Reihen 
geordneten Stachelwarzen sind gekerbt; auch sind Winkelporen 
vorhanden. i 

Das hochgeblähte Gehäuse von Mespilia?) zeigt ebenfalls 
zwei Doppelreihen von Poren, und es sind auch die zahlreichen 
Stachelwarzen weder gekerbt noch durchbohrt, aber es kommen 
auch hier nur drei Porenpaare auf eine Ambulacraltafel und es 

1) Desor, Syn. pag. 108. 

2) Desor, Syn. pag. 110. Acassız, Revision of the Echin. tab. 8%. 


64 Il. Echinidae. 


drängen sich die Tuberkeln auf die Seiten der Felder zusammen, 
so dass die Mitte derselben nackt ist. Auch hier Suturalporen. 

Die stark geblähte Schale von Mierocyphus Ag.!) hat gleich- 
falls übereinstimmende Bildung der Ambulacren und undurch- 
bohrte und ungekerbte Stachelwarzen in grosser Zahl, allein auch 
hier kommen nur drei Porenpaare auf eine Ambulacraltafel, des- 
gleichen sind Suturalporen vorhanden, und es gruppiren sich die 
Stachelwarzen so, dass nackte Stellen auf der Schale bleiben. 

Ein ähnliches Gehäuse besitzt auch Codechinus Des.?), von der 
nur eme Art aus dem Aptien, bekannt ist. Das Peristom ist klein, 
die zahlreichen Stachelwarzen undurchbohrt und ungekerbt, aber 
die Porenpaare ordnen sich zu jedesmal drei Vertikalreihen, trotz- 
dem nur drei Porenpaäre auf einer Ambulacraltafel stehen. Im 
Scheitelschilde berühren sich die 5 Ovarialtafeln vollständie, so 
dass die 5 Ocellartafeln gänzlich- vom Periproct ausgeschlossen sind. 

Die grösste Uebereinstimmung in der Gestalt zeigt die von 
COTTEAU zuerst gegebene Abbildung der auf Tertiär beschränkten 
Gattung Leiopedina Cott.°). Es sind aber die Stachelwarzen durch- 
bohrt, die Porenpaare bilden je drei vertikale Reihen, drei Paare 
derselben auf einer Ambulacraltafel. 

Die fünf genannten Gattungen gehören zu derjenigen Gruppe 
der Echiniden, welche Desor als oligopore latistellate Cidariden 
bezeichnete. Ebenso die durch hohes, geblähtes Gehäuse, zahlreiche 
Stachelwarzen etc. ausgezeichneten lebenden Gattungen Ambdly- 
pneustes Ag.*) und Holopneustes®). 


I) Desor, Syn. tab. 110. Acassız zeichnet die Poren, je 3 Paare eine kurze, 
schräge Reihe bildend. ® 

2) Desor, Syn. pag. 111, tab. 19. 

3) Leiopedina Tallavignesi Cott., Vchinides nouveaux ou peu connus. Revue 
et magasin de Zoologie 1366, Sep. pag. 114, tab. 16, fig. 1—3. Später durch 
Lauer, Beitrag zur Kenntniss der Echinodermen des vicentinischen Tertiärgeb., 
Denkschriften der Wiener Akademie pag. 15, tab. 1, als Chrysomelon Vicentiae 
und Ohrys. pictum beschrieben. Pavay fügte 1871 (Kolozvar Geologiaja pag. 67) 
aus dem Tertiär Zeiopedina Sumusi, die auch Lorıor,, Deseript. des oursins tertiaires 
de la Suisse pag. 31, tab. II, fig. 8, in der Schweiz wiederfand, hinzu. 

') Disor, pag. L10. 

5) Vergl. A, Acassız, Revision of the Behin. pag. 483, tab. VIII“, und Corswau, 
pag. SIT u. SIS. 


II. Echinidae. 65 


Die Gattung Diplotagma aber gehört der Gruppe der poly- 
poren latistellaten Cidariden an. In dieser Gruppe zeigen 
die Gattungen Pedinopsis Cott. und Phymechinus Des. in je zwei 
vertikale Reihen geordnete Porenpaare, aber bei Pedinopsis sind 
die zahlreichen, in vertikale Reihen gruppirten Stachelwarzen 
durchbohrt und gekerbt. Die Porenpaare haben an der Unterseite 
das Bestreben, sich einreihig zu ordnen und weiter in der Nähe 
des Peristoms sich durch Verschiebung zu verbreitern ete. Die 
Gattung Phymechinus führt nicht durchbohrte und nicht gekerbte 
Stachelwarzen; ihre Zahl verhältnissmässig geringer, Porenpaare 
fünf auf einer Ambulacraltafel; das Peristom sehr gross; die Ocellar- 
tafeln berühren nicht alle das Periproct. Die Gestalt des Gehäuses 
verhältnissmässig niedrig und die Unterseite weit. 

So ist die Gattung Diplotagma neben den beiden genannten, 
den polyporen latistellaten Cidariden, und zwar den Se- 
rıaten beizufügen. 

Lest man nicht mit DEsoR das Hauptgewicht auf die An- 
ordnung der Paare, sondern mit WRIGHT und COTrTEAU auf die 
Beschaffenheit der Stachelwarzen, so werden Pedinopsis und Diplo- 
tagma nicht zusammenzustellen sein, indem Pedinopsis der Haupt- 
rubrik A. CoTTEAU’s, deren Stachelwarzen entweder gekerbt oder 
durchbohrt sind, angehört, während Diplotagma in die Rubrik B. 
fällt, bei der die Stachelwarzen weder gekerbt noch durchbohrt 
sind. Auch bei dieser Gruppirung erweisen sich Phymechinus und 
Diplotagma als nächste Verwandte: Poren geordnet zu mehrfachen 
Paaren; Ambulacren gerade, breit; Periproct central; Scheitelschild 
von 10 Platten gebildet. 


A. Stachelwarzen gekerbt und durchbohrt: 


a. Drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte, Oligopori, 


b. mehr als drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte, 
Polypori . . . Pedinopsis!). 


I) Wrieur: Brit. foss. Echin. eretac. form. pag. S4 folgt der ersten irrigen 
Auffassung Correau’s und stellt Pedinopsis zu den Diadematiden, und zwar in 
die Gruppe B. »Tubercles perforated and not erenulated«. 


66 II. Echinidae. 


B. Stachelwarzen weder gekerbt, noch durchbohrt: 


a. Drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte, Oligopori, 
b. mehr als drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte, 
Polypori, 


. die Ambulacralporen bilden zwei vertikale Reihen, 

. Warzen grösser, wenig zahlreich; Peristom gross, tief 
eingeschnitten; Gehäuse nicht hoch; nicht alle Ocellar- 
tafeln berühren das Peristom ... Phymechinus, 

. Warzen kleiner, sehr zahlreich; Peristom klein, nicht 
tief eingeschnitten; Gehäuse hoch; sämmtliche Ocellar- 
tafeln berühren das Periproct ... Diplotagma. 


Diplotagma altum, SCHLÜTER 1870. 
Taf. 4, Fig. 1—5. 
Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- u. Heilkunde in Bonn, 1570, pag. 132. 


Maasse zweier Gehäuse: 


IL, II. 

Elöherdes@@&ehäusese 2 ne rn 
Durchmesser des Gehäuses . . . . 50 —ca.30 » 
Breite der Ambulacralfeldere .. . 1 — 9E> 
Breite der Porengänge . . ». 2... 2 —ca. 1» 
Breite der Interporiferenräume . . 2 — 3 
Zahl der ambulacralen Primärtuberkeln 

m edersReiheg rn Se 
Zahl der interambulacralen Primär- 

tuberkeln in jeder Reihe . . . . 23 — 19 
Breite der Interambulacralfelder . . 19 — 13 » 
‚Weite des Peristoms . . . .. . 155 —ca.ll ». 


Das Gehäuse erreicht eine ziemlich erhebliche. Grösse, ist 
sehr gebläht, kugelig, ungefähr so hoch wie breit, Umfang kreis- 
förmig, Unterseite etwas abgeflacht, oben etwas mehr verengt wie 


unten, daher Gestalt apfelförmig. Die geraden, breiten, nicht ver- 


II. Echinidae. 67 


tieften, sondern in der Ebene der Schale liegenden Porengänge 
werden vom Scheitel bis zur Basis gebildet von je zwei vertikalen 
Reihen von Porenpaaren), je 7 oder 8 auf einer Ambulacraltafel. 
Die Poren sind klein, kleiner als die sie trennende, deutlich vor- 
springende Granula. Wo Raum vorhanden ist, schiebt sich gerne 
eine etwas grössere Granula zwischen den Porenpaaren, besonders 
in der Mittellinie zwischen den beiden Doppelreihen, ein. 

Die schmalen Ambulacralfelder — etwas mehr als halb 
so breit wie die Interambulacralfelder — führen zwei vertikale, 
regelmässige Reihen von zahlreichen Stachelwarzen, welche, weder 
gekerbt noch durchbohrt, von einem kleinen Warzenhofe umgeben 
sind und sich dicht an die Porengänge herandrängen. Bei einem 
kleineren Exemplare 21, bei einem grösseren Gehäuse 29—30 in 
jeder Reihe. Gegen den Scheitel und das Peristom treten sie 
näher zusammen, nehmen aber kaum an Volumen ab. Ausser 
diesen primären Tuberkeln sind noch zahlreichere kleinere, eben- 
falls von einem Höfchen umgebene Secundärtuberkeln vorhanden. 
Zunächst kann man von zwei inneren Reihen sprechen, von denen 
jede Warze auf der oberen Partie der Asseln steht, und zwar dem 
Primärtuberkel so nahe, dass ihre Warzenhöfe sich berühren. 

Hierzu kommen weiter zwei noch mehr nach innen gelegene 
Reihen von etwas kleineren Tuberkeln, welche rascher endigen 
wie die vorigen Reihen. Ihre Tuberkeln liegen auf der inneren 
unteren Ecke der Asseln. Ausserdem zuletzt jederseits eine äussere 
Reihe kleiner Stachelwarzen, welche den Porengängen noch etwas 
mehr genähert als die Primärtuberkeln, und auf der Naht zwischen 
je zwei der letzteren liegen. Die Granulen sind von verschiedener 
Grösse und gruppiren sich mehr oder minder um die genannten 
Warzenhöfe. 

Die Asseln der Interambulacralfelder sind an dem grösse- 
ren Gehäuse leicht gewölbt, so dass ihre Nähte und ebenso die 


1) Es scheint an einer Stelle des grösseren Gehäuses, als ob die Porenpaare 
der inneren Reihe nicht völlig senkrecht übereinander folgten, sondern als ob je 
drei Paare eine etwas schräge Reihe bildeten. 


68 II. Echinidae. 


anstossende Partie der Porensänge etwas vertieft erscheinen. Auch 
hier zwei Reihen von Primärtuberkeln, welche weder gekerbt, noch 
erenelirt, jedoch von einem kleinen Höfchen umseben, in ihrem 
ganzen Verlaufe an Grösse ziemlich gleich bleiben und sich auch 
in dieser Hinsicht kaum von denen der Ambulacralfelder unter- 
scheiden. Sie rücken ziemlich rasch von der Seite zu der Mitte 
der Assel zu, erreichen diese aber nicht ganz. Auf einem kleinen 
Exemplare zählt man 19, auf einem grösseren 23 in jeder Reihe. 
Die Zahl der Secundärtuberkeln ist sehr gross, sie ordnen sich 
weder in vertikale, noch in horizontale Reihen. Sie gruppiren 
sich anfänglich so, dass 4 derselben eine Primärtuberkel umgeben, 
und zwar so, dass die beiden oberen näher zusammenstehen als 
die beiden unteren. Dann wächst mit der Grössenzunahme der 
Asseln ihre Zahl so, dass etwa 12 von verschiedenem Volumen 
auf eine Assel kommen. Zwischen diesen zahlreichen kleinen 
Stachelwarzen noch Granulen von verschiedener Grösse. 

Peristom central, auf der Unterseite, nicht gross, kleiner als 
1/; des Gehäuse-Durchmessers, nicht (oder doch kaum sichtbar) 
eingesenkt. Zehneckig, die Ambulacrallippen etwas breiter als die 
Interambnlacrallippen. Kiemeneinschnitte sehr schwach. 

Der Scheitelsehild stellt einen schmalen Ring dar, der das 
Periproct umgiebt. Sämmtliche 10 Tafeln berühren in ihrer ganzen 
Breite das Periproct. Die Ovarial-Tafeln springen nach aussen 
(spitz-) winklig vor, mit Ausnahme der durch Grösse und höhere 
Wölbung ausgezeichneten Madreporenplatte. Die Oeffnung liegt 
an der äusseren Spitze. Von den ÖOcellartafeln sind zwei breiter, 
zwei etwas schmäler und die letzte etwa ebenso breit wie die 
Ovarialtafeln. In der Afterlücke selbst befinden sich noch After- 
täfelchen, welche eben so kräftig sind wie die genannten Stücke. 
Sämmtliche Tafeln, vielleicht mit Ausnahme der Madreporenplatte, 
tragen. Granula. 

Auf dem Steinkerne zeigt sich auf den Ambulacralfeldern 
die vertikale Mittelnaht stark vertieft, die vertikalen Seitennähte 
linienartig vortretend. Auf den Interambulacralfeldern die zick- 
zackförmige Mittelnaht vortretend, die horizontalen Nähte vertieft. 
Die Asseln wölbie. 


Il. Echinidae. 69 


Vorkommen. Die Art gehört der unteren Mucronaten- 
kreide an. Ein grosses Gehäuse sammelte ich im Sükerhoek 
NO. von Coesfeld in Westfalen. Ein kleines Exemplar bei Darup 
in Westfalen. 

Kommt vielleicht auch in den Mucronatenschichten des Schnee- 
berges bei Aachen vor. 

Zur Untersuchung lagen 2 Exemplare vor. 


Originale in meiner Sammlung. 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel 1. 
Seite 
Fig. 1—5. Phymosoma Hilsii, Schrürer. Aus dem Neocom von Gross- 
Vahlberos es, Same eK ee 
1. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse. 
2. Unteransicht » » » » » 
3. Seitenansicht » » » » » 
4. Interambulacralfeld in fünffacher Grösse. 
5. Ambulacralfeld » » » 
Fig. 6—10. Phymosoma Perroni, Corrzau. Aus dem Neocom . . . . 1 
6. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse. 
7. Unteransicht » » » » » 
8. Seitenansicht » » > » » 
9. Interambulaeralfeld in dreifacher Grösse. 
10. Ambulacralfeld » » » 
Tafel 2. 
Fig. 1—5. Phymosoma quinquangulare, Scrhwörer. Aus dem Turon von 
GraesäbeirAhause rl) 
l. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse, 
2. Unteransicht » > De» > 
3. Seitenansicht » » » » » 
4. Interambulacralfeld in dreifacher Grösse. 
5. Ambulacralfeld > » > 


Fig. 6—10. Phymosoma Goldfussi, Schwörer. Aus der Tourtia!) von Essen 6 


6. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse. 
7. Unteransicht » > S 5 

$. Seitenansicht » S ) » > 

9. Interambulacralfeld in dreifacher Grösse. 


10. Ambulacralfeld ) 


Auf der Tafel ist irrthümlich »Cenomon« statt »Oenoman« gedruckt. 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel 3. 


Fig. 1—5. Phymosoma Gehrdenense, Scutürer. Aus dem Unter -Senon 
von Gehrden bei Hannover . 
ÖOberansicht in natürlicher Grösse. 
Unteransicht » » » 
Seitenansicht » » » 
Interambulacralfeld in dreifacher Grösse. 
NB. In der Nähe der Mundlippe sind an der rechten und 


linken Seite die Granulabänder zu breit gezeichnet. 


en 


Ambulacralfeld in dreifacher Grösse. 


ou 


Fig. 6—10. Phymosoma maeandrinum!), Scarürer. Aus dem Ober-Senon 
von Kunraed, NW. von Aachen 


6. Oberansicht in natürlicher Grösse. 

7. Unteransicht » » » 

8. Seitenansicht » » » 

9. Interambulaecralfeld in doppelter Grösse. 

10. Ambulacralfeld » » » 
Tafel 4. 

Fig. 1 —5. Diplotagma altum, Schrürer. Aus dem Ober-Senon von 

Coesfeld 

1. Seitenansicht in natürlicher Grösse. 

2. Unteransicht » » » 

3. Oberansicht » » » 

4. Ambulacralfeld in doppelter Grösse. 

5. Interambulacralfeld » » DE 
Tafel 5. 


Fig. 1 —7. Phymechinus eretaceus, Scutürer. Aus dem Ober-Senon 


1. Oberansicht in natürlicher Grösse. 

2. Unteransicht » » S 

3. Seitenansicht » » » 

4. Ambulaeralfeld in dreifacher Grösse. 


5. Interambulacralfeld » > » 
6. Scheitelschild und Umgebung in dreifacher Grösse. 
7. Ambulacrale Grosstafel in sechsfacher Grösse. 


') Soll auf der Tafel ebenso gedruckt sein, anstatt »mäandrinum«. 


7 


Seite 


15 


25 


66 


60 


72 


Kıg. I — 


BP wow 


© 


Fig. 1—5. 


om 


A.W. 


© 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel 6. 


Phymosoma princeps, v. Hıcenow. Öber-Senon der Insel 
Rügen 
Oberansicht in natürlicher Grösse. 
Unteransicht » » » 
Seitenansicht » » » 
Interambulacralfeld in 1!/g der natürlichen Grösse. 
NB. Die Ringe auf den Warzenhöfen sind zu kräftig ge- 
zeichnet. 
Amlıulacralfeld in 1!/g der natürlichen Grösse. 


NB. Ebenso. 


Tafel 7. 


Phymosoma taeniatum, v. Hacznow. Ober-Senon der Insel 
Rügen 
ÖOberansicht in natürlicher Grösse. 
Unteransicht » » » 
Seitenansicht » » » 
NB. Sämmtliche Warzenhöfe zu stark schattirt; am Original 
kaum vertieft. 
Interambulacralfeld in dreifacher Grösse. 
Ambulacralfeld » » » 


NB. In Fig.4 u. 5 ist die Basis der Warzenkegel zu scharf 


märkirt; am Original allmählich in den flachen Hof 


übergehend. 


Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45 46. 


Seite 


ww 
DD 


Abhandl.d. geol. Landesanstalt. Schlüter, Kreide -Echiniden. Taf.1. 


55 A. 1. N. Io Ale 


53 Phymosoma Hilsii, Schlüt. Neocom. 
6-10 Phymosoma Perroni Cott. Neocom 


Lith.JnstwAeney, Bonn 


N 
Unger 


RUM 


Tan? 


Schlüter, Kreide-Echiniden 


Abhandl.d. geol. Landesanstalt. 


Inf Anonlare 
ınquangulare, 


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) 


fussi, 


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6-10 Phymosoma Gol 


Lith. Inst 


Abhandl.d geol. Landesanstalt. Schlüter Kreide-Echiniden Taf. 3. 


erg, 


£3 


ER: 


1-3 Phymosoma Gehrdenense, Unt. Senon 
b-10 Phymosoma maandrınum. Ob. Senen 


Liih.Jnst.v.A.Henry Bon 


Abhandl.d. geol. Landesanstalt. Schlüter, Kreide-Echiniden. Taf.4. 


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155 Diplotagma altum, Schlüt. Ob 


Senon 


Lüh.Jnst.v.A.Henry, Bonn 


Taf. 5 


Schlüter, Kreide-Echiniden 


Abhandl.d. geol. Landesanstalt. 


17. Phymechinus cretaceus, Schiit. 0b Senon 


Bonn 


} 


thlnstw.A:Henry, 


Li 


Abhandl.d. geol. Landesanstalt. j Schlüter Kreide -Echiniden. Taf. 


1-5 Phymosoma PrIncepS, Has. Üb. Senon 


Abhandl. d geal Landesanstalt Schlüter, Kreide -Echiniden Taf.7. 


159 Phymosoma taenictum, Hag. Ob 
J 


WEITNEY LIBRAR 
a MUS. COMP. ZOOL, 


Abhandlungen 


ZUT 


 geolorischen Speeialkarte 


von 


Preussen en 
und 


Ä den Thüringischen Staaten. 


BAND IV. 
Heft 2. 


Mit einem Atlas, enthaltend‘ 8 lithographirte Tafeln. 


III ERAARIIRINan are 


BERLIN. 


"Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung, 
(J. H. Neumann.) 


1883. 
2 


MN O2r 22,3 
7 er Noch 


Abhandlungen 


_ geoloeischen Specialkarte 


Preussen 


und 


den Thüringischen Staaten. 


BERLIN. 
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
(J. H. Neumann.) 
1883. 


Monographie 


der 


Eos Arten 


des 


Rheinischen Unterdevon 


Dr. Carl Koch, 


Kgl. Landesgeologen. 


Herausgegeben 


von 


der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. 


BERLIN. 


Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
(J. H. Neumann.) 


1333. 


D 


IM Ju 
N 


op ns ma 
„eu “ | u 


Vorwort des Herausgebers. 


Der Verfasser der vorliegenden Abhandlung, der verstorbene 
Landesgeologe Dr. Cart Koch, hat sich viele Jahre hindurch mit 
den Homalonoten des rheinischen Unterdevon beschäftigt. Ein 
erstes Resultat dieser Studien war der Vortrag, den derselbe im 
Jahre 1880 auf der Herbstversammlung des naturhistorischen Ver- 
eins zu Bonn hielt und der gewissermaassen als ein Prodromus 
der von ihm vorbereiteten ausführlichen Monographie gelten kann. 
(Vergl. Verhandl. des naturhist. Vereins für Rheinl. u. Westfalen 
Bd. XXXVII, Corr.-Bl. pag. 132 — 141.) Leider sollte es dem 
Verfasser nicht vergönnt. sein, . seine Arbeit selbst zum Ab- 
schluss zu bringen. Wenige Tage vor seinem Hinscheiden (im 
April 1882) übergab er dieselbe dem Unterzeichneten mit der 
Bitte, die Herausgabe übernehmen zu wollen. Glücklicherweise 
war KocH’s Manuscript, als es in die Hände des Herausgebers 
gelangte, in der Hauptsache bereits vollendet, so dass für den 
Letzteren nicht mehr viel zu thun übrig war. Die ausführ- 
liche Beschreibung der von KocH unterschiedenen. rheinischen 
Homalonotus-Arten, die den Kern der Abhandlung bildet, war 
bereits vollständig fertig und konnte, ebenso wie die einleitenden 
Abschnitte der Arbeit, fast unverändert zum Abdruck gebracht 
werden. Nur hie und da hat der Herausgeber kleine Zusätze 
anzubringen für nöthig erachtet, die sich aber in den meisten 
Fällen lediglich auf das von Koch noch nicht benutzte Sammlungs- 
Material der geologischen Landesanstalt beziehen und nur an ein 
paar Stellen Versehen berichtigen, die darauf zurückzuführen sind, 
dass KocH in Wiesbaden mit beschränkten literarischen Hülfsmit- 
teln arbeitete und namentlich die wichtigen Publicationen SALTER's 
in den Schriften der Palaeontographical Society gar nicht kannte. 


VI 


An der Abgrenzung der zahlreichen von Koch unterschiedenen 
Arten hat der Herausgeber Nichts geändert, obgleich es sehr wohl 
möglich ist, dass der Autor, wenn er selbst die Endredaction seiner 
Arbeit hätte ausführen können, Aenderungen in dieser Beziehung 
würde vorgenonmen haben. 

Die Zusätze des Herausgebers sind immer in Form von 
Anmerkungen unter dem Text angebracht worden und durch ein 
beigefüsgtes »(E. K.)« ausgezeichnet. 

Zur Illustration der Artenbeschreibung hatte Koch, theils nach 
Exemplaren seiner eigenen, theils nach solchen anderer öffentlichen 
und privaten Sammlungen, eigenhändig eine grosse Menge von 
Zeichnungen angefertist. Für einen Theil dieser Zeichnungen 
konnten vor ihrer Uebertragung auf den Stein die mit der Kocm’- 
schen Sammlung nach Berlin gelangten Original-Exemplare ver- 
glichen werden; für die Mehrzahl der Abbildungen aber lagen die 
Originale nicht vor, und in diesen Fällen blieb nichts übrig, 
als die Koct’schen Zeichnungen unverändert lithographiren zu 
lassen. Ausserdem sind vom ‚Herausgeber noch einige wenige 
Abbildungen nachträglich zur Ergänzung der Koc#'schen hinzu- 
gefügt worden. Diese Abbildungen beziehen sich sämmtlich auf das 
Sammlungs-Material der geologischen Landesanstalt und sind durch 
einen besonderen Vermerk als spätere Hinzufügungen kenntlich. 

Ganz neu und selbstständig ist vom Herausgeber der letzte 
Abschnitt der Arbeit verfasst worden, der sich mit der Vergleichung 
der rheinischen Homalonoten mit denen anderer Devon -Gebiete 
beschäftigt und von Koch zwar beabsichtigt, aber noch nicht 
in Angriff genommen war. Für diesen Abschnitt, für den die 
Verantwortung dem Herausgeber allein zufällt, schien es er- 
wünscht, einige Reste einer schon vor längeren Jahren durch 
A. RÖMER aus dem Harz beschriebenen Homalonotus- Art (Homal. 
gigas) abzubilden, um zu zeigen, dass dieselbe mit einer von Kocn 
neu aufgestellten Art (Homal. scabrosus) zusammenfällt. 


Berlin, December 1882. 
E. Kayser. 


Ir. Carl Koch, 


Königl. Landesgeologe, Museums-Inspector und Secretär des Nassauischen Vereins 
für Naturkunde in Wiesbaden. 


Ein Lebensbild 
von 


Dr. H. von Dechen'). 


Wenn ein Mann aus dem Kreise unserer Freunde und Ge- 
nossen scheidet, der in einem langen, thätigen und erfolgreichen 
Leben viele Jahre hindurch uns ein nachahmungswürdiges Vorbild 
gewesen ist, so dürfen wir nicht klagen, sondern dankbar müssen 
wir das Geschick anerkennen, welches uns so lange in ihm seine 
Erfahrungen, seine Belehrung und Ermunterungen erhalten hat. 

Ganz andere Gefühle bitteren Schmerzes werden aber in uns 
erregt, wenn ein Freund, ein Genosse ernster Arbeit aus unserem 
Kreise dahinsinkt in ein frühzeitiges Grab, viele Hoffnungen auf 
die Erfolge seiner Thätigkeit mit ihm zerstört werden. Dann 
haben wir ein Recht zur Klage. Die Arbeit, die er mit rastlosem 
Eifer gefördert, die mit der errungenen Erfahrung einer immer 
grösseren Vollkommenheit rascheren und sicheren Schrittes ent- 
gegengeführt worden wäre, sie liegt verlassen da. Keiner ist da, 
der sie mit gleichem Geschick, mit gleicher Aussicht auf eine er- 
folgreiche und glückliche Durchführung wiederaufnimmt; Keiner 
füllt die Lücke aus, die durch seinen Verlust in den verschieden- 
sten Kreisen seiner ausgedehnten Thätigkeit entstanden ist. 


) Mit gütiger Genehmigung des Herrn Verfassers wiederabgedruckt aus 
den Verhandl. des naturhistor. Vereins für Rheinl. u. Westfalen, Bd. XXXIX, 
1882, Corr.-Bl. pag. 35 ff. 


VIII 


Solche Gefühle und Gedanken mögen viele der Leidtragenden 
erfüllt haben, als sie dem langen Trauerzuge sich anschlossen, der 
die sterblichen Reste des verewigten Dr. CARL KocH in Wiesbaden 
am 20. April d. J. zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten. 

Wenn ich es unternehme, ein Lebensbild des durch seltene 
Geistesgaben, durch einen fest durchgebildeten Charakter, durch 
allgemeines Wohlwollen, durch Begeisterung für alles Edle und 
Grosse, durch ein warmes, herzliches Freundschaftsgefühl ausge- 
zeichneten und mir seit einer Reihe von Jahren eng befreundeten 
Mannes zu entwerfen, so muss ich die nächsten und näheren 
Freunde desselben um Nachsicht bitten. Sie werden viele Züge 
in dem reichen Bilde vermissen, da ich niemals mit dem Dahin- 
geschiedenen an einem und demselben Orte gelebt und nur auf 
vielen gemeinsamen, geognostischen Ausflügen, durch gemeinsame 
Arbeiten und einen eifrig gepflegten Briefwechsel mit ihm bekannt 
geworden bin. 

CARL JACOB WILHELM LupwıiG KocH war zu Heidelberg am 
1. Juni 1827 als ältester Sohn des Gasthofsbesitzers zum Carls- 
berg geboren. Seine Mutter WILHELMINE Haas stammte aus 
einer Familie von Dillenburg, welche sich in einem ansehnlichen 
Bergwerks- und Hüttenbesitz befand. Er hatte nur einen um 
2 Jahre jüngeren Bruder LupwiG. Der Vater starb bereits 1831, 
und dieser Umstand war von um so grösserem Einfluss auf die 
Erziehung der beiden Knaben, als der Oheim mütterlicherseits, 
LupwıG Haas in Dillenburg, ihr Vormund war. Sie blieben je- 
doch mit der Mutter bis zum Jahre 1844 in Heidelberg, wo CARL 
seine Schul- und Gymnasialbildung bis zur Prima erhielt. Durch 
Familienverhältnisse geleitet, widmete er sich der bergmännischen 
Laufbahn und machte unter den Augen seines Oheims und Vor- 
mundes einen Oursus bergmännischer Arbeiten 1844 durch und 
vollendete im folgenden Jahre seine Gymnasialbildung auf der 
Real-Schle I. Ordnung in Siegen, welche sich damals eines vor- 
züglichen Rufes erfreute. Zu Ostern 1846 bezog er die Univer- 
sität Heidelberg und setzte seine Studien 1848 in Marburg, 1849 
bis 1850 in Giessen fort. Anfänglich waren dieselben wesentlich 
auf die Naturwissenschaften, und zwar ziemlich gleichmässig auf 


IX 


die Zweige der beschreibenden, sowie der allgemeinen : Chemie 
und Physik gerichtet. Der günstige Einfluss, den die breite Basis 
dieser naturwissenschaftlichen Studien auf seine spätere Entwicke- 
lung übte, blieb überall sichtbar. Durch den Willen seines Oheims 
und den Wunsch seiner Mutter wurde er bewogen, in eine 
praktische Laufbahn einzutreten, doch bevor er dazu überging, 
unternahm er 1852 eine grössere Reise und wanderte durch die 
Schweizer und Tyroler Alpen, später nach Italien. Auf dieser 
Reise beschäftigte er sich vorzugsweise mit Botanik, Mineralogie 
und Geognosie. Zurückgekehrt erhielt er auf Empfehlung seines 
alten Lehrers, des Geheimenrathes ©. von LEONHARD in Heidel- 
berg, die Aufsicht über die tief eingeschachteten, damals in eigen- 
thümlichem Betrieb stehenden Gipsgruben am Neckar unterhalb 
Heilbronn, welche sich im Besitze des Grafen VON REICHENBACH- 
Lessonitz befanden. Diese Stellung gab ihm auch schon Ver- 
anlassung zu litterarischer Thätigkeit. Er schrieb damals, 1853, 
über die Trias am Badenschen Neckar, und 1854 über den Gips- 
bergbau daselbst für »G. LEONHARD, Beiträge zur mineralogischen 
Kenntniss Badens«. Er vertauschte jedoch bald diese Stelle mit 
der. vortheilhafteren Direction des Kinzigthaler Bergwerks-V ereins, 
einer englischen Gesellschaft, welche die alt berühmten Silber- 
gruben von Schapbach im Schwarzwalde wieder aufgenommen 
hatte. Nachdem er sich am 3. April 1853 mit SOPHIE GÖBEL, 
Tochter des verstorbenen Besitzers der Burger Eisenwerke bei 
Dillenburg, seiner jetzt trauernden Wittwe, verheirathet hatte, 
verwaltete er diese Stelle bis zum Ende des Jahres und zog dann 
nach Dillenburg. Schon im folgenden Jahre verband er sich mit 
einigen nahen Anverwandten zur Uebernahme einer grösseren Zahl 
von Eisensteingruben und des Scheldener Werkes, eines mit aus- 
gedehnter Giesserei verbundenen Hochofens.. Auf Wunsch der 
Gesellschaft übernahm er zunächst die technische Leitung, bald 
danach die ganze Geschäftsführung dieses Werkes, welche er 
12 Jahre lang führte. Als Frucht dieser Beschäftigung ist seine 
erste grössere, geologische Arbeit »Die palaeozoischen Schichten 
und Grünsteine in den Nassauischen Aemtern Dillenburg und 
Herborn«, zu betrachten, welche im 13. Hefte der Jahrbücher des 


x 


Vereins für Naturkunde in Nassau 1858 erschienen ist. Er zeigte 
darin, wie seine wissenschaftliche Ausbildung, verbunden mit 
dem bersmännisch praktischen Blick, ihn zur Entwickelung der 
schwierigsten Lagerungsverhältnisse befähigte.e In dem Falten- 
systeme der Schichten des rheinisch-westfälischen Devons giebt 
es wohl kaum eine Stelle, welche die Lahnmulde in Dillenburg 
und Herborn an Verwickelung übertreffen dürfte. So hatte sich 
Koch, nicht durch freie Wahl, sondern durch die Lage seines 
Wohnortes und durch Besitzverhältnisse veranlasst, gleich von 
Anfang an die schwierigste Aufgabe gemacht und sie mit grösster 
Ausdauer und Scharfsinn, mit feiner Beobachtungsgabe, unter leb- 
haftester Anerkennung der Fachgenossen gelöst. 
So günstig sich seine äusseren Verhältnisse im Anfange in 
Dillenburg bei dem Aufschwunge, den das Eisenhüttengewerbe in 
jener Zeit in Deutschland nahm, gestaltet hatten, so trat gegen 
Ende der 50. Jahre ein sehr erheblicher Rückgang in allen gewerb- 
lichen Verhältnissen ein, unter denen besonders die Eisenhütten 
sehr litten und schwere Verluste in ihren Abschlüssen zu ver- 
zeichnen hatten. Bei KocH äusserten sich diese Verhältnisse in 
höchst bitterer Weise. Er suchte seine Bergwerks- und Hütten- 
antheile zu veräussern, was erst im Jahre 1867 und nach und nach 
2 Jahre später unter sehr ungünstigen Verhältnissen gelungen ist. 
Er selbst drückte sich darüber in folgenden Worten aus: 
»Da ich meine materiellen Mittel verloren habe, bin ich auf meine 
Praxis als Civil-Ingenieur angewiesen«e. Aber gerade in diesen 
gedrückten Verhältnissen zeigte er eine Stärke und Unabhängig- 
keit des Charakters und entwickelte, zwar bei harten Entbehrungen, 
eine Energie, die ihm die allgemeinste Hochachtung seiner Mit- 
bürger in weiten Kreisen erwarb. 
In der Zeit, in welcher diese Zustände sich vorbereiteten, 
fällt eine bedeutungsvolle, zoologische Arbeit: 
»Das Wesentliche der Chiropteren, mit besonderer Be- 
schreibung der in Nassau und den angrenzenden Landes- 
theilen vorkommenden Fledermäuse«, 

welche in dem 17. und 18. Doppelhefte der Jahrbücher des Vereins 


für Naturkunde in Nassau 1862 und 1863 veröffentlicht worden ist. 


# 


XI 


Wir sehen hier in Koch den geübten, unermüdlichen Jäger, den 
keine Mühe verdriesst, das Leben der Thiere bis in die feinsten 
Züge hinein zu beobachten und in ihren Gründen zu erforschen, 
neben dem wissenschaftlichen Systematiker. Schon 1860 hatte er 
sich mit diesem Gegenstande eingehend beschäftigt, wie der Be- 
richt der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde 
zeigt, der die Fledermäuse Oberhessens zum Gegenstande der 
Beschreibung genommen hat. Ebenso behandelt er in der Pollichia 
1863 die Chiropteren der bayerischen Pfalz. Die letzte Arbeit 
über diesen von ihm mit grosser Beharrlichkeit und lebhaftestem 
Interesse verfolgten Gegenstand findet sich in dem Berichte der 
SENKENBERG’schen Gesellschaft von 1870: »Die Lebensweise der 
einheimischen Fledermäuse.e. 

Im Herbste 1867 übernahm Koch den Unterricht in Minera- 
logie, Geologie, Physik, Chemie und Mathematik an der provisorisch 
wieder eingerichteten Bergschule in Dillenburg. Bei seinen ge- 
diegenen theoretischen Kenntnissen und bei der seit frühen Jahren 
erworbenen Vertrautheit mit der Praxis des Bergbaues konnte er 
um so mehr in dieser Stelle leisten, als er bei seiner grossen 
Lebendigkeit die Schüler, junge praktische Bergleute, für ihren 
Beruf zu begeistern verstand. 

In der Zeit seiner Lehrthätigkeit an der Bergschule in Dillen- 
burg wurde ihm eine Anerkennung von Seiten der Universität 
Bonn durch Verleihung der philosophischen Doctorwürde honoris 
causa an dem 50jährigen Jubiläumsfeste derselben 1868 für seine 
vorzüglichen Leistungen im Gebiete der Zoologie und der Geologie 
zu Theil. Es gewährte ihm diese Auszeichnung nicht allein eine 
grosse Befriedigung an sich, sondern besonders durch den Um- 
stand, dass ihm dieselbe an demselben Tage zu Theil geworden 
war, an dem Seine Kaiserl. Königl. Hoheit der Kronprinz des 
Deutschen Reiches und von Preussen diese Huldigung der Bonner 
Universität entgegen zu nehmen geruht hatte. Gern erwähnte er 
diesen Umstand. 

Aber auch ein unmittelbarer Vortheil ergab sich für ihn 
daraus, als er im Herbst 1869 einen Ruf als Lehrer der Mathe- 
matik und Naturwissenschaften an die »Unterrichts- Anstalt der 


XII 


israelitischen Religions-Gesellschaft in Frankfurt a. M.« erhielt. 
Das Provinzial-Schulcollegium in Cassel bestätigte seine Berufung 
unter Anerkennung der Facultas docendi für die beiden oberen 
Classen einer Realschule II. Ordnung in Mathematik und Natur- 
wissenschaften unterm 13. November 1869. Schon am 25. des- 
selben Monats erfolgte darauf seine Einführung in das neue Amt, 
wobei er den Amtseid leistete. 

Ein grösserer Wirkungskreis war seiner Lehrthätigkeit damit 
eröffnet, einen noch viel grösseren boten ihm die gebildeten, wissen- 
schaftlichen Kreise, welche sich in der reichen und eigenartig ent- 
wickelten Grossstadt vereinigten. Er hat nur 3 Jahre in Frankfurt 
gelebt, aber was er in dieser Zeit geleistet, ist wahrhaft erstaunens- 
werth, und ebenso. zu bewundern, wie er sich unter dem Einflusse 
der grossen Stadt in dieser Zeit selbst entwickelt hat. 

Die erste Zeit in Frankfurt brachte ihm strenge Arbeit unter 
vielfachen Entbehrungen. Er musste sich zum Zwecke des Unter- 
richts in Mathematik und Chemie wieder einarbeiten, er durfte 
dabei eigene, wissenschaftliche Arbeiten und seine Sammlungen 
nicht vernachlässigen. Er suchte einen weiteren Erwerb durch 
technische Gutachten, durch Unterricht an anderen Schulen und 
bei Privaten, so dass die Zahl der von ihm ertheilten Unterrichts- 
stunden zeitweise-auf 39 in der Woche stieg, Im Jahre 1872 
lieferte er für das Programm der Schule eine ausführliche Ab- 
handlung über »die Architektur der Thiere«, eine Arbeit, die ihm 
viele Freude machte und in der er ein ganz ungewöhnliches 
Wissen mit vielen eigenen Beobachtungen in geistvollster Weise 
vereinigte. 

“In der Schule wirkte er ungemein anregend, war von dem 
Director, dem geistreichen Rabbiner S. Hırscn und den Üollegen 
hoch geschätzt. Die Schüler waren voll von Vertrauen und Liebe 
zu ihm, die sie auch dadurch bewiesen, dass sie ganz besonders 
Rath ‘bei dem ehemaligen Lehrer suchten. Sein Nachfolger im 
Schulamte bezeugt, wie schwer es ihm geworden, nach einem 
solchen Manne sich zur Geltung zu bringen. 

Einen grossen Einfluss hat Koct während dieser Zeit in den 
»Vereinen für naturwissenschaftliche Unterhaltung«e und in der 


XIII 


»SENKENBERG’schen naturforschenden Gesellschaft« in weiten Krei- 
sen in Frankfurt geübt, der sich auch noch nach seinem Scheiden 
fortsetzte. Zu dem ersteren Vereine war er vom Anfange seines 
Aufenthaltes an, von 1869 bis 1880, thätig. Er war im Jahre 
1871/72 Präsident desselben. Kaum einem seiner Mitglieder hat 
dieser Verein so viel belehrende Anregung, so viel eigenthümliche 
Mittheilungen zu danken, als ihm. Als Koch 1872 Frankfurt ver- 
liess und seinen Wohnsitz in dem nahen Wiesbaden nahm, kam 
er vielfach an einzelnen Tagen dorthin, um Vorträge in der 
SENKENBERG’schen Gesellschaft zu halten. Dieselben waren auf 
die Sitzungstage des Vereins für naturwissenschaftliche Unter- 
haltung verlegt, damit auch dessen Mitglieder seine Anwesenheit 
geniessen konnten, die sich alsdann zahlreicher als sonst mit der 
sichersten Aussicht auf einen lehr- und genussreichen Abend ver- 
sammelten. 

In der SENKENBERG@’schen naturforschenden Gesellschaft hielt 
er bereits am 8. Januar 1870 den ersten Vortrag: ȟber die 
Lebensweise der einheimischen Fledermäusee. Als wirkliches, 
arbeitendes Mitglied dieser Gesellschaft wurde er am 22. Januar 
aufgenommen. In dem Jahresbericht dieser Gesellschaft 1871/72 
ist eine Abhandlung: »Beiträge zur Kenntniss der Arachniden 
der Canarischen Inseln« gedruckt, zu der das Material von Dr. 
GRENACHER und Dr. NorL auf eine für die Rüppel-Stiftung aus- 
geführten Reise auf Teneriffa im September 1871 gesammelt war; 
ebenso: »Die Formen und Wandlungen der ecaudaten Batrachier 
des Unter-Main und Lahngebietes«, eine besonders wichtige, in 
vielen Beziehungen grundlegende und allgemein anerkannte Arbeit. 
Darauf folgen im Jahresbericht 1872/73 »Beiträge zur Kenntniss 
der Arachniden Nord- Afrikas, insbesondere der in dieser Richtung 
unbekannt gebliebenen Gebiete des Atlas und der Küstenländer 
von Marocco«. In demselben ist das Material verarbeitet, welches 
Dr. Frhr. von Fritsch und Dr. Reıv im Frühjahr 1872 gesammelt 
hatten. Er nahm hieran um so grösseren Antheil, als er längere 
Zeit hindurch die Absicht gehabt, sich den beiden Reisenden 
anzuschliessen und ernstliche Vorbereitungen zu diesem Zwecke 
getroffen hatte. Schliesslich gab er diesen Plan auf, da bereits 


XIV 


andere Arbeiten für ihn in naher Aussicht standen. Darauf folgen 
Vorträge: 
» Lebensweise und Nestbau der bei uns einheimischen Spinnen«, 
. »Neuere Anschauungen über die geologischen Verhältnisse«, 
in der wissenschaftlichen Sitzung vom 25. März 1876. 

»Beitrag zur Kenntniss der Ufer des Tertiär-Meeres im Mainzer 
Becken’ 5. März 1877. 

Die beiden letzteren Arbeiten fallen bereits in die Zeit, in der 
KocH seinen Wohnsitz von Frankfurt nach Wiesbaden verlegt 
hatte, und so mag denn auch hier gleich als eine Folge seines 
Aufenthaltes in Frankfurt erwähnt werden, dass er noch später in 
Frankfurt, auf Veranlassung der SENKENBERG’schen naturforschenden 
Gesellschaft, Vorträge über geologische Gegenstände gehalten hat, 
und zwar im Winter 1876/77 ȟber Geologie, mit besonderer 
Berücksichtigung der Gegend von Frankfurt«; im Winter 1878/79 
»über Geognosie und Palaeontologie der älteren (palaeozoischen) 
Gebirgsformationen, mit besonderer Berücksichtigung des Taunuss 
und im Winter 1879/80 ȟber neozoische Schichten, besonders 
über das Mainzer Becken und die Diluvialgebilde«. Diese Vor- 
lesungen wurden sehr stark besucht und fanden in den gebildeten 
Kreisen Frankfurts ungetheilten Beifall durch ihre ungemeine Klar- 
heit, die Lebendigkeit und Gewandtheit des Vortrages. 

Seine Sympathie für die SENKENKBERG’sche Gesellschaft be- 
thätigte er durch seine regelmässige Theilnahme an deren Jahres- 
festen und dadurch, dass er bereitwilligst die Bearbeitung des 
Capitels »Bodenverhältnisse der Stadt Frankfurt« für die Fest- 
schrift zum Jubiläum von VARRENTRAPP übernahm, wozu er mehr 
wie jeder andere durch seine geologische Kartirung der Section 
Frankfurt und der angrenzenden Sectionen im Maassstabe von 
1/95000 befähigt war. 

Bereits im Jahre 1870 begann die Veröffentlichung der 
geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen 
Staaten, wobei die Messtischblätter im Maassstabe von 1: 25000 als 
topographische Grundlagen verwendet wurden. Sobald als diese 
Karten für den Regierungsbezirk Wiesbaden vollendet waren und 


eine Ausdehnung der geologischen Aufnahmen auf diesen Landes- 


XV 


theil ermöglichten, wurde Koch als die bei Weitem geeignetste 
Persönlichkeit zu der Ausführung dieser wichtigen und grossen 
Arbeit in Aussicht genommen. Die Entwickelung der »Geologi- 
schen Landesanstalt« verzögerte sich jedoch so, dass KocH erst 
unterm 14. Mai 1873 zum Königl. Landesgeologen, mit Beibehal- 
tung seines Wohnsitzes in Wiesbaden, ernannt wurde. Er hatte 
sich schon im Jahre 1871 mit innerster Befriedigung zur Annahme 
dieser Stelle bereit erklärt, in Aussicht auf eine für ihn ganz ge- 
eignete und höchst erfolgreiche Thätigkeit. Am 24. October 1874, 
1!/g Jahr nachdem er diese Stelle angetreten hatte, schrieb er: »So 
habe ich in meinem 47. Lebensjahre den segensreichen Wirkungs- 
kreis gefunden, den ich seit meinem 23. Lebensjahre vergeblich 
erstrebt hatte. Im aufrichtigsten Dankgefühle für die Männer der 
Wissenschaft, welche dazu beigetragen, zähle ich mich unter 
die in ihrem Berufe Glücklichen der Erde.< 

Schon vorher war ihm vom 1. October 1872 an provisorisch 
die Lehrerstelle für Naturwissenschaften an der Königl. Land- 
wirthschaftlichen Lehranstalt: (Oekonomie-Schule) zu Hof-Geisberg 
übertragen worden. Definitiv wurde er vom Landwirthschaftlichen 
Ministerium am 29. November 1873 dazu ernannt und bekleidete 
diese Stelle bis zur Aufhebung der Anstalt. Er hatte beide Stellen 
um so leichter mit einander verbinben können, als die letztere ihn 
nur während des Winter-Cursus in Anspruch nahm. 

Wie sehr Koch vorbereitet war, die Kartirung des Taunus 
und der neozoischen Bildungen an dessen Abhange und Fusse bis 
zum Rhein und Main auszuführen, zeigte sich bereits am 13. und 
14. September desselben Jahres in der allgemeinen Versammlung 
der Deutschen geologischen Gesellschaft in Wiesbaden, wo er die 
bis dahin angefangenen Sectionen der Karte nebst den dazu ge- 
hörigen Belegstücken vorlegte. Mehr noch giebt darüber Auskunft 
der erste Bericht, den er an den Vorstand der Königl. Landes- 
Untersuchung am 30. November 1873 erstattete. 

Mit welchem überaus grossem Eifer sich Koch diesen 
Arbeiten hingab, wurde in der im folgenden Jahre (1874) am 
13. September in Dresden gehaltenen Conferenz der Mitarbeiter der 
Preussischen geologischen Landesanstalt klargestellt, als er unter 


XVI 


Vorlegung einer, den Zusammenhang des Taunus und seiner links- 
rheinischen Fortsetzung darstellenden Uebersichtskarte über seine 
Aufnahmen der Sectionen Eltville, Wiesbaden, Langenschwalbach, 
Platte, ferner Königstein und Hochheim berichtete, welche er im 
Herbst, resp. im Winter zu vollenden gedachte. Die 4 ersteren 
waren nach dem Berichte über die Thätigkeit der. geologischen 
Landesanstalt in den Jahren 1873 und 1874 bis dahin druckfertis 
hergestellt, während die beiden letzteren in Angriff genommen 
sind. Die letzteren wurden 1875 mit dem rechtsrheinischen Theil 
der Section Pressberg vollendet. Diese 6 Kartenblätter mit ihren 
Erläuterungen sind erst 1880 als 15. Lieferung der geologischen 
Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten in die 
Oeffentlichkeit getreten. Sie verdienen aber bereits an dieser Stelle 
erwähnt zu werden, da sie die grösste geologische Arbeit umfassen, 
welche vollendet bei dem Ende ihres Verfassers vorliegt und die 
grösste Anerkennung bei allen Fachgenossen, auch des Auslandes, 
gefunden hat. Er hat im Verfolg der Jahre noch eine weitere 
Reihe von Sectionen dieser Karte vollendet, aber es war ihm nicht 
vergönnt, deren Erscheinen zu erleben und die Erläuterungen der- 
selben abzuschliessen. 

Zum Beweise seines unermüdlichen Arbeitseifers seı hier nur 
angeführt, dass bis Ende 1880 die nächst zu erscheinende Liefe- 
rung, die 4 Blätter: Schwanheim, Sachsenhausen, Rödelheim und 
Frankfurt a. M. so weit fertiggestellt waren, dass der Farbendruck 
beginnen konnte; die Erläuterungen sind zum Theil nur theilweise 
bearbeitet. Auch für die demnächst folgende Lieferung, die 6 Blätter: 
Kettenbach, Idstein, Feldberg, Homberg v. d. Höhe, Limburg und 
Eisenbach enthaltend, ist die Schlussrevision beendet. Die Notizen 
für die Erläuterungen sind zwar vorhanden, aber leider nicht be- 
arbeitet. 

Im Jahre 1878 wurden seine Untersuchungen in ihrer topo- 
graphischen Reihenfolge durch den Auftrag der Ministerien unter- 
brochen, die Quellenverhältnisse von Ems zu untersuchen. Er hat 
darüber einen sehr umfassenden und höchst wichtigen Bericht er- 
stattet, der aber bis jetzt noch nicht veröffentlicht ist, was er in 


jeder Beziehung verdient. Diese Arbeit gab ihm Veranlassung, 


XVII 


viele Aufnahmen in den Blättern Ems, Oberlahnstein, Schaumburg, 
Dachenhausen, Rettert und Algenroth auszuführen, die aber noch 
nicht zum Abschluss gediehen sind. Untersuchungen in dem Blatt 
Dillenburg und Herborn führten ihn im Jahre 1881 auf sein erstes 
und ihm in den kleinsten Details bekanntes Arbeitsfeld zurück. 

Aber leider wurden dieselben durch zunehmendes körperliches 
Leiden unterbrochen, welches ihn schon zwei Jahre vorher zeit- 
weise an anstrengender Arbeit gehindert hatte. Seine Freunde 
können sich der Befürchtung nicht entschlagen, dass er durch das 
Uebermaass seines Eifers in der Verfolgung seiner Ziele und der 
Förderung des grossen Werkes zu wenig seine sonst rüstige Ge- 
sundheit beachtet und dadurch wesentlich sein zu frühzeitiges, tief 
beklagenswerthes Ende herbeigeführt hat. 

Wenn oben dem Bedauern Ausdruck gegeben worden ist, 
dass Koc#’s Bericht über die Quellen von Ems bis jetzt noch den 
Kreisen seiner Fachgenossen unbekannt geblieben ist, so hat sein 
dortiger Aufenthalt doch wesentlich dazu beigetragen, eine andere, 
sehr wichtige Arbeit über eine »brennende Frage« in die Oeffent- 
lichkeit und ihrer Lösung näher zu bringen. In dem Jahrbuche 
der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt und Berg- 
akademie für 1880 ist die Abhandlung »über die Gliederung der 
rheinischen Unterdevon-Schichten zwischen Taunus und W ester- 
wald« mit einer Tafel von Profilen (S. 191 — 242) abgedruckt. 

Ich habe mich in der Sitzung der Niederrheinischen Gesell- 
schaft für Natur- und Heilkunde am 20. Juni 1881 über den 
hohen Werth dieser Abhandlung ausführlich geäussert und beson- 
ders hervorgehoben, dass diese von Koch vorgeschlagene 
Gliederung des Unterdevon immer Berücksichtigung 
wird finden müssen, wenn die nördlich vom Westerwalde ge- 
legenen Theile des Unterdevon bis zu ihrer oberen Grenze gegen 
das Mitteldevon einer ähnlichen Untersuchung unterworfen sein 
werden. Dasselbe gilt für die westliche Fortsetzung der gleichen 
Schichten von dem linken Rheinufer bis zur Grenze von Belgien 
und Luxemburg. 

In demselben Bande ist eine Mittheilung von Kocth ȟber 
die im Herbste 1879 auf der Grube Eleonore bei Fellingshausen 


b 


XVII 


und Bieber (Hinterland-Kreis des Reg.-Bez. Wiesbaden) auf- 
geschlossenen Vorkommen von Pflanzenresten, mit 1 Holzschnitt« 
enthalten, welche, wiewohl nur einen ganz speciellen Fall be- 
treffend, doch zeigt, wie der Verfasser durch Berücksichtigung 
aller Verhältnisse es verstand, eine einfache und richtige Deutung 
zu finden, wo Irrthum und Missverständniss bei einer oberfläch- 
lichen Untersuchung so leicht entstehen konnte. 

Um die Vielseitigkeit, die KocHm in den verschiedensten 
Richtungen entwickelte, hervortreten zu lassen, mögen hier die 
verschiedenen Vereine in chronologischer Reihenfolge aufgeführt 
werden, denen er angehörte, mit dem Datum der Aufnahme. 

1. Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Wies- 
baden, 15. Januar 1852. 

2. Landwirthschaftlicher Verein im Herzogthum Nassau. 
Wiesbaden, 10. October 1855. 

3. Vorsitzender des Herzoglich Nassauischen Local-Gewerbe- 
Vereins in Dillenburg. 

4. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 
Giessen, 9. Februar 1857. 

5. Naturhistorischer Verein der Preussischen Rheinlande und 
Westfalens. Bonn, 19. Januar 1858. 

6. Mittelrheinischer geologischer Verein. Darmstadt, 1. Juni 
1858. 

7. Deutsche geologische Gesellschaft. Berlin, 7. August 
1861; vorgeschlagen von BORNEMANN, ROTH und SENFT, unter 
MITSCHERLICHs Vorsitz. 

8. Pollichia, naturwissenschaftlicher Verein der Rheinischen 
Pfalz. Dürkheim, 5. September 1863. Ehrenmitglied. 

9. Offenbacher Verein für Naturkunde. Offenbach, 3. April 
1868. Correspondirendes Mitglied. 

10. SENKENBERG’sche naturforschende Gesellschaft in Frank- 
furt a. M. 22. Januar 1870. 

11. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung in Frank- 
furt a M. Präsident 1871/72. 

12. Kaiserliche Leopoldino-Carolinische Akademie deutscher 
Naturforscher; vorgeschlagen und empfohlen durch den Adjuncten 


XIX 


des 6. Kreises, Geheimen Hofrath FRESENIUS, Dr. Spiess in Frank- 
furt a. M. und Professor TmomAE in Wiesbaden, Section für Mine- 
ralogie und Geologie. Halle a. S., 3. November 1874. 

13. Verein Nassauischer Alterthumsfreunde. Wiesbaden, 1. De- 
cember 1874. 

14. Rheinische naturforschende Gesellschaft. Mainz, 1. Ja- 
nuar 1879. 

In den Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde in Nassau 
finden sich zahlreiche Arbeiten und Vorträge von Koch, die schon 
im 7. Hefte II. 1851 beginnen und bis zu seinem Lebensende 
fortgehen. »Beiträge zur Kenntniss der Mollusken des oberen 
Lahn- und Dillgebietes von FR. SANDBERGER und ©. Kock. 
S. 276—285.« Die 7 Species, welche als in Nassau neu auf- 
gefunden bezeichnet werden, sind von Koch in der Gegend von 
Dillenburg gesammelt worden. Schon als Schüler hatte er mit 
grosser Aufmerksamkeit das Sammeln von Thieren verschiedenster 
Classen betrieben und seinen Blick geschärft. Zur Auffindung 
neuer Species gehörte aber schon ein bedeutendes Maass von 
Kenntnissen. 

. Das 12. Heft 1857 enthält in den »Mineralogischen Notizen 
von Dr. G. SANDBERGER« S. 396 unter den Nummern 10 bis 29 
Mittheilungen von KocH, unter denen sich mehrere sehr inter- 
essante Funde: wie Quarz mit seltenen Krystallflächen, Lievrit, 
Franklinik, natürliche Mennige, Kupfernickel oe und Kobalt- 
nickelkies, auszeichnen. 

Das 14. Heft 1859, S. 455, enthält das Protokoll über die 
9. Versammlung der Sectionen vom 5. October d. J. in Dillenburg 
und den Vortrag, den Koch über das Oberdevon (Kramenzel) 
und den Culm in der Gegend von Oberscheld und der Eisernen 
Hand gehalten hat; ferner vom folgenden Tage den Vortrag 
über Unter- und Mitteldevon, wobei er über den Orthoceras- 
Schiefer sehr richtige und den heutigen entsprechende Ansichten 
äusserte. 

Das 15. Heft 1860, S. 232, bringt das Protokoll der 10. Ver- 
sammlung vom 30. und 31. Mai d. J. in Diez, den am letzten Tage 
von Koch gehaltenen, ausführlichen Vortrag über die Culmformation 

hr 


xX 


in Nassau, wobei er auch die beiden darin aufgefundenen Cri- 
noiden: Lophocrinus speciosus und Poteriocrinus regularis, beide 
von H. von MEYER beschrieben, erwähnt. 

Im 17. Hefte 1862 enthält das Verzeichniss der in Nassau 
vorkommenden Säugethiere und Vögel von A. RÖMER sehr inter- 
essante Beiträge von KocH, vorzugsweise bei den Myoxinen und 
den Chiropteren; bei den Letzteren fehlt er bei keiner Species als 
Gewährsmann. 

Die wichtige, ausführliche Abhandlung über die Chiropteren 
ist bereits oben erwähnt. In der 11. Versammlung der Sectionen 
in Ems am 13. Juni 1862 sprach Koch über die Chiropteren in 
der Gegend von Dillenburg unter Mittheilung vieler neuen Beob- 
achtungen und Vorzeigung von Exemplaren. 

Das 19. und 20. Heft 1864— 1866 enthält das Protokoll der 
12. Versammlung zu Weilburg am 2. Juni 1865, in der Kocm die 
Blätter der von DECHEn’schen Karte von Rheinland und West- 
falen vorlegte und diejenigen Theile näher erläuterte, welche sich 
auf Nassau beziehen, ferner hielt er einen Vortrag über den 
ÖOrthoceras- oder Wissenbacher Schiefer, über dessen Stellung 
immer noch Zweifel obwalteten und der nun auch im Thale des 
Rupbaches unfern Balduinstein aufgefunden worden ist, und legte 
interessante Versteinerungen aus demselben vor. 

In demselben Hefte finden sich noch Beobachtungen von 
KocH in den »mineralogischen Notizen und Pseudomorphosen von 
GRANDJEAN«e. 5. 89. 

In der Versammlung in Dillenburg am 21. April 1870 hielt 
Koch, der inzwischen seinen Wohnsitz nach Frankfurt verlegt hatte, 
einen ausführlichen Vortrag über Arachniden und Myriapoden. 

Im folgenden Jahre finden wir ihn auf der Versammlung am 
22. October in Rüdesheim wieder, wo er einen Vortrag über den 
Dimorphismus der Batrachier hielt und Präparate des Larven- 
zustandes und der entwickelten Thiere vorlegte. 

Im 27. und 28. Jahrgange 1873 und 1774 liefert Koch S. 185 
bis 210 eine werthvolle Abhandlung: »Beiträge zur Kenntniss der 
Nassauischen Arachniden I.«, mit denen er sich seit länger als 


8 Jahren eingehend beschäftigt hatte. 


XXI 


In der Versammlung zu Ems am 29. September 1872 sprach 
er über einige von ihm beobachtete Spinnen und besonders über 
eine Würespinne, die in südlicheren Gegenden seit länger bekannt, 
er jetzt auf dem Westerwalde in Menge gefunden hat. 

In der Vorstandssitzung am 25. Februar 1873 wurde die Bil- 
dung einer vierten palaeontologischen Section in dem Vereine be- 
schlossen und Koch vorläufig als deren Vorsteher bezeichnet. In 
der Generalversammlung am 21. Juni d. J. wurde derselbe, in- 
zwischen zum Königl. Landesgeologen ernannt, einstimmig für 
diese Stelle gewählt. Er hielt in derselben Sitzung einen Vortrag: 
»Züge aus dem Leben der Spinnen«. 

In der 16. Versammlung am 23. August 1874 in Höchst be- 
richtet KocH über die Thätigkeit der palaeontologischen Section, 
erläutert die geologischen Verhältnisse des »Grindbrunnen in Frank- 
furt a. M.« und spricht über die beiden in Nassau vorkommenden, 
im Süden heimischen Schlangen: Zlaphis flavescens (Schlangenbader 
Natter) und Tropidonotus tesselatus. 

In der 17. Versammlung in Diez, 19. Juni 1875, trägt Koch 
den Sectionsbericht vor und macht eine Mittheilung über seine 
Untersuchungen des Taunusquarzit, welcher sich zunächst dem 
Spiriferensandstein anschliesst. 

Der Verein rief eine neue, für Wiesbaden wichtige Einrich- 
tung ins Leben: wöchentliche Abendsitzungen zu freier Besprechung 
naturwissenschaftlicher Gegenstände, welche am 1. December be- 
gannen. KocH nahm wesentlich Antheil daran und er war ganz 
der Mann dazu, um Sitzungen dieser Art eine grosse Anziehungs- 
kraft zu geben und zu erhalten. 

In der 18. Versammlung in Homburg v. d. Höhe am 13. Mai 
1877 hielt er einen Vortrag über: »die geognostischen Verhält- 
nisse der Umgebung von Homburg«, wobei er sich auch über 
die unter dem Namen »Hercyn« zusammengefasste Schichtenfolge 
äusserte. 

In der 19. Versammlung, die noch in demselben Jahre in 
Rüdesheim am 14. October stattfand, sprach Kocn über: »die 
geologischen und orographischen Verhältnisse in der Umgebung 
von Rüdesheim«. 


XXI 


In der darauf folgenden Generalversammlung am 22. December 
hielt er einen Vortrag ȟber geologische Kartirung in ihren 
Princeipien, Zwecken und gegebenen Mitteln«. 

Wenige Tage nachher eröffnete er »die Reihe der Winter- 
vorträge im Museumssaale in Wiesbaden, 9. Januar 1878, und 
sprach über das Leben im Mainzer Tertiär-Meere und dessen con- 
tinentaler Umgebung«. 

In der 20. Versammlung in Limburg a. d. Lahn, 15. Juni 1878, 
berichtet Koch über »tertiäre und diluviale Kiesablagerungen des 
Mainzer Beckens und des Lahnthales in der Umgegend dieser 
Stadt«, sowie über »Löss«. 

In der 21. Versammlung in Biebrich, 8. Juni 1879, machte er 
Mittheilungen über »die neuesten Forschungen seines Freundes 
Oscar BÖTTCHER im Mainzer Tertiärbecken, Veränderungen der 
Flussläufe durch Erosion, Verhältnisse der Schichtenfolge des 
Rhein- und Mainthales, welche zwischen der Tertiärzeit und der 
Jetztwelt abgelagert wurden«, wobei er des Rheindurchbruches 
bei Bingen gedachte und verschiedene Profile zur Bestätigung des 
Vorgetragenen vorlegte. 

Die Generalversammlung am 21. December 1879 war mit der 
Jubiläumsfeier des 50jährigen Bestehens des Nassauischen Vereins 
für Naturkunde und mit der der 25jährigen Thätigkeit des Pro- 
fessor KIRSCHBAUM als Secretär desselben und Museums-Inspector 
verbunden. Bald nachher trat ein Ereigniss ein, welches ebenso 
wohl diesen Verein betraf, als auf die Thätigkeit von Koch einen 
grossen Einfluss äusserte. 

Im Museumssaale hielt Kocn am 2. Februar 1880 ȟber die 
Wirkungen von Polareis und Gletscher« einen Vortrag. 

Professor KIRSCHBAUM wurde am 29. Februar 1880 von einem 
Schlaganfalle betroffen, der am 3. März das Ende seines erfolg- 
reichen Wirkens herbeiführte. Der Nekrolog desselben aus Kocm’s 
Feder findet sich im Jahrbuche Heft 31, 32, 1878 — 1879, S. 324 
bis 334. Wer hätte damals ahnen können, dass er dem Freunde 
sobald nachfolgen würde. Hofrath Lem, Ehrenmitglied des Ver- 


eins, führte einstweilen die Geschäfte des Secretärs, während 


XXIII 


Koch durch Ministerial-Verfügung vom 21. September 1880 zum 
Museums-Inspector und Secretär des Vereins ernannt wurde. Er 
war der vorzüglichste Ersatz, der für diese Stelle gefunden werden 
konnte, doch hat er sich nur schwer zur Annahme entschlossen, 
da er fürchtete, dass die Geschäftsführung seine Arbeiten als 
Landesgeologe benachtheiligen würde. 

Koch erstattete als Secretär des Vereins bereits den Jahres- 
bericht in der Generalversammlung vom 18. December 1880. Den 
folgenden, der in der Versammlung 1881 vorgelesen wurde, hat er 
zwar noch geschrieben, aber er war durch die zunehmende Krank- 
heit bereits an der persönlichen Theilnahme verhindert. Seine 
Freunde waren von den schlimmsten Besorgnissen erfüllt und 
sahen dunklen Blickes in die Zukunft. 

Es konnte in dieser letzten Versammlung angezeigt werden, 
dass im nächsten Jahrbuche wieder zwei wichtige Arbeiten von 
Koch erscheinen würden, eine über »das Diluvium des Rhein- 
und Maingebietes«e, die andere über »die Unter- und Mittel- 
Devonschichten des Lahngebietes«, welche besonders zur Ergän- 
zung und Berichtigung früherer Mittheilungen über diese Gebirgs- 
formationen dienen sollte. Der güntige Einfluss, den Koch in 
der kurzen Zeit des Jahres bereits auf den Verein geübt hatte, 
zeigte sich in der Zunahme von 30 Mitgliedern. 

Damit ist die Thätigkeit von KocH in verschiedenen Vereinen 
noch keineswegs abgeschlossen. 

In dem Local-Gewerbe-Verein in Dillenburg hielt Koch 
populäre, auf den Kreis seiner Zuhörer wohl berechnete Vorträge 
wodurch er sehr anregend wirkte: 

»Ueber Vulkane und Erdbeben«, 3. Februar 1862. 

»Ursachen und Wirkungen feuerspeiender Berge«, 24. No- 
vember 1864. 

»Ausgestorbene Thiere und Pflanzen«, 26. Februar 1866. 

»Meteorsteine«, 28. Februar 1866. 

»Sternschnuppen und Irrlichter«. 

»Der Stein der Weisen«, 3. November 1867. 


XXIV 


In der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde 
hielt KocH einen Vortrag »über die Fledermäuse Oberhessens 
und der angrenzenden Ländertheile«. 8. Bericht. Giessen 1860. 
S. 25 — 952. 

Die Versammlungen des naturhistorischen Vereins der Preuss. 
Rheinlande und Westfalens hat KocH seit 1852, wo er in Siegen, 
10. Juli, einen Vortrag über die »Eisenspilite der Umgegend von 
Dillenburg« hielt, der in den Verhandlungen des Vereins Jahrg. 19, 
S. 302 — 308 abgedruckt ist, öfter, ganz besonders von 1872 an, 
besucht. In diesem Jahre hielt er in Wetzlar, 21. Mai, einen 
Vortrag ȟber die im Rheinlande und seinen Umgebungen beobach- 


teten 17 Betrachier-Species in ihren verschiedenen Entwickelungs- 
Zuständen«, und legte Präparate derselben vor. 

So in Bonn, 5. October 1874, wo er einen Vortrag ȟber die 
krystallinischen, metamorphischen und devonischen Schichten des 
Taunus« hielt. 

4. October 1875 zeigte er ein Stück von der. geglätteten 
Oberfläche des Felsens Grauerstein bei Naurod vor, welcher einem 
mächtigen Quarzgange angehört und für die er eine kaum ge- 
nügende Erklärung vorschlug. 

2. October 1876 sprach er über »die Versteinerungen im 
Taunusquarzit zwischen der Saalburg und dem Weissberge bei 
Homberg v. d. Höhes; über die »stammförmigen Gebilde von 
Okstadt in der Wetterau«, welche er mit ähnlichen verglich, die 
im Quarzitbruche unter der Saalburg, am Kühkopfe bei Friedberg 
und auf dem Kammerforst bei Aulbausen vorkommen. Es bleibt 
zweifelhaft, ob dieselben organischen oder anorganischen Ur- 
sprunges sind. ; 

1. October 1877 erläuterte er die Felsglättung am Grauen- 
stein bei Naurod in befriedigendster Weise durch die Reibung 
der Gerölle beim Ablauf der Gewässer des Lahnbeckens nach 
dem Mainzer Tertiärmeere quer durch den Taunus. 

In der Generalversammlung des Vereins am 11. Juni 1878 
in Barmen machte Koch eine Mittheilung über die in Rheinland- 


Westfalen vorkommenden Säugethiere, besonders die Fledermäuse, 


XXV 


von denen er 18 Species kennt, darunter 2 Ueberläufer aus an- 
deren Gebieten und 2 als Wanderthiere. 

Am 3. October 1880 in Bonn sprach er über das Vorkommen 
der Gattung Homalonotus im Rheinischen Unterdevon. Die im 
Jahrgang 37 der Verhandlungen S. 133 — 141 gedruckte Analyse 
dieses Vortrages kann als Prodrom der leider unvollendet geblie- 
benen Arbeit gelten, deren Fertigstellung er noch in seinen letzten 
Lebenstagen seinem Freunde Professor Kayser (Berlin) über- 
tragen hat. 

Endlich machte er Bemerkungen über die vorgelegten stamm- 
förmigen Gebilde aus dem Unterdevon von Hilchenbach bei Siegen, 
welche er mit den ähnlichen Bildungen aus dem Taunusquarzit 
verglich. 

In dem 12. Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde 
für das Jahr 1870/71, Offenbach 1871, S. 52 findet sich eine Ab- 
handlung von Koch: »Beiträge zur Kenntniss der Opilioniden des 
Mittel-Rheingebietes«. Sie stehen als 1. Familie der Arthrogastra 
den Arachneen am nächsten. Er kennt 9 Geschlechter derselben. 

Bei den allgemeinen Versammlungen der Deutschen geologi- 
schen Gesellschaft ist Kock!) in Wiesbaden als Geschäftsführer 
thätig gewesen. Seine wissenschaftliche Thätigkeit in dieser Ver- 
sammlung sowie der folgenden in Dresden: 1874, 13. September, 
ıst bereits oben erwähnt. 

In München, 13. und 14. August 1875, hat er sich ausführlich 
über die Versteinerungen von Wissenbach geäussert, die Schiefer- 
porphyroide am südlichen Rande des Unterdevon von Siegen 
besprochen und ein Stück von der geglätteten Oberfläche des 
Quarzfelsen Grauerstein bei Naurod vorgelegt. Die Nähe der Alpen 
veranlasste ihn, nach dieser Versammlung noch einmal Tyrol zu 
durchwandern. 

In Berlin, 11. August 1880, sprach er über die Mineralquellen 
an der unteren Lahn, besonders über diejenigen bei Ems. 


) Derselbe wohnte der Versammlung in Heidelberg nach dem Verzeichnisse 
der anwesenden Mitglieder am 13. und 14. September 1869 bei. 


XXVI 


In Saarbrücken, 9. August 1881, hielt er einen Vortrag über 
die »Lagerungsverhältnisse der Schiefer von Wissenbach«, die ihn 
seit so langen Jahren beschäftigt hatten und wobei er körperlich 
schon recht leidend sich mit grosser Klarheit über die Eintheilung 
der Devonschichten verbreitete. Es war der letzte Vortrag, den 
er in einer wissenschaftlichen Versammlung gehalten hat. Allen, 
die ihn damals gehört haben, wird er unvergessen sein. 

In den Schriften anderer Vereine finden sich folgende Mit- 
theilungen von Koch: 

Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissen- 
schaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen 
Vereins 1857: Dachschiefer im Culm. Ferner April 1860, No. 41, 
S.6 unter der Rubrik »geologische Correspondenz« steht eine 
Mittheilung über die in alten Gruben der Gegend von Dillenburg 
vorkommenden sogenannten »Vitriol-Eier«, Schalen von Braun- 
eisenerz, die mit einer concentrirten Lösung von Eisenvitriol er- 
füllt sind. Er giebt eine recht ansprechende Erklärung dieser 
Gebilde, welche aus Kugeln von Pyrit entstanden sind. 

Dann No. 42 und 43: »Das Vorkommen von Schwefelkiesen 
und Pseudomorphosen nach denselben in der Kramenzelformation«. 

In dem Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. von Dr. 
©. Nor, 1870, firrdet sich eine Notiz »über einen blinden Albino 
unter den Fledermäusen« ; ferner vom Jahre 1871: »über Atypus 
Sulzeric; vom Jahre 1881: »Beobachtungen an- einer sogenannten 
Singmaus«. 

In dem Nachrichtsblatt der malakozoologischen Gesellschaft 
zu Frankfurt a. M. 1871: ȟber Vitrina Heynemanni, verglichen 
mit den verwandten Arten, mit Abbildungen«; darin sind zuerst 
die Merkmale hervorgehoben, welche das Thier selbst zur Unter- 
scheidung der Art bietet. 

» Veränderungen in Conchylien-Faunen«. 

Im Jahrbuche dieser Gesellschaft von 1874: »Beschreibung 
und Abbildung von Limaw (Agriolimas) Fetschenkoi (Kocu und 
HEYNEMANN) und von Aucalia maculata (K. und H.) aus Tur- 


kestan«, 


XXVI 


In dem Jahresbericht des Frankfurter Taunus-Olub von 1873: 
»die Reptilien des Taunus- Gebietes«. 

In der Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpen- 
Vereins von 1875: »zur Fauna des oberen Oectzthales«. 

Aus der Aufzählung so vieler Arbeiten, die Koch geliefert 
hat, so vieler Versammlungen wissenschaftlicher Vereine, die er 
besucht und in denen er anregende und bedeutende Vorträge ge- 
halten hat, ergiebt sich, dass er mit ungewöhnlicher Arbeitskraft 
ausgestattet, im andauernden Eifer für die Wissenschaft, eine un- 
ermüdliche Thätigkeit geübt hat. In einer eigenhändigen Auf- 
zeichnung aus dem Jahre 1874 bemerkt er über die wissenschaft- 
lichen Reisen, die er während seines Aufenthaltes in Dillenburg 
und während der Schulferien in Frankfurt a. M. ausgeführt hat 
und über die mir sonst keine besonderen Nachrichten zu Gebote 
stehen, dass sich dieselben auf den mittleren und südlichen Theil 
von Central-Europa erstreckten, auf denen er vom Strande der 
Nordsee und des Mittelmeeres an, durch verschiedene Höhenlagen 
und in den Alpen bis zu 4000” über der Meeresfläche die Fauna- 
Gebiete einzelner Thierabtheilungen verfolgt und zum Gegenstande 
seiner Beobachtungen und Studien gemacht hat. 

Möge es mir verstattet sein, einige Worte über meine Be- 
ziehungen zu dem so viel jüngeren, nun in den Jahren reifer Ent- 
wickelung dahingeschiedenen Freunde hier einzuschalten. Ich habe 
ihn 1854 in Dillenburg kennen gelernt, als ich anfing, mich mit 
der geologischen Aufnahme der Sectionen Laasphe und Wetzlar 
der Karte von Rheinland und Westfalen (Maassstab 1: 80000) zu 
beschäftigen. Ich konnte diese Arbeit aber nur 1856 fortsetzen 
und musste sie alsdann bis zum Jahre 1861 unterbrechen. In 
diesen und den folgenden 3 Jahren habe ich auf vielen Begehungen 
in diesem Bereiche und in dem östlichen Theile der Section Coblenz 
mich seiner lehrreichen Begleitung zu erfreuen gehabt und viel- 
fachen Nutzen aus seiner eingehenden Lokalkenntniss gezogen. 
Die Aufnahmen wurden in dieser Zeit zum Abschluss gebracht. 
Zum letzten Male in Dillenburg fand ich ihn 1866. Dann folgte 
eine längere Unterbrechung unseres persönlichen Verkehrs, indem 


XXVIN 


ich während seines Frankfurter Aufenthaltes nur einmal im Mai 
1872 mit ihm in Wetzlar zusammengetroffen bin. Von dem Jahre 
1873 an habe ich ıhn jährlich in seinem Arbeitsfelde aufgesucht, 
um mich von den Ergebnissen seiner Untersuchungen im Taunus, 
am Rhein und an der Lahn durch eigene Anschauung zu unter- 
richten. Im Jahre 1876 begleitete ich und der Landesgeologe 
GREBE ihn auf einem Streifzuge an der Mosel, im Hunsrücken 
und an der Nahe, um Vergleichungen zwischen dem Taunus und 
dessen Fortsetzung auf der linken Seite des Rheines anzustellen, 
die ihm bis dahin unbekannt geblieben war. Zum letzten Male 
bin ich mit ihm in der Gegend auf der linken Seite der Lahn 
zwischen Balduinstein und Limburg aufwärts im Rupbach- und 
Emsbachthale im Juli 1879 gewandert, um seine neuesten Unter- 
suchungen kennen zu lernen. 

Auf diesen vielfachen Wanderungen in der langen Reihe von 
Jahren war der nächstliegende Zweck »die Beobachtung der am 
Wege vorhandenen Gesteins-Entblössungen«e. Die Vergleichung 
und Discussion der Beobachtungen vollzog sich immer in eim- 
gehendster und befriedigendster, durch die Lebhaftigkeit seiner 
Unterhaltung angenehmsten Weise. Das Interesse wurde immer 
von Neuem geweckt. Dabei war doch Gelegenheit genug vor- 
handen, seine gründlichen und ausgedehnten botanischen und 
zoologischen Kenntnisse kennen zu lernen. Ueberall war er darin 
zu Hause und liebte es, seine eigenen Beobachtungen über das 
Thierleben und die Standorte der Pflanzen in anziehendster Weise 
mitzutheilen. 

Die Wanderungen fanden zum grössten Theil in Gegenden 
statt, die er genau kannte, in denen-er selbst aber auch sehr be- 
kannt war und vielfache Bekannte besass. Ueberall war er will- 
kommen und wurde als ein lieber Bekannter begrüsst. Er besass 
in ungewöhnlichem Maasse die Gabe, mit den verschiedensten 
Personen zu verkehren und sie an sich heranzuziehen. Die 
Liebenswürdigkeit seines Wesens äusserte sich ganz besonders bei 
solcher Beschäftigung in der freien Natur. 

In den Jahren 1880 war ich in Berlin, 1881 in Saarbrücken 


auf den Geologen-Versammlungen mit ihm zusammen.. Er ging 


XXIX 


nach der letzteren mit seiner Gemahlin noch in die Schweiz, in 
der Hoffnung auf Besserung seiner stark erschütterten Gesundheit, 
aber bei ungünstiger Witterung leider vergeblich. Ich sah ihn 
im Anfang October in Wiesbaden leidender und geschwächter als 
vorher. Er sprach aber sehr bestimmt die Hoffnung aus, dass 
ein längerer Aufenthalt in der Schweiz im nächsten Frühjahr ihn 
gänzlich wiederherstellen würde und er im Herbste dieses Jahres 
seine Arbeiten werde aufnehmen können. Wenn er auch vielfach 
im Laufe des letzten Winters sein Ende voraussah, so belebte ihn 
doch in ruhigeren Zwischenräumen immer von Neuem die Hof- 
nung auf Genesung. 

Seiner Familie, seinen Freunden war diese Hoffnung schon 
längst entschwunden, als er am 18. April in der Mittagsstunde 
sein thätiges Leben sanft und ruhig endete. 

Die Trauer war allgemein, der Verlust eines solchen Mannes 
wurde tief empfunden. Die Theilnahme fand ihren Ausdruck in 
dem langen Zuge, der die sterblichen Reste zu der letzten Ruhe- 
stätte begleitete. 

Aus Frankfurt hatte die SENKENBERG’sche. Gesellschaft den 
Dr. KINKELIN, die Gesellschaft für naturwissenschaftliche Unter- 
haltung den Dr. Brum als Vertreter nach Wiesbaden gesendet, 
welche tiefgefühlte Worte am Grabe sprachen und mächtige Kränze 
zum Zeichen der Theilnahme ihrer Mitglieder darauf niederlegten. 

An demselben Tage schrieben die Directoren der geologischen 
Landesanstalt in Berlin, Bryrıcn und HaucHköornE über das 
Hinscheiden ihres ausgezeichneten Mitarbeiters und Freundes: 
»es ist ein schwerer und kaum zu ersetzender Verlust, den die 
Wissenschaft und insbesondere unser Arbeitskreis durch den Tod 
unseres Freundes erleidet«. 

Diesem Worte werden die Mitglieder aller wissenschaftlichen 
Vereine zustimmen, denen er angehörte. 

Er war der’ Mittelpunkt seines Familienkreises, ein leuchtendes 
Vorbild treuester Pflichterfüllung, anregendster, geistiger Erhebung. 
Er war ein treuer Freund, opferwillig, hülfsbereit, begeistert für 
die Wissenschaft und für alle höheren Ziele der Menschheit. 


XXX 


Als echter Naturforscher gewissenhaft und eifrigst das Ein- 
zelne beobachtend, beseelte ihn das ernste reine Streben nach 
Erkenntniss der Wahrheit, hielt er doch das Allgemeine und das 
Ganze fest im Auge. Er drückte es in den Worten aus: nur 
wenn die verschiedenen Gebiete des Wissens zusammenarbeiten, 
lässt sich das grosse Ganze im wissenschaftlichen Leben erstreben. 
Nur mit vereinter Kraft wird das Grosse erzielt und in der Liebe 
zur Forschung nach Weisheit und Wahrheit krönt das Werk die 
waltende Göttin der Schönheit. 

Mit Recht dürfen wir sein eigenes Wort auf ihn anwenden: 

Die Kräfte des Körpers ersterben, er wird zu Erde und 
Asche; aber der strebende Geist lebt unter den Lebenden fort. 


Inhaltsverzeichniss. 


Vorwort des Herausgebers . 

IBioSrapliegd esi\/eriassers re: 
Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus . 

Bau und Unterscheidungs- Merkmale der Homalonotus-Arten . 


Beschreibung der Homalonotus- Arten: 


IHomalonotuskanmatus "Bun Pe 
» subarmatus Koch 
» acUleatusP Ko Chyr re: 
» ORTLATUSIERTOC HS a IE EI u 2 Ra U ne, 
» Römeri de Kon. 
» menanıısiRKo ch er 
» ERAaSSIcaUd am Sand Dr Er 
» SCaDROSUSBXOchwrE ES 
» ObrLSUSES andre er: 
» MmltLEo stanU.SMKO Chr Eee 
» laevicaudam®) ven Ss a a N a er 
» planus Sandb. . . . 


Vergleichende Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus- 
Arten. (Nebst einer Bestimmungs-Tabelle und einer Uebersicht über 
die verticale Verbreitung der verschiedenen Arten.) 


Vergleichung der aus fremden Gebieten beschriebenen devonischen 
Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung 


52 


an 


si. 
Allgemeine Bemerkungen über das Genus 
Homalonotus. 


Wenn man die Trilobiten nach der meist verbreiteten An- 
schauung als eine besondere Familie der Crustaceen - Ordnung 
der Aspidostraca betrachtet und diese zwischen die Familien der 
Poecillopoda und Phyllopoda stellt, so haben sie mit ersteren (den 
Molukkenkrebsen oder Pfeilschwänzen) die wesentlichsten Theile 
der Kopf- und Rückenbedeckung, sowie die Form und Stellung 
der Augen gemein; mit den Phyllopoden oder Blattfüssern aber 
den Mangel fester, in Chitinscheiden steckender Extremitäten. 

Nach dieser Stellung in dem Systeme kann man nicht anders 
annehmen, als dass die Trilobiten zweigeschlechtig waren, dass 
die Männchen wahrscheinlich kleiner und schlanker gebaut waren 
als die Weibchen, und dass sich die beiden Geschlechter auch 
noch durch andere Merkmale unterschieden; wie auch die larven- 
artigen und weiter entwickelten Jugendzustände bisweilen in an- 
deren Formen auftreten, als die erwachsenen Individuen. 

In der That findet man unter den fossilen Resten der Trilo- 
biten Formen, welche die eben ausgesprochene Annahme zu 
bestätigen scheinen; namentlich kommt solches bei den zu dem 
Genus Homalonoius gehörenden Arten zuweilen in recht auf- 
fallender Weise vor. Diese Erscheinung erschwert wesentlich das 
Studium und die Bestimmung der meistens ohnedem ' ziemlich 
schlecht erhaltenen Ueberreste. 

Bis jetzt sind von SALTER, GREEN, KÖNIG, F. A. Römer, 
MURCHISON, BURMEISTER, ANGELIN, D’ARCHIAGC et DE VERNEUIL, 
BARRANDE, SANDBERGER, DE KONINCK, WOODWARD und Anderen 
etwa 90 Arten von Homalonotus (einschliesslich der Untergattungen 


1 


>) Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus. - [74] 


Trimerus und Dipleura) beschrieben worden. Von vielen dieser 
Arten sind indess bis jetzt nur einzelne Theile bekannt und es ist 
bei den vielfach mangelhaften Beschreibungen möglich und wahr- 
scheinlich, dass mehrere der aufgestellten Arten werden vereinigt 
werden müssen. 

Die Homalonoten gehören zu den grössten Formen der Trilo- 
biten. Sie sind aus diesem Grunde, wie die meisten «rossen 
Versteinerungen, meist unvollständig erhalten und finden sich 
gewöhnlich nur in einzelnen abgerissenen und zerstreuten Theilen 
der Bedeckung. Aus den vielfachen Verzerrungen und Ver- 
schiebungen der erhaltenen Theile geht hervor, dass die Chitin- 
decke im Allgemeinen zart und dünn gewesen sein muss; deshalb 
findet man bei ihnen auch niemals die stabilen relativen Maass- 
verhältnisse wie bei anderen Trilobiten, und Unterscheidungs- 
Merkmale, die auf solchen basiren, dürfen nur ausnahmsweise und 
mit grosser Vorsicht zur Anwendung gebracht werden. 

Aus der oben erwähnten Stellung in dem Systeme geht unter 
Anderem hervor, dass die Trilobiten regelmässig ihre Chitindecken 
abwarfen, und es mag daher ein grosser Theil der versteinerten 
Trilobitenreste in Form derartiger abgeworfener Häute im die 
gesteinsbildenden Niederschläge gekommen sein, während nur ein 
kleiner Theil von zu Grunde gegangenen Individuen herrührt. 

Aus diesem Gründe findet man auch viel mehr Bruchstücke 
und Trümmer als vollständige Individuen, ein Umstand, .der ganz 
besonders bei den dünnschaligen Homalonotus- Arten auffällt, be- 
sonders da, wo dieselben Schichten von geringer Mächtigkeit 
erfüllen, in denen sie in grosser Menge zusammengedrängt und 
durcheinandergeschoben vorkommen. 

Solche mit Homalonotus- Resten ganz erfüllte Schichten sind 
allerdings verhältnissmässig selten. Meistens finden sich der- 
artige Reste ganz vereinzelt, und in vielen petrefactenreichen 
Schichten solcher Formationen, in welchen man Homalonoten er- 
warten dürfte, fehlen sie gänzlich. Die Verbreitung der Homalo- 
noten ist überhaupt eine ziemlich beschränkte. Sie sind besonders 
in der Nähe der Grenze des Silur- und Devonsystems zu Hause. 


In tieferen Silursehichten treten zusammen mit /llaenus und 


[75] Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus. 3 


Asaphus nur einige wenige Formen auf; erst gegen die obere 
Grenze des Silursystems hin erscheinen grössere Homalonotus- 
Arten, und ihre Hauptentwickelung fällt in die Unterdevon- 
Schichten, über welche ihr Vorkommen — wenigstens in Europa — 
nicht hinausgeht. 

Bestimmt erkannte Typen halten in ihrem Vorkommen mei- 
stens einen bestimmten Horizont inne und kommen selten oder 
gar nicht in mehreren, von einander getrennten Niveaus zugleich 
vor. Daher würden die Homalonoten ganz besonders wichtige 
Leitpetrefacten abgeben, wenn sie weniger vereinzelt vorkämen. 

Ueber die für diese Arbeit benutzten Materialien habe ich 
Folgendes zu bemerken: 

In der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland 
und Westfalen in Bonn befindet sich ein selten reiches Material 
von Homalonoten aus dem Rheinischen Unterdevon, welches zum 
grösseren Theile durch Herrn von DECHEN zusammengebracht 
worden ist. Er ist es, dem ich sowohl die Anregung zu der vor- 
liegenden Arbeit verdanke, als auch die Erlaubniss zur Benutzung 
des in Bonn befindlichen Materials. Ausserdem gestattete mir 
Professor TROSCHEL die Benutzung der reichen Universitäts- 
Sammlung in Poppelsdorf, welche wahre Prachtexamplare von 
Homalonotus, die in früherer Zeit von GOLDFUSS und Anderen 
gesammelt worden sind, aufbewahrt. Ebenso konnte ich, Dank 
der Güte des Herrn Geheimrath BeyricH, die Berliner Univer- 
sitäts- Sammlung benutzen, und weiter standen mir die Sammlung 
der SENKENBERG’schen Gesellschaft in Frankfurt, sowie die des 
Vereins für Naturkunde in Wiesbaden zur Verfügung, welche 
letztere die von G&. und F. SANDBERGER beschriebenen Original- 
Exemplare besitz. Auch die Privatsammlungen der Herren Jos. 
ZERVAS in Cöln, FRIEDRICH MAURER in Bendorf, Bergrath ULRICH 
in Diez und Bergrath WENKENBACH in Weilburg enthalten ver- 
schiedene ziemlich vollständige Exemplare von Homalonotus-Arten, 
welche mir von den Besitzern auf das Freundlichste zur Beschrei- 
bung anvertraut wurden. Endlich sandte mir noch mein College, 
Herr Landesgeologe GREBE in Trier, einige nicht unwichtige 
Stücke von bis jetzt nur unvollkommen gekannten Homalonotus- 


1* 


4 Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus. [76] 


Arten. Durch Vereinigung aller aufgeführten Materialien mit denen 
meiner eigenen, in dieser Beziehung sehr umfangreichen Privat- 
sammlung wurde mir ein sehr umfassender Einblick in die Formen 
der unterdevonischen Homalonotus- Arten der Rheingegend möglich, 
so dass ich durch die vorliegende Arbeit unsere bisher noch ziem- 
lich dürftige Kenntniss der Gattung Homalonotus nicht unwesent- 
lich vervollständigen zu können glaube. 


% 


82. 
Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalo- 
notus-Arten. 


Wie schon im $ 1 bemerkt worden, muss die Chitindecke 
der Homalonotus-Arten dünner und zarter gewesen sein, als bei 
vielen anderen Trilobiten. Schon das dichte Aufsitzen des Stein- 
kernes auf dem Abdrucke spricht dafür, mehr aber noch die viel- 
fachen Verdrückungen und Verzerrungen, sowie besonders eine 
nicht selten vorkommende Fältelung einzelner, sonst glatter Theile. 
Die in dieser Richtung gemachten Beobachtungen schliessen aber 
nicht aus, dass neben den dünnschaligen Formen auch solche mit 
dickerer Chitindecke existirt haben. Denn man findet unter den 
silurischen Typen kleinere Formen mit festerer Schale, und auch 
in dem rheinischen Unterdevon kommen solche vor. Aber auch 
bei denjenigen Formen, deren Erhaltungszustand für eine dünnere 
Chitinschale spricht, finden sich. einzelne Theile, welche derber 
und fester waren, als die Decke im Allgemeinen, so namentlich 
die Stacheln einiger Arten, allgemeiner aber noch die Leisten auf 
der Innenseite der Rumpfsegmente, welche diese letzteren wesent- 
lich verstärkten und auf den Steinkernen als tiefe Einschnitte 
erscheinen. Durch diese Leisten- Eindrücke sieht der Steinkern 
immer ganz anders aus, als ein mit der Schale erhaltenes Exem- 
plar der gleichen Art oder ein im natürlichen Abdrucke gewon- 
nener Abguss. In den meisten Sammlungen, namentlich in den 
früher angelegten, findet man fast ausschliesslich Steinkerne, was 
damit zusammenhängt, dass die Steinbrecher und Bergleute meistens 
nur den Steinkern (inneren Abdruck) in die Hände des Sammlers 


gelangen lassen, während der für die Beurtheilung der Seulptur 


6 Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus-Arten. [78] 


so wichtige Abdruck bei der Gewinnung des Steinkerns meistens 
in Trümmer zerbricht und so verloren geht. 

Die erwähnten Leisten der Segmenttheile setzen sich bei den 
meisten Arten bis zu den Enden der Rippen fort; dann verhin- 
dern sie das Ineinanderschieben der Rippen, und das Individuum 
verliert das Vermögen, sich zusammenzukugeln, was bei vielen 
Arten schon von vornherein in der ganzen Anlage des Baues be- 
gründet ist. Bei einigen Typen schemt sich die Verdickung und 
Verlängerung der fraglichen Leisten, welche ich »Spannleisten« 
nennen möchte, erst nach und nach mit fortschreitendem Wachs- 
thum des Individuums auszubilden. In Folge dessen sind die 
Individuen in der Jugend noch kugelungsfähig, im Alter aber 
immer gestreckt. 

Der Kopf der Homalonoten ist in normalem, nicht verdrück- 
ten Zustande ziemlich flach. Die Glabella bleibt beträchtlich vom 
Vorderrande entfernt und erhebt sich wenig oder gar nicht über 
die Seitentheile des Kopfschildes, von welchen sie durch flache 
Gruben getrennt ist. Auch der gerade, abgestutzte oder flach- 
bogige Vorderrand der Glabella wird durch eine ganz flache Ein- 
senkung vom Vorderrande des Kopfschildes getrennt. Dabei ist 
die Begrenzung der Glabella aber stets deutlich, und nach hinten 
bildet ihr breiterer Theil einen flachen Wulst vor dem mittleren 
Theile der Oceipitalfurche. Die Wangen sind nicht sehr breit 
und an den Hinterecken gerundet. Einen grossen Theil derselben 
nehmen die Buckel ein, auf deren Mitte die spitzkegelförmigen 
Augenträger stehen, die oftmals von einer Einsenkung im Augen- 
buckel umgeben werden. Die eigentlichen Augen sind winzig 
klein und niemals in grösserer Anzahl vorhanden, und nur sehr 
selten bemerkt man einmal eine Andeutung sehr feiner Körner. 
In der Regel bleibt der Augenträger in dem Abdrucke stecken 
und lässt sich dort selten präpariren, während man auf dem Stein- 
kern oder dem Schalenstück nur den Querbruch des Augenträgers 
als eine runde oder stumpf-ovale Scheibe sieht. Die Gesichtslinien 
vereinigen sich unter dem Vorderrande auf dem nach unten um- 
seschlagenen Theile der Schale und bilden zusammen mit dem 
scharfen Vorderrande ein dreieckiges oder herzförmiges Schalen- 


[79] Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus - Arten. 7 


stück, dessen Form für die Bestimmung schwierig zu unterschei- 
dender Arten gewiss von Interesse sein würde, wenn dasselbe 
häufiger und besser präparirt werden könnte. Von der Form 
dieses Schalenstückes hängt es auch ab, in welchen Abständen 
die Gesichtslinien den Rand überschreiten. Von dem letzteren 
aus laufen dieselben in kaum gebogener Linie durch die Augen- 
träger, hinter welchen sie sich in gleichfalls sehr flachem Bogen 
dem Seitenrande zuwenden, um entweder an den Hinterecken selbst 
oder vor diesen den Seitenrand zu erreichen. Der Vorderrand 
des Kopfschildes (Stirnrand) ist bei einigen Arten flachbogig, bei 
anderen parabolisch und bei den meisten rheinischen Species ab- 
gestutzt und durch hervortretende Ecken begrenzt. Der Oceipi- 
talring scheint bei normaler Gestaltung mässig erhaben. Durch 
Verdrückung von oben oder durch seitliche Verschiebung streckt 
er sich bisweilen derart, dass er nur schwer zu bemerken ist, 
_ während er sich durch Verdrückung in der Richtung der Längs- 
axe zu einem schmalen, fast kantigen Ringe zusammenschiebt, 
was — wie wiederholt hervorgehoben worden ist — mit der Dünn- 
heit und Biegsamkeit der Schale zusammenhängt. Aus diesem 
Grunde sind weder die Form des Occipitalringes noch die rela- 
tiven Maasse anderer Kopftheile noch auch die Form der Augen- 
träger oder die Verhältnisse von Länge und Breite des ganzen 
Kopfes bei specifischen Bestimmungen mit Sicherheit zu ver- 
werthen. Nur die Form des Stirnrandes und der Glabella bieten 
gute Unterscheidungs-Merkmale, wo solche nicht in der Sculptur 
gefunden werden. 

Der Rumpf von Homalonotus besteht immer aus 13 Segmen- 
ten; auch die jugendlichsten Individuen, welche mir bis jetzt vor- 
gekommen sind, hatten schon diese Normalzahl. Die Spindel ist 
flachbogig gewölbt und in sehr verschiedener Art gegen die Seiten- 
theile abgesetzt, aber niemals sind die Dorsalfurchen zu beiden 
Seiten der Spindel sehr tief und deutlich, und bei verschiedenen 
Arten fehlen sie ganz. Die Seitentheile sind schmäler als die 
Spindel, da die Rippen verhältnissmässig kurz sind. Die Enden 
der Rippen sind nicht gerundet. Nur bei einigen Arten sind die 
4 bis 5 vordersten Reihen am Ende flach abgestumpft oder durch 


8 Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus-Arten. [80] 


einen stumpfen Winkel begrenzt. Die Form der Rippenenden 
dient bei manchen Arten als sehr gutes und sicheres Unterschei- 
dungs-Merkmal; nur muss man dabei ungefähr wissen, ob man es 
mit den vorderen, mittleren oder hinteren Rippen zu thun hat. 
Die Spannleisten auf der Innenseite der Segmente sind schon 
oben besprochen worden. Sie sind nur auf dem Steinkerne sicht- 
bar, bezeichnen aber dort nicht die Grenze der einzelnen Segmente 
gegen einander, wie man gewöhnlich annimmt, sondern die eigent- 
lichen Segmente reichten über den rinnenförmieen Abdruck der 
Spannleiste hinweg. Die hinteren Sesmente schieben sich unter 
die vorderen und bilden auf dem Steinkerne an ihrer vorderen 
Grenze den mehr oder weniger scharfen Absatz, welcher von ver- 
schiedenen Autoren als rinnenförmige Theilung der Segmente 
bezeichnet wird. Auf der Oberfläche‘ der Schale selbst bemerkt 
man eine schwache Linie, die dem Rande der Segmente 
parallel läuft. Bis zu dieser Linie ist das Segment unter das 
davorliegende einschiebbar, und diese oft furchenartig eingedrückte 
Linie entspricht der Spannleiste auf der Innenseite des Segmentes. 
Die Wölbung der Segmente bietet ein gutes Unterscheidungs- 
Merkmal für die Species; man darf aber nicht Steinkerne mit der 
wirklichen Schalen-Oberfläche vergleichen, was leichter geschehen 
kann, als man denken sollte. 4 

Das Pygidium ist immer wesentlich schmäler als der Ocei- 
pitalring. Das Verhältniss zwischen Länge und Breite ist ver- 
schieden; ebenso ist auch das Hinterende sehr verschieden gestaltet 
und bietet ein sehr sicheres Erkennungs-Merkmal für die Art. Der 
umgeschlagene Randtheil ( Duplicatur) ist von dem Obertheil durch 
eine Linie abgegrenzt, welche eine leistenartige Verstärkung der 
Schale auf deren Innenseite andeutet. Auf dem Steinkerne er- 
scheint diese Leiste als Furche und dient sowohl nach ihrer Form 
als auch nach ihrer Lage in vielen Fällen sehr gut zur Unter- 
scheidung der Arten, besonders da, wo sie nicht auf eine scharfe 
Grenzfalte fällt, wie dies bei mehreren Arten vorkommt. Die 
Oberseite des Pygidiums ist durch regelmässige Furchen gegliedert; 
unter dieser Gliederung ist aber keine Trennung und Wieder- 


verwachsung zu verstehen, weshalb dieser allgemein gebräuchliche 


[81] Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus - Arten. 9 


Ausdruck nicht zutreffend ist und besser durch Kerbung zu er- 
setzen sein würde. Die Kerben oder Furchen auf der Rhachis 
(Mitteltheil des Pygidiums) sind zahlreicher als auf den Seiten- 
theilen. Die Rippen auf letzteren werden Pseudopleuren genannt. 
Dieselben sind bisweilen so schwach, dass sie kaum bemerkbar 
sind und verschwinden bei einer Art sogar ganz. Die Tiefe und 
Deutlichkeit der die Pseudopleuren trennenden Furchen sowie 
ihre Zahl sind wichtige Kennzeichen für die Bestimmung der 
Arten. 

Die Schalen-Oberfläche aller Thiere ist entweder glatt 
oder mit Warzen und Papillen besetzt. Letztere erheben sich 
bisweilen derart, dass sie nach Form und Umfang Stacheln ge- 
nannt werden müssen. Solche Stacheln oder Dornen sind in der 
Mitte hohl und geben vortreffliche specifische Erkennungs-Merk- 
male ab, wenn ınan über Exemplare mit erhaltener Schale oder 
gute Abdrücke verfügt. Die Hohlstacheln und die grösseren 
Warzen oder Papillen sind auch auf dem Steinkern angedeutet, 
während feinere Sculpturen daselbst verschwinden. Bei einzelnen 
Arten bemerkt man auch feine Stigmen auf der Oberfläche der 
Schale, welche wahrscheinlich die Ausgänge von Chitindrüsen an- 
deuten. Solche sitzen bei Homalonoten mit rauher Oberfläche 
zwischen den Papillen und Stacheln oder auf der Spitze der 
feineren Wärzchen und müssen wohl eigentlich für alle Arten 
angenommen werden. Sie würden je nach ihrer Anordnung ge- 
wiss ein gutes Unterscheidungs- Merkmal abgeben, wenn ihr Aus- 
sehen nicht zu sehr von der Art der Petrificirung abhängig wäre. 

Nach dem Verlauf der Gesichtslinie am Seitenrande des Kopf- 
schildes haben manche Forscher das Genus Homalonotus in zwei 
Subgenera eingetheilt, für welche zugleich der Grad der Fur- 
chung des Pygidiums charakteristisch ist. Andere Autoren, wie 
BURMEISTER, nehmen drei Unterabtheilungen an, indem sie die 
Bedornung mancher Arten als Charakter für ein weiteres Subgenus 
benutzen. Diese Gruppirung hat eine gewisse Berechtigung, in- 
dem der ganze Habitus und wahrscheinlich auch wesentliche 
Punkte der Organisation bei den Arten jeder besonderen Gruppe 


oder jedes Subgenus verschieden gewesen sind. 


10 ° Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus- Arten. [82] 


Im rheinischen Unterdevon kommen Arten aus allen drei 
Unterabtheilungen vor. Diese Gruppen sind folgende: 


A. Die Gesichtslinie läuft vor den gerundeten Kopfecken aus. 
Die Spindel ist breiter als die Seitentheile; das Pygidium 
parabolisch, am Ende stumpf oder in eine Spitze ausgezogen. 
Rhachis und Seitentheile sind deutlich und tief gefurcht. 


a) Oberfläche des Körpers mit Dornen besetzt: Hom.alo- 
notws (Murchison). 


b) Oberfläche des Körpers glatt oder mit feinen Warzen 
bedeckt: Trimerws (Green). 


B. Die Gesichtslinie läuft nach der Mitte der gerundeten Kopf- 
ecken aus und theilt diese in zwei Hälften. Die Seiten- 
theile sind so breit als die Spindel; das Pygidium stumpf 
gerundet, entweder glatt oder nur schwach gefurcht: Di- 
pleura (Green). 


!) Etwas abweichend und zugleich weitergehend als die obige ist die von 
Sauter im Jahre 1865 gegebene Eintheilung der Homalonoten in die 5 Gruppen 
oder Sectionen Brongniartia Salt., Trimerus Green, Koenigia Salt., Dipleura Green 
und Burmeisteria Salt. (vergl. Monogr. brit. Trilobites, pag. 104). Uebrigens gilt 
auch von den Sarrer’schen Gruppen, dass sie sich keineswegs scharf gegen ein- 
ander abgrenzen; nur die durch ihre Bedornung ausgezeichnete Gruppe der 
Burmeisterien (Typus: Homalonotus armatus und Herschei), die sehr verbreitet 
aber ganz auf das Devon beschränkt sind, schliesst sich gegen die übrigen Formen 
schärfer ab. — Es sei bei dieser Gelegenheit die Bemerkung erlaubt, dass Ho- 
malonotus crassicauda Sandb. und Ahrendi A. Röm., welche Sarrer fraglich in 
die Gruppe der Dipleuren stellt, bei der spitz endigenden Gestalt und der star- 
ken Rippung ihres Schwanzes auf keinen Fall zu dieser Gruppe gerechnet werden 
dürfen, sondern wohl, zusammen mit Homalonotus rhenanus, ornatus und den ver- 
wandten Arten, in die Abtheilung der Koenigien gehören, welche letztere demnach 
nicht auf das Obersilur beschränkt sind, wie Sarrer annimmt, sondern auch ins 
Unterdevon hinaufgehen. — Auch Homalonotus obtusus Sandb. wird von Sanrer 
ohne Vorbehalt zu Dipleura gerechnet. Der Schwanz dieser Art besitzt zwar die 
charakteristische, stumf-gerundete Gestalt, aber die deutliche Begrenzung der Axe 
und die ziemlich starke Rippung der Seitentheile des Pygidiums erlauben es 
keinenfalls, die fragliche Art als typische Dipleura neben Homalonotus Dekayi zu 
stellen; sie kann vielmehr, wie es auch Koch in der am Schlusse dieser Ab- 
handlung befindlichen Bestimmungstabelle thut, nur als Art Mittelglied zwischen 
Dipleura und Trimerus angesehen werden. (R. K.) 


[83] Bau und Unterscheidungs- Merkmale der Homalonotus- Arten. 11 


Wenn man über reichliches Material zu verfügen hat und die 
verschiedenen Theile der Individuen genauer untersuchen kann, 
kommt man zunächst zu der Ueberzeugung, dass die Trennung 
von Homalonotus und Trimerus nicht durchführbar ist und beide 
als synonym gelten müssen. Anders ist es mit dem Subgenus Di- 
pleura, welches für die amerikanische Art Homalonotus Dekayı von 
GREEN aufgestellt worden ist. Hier kommt auch noch eine an- 
dere wesentliche Eigenthümlichkeit hinzu, nämlich der aufgeworfene 
Rand der Rumpfglieder, übrigens eine Eigenthümlichkeit, welche 
für die rheinischen hierher zu rechnenden Formen nicht zutrifft. 
Ausserdem ist das Pygidium der Dipleuren durchaus nicht immer 
ganz glatt, wie man früher geglaubt hat, als noch weniger In- 
dividuen zur Vergleichung vorlagen. Von Dipleura Dekayi kennt 
man jetzt Pygidien mit ziemlich starker Furchung. Ebenso giebt 
es eine bis jetzt noch nicht genauer beschriebene rheinische Art 
(laevicauda), bei welcher dasselbe der Fall ist. Es will mir sehr 
wahrscheinlich scheinen, dass zwischen den Individuen mit ge- 
furchten und denen mit glattem Pygidium ein geschlechtlicher 
Unterschied besteht, wie Aehnliches auch für Verschiedenheiten 
in der Bedornung bei sich sonst gleichbleibenden Charakteren an- 
zunehmen ist. Wollte man demnach die Trennung von Dipleura und 
Homalonotus aufrecht erhalten, so müsste noch eine weitere Unter- 
abtheilung für die rheinischen Formen eingeschoben werden, was 
ich aber nicht für statthaft halte, zumal die Zahl der hierher ge- 
hörenden Arten nicht gross genug ist, um eine Abtrennung noth- 
wendig oder wünschenswerth erscheinen zu lassen. 


83. 
Beschreibung der Homalonotus- Arten. 


No. 1. Homalonotus armatus BURMEISTER. 
Taf. 1, Fig. 1—6. 


Homalonotus armatus Burneıster, Organisation der Trilobiten, Berlin 1543, pag. 102, 
tab. 4, fig. 1. 

Homalonotus Herscheli Zeiver und Wirrges, Verzeichniss der Petrefaeten des Unter- 
devons, in Leoxsarpr und Broxx’s Jahrbuch für Minera- 
logie ete., 1852. 

Homalonotus Herscheli Dieselben, in: Vergleichende Uebersicht der Versteinerungen 
in der rheinischen Grauwacke, im Jahrbuch des naturhist. 
Vereins für Rheinland und Westfalen, 1854. 

Das Kopfschild ziemlich gewölbt, mehr als doppelt so breit 
wie lang. Die Glabella ungefähr so breit als lang, bisweilen etwas 
länger, in anderen Fällen aber auch etwas kürzer; der Hinterrand 
immer etwas länger als der Vorderrand, wodurch die Glabella die 
Gestalt eines Paralleltrapezes mit gerundeten Ecken erhält. Auf 
der Glabella sitzen regelmässig acht starke Dornen: sechs grössere 
Dornen bilden zwei Längsreihen; zwei kleinere stehen zwischen 
den zwei hintersten grossen in der Mittellinie dicht neben ein- 
ander, und bisweilen treten noch einzelne Nebendornen zwischen 
den regelmässig vorhandenen auf. Solche sind kleiner und stehen 
gewöhnlich zwischen dem zweiten und dritten Paare der Haupt- 
dornen. Die Wangen sind flach gewölbt, mit gerundeten Kopf- 
ecken, und tragen je einen Dorn hinter den Augen. Die Augen- 
hügel sind so hoch wie ‘die Glabella, flach kegelförmig, die Augen 
selbst kreisförmig gruppirt. Die Oceipitalfurche ist ziemlich schart 
begrenzt, dabei aber ziemlich breit und in der Mitte nach vorn 
ausgebuchtet. Der Occipitalring ist flach gewölbt und trägt drei 


Dornen, einen in der Mitte und je einen seitlich der Glabella 


i2 


[85] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 13 


unter den Augen. Der Stirnrand ist parabelförmig gebogen, in 
der Mitte verbreitert und schmal wulstig gesäumt. Die hinteren 
Kopfecken, welche selten wohl erhalten sind, bilden ziemlich spitz 
ausgezogene Bogen. Die Gesichtslinie läuft von dem Stirnrande 
aus in S-förnigem Bogen nach dem Augenträger, um diesen 
herum den sogenannten Augendeckel bildend; dann in einem 
stumpfen Bogen mit der ersten Richtung im ziemlich flachem 
Bogen nach der Hinterecke, über welcher sie den Rand erreicht. 

Der Rumpf (Thorax) ist verhältnissmässig flach gewölbt und 
durch die starke, knieförmige Biegung der Pleuren kantig, nach 
hinten etwas verschmälert, und es verhält sich die Länge zur 
Breite wie 4 zu 3. Die einzelnen Segmente sind ziemlich breit, am 
hinteren Rande durch eine schmale, flache Wulst begrenzt. Die 
Spannleisten der Innenseite sind auf der Oberfläche durch eine deut- 
liche, ziemlich tiefe Furche angedeutet, wodurch jedes Segment 
der Länge nach in zwei Theile getheilt erscheint, von welchen 
der vordere flach und nur halb so breit ist als der hintere, mehr 
gewölbte und mit Dornen besetzte Theil. Die Dornen auf der 
Spindel stehen nicht in regelmässigen Längsreihen, wie die auf 
den Rippen über der knieförmigen Biegung. Gewöhnlich fehlt 
ein Theil der Dornen, was bei flüchtigem Anblick den Eindruck 
einer unregelmässigen Stellung derselben macht. Das Fehlen der 
Dornen ist ohne Zweifel theilweise schon bei dem lebenden Thiere 
durch Verletzungen im Jugendzustande bedingt worden, denn 
ihre Stelle ist vielfach weder aussen noch innen angedeutet. 
Andere Dornen mögen durch Abreibung vor der Einbettung oder 
durch Verletzung im dem Zustande weiterer Entwickelung ab- 
handen gekommen sein, indem dann ihre Stelle mehr oder weniger 
markirt ist. Wo die Dornen vollständig vorhanden sind, muss 
ihre Zahl 52 betragen: auf jeder Seite der dreizehn Rumpfglieder 
steht eine Reihe kleinerer Dornen in regelmässiger Stellung zwi- 
schen den Seitendornen des Oceipitalringes und den Dornen des 
Pygidiums, wodurch jedes Rippenpaar zwei Dornen trägt. Diese 
Rippendornen sind fast niemals vollständig und mögen zuweilen 
ganz fehlen. Die Dornen auf der Spindel stehen auf dem ersten 
Segmente unter den hinteren Dornen der Glabella, auf dem zweiten 


14 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [86] 


Segmente mehr entfernt gegen die Seite gerückt, auf dem dritten 
wie auf dem ersten, auf dem vierten mehr der Mitte genähert, auf 
dem fünften, achten und elften wieder sehr weit auseinander, auf 
dem sechsten, neunten und zwölften wieder wie auf dem ersten, 
und auf dem siebenten, zehnten und dreizehnten Segmente wieder 
sehr nahe zusammen, so dass die beiden letzten Spindeldornen 
vor der Wölbung der Rhachis des Pygidiums stehen. Die Pleuren 
(Rippen) sind durch eine mitunter kaum sichtbare Einsenkung 
von den Gliedern der Spindel getrennt und wenig kürzer als diese, 
hinter den Rippendornen aber in scharfem Bogen nach unten ge- 
knickt, so dass sie mit ihrer halben Länge die ziemlich geraden 
Seiten des Thieres decken. Die Rippenenden sind nicht auffallend 
breit, regelmässig gerundet und mit einer Längsfalte versehen. 

Das Pygidium ist stark gewölbt, fast ebenso breit als lang, 
mit geschweiften Seitenrändern und stark ausgezogener Spitze 
(Schwanzdorn). Die durch sehr deutliche Längsfurchen von den 
Seitentheilen scharf abgegrenzte Rhachis verschmälert sich zuerst 
rasch, dann langsam, schnürt durch stark eingesenkte Querfurchen 
elf rundlich gewölbte Glieder ab und verläuft in den etwas auf- 
wärts gerichteten, zapfenförmigen, rundlichen Schwanzdorn. Die 
Seitentheile des Pygidiums sind vorn so breit als die Rhachis, 
hinten etwas breiter. Auf denselben liegen sieben Pseudopleuren, 
von denen das erste Paar in der Regel je einen grossen Dorn 
trägt, ebenso das fünfte Paar, während die anderen Pseudopleuren 
nicht bedornt sind. Im Ganzen sind also vier Pygidialdornen 
vorhanden. Abweichungen von dieser Regel kommen weiter unten 
zur Erörterung. Der glatte Rand des Pygidiums ist nach der 
Ebene der Unterseite ausgestreckt, ‚ziemlich schmal, nach hinten 
etwas breiter und mit einem äusserst schmalen, gerundeten Rand- 
saum versehen. 

Die Sceulptur ist auf allen Körpertheilen so fein gekörnt, dass 
man ‚die Schale fast glatt nennen kann. Ausser den ihrer Stel- 
lung, nach bereits beschriebenen Dornen oder deren Verkümme- 
rungen finden sich keine regelmässigen Erhebungen auf der 
Schale. Die Dornen sind meistens abgebrochen und ihre Bruch- 
fläche erscheint als ein rauher,. erhabener Fleck; doch liegen 


[87] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 15 


mir auch erhaltene Dornen und Steinkerne derselben vor. Diese 
sind mehr als viermal so hoch wie breit und scharf zugespitzt. 
Die Dornen des Oceipitalringes sind in flachem Bogen nach rück- 
wärts gerichtet. 


Abnormitäten im Bau scheinen hier weniger oft vorzu- 
kommen als bei anderen Arten. Auch Verzerrungen kommen 
seltener vor, was auf eine derbere Consistenz der Schale schliessen 
lässt. Alte, sehr grosse Individuen bilden auf den sonst glatten 
Rippen der Rhachis des Pygidiums unregelmässig aufgetriebene 
Höcker aus, welche gleichsam als Fortsetzungen der beiden mitt- 
leren Dornenreihen des Thorax erscheinen; solche Höcker sind 
aber niemals zu eigentlichen Dornen ausgebildet. Wesentlicher 
sind Versetzungen in den Dornen des Pygidiums, indem solche 
bisweilen anstatt auf der ersten Pseudopleure auf der zweiten 
sitzen, ebenso wie anstatt auf der fünften auf der vierten 
oder sechsten. Merkwürdig ist es, dass ich unter der grossen 
Anzahl von Pygidien, welche in den beiden grossen Sammlungen 
in Bonn und Poppelsdorf aufbewahrt werden, kein einziges Exem- 
plar mit unregelmässig gestellten Dornen fand, dagegen in der 
Berliner Universitäts-Sammlung mehrere, darunter einen Abdruck, 
dessen rechte Seite die erste und sechste, die linke Seite aber die 
zweite und sechste Pseudopleure bedornt zeigt. 


Die Grösse der hierher gehörenden Individuen schwankt we- 
niger wie bei anderen Homalonoten. Die grossen Exemplare von 
Daun messen: z 

41" Kopflänge, 

85 » berechnete Rumpflänge und 

44 » Länge des Pygidiums bis zur Spitze des Schwanz- 
dorns. 

Zusammen 170"® Länge bei 92”" Kopfbreite und 50"” Breite 
des Pygidiums. 


Ein fast mit ganzem Thorax und Pygidium erhaltenes Exem- 
plar aus der Sammlung des Vereins für Rheinland und Westfalen 
misst ohne Kopf 90"; demnach mit Kopf eirca 118" bei einer 
Breite von 50"" am vorderen Thorax. 


16 Beschreibung der Homalonotus - Arten. > [88] 


Das grösste mir bekannt gewordene Pygidium ist 72"” Jang, 
was einer Gesammtlänge von 280” entsprechen würde. 

Das Vorkommen von Homalonotus armatus scheint auf 
die Unteren Coblenzschichten beschränkt zu sein. Die Original- 
Exemplare von BURMEISTER stammen aus dem gelbgrauen, festen 
Grauwackensandstein von Daun, in welchem auch die wohl erhal- 
tenen Exemplare der Bonner Universitäts- Sammlung in Poppels- 
dorf, sowie die der Sammlung des naturhistorischen Vereins ge- 
funden wurden. 

Bei Winnigen an der Mosel war diese Art am Fusse des 
»Jungen Waldes« auf der rechten Moselseite ziemlich häufig, und 
auch in der schiefrigen Grauwacke des Röttgens daselbst wurde 
sie von Dr. ARNOLDI gefunden. Ebenso wurden Exemplare von 
WIRTGEN bei Bertrich gefunden, nach von DECHEN auch bei 
Neuerburg und Ehlenz, während die Angaben von Fundstellen im 
Condelthale sich vielleicht auf die folgende, der in Rede stehenden 
sehr nahe verwandte Art beziehen, wenn nicht daselbst beide 
Arten vorkommen. 

Auf der rechten Rheinseite ist mir die Art bis jetzt nur von 
wenigen Punkten im nördlichsten Theile des ehemaligen Herzog- 
thums Nassau bekannt geworden, was darauf hindeutet, dass dort 
die Unteren Cablenzschichten stellenweise sattelartig aus den 
Chondritenschiefern und den dort vorwaltenden Oberen Coblenz- 
schichten hervortreten 1). 

Bemerkungen über die Beziehungen von Homalonotus armatus 
zu Homalonotus subarmatus sollen nach Beschreibung des letzteren 


!) Im Besitze der geologischen Landesanstalt befindliche, aus der ehemals 
Dansengerg’schen Sammlung stammende Pygidien von Dillbrecht nördlich Dillen- 
burg scheinen nach den damit zusammen vorkommenden Versteinerungen nicht 
der Unteren, sondern der Oberen Coblenzstufe anzugehören. Auch aus der den 
Orthocerasschiefer unterlagernden Grauwacke von Olkenbach bewalırt die Samm- 
lung .der geologischen Landesanstalt em Pygidium von armatus auf. Da die frag- 
liche Grauwacke nach ihrer Fauna unzweifelhaft den Oberen Coblenzschichten 
angehört, so geht daraus hervor, dass die Burmeisrer’sche Art, wenigstens ver- 
einzelt, auch in die Obere Coblenzstufe hinaufgeht. — Auch die Schichten des 
Condelthales gehören vielleicht der Oberen Coblenzstufe an. (BE. K.) 


[89] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 17 


folgen. Im Uebrigen ist Homalonotus armatus eine so gute Art, 
dass sie mit keiner anderen verwechselt werden kann. Die vor- 
trefflich ausgeführte Abbildung von BURMEISTER giebt leider kein 
correktes Bild der Art. Sie ist nach Bruckstücken aus der Sack- 
schen Sammlung combinirt. Zunächst fehlen dem Schwanzschilde 
4 Glieder, wodurch das Pygidium viel zu klein erscheint, sowie 
die zwei vorderen Dornen; dann fehlen auch die Dorn - Andeu- 
tungen auf den Pleuren selbst, was daher kommen mag, dass der 
Autor nach einem einzelnen Segmente gearbeitet hat, welchem der 
Dorn fehlte, wie dies vielfach vorkommt. Aus demselben Grunde 
sind auch die Mitteldornen in zwei gerade Linien gestellt worden, 
während sie in Wirklichkeit im Zickzack verlaufen. Schliesslich 
ist der Stirnrand nicht spitz und die Hinterecken des Kopfes mit 
dem Ende der Gesichtslinie haben eine andere Gestalt. 

Taf. 1, Fig. 1 und la stellen ein wohl erhaltenes Kopfschild 
aus der Universitäts-Sammlung in Poppelsdorf dar. Die restau- 
rirten, nicht schattirten Seiten- und Stirntheile sind nach Exem- 
plaren aus der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rhein- 
land und Westfalen, sowie nach einem Exemplar aus meiner 
Privatsammlung ergänzt. Bei Fig. la sind die Stacheln nach Stein- 
kernen, auf demselben Stücke erhalten, ergänzt. 

Taf1, Fig. 5 stellt einen solchen Stachel vom Oeeipitalringe 
dar, Fig. 6 ein dabei liegendes Rippenende. 

Taf.1, Fig. 3 und 3a stellen ein vollständig erhaltenes Pyei- 
dium aus derselben Sammlung in genau demselben Gesteine dar, 
wie Fig. 1. Sämmtliche Stücke stammen -von Daun in der Eifel, 
also von demselben Fundorte, wie die Originale von BURMEISTER. 

Taf. 1, Fig. 2 ist eines der vollständigsten Exemplare, 
welches ich bis jetzt gesehen habe Es gehört der Sammlung 
des naturhistorischen Vereins, ist durch die Sammlung von 
SCHNUR in dieselbe gekommen, aber leider ohne Angabe des 
Fundortes. Ich glaube, dass es von Bertrich stammen könnte. 

Taf. 1, Fig. 4 stellt ein im Besitz der geologischen Landes- 
anstalt befindliches Exemplar aus rothem Grauwackensandstein von 
Ehlenz bei Bitburg dar. (Nachträglich zugefügte Abbildung.) 


2 


4 


18 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [90] 


No. 2. Homalonotus subarmatus nov. sp. 


Taf. 1, Fig. 8, 9. 


Von dieser Art habe ich bis jetzt mit Sicherheit nur Pygidien 
beobachtet. Es wäre möglich, dass der Kopf dem von Homalo- 
notus armatus sehr ähnlich ist und deshalb mit diesem verwechselt 
wurde, obwohl darüber die verschiedene Sculptur hätte Auskunft 
geben müssen. 

Das Pygidium ist ziemlich flach gewölbt, bei nicht ver- 
drückten Exemplaren etwas breiter als lang, mit einfach bogigen 
Seitenrändern und schwach ausgezogener Spitze. Die durch deut- 
liche aber flache Längsfurchen abgegrenzte Rhachis verschmälert 
sich auf ihre ganze Länge gleichförmig, schnürt durch deutlich 
markirte Querfurchen elf rundlich gewölbte Glieder ab und ver- 
läuft in eine zapfenförmige, flachgedrückte, geradeaus stehende 
Spitze, aber keinen eigentlichen Schwanzdorn. Die Seitentheile 
des Pygidiums sind durchgehends etwa so breit als die Rhachis. 
Auf denselben erheben sich sieben Pseudopleuren, von denen das 
dritte Paar je einen breiten aber stumpfen Dorn trägt. Die an- 
deren Pseudopleuren sind unbedornt, und nur bei alten Exem- 
plaren erscheint zuweilen noch eine dornartige Auftreibung oder 
ein verkümmerter Dorn auf dem sechsten Paare. Der glatte Rand 
des Pygidiums ist nach der Ebene der Unterseite ausgebreitet, 
ziemlich breit — besonders nach hinten —, der ganzen Länge nach 
mit einem sehr schmalen, gerundeten, etwas aufgerichteten Rand- 
saume versehen nnd gegen den gerippten Theil deutlich abgesetzt. 

Die Sculptur besteht auf allen "Theilen des Pygidiums aus 
deutlichen aber feinen Papillen von kaum 0,2" Durchmesser, 
welche der Oberfläche ein deutlich gekörneltes Ansehen geben» 
besonders da, wo sie sehr dicht stehen und ihre Zwischenräume 
nur wenig breiter sind als der Durchmesser der Papillen selbst. 
Auf den Gliedern der Rhachis bemerkt man bisweilen einige un- 
deutliche Auftreibungen, welche eine kaum angedeutete Neigung 
zur Dornbildung (wie bei der vorigen Art) anzeigt, hier aber auch 


bei kleineren Individuen und häufiger vorkommt als dort. Die 


[9 1] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 19 


zwei Pygidialdornen sind stumpf und stellen bisweilen nur kegel- 
förmige Warzen dar. 

Die Grösse der Individuen kann nach dem geringen vor- 
liegenden Material nicht in gewünschter Ausführlichkeit angegeben 
werden. Die Individuen dieser Art scheinen nicht so gross zu 
werden als die der vorigen. 

Ein wohl erhaltenes Pygidium misst: 

36”= Länge und 
42 » Breite. 

Das Vorkommen von Homalonotus subarmatus scheint sehr 
beschränkt zu sein, denn bis jetzt sind mir nur Exemplare von 
Winningen und aus dem Condelthale bekannt, welche theils in der 
Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland und West- 
falen liegen, theils durch Herrn Berggeschworenen GRANDJEAN 
von mir bezogen wurden. Die Schichten, worin diese Pygidien 
liegen, bestehen aus einer blaulichgrauen, schiefrigen Grauwacke, 
welche wahrscheinlich demselben Horizonte angehören (den Unteren 
Coblenzschichten) wie die Schichten von Winningen, in denen 
Homalonotus armatus liegt. Vielleicht liegen indess die Schichten 
mit Homalonotus subarmatus etwas höher. 

Besondere Bemerkungen über diese Art beschränken sich 
lediglich auf Zweifel über die Selbstständigkeit dieser Art, auf 
welche hin ich auch den weniger bedeutsamen Namen »sub- 
armatus« gewählt habe. Obgleich mir gleich bei dem ersten Be- 
gegnen der fraglichen Pygidien neben solchen vom ächten Ho- 
malonotus armatus deren verschiedener Habitus auffiel, welcher in 
den zwei stumpfen (gegen die dortigen vier spitzen) Pygidial- 
Dornen, in dem breiteren Rande und in der körnigen Sculptur liegt, 
so konnte ich mich doch kaum entschliessen, bei der allgemeinen 
Aehnlichkeit diese Art als selbstständig anzuerkennen, bevor auch 
die dazu gehörigen Rumpf- und Kopftheile aufgefunden sein würden. 
Mein nächster Gedanke war auf einen Geschlechtsunterschied ge- 
richtet, und ich suchte solche bei lebenden, verwandten Orustaceen 
in ähnlicher Weise zu constatiren, wenn dies auch bei der iso- 
lirten Stellung der Trilobiten nur mit allem Vorbehalte geschehen 
kann. Meine Zweifel wurden noch wesentlich erhöht, als ich bei 

217 


20 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [92] 


Homalonotus armatus Unregelmässigkeiten in der Dornenstellung 
kennen lernte, wenn auch schon die Form der Dornen trotz 
aller Unregelmässigkeit einen Unterschied zu begründen scheint 
und ich bis jetzt keinen Homalonotus armatus mit nur zwei 
Pygidial-Dornen kenne. Demungeachtet würde ich immer noch 
gerne die Pygidien mit zwei stumpfen Dornen für weniger ge- 
schützte männliche Individuen, die grösseren, mit geschützterem 
Eierträger versehenen aber für Weibchen gehalten haben, wenn 
ich irgend einen Anhaltepunkt für diese Annahme hätte gewinnen 
können. Schliesslich gaben die deutlichen Sculpturunterschiede 
zwischen beiderlei Pysidien deshalb den Ausschlag, weil dieser 
Unterschied an einer Reihe untersuchter Individuen beider Arten 
constant blieb, ebenso wie der breitere Rand des Pygidiums. 


ZEILER und WIRTGEN scheinen diese Art gekannt, aber mit 
der vorigen zusammen für Homalonotus Herschelüi Murch. gehalten 
zu haben, welcher vom Cedarberge in der Cap-Colonie stammt 
und im rheinischen Schiefergebirge gewiss nicht vorkommt, ausser- 
dem aber auch in der Bedornung wesentlich von den beiden vor- 
stehend beschriebenen Arten verschieden ist!). 

Die Abbildung auf Taf. 1, Fig. 9 stellt ein Exemplar meiner 
früheren Privatsammlung dar, welches von Herrn Berggeschworenen 


) Auch bei Olkenbach kommt in der den Orthoceras-Schiefer unterlagernden 
Grauwacke ein Homalonotus aus der Gruppe des armatus vor, von dem die Samm- 
lung der geologischen Landesanstalt ein vollständiges Pygidium besitzt. Die Mrag- 
liche Form, die entschieden den Oberen Coblenzschichten Kocn’s angehört, besitzt 
auf der von hinten gezählt dritten Pseudopleure eine starke, knotenförmige 
Verdickung. Sie stimmt darin mit Homalonotus armatus überein; sie weicht aber 
sowohl von dieser Art wie auch von subarmatus durch eine selbst in der Nähe 
des Hinterendes noch sehr breite Axe oder Rhachis ab. Sie erinnert dadurch an 
Sarrer’s Homalonotus elongatus aus dem englischen Unterdevon, dessen Axe in- 
dess am Ende nicht ganz so breit ist und bei dem ausserdem erst die von hinten 
gezählt vierte Pseudopleure einen Knoten trägt. Das letzte, 11/,® lange Ende 
der Axe der Olkenbacher Form ist glatt. Auf dem von hinten gezählt achten 
und neunten Axenringe bemerkt man zwei schwache, knotenförmige Anschwel- 
lungen. Ein schmaler, glatter Randsaum ist noch zum Theil erhalten. Die Ober- 
läche des einzigen vorliegenden Steinkernes ist glatt. Wahrschemlich stellt die 
Olkenbacher Form eine besondere Art dar... (BE. RK.) 


[93] Beschreibung der Homalonotus- Arten. >] 


GRANDJEAN gesammelt wurde. Die von Bonn entliehenen Stücke 
sind in der Form wie in der Art und Weise der Petrificirung 
dem meinigen sehr ähnlich, zum Theil vollkommen gleich. Länge 
des in Rede stehenden Pygidiums ca. 36"", Breite ca. 48mm, 

Taf. 1, Fig. 8 stellt ein im Besitz der geologischen Landes- 
anstalt befindliches, ebenfalls aus dem Condelthale bei Coblenz 
stammendes, jugendliches Pygidium dar. (Nachträglich zugefügte 
Abbildung.) 


No. 3. Homalonotus aculeatus nov. sp. 


Taf. 1, Fig, 7. 


Diese jedenfalls ganz neue und selbstständige Art liegt leider 
nur in einem ganz unvollkommenen Bruchstücke eines Pygidiums 
vor, welches mir mein College Herr GREBE zur Beurtheilung über- 
sandt hat. Dasselbe ist in seiner Bedornung so eigenthümlich, 
dass es keiner anderen bis jetzt bekannten Art zugezählt werden 
kann. Allenfalls könnte in einem anderen, grösseren, aber noch 
viel unvollständigeren Bruchstücke ohne Fundortangabe aus der 
Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn etwas Aehnliches 
vorliegen. 

Das Pygidium zeigt nur die zwei letzten Pseudopleuren der 
rechten Seite und nur die hinteren neun Rhachisglieder. Nehmen 
wir, wie bei den verwandten Arten, auch für die vorliegende elf 
Rhachisglieder an, so fehlen hier die zwei vorderen, bei welchen für 
jedes Glied zwei Dornen angenommen werden müssen, wie solche 
auf den vorhandenen Gliedern stehen; nur auf dem siebenten und 
zehnten Gliede sind die Dornen verkümmert, wenn auch ange- 
deutet. Was hier besonders hervorgehoben werden muss, sind 
zwei — nach den Narben zu urtheilen — sehr starke Dornen auf 
dem glatten Endstücke der Rhachis, was bei keinem anderen der 
bis jetzt bekannten Homalonoten vorkommt. Mit diesen beiden 
Enddornen würde die Rhachis des Pygidiums 24 Dornen haben; 
dagegen scheinen die Seitentheile, wenigstens an ihrem hinteren 


22 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [94] 


Ende, unbedornt gewesen zu sein. Obgleich die Berandung am 
vorliegenden Bruchstücke fehlt, so erkennt man doch, dass das 
Schwanzende breiter und flacher gewesen sein muss, als bei den 
anderen bedornten Arten. Die Rhachis ist durch breite Längs- 
furchen von den Seitentheilen getrennt, durch stark markirte Quer- 
furchen gegliedert, die einzelnen Glieder hoch hervortretend und 
oben gerundet. Die Sculptur besteht aus gedrängt stehenden 
Warzen von 0,4”” Durchmesser, welche über die ganze Oberfläche 
verbreitet sind. Die Dornen müssen — nach den scharf abgesetzten 
Basaltheilen zu urtheilen — sehr schlank und hoch gewesen sein 
und sind vollkommen rund. 

Die Grösse des Individuums ist nach dem unvollkommenen 
Bruchstücke schwer zu ermitteln, doch muss die Art zu den 
grossen Homalonoten gezählt werden, namentlich wenn das er- 
wähnte Bruchstück aus der Bonner Sammlung auch hierher gehört. 
Der erhaltene Theil des beschriebenen Bruchstückes hat eine Länge 
von 45”®,. Zusammen mit den fehlenden Theilen mag dieses Py- 
gidium mindestens 65" lang gewesen sein, was einer Gesammt- 
länge des Thieres von 260”" entsprechen dürfte. Das Bruchstück 
der Bonner Sammlung aber mit seinen 9"m breiten Gliedern der 
Rhachis des Pygidiums entspricht einem Thiere von fast doppelter 
Länge, also einem “der grössten Trilobiten. 

Das Vorkommen dieser seltenen Art scheint einer ziemlich 
tiefen Stufe des rheinischen Unterdevon anzugehören. GREBE 
fand dieses Bruchstück in dem aus blauen Schiefer bestehenden 
Schotter am Homberge bei Buhlenberg in der Nähe von Birken- 
feld. Es ist anzunehmen, dass das Material aus dem unteren 
Hunsrückschiefer stammt; es könnte aber auch einer noch tieferen 
Stufe angehören. 

Bemerkungen über das Bruchstück aus der Sammlung des 
naturhistorischen Vereins beschränken sich auf Zweifel an der 
Zusammengehöriskeit mit der oben beschriebenen Art, obwohl 
auch bei dem Bonner Stück zwei aufgerichtete Dornen auf jedem 
Gliede der Pygidial-Rhachis stehen. Die Anordnung der Dornen 
ist hier eine andere, indem auf einem Gliede die Dornen 18", 


auf dem nächsten aber nur 6" von einander entfernt sind. So- 


[95] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 23 


dann ist die Sculptur viel gröber und in der Form verschieden, 
indem die Warzen mehr abgebrochenen Hohlstacheln gleichen, 
deren Basis gegen 1”" Durchmesser hat. Leider ist der Fundort 
dieses Stückes unbekannt. Das Gestein und die Brachiopoden- 
Abdrücke des Stückes erinnern an das Vorkommen im Laubach- 
thal bei Coblenz. 


No. 4. Homalonotus ornatus nov. sp. 


Taf. 2; Taf. 3, Fig. 7. 


Homalonotus cerassicauda @. u. F. Saspgercer, Versteinerungen des rheinischen 
Schichtensystems in Nassau, Wiesbaden 1850 — 1856, 
pag. 27, tab. 2, üg.7, z. Th. 


Homalonotus ornatus gehört zu den grössten Arten des rhei- 
nischen Unterdevon. Die Gestalt ist schlank. Die Chitindecke 
muss verhältnissmässig sehr-zart gewesen sein, da die Individuen 
fast immer sehr verdrückt sind und man nur selten gut erhaltene, 
zusammenhängende Exemplare findet. 

Das Kopfschild ist ziemlich flach, an den Hinterecken 
herabgebogen, erheblich breiter als lang. Die Länge verhält sich 
zur Breite wie 3 zu 4. Verzerrungen nach Länge und Breite 
kommen häufig vor und ändern das angegebene Verhältniss. Die 
Glabella ist nur wenig länger als breit und am Hinterrande nur 
wenig breiter als am Vorderrande, so dass sie ungefähr ein Recht- 
eck mit gerundeten Ecken bildet. Die Wangen sind durch grosse 
Augenbuckel hoch gewölbt. Ohne diese würden sie flach zu 
nennen sein, wie aus den Rändern um die Augenhöcker hervor- 
geht. Die Hinterecken sind verhältnissmässig kurz und sehr regel- 
mässig stumpf-gerundet. Die Augenhöcker sind mindestens dop- 
pelt so hoch als die Glabella oder noch höher, halbkugelförmig, 
mit einer ringförmigen Einsenkung um den Augenträger herum. 
Dieser erhebt sich als conischer Zapfen ziemlich hoch über den 
Rand der Einsenkung. Er ist spitzkegelförmig, etwas zusammen- 
gedrückt und bei vollständiger Erhaltung mit der Spitze etwas 


24 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [96] 


rückwärts gebogen. Die Occipitalfurche ist deutlich abgegrenzt 
aber seicht, und zwar besonders nach den Seiten. In der Mitte 
ist sie ein wenig ausgebuchtet. Der Occipitalring ist flach ge- 
rundet, nur bei verschobenen Exemplaren schärfer zusammenge- 
drückt. Der Stirnrand ist gerade abgestutzt, in spitze Ecken aus- 
laufend, welche zuweilen aufgerichtet erschemen, was aber durch 
eine Verdrückung bedingt sein kann. Die an die Ecken an- 
schliessenden Seitenränder bilden einen gleichförmigen, ganz flachen 
Bogen, welcher sich erst mit Beginn der runden Kopfecken mehr 
krümmt. Die Gesichtslinie beginnt am Stirnrande, dicht an den 
Vorderecken, noch auf dem geraden Theile, läuft von da in ziem- 
lich gerader Linie über die Augenträger hinweg, bildet hinter den- 
selben einen scharfen Bogen und läuft wieder annähernd gerade 
nach dem Seitenrande, welchen sie vor der Rundung der Hinter- 
ecken schneidet. 

Der Rumpf (Thorax) ist stark und gleichmässig gewölbt, 
über dem Beginn der Rippen zu einer kaum angedeuteten Längs- 
furche eingesenkt, unter dieser durch eine stumpf - knieförmige 
Biegung der Rippen kantig aufgetrieben, auf den Seiten aber 
wieder ziemlich eben. Der Rumpf ist nach hinten merklich ver- 
schmälert, wenn auch weniger, als bei manchen anderen Arten. 
Die grösste Breite verhält sich zur geringsten wie 7 zu 6, die 
Länge zur Breite wie 9 zu 4. Die einzelnen Segmente sind 
mässig gewölbt, einige der vorderen in der Mitte zu einem kleinen 
Höcker aufgetrieben. Die Spannleisten gehen sehr tief hinunter 
und sind breit und stark, auf der Oberseite aber nur durch. eine 
feine Linie angedeutet, welche dem Vorderrande ziemlich nahe 
liegt, so dass der schmale Theil des’ Segments kaum ein Viertel 
des breiteren Theils beträgt, welcher letztere mit regelmässig ge- 
stellten, länglichen Papillen besetzt ist. Die Rippen sind unter ihrem 
Ansatze an die Spindelsegmente etwas aufgetrieben und -verflachen 
und verbreitern sich von da nach ihrem Ende, wo sie kreisförmig 
gerundet sind. Am Hinterrande sind sie mit einer Rinne ver- 
sehen, welche auf dem gerundeten Theile verschwindet. Die 
Länge der Spindelsegmente verhält sich zur Rippenlänge wie 
Zuzuslr 


[97] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 95 


Das Pygidium ist gleichförmig gewölbt, nach hinten ge- 
streckt und hat ungefähr die Form eines nach seinem Längsschnitt 
in gleiche Hälften getheilten Conus, dessen Höhe sich zum Durch- 
messer der Basis wie 3 zu 2 verhält. Vielfach ist das Pygidium 
aber von der Seite oder von oben aus der normalen Gestalt her- 
ausgedrückt und verschoben. Die durch mässig deutliche Längs- 
furchen von den Seitentheilen abgegrenzte Rhachis verschmälert 
sich gleichförmig und schnürt durch tiefe, nach vorn winkelig ab- 
gesetzte Querfurchen 13 spitzbogig gewölbte, nach hinten steil ab- 
fallende Glieder ab. Nach hinten nimmt sie allmählich an Höhe 
ab und läuft mit schwacher Biegung in die flache, zungenförmig 
ausgezogene Schwanzspitze aus. Die Seitentheile sind immer 
breiter als die Rhachis: das Verhältniss ist nicht ganz wie 3 
zu 2, ändert sich aber nach Art und Maass der Verdrückung. 
In der Regel sind neun deutliche Pseudopleuren vorhanden, bei 
einzelnen Individuen verschwindet aber die letzte oder ist kaum an- 
gedeutet, wie auf dem besten mir vorliegenden Exemplare (Taf. 2, 
Fig. 3); meistens tritt indess die letzte Pseudopleure sehr deut- 
lich hervor, besonders bei alten Individuen. Bei solchen Exem- 
plaren erscheinen auf den Rhachisgliedern und Pseudopleuren 
sehr charakteristische, länglich - eiförmige Papillen, welche bei 
kleineren Individuen sehr matt sind oder ganz fehlen, wie dies 
auf Steinkernen fast immer der Fall ist. Der flachbogige Rand 
des Pygidiums ist glatt, ziemlich schmal, nur nach hinten etwas 
breiter und ohne aufgebogenen Randsaum ziemlich scharf nach 
unten umgebogen, indess nicht winkelig-kantig, sondern spitzbogig. 
Das gerade ausgestreckte, sehr flache Schwanzende ist spitz-para- 
belförmig, und zwar beträgt der glatte Hintertheil ungefähr die 
Hälfte des gegliederten Theiles der Rhachis, also ein Drittel der 
ganzen Pygidium - Länge. 

Die Sculptur besteht aus gestreckten, länglich-eiförmigen, in 
gleichen Abständen stehenden Papillen, deren grösserer Durch- 
messer der Längsaxe des Individuums parallel steht. Diese Pa- 
pillen bilden regelmässige, einfache Zeilen mit den Rumpfsegmenten 
und Gliedern des Pygidiums. Auf dem Steinkerne sind dieselben 
nur selten angedeutet. Am besten sieht man sie auf der Schale; 


26 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [98] 


sonst muss man sie auf dem Abdrucke suchen. Auf den Pygidien 
kleinerer Exemplare sind die Papillen selten deutlich. Am Kopfe 
scheinen sie nur auf dem Occipitalringe vorzukommen. Ich kann 
dies aber nicht bestimmt behaupten, weil mir vom Kopfschilde 
nur Steinkerne vorlagen. Glabella, Wangen und Augenhöcker 
sind mit einer feinen Körnelung bedeckt, die aber auch auf den 
anderen Körpertheilen zwischen den Papillen vorzukommen scheint; 
wenigstens sind diese Theile immer ziemlich rauh. 

Abnormitäten kommen bei dieser Art scheinbar häufig vor, 
da fast jedes Exemplar etwas anders aussieht als das andere. 
Indess hängen diese Abweichungen wohl nur vom verschiedenen 
Erhaltungszustande ab. Auch das Verschwinden der neunten 
Pseudopleure und das öftere Fehlen der Papillen möchte in den 
meisten Fällen der ungenügenden Erhaltung zuzuschreiben sein, 
wiewohl es auch denkbar ist, dass solche Sculpturen schon bei 
Lebzeiten des Thieres verloren gingen, ähnlich wie bei Homalonotus 
armatus die Stacheln. 

Die Grösse der Individuen schwankt in recht auffallender 
Weise. Das vollkommenste Exemplar, welches mir vorlag, mag 
gerade die Mittelform repräsentiren. Diesem Stücke fehlen zwei 
Rumpfsegmente, ohne welche der Rumpf 83" misst, mit den- 
selben also 90". Das daran hängende Pygidium ist 60”" lang, wäh- 
rend der dazu gehörende Kopf 40”” lang sein müsste, was einer 
Gesammtlänge von 190%" bis 200”® entspricht. In der Samm- 
lung des Herrn F. MAURER befindet sich ein Pygidium von 120” 
Länge, wenn man die fehlende Spitze dazu denkt (Taf. 5, Fig. 7). 
Dasselbe ist in die Breite verzogen und 110” breit. Es deutet 
auf ein Individuum von 380" bis 400" Länge. Dagegen liest 
in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn ein sehr 
zierliches, vollständiges Pygidium von nur 7”" Länge, an welchem 
auch die neunte Pseudopleure deutlich hervortritt. Dieses Exem- 
plar würde einem Individuum von 22” entsprechen, also 18 mal 
kleiner sein als das vorhergenannte. 

Das Vorkommen von Homalonotus ornatus beschränkt sich 


in den unzweifelhaften, bis jetzt gefundenen Stücken auf die 


[9 9] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 27 


Pterineen-Schiefer von Singhofen, die diesen ähnlichen Feldspath- 
Grauwacken und andere wahrscheinlich gleichwerthige Schichten 
des rheinischen Unterdevon. Häufig ist dieses Petrefact nirgends, 
auch nicht bei Singhofen, von welcher Fundstelle bis jetzt die 
meisten Exemplare vorliegen. Herr F. MAURER fand mehrere sehr 
gut erhaltene Stücke in den petrefactenreichen Schichten einer 
Feldspath-Grauwacke bei Bodenrod westlich von Butzbach. Aus 
dem Hunsrückschiefer von Caub besitze ich ein Pygidium mit deut- 
lichen Papillen und aus einem ähnlichen Schiefer von Holzappel 
ein anderes ohne sichtbare Papillen. Beiden fehlt die Schwanz- 
spitze, weshalb sie nur mit Vorbehalt hierher gerechnet werden 
können. Dasselbe gilt von einem Endstück eines grösseren 
Pygidiums mit der charakteristischen, zungenförmig ausgezogenen 
Schwanzspitze, welches der Sammlung des naturhistorischen 
Vereins angehört und vom Siegberge stammt. In der Berliner 
Universitätssammlung liegen drei Exemplare von der Michel- 
bacher Hütte im Aarthale, also ebenfalls aus dem Hunsrück- 
schiefer. Mit grösserer Sicherheit gehört hierher ein von G. und 
F. SANDBERGER benutztes Pygidium des Wiesbadener Museums. 
Dasselbe trägt die Etiquette »Haintchen bei Usingen«. Dieser 
Fundort erscheint mir aber deshalb zweifelhaft, weil auf dieselbe 
Etiquette ein zweites von Haintchen stammendes Pygidium von 
Homalonotus obtusus geklebt ist und auf der Unterseite eine frühere 
Bleistiftnotiz als Fundort »Hainchen« angiebt, welcher Ort an der 
nassauisch-westfälischen Grenze, nicht weit von Strassebersbach 
liegt. Das eine Stück (Homalonotus obtusus) wird daher wohl 
von Haintchen im Amte Usingen, das andere (Homalonotus ornatus) 
von Hainchen stammen. 

Linksrheimische Fundorte dieser Art sind mir bis jetzt nicht 
bekannt geworden. 

Die Abbildungen sind nach Exemplaren aus den Privatsamm- 
lungen der Herren Jos. ZERVAS in Cöln und FRIEDRICH MAURER 
in Bendorf angefertigt. 

Taf. 2, Fig. 3 stellt den Steinkern desselben Exemplares dar, 
von welchem Fig. 3a den Gypsabguss des zugehörigen Abdruckes 


38 Beschreibung der Homalonotus - Arten. [100] 


darstellt. Der Kopf auf Taf. 2, Fig. 2 war dem in Rede 
stehenden Steinkerne künstlich angesetzt, gehört aber nicht dazu 
und ist vom Stirnrand nach dem Oecipitalring stark zusammen- 
geschoben. Taf. 2, Fig. 1 ist ein in anderer Richtung verzerrtes 
Kopfschild, an welchem der rechte Augenträger besonders gut er- 
halten ist. Die Originale zu den genannten Abbildungen gehören 
sämmtlich der ZEervAs’schen Sammlung an und stammen aus dem 
Pterineenschiefer von Singhofen. 

Das grosse, etwas in die Breite ausgezogene Pygidium, wel- 
ches auf Taf. 3, Fig. 7 abgebildet ist, stammt aus der tief- unter- 
devonischen Grauwacke von Bodenrod unweit Butzbach und befindet 
sich im Besitze des Herrn FRIEDRICH MAURER in Bendorf. 


No. 5. Homalonotus Roemeri DE KoNInck. 
Taf. 5, Fig. 6—13. 


Homalonotus Roemeri L. G. ps Konınex, Notice sur quelques fossiles recueillis 
dans le systeme Gedinnien etc. (Annales de la soc. geol. de 
Belgique tome III, pag. 31, pl. 1, fig. 15) 18976. 
Homalonotus erassicauda F. Römer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch, Bd. 17, 
pag. 592, tab. 17, fig. 12; Geologie von Oberschlesien 
tab. 1, fig. 4. 
Homalonotus angulatus C. Kocu (M. S.). 
Homalonotus Roemeri Idem, Verh. d. naturhistor. Verems d. preuss. Rheinl. und 
Westf. 1850, Corr.-Bl. pag. 154, 138. 


Von dieser neuen und eigenthümlichen Art liegen nur Bruch- 
stücke vor, welche zusammen gefunden wurden und deshalb als 
zusammengehörig betrachtet werden 'müssen. 

Vom Kopfschilde liest ein mangelhaftes Mitteltheil nebst 
einem rechten und einem linken Seitentheile von verschiedenen 
Individuen vor. Die schlecht erhaltene Glabella ist. sehr flach, 
die Augenhöcker halbkugelförmig aufgetrieben und weit nach den 
Seiten gerückt. Der Stirnrand ist geradlinig abgestutzt und zu 
beiden Seiten durch schwach gerundete Ecken begrenzt, welche 


1 0) 1] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 39 


nicht über den vorderen Seitenrand hervortreten. Die Seitenränder 
sind etwas concav-bogig, wodurch das Kopfschild annähernd die 
Form eines Paralleltrapezes erhält. Die Occipitalfurche ist sehr 
markirt aber nicht sehr tief, der Oceipitalring schmal und flach. 
Die Gesichtsnaht überschreitet den Stirnrand 3”® von den Vorder- 
ecken nach der Mitte zu, verläuft fast geradlinig nach dem Augen- 
träger und von da flachbogig nach den gerundeten Hinterecken 
des Kopfes, über welchen sie den Seitenrand erreicht. 

Der Rumpf besteht aus dicken, mässig hoch gewölbten Seg- 
menten. Dieselben sind regelmässig gebogen und mit einer deut- 
lichen Depression vor Beginn der Pleuren versehen, in Folge dessen 
die Axe durch deutliche Längsfurchen von den Rippentheilen ge- 
trennt gewesen sein muss. Die Rippen sind zunächst der Axe 
aufgetrieben und knieförmig gebogen, unterhalb dieser Biegung 
ziemlich flach. Sie sind wesentlich länger als die halbe Breite 
der Rumpfaxe. Die Rippenenden sind auffallend verbreitert und 
durch zwei gerade, sich unter einem stumpfen Winkel treffende 
Linien abgestutzt — eine Gestaltung, die bis jetzt bei keinem 
anderen rheinischen Homalonoten bekannt geworden ist. 

Das Pygidium besitzt, soweit es sich nach den mir vorliegen- 
den, durch Verzerrung mehr oder weniger verunstalteten Stücken 
beurtheilen lässt, eine dreieckige Gestalt und ist etwas länger 
als breit. Nach hinten läuft es in eine breite Spitze aus. Die 
Rhachis ist fast ebenso breit als die Seitentheile und setzt sich 
aus 10—12(?) Gliedern zusammen, welche durch mässig tiefe 
Furchen getrennt sind. Die letzten dieser Glieder werden un- 
deutlich. : Die Seitentheile sind von der Rhachis durch nicht sehr 
starke Furchen getrennt und tragen 7 oder mehr breite, flach 
gerundete Pseudopleuren oder Rippen, welche unter spitzem 
Winkel mit den Segmenten der Rhachis zusammenstossen. Die 
zwischen den Rippen liegenden Furchen sind wenig markirt und 
endisen bereits in grösserer Entfernung vom Rande, so dass dieser, 
wie auch die Schwanzspitze, glatt ist. Nach hinten werden die 
Rippen allmählich immer undeutlicher. 


30 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [102] 


Von einer besonderen Sculptur habe ich an meinen nur im 
Steinkern erhaltenen Bruchstücken nichts beobachten können )). 

Die Grösse der von mir untersuchten Reste ist etwa diejenige 
mittelgrosser Exemplare von Homalonotus ornatus; darnach müssen 
vollständige Individuen 150 — 200” gemessen haben. 

Mit Homalonotus ornatus scheint die beschriebene Art in mehr- 
facher Beziehung eine gewisse Aehnlichkeit zu haben; doch sind 
ihre breiten, winkeligen Rippenenden charakteristisch genug, um 
ihre Selbstständigkeit zu begründen. Auch die vier letzten Rippen 
des silurischen Homalonotus delphinocephalus Green haben eine ähn- 
lich breite, am Ende abgestutzte Gestalt; doch sind die Rippen der 
amerikanischen Art geradlinig und nicht winkelig abgestutzt, wie 
bei ornatus. Ueberdies ist der Stirnrand beider Arten ganz ver- 
schieden gestaltet. 

Auch mit crassicauda besitzt unsere Art eine unzweifelhafte 
Verwandtschaft. Ihre Unterschiede von demselben liegen beson- 
ders im Pygidium. Die Rhachis von crassicauda ist erheblich 
breiter, die Rippen der Seitentheile stossen mit den Segmenten der 
Rhachis unter weniger spitzem Winkel zusammen und das Schwanz- 
ende ist weniger spitz als bei Roemer:t. 

Anfänglich konnte ich mich schwer entschliessen, die hier 
vorliegenden mangelhaften Reste als einer besonderen Art ange- 
hörig anzusehen; nachdem ich mich aber an einer Reihe gut 
erhaltener Exemplare der anderen rheinischen Arten überzeust 
hatte, dass die der beschriebenen Art eigenthümliche Gestalt der 
Rippenenden bei keiner anderen Species vorkommt, blieb mir nur 
übrig, für die fraglichen Reste eine besondere Art anzunehmen. 

Ich hatte für die unsere Art ursprünglich den Namen Homalo- 
notus angulatus gewählt. Später indess überzeugte ich mich, dass 
dieselbe mit dem von DE KonInck aus den tiefsten Schichten des 
französisch-belgischen Devon beschriebenen Homalonotus Roemeri 
identisch ist. DE KoNInck rechnet zu dieser Art mit Recht auch 


1) pe Konmex giebt (1. ce. pag. 33) eime die ganze Oberfläche der Schale be- 
deckende, nur mit Hülfe der Lupe beobachtbare, feine Granulation an. (E. K.) 


[103] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 31 


eine von FERD. RÖMER aus dem weissen Quarzit des Dürrberges 
im Altvatergebirge als Homalonotus erassicauda Sandb. beschriebene 
Form. Wie Herr E. KAYsEr wahrscheimlich gemacht hat (Jahrb. 
der Königl. preuss. geolog. Landesanstalt für 1880, pag. 260), darf 
der Quarzit des Dürrberges mit dem des rheinischen Taunus- 
quarzits als gleichaltrig angesehen werden. Darnach würde Ho- 
malonotus Roemeri in den Ardennen wie in den Sudeten ein sehr 
tiefes Niveau im Unterdevon einnehmen. 

Was die rheinischen Reste dieser Art betrifft, so gehören 
hierher einmal die von mir ursprünglich als angulatus bezeichneten 
Reste aus dem Siegen’schen, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch 
einem tieferen Horizonte des Unterdevon (keinesfalls jünger als 
die Unteren Coblenzschichten) entstammen. Die Sammlung des 
naturhistorischen Vereins zu Bonn besitzt solche Reste vom Sieg- 
berge bei Siegen und vom Ziegenberge bei Oberseelbach. 

Ausserdem aber sind nach meiner jetzigen Ueberzeugung 
hierher auch die Reste einer im linksrheinischen Taunusquarzit 
nicht gerade selten vorkommenden Art zu rechnen. Ich kenne 
solche Reste aus dem Quarzit von Rüdesheim. Auch Herr 
DE KONINncK, der mein Material in Wiesbaden sah, theilte meine 
Ansicht, dass sowohl die Form aus der älteren Siegen’schen Grau- 
wacke, als auch die aus dem Taunusquarzit mit seinem Roemeri 
aus dem Gedinnien zu vereinigen sei. Homalonotus Roemeri würde 
demgemäss durch die ganze untere Hälfte des Unterdevon ver- 
breitet sein. ; 

Die Abbildungen Taf. 5, Fig. 6—9, beschränken sich auf 
ein paar charakteristische Rippenenden, eine (von hinten gesehene) 
Schwanzspitze und ein leider unvollständiges und verdrücktes 
Pygidium. Die Originale liegen in der Sammlung des natur- 
historischen Vereins und stammen aus der älteren Siegener Grau- 
wacke. 

Der Vergleiches wegen sind dann noch auf derselben Tafel, 
Fig. 10—12 zwei Köpfe und ein Schwanz des belgischen, und 
Fig. 13 ein solcher des schlesischen Vorkommmens dieser Art nach 
den Abbildungen DE Koninck’s und Rönmkr’s dargestellt. 


32 Beschreibung der Homalonotus- Arten. R 04] 


No. 6. Homalonotus rhenanus n. sp. 
1968, Ai 1 —% 
Homalonotus erassicauda G. u. F. Sanpserser, Versteinerungen des rheinischen 
Schichtensystems ete., pag. 27, z. Th. 
Homalonotus Knightii Burmeister, Organisation der Trilobiten, Berlin 1843, 
pag. 101. 


Homalonotus obtusus Zeiwer und Wırrcen, Jahrbuch des naturhistorischen Vereins 
für Rheinland und Westfalen, 1854, pag. 475, z. Th. 


Diese den tieferen Schichten der rheinischen Grauwacke an- 
gehörende Art wurde bisher meistens mit Homalonotus crassi- 
cauda Sandb. und dieser wieder mit Homalonotus Knightii König 
verwechselt. Homalonotus rhenanus ist ziemlich gedrungen gebaut, 
schlanker als Homalonotus cerassicauda, aber nicht so schlank als 
Homalonotus ornatus. Die Chitindecke scheint ziemlich dick und 
fest gewesen zu sein, da die erhaltenen Reste weniger verdrückt 
zu sein pflegen als die mancher anderer Arten. Die Länge des 
Körpers betägt mehr als das Doppelte der Breite, aber nicht das 
Dreifache, wie bei Homalonotus ormatus. 

Das Kopfschiid ist ziemlich stark gewölbt. Seine Länge 
verhält sich zur Breite wie 2 zu 3. Es gleicht einem Parallel- 
trapeze mit etwas concaven Seiten. Die Glabella ist. gewöhnlich 
ebenso lang als breit, vielfach etwas länger, und stellt ein Quadrat 
oder kurzes Rechteck mit gerundeten Ecken dar. Die Wangen 
sind mässig gewölbt; die Hinterecken kurz und regelmässig rund. 
Die Augenhöcker sind wenig höher als die Glabella, welche letz- 
tere in der Mitte ganz flach oder unmerklich eingesenkt ist. Die 
kurzen, kegelförmigen Augenträger erheben sich auf den. flach- 
kugeligen Augenhöcker zitzenförmig, ohne Einsenkung um die- 
selben. Die Ocecipitalfurche ist mässig tief, schmal und sehr deut- 
lich abgesetzt, in der Mitte etwas ausgebuchtet. Der Oceipitalring 
dagegen ist breit, regelmässig gerundet und nicht höher als der 
Hinterrand der Glabella. Der Stirnrand ist gerade abgestutzt, in 
spitze Ecken auslaufend, welche flach und gerade nach vorn ge- 
richtet sind. Die an die Ecken anschliessenden Seitenränder sind 
vorn ganz flach concav, hinten ebenso flach concav, und erst mit 


[sor] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 33 


der Rundung der Hinterecken beginnt eine stärkere Biegung. 
Die Gesichtslinie beginnt in der Nähe der Stirnecken, läuft von 
da in schwachem Doppelbogen nach dem Augenträger und hinter 
diesem in ziemlich gleichförmiger Biegung nach dem Seitenrande, 
welchen sie vor der Rundung der Hinterecken schneidet. 

Der Rumpf ist mässig und gleichförmig gewölbt und von 
kurz spindelförmiger Gestalt. Die Spindel ist mässig gewölbt und 
von den Rippentheilen durch ziemlich flache Längsfurchen getrennt. 
Die letzteren biegen sich allmählich nach unten um. Die einzelnen 
Segmente sind verhältnissmässig flach, die Spannleisten auf deren 
Unterseite stark und tief, auf der Oberseite nur durch eine feine 
Linie angedeutet. Die Rippen sind flach und endigen, wenig ver- 
breitert, mit eiförmiger Rundung. 

Das Pygidium hat einen dreieckigen Umriss, ist derb ge- 
baut und etwas länger als breit oder so lang als breit. Die durch 
markirte Dängsfurchen von den Seitentheilen abgegrenzte Rhachis 
verschmälert sich nach hinten sehr gleichförmig, so dass die Längs- 
furchen fast ganz geradlinig sind. Durch stark eingesenkte, kerben- 
förmige Querfurchen sind auf der Rhachis zwölf deutliche Glieder 
abgeschnürt, hinter welchen zuweilen noch ein weiteres, aber un- 
deutliches Glied angedeutet ist. Die Glieder sind spitzbogig auf- 
getrieben, hoch und scharfkantig und nach hinten steil abfallend. 
Wenn man das Petrefact von der Seite betrachtet, fallen die höch- 
sten Erhebungen jener Glieder in eine gerade Linie, die über den 
gerippten Theil der Rhachis noch etwas hinausreicht und dann in 
scharfem, regelmässigen Bogen nach der gerade ausgestreckten, 
mässig dicken Schwanzspitze abfällt. Das glatte Schwanzende ist 
nicht ganz halb so lang als der gegliederte Theil der Rhachis, 
beträgt also nicht ganz ein Drittel der Gesammtlänge des Pygi- 
diums. Die Schwanzspitze ist ziemlich spitz, aber nicht winkelig, 
sondern gerundet. Die Seitentheile des Pygidiums sind ebenso 
breit als die Rhachis und tragen acht Pseudopleuren, welche 
ebenso hochbogig und markirt sind wie die Glieder der Rhachis. 
Die vorderen Pseudopleuren verlaufen geradlinig und sind nur 
bei älteren Exemplaren am Ende etwas nach vorn gebogen; die 
hinteren Pseudopleuren aber sind stärker, und zwar immer nach 


6) 
2] 


34 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [106] 


vorn gebogen. Der ziemlich derbe Rand des Pygidiums ist glatt, 
winkelig eingeschlagen, auf der Kante gerundet und auf der 
Unterseite nahe der Kante mit einer Leiste versehen, welche auf 
dem Steinkern als Rinne erscheint. 

Die Sculptur ist meistens durch Versteinerungsmaterial alterirt 
und selten deutlich sichtbar. Auf einem sonst ziemlich mangel- 
haften Pygidium aus dem Stolln der »Alten Mahlscheidt« bei Her- 
dorf im Siegen’schen nimmt man eine feine Körnelung zwischen 
dicht stehenden Grübchen von 0,1 bis 0,15"® Durchmesser wahr, 
auf deren Grunde die Stigmen der Chitindrüsen zu münden 
scheinen. Sonst erscheinen die Steinkerne und Abdrücke fast 
immer ziemlich glatt oder ganz fein gekörnelt. 2 

Formenverschiedenheiten kommen bei dieser Art nicht selten 
vor. Bisweilen sind sie auf Verdrückungen zurückzuführen, bis- 
weilen aber scheinen die Unterschiede von solchen unabhängig 
zu sein. Solche Verschiedenheiten zeigen sich in einer spitzeren 
oder mehr gerundeten Endigung des Schwanzes, womit bisweilen 
eine stumpfere Rundung der Glieder verbunden ist, oder in einem 
schlankeren oder gedrungeneren Bau. Diese Unterschiede sind 
aber selten so bedeutend, dass dadurch die Grenze gegen ver- 
wandte Arten verwischt würde und man sich nur durch die 
Sculpturverhältnisse zurechtfinden könnte. Vielfach bedingt auch 
das Versteinerungsmaterial den veränderten Habitus des Petre- 
factes. Im anderen Fällen sind die Gestaltverschiedenheiten auf 
Alters- und Grössen- Unterschiede zurückzuführen. Jugendliche 
Exemplare sind in der Regel am Schwanzende spitzer, am Kopf- 
schilde gerundeter und ihrer ganzen Gestalt nach gestreckter. 
Es wäre übrigens auch sehr möglich, dass diese Unterschiede 
auf Geschlechtsunterschieden basiren, zumal wenn sie schon bei 
jungen Exemplaren hervortreten, bei denen Gliederung und son- 
stige charakteristische Merkmale im Allgemeinen wenig ausgebildet 
und bei denen daher die verschiedenen Arten nur sehr schwierig 
zu unterscheiden sind. Kleine, zierliche, in allen Theilen scharf 
ausgeprägte Exemplare sind immer seltener als dicke, grosse, 
obgleich man annchmen sollte, dass sie sich besser erhalten und 
daher zahlreicher vorkommen müssten als die &rossen. Dieser 


Umstand spricht ganz besonders für die oben ausgesprochene 


5 


Ö 


[107] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 3 


Vermuthung, dass wir es bei den kleineren Formen mit männ- 
lichen Individuen zu thun haben im Gegensatz zu den grösseren, 
welche Weibchen darstellen. In der heutigen Lebewelt sind der- 
artige Unterschiede nichts Auffallendes. Dort wiederholt sich der 
Fall ausserordentlich häufig, dass die verschiedenen Geschlechter 
verschiedene Gestalt haben und eines derselben sich nur schwer 
von dem gleichen einer anderen Art unterscheiden lässt. Dieses 
kommt namentlich bei den Crustaceen fast regelmässig vor. Bei 
den Dekapoden ist das Männchen gewöhnlich ebenso gross als 
das Weibchen, oder grösser; bei den Phyllopoden dagegen, welche 
den Trilobiten am nächsten stehen, ist das Männchen viel kleiner 
als das Weibchen, vielfach anders gebaut und immer viel seltener. 

Die Grösse der zu dieser Art gehörenden Individuen scheint 
weniger zu schwanken als bei anderen Arten; auch gehört Ho- 
malonotus rhenanus nicht zu den besonders grossen, sondern mehr 
zu den mittelgrossen Arten. Nach zusammenhängenden Exem- 
plaren beurtheilt, mögen die grösseren Individuen 150””" kaum 
übersteigen, während 120”” als normale Länge für das ganze Thier 
angenommen werden darf. Dabei ist aber nicht ausgeschlossen, 
dass auch hier unter besonderen Verhältnissen einzelne Individuen 
ein höheres Alter und damit eine ungewöhnliche Grösse erreichen 
konnten, wie das den Zoologen von allen verwandten Thieren 
bekannt ist. Das auf Taf. 3, Fig. 4 abgebildete Pygidium ist 
5l"" lang und gehörte einem grösseren, mit Vorbehalt als Weib- 
chen angesprochenen Individuum an. Das auf Taf.3, Fig. 5 
abgebildete Pygidium dagegen stellt ein scheinbar wohl ausgebil- 
detes, kleines Individuum von 17"® Pygidiumlänge mit spitzerem 
Schwanzende dar und entspricht vielleicht einem Männchen. 

Das Vorkommen von Homalonotus rhenanus fällt wesentlich 
in die tieferen Schichten des rheinischen Unterdevon,, woselbst 
die Art zu den gewöhnlichsten Homalonoten gehört. Sie pflegt 
in keiner Sammlung zu fehlen, wurde aber bisher stets mit crassı- 
cauda verwechselt. Der Hauptfundort für gute, typische Exemplare 
ist die braungraue, feste Grauwacke von Stadtfeld unweit Daun in 
der Eifel. Von anderen Fundorten erwähne ich noch die Grube 
Alte Mahlscheidt bei Herdorf im Siegen’schen, Berg-Ebersbach, 


Pr 


36 Beschreibung der Homalonotusr Arten. [108] 


Coblenz, Bertrich, Girnscheidt, Sahlershütte und die Landsteiner 
“Mühle im Weilthale. Wahrscheinlich gehören noch mehrere an- 
dere von verschiedenen Autoren für Homalonotus erassicauda au- 
geführte Fundorte hierher, was aber nur durch Vergleichung der 
betreffenden Original-Exemplare ausgemacht werden könnte. 
Bemerkungen über die Verwandtschaft der in Rede stehenden 
Art sind im Obigen bereits mehrfach gemacht worden. Dennoch 
dürfte es nicht überflüssig sein, einige Andeutungen über die ge- 
wöhnlichen Verwechselungen dieser Art zu geben. Früher wurde 
Homalonotus rhenanus zusammen mit allen verwandten Arten immer 
mit Homalonotus Knightii König und Homalonotus Ludensis Murch. }) 
aus den englischen ZLudlow rocks verwechselt und für identisch 
gehalten. Auch G. und F. SANDBERGER standen im Jahre 1856 
noch auf diesem Standpunkte, wie das Synonymenverzeichniss ihres 
crassicauda in den »Versteinerungen des rheinischen Schichten- 
systems«, pag. 27, beweist. Dies hat wahrscheinlich seinen Grund 
darin, dass Rumpf und Pygidium sämmtlicher hierher gehörenden 
Arten im Allgemeinen grosse Aehnlichkeit haben und die in der 
Form der Schwanzspitze hervortretenden Unterschiede in den 
meisten Fällen deshalb nicht zur Geltung kommen, weil dieser 
Theil gewöhnlich mangelhaft erhalten ist oder ganz fehlt. Ebenso 
verhält es sich mit den vortrefflichen, in der Schalen - Seulptur 
liegenden Unterscheidungs- Merkmalen, welche auf den in der 
Grauwacke und im Quarzit vorkommenden Steinkernen und Ab- 
drücken nicht sichtbar sind. Auch sehen sich die Steinkerne der 
verwandten Art im Allgemeinen so ähnlich, dass man an. eine 
Unterscheidung derselben nicht dachte. Dieses gleiche Aussehen 
kommt aber nicht allein für die Unterscheidung der rhemischen 
Devon-Homalonoten unter einander in Betracht, sondern auch für 
die dieser von den verwandten Formen aus den Silurschichten Eng- 
lands. Freilich gehören diese letzteren durch ihre abweichende 
Kopfbildung meist einer anderen Gruppe an, die sich durch convex- 
bogigen oder parabelförmig vortretenden Stirnrand auszeichnet, wie 
Homaälonotus delphinocephalus Green. Die hier gedachten Formen 


!) Homalonotus Ludensis Murch. wird nach Saurur jetzt allgemein als Synonym 
von Änightiü angesehen (Monogr. Brit. Tril., pag. 121). (E. K.) 


R 09] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 37 


des rheinischen Unterdevon bilden dagegen eine Gruppe mit zwar 
geradlinigem, aber mit zwei Ecken vorspringenden Stirnrande. Von 
Formen des englischen Silurs gehören zu derselben Gruppe nur 
Homalonotus Ludensis Murch. Dass SANDBERGER’s Homalonotus 
crassicauda nicht identisch ist mit Homalonotus Knightü, sprach 
zuerst FERD. RÖMER im Jahre 1865 (Zeitschr. d. D. geol. Ges., 
pag. 593) aus. Dieser Forscher unterschied aber nicht die spitz- 
schwänzigen Formen von den stumpfschwänzigen, wie solches 
später durch DE Koninck (Ann. d. belg. geol. Ges., 1876) ge- 
schehen ist. Schon viel früher, nämlich im Jahre 1843, unter- 
schied BURMEISTER nach Exemplaren der Sack’schen Sammlung 
im rheinischen Unterdevon eine stumpfschwänzige und eine spitz- 
schwänzige Art. Unter der stumpfschwänzigen Art aber verstand 
dieser Autor nicht Homalonotus crassicauda, sondern den bis 1876 
damit identificirten Homalonotus rhenanus von Stadtfeld, während 
er unter der spitzschwänzigen Art den stellenweise noch häufigeren 
Homalonotus scabrosus ©. Koch meinte. Doch verwechselte er den 
letzteren wieder mit Homalonotus delphinocephalus, was nicht hätte 
vorkommen können, wenn er den von delphinocephalus ganz ab- 
weichenden, abgestutzten Kopf unseres rhenanus gekannt hätte. 
Als ich im Jahre 1876 das reiche Material von Homalonotus- 
Resten in der Sammlung des naturhistorischen Vereins in Bonn 
kennen lernte, fiel mir sofort der Unterschied in den Schwanz- 
spitzen auf und ich glaubte Homalonotus rhenanus und Homalonotus 
crassicauda leicht unterscheiden zu können. Da ich aber in schein- 
baren Mittelformen und extremen Typen bald wesentliche Schwierig- 
keiten fand, so wurde ich zu einer eingehenderen Beachtung der 
feineren Unterscheidungs-Merkmale, namentlich der Sceulpturver- 
hältnisse, veranlasst. Indess kam ich erst zu einer gewissen Klar- 
heit, als ich auf die Einreihung der nahe verwandten Arten in die 
beiden Typen der spitzschwänzigen und stumpfschwänzigen Formen 
Verzicht leistete und wesentlich nach den hier niedergelegten Prin- 
cipien innerhalb der breitstirnigen Gruppe 5 Arten annahm, von 
denen Homalonotus rhenanus eigentlich die Mittelform darstellt. 
Von Homalonotus scabrosus ist rhenanus durch die Sculptur, welche 
bei jener Art auch auf dem Steinkern immer deutlich hervortritt, 
leicht zu unterscheiden. Schwieriger ist seine Unterscheidung 


38 Beschreibung der Homalonotus - Arten. [110] 


von Homalonotus ornatus, wenn dessen längliche Papillen nicht er- 
halten sind und die neunte Pseudopleure fehlt. Dann bleiben als 
Unterschiede besonders die verschiedene Breite der Seitentheile des 
Pygidiums, welche bei Homalonotus rhenanus an Breite ungefähr 
der Rhachis gleichkommen, bei Homalonotus ornatus aber dieselbe 
übertreffen, sowie die verschiedene Form der Schwanzspitze, welche 
bei Homalonotus ornatus flach und kantig, bei Homalonotus rhe- 
nanus aber gewölbt und gerundet ist. Ausserdem aber ist auch 
die Leiste auf der Unterseite des Pygidiums (oder deren rinnen- 
förmiger Abdruck auf dem Steinkern) bei Homalonotus ornatus 
weiter nach innen gerückt und sehr matt und flach; bei rhenanus 
dagegen liegt die betreffende Rinne dicht am Unterrande und ist 
viel stärker markirt. Endlich sind auch die vorderen Pseudo- 
pleuren bei ornatus stärker nach vorn gebogen als bei rhenanus. 
Homalonotus Roemeri ist mir bis jetzt am unvollständigsten bekannt, 
indess durch die breiten, winkelig abgestutzten Rippenenden ge- 
nügend gekennzeichnet. Wo diese nicht vorliegen, kann das 
Pygidium der fraglichen Art an den auf den Seitentheilen an- 
setzenden Leistenrinnen erkannt werden, das Kopfschild aber an 
den mehr nach hinten gerückten, den Occipitalring tangirenden 
Augenhöckern. Von cerassicauda, mit dem rhenanus zunächst ver- 
wandt ist, ist letzterer im Pygidium leichter zu unterscheiden, weil 
die charakteristischen Merkmale hier gewöhnlich erhalten sind. 
Diese Merkmale sind folgende: Bei rhenanus fallen die Glieder 
nach hinten steil ab, bei crassicauda sind sie gleichförmig gerundet. 
Die hinteren Pseudopleuren sind bei rhenanus sehr deutlich 
nach vorn gebogen, bei crassicauda fast gerade. Die Schwanz- 
spitze ist bei Homalonotus rhenanus viel weniger dick und stumpf, 
mit schwach unterständiger Rinne; bei Homalonotus crassicauda 
dagegen trägt die kurze, stumpfe Schwanzspitze ihre Leistenrinne 
genau auf der runden Umschlagskante. 

Die Abbildung Taf. 3, Fig. 1 stellt ein an den Seiten nach 
einem anderen Exemplar ergänztes, von Stadtfeld stammendes 
Kopfschild aus der Bonner Universitäts- Sammlung, Fig. 3 einen 
kleineren, ähnlich ergänzten Kopf vom gleichen Fundorte aus der 
Sammlung des naturhistorischen Vereins dar. Fig. 4 und 5 sind 


ip 11] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 39 


zwei gut erhaltene Pygidien von demselben Fundort aus der 
Poppelsdorfer Sammlung. Fig. 6 veranschaulicht die stark ver- 
grösserte Sculptur eines Exemplars von der Grube Alte Mahl- 
scheidt bei Herdorf, Fig. 3 [nachträglich zugefügt!] ein unvoll- 
ständiges Kopfschild von Stadtfeld bei Daun in der Eifel. 


No. 7. Homalonotus erassicauda SANDBERGER. 
Taf. 5, Fig. 1-5. 


Homalonotus crassicauda G. u. F. Sıspserger, Versteinerungen des rheinischen 
Schichtensystems in Nassau, Wiesbaden 1856, pag. 27, 
tab. 2, fig. 7. 
Homalonotus minor F. A. Römer, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nord- 
westlichen Harzgebirges II, 1852, pag. 70, tab. 15, fig. 24. 


Homalonotus crassicauda ist sehr gedrungen gebaut und kaum 
mehr als doppelt so lang wie breit. Die Chitindecke scheint von 
derber Beschaffenheit gewesen zu sein, da mir Verdrückungen 
nicht bekannt sind. Vollständige Individuen sind bis jetzt nicht 
vorgekommen und auch einzelne Theile, meist Pygidien, gehören 
zu den selteneren Versteinerungen. 

Kopfschilder sind bis jetzt mit Sicherheit nicht nach- 
gewiesen und vom Rumpfe liegen nur einige zerrissene Segment- 
theile vor. Nach diesen muss der Rumpf ziemlich stark gewölbt 
gewesen sein und flache Längsfurchen oder nur Andeutungen von 
solchen besessen haben. Das einzige vorliegende Rippenende ist 
breit und vollkommen gerundet, verhältnissmässig kurz und auf 
dem Steinkerne mit einer Rinne versehen. 

Das Pygidium ist dick und nach allen Richtungen regel- 
mässig gewölbt, wodurch es mehr die Form eines Ei- wie eines 
Kegelabschnittes erhält. Dabei ist dasselbe immer breiter als lang. 
Die durch flache, aber deutliche Längsfurchen von den Seiten- 
theilen getrennte Rhachis verschmälert sich vorn fast rascher als 
hinten. Dieselbe ist etwas breiter als die Seitentheile, was bei 
anderen Arten nicht vorkommt. Durch flache, aber scharfe Quer- 
furchen ist die Rhachis in 13 Glieder getheilt, deren letzte sehr 


40 Beschreibung der Homalonotus- Arten. - [112] 


undeutlich werden, so dass zwei derselben bisweilen fast ganz 
verschwinden. Die Glieder sind halbkreisförmig gewölbt und 
fallen hinten entweder sehr wenig oder nicht steiler ab als vorn. 
Die höchsten Punkte dieser Glieder bilden eine deutlich convexe 
Bogenlinie über dem Rücken des Rhachis, und zwar wird diese 
Biesung auf dem glatten Endtheile stärker. Eine leichte Auf- 
richtung der derben und kurzen Schwanzspitze ist für unsere 
Art charakteristisch. Die acht Pseudopleuren auf den Seiten- 
theilen sind derb, flachgewölbt und verlaufen in gerader Linie 
nach dem Rande des Pygidiums. Der letztere ist derb, nicht auf- 
geworfen, in gleichmässiger Rundung umgeschlagen und innen mit 
einer feineren Verstärkungsleiste versehen, welche auf dem Stein- 
kern als Rinne erscheint. Bei der typischen Form liegt diese 
Rinne genau auf der gerundeten Kante zwischen Seite und Um- 
schlag. Der glatte Hintertheil ist nur ein Drittel,so lang als der 
gegliederte Theil der Rhachis, beträgt also nur ein Viertel der 
Gesammtlänge des Pygidiums. 

Die Seulptur ist vielfach, besonders im körnigen Quarzit, 
durch das Versteinerungsmaterial alterirt. Doch liegen mir aus 
der Grauwacke einige Pygidien mit gut erhaltener Oberfläche vor. 
Nach diesen war die letztere mit ziemlich kleinen Grübchen ver- 
sehen, in welchen währscheinlich die Chitindrüsen-Ausgänge lagen. 
Diese Grübchen (Stigmen) sind deutlicher, grösser und entfernter 
gestellt als bei Homalonotus rhenanus. Zwischen denselben ist die 
Oberfläche sehr fein körnig, fast glatt und glänzend. Bei einem 
Exemplar aus der Sammlung der polytechnischen Schule zu Aachen, 
angeblich aus dem Condelthale bei Winningen, und einem anderen 
Pygidium aus der Bonner Sammlung; von Daleiden stammend, 
sind die Grübchen recht deutlich zu sehen, während sie auf dem 
SANDBFRGER'schen Original-Exemplare aus dem Grauwackenquarzit 
des unteren Lahnthales kaum angedeutet sind und mir erst auf- 
fielen, nachdem ich die genannten, besser erhaltenen Stücke ge- 
sehen hatte. Auf Steinkernen ist die Sculptur nicht zu sehen. 

Formenverschiedenheiten können bei den wenigen deutlichen 
Resten, welche von dieser seltenen Art vorliegen, eigentlich nicht 


in Betracht kommen. Unter den wenigen, die ich beobachtet, 


N 13] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 41 


befindet sich ein kleines Pygidium aus dem Quarzit der Grube 
Friedrichsseegen bei Braubach, welches mir Herr Bergrath 
ULRICH mitgetheilt hat, und ein ähnliches aus einem festen 
Grauwackensandstein vom Winterberger Forsthause bei Friedberg. 
Beide erinnern an die bei der vorigen Art ausführlich besprochenen, 
kleineren, spitzschwänzigen Formen, welche möglicher Weise als 
Männchen der grösseren, dickschwänzigen Weibchen gedeutet 
werden könnten. Das Pygidium von der Grube Friedrichsseegen 
stimmt ziemlich gut mit dem von F. A. RÖMER aus dem Quarz- 
sandstein des Kahleberges im Harz abgebildeten Homalonotus minor 
überein, weshalb ich auch diesen Namen oben unter die Synonyme 
unserer Art aufgenommen habe. 

Die Grösse der Individuen von Homalonotus crassicauda über- 
trifft diejenige des verwandten rhenanus nur um Weniges. Die 
Länge mag dieselbe sein, also im Mittel ca. 150"; die Breite 
dagegen ist bedeutender. Genau lässt sich das Verhältniss nicht 
feststellen, weil es an zusammenhängenden Individuen fehlt. Nach 
den Bruchstücken zu urtheilen, gehört Homalonotus cerassicauda 
zu den mittelgrossen Homalonoten. Ein vollständiges Pygidium 
von Daleiden ist 49"” lang und 56”” breit, welches Verhältniss 
auch für das SANDBERGER’sche Origmal-Exemplar giltig ist. Die 
von SANDBERGER gegebene Abbildung (1. ec. Taf. 2, Fig. 7) ist aus 
mehreren sich ergänzenden, unvollständigen Pygidien eines und des- 
selben, im Wiesbadener Museum aufbewahrten Handstückes com- 
binirt, daher in den Dimensionen verfehlt. Die wenigen anderen, 
mir in Bruchstücken vorliegenden Individuen sind kleiner als die 
oben genannten. Das zierliche, kleine Pygidium von der Grube 
Friedrichseegen ist 21”” lang, aber etwas von der Seite zusammen- 
gedrückt, daher nur 15"® breit. Somit würde das in der Diagnose 
angegebene Verhältniss hier nicht zutreffen; denn auch bei Be- 
rücksichtigung der Verdrückung würde die Breite kaum der Länge 
gleichkommen. Etwas Aehnliches wiederholt sich bei den kleinen 
Individuen aller Arten und ist entweder auf Geschlechtsunter- 
schiede oder auf Jugendzustände zurückzuführen. 

Das Vorkommen des typischen Homalonotus crassicauda 
ist immer selten und vereinzelt. Das Original-Exemplar von 


42 Beschreibung der Homalonotus- Arten. A 1 4] 


SANDBERGER im Wiesbadener Museum trägt die Etikette »Hohen- 
rhein bei Oberlahnsteine.. Damit kann aber nicht der Haupt- 
fundort für die zahlreichen Exemplare von Homalonotus scabrosus 
gemeint sein, welche unter der Etikette Homalonotus erassicauda 
von Hohenrhein verbreitet worden sind; denn das SANDBERGER’sche 
Stück besteht aus einem weissgrauen, festen, grobkörnigen Quarzit, 
wie solcher oberhalb der Hohenrheiner Hütte sattelartig aus 
Plattensandsteinen und Chondritenschiefern hervortritt, während 
die an Homalonotus-Resten überaus reiche, sandsteinartige, gelbe 
Grauwacke am unteren Kohlenschuppen der Hohenrheiner Hütte 
ansteht und dem Chondritenschiefer auflagert. Der Fundort des 
Pygidiums von der Grube Friedrichsseegen liegt in einem dem 
eben erwähnten parallelen Sattel von Grauwacken-Quarzit. In 
einem ähnlichen Quarzit bei Burg-Schwalbach fand ich ein schlecht 
erhaltenes Bruchstück. Die besten von mir aufgefundenen Stücke 
stammen vom Winterberger Forsthause unweit Friedberg, aus 
einer gelben, quarzitischen Grauwacke, welche dem Taunusquarzit 
sehr nahe liegt. Von der linken Rheinseite ist mir nur das gut 
erhaltene Pygidium von Daleiden in der Bonner Sammlung, sowie 
ein anderes aus dem Condelthale in der Sammlung der polytech- 
nischen Schule zu Aachen bekannt geworden. Die vielen anderen, 
von verschiedenen Autoren angeführten Fundorte beruhen zum 
grössten Theile auf Verwechselung mit anderen Arten dieser Gruppe, 
wie dies oben für einige nachgewiesen worden ist. 

Die Abbildung Taf. 5, Fig. 2, bezieht sich auf das mehr- 
genannte Exemplar von Daleiden in der Sammlung des natur- 
historischen Vereins zu Bonn, ebenso die stark vergrösserte 
Sculptur Fig. 2a. In Fig. 1, 3 und ‘4 sind Bruchstücke aus dem 
Wiesbadener Museum dargestellt, welche als Originale zu den 
von G. und F. SANDBERGER combinirten Abbildungen auf deren 
Taf. 2, Fig. 7 gedient haben. Fig. 5 endlich ist das mehrfach 


genannte, kleine Pygidium von Friedrichsseegen. 


115 Beschreibung der Homalonotus- Arten, 43 
[ 8 


No. 8. Homalonotus seabrosus C. Koch. 
Taf. 3, Fig. 3— 10; Taf. 4. 


Homalonotus delphinocephalus Burmeister, Organisation der Trilobiten ete., Berlin 
1543, pag. 102. 
Homalonotus scabrosus C. Kocn, Verhandl. des naturhist. Vereins für Rheinland 
und Westfalen, 1880, Corr.-Bl. pag. 134, 137, 140. 
Homalonotus Knightii und Homalonotus crassicauda div. Autoren. 


Diese Form ist eigentlich nichts weniger als neu, denn von 
allen Arten ist keine in den Sammlungen so regelmässig ver- 
treten als sie. Auch ist keine leichter von den verwandten Formen 
zu unterscheiden als sie, und es ist daher ganz besonders auf- 
fallend, dass sie so lange verkannt geblieben ist. 

Das Kopfschild ist flach gewölbt und sehr breit. Seine 
Breite verhält sich zur Länge wie 2 zu 1; ja, bei manchen 
Exemplaren ist es zwischen den Hinterecken mehr als doppelt so 
breit wie lang. Die Glabella ist hinten etwas breiter als vorn 
und hat dadurch die Gestalt eines Paralleltrapezes, dessen Ecken 
weniger gerundet sind als bei anderen Arten. Ihre Höhe ist ge- 
ringer als ihr Hinterrand, aber beträchtlicher als ihr Vorderrand. 
Die Wangen sind ziemlich flach gebogen, die gerundeten 
Hinterecken ziemlich in die Breite ausgezogen. Die Augen- 
höcker sind flach gewölbt, in der Regel nicht höher als die Gla- 
bella, welche letztere ihre grösste Höhe in der Mitte hat. Die 
zapfenförmigen Augenträger sind an der Spitze stumpf gerundet 
und sitzen an der Basis den Augenhöckern fast cylindrisch oder 
spitz kegelförmig auf. Die Oceipitalfurche ist scharf und winkelig 
eingeschnitten, ziemlich tief, aber nicht breit, in der Mitte gleich- 
förmig und grade und nicht oder nur ganz unbedeutend aus- 
gebuchtet; der Oceipitalring dagegen ist breit und gleichförmig 
flachbogig gerundet, kaum so hoch als der Hinterrand der 
Glabella. Der Stirnrand ist flachbogig concav und die ihn be- 
grenzenden Ecken spitzer als bei den anderen Arten mit geradlinig 
abgestutztem Stirnrande. Die an die Vorderecken anschliessenden 
Seitenränder sind vorn gerade und verlaufen in ganz flacher, zu- 


erst etwas concaver, dann convexer Biegung nach den gerundeten 


44 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [116] 


Hinterecken. Die Gesichtslinie beginnt in der Nähe der Vorder- 
ecken in gerader Richtung und läuft dann in flach-convexem 
Bogen nach den Augenträgern, hinter diesen aber in flach-con- 
cavem Bogen mit S-förmiger Windung nach den Hinterecken, 
um über deren Rundung den Stirnrand zu erreichen. 

Von dieser Art ist auch ein Hypostoma erhalten (Taf. 4, 
Fig. 4). Dasselbe gleicht in der Gestalt einem gekielten Wappen- 
schilde, dessen Seitenränder als Fortsetzung der Gesichtslinien zu 
betrachten sind, welche sich unter diesem Schalentheile vereinigen. 

Der Rumpf liest nur in einzelnen Segmenten vor. Nach 
diesen muss er ähnlich wie der von Homalonotus ornatus gewölbt 
gewesen‘ sein, doch scheinen die Längsfurchen zu beiden Seiten 
der Spindel nur äusserst schwach angedeutet gewesen zu sein. 
Die Länge der Rippen beträgt etwas mehr als die Hälfte der 
Spindelsegmente. Letztere sind hoch gewölbt, erstere an ihrer 
Ansatzstelle nicht merklich aufgetrieben und nach den Enden ver- 
flacht. Die Enden der vorderen Rippen sind stark winkelis con- 
tourirt, die der hinteren etwas mehr gerundet. Auf dem Stein- 
kern sind die Rippen mit einer tiefen Rinne versehen, welche den 
Abdruck der tief eingesenkten, starken, gerundeten Spannleiste 
der Segmente andeutet (Taf. 4, Fie. 5). 

Das Pygidium ist in seiner Form vielfach durch Verdrückung 
alterirt, wie auch die übrigen Theile eine sehr dünne und bieg- 
same Chitindecke vermuthen lassen. Die Gestalt gleicht der Spitze 
eines sehr gestreckten, halben Ellipsoids, indem der Rücken der 
Rhachis etwas gebogen ist. Diese Biegung ist indess schwächer 
als bei Homalonotus erassicauda. Die Länge des Pygidiums ver- 
hält sich zur Breite wie 7 zu 6 oder auch wie 6 zu 5. Kleine 
Exemplare sind etwas schlanker. Die Längsfurchen zu beiden 
Seiten der Rhachis sind sehr flach und undeutlich, entsprechend 
den kaum bemerkbaren Längsfurchen des Rumpfes. Die Quer- 
furchen der Rhachis sind tief eingesenkt, die Glieder gleichförmig 
gewölbt und oben flachbogiger als bei anderen Arten (nur denen 
von Homalonotus erassicauda ähnlich). Man zählt im Ganzen elf 
Glieder, von denen das letzte undeutlich wird. Der flachgewölbte 
Rücken der Rhachis ist auf dem glatten Theile etwas stärker ge- 


B 17] Beschreibung der Homalonotus- Arten. { 45 


bogen und läuft allmählich in die horizontal ausgestreckte Schwanz- 
spitze aus. Dieses glatte Ende ist genau halb so lang als der 
gegliederte Theil der Rhachis, beträgt also ein Drittel der Ge- 
sammtlänge des Pygidiums. Das Schwanzende ist winkelig spitz, 
zuweilen etwas acuminat. Die Seitentheile des Pygidiums sind 
etwas breiter als die Rhachis, besonders nach hinten zu. Auf 
denselben erheben sich acht Pseudopleuren, deren letzte undeut- 
lich ist und bei kleineren Exemplaren manchmal ganz fehlt. Im 
Uebrigen sind die Pseudopleuren markirt, breit und flachbogig ge- 
rundet, kaum gebogen, fast bis zum Rande reichend. Der derbe, 
stumpfkantige Rand ist merklich aufgeworfen, erhebt sich gegen 
hinten, so dass die Schwanzspitze über der Ebene der Unterseite 
liegt, und läuft kurz vor der Schwanzspitze wieder geradeaus. 
Die Leistenrinne auf dem Steinkern ist nicht tief, aber immer 
deutlich und liegt zwar der Unterkante genähert, aber noch deut- 
lich auf der Seite. 

Die Sculptur ist bei Homalonotus scabrosus sehr interessant 
und eigenthümlich. Die ganze Oberfläche erscheint mit starken 
Warzen bedeckt. Diese sind zuweilen hoch, zapfenartig, und da- 
bei findet die eigenthümliche Erscheinung statt, dass sie auf Stein- 
kern und Abdruck zugleich und zwar correspondirend vorkommen. 
Dadurch gewinnt man den Eindruck, als ob die Zäpfchen, die in 
abgeriebenem Zustande als Wärzchen erscheinen, ursprüngliche 
Ausfüllungen einer Durchbohrung der Chitindecke seien. Eine 
solche siebförmig durchlöcherte Chitindecke lässt sich aber zoolo- 
gisch und physiologisch nicht gut denken, und zwar umso- 
weniger, als bei anderen, mit unserer Art verwandten Homalo- 
noten noch niemals etwas Aehnliches beobachtet worden ist. 
Ich denke mir die Warzen als Ausfüllungen zarter Hohlstacheln 
und habe solche durch Schliffe und Querbrüche zu präpariren 
gesucht. Dies ist aber nur einmal und ganz unvollständig ge- 
lungen, und ich nehme daher an, dass die Stacheln in den meisten 
Fällen vor der Einbettung abgebrochen und abgerieben waren, 
wodurch wirkliche Löcher in der Chitindecke entstanden. Ein 
Theil der Wärzchen besserer Abdrücke stellt jedenfalls die con- 
vexen Abdrücke der zwischen den gröberen Hohlstacheln stehenden 


46 Beschreibung der Homalonotus- Arten. 1 1l 8] 


Mündungen der Stigmen dar, welche bei allen Trilobiten vor- 
handen gewesen sein mögen; ein anderer Theil, welcher nicht 
zapfenartig hervortritt, sondern wirkliche Warzen oder Papillen 
bildet, mag als Verkümmerung eigentlicher Hohlstacheln zu 
Papillen angesehen werden. Das ganze Thier war mit solchen 
Organen besetzt, welche die beschriebenen Stachelnarben zurück- 
liessen, und besass daher eine scharfe und rauhe Oberfläche. Auf 
der Glabella sind die Warzen besonders gleichförmig und haben 
0,5"" Durchmesser; auf den Spindelsegmenten des Rumpfes stehen 
sie weniger dicht, sind aber theilweise dicker, bis zu 0,7” Durch- 
messer; auf dem Pygidium endlich sind sie feiner, besonders an 
dessen Rande und auf der Schwanzspitze. 

Formenabweichungen scheinen bei Homalonotus scabrosus nur 
in Folge von Verzerrungen oder durch das Versteinerungsmaterial 
vorzukommen. Auch hier trifft man kleinere Individuen an, von 
denen einige nur sieben Pseudopleuren besitzen. 

Die Grösse der Individuen schwankt bei dieser Art etwas 
mehr als bei Homalonotus crassicauda und Homalonotus rhenanus, 
was aber daher kommen mag, dass Homalonotus scabrosus viel 
häufiger ıst und deshalb mehr Individuen zur Untersuchung vor- 
lagen. Die mittlere Grösse der Art mag auf 180 bis 200"" ange- 
nommen werden; indess kommen grössere Individuen nicht selten 
vor, wie einige Pygidien von 86%" Länge und 77" Breite zeigen, 
welche Individuen von 340 bis 350”” Länge angehört haben mögen. 
Die kleinen Pygidien von 6"" Länge entsprechen einer Minimal- 
grösse von 23 bis 25" des ganzen Thieres. 

Homalonotus scabrosus scheint auf einen ganz bestimmten 
Horizont beschränkt zu sein, welcher auf der Grenze zwischen 
Chondritenschiefer und den Oberen Coblenzschichten liegt und wohl 
noch dem ersteren zugerechnet werden dürfte. Dadurch wird das 
Petrefact ein gutes Leitfossil, besonders da es an der beschriebenen 
Sculptur in allen seinen Theilen leicht erkannt und mit keiner 
anderen Art verwechselt werden kann. Als Hauptfundort ist die 
Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein anzuführen, wo hinter dem 
untersten Kohlenschuppen am Gehänge eine Schicht fester, gelb- 


grauer Grauwacke zwischen blaugrauen Schiefern ansteht, die ca. 


A 1 9] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 47 


400" mächtig, stellenweise ganz mit Trümmern dieses Homalo- 
notus erfüllt ist, ohne dass sich bis jetzt vollständige Exemplare 
des Thieres gefunden hätten. Alle Exemplare, welche unter der 
Bezeichnung Oberlahnstein und Niederlahnstein in vielen Samm- 
lungen verbreitet sind, stammen von diesem Fundorte, welcher zu 
verschiedenen Zeiten von Petrefacten-Händlern ausgebeutet worden 
ist. Oberhalb des Bahnhofes von Ems, dicht bei dem Reservoir 
der städtischen Wasserleitung, tritt in einem alten Steinbruche in 
gleichem Horizont wie bei Hohenrhein über blaugrauem Chon- 
dritenschiefer dasselbe Gestein, nur mit weniger gut erhaltenen 
Resten von Homalonotus scabrosus, zu Tage. In einem der mitt- 
leren Stolln der Grube Lindenbach unterhalb Ems, wo nach dem 
Sattel- und Muldenbau der Schichten derselbe Horizont zu erwarten 
ist, treten schwarzblaue Schiefer mit glimmerigen Grauwacken- 
bänken auf, in welchen sich Homalonotus scabrosus in vereinzelten 
Exemplaren findet (Sammlung von Bergrath WENKENBACH in Weil- 
burg). Ausserdem ist mir diese Art noch von Kemmenau bekannt. 
Auch auf der linken Rheinseite kann sie an einigen Orten nicht 
selten sein. BURMEISTER giebt als Fundort der von ihm als 
Homalonotus delphinocephalus beschriebenen, aus der Sack’schen 
Sammlung stammenden Exemplaren eine gelbe, stark eisenhaltige 
Grauwacke der Eifel an. Exemplare aus dieser gelben Grauwacke 
liegen auch in Bonn, indess ohne nähere Fundort- Angabe. Auch 
aus anders aussehenden Schichten sind in der reichhaltigen Samm- 
lung des naturhistorischen Vereins verschiedene Theile aufbewahrt, 
darunter ein sehr grosses, wohlerhaltenes Pygidium von Valendar 
am Rhein). 

Bemerkungen über besondere Unterscheidungs- Merkmale der 
Art sind kaum nöthig, da schon aus der Beschreibung hervor- 


1) Wie mehrere im Besitze der Landesanstalt und der Berliner Universitäts- 
Sammlung befindliche Reste beweisen, kommt Homalonotus scabrosus auch im 
Sandstein des Kahleberges und der Schalke zwischen Clausthal und Goslar vor. 
Die Art erreicht dort noch viel grössere Dimensionen als am Rhein und ist von 
A. Römer schon vor langer Zeit unter dem Namen Homalonotus yıgas beschrieben 
worden (vergl. den letzten Abschnitt dieser Arbeit). Da übrigens die Kahle- 
berger Fauna der Oberen Coblenzstufe gleichsteht, so geht daraus hervor, dass 
scabrosus oder gigas höher hinaufgeht, als Koch annahm. (E. K.) 


48 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [120] 


geht, dass Homalonotus scabrosus in allen Theilen wesentlich von 
den übrigen Arten unterschieden ist. Besonders ist es das zu- 
gespitzte Schwanzende und die rauhe Oberfläche, welche sofort 
in die Augen fallen. — BURMEISTER hat das erstgenannte Merk- 
mal sehr wohl wahrgenommen. Auch das letztgenannte hat er 
nicht übersehen, aber als allen Homalonoten zukommend angesehen 
und daher nicht besonders erwähnt. Zur Zeit, als die Gebrüder 
SANDBERGER ihre eifrigen und verdienstvollen Studien im rhei- 
nischen Schichtensysteme machten, muss der reiche Fundort bei 
Hohenrhein noch nicht aufgeschlossen gewesen sein, sonst hätte 
derselbe jenen Forschern unmöglich entgehen können, zumal 
ihnen der ungleich seltenere Homalonotus crassicauda von einem 
ganz naheliegenden Fundorte in die Hände fiel. Die genannten 
Gelehrten hatten im Jahre 1856 noch über ein verhältnissmässig 
geringes Material zu verfügen, welches jetzt dem Museum des 
Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden angehört und mir für diese 
Arbeit vorgelegen hat. In diesem Material befindet sich nicht ein 
einziges Exemplar von Homalonotus scabrosus, und auch von ver- 
wandten Arten sind nur Homalonotus erassicauda und ornatus in ver- 
einzelten Pygidien vertreten. Das spitz auslaufende Schwanzende 
von Homalonotus scabrosus bricht leicht ab, wodurch ein auffallendes 
Merkmal verloren “geht, und dies ist wohl der Hauptgrund, wes- 
halb die verhältnissmässig häufige Art bis jetzt gänzlich überschen 
worden ist. 

Die begleitenden Abbildungen sind sämmtlich nach Exem- 
plaren von der Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein ange- 
fertigt. 

Taf. 3, Fig. 8 und Taf. 4, Fie. 1 und 2 stellen drei wohl 
erhaltene Kopfschilder, Taf. 3, Fig. 10 (nachträglich zugefügt!) 
und Taf. 4, Fig. 3 und 6 drei Schwanzschilder dar. Taf. 3, Fig. 9 
ist ein Pygidium eines sehr jungen Individuums. In Taf. 4, Fig. 4 
ist ein Hypostoma abgebildet, in Fig. 5 endlich ein isolirtes Thorax- 
Segment. 

Sämmtliche Originale (ausser demjenigen zu Taf. 3, Fig. 10) 


befinden sich in meiner Privatsammlung. 


[121] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 49 


No. 9. Homalonotus obtusus SANDBERGER. 
Taf. 6, Fig. 1—4. 


Homalonotus obtusus G. u. F. Sanpeereer, Die Versteinerungen des rheinischen 
Schichtensystems in Nassau, Wiesbaden 1856, pag. 26, tab. 2, 
fig. 6—6d. 

Asaphus subtyrannus v’Arcurac et DE Verneum zum Theil, Geolog. Transact. 
2. ser. vol. VI, pag. 336. 

Vollständige Exemplare dieser Art sind bis jetzt nicht be- 
kannt; unvollständige Stücke von Kopf und Rumpf liegen nebst 
einer Anzahl mehr oder weniger vollständiger Pygidien von ver- 
schiedenen Fundorten vor. Die Chitindecke scheint dünn und 
zerbrechlich gewesen zu sein; daher der Mangel an vollständigen 
Theilen und das wechselnde Aussehen der erhaltenen Reste. 

® Das Kopfschild liest mir nur von der Unterseite sichtbar 

vor und wurde in dieser Lage auch von SANDBERGER abgebildet 
(Taf. 6, Fig. 3). Der Stirnrand ist darnach fast halbkreisförmig, 
in der Mitte etwas nach vorn vorgezogen. Die Gesichtslinien ver- 
laufen über denselben in einem Abstand von 8" bei einer Kopf- 
breite von 60®® und vereinigen sich 9"® vom Vorderrande in 
einem wenig stumpfen Winkel, dessen Schenkel schwach S-förmig 
gebogen sind. Das zwischen Vorderrand und Gesichtslinien lie- 
gende Schalenstück scheint dem bei Homalonotus scabrosus be- 
schriebenen Hypostom zu entsprechen. 

Der Rumpf ist ziemlich flach, mit sehr schwach angedenteten, 
flachen Längsfurchen. Die Spindelsegmente sind fast eben und 
nur am Hinterrande unmerklich aufgeworfen. Eine schmale, linien- 
förmige Furche deutet die Lage der mässig dicken Spannleiste auf 
ihrer Unterfläche an. Auf der Oberseite ist diese. Linie nach der 
Vorderseite durch eine scharfe, fadenförmige Kiellinie begrenzt, 
bis zu welcher sich die Glieder unter einander einschieben. Die 
Rippen sind wesentlich schmäler als die Spindelglieder. Ihre 
Enden sind schlecht erhalten, scheinen aber flachbogig abgerundet 
zu sein. 


50 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [122] 


Das Pygidium ist breit, aber nicht ganz doppelt so breit 
als lang, ziemlich flach und fällt langsam nach den Seiten und 
noch langsamer nach hinten ab. Nur bei seitlich verdrückten 
Exemplaren, wie sie nicht selten vorkommen, ist dieses Verhältniss 
gestört. Die durch sehr flache, aber immer noch deutliche Längs- 
furchen begrenzte Rhachis ist durch seichte, auch auf dem Grunde 
gerundete Querfurchen in elf flachbogig gerundete Glieder getheilt, 
deren beide letzte nicht selten verschwinden. Das Ende der Rhachis 
fällt ganz allmählich nach der Schwanzspitze ab und bildet hinter 
dem letzten Gliede ein matt angedeutetes Fünfeck mit gerundeten 
Ecken, welches aber nur bei sehr gut erhaltenen Exemplaren 
deutlich ist. Die Seitentheile des Pygidiums sind wenig breiter 
als die Rhachis. Sie tragen acht Pseudopleuren, welche sich in 
flacher Wölbung gleichmässig erheben und geradlinig nach dem 
Rande verlaufen. Vorn liegen sie mehr in der Richtung @er 
Rippen, hinten aber bilden sie immer einen stumpfen Winkel mit 
den Rhachisgliedern. Dieser Winkel nähert sich nur bei ver- 
drückten Exemplaren dem rechten. Der mässig breite Rand ent- 
fernt sich von den Enden der Pseudopleuren in flachem Bogen 
und erscheint dadurch ein wenig aufgeworfen. Die Schwanzspitze 
tritt nicht über die Randbreite hervor, sondern ihr Ende rundet 
sich in stumpfer Parabelform gleichförmig ab, so dass der glatte 
Endtheil kaum ein Fünftel der Pygidiumlänge misst. 

Die Sceulptur besteht bisweilen in einer feinen Körnelung 
der Oberfläche, welche aber erst bei der Petrifieirung entstanden 
zu sein scheint, weil sie an einigen sehr wohl erhaltenen 
Stücken, namentlich einem Pygidium mit erhaltener Schale, nicht 
sichtbar ist. Auf diesem wohlerhaltenen Schalenstücke sieht man 
deutliche, sehr feine Stigmen mit trichterförmig ausgebreiteter 
Mündung, die in regelmässigen Abständen über die Oberfläche 
verbreitet sind. Zwischen den Stigmen ist die Schale fast glatt. 

Formenschwankungen sind bei dieser Art durch Ver- 
drückungen und Verzerrungen bedingt und kommen so oft vor, 
dass verzerrte Stücke häufiger sind als nicht verzerrte. Andere 
Unterschiede sind in der grösseren oder geringeren Deutlichkeit 


N 23] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 51 


der Rhachisglieder und Pseudopleuren begründet, sowie in der 
mehr oder weniger stumpfen Rundung des Schwanzendes, bei dem 
aber der Grad der Aufrichtung hauptsächlich von der Verschiebung 
abhängen dürfte. 

Die Grösse der Individuen schwankt wenig, da besonders 
kleine Exemplare bis jetzt noch gar nicht vorgekommen zu sein 
scheinen. Ein mir vorliegendes, in Rumpf und Pygidium voll- 
ständiges Exemplar von Wissenbach ist 82”"" lang. Davon kom- 
men auf den Rumpf 56, auf das Pygidium 26"®. Die meisten 
vorliegenden Pygidien aber sind grösser, etwa 48”” lang und 80” 
breit. Dagegen liegt mir auch ein Pygidium von 76”” Länge vor, 
welches einem Thiere von 280 bis 300”” entsprochen haben dürfte, 
während die Art gewöhnlich nur etwa 140 bis 150”® Länge er- 
reicht haben dürfte. 

Das Vorkommen von Homalonotus obtusus scheint sich auf 
den Orthoceras-Schiefer zu beschränken. Die von SCHNUR ange- 
führten Fundorte von Wachsweiler und Daleiden scheinen mir 
sehr zweifelhaft und ich habe daher den Namen Homalonotus sub- 
tyrannus nur nach SANDBERGER’s Vorgehen und mit Widerstreben 
unter den Synonymen angeführt!). Die von WIRTGEN und ZEILER 
im LEONHARD-BRoNN’schen Jahrbuch für 1852 und im Jahrbuch 
des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen, Jahr- 
gang 1854 angeführten Fundorte sind sämmtlich zu ignoriren, da 
die sonst so vortrefflich orientirten Forscher Homalonotus obtusus 
mit Homalonotus crassicauda inclusive den verwandten Formen, 
Homalonotus ornatus, rhenanus und scabrosus, verwechselt haben. 
Der ächte Homalonotus obtusus liegt mir in des Autors Original- 
Exemplaren und verschiedenen anderen, aus meiner Privatsammlung 


) Unvollständige Bruchstücke in der Sammlung der geologischen Landes- 
anstalt scheinen darauf hinzuweisen, dass die Art in der That bei _Daleiden vor- 
handen ist. Aus etwa demselben Horizont wie Daleiden, aus dem Rotheisenstein 
und den begleitenden Schiefern der Grube Schweicher Morgenstern unweit Trier, 
besitzt die Landesanstalt ein ganz unzweifelhaft zu obtusus gehöriges Pygidium. 
Aus dem Orthoceras-Schiefer von Olkenbach liegen in der Sammlung der Landes- 
anstalt eine ganze Reihe hierher gehöriger Rumpf- und Schwanzreste. (E. K.) 


4° 


52 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [124] 


stammenden Stücken von Wissenbach und Haiger, in enem guten 
Pygidium von Ölkenbach in der Moselgegend, sowie in mehreren 
Exemplaren von Haintehen im Amt Usingen und von Langenbach 
im Weilthale vor. 

Taf. 6, Fig. 1 und 2 stellen zwei Pygidien, Fig. 3 den 
Unterrand eines Kopfschildes, Fig. 4 ein vergrössertes Stück der 
Schale dar. Alle Stücke stammen aus dem Orthoceras- Schiefer 
von Wissenbach. 


No. 10. Homalonotus multieostatus ©. Koch. 
Taf. 6, Fig. 1—9. 


Diese der vorigen nahe verwandte Art liest in einigen bis 
auf das Kopfschild wohl erhaltenen Exemplaren vor. Letzteres 
scheint noch nie gefunden, vielleicht aber nur nicht beobachtet 
worden zu sein. Auch hier spricht die Art und Weise der Er- 
haltung nicht für eine feste Chitindecke, wenn dieselbe auch in 
einzelnen Theilen fester war, wie bei obtusus. 

Der Rumpf ist gestreckt und im Ganzen sehr wenig gewölbt. 
Die vorderen vier Segmente wölben sich aber auffallend stärker, 
so dass eine vollständige Auftreibung entsteht, die sich bei 
so vielen Exemplaren wiederholt, dass man sie fast als Normal- 
erscheinung ansehen könnte. Die Längsfurchen zur Seite der 
Spindel fehlen entweder ganz oder sind durch kaum sichtbare, 
ganz flache Einsenkungen angedeutet. Die Rippentheile sind etwas 
breiter als die Spindel und ziemlich gerade gestreckt, dabei sehr 
flach. Die Spannleiste liest dem Vorderrande der Segmente ge- 
nähert und ist auf der Oberfläche durch eine deutliche, faden- 
förmige Furche angedeutet. In der Nähe der Spindel trägt jede 
Rippe eine Stachelnarbe. Eine zweite, ähnliche Narbe liegt weiter 
nach aussen auf jeder Rippe, so dass im Ganzen vier Längsreihen 
von Narben oder Punkten entstehen, die aber nicht an allen Exem- 
plaren sichtbar sind. Die Rippen selbst sind gewöhnlich nur sehr 
schwach abgedrückt und müssen deshalb sehr zart gewesen sein. 


Sie werden nach den Enden merklich breiter. 


[125] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 5 


Das Pygidium ist sehr breit, und zwar — wo es nicht in die 
Länge verzogen ist — doppelt so breit als lang und gegen den Rumpf 
gewöhnlich in Form eines Kreisbogens abgegrenzt. Es ist im Ganzen 
ziemlich gleichförmig gewölbt und bildet fast einen Kugelabschnitt, 
welcher gegen das Ende der Rhachis etwas aufgetrieben ist. , Seit- 
lich zusammengedrückte Exemplare sind in der Regel stärker in die 
Länge gezogen. Die Grenzen zwischen Rhachis und Seitentheilen 
werden nur durch die unter sehr stumpfem Winkel angesetzten 
Pseudopleuren bezeichnet und bilden keine eigentlichen Längs- 
furchen. Die Seitentheile sind breiter als die Rhachis. Letztere ist 
durch mässig tiefe, rundlich ausgehöhlte Querfurchen in dreizehn 
Glieder getheilt. Diese letzteren sind bogis gewölbt und treten 
vorn deutlich hervor, während sie nach hinten schwächer werden 
und zuletzt zuweilen ganz verschwinden. Auf den Seitentheilen 
erheben sich elf Pseudopleuren, in gleichem Verhalten wie die 
Rhachisglieder. Beide bilden zusammen einen mässigen Kreis- 
bogen, welcher nicht immer, aber vielfach auf der Grenze etwas 
winkelig abgesetzt ist. Das Ende der Rhachis verläuft allmählich 
und verhältnissmässig flach nach dem sehr stumpfen Schwanzende. 
Der schmale, glatte Rand des Pygidiums tritt etwas aus der Wöl- 
bungsrichtung der Seitentheile heraus, bleibt aber immer noch 
etwas abwärts gesenkt. Er hängt mit dem Schwanzende ununter- 
brochen zusammen und ist am hinteren Ende nicht breiter als an 
der Seite, bisweilen sogar schmäler, wodurch das Pygidium eine 
überaus stumpfe Gestalt erhält. Das glatte Schwanzende hat ein 
Fünftel bis ein Sechstel der Gesammtlänge des Pygidiums. 

Die Sculptur ist sehr einfach. Nur hier und da bemerkt man 
Andeutungen von sehr feinen Stigmen; im Uebrigen ist die Ober- 
fläche ziemlich glatt und glänzend. Die erwähnten Stachelnarben 
sind mehrfach abgerieben, bei einigen Exemplaren aber treten die 
Mittelzeilen recht scharf hervor, während die äusseren, von weit 
feineren Stacheln herrührenden Narben fehlen. Wenn sie indess 
vorhanden sind, sitzen sie nicht, wie erstere, auf dem Rande der 
Segmente, sondern auf der feinen Spannringfurche. 

Die scheinbaren Formverschiedenheiten beruhen mehr auf 
Verdrückungen, als auf ursprünglichen Differenzen. Wie schon 


54 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [126] 


oben erwähnt wurde, ist gewöhnlich der vorderste Theil des 
Rumpfes gewölbt, der hintere glatt und flach, wie das Pygidium. 
Es giebt aber auch Exemplare, die in der ganzen Länge gewölbt, 
wie auch solche, welche vorn flach und hinten gewölbt erscheinen. 
Dadurch erhalten die Individuen einen sehr verschiedenen Habitus, 
ebenso wie Pygidien, welche von der Seite zusammengedrückt 
sind, anders aussehen, als flachgedrückte, rund-begrenzte. Letz- 
tere ähneln denen von Homalonotus obtusus, unterscheiden sich 
aber leicht durch den Mangel deutlicher Längsfurchen, durch die 
grössere Zahl deutlich markirter Pseudopleuren nnd durch die 
glatte, meist glänzende Oberfläche. 

Die Grösse des Rumpfes mit Pygidium schwankt zwischen 
82”m und 130”"® Länge, so dass man für das ganze Individuum 
100—160”® annehmen kann. Dabei sind aber Individuen ge- 
messen, welche nach ihren breit verzogenen Segmenten als in die 
Länge gezogen betrachtet werden müssen. Nach anderen, voll- 
kommeneren Pygidien darf als Maximallänge ganzer Individuen 
160— 180"® angenommen werden. Individuen von Durchschnitts- 
grösse sind 130°” lang und 60 — 70”” breit, bleiben also wesent- 
lich hinter Homalonotus obtusus zurück. Auch von multicostatus 
sind noch keine besonders kleine Individuen "bekannt geworden. 

Das Vorkommen von Homalonotus multicostatus scheint sich 
bis jetzt ganz auf den Dachschiefer von Nieder-Erbach bei- Hadamar 
zu beschränken, welcher wahrscheinlich den oberen Schichten des 
Unterdevon angehört, da er den mitteldevonischen Kalken nahe- 
liegt. 

Die Abbildungen Taf. 6, Fig. 6 und 9 sind nach einem Exem- 
plar meiner Privatsammlung, Fig. 8 nach einem kleineren aus dem 
Wiesbadener Museum, Fig. 7 nach einem anderen aus der Samm- 
lung des Herrn Bergrath UrrıcH in Diez entworfen. (Fig. 5 nach- 
träglich zugefügt!) 


[127] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 55 


No. 11. Homalonotus laevieauda QUENSTEDT. 
Taf.$S, Fig. 1—6; Fig. 7?; Taf. 7, Fig. 5? 
Homalonotus subtyrannus pD’Arcuırac et DE VErnEUL ex parte, Geolog. Transact. 
2. ser. VI, pag. 336. 
Homalonotus laevicauda Quessteor, Petrefactenkunde 1552, pag. 294, tab. 23, fig. 9- 
Homalonotus oniscus Wırrgen und Zeiter, Verhandl. des naturhistor. Vereins für 
Rheinland und Westfalen, 1354, pag. 475. 


Homalonotus mutabilis C. Koch, Verhandl. des naturhistor. Vereins für Rheinland 
und Westfalen, 1330, pag. 135, 138. 


Von dieser Art besitzt die Sammlung des naturhistorischen 
Vereins zu Bonn eine ziemliche Anzahl vollständiger, aber kleiner 
Individuen. Mir selbst liegen grössere Individuen in allen Theilen 
ziemlich vollständig, wenn auch nicht in zusammenhängenden 
Exemplaren vor. Die kleinen und mittleren Individuen sind fast 
immer vollständig gekugelt, die grösseren immer ausgestreckt. Es 
scheint daher, dass die Art in der Jugend das Vermögen besass, 
sich zusammenzukugeln, dasselbe aber mit zunehmendem Alter 
allmählich verlor. Die kleinen und grösseren Individuen behalten 
in lithologisch abweichenden Gesteinen eine ziemlich constante 
Form, soweit solche nicht durch die unten zu erörternden Formen- 
schwankungen des Thieres selbst alterirt wird. Daraus lässt sich 
schliessen, dass die Art mit einer festen Chitindecke bekleidet 
war, welche Verdrückungen und Verschiebungen nur in geringem 
Maasse zuliess. Sowohl nach dem Verlauf der Gesichtslinien, wie 
nach der Beschaffenheit der übrigen Theile gehört Homalonotus 
laevicauda in das Subgenus Dipleura. 

Das Kopfschild ist im Ganzen mässig gewölbt, bei klei- 
neren Exemplaren noch stärker als bei grösseren, so dass es sich 
hier dem Halbkugeligen nähert. Dabei. erheben sich die einzelnen 
Partieen des Kopfschildes nur wenig über die anderen. Die Breite 
des Kopfschildes beträgt nicht ganz das Doppelte der Länge. Die 
Glabella ist fast noch einmal so lang als breit, am Hinterrande 
ebenso breit, als an der breitesten Stelle des Vordertheiles, in der 
Mitte aber wesentlich schmäler. Der Hinterrand ist ziemlich gerade, 
mit einer flachbogigen Einbuchtung nach vorn, der Vorderrand 


56 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [128] 


stark convex, die Seitenränder flach-convex. Im Ganzen erhält 
die Glabella auf diese Weise die Gestalt eines Biscuits. Sie ist 
mässig erhöht, gleichförmig gewölbt und durch flache Furchen 
begrenzt. Die Wangen sind verhältnissmässig breit und flach- 
gewölbt, nur in der Umgebung der Augenhöcker etwas erhoben. 
Diese sind auf der der Glabella zugekehrten Seite fast doppelt so 
hoch als die Glabella, auf-der Aussenseite aber ziemlich von gleicher 
Höhe. Sie sind verhältnissmässig gross und bilden stumpfe, kugel- 
förmige, vollkommen runde Zapfen. Die Occipitalfurche ist flach, 
hinter der Glabella schmäler als auf den Seitentheilen. Der Ocei- 
pitalring ist schmal und tritt nicht so hoch hervor als die Glabella. 
Er verläuft in einem flach geschwungenen, in der Mitte etwas 
nach vorn gerichteten Bogen. Der Stirnrand springt in stumpfer 
Parabelform vor und setzt sich nach ganz flacher Einbiegung 
gleichförmig in die Seitenränder fort. Diese bilden einen ganz 
flachen Bogen, welcher allmählich mit stärkerer Biegung in die 
gerundeten Hinterecken übergeht. Die Gesichtslinie beginnt am 
Stirnrand mit einer flachen Einbuchtung, bildet dann einen con- 
vexen, dem Seitenrande der Glabella parallelen Bogen und läuft 
mehr geradlinig nach dem Augenträger. Unter dem Augenträger 
biegt sie unter rechtem Winkel in der Richtung der Oceipital- 
furche um und erreicht, parallel mit dieser verlaufend, den Rand 
an: den Hinterecken. 

Der Rumpf (Thorax) ist ziemlich stark und gleichförmig 
gewölbt, erreicht aber selbst bei den kleinen, kugelungsfähigen 
Individuen im Querschnitt niemals den vollen Halbkreis. Aeltere 
Individuen sind wesentlich flacher. Vorn ist der Rumpf etwas 
breiter als hinten. Bei kleineren Exemplaren verhält sich die 
Länge des ersten Segments zu der des dreizehnten wie 3 zu 2; 
bei grossen Exemplaren wie 4 zu 3. Die einzelnen Segmente sind 
flach gewölbt, auf der Unterseite mit einer schmalen, aber tief- 
gehenden Spannleiste versehen, welche auf der Oberseite durch 
eine ziemlich tief eingeschnittene Rinne markirt ist. Diese Rinne 
liest dem Vorderrande nur um Weniges näher als dem Hinter- 
rande, wenn jener nicht durch das vorhergehende Segment ver- 
deckt wird. Die Hinterseite ist durch eine feine, nicht aufgeworfene 


Randlinie begrenzt und erhebt sich von dieser aus gleichförmig 


[ l 29] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 57 


mit flacher Wölbung, welche letztere auf den Seiten in Folge der 
schrägen Stellung der Pleuren etwas stärker ist als auf der Spindel. 
Die Rippen sind schmäler als die Spindel und etwas stärker 
gewölbt. Nur bei grossen Individuen ist ihre Grenze gegen die 
Spindel mitunter durch eine sehr schwache Einsenkung abgegrenzt. 
Am Ende sind die Rippen mässig verbreitert und flach gerundet. 
Die Ausläufer der Spannleiste setzen nicht so weit fort, wie bei 
anderen Arten, besonders bei jugendlichen Dnenplaren, womit 
deren Kugelungsvermögen zusammenhängt. 

Das Pygidium ist nach allen Seiten gleichförmig gewölbt 
und hat die Form eines stumpfen, flachgedrückten Paraboloids. 
Seine Länge verhält sich zur Breite wie I zu 2 oder wie 2 zu 3, 
bei ganz kleinen Individuen sogar bisweilen wie 3 zu 4. Die 
Rhachis ist nicht durch Längsfurchen getrennt, vielmehr bildet das 
ganze Pygidium mehr ein zusammenhängendes, eiförmiges Schild. 
Nur bei Exemplaren mit stärkerer Quergliederung entsteht durch 
die übereinanderliegenden stumpfen Winkel, in denen Pseudo- 
pleuren und Rhachissegmente zusammenstossen, eine Andeutung 
von Längsfurchen. Vollständig fehlt die Quergliederung eigentlich 
niemals, ausser wo sie durch Abreibung verloren gegangen ist. 
In der Regel findet man wenigstens eine Andeutung von acht 
Pseudopleuren, welche sich flachbogig zwischen flachen Furchen 
erheben, so dass ein senkrechter Durchschnitt derselben eine ziem- 
lich regelmässige Wellenlinie darstellt. Von diesen gleichförmig 
gerippten Pygidien aber kommen alle Uebergänge bis zu fast ganz 
glatten vor. Kleine Formen sind in der Regel weniger stark ge- 
rippt als grosse; doch giebt es auch grosse mit sehr schwacher 
und kleine mit verhältnissmässig starker Rippung. Der Rand des 
Pygidiums breitet sich flacher aus als die Seiten, ist hinten 
ein wenig breiter als an den Seiten und bildet eine etwas vor- 
tretende Schwanzspitze; an den Seiten wie am Schwanzende ist 
der Rand scharfkantig und liegt so ziemlich in einer Ebene. 
Die flache Wölbung der Mitte des Pygidiums schliest mit einem 
flachen Buckel, welcher sich steil zu der ausgestreckten, kurzen, 
flachen Schwanzspitze absenkt. Die Partie zwischen dem Buckel 
und der Schwanzspitze entspricht dem sonst vorkommenden glatten 
Endtheile und ist etwas länger als ein Fünftel des Pygidiums,. 


58 Beschreibung der Homalonotus- Arten. 1 30] 


Die Sculptur ist feinkörnig rauh. Bei erhaltener Schale be- 
merkt man in der Decke feine Stigmen, welche mehr als noch 
einmal so dicht bei einander stehen als bei Homalonotus obtusus. 
Die Oberfläche des Steinkernes ist ziemlich glatt, theilweise fast 
glänzend. 

Formenschwankungen kommen bei dieser Art häufiger vor, 
als bei irgend einer anderen, und es war daher sehr schwierig, ihre 
Grenzen festzustellen. Dass diese Schwankungen nicht etwa durch 
das Versteinerungsmaterial bedinst sind, geht daraus hervor, dass 
ganz gleiche Formenreihen bei Exemplaren aus blaugrauem Schiefer, 
bei solchen aus normaler Grauwacke und solchen aus einer Art 
Hornstein vorkommen. Es scheint mir daher nicht zweifelhaft, 
dass diese Formenwandelung zum Theil mit der Entwickelung zu- 
sammenhängt: die noch kugelungsfähigen Jugendzustände sind, wie 
schon bei anderen Arten angedeutet, immer schlanker gebaut, als 
ältere Individuen. Mit dem Alter nimmt die Breite mehr zu als 
die Länge; die Spannleisten verlängern sich und das Kugelungs- 
vermögen geht mehr oder ‚weniger verloren. Mit dem Verhältniss 
von Länge und Breite des Pygidiums scheint aber auch der Grad 
der Rippung in Zusammenhang zu stehen. Glatte Pygidien sind 
immer schlanker gebaut als gerippte, und zwar liegen von letz- 
teren bis jetzt nur grössere Exemplare vor. ‚Dieses Verhältniss 
könnte zwar auch theilweise auf die Entwickelung zurückzuführen 
sein, weil Jugendzustände immer ein glattes und schlankeres 
Pygidium haben; da sich aber diese Unterschiede schon bei einer 
gewissen Grösse der Individuen geltend machen und sich dann bis 
zur Maximalgrösse derselben steigern, und da sich ausserdem ein 
starkes Ueberwiegen der kleineren, schmalschwänzigen, schwach ge- 
rippten Formen gegen die grösseren, breitschwänzigen geltend macht, 
so könnte auch hier an besonders stark hervortretende Geschlechts- 
verschiedenheiten gedacht werden; und in diesem Falle möchte 
ich die spitzschwänzigen, glatten Formen als Männchen, die 
stumpfschwänzigen, breiten, gerippten dagegen als Weibchen an- 
sehen. 

Die Grösse der Individuen ist schon oben als sehr variabel 
bezeichnet worden; im Ganzen muss aber die Art zu den kleineren 


1 31] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 59 


Homalonoten gezählt werden, obwohl grössere Individuen mittleren 
Exemplaren mittelgrosser Arten gleichkommen. Das grösste mir 
vorliegende, vollständig gekugelte Individuum hat 31”® Kugel- 
durchmesser bei 35"" grösster Breite. 

Der Kopf ist 21°” lang, der Rumpf berechnet sich auf 48””; 
das Pygidium misst 19"", wobei 4”" Zwischenraum zwischen 
Stirnrand und Schwanzende zu berücksichtigen sind. Die Summe 
dieser Maasse ergiebt 92”%, während die Kreislinie bei 51”” Durch- 
messer 97,35°® beträgt. Die 6”" betragende Differenz beruht 
darauf, dass Kopf- und Pygidium-Länge nicht über den Bogen, 
sondern in der Sehne gemessen werden müssen. Ebenso muss 
aber auch der Rumpf im Stadium der Kugelung als im höchsten 
Grade der Dehnung befindlich angesehen werden. Das gewon- 
nene Resultat kann daher nicht das Verhältniss für Individuen 
in gestreckter Lage bezeichnen, sondern die Rumpflänge muss in 
diesem Falle auf 34" reducirt werden, wenn man 1,2"® Ein- 
schiebung für jedes der 13 Glieder, also zusammen 14" in Abzug 
bringt. Ein wohl erhaltenes Stück vom Rumpfe eines grossen 
Individuums hat neun Segmente in gestreckter und ein zehntes 
in nach unten umgebogener Lage. Die neun Segmente messen 
42”m, was für 13 Segmente 60" ausmacht. Die Breite dieses 
Stückes beträgt 68"%, welches Verhältniss die obige Berechnung 
bestätigt, wenn man die zunehmende Breite bei älteren Individuen 
in Betracht zieht. 

Das grösste vorliegende Pygidium, welches ganz regelmässig 
gestaltet ist und zu den breitschwänzigen, gerippten Formen ge- 
hört, ist 45"” lang und 76” breit. Es würde nach Obigem unter 
Berücksichtigung der allgemein maassgebenden Verhältnisse einem 
Individuum von 155 bis 165%" Länge und 85"" Breite angehört 
haben. Die meisten Exemplare unserer Art sind aber viel kleiner, 
und es mögen für die breite Form 60 bis 100" als Mittelgrösse 
anzunehmen sein. 

Ein anderes Pygidium der mehr spitzschwänzigen und glatten 
Form ist 22" Jang und 29”® breit. Dieses mag einem Indivi- 
duum von 76” Länge und 37=” Breite (bei schlankerem Bau) 
angehört haben. 


60 Beschreibung der Homalonotus- Arten. 132] 


Das Vorkommen von Homalonotus laevicauda scheint ein ge- 
selliges gewesen zu sein. Im Ganzen ist die Art zwar nicht häufig, 
aber wo sie bis jetzt beobachtet worden ist, finden sich immer 
viele Individuen zusammen. Der Hauptfundort sind die bekannten 
versteinerungsreichen Schichten von Daleiden in der Eifel. Dort 
müssen sich früher zahlreiche Exemplare gefunden haben, nament- 
lich kleine eingerollte und gekugelte Individuen, wie solche in der 
Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn reichlich ver- 
treten sind. Auch bei Niederlahnstein finden sich hin und wieder 
hierher gehörende Pygidien, von denen QUENSTEDT eines abgebildet 
hat. Ein im Besitze der Bonner Sammlung befindliches Exemplar 
von Niederlahnstein stimmt mit QuEnstepr's Abbildung so voll- 
ständig überein, dass es als Original für dieselbe gedient haben 
könnte. Auch auf der linken Rheinseite scheint die Art vorzukom- 
men, hier aber in einem viel tieferen Niveau, im unteren Hunsrück- 
schiefer. Ich bin nämlich der Ansicht, dass mehrere Schwanz- 
schilder und Theile des Kopfes einer Dipleura, die Herr Landes- 
geologe GREBE in den Schiefern des Homberges bei Buhlenberg 
unweit Birkenfeld aufgefunden hat (Taf. 7, Fig. 5; Taf. 8, Fig. 7), 
trotz ihrer im Vergleich zum Daleidener /aevicauda sehr erheblichen 
Dimensionen doch derselben Art angehören. Ganz ähnliche Stücke, 
wie sie von Herrn GREBE gefunden worden sind, bezog ich auch 
im Handel, angeblich aus der Gegend von Simmern. 

In der Bonner Sammlung liegst ein mittelgrosses Exemplar 
eines Homalonotus, welcher mit unserer Art nahe verwandt ist. 
Dasselbe unterscheidet sich von laevicauda durch den stumpf ab- 
gerundeten Rand des Pygidiums, durch einen nach hinten stärker 
verschmälerten Thorax und eine in der Mitte viel weniger ver- 
schmälerte Glabella. Durch die genannten Unterschiede zeichnet 
sich die ächte Dipleura Dekayi Green aus den Hamilton -Sand- 
steinen des Staates New- York aus. Ich halte das fragliche Stück 
für die ächte Dipleura Dekayi, und es fragt sich nur, ob dasselbe 
wirklich dem rheinischen Unterdevon angehört, oder ob es mit einer 
fremden Süite in die Bonner Sammlung gekommen ist und aus 
Amerika stammt. Vorläufig nehme ich das Letztere an, weil der 
röthlichgraue Sandstein des Fossils nicht für die rheinische Grau- 


1 3 3] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 61 


wacke spricht. Im Uebrigen wäre es an und für sich nicht un- 
wahrscheinlich, dass am Rhein neben laevicauda auch Dekayi vor- 
kommt; doch liegen bis jetzt keine sicheren Belege für eine solche 
Annahme vor. 

Die Abbildungen Taf. 8, Fig. 1, 3, 5 und 6 sind nach Exem- 
plaren von Daleiden aus der Bonner Sammlung angefertigt. Taf. 7, 
Fig. 5 stellt den oben erwähnten Kopf aus dem Hunsrückschiefer 
von Buhlenberg dar, Taf. 8, Fig. 7 das Pygidium vom gleichen 
Fundort. Taf. 8, Fig. 4 ist das Pygidium der Bonner Sammlung 
von Niederlahnsten. (Fig. 2 — von Daleiden — nachträglich zu- 
gefügt!) 


No. 12. Homalonotus planus SANDBERGER. 
Taf. 7, Fig. 1—4. 


Homalonotus planus SANDBERGER MS., im Wiesbadener Museum. 
_ Homalonotus planus Murcuisox, Siluria, last edit. pag. 395. Anmerk. 


Auch diese Art gehört dem Subgenus Dipleura, und zwar 
den grösseren Typen von flacher und gedrungener Gestalt an. 
Der vorigen Art verwandt, ist sie doch in einigen wesentlichen 
Merkmalen verschieden und bei leidlicher Erhaltung immer wieder- 
zuerkennen. 

Das Kopfschild ist sehr flach, zwischen Oecipitalring und 
Stirnrand kaum gewölbt, nach den Seitenrändern mit gleichförmiger 
Wölbung abfallend. Die Breite des Kopfschildes beträgt mehr als 
das Doppelte der Länge. Die Glabella dagegen ist länger, aber 
nicht ganz anderthalbmal so lang als breit. Ihr Hinterrand ist 
gerade, der Vorderrand flach-convex, die Seitenränder flach-concav, 
dabei die Mitte nicht so stark verengt wie bei der vorigen Art. 
Die in ihrer ganzen Ausdehnung fast flache Glabella ist sehr wenig 
erhöht, daher auch nicht von deutlichen Furchen umgeben. Ebenso 
sind die Augenhöcker sehr flach, kaum über die Glabella hervor- 
tretend. Es ist indess möglich, dass diese Verhältnisse wesentlich 
auf Rechnung der Erhaltungsart kommen. Die Augenträger sind 
rund und weiter nach vorn gerückt als bei Homalonotus laevicauda. 


[9% Beschreibung der Homalonotus- Arten. I 34] 


Die Oceipitalfurche ist sehr schmal und nicht scharf eingesenkt, 
der Oceipitalring mässig breit und flach, die Hinterecken ungleich- 
förmig gerundet, da sie hinten stärker gebogen sind als vorn. 
Der Stirnrand bildet eine flache, gleichförmige Bogenlinie, die in 
der Mitte nicht vorspringt und mit gleichförmiger Rundung in die 
etwas eingedrückten Seitenränder übergeht. Die Gesichtslinie ver- 
läuft vom Stirnrande aus fast in einem Kreisbogen nach den 
Augen, hinter denselben scharfbogig und zuletzt gerade nach 
den Kopfecken. 

Der Rumpf ist sehr flachgewölbt, breit und derb, vorn etwas 
breiter als hinten, und aus breiten Segmenten zusammengesetzt. 
Die Längsfurchen zwischen Spindel und Seitentheilen fehlen hier 
ganz. Auf den flachen Segmenten bezeichnet eine nicht scharf 
eingesetzte, fadenförmige Furche die Spannleiste der Unterseite. 
Dieselbe ist hier gleich weit vom Hinter- und Vorderrande der 
Segmente entfernt. Der Hinterrand scheint nicht gesäumt zu sein. 
Die Rippen sind an den mir vorliegenden Exemplaren nicht er- 
halten, scheinen aber der ganzen Anlage nach wesentlich schmäler 
zu sein, als der auffallend breite Spindeltheil. 

Das Pygidium ist, wie alle anderen Körpertheile, sehr flach 
gewölbt, in der Mitte immer glatt, nach dem Rande aber theil- 
weise ganz matt efurcht. 4 bis 6 Pseudopleuren sind noch eben 
sichtbar. Der schmale Rand ist kaum durch eine Wendung der 
Fläche von den Seitentheilen des Pygidiums abgegrenzt. Ebenso 
fehlt die bei Homalonotus laevicauda noch deutlich sichtbare Er- 
hebung auf dem Hintertheile, sowie jedes markirte Abfallen der 
Rhachis nach dem Schwanzende. Die hintere Begrenzung des 
Pygidiums bildet einen Halbkreis. 

Die Sculptur besteht bei gut erhaltenen Exemplaren in einer 
sehr feinen Körnelung. Die einzelnen Körner (Papillen) sind auf 
der Glabella rund, auf dem Thorax länglich und nach vorn spitz 
auslaufend (Taf. 7, Fig. 4). Auf dem Pygidium sind die Körner 
wieder mehr rund, aber undeutlich. 

In der Grösse stimmen die bis jetzt bekannten Exemplare 
ziemlich überein. Ein Stück aus der Maurer’schen Sammlung 
misst; 


[135] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 63 


42mm Kopflänge, 

81» Rumpflänge und 

41» Länge des Pygidiums; 
im Ganzen also: 164» Länge. 

Ein anderes Exemplar, welches ich Herrn Bergrath GIEBELER 
verdanke, ist bei neun vollständig erhaltenen Segmenten mit Pygi- 
dium 120”® lang. Die vier fehlenden Segmente zu 35”” und den 
Kopf zu 50”® gerechnet, würde sich eine Gesammtlänge von 205”" 
bei einer Breite von 100%” ergeben. Das Original im Wiesbadener 
Museum mit der SANDBERGER’schen Etikette ist um Weniges 
kleiner, sehr undeutlich und durch Verdrückung in die Länge 
gezogen. 

Das Vorkommen von Homalonotus planus beschränkt sich nach 
dem bis jetzt verliegenden Material auf die Schichten des Huns- 
rückschiefers. Die meisten Exemplare wurden im Dachschiefer 
der Grube Ludwig bei Caub gefunden, doch hat sich auch ein 
. Stück in ähnlichen Schichten bei Auroff unweit Idstein gefunden, 
wie mir Herr Professor F. SANDBERGER brieflich mitgetheilt hat. 

Da die flache Form dieser Art wesentlich. durch das Ver- 
steinerungs-Material bedingt ist, da das Pygidium mit gerundeter 
Spitze endigt, da weiter die Glabella fast genau die Gestalt der 
ächten Dipleura Dekayi hat und endlich auch die feinen Papillen 
auf Kopfschild und Pygidium so ziemlich mit der Sculptur der 
genannten Art übereinstimmen, so war ich lange Zeit der Ansicht, 
dass unsere Art mit der amerikanischen ident sei. Dieser An- 
nahme steht jedoch der Verlauf der Gesichtslinie vor den Augen 
und die Beschaffenheit des Stirnrandes entgegen; auch verschmä- 
lert sich der Rumpf von Dekayi von vorn nach hinten noch viel 
stärker. Auf alle Fälle aber ist die amerikanische Art mit der 
unsrigen nächstverwandt. 

Die Abbildung Taf. 7, Fig. 1 stellt ein etwas verzerrtes 
Exemplar aus der Maurer’schen Sammlung dar. Der Kopf 
Fig. 2 und das Fig. 3 abgebildete Stück stammen aus meiner 
eigenen Sammlung. (Fig. 3 nachträglich zugefügt!) Alle Exem- 
plare stammen aus dem Hunsrückschiefer der Grube Ludwig bei 


Caub. 


$. 4. 


Vergleichende Uebersicht der beschriebenen zwölf 
Homalonotus- Arten. 


(Nebst einer Bestimmungs-Tabelle und einer Uebersicht über die 
verticale Verbreitung der verschiedenen Arten.) 


Schon in den ersten ausführlicheren Schriften über die palaeo- 
zoischen Schichten des rheinischen Gebietes, welche 1840 von 
SEDGWICK und MURCHISON, sowie von D’AÄRCHIAC und DE V ERNEUIL 
veröffentlicht wurden, wurde ein Homalonotus erwähnt, welcher dem 
obersilurischen Homalonotus Knightüi Kön. sehr nahe stehen sollte, 
und ausserdem noch der .von MURCHISON aus der Qap-Colonie 
beschriebene Homalonotus Herschehi aufgeführt. In seiner 1843 er- 
schienenen »systematischen Uebersicht der Trilobiten« (N. Jahrb. 
f. Mineral. ete., pag. 560) führt GoLpruss aus dem rheinischen 
Devon die folgenden Homalonotus-Arten an: 

Homalonotus Knightii Kön.; Wissenbach, Altenahr, Daun. 


» Herschelä Murch.; Daun. 
» gigas A. Röm.; Siebengebirge. 
» Greeniü n. sp.; Coblenz. 


Die Namen Knightü und Herschelüi fasste der Bonner Forscher 
jedenfalls in demselben Sinne auf, wie die genannten englischen 
und französchen Gelehrten. Unter dem Namen G'reeni muss nach 
der Diagnose eine Form der armatus-Gruppe gemeint gewesen 
sein; über seine genauere Bedeutung aber lässt sich jetzt 
nichts mehr ermitteln. Ebenso unsicher ist, was für eine Form 
GoLpruss unter dem Namen gigas verstanden hat. 

In demselben Jahre erschien BURMEISTER’S Organisation der 
Trilobiten, worin der sog. Knightii nach DE VERNEUIL’s Vor- 
gang ohne Vorbehalt mit dem ächten Homalonotus Knightü ver- 


1 37] Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. 65 


einigt wurde. Die zweite Form fasst BURMEISTER als besondere Art 
auf, die er unter der Benennung Homalonotus armatus beschreibt. 
Eine dritte, spitzschwänzige Form endlich, welche zusammen mit 
dem vermeintlichen Homalonotus Knightii in der Grauwacke vor- 
"kommt, wird mit dem amerikanischen Homalonotus delphinocephalus 
Green identificirt. Somit waren also drei rheinische Arten auf- 
gestellt, zu welchen noch eine vierte in dem von DE VERNEUIL 
beschriebenen Homalonotus (Asaphus) subtyrannus kam. 

1850 — 1856 veröffentlichten G. und F. SANDBERGER ihr 
verdienstvolles Werk über ‘die Versteinerungen des rheinischen 
Schichtensystems in Nassau. Darin blieben die beiden von 
BURMEISTER beschriebenen, nur auf der linken Rheinseite be- 
kannten Arten, als ausserhalb der Grenzen des Untersuchungs- 
gebietes vorkommend, unberücksichtigt. Unter den nassauischen 
Funden sahen die genannten Forscher eine Form als mit dem 
englischen Homalonotus Knightü, eine zweite als mit VERNEUIL’s 
subtyrannus identisch an, gaben aber beiden die neuen, ihnen pas- 
sender erscheinenden Namen Homalonotus crassicauda und Homalo- 
notus obtusus. 

1863 zeigte sodann F. Römer, dass Homalonotus erassicauda 
nicht mit dem silurischen Homalonotus Knightü ident sei, während 
DE Konınck 1876 nachwies, dass ein Theil der zu Homalonotus 
crassicauda gerechneten Formen eine neue Art darstelle, welche 
er Homalonotus Roemeri nannte. j 

WIRTGEN und ZEILER erwähnen noch Homalonotus Pradoanus 
und oniscus. Diese Namen sind zwar nach den von ihnen ge- 
gebenen Notizen nicht sicher zu deuten; ich glaube indess, dass 
unter oniscus der von QUENSTEDT 1852 beschriebene Homalonotus 
laevicauda gemeint ist. 

Angenommen dass dem so wäre, so würden bis jetzt sechs 
verschiedene Homalonotus- Arten beschrieben sein, zu denen nach 
einer Bezeichnung von F. SANDBERGER im Wiesbadener Museum 
noch eine siebente, nämlich Homalonotus planus aus dem Dach- 
schiefer von Caub hinzukommt. Von diesen sieben Arten dürfen 
zwei ihre bisherige Benennung nicht beibehalten, weil die eine 
(Homalonotus delphinocephalus) nicht mit der amerikanischen Art 


5 


66 Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. [138] 


identisch ist, während die andere (Homalonotus subtyrannus) in 
ihrer eigentlichen Bedeutung nicht festgestellt werden konnte. 
Diese sieben Arten erscheinen in vorliegender Arbeit unter 
den Benennungen: 
Homalonotus ornatus Burmeister 


» Roemeri de Koninck 

> crassicauda Sandberger 
» scabrosus C. Koch 

» obtusus Sandberger 

» laevicauda Quenstedt 

» planus Sandberger. 


Bei weiterer Sichtung des reichen in den rheinischen Samm- 
lungen angehäuften Materials konnte ich trotz der Schwierigkeiten, 
welche die fragmentarische Natur der meisten von mir unter- 
suchten Reste verursachte, die Grenzen jener sieben Arten ge- 
nauer feststellen. Fünf weitere Formen aber liessen sich nicht inner- 
halb dieser Grenzen unterbringen, und ich war daher genöthigt, 
diese als besondere Arten zu beschreiben. Von diesen bisher un- 
beschriebenen Arten sind zwei in so wohlerhaltenen Exemplaren 
oder wenigstens in so vielen sich ergänzenden Bruchstücken be- 
kannt, dass ihre Charaktere im Wesentlichen vollständig festgestellt 
werden konnten. 

Diese beiden Arten sind: 

Homalonotus ornatus C. Koch 
» multicostatus ©. Koch. 

Eine dritte Art, Homalonotus rhenanus Koch, liest zwar 
nicht in der Vollständigkeit vor wie die beiden genannten, in- 
dess zeigen die bis jetzt allein bekannt gewordenen Kopf- und 
Schwanzreste so charakteristische Eigenthümlichkeiten, dass ich 
mich genöthigt sah, sie als eine besondere Species aufzufassen. 

‚Alle drei Arten sind nicht neu, sondern in vielen Sammlungen 
vorhanden, in denen die erste und dritte Art mit Homalonotus 
crassicauda, die zweite aber mit Homalonotus obtusus vereinigt 
zu werden pflegt. 

Von den zwei übrigen in vorliegender Abhandlung beschrie- 
benen Arten ist Homalonotus subarmatus Koch mit armatus so 


[139] Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. 67 


nahe verwandt, dass die im Obigen geltend gemachten Zweifel an 
der Selbstständigkeit dieser Species gerechtfertigt erscheinen. So 
lange aber die Vermuthung, dass hier nur eine geschlechtliche 
Abweichung vorliege, nicht durch bestimmte Beobachtungen er- 
wiesen ist, wird man subarmatus als eine selbstständige Species 
festhalten müssen. 

Als eigentlich neu ist unter den oben beschriebenen Arten 
nur die zwölfte und letzte Art, Homalonotus aculeatus Koch, an- 
zusehen. Die wenigen von dieser Art erhaltenen Reste unter- 
scheiden sich von denen anderer Arten durch so bestimmte Merk- 
male, dass nur die Wahl blieb, jene Reste als unbestimmbar zu 
bezeichnen oder als zu einer besonderen Art gehörig zu betrachten. 

Zur besseren Uebersicht über die beschriebenen 12 Arten 
stelle ich in Nachstehendem deren wesentlichste Unterscheidungs- 
Merkmale zusammen. 


Bestimmungs - Tabelle 
für die 


Homalonotus-Arten des rheinischen Unterdevon. 


a) Kopf, Thorax und Pygidium mit regelmässig gestellten Dornen 
besetzt (untergeordnete Stachelnarben oder dergleichen nicht 
als solche gerechnet). Stirnrand gerundet und vortretend. 
Pygidium in eine acuminate Spitze ausgezogen c 3 

1.} D) Kopf, Thorax und Pygidium ohne eigentliche Dornen (ilei- 
nere Stacheln, deren Narben und Papillen nicht als Dornen 
gerechnet). Stirnrand breit, gerade oder rund. Pygidium 
nicht in eine Spitze ausgezogen, meist hinten rund, seltener 
winkeliesauslaufend er. Bee ae en AA 


Io) 


( a) Pygidium auf dem Endgliede mit zwei Dornen; die übrigen 
Rhachisglieder ebenfalls mit je zwei Dornen, welche aber 
durch Abreibung theilweise fehlen können 

I Homalonotus aculeatus Koch. 
b) Pygidium auf dem Endsliede glatt; die übrigen Rhachisglieder 
entweder auch glatt oder theilweise mit rudimentären Dornen 

[besetzUReR  e aeret: 


b) 


— 


Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. [140] 


Pygidium auf den Seitentheilen vier Dornen tragend, von 
denen auf jeder ersten und jeder fünften Pseudopleure einer 
steht (die in der Beschreibung erwähnten Unregelmässig- 
keiten in der Dornstellung sind zu berücksichtigen) 

Homalonotus armatus Burm. 


Pygidium auf den Seitentheilen zwei Dornen tragend, welche 
auf dem dritten Pseudopleurenpaare stehen 
Homalonotus subarmatus Koch. 


Stirnrand abgestutzt, durch Ecken begrenzt. Gesichtslinie 
vor den Hinterecken auslaufend. Thorax und Pygidium mit 
deutlichen Längsfurchen. Schwanzspitze deutlich ausgestreckt 

Subgenus Trimerus!) 5. 


Stirnrand bogig vortretend, ohne Ecken. Thorax und Pysi- 
dium ohne deutliche Längsfurchen, auf letzterem solche etwas 
mehr angedeutet. Schwanzspitze nicht ausgestreckt, wenig 
oder gar nicht vortretend 

Zwischenstufe zwischen Trimerus und Dipleura 8. 


Stirnrand bogig vortretend, ohne Ecken. Gesichtslinie in den 
Hinterecken oder unter denselben auslaufend. Thorax und 
Pygidium ohne Längsfurchen, auf letzterem solche nicht an- 
gedeutet. Schwanzende ohne Spitze, bogig mit den Seiten- 
rändern verlaufend. . . . . . ....  Subgenus Dipleura 9. 


u 


Stirnrand zwischen den Vorderecken concav. Schwanzspitze 
spitzwinkelig auslaufend. Kopf, Thorax und Pygidium mit 
unregelmässig gestellten Stachelnarben oder Warzen dicht 
besezt . . . Homalonotus scabrosus Koch (= gigas A. Römer). 
Stirnrand zwischen den Vorderecken gerade. Schwanzspitze 
gerundet. Kopf, Thorax und Pygidium mit Papillen oder 


{oz} 


Koornernl'besetzti rs namen Ne el Rewe SE, 


1) Das Merkmal: »Stirnrand abgestutzt, durch Ecken begrenzt«, trifft zwar 
für Homalonotus scabrosus und rhenanus zu, aber nicht für die Art, welche man 


stets als Typus der Untergruppe Trönerus angesehen hat, nämlich Homalonotus 


delphinocephalus Green, bei welchem vielmehr der dreickige Kopf an der Stirn 
spitzbogig begrenzt ist. — Einen änlich contourirten Stirnrand, wie die eben 


genannten rheinischen Arten, hat unter den silurischen Formen der bekannte 
Homalonotus Knighti Kön., den Sarıwr zum Typus der Untergruppe Koenigia 


- erhebt. 


(E. K.) 


[141] Vergleich. Uebersicht der bese rıe enen zwölf Homalonotus-Arten. 69 


[oo] 


- 


—- 


a) 


b) 


e) 


Ecken des Stirnrandes seitlich etwas vortretend. Rippenenden 
geradlinig, in stumpfem Winkel abgestutzt. Leistenrinne am 
Pysidialrande gegen das Schwanzende auf der Seite des Pygi- 
diums verlaufend . . . . . .  Homalonotus Roemeri de Kon. 


Ecken des Stirnrandes gerade. Rippenenden rundbogig. Leisten- 
rinne am Pygidialrande gegen das Schwanzende hart auf der 
Kante oder auf der Unterseite des Pygidiums . . ...7. 


Pygidium über die Rückenlinie gerundet. Der glatte End- 
theil ein Drittel so lang als der gerippte Theil der Pygidial- 
Rhachis. Schwanzende stumpf und dick, etwas in die Höhe 
gerichtet. Leistenrinne im Pygidialrande gegen das Schwanz- 
ende auf der Kante. Oberfläche mit trichterförmig einge- 
senkten, groben Stigmen unregelmässig bedeckt 

Homalonotus crassicauda Sandb. 
Pygidium über die Rückenlinie geradlinig. Der glatte End- 
theil nicht ganz halb so lang als der gerippte Theil der 
Pysgidial-Rhachis. Schwanzende spitzbogig und mässig dick. 
Eeistenrinne am: Pygidialrande gegen das Schwanzende auf 
der Unterseite, aber der Kante genähert. Oberfläche mit 
sehr feinen Stigmen sehr unregelmässig bedeckt, feinkörnig 
oder glatt . . . . 2... 2... Homalonotus rhenanus Koch. 
Pygidium über die Rückenlinie geradlinig. Der glatte End- 
theil wenig mehr als halb so lang wie der gerippte Theil 
der Pysidial-Rhachis. Schwanzende spitzbogig, flach und 
gerade ausgestreckt. Leistenrinne am Pygidialrande gegen 
das Schwanzende tief auf die Unterseite gerückt. Oberfläche 
auf Gliedern und Segmenten mit länglichen Papillen in regel- 
mässigen Reihen besetzt (diese öfters undeutlich oder- abge- 
rieben) . 2 2 2 020200202000. Homalonotus ornatus Koch. 


Rippen viel kürzer als die Spindelsegmente. Längsfurchen 
schwach, aber noch deutlich, besonders auf dem Pygidium. 
Rand am Schwanzende breiter als an den Seiten des Pygi- 
diums. Zahl der Pseudopleuren 8; diese gerade 
Homalonotus obtusus Sandb. 

Rippen wenig kürzer als die Spindelsegmente. Längsfurchen 
fehlend oder nur auf dem Pygidium angedeutet. Rand am 
Schwanzende nicht breiter als an den Seiten des Pygidiums. 
Zahl der Pseudopleuren 11; diese nach hinten gebogen (die 
letzten zwei oft undeutlich und verloschen) 

Homalonotus multicostatus Koch. 


70 Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. [142] 


a) Stirnrand in der Mitte vortretend, etwas nach vorn gestreckt. 
Glabella in der Mitte stark eingeengt. Pygidium mit schneidig 
scharfem Rande. Seitentheile mit acht deutlich angedeuteten 
Pseudopleuren oder glatt . . Homalonotus laevicauda Quenst. 

b) Stirnrand nicht vortretend, flachbogig. Glabella in der Mitte 
nur wenig eingeengt. Pygidium stumpfrandig. Seitentheile 
mit 4—6 schwach angedeuteten Pseudopleuren 


Homalonotus planus Sandb. 


Obwohl in dieser Bestimmungstabelle möglichst darauf Bedacht 
genommen wurde, Unterscheidungs-Merkmale, welche zu Irrthümern 
Veranlassung geben könnten (wie z. B. die bisweilen fehlende neunte 
Pseudopleure bei Homalonotus ornatus), wegzulassen, so muss doch 
bei Gebrauch derselben immer beachtet werden, ob man es mit 
Abdrücken der Aussenseite oder der Innenseite zu thun hat, wie 
denn überhaupt der ganze Zustand des Petrefactes bei der nicht 
immer ganz einfachen Bestimmung wesentlich mit in Betracht 
kommt. Ganz besonders aber müssen die vielfach vorkommenden 
Verdrückungen und Verschiebungen berücksichtigt werden, beson- 
ders da, wo es sich um relative Maassverhältnisse handelt. 

Aus dem mir vorliegenden Materiale geht schon hervor, dass 
die Fauna unserer rheinischen Homalonoten mit diesen zwölf Arten 
noch nicht erschöpft ist. Ich konnte mich aber nicht entschliessen, 
auf Unterschiede, die nur an einzelnen Bruchstücken beobachtet 
worden, noch weitere Arten zu gründen — wie ich dies in den beiden 
Fällen gethan habe, wo Merkmale vorlagen, die eine Vereinigung 
mit den übrigen aufgestellten Arten absolut ausschlossen. 


[143] Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. 


Tabellarische Uebersicht 


über 


71 


die verticale Verbreitung der Homalonotus-Arten im rheinischen 


Unterdevon. 
5 g ö 
S = ; S 
= |&u. | 22 | 98|1|85 | 3%, 
@ 38 |282|==2|38 | 58 
Name der Species , ZE= Os | ie So SS 
{=} © 
sale | ee 
| = (@) 2 (@) 
a) 5) @) 
Homalonotus armatus Burm. . + 
» subarmatus Koch . ? + | 
| | 
» aculeatus Koch . + | | 
I} 
» Roemeri de Kon. + ? | | 
| I} 
. | 
» crassicauda Sandb. Ar + | 
» ornatus Koch . ? + 
> rhenanus Koch . + 
» scabrosus Koch = gigas 
ASRomE see + ? 
» obtusus Sandb... . . ? E= 
» multicostatus Koch . Ar 
» planus Sandh. . Ar 
» laevicauda Quenst. 2? -- 


S 2. 

Vergleichung der aus fremden Gebieten 
beschriebenen devonischen Homalonoten mit den 
rheinischen Species dieser Gattung. 

(Von Herrn E. Kayser.) 


l. Harz. 


1. Homalonotus Ahrendi F. A. RÖMER. 


Versteiner. des Harzgebirges, 1843, pag. 39, tab. 11, fig.5. Aus den Spiriferen- 
sandsteinschichten des Adenberges bei Oker. 


Das Original dieser, wie der meisten von Av. RÖMER be- 
schriebenen Homalonoten, ist leider in der Clausthaler Sammlung, 
in der man es vermuthen sollte, nicht vorhanden. Man ist daher 
für die Deutung der Art gänzlich auf die sehr mangelhafte Ab- 
bildung und die kurze Beschreibung RÖMER’s angewiesen. 

Nach der Vermuthung der Brüder SANDBERGER wäre die 
harzer Form identisch mit Homalonotus cerassicauda. Imdess läuft 
der Schwanz beim typischen Homalonotus crassicauda weniger 
spitz aus, als RÖMER es bei seinem Ahrendi darstellt. Die spitze 
Endisung des Pygidiums, die von RÖMER ausdrücklich erwähnte 
Anschwellung der Pleuren an ihrer Ansatzstelle an die Rumpf- 
segmente, sowie die aus seiner Abbildung ersichtlichen, an jener 
Stelle sich erhebenden Knoten oder Tuberkeln erinnern vielmehr 
sehr an den dieselben Merkmale zeigenden Homalonotus ornatus 
Koch. Es muss indess bis zur Auffindung neuer Exemplare 
am Adenberge dahingestellt bleiben, ob beide Formen wirklich 
zusammenfallen. 


[145] Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen ete. 15 


2. Homalonotus punctatus F. A. RÖMER. 
l. e. fig. 9. Aus dem Spiriferensandstein des Rammelsberges. 


Die von RÖMER hervorgehobene, »ziemlich grobe« Punktirung 
des von ihm abgebildeten Schwanzfragmentes scheint darauf hin- 
zuweisen, dass dasselbe der folgenden Art angehört, 


3. Homalonotus gigas F. A. RÖMER. 


l. e. fig. 10. Aus dem Spiriferensandstein des Kahleberges. 


RÖMER kannte von dieser im Quarzsandstein des Kahleberges 
ziemlich häufigen Art nur sehr unvollkommene Bruchstücke, deren 
Hauptkennzeichen in ihrer Grösse liegen sollte. Indess bildet der 
Autor (l.c. bei e) ein als Steinkern erhaltenes Pleurenende ab, 
welches auser einer sehr tiefen, von der Spannleiste herrührenden 
Rinne eine auffällig scharfwinkelige Endigung zeigt. 

Ganz dieselben Merkmale lässt nun auch ein im Besitze der 
Landesanstalt befindliches, sehr wohl erhaltenes Rumpfsegment 
vom Kahleberg erkennen, welches ich auf Taf. 8, Fig. 11 habe 
abbilden lassen. Da sich dasselbe zugleich durch ungewöhnliche 
Grösse auszeichnet, so dürfte seine Zugehörigkeit zu RÖMER’S gigas 
nicht zweifelhaft sein. Nun aber stimmt dies Segment in seiner 
ganzen Gestalt, in der auffällig winkeligen Endigung, in der un- 
gewöhnlichen Tiefe des Eindrucks, den die dem Vorderrande nahe- 
liegende Spannleiste erzeugt, sowie endlich in dem eigenthümlichen, 
jedenfalls zur Articulation dienenden zahnförmigen Fortsatz, der am 
Unterrande, an der Grenze von Axe und Pleuren liegend, einen 
tiefen Eindruck hervorbringt (und der ganz ähnlich bereits durch 
WoopDWARD bei Homalonotus Champernownei beschrieben worden 
ist [Geolog. Magaz., 1881, pag. 490]), auf das Allervollständigste 
mit den Segmenten von Homalonotus scabrosus Koch überein, 
wie ein solches auf Taf. 4, Fig. 5 abgebildet ist. 


Weist schon diese Uebereinstimmung darauf hin, dass Ho- 
malonotus scabrosus und gigas ident seien, so wird diese Ansicht 


74 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [146] 


noch weiter bestätigt durch die Vergleichung der Köpfe der frag- 
lichen harzer und rheinischen Formen. Die Sammlung der hiesigen 
Universität besitzt ein schönes, sehr grosses Fragment eines Kopfes, 
die Sammlung der Clausthaler Bergakademie mehrere gute, klei- 
nere Köpfe des harzer gigas. Diese Köpfe, deren ich auf Taf. 8, 
Fig. 8 und 9 zwei habe abbilden lassen, zeigen besser als jede 
Beschreibung die grosse, auch hier bestehende Uebereinstimmung. 
Als besonders charakteristisch will ich nur die sowohl an diesen 
beiden harzer Köpfen, wie auch an den Taf. 4, Fig. 1 und 2 ab- 
gebildeten Kopfschildern des Kocw’schen scabrosus deutlich hervor- 
tretenden, merkwürdigen Erweiterungen der Dorsalfurchen an ihrer 
Einmündung in die Nackenfurche hervorheben, durch die hier ein 
lang-ovaler, vertiefter, glatter Raum an den beiden inneren Wangen- 
ecken entsteht!). Da weiter auch die Schwänze von gigas und 
scabrosus — vergl. die Abbildungen Taf. 8, Fig. 10 und Taf. 4, 
Fig. 3 und 6 — dieselbe Uebereinstimmung zeigen, und endlich 
auch die Sculptur, die grobe, alle Körpertheile bedeckende Körne- 
lung, bei beiden Formen übereinstimmt, so kann deren Identität als 
gesichert gelten. Als dem älteren kommt dem Römer’schen Namen 
gigas vor der Koc#’schen Benennung scabrosus die Priorität zu. 


Ds 


4. Homalonotus obtusus SANDBERGER ? 


A. Römer, Beitr. zur geol. Kenntn. des nordwestl. Harzgeb. II, 1852, tab. 1, fig. 5. 
Von Andreasberg, also aus dem Niveau des Hauptquarzits der Wieder Schiefer. 


Von dieser Form ist ein unvollständiges, wohl nicht ganz 
correct dargestelltes Pygidium abgebildet (die Seitenrippen reichen 
so weit nach innen, dass für die Spindel kaum Platz bleibt). Nach 
seinem stumpf abgerundeten Umriss und der ziemlich starken Rip- 


l) Ganz ähnliche Erweiterungen hat schon Sauer bei Homalonotus Knightii 
(Monogr. Brit. Trilobites tab. 12, fig. 4 und Holzschnitt auf pag. 120) und bei 
Homalonotus bisulcatus (Holzsehnitt auf pag. 106) beobachtet und in der Erklä- 
rung zu Taf. 12, Fig. 4 als depressed spaces at the base of the cheeks be- 
zeichnet. 


[147] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 75 


pung könnte dasselbe in der That zu odtusus, vielleicht aber auch 
zu multicostatus gehören. 


5. Homalonotus minor A. RÖMER. 
l. ce. tab. 5, fig.24. Aus den Spiriferensandsteinschichten der Schalke. 


Von dieser Form bildet RÖMER nur ein kleines, dreieckig 
contourirtes, 'spitz endigendes Pygidium mit mässig breiter, scharf 
abgegrenzter Axe und deutlich gerippten Seiten ab. Solche kleine 
Pygidien finden sich an der Schalke und am Kahleberge ziemlich 
häufig und liegen mir sowohl aus unserer eigenen, wie auch aus 
der Clauthaler Sammlung vor. Koch erklärte, als er im August 
1880 in Berlin war, eines derselben für einen Jugendzustand 
von crassicauda. In der That lässt sich die Aehnlichkeit mit 
diesem nicht verkennen; da aber, wie Koch bei Beschreibung 
der betreffenden Arten ausgeführt hat, die Jugendzustände von 
crassicauda, rhenanus, ornatus und scabrosus sich überaus ähn- 
lich sind, so muss man die Möglichkeit, dass die kleinen 
Schalker Schwänze vielleicht nicht crassicauda, sondern einer der 
zuletzt genannten Arten angehören, offen halten. Die Identität 
von gigas und scabrosus ist KocH unbekannt geblieben; nachdem 
dieselbe sich aber ergeben hat, ist der Gedanke kaum abzuweisen, 
dass die kleinen, als minor beschriebenen Schwänze Jugendzustände 
von derjenigen Art darstellen möchten, der auch die an derselben 
Fundstätte vorkommenden Reste älterer Individuen angehören, näm- 
lich von Homalonotus gigas Röm. 


6. Homalonotus Barrandei. A. Römer. 
l. e. tab. 5, fig. 25. Vom Rammelsberge. 


Römer bildet ein abgeriebenes und offenbar von den Seiten zu- 
sammengedrücktes, aber bis auf den Schwanz vollständiges Exemplar 
dieser Form ab. Ohne Vergleichung des wahrscheinlich verloren ge- 
gangenen Originales scheint eine sichere Beurtheilung der Form kaum 


76 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [148] 


möglich; es ist indess nicht unwahrscheinlich, dass die beiden 
ovalen Vertiefungen, welche RÖMER auf beiden Seiten der Glabella 
über der Nackenfurche zeichnet, die eisenthümlichen, brillenför- 
migen Erweiterungen der Seitenfurchen darstellen sollen, die oben 
als so charakteristisch für Homalonotus gigas beschrieben wurden. 
Ist diese Vermuthung richtig, so würde Homalonotus Barrandei 
als ein weiteres Synonym von gigas zu betrachten sein, 


7. Homalonotus latifrons A. RöMrR. 


Beitr. III, 1855, tab. 3, fig. 21. Aus dem. Spiriferensandstein der Schalke. 


Das Original dieser Form ist glücklicher Weise noch in der 
Clausthaler Sammlung vorhanden. Dasselbe zeigt, dass RöMERr’s 
Abbildung in irrthümlicher Weise ergänzt ist. Der bei RÖMER 
flachbogig gezeichnete Stirnrand ist am Original: weggebrochen. 
Ebenso wenig sind die Wangen erhalten. Die Augen sitzen nicht 
so weit nach vorn, wie auf der Römer’schen Abbildung. Ich gebe 
Taf. 8, Fig. 9 eine neue, correkte Abbildung. Der Leser wird 
beim Vergleich derselben mit den auf derselben Tafel, sowie den 
auf Taf. 4 abgebildeten Köpfen von Homalonotus gigas (— sca- 
brosus) sofort erkennen, dass dasselbe nur einem jugendlichen 
Individuum der genannten Art angehören kann. 


8. Homalonotus Schusteri A. RÖMER. 


Beitr. III, 1855, tab. 3,‘ fig. 20. Vom Drei-Jungferngraben bei Andreasberg, also 
aus dem Niveau des Hauptquarzits der Wieder Schiefer. 


RÖMER bildet von dieser Art ein halbes Kopfschild mit an- 
hängenden Theilen des Rumpfes ab. Nach den an anderen Abbil- 
dungen gemachten Erfahrungen scheint es nicht unzweifelhaft, ob die 
in Rede stehende Abbildung naturgetreu ist. Dieses vorausgesetzt, 
würde der Umriss des Kopfes, sowie auch die in der Mitte ein- 
geschnürte Gestalt der Glabella auf eine Verwandtschaft mit dem 


rheinischen Homalonotus laevicauda ‘hinweisen. Indess läuft der 


[149] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. u 


Kopf bei dieser Art an der Stirn lange nicht so spitz zu als bei der 
Andreasberger Form, welche dadurch vielmehr dem amerikanischen 
Homalonotus Dekayi nahekommt. Jedenfalls liegt hier eine Art 
aus der Gruppe der Dipleuren vor, wie schon aus dem Mangel 
einer deutlichen Dreitheilung an den noch vorhandenen Theilen 
des Rumpfes hervorgeht. 


9. Homalonotus granulosus TRENKNER. 


Abhandl. der naturf. Ges. zu Halle, Bd. X, pag. 201, tab. 15, fig. 2. Ein iso- 
lirter Kopf von der Schalke. 


Die in der Abbildung deutlich hervortretende, starke Erweite- 
rung der Seitfurchen der Glabella über der Nackenfurche lässt uns 
auch hier unschwer ein abgeriebenes und verdrücktes Exemplar 
von Homalonotus gigas erkennen. 


Als Resultat unserer obigen Analyse der bisher aus dem 
Harz beschriebenen Homalonotus- Arten würde sich das folgende 
Arten- und Synonymen-Verzeichniss ergeben: 


1. Homalonotus ornatus Koch? (= Homalon. Ahrendi A. Röm.) 
Adenberg. 


2. Homalonotus gigas A. Röm. (= scabrosus Koch). - Schalke, 


Rammelsberg. 
» » » — latifrons A. Röm. 
» » » — punctatus 1d. (?) 
» » » — Barrandei Id. (2) 
» » » — minor Id. 
> 5 » — granulosus Trenkn. 


Homalonotus obtusus Sandb.? Andreasberg. 


4. Homalonotus (Dipleura) Schusteri A. Röm. Andreasberg. 


78 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [150] 


ll. Altvatergebirge. 


Homalonotus erassicauda SANDBERGER. 


F. Römer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XVII, pag. 592, tab. 17, fig. 12; 
Geologie von Oberschlesien, tab. 1, fig. 4. 


Wie auf S. 30 erörtert, ist diese aus dem altdevonischen 
Quarzit des Dürrberges stammende Form später von DE KonInck 
mit dem von ihm aus den. ältesten Devonschichten (Gedinnien) 
der belgisch-französischen Ardennen beschriebenen Homalonotus 
Roemeri identificirt worden (Ann. de la Soc. geol. de la Belgique, 
tome III, pag. 31, tab. 1, fig. 15, 1876). Koch rechnet hierher 
auch eine sich im rheinischen Taunusquarzit und in der älteren 
Siegen’schen Grauwacke findende Homalonotus- Art. 


Il. Französisch-belgische Ardennen. 


Homalonotus Roemeri DE KoNnInck. 


lasıc! ” 


IV. England. 


1. Homalonotus elongatus SALTER. 
Monogr. Brit. Trilob. pag. 122, tab. 10, fig. 12, 1864. 


Nur das Pygidium ist bekannt. Dasselbe ist. von verlängert 
dreiseitigem Umriss und stark gewölbt. Axe beträchtlich convex, 
halb so breit als die Gesammtbreite, aus 12 deutlichen Ringen 
bestehend, von denen der erste, zweite, vierte und fünfte ein 
Tuberkelpaar tragen. Seiten mit etwa 8 sehr schrägstehenden, 
starken Rippen, von denen die zweite und fünfte einen dicken, 
knotenförmigen Tuberkel tragen. 


[151] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 79 


Nur ein einziges Exemplar ist bekannt, welches aus dem 
Unterdevon von Meadsfoot bei Torquay in South Devon stammt. 

Die Art gehört nach ihrer Bewehrung mit Tuberkeln in die 
Gruppe des Homalonotus armatus (SALTER’s Section Burmeisteria). 
Unter den dieser Gruppe angehörigen rheinischen Arten kann 
mit ihr nur Homalonotus armatus selbst verglichen werden, der 
ebenfalls je zwei Tuberkeln auf den Seiten des Pygidiums besitzt; 
doch ist es bei armatus im Unterschiede von elongatus die erste 
und fünfte Rippe, die einen Tuberkel trägt, und dieser letz- 
tere selbst hat keine knoten-, sondern eine dornförmige Gestalt. 
Ausserdem ist bei der rheinischen Art die Axe nicht so breit, 
namentlich am Ende, und das ganze Pygidium wesentlich kürzer. 

Die von Koch als subarmatus beschriebene Form unter- 
scheidet sich von elongatus durch nur einen Tuberkel auf jeder 
Seite des Pygidiums, KocH’s aculeatus aber dadurch, dass hier 
sämmtliche Axenringe des Schwanzschildes mit einem Tuberkel- 
‘ paare bewehrt sind. 


2. Homalonotus Champernownei H. WooDwARD. 


Geolog. Magaz. 1881, pag. 489, tab. 15. 


Erst kürzlich auf Grund eines bis auf den Schwanz ziemlich 
vollständigen, indess etwas verdrückten Exemplares (Steinkern) 
aufgestellt, welches ebenfalls von Torquay, und zwar angeblich 
aus den daselbst an der Basis des Mitteldevon (?) liegenden rothen 
Grauwackensandsteinen herstammt. 

Die Art gehört zur armatus-Gruppe. Sie ist durch eine 
schwache Dreilappung ausgezeichnet und ähnelt hierin Homalo- 
notus Herscheli Murch. aus dem Unterdevon der Oap- Colonie. 
13 Rumpfringe. Axe sehr breit. Jeder Axenring trägt ein paar 
Dornen, die ungefähr 2°%® von einander entfernt stehend, zwei 
parallele Reihen bilden. 

Die Glabella besitzt nach WoopwArp’s Beschreibung drei 
Paar Stacheln auf den Seiten und drei auf der Mittellinie, von 


80 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [152] 


denen das vorderste doppelt gewesen zu sein scheint. Keine 
Andeutung eines Nackenstachels. 

Zu dieser Form ist später (Geol. Magaz. 1882, pag. 157, 
tab. 4, fig. 3) ein sehr defecter Schwanz gezogen worden. Der- 
selbe läuft spitz aus; Axe aus ca. 12 Ringen zusammengesetzt, 
deren vorderste mit einer doppelten Reihe von Dornen besetzt 
waren [was aus der Abbildung nicht ersichtlich ist]. Die Seiten 
tragen ungefähr 6 Ringe. 


Homalonotus armatus besitzt einen Nackenstachel und hat 
auf der Glabella zwar ebenfalls drei seitliche, aber keine mittlere 
Dornen. Die Dornen auf den Axenringen des Rumpfes sind nicht 
in gerade Reihen geordnet und ausserdem ist auch noch ein Dorn 
am Ende jeder Pleure vorhanden. Gehört der oben beschriebene. 
Schwanz wirklich zu Champernownei, so würde die Bedornung 
auch hier von derjenigen von armatus abweichen, da der Schwanz 
von armatus auch auf den Seiten Dornen trägt. 


3. Homalonotus goniopygaeus H. WooDwARD. 
Geolog. Magaz. 1382, pag. 157, tab. 4, fig. 1. 


Auf ein zusammen mit der vorigen Art gefundenes Schwanz- 
schild gegründet. Dasselbe ist lang, dreiseitig und stark gegliedert. 
Axe ausserordentlich breit, aus 12 oder 13 Segmenten zusammen- 
gesetzt. Auf den Seiten 8 oder mehr deutliche Rippen, die in 
einem stumpfen Winkel mit den Axenringen zusammentrefien. — 
Keine Andeutung von Dornen oder Tuberkeln. 

Der beschriebene Schwanz ist im Allgemeinen den kleinen, 
schmalen, langen, stark gegliederten, von Koch auf männliche 
Individuen bezogenen Schwänzen von rhenanus, crassicauda ete. 
ähnlich und dürfte wohl jedenfalls der Gruppe des crassicauda 
angehören. Indess besitzt keine der hierher gehörigen rheinischen 
Formen eine so breite Axe als goniopygaeus. 


[153] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 81 


V. Westliches Frankreich. 


1. Homalonotus Gervillei VERNEUIL. 


Tenmmarcnerr, Asie Mineure, Paleont. pag. 448, pl. 20, fig. 1. 1866. — Bayır et 
Zeivver, Explicat. de la Carte geol. de la France, IV, tab. 2, fig. 1, 3, 6. 1878. 
(Bessere Abbildungen.) 

Diese sich in den unterdevonischen Schichten von Nehou 
(und auch bei Constantinopel) findende Art ist in allen ihren 
Theilen bekannt. Kopf und Schwanz sind halbkreisförmig be- 
grenzt. Die Dreitheilung des Körpers ist sehr wenig scharf, die 
Rippung dagegen ziemlich stark ausgebildet. Die viereckige, nahe 
bis an den Stirnrand reichende Glabella ist vor den meisten an- 
deren Homalonoten durch eine, wenn auch nur schwache, Loba- 
tion ausgezeichnet. VERNEUIL bemerkt, dass die Art Homalonotus 
obtusus Sandb. von Wissenbach sehr nahe zu stehen scheine. 
Leider ist von obtusus bis jetzt mit Sicherheit nur der Schwanz 
bekannt und daher ein endgültiges Urtheil über die Beziehungen 
resp. die Identität beider Formen noch nicht möglich; doch will 
es mir scheinen, als ob die Axe des Schwanzes bei obtusus nicht 
so breit und deutlicher begrenzt sei als bei der französischen Art. 


2. Homalonotus Hausmanni M. Rovaurt sp. 


Asaphus Hausmanni Brongn. bei Rou., Bull. Soc. geol. de France. 2. ser., VII, 
pag. 379. 1851. Nur der Schwanz ist bekannt und sehr schematisch abgebildet. 
Von Izx. 


Steht, wie schon von VERNEUIL hervorgehoben, Homalonotus 
Gervillei mindestens sehr nahe. 


3. Homalonotus Legraverendi M. RouAuLr. 
l. e. pag. 381. Ebenfalls von Izx. 


Auch von dieser Art ist nur der Schwanz bekannt, aber nicht 
abgebildet worden. Die kurze Beschreibung giebt kein hinreichend 
6 


82 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [154] 


deutliches Bild der Art, um einen Vergleich mit anderen Arten 
zu ermöglichen. 


Bonissent führt in seiner Arbeit über die Geologie des 
Departement de la Manche (Mem. de la soc. des sc. nat. de 
Cherbourg, vol. X, 1864, pag. 200) aus dem Unterdevon des 
Contentin noch die folgenden Arten auf: 

Homalonotus Forbesi Rou. 
» Buchü Vern. 
» Brongniarti Vern. 

Es ist mir unbekannt, ob jemals eine genauere Beschreibung 
und Abbildung dieser Arten gegeben worden ist. 

Es werden in der neueren französischen Literatur noch einige 
weitere Arten genannt, von denen aber bis jetzt ebenfalls weder 
Beschreibungen noch Abbildungen existiren (Homalonotus Gahar- 
densis Trom. et Lebesec. ete.). 


VI. Spanien. 


Homalonotus Pradoanus VERNEUIL. 


Bull. Soc. geol. de France, 2. ser., 1350, tab. 1, fig. 4. 


Eine sehr grosse, aber nur unvollständig bekannte Art, die 
durch sehr zahlreiche, über den ganzen Rumpf und Schwanz zer- 
streute Körner und Tuberkel ausgezeichnet ist. Es ist ihr in 
dieser Hinsicht keine andere bis jetzt beschriebene Art vergleichbar. 
Die Quergliederung des breiten, gerundeten (?) Pygidiums ist sehr 
deutlich, die Abgrenzung der Axe von den Seiten wenig scharf. — 


Wird von SALTER zur armatus- Gruppe gerechnet. 


Vi. Türkei (Bosporus). 


1. Homalonotus Gervillei VERNEUIL. 


Wurde schon oben aus Frankreich angeführt. 
o- 


[1 55] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 83 


2. Homalonotus Salteri VERNEUIL. 
Asie Mineure, Paleont. pag. 450, tab. 20, fig. 2. 


Auf ein einziges Pygidium von kurz gerundetem Umriss mit 
deutlich gegliederter Axe und Seiten gegründet. Axe ebenso breit 
wie die Seiten. Auf beiden zählt man nur 5 Articulationen. Ein 
schmaler, glatter Randsaum ist vorhanden. 

VERNEUIL giebt an, dass er den fraglichen Schwanz anfäng- 
lich als zu Phacops gehörig betrachtet, später aber auf SALTER’s 
Autorität bei Homalonotus untergebracht habe. Wir müssen be- 
kennen, dass wir trotzdem Zweifel hegen, ob die Art wirklich zu 
Homalonotus gehöre. 


Vilt. Afrika, Cap-Colonie. 


1. Homalonotus Herscheli Murcnison. 
Sil. Syst. II, pag. 652, tab. 7 bis, fig. 2. 


Aus den Grauwackensandsteinen des Cedarberges und nach 
SANDBERGER (Neues Jahrb. 1852, pag. 581, und Rhein. Schichten- 
system Nassau, pag. 477) unzweifelhaft devonischen Alters. 

Ist von allen Autoren als naher Verwandter von Homalonotus 
armatus angesehen worden und gehört auch unzweifelhaft in die 
Section der Burmeisterien; indess scheinen im Unterschiede von 
armatus die Seitentheile des Pygidiums von Stacheln frei zu sein. 


2. Homalonotus erassieauda SANDBERGER. 


kommt nach Angabe der Brüder SANDBERGER (Rhein. Schichten- 
system Nassau, pag. 477) zusammen mit der vorigen Art und 
anderen devonischen Versteinerungen im Sandstein des Oedar- 


berges vor. 


6* 


84 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [156] 


IX. Nordamerika. 


1. Homalonotus Dekayi GREEN. 


Pal. New-York, vol. V, Illustr. Devon. Foss. 1376. — F. Röner, Lethaea palaeo- 
zoica, Atlas, 1876, tab. 25. 


Aus den Hamilton-Schichten. Eine typische Dipleura, die 
sich von den rheinischen Dipleuren durch den nach der Stirn 
spitzbogig zulaufenden Umriss des Kopfes und eine rectanguläre 
Glabella unterscheidet. Trotzdem ist die allgemeine Aehnlichkeit 
der kleinen Form von Daleiden (laevicauda) mit Jugendzuständen 
der amerikanischen Art recht gross. 


2. Homalonotus Vanuxemi Harr. 


Pal. New-York III, pag. 352, tab. 73, fig. 9— 13. 


Nur in Bruchstücken des Rumpfes und Schwänzen bekannt. 
Nach diesen letzteren besteht eine Verwandtschaft mit Homalonotus 
rhenanus. — Aus der Unter- Helderberg- Gruppe. 


X. Südamerika, Brasilien. 


Homalonotus Oiara Harrr et RaTHBun. 


Ann. of the Lyceum of nat. hist. of New-York, vol. XI, pag. 114 (ohne Abbild.). 


Soll sich von Dekayi durch weiter nach vorn gerückte Augen 
unterscheiden. 


[157] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 85 


Aus Obigem ergiebt sich, dass sich bis jetzt nur wenige von 
den rheinischen Homalonotus- Arten in fremden Devon-Gebieten 
wiedergefunden haben. Die meisten Arten hat mit dem Rheinland 
der Harz gemein (Homalonotus gigas A. Röm., ornatus Koch (?) und 
obtusus Sandb.?). Aus den Ardennen und Sudeten kennt man 
bisher nur eine rheinische Art (Homalonotus Roemeri de Kon.). 
England, Frankreich und das übrige Europa, sowie auch Amerika, 
haben bis jetzt keine mit Sicherheit auch am Rhein vorkommende 
Species geliefert; dagegen wird eine rheinische Art (Homalonotus 
erassicauda Sandb.) aus dem Caplande angegeben. 

Aus obigen Mittheilungen ist weiter ersichtlich, dass auch 
die fremden Devon-Gebiete untereinander nur sehr wenige Arten 
gemein haben. Zu diesen Arten gehört ausser dem schon ge- 
nannten, in den Ardennen und in Sudeten vorkommenden Ho- 
malonotus Roemeri noch Homalonotus Gervillei Vern., der sich in 
Frankreich und zugleich in der Türkei gefunden haben soll. 


Nachschrift. 


Erst nachdem Obiges gedruckt war, erfuhr ich durch Herrn 
Professor VON KOENEN, dass das Original zu A. Römer’s Homalo- 
notus Ahrendi vom Adenberge bei Oker (vergl. S. 72) in der Göt- 
tinger Universitäts-Sammlung aufbewahrt werde. Das mir auf 
meine Bitte durch Herrn von KoENEN freundlichst übersandte 
Stück stellt einen verdrückten und stark abgeriebenen Steinkern 
dar, der kein sicheres Urtheil darüber erlaubt, welcher Art das 
Stück angehört; indess erscheint mir die oben (l. ce.) ausge- 
sprochene Vermuthung, dass dasselbe zu Homalonotus ornatus 
Koch gehören könne, auch nach Untersuchung des Originals nicht 
unwahrscheinlich. Es sprechen dafür die grosse Breite der Axe 
des Rumpfes, die runde Endigsung der Rippen, ihre deutliche An- 
schwellung an ihrer Ansatzstelle an die Rumpfsegmente, die ver- 
hältnissmässige Schmalheit der Axe des Pygidiums, sowie die flache 
Gestalt der Schwanzspitze. 


A. W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr, 45/46. 


Dich 


3 ee Dar We) i = x EEE 
IR ; hade’s Buchäruokerei (L Berlin, 'Stallschr, 


AV ALIIINAUI LAIDIVUIVA 


MUS. COMP, ZOO. 


728 7 
Abhandlungen 
geologischen Specialkarte 


Pr eussen E iger, ; 
und 


den Thüringischen Staaten. 


BERLIN. 
| Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 


ö (J..H.. Neumann.) 
IE 


1883. 
R 


a 


Abhandlungen 


veolorischen Specialkarle 


Preussen 


und 


den Thüringischen Staaten. 


BERLIN. 
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
ö (J. H. Neumann.) 
1583. 


“ 


Beiträge 


zur 


Kenntniss der Tertiärflora 


der 
Provinz Sachsen 


von 


Dr. Paul Friedrich, 


Oberlehrer am Katharineum zu Lübeck. 


Herausgegeben 


von 


der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. 


Mit 2 Holzschnitten im Text, einer Karte und einem Atlas, enthaltend 
31 Lichtdrucktafeln. 


BERLIN. 


Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. 
(J. H. Neumann.) 


1385. 


EN 
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\ Re Kit MR 
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Ballen uum® 


Die vorliegende Arbeit, schon seit Jahren in Angriff ge- 
nommen, konnte erst in den letzten Wochen vollendet werden, 
weil es dem Verfasser, der nicht Botaniker von Fach ist, schwer 
werden musste, sich in ein so eigenartiges Gebiet einzuarbeiten, 
bei welchem eine Vertiefung in die Lebewelt weit schwieriger ist 
als bei der Thierpalaeontologie.e Während die Merkmale, auf 
welchen der Zoologe seine Gruppen aufbaut, zum grossen Theile 
auch bei der Untersuchung fossiler Thiere von hervorragendem 
Werthe sind, fehlen dem Pflanzenpalaeontologen Vorarbeiten, 
welche ihm das Studium der meist nur durch Blätter erhaltenen 
fossilen Pflanzen erleichtern könnten, aus dem Gebiete der Lebe- 
welt fast ganz. Während dem Thierpalaeontologen bei neuen 
Funden in der Regel eine gute Anzahl wohl erhaltener Petre- 
facten unter die Hände kommen und selbst die dürftigen Knochen- 
und Schalenreste ihn in den Stand setzen, das ganze Thier zu 
reconstruiren, erhält der Pflanzenpalaeontologe nur ein Haufwerk 
von schlechten Blattresten, welche nur in wenigen günstigen 
Fällen das feinere Netzwerk gut erhalten zeigen, aber gar zu 
häufig zu neuen Artbestimmungen benutzt worden sind. Es ist 
nun zwar sehr leicht, eine neue Art zu bilden; wie schwer es 
aber ist, 'die Gattung derselben zu begründen, das lehrt erst ein 
eingehendes Studium der Blätter lebender Pflanzen. 

Nur allzu wahre und beherzigenswerthe Worte sind es, welche 
Stur im Hinblick auf diesen Mangel phytopalaeontologischer For- 
schung seinen »Studien über die Altersverhältnisse der nordböh- 
mischen Braunkohlenbildung« (Jahrb. der K. K. geol. Reichsanst. 


VI 


1879, Bd. 29) hinzufügt: »Wir pflegen allerdings zuerst die best- 
erhaltenen Reste zu bestimmen; nach diesen bleibt aber der grössere 
Theil des Materials noch übrig 


>) 
stimmbaren, weil in der Regel schlecht erhaltenen Dingen. Es 
scheint uns oft ein Schade zu sein, wenn wir diesen voluminösen 
Theil des Materials unberücksichtigt lassen sollten, und sind oft 


stolz darauf, solche unansehnliche, eigentlich unbrauchbare Stücke 


bestehend eigentlich aus unbe- 


zu enträthseln im Stande zu sein. Da wird denn die Spitze eines 
sonst recht interessanten Blattes mit einem anderen Blatte ver- 
glichen und mit diesem für ident erklärt, von dem aber nur ein 
einziges Mal die Basis gefunden wurde, und umgekehrt; dann 
Blätter, denen der Rand zum grössten Theile fehlt, wegen der 
Nervation mit anderen Blättern identificirt, an welchen das charak- 
teristische Merkmal gerade in der eigenthümlichen Beschaffenheit 
dessen Randes liegt... .«. 

»Auf diese Weise bekommen wir eine Masse von Namen, die 
. aber in den allermeisten Fällen, wo sie angewendet werden, stets 
etwas anderes bedeuten als das, was man damit angeben will. Auf 
diese Weise bekommen wir für jede Stufe des Tertiärs eine grosse 
Menge von durchgehenden Arten, welche in der That nicht exi- 
stiren, die uns aber fort hindern, das Bild einer jeden Stufe 
für sich klar fassen zu können. Diese auf unzulängliche Bruch- 
stücke hin vorgenommenen Identifieirungen, die überdies in den 
meisten Fällen in der Literatur gar nicht fassbar und nicht nach- 
weisbar sind, da man das Abbilden solcher Stücke unterlässt und 
sie zu einer anderen Abbildung einfach hinstellt oder ganze Floren 
in Form von Namenverzeichnissen publieirt, sind die Veranlasser 
der so häufigen Nichtübereinstimmung stratigraphischer und phyto- 
palaeontologischer Resultate. « 

»Das Nichtklappen der phytopalaeontologischen mit stratigra- 
phischen Daten kann uns aber auch kaum verwundern. Man 
verlangt eigentlich Unmögliches, wenn man wünscht, dass der 
Phytopalaeontologe das specielle Alter einer Lagerstätte aus den in 
derselben gefundenen Pflanzenresten errathen soll. Wir sind vor- 
läufig nur so weit, dass wir die Formation heute fast mit voller 
Sicherheit nach Pflanzenresten bestimmen können: Miocän, Eocän, 


VII 


obere Kreide, Jura, Lias, Rhät, Dyas, Carbon und Culm; die 
Stufen treffen wir häufig auseinanderzuhalten, sind aber nicht im 
Stande, groben Fehlern in dieser Hinsicht auszuweichen.« 

Hätte man schon früher im Sinne dieser Worte gehandelt, 
so hätte die Phytopalaeontologie zwar nur den halben Ballast 
von Arten, aber dafür eine gesichertere Grundlage für künftige 
Untersuchungen. Leider überraschen diese Worte am Schlusse der 
Srur’schen Abhandlung insofern, als STUR kurz vorher in der- 
selben Abhandlung gegen seine eigenen Worte arg verstösst, indem 
er durch eine einseitige Bevorzugung der Pflanzenversteinerungen 
und vor allem unzuverlässiger Bestimmungen die hergebrachte 
Gliederung des deutschen Tertiärs und besonders auch desjenigen 
der Provinz Sachsen umzugestalten sucht. 

Um den lästigen Ballast von werthlosen Arten und zweifel- 
haften Gattungsbestimmungen nicht noch zu vermehren, ist ein 
grosser Theil von Blattresten und Früchten hier unberücksichtigt 
geblieben und ein anderer Theil zweifelhafter Stücke abgebildet, 
aber nicht benannt worden. 

Das Material zu dieser Arbeit stammt aus einer Anzahl von 
Fundorten der Provinz Sachsen, welche sämmtlich dem Unter- 
Oligocän angehören. Die Hauptmasse der beschriebenen Pflanzen 
befindet sich in der Bergakademie zu Berlin und im Mineralo- 
gischen Museum der Universität Halle, einige Exemplare auch 
im Berliner Universitäts-Museum und in der Bergschule zu 
Eisleben, sowie im Besitze der Herren Dr. Menuıs, Dr. Heine, 
KAUTZLEBEN und STEINICKE in Eisleben. — Die Pflanzenreste von 
Bornstedt wurden zum grössten Theile in den letzten Jahren auf 
Veranlassung des Herrn Reichstags- Abgeordneten Dr. MÜLLER in 
Bornstedt für das Hallesche Museum und die Bergakademie zu 
Berlin gesammelt. — Die Eislebener Pflanzen wurden zufällig beim 
Abteufen des Segengottesschachtes zwischen Eisleben und Wimmel- 
burg in einem gelben Thone entdeckt, von welchem das Hallesche 
Museum und die Bergakademie eine grössere Quantität durch 
die Vermittelung des Herrn Geh. Bergrath LEUSCHNER erhielten. 
Die Pflanzen von Dörstewitz und Trotha verdankt die Berg- 
akademie der Güte des Herrn Berginspector KAHLENBERG in 


Verbesserungen. 


Seite 4 Zeile 17 lies: Knollensteingeschiebe statt: Knollengesteingeschiebe. 


Da EG önnern! »  Cönnen. 

» 71 » 11 » Kenntniss » Kenntnisse. 

» 81 » 11 » lebenden » lebender. 

» 86 » 14 »  Braunkohlenstufe »  Braunkohlenflora. 
» 108 » 6 v.u. lies: Fie. 5 (), 6 >» Rie5,6 

» 135 » 2 lies: parvifolia »  parvifollus. 


» 140 zu Kiggelaria. Die Blätter sowohl der lebenden als der fossilen Art 
sind nicht zusammengesetzt, sondern einfach, abwechselnd. Daher muss 
die Diagnose lauten: Folia alternantia.... An der Analogie zwischen 
der lebenden und der fossilen Art ist trotzdem festzuhalten. 

» 162 Zeile 2 lies: Koninckianum statt: Koninckiana. 

» 169 » 8 v.u. lies: Taf. 20 »  Taf.21. 

» 248 » 5u.8 v.u. lies: Thümmlitzer Wald » Thümmlitzwald. 

» 2831 » 16 lies: longifolium »  longifolia. 


Le 


Geognostisches. 


Die Thüringisch-Sächsische Tertiärbucht wird ausschliesslich 
vom Oligocän gebildet, welches am besten in der Gegend von 
Halle und Leipzig untersucht ist. Die Lagerungsverhältnisse des 
Halleschen Tertiärs sind nach Laspeyres (geognost. Mittheilungen 
aus der Provinz Sachsen, Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 24, 1872, 
pag. 256 etc.) folgende: 


1. Obere Sande, Form- oder Glimmersand. 
Wilelk 2. Septarienthon. en 
Oligoeän. 
( 3. Magdeburger- oder Aluminitsand. 
4. Oberflötz. 
5. Stubensand. 
Unter- 


Oligocän. \ 6. Unterflötz. * 


7. Knollenstein. 
‚ 8. Kapselthon. 
Der obere Sand, wegen seiner Verwendung zu Gussformen 


Formsand genannt, ist en 6—-15" mächtiger, staubartiger, 


glimmerreicher, versteinerungsleerer Quarzsand (Glimmersand). 

Der Septarienthon ist durch das Auftreten zahlreicher 
mariner Conchylien ausgezeichnet, von denen die aus der Grube 
Rosalie Luise bei Beidersee stammenden von GIEBEL (Zeitschr. 
f. d. ges. Naturw. 1865, Bd. 25, pag. 473) und vox Könen (Zeitschr. 
d. D. geol. Ges. Bd. 17, pag. 462) bearbeitet worden sind. 

Der Magdeburgers and, ein mehliger, glimmerreicher, 
chokoladenfarbiger Sand, wird wegen seines Gehaltes an Braun- 
kohlensubstanz auch »Braunkohlensand«, als Muttergestein 


des Aluminits auch »Aluminitsand« genannt. 


>) Geognostisches. I 60] 


Der Stubensand oder Quarzsand besteht aus eckigen, 
scharfen Körnern von farblosem, durchsichtisem Quarz, erscheint 
daher schneeweiss und nimmt nur in der Nähe der Flötze eine 
braune oder schwarze Farbe an. 

Der Knollenstein oder Braunkohlensandstein ist ein Ȋusserst 
feinkörniger, sehr harter, grauweisser Sandstein, der durch Zu- 
sammenfritten feiner, weisser Quarz- und Stubensande entstanden 
ist und entweder in grossen oder kleinen Knollen — daher der 
Name »Knollensteine — oder als stark geklüftete Bänke die Sohle 
der Braunkohlenflötze bildet« (SPEYER, Erläuterungen zu Blatt 
Schraplau pag. 24). 

Der Kapselthon, so genannt nach seiner Verwendung zu 
feuerfesten Kapseln für die Porzellanfabriken, ist ein weisser oder 
lichtgrauer, plastischer Thon, welcher in der Nähe der Flötze 
kohlig und braun wird und nach unten häufig in. Porzellanerde 
und durch Aufnahme von Quarzkrystallen und Porphyrstücken in 
Porphyrgrus übergeht. 

Die drei oberen Schichten gehösen dem Mitteloligocän an, 
alle übrigen sind dem Unteroligocän zuzurechnen, weil sie nördlich 
vom Harze von einer marinen, petrefactenreichen Ablagerung von 
echt unteroligocänem Charakter, den sogenannten »Egelner Schich- 
ten«, überlagert werden, wie folgendes Profil aus Grube Luise bei 
Westeregeln am Nordrande des Beckens von Egeln beweist. 


Alluvium. 


Diluvium, 2m, 


Schwarze, graue oder grüne , (Glaukonit) Thone, 
»Egelnthone« nach EwALpD, und grüne oder 


graue, thonige Sande mit Glaukonit und Conchylien, 
»Egelnsandee nach Ewarp. 


Oberflötz von meist erdiger, selten knorpliger Be- 
schaffenheit und in den untersten Lagen reich an 
Schwefelkiesknollen. 


Grauer oder weisser, thoniger Sand, Stubensand. 


Umeridir 


Weisser Thon, Kapselthon. 


[161] Geogmnostisches. e\ 


Die von LASPEYRES für die Gegend von Halle versuchte 
Gliederung besitzt nicht blos keine Gültigkeit für das benachbarte 
Tertiär von Leipzig und Weissenfels, sondern erfährt auch in der 
engeren Umgebung von Halle selbst mannigfache Abweichungen, 
indeın z. B. der Kapselthon von Bennstedt nach Prof. v. Frırscn 
(Erläuterungen zu Blatt Teutschenthal) zum grossen Theil über 
dem Braunkohlenflötze liegt und die Pflanzen-führenden Stuben- 
sande von Stedten noch das Oberflötz überlagern. — Nach 
H. CREDNER (Das Oligocän des Leipziger Kreises; Zeitschr. d. 
D. geol. Ges. Bd. 30, 1878, pag. 615) kommt in dem Leipziger 
Tertiär der Kapselthon in allen Niveaus vor von der Basis des 
Unteroligocäns bis ins Liegende des Öberflötzes, der Stubensand 
auch noch im Oberoligocän. — In der Gegend von Weissenfels 
scheinen 2 Knollensteinzonen aufzutreten, die eine unter dem 
Unterflötze (Runthal), die andere im Hangenden desselben (vergl. 
die zahlreichen Angaben in ZINCKEN, Physiographie der Braun- 
kohle pag. 273 fi.). Die untere Knollensteinzone ist in dem in 
dieser Abhandlung gegebenen Profile von Runthal aufgeführt, die 
Knollensteine der oberen Zone sind meist in Tagebauten aufge- 
schlossen. In einem Steinbruche bei Schortau, südlich von Teu- 
chern, in welchem der feinkörnige, feste Knollenstein als treffliches 
Baumaterial gewonnen wird, wurden folgende Lagerungsverhältnisse 
beobachtet (ZiNcKEn, Physiographie pag. 278): 


1. | Lehm, Kies und Sand. 


2. Braunkohlensandstein (Knollenstein) in 1 bis 10 Fuss 
mächtigen Bänken. 


3. BEnEonenarz. 


Thon und weisser Sand. 


Dem Sandsteine entstammen die wenigen bis jetzt gefundenen 
Exemplare von Limulus Decheni (Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 
Bd. 19, pag. 329, und Bd. 21, pag. 64; LEoxHAarD’s Jahrb. 1863, 
pag- 249) und neben zahlreichen, unbestimmbaren Blattresten die 
von HEER (ZincKken, Ergänzungen zur Physiographie der Braun- 
kohle 1871, pag. 25) bestimmten Blätter von Cinnamomum 

1* 


4 Geognostisches. | [162] 


Scheuchzeri Heer und Sterculia labrusca Ung., sowie das 
auf Taf. 1, Fig. 1 abgebildete, von Herrn IntrAu in Krössuln 
gesammelte Wedelstück von Sabal major Ung. sp. 

Nach den bisher gemachten Erfahrungen muss die LASPEYRES- 
sche Gliederung des Unteroligocäns in der Weise erweitert werden, 
wie es von Seiten der sächsischen Sectionsgeologen für die Gegend 
von Leipzig geschehen ist: 


1. | Stufe der Kiese, Sande und Thone im Hangenden 
des oberen Braunkohlenflötzes. 


2% | Oberes een 


3. | Stufe der Kiese, Sande und Thone im Hangenden 
des unteren Braunkohlenflötzes. 


4. \Unteres oder Hauptbraunkohlenflötz. 


5. | Stufe der Knollensteine. 


Die Orte, denen die im Folgenden beschriebenen Pflanzen 
entstammen, sind folgende: 


1. Nachterstedt bei Aschersleben; Knollengesteingeschiebe 
im Diluvium. 


2. Skopau, Klein-Corb etha, Rattmannsdorf, Lauch- 
stedt und die nicht genauer bezeichneten Funde von Knollenstein- 
pflanzen südlich von Halle; Knollenstein im Liegenden des Halle- 
schen Tertiärs. 

3. Schortau bei Weissenfels; Knollenstein im Hangenden 
des unteren Braunkohlenflötzes. 

4. Stedten; Stubensande im Hangenden des obersten der 
3 Flötze. 

5. Bornstedt; oberes Alaunerdeflötz (Unterflötz) und die 
das Liegende desselben bildenden Thone. 

6. Eisleben (Segen-Gottes-Schacht und Grube »Schwarze 
Minna«); Niveau des Stubensandes von LASPEYRES, wenn die Lage- 
rungsverhältnisse der benachbarten Helbraer Mulde (LASPEYRES, 
Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872, pag. 350), 


[163] Geognostisches. 5 


Diluvium, 


Kies, Sand, sandiger Letten (Stubensand), n 
Unterflötz (12 — 17”), 
Dunkler Sand (Kuollensteinzone), 


Weisser, plastischer Thon (Kapselthon), 

denen von Eisleben in der Weise entsprechen, dass das Unterflötz 
mit dem 11/, Lachter mächtigen Flötze der ehemaligen Grube 
»Schwarze Minna« und dem dünnen Kohlensteg des Segen-Gottes- 
Schachtes zusammenfällt. 

7. Riestedt; untere Flötzgruppe. 

8. Dörstewitz; Unterflötz. 

9. Trotha; Unterflötz. 

10. Runthal bei Weissenfels; Thone im Liegenden des 
Unterflötzes und Hangenden der Knollensteinzone. 

Die ausführlichere Beschreibung der Lagerungsverhältnisse an 
allen diesen Orten ist der Beschreibung jeder Specialflora voran- 
gestellt. 


Dem Alter nach ordnen sich die Specialfloren in folgender Weise: 


|  Pflanzenfunde in der Pflanzenfunde im Leip- 
Stufe : ; Te 
Provinz Sachsen | ziger Tertiär 
1. Stufe der Kiese, Sande | Stedten. | Bockwitz bei Borna. 
und Thone im Hangen- | | 
den des oberen Braun- 
kohlenflötzes. | 


2. Ober. Braunkohlenflötz. Section Lausigk (Bock- 
| witz und Kesselshain) mit 
Sequoia Couttsiae Heer. 


3. Stufe der Kiese, Sande | Eisleben (Segen - Gottes- | Naundorf (Sect. Grimma). 
und Thone im Hangen- | Schacht und Schwärze 
den des unteren Flötzes. | Minna) und Schortau. | 

4. Unterflötz. | Riestedt, Trotha, Dörste- | Section Frohburg, Section 


| witz und Grimma, Keiselwitz und 
| | Zschadrass (Sect. Colditz), 
|. Sect. Borna und Lausick. 
n | Bornstedt. nn - 
| 


5. Stufe der Knollensteine. | Skopau, Rattmannsdorf, | Göhren (Section Penig;), 
q Klein - Corbetha, Lauch- | Thümmlitzer Wald (Sect. 
| stedt, Runthal (Thone). Leisnig), Tamricke bei 


| ı Kaditzsch (Sect. Grimma). 


6 Fossile Hölzer. [164] 


Fossile Hölzer. 


Die fossilen Hölzer, welche an manchen Orten der Provinz 
einen Hauptbestandtheil der Flötze bilden, konnten vom Verfasser 
nicht berücksichtigt werden, weil er mit der Kenntniss des ana- 
tomischen Baues der Holzstämme nicht vertraut ist. Daher sind 
im Folgenden nur die bereits vorliegenden, in dieser Richtung ge- 
wonnenen Resultate zusammengefasst. 


Aus den Braunkohlen von Nietleben, Riestedt, Voigtstedt und 
Sangerhausen führt HarrtıG (Botan. Zeit. 1848, pag. 166) an: 

Niet-  Rie- Voigt- Sanger- 

leben stedt stedt hausen 

Pitozylon Booensis(A re 

Heterowylon Seyferti . Ar 

Thujowylon austriacum 


++ +4 
+ 


Taxoaylon Goepperti . + 
Amylozylon Huttonü . 
Campozylon Hoedhianum Ung. 


Melitowylon Ungeri 


+44 


Callitrowylon Aykei m 
Ommatoaylon Germari . ». 2... .. —+ 


Balneoznlonn Enälicheri er + 


Diesen fügt ANDRAE (Erläuternder Text zur geognost. Karte 
von Halle 1850, pag. 85) noch hinzu: 


Porowylon tawoides 
von Nietleben. 


und Calloxylon Hartigü \ 

Im vergangenen Jahre hat J.-FELIx in seinen »Beiträgen 
zur Kenntniss fossiler Coniferen-Hölzer« (ENGLER, botan. Jahrb. 
für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie Bd. III., 
1882, pag. 269) auch Braunkohlenhölzer der Provinz Sachsen be- 
schrieben. Die von ihm’ untersuchten Hölzer gehören nur einer 
einzigen Art an, nämlich Cupressinoaylon Protolarix, welche 
theils mit Seguoia Couttsiae Heer, theils mit Sequoia Langsdorfiüi 
Brent. sp. zu vereinigen ist. Derselben Art dürfte auch Callo@ylor 


Hartigeii Andr. zuzurechnen sein, 
g 


[ 16 5] Literatur. m 


In den Braunkohlen von Cönnen tritt eine Faserschicht auf, 
deren anastomosirende Fasern von HARTIG (Botan. Zeitung 1848, 
pag. 167) mit den Milchsaftgefässen der Euphorbiaceen verglichen 
werden. 


Verzeichniss 


der Abhandlungen, welche im Folgenden in abgekürzter 
Form eitirt sind. 


BRONGNIART, Prodome d’une historie des vegetaux fossiles. Paris 
1828. 8°. 

L. COrı&, Recherches sur la vegetation de l’ouest de la France & 
l’epoque tertiaire; Ann. d. sciences geol. T. IX. Paris 
18707080 

H. ENGELHARDT, die Tertiärflora von Göhren; Nova Acta Acad. 

Caesar. Leopold. - Carolin. Bd. 36. Dresden 
1873. 49. 

> ‚ Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittel- 
gebirge, ibid. Bd. 38. 1876. 


» _ „ über die fossilen Pflanzen des Süsswassersand- 
steins von Grasseth, ibid. Bd. 43. 1881. 
» , über Pflanzenreste aus den Tertiärablagerungen 


von Liebotitz und Putschirn; Sitzungsber. der 
Isis zu Dresden 1880, pag. 77. 8°. 
C©. v. ETTINGSHAUSEN, fossile Flora von Wien; Abbhdl. der k. k. 
geol. Reichsanst. Bd. II. Wien 1851. Fol. 
» fossile Pflanzenreste aus dem trachyt. Sand- 


er 


stein von Heiligenkreuz bei Kremnitz; ibid. 
Bd. II. 1852. 

Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von 
Wildshut; Sitzungsber. der K. Akad. der 
Wissensch. Bd. IX. Wien 1852. 8. 
Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von 
Tokay; Sitzungsber. Bd. XI. 1853. 


r 


7 


8 


C. v. ETTINGSHAUSEN, 


— 


er 


Ir} 


= 


2 


I 


> 


E) 


= 


Literatur. [166] 


die tertiäre Flora von Häring in Tyrol; 
Abhadl. d. geol. Reichsanst. Bd. II. 1853. 
die eocäne Flora des Monte Promina; Denk- 
schriften der K. Akad. der Wiss. Bd. VIII. 
Wien 1854. 4°. 

fossile Flora von Köflach in Steiermark; 
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., Jahrg. 8. 
Wien 1857. 8. 

Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von 
Sotzka in Steiermark; Sitzb. Bd. XX VII. 
1858. 

fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin, 
I— III; Denkschr. 1867 — 69. 

die fossile Flora d. älteren Braunkohlenform. 
der Wetterau; Sitzungsb. Bd. LVII. 1868. 
Beitr. zur Kenntn. der Tertiärflora Steier- 
marks; Sitzungsbericht Bd. LX. 1869. 
Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von 
Radoboj; Sitzungsber. Bd. LXI. 1870. 
die foss. Flora von Sagor in Krain, I u. II; 
Denkschr. Bd. XXXII u. XXXVNH. 1872 
und 1877. 


J. S. GARDNER and Ö. v. ETTINGSHAUSEN, a monograph of the 
British Eocene flora. Vol. I. Filices. Palaeonto- 
graphical Society. 1879 —82. London. 4°. 

H. B. GEinITzZ, über Versteinerungen des Herzogthums Altenburg. 


Altenburg 1842. 8%. 


GAUDIN et StRozzLI, Contributions A la flore foss. italienne, II. mem.; 


Neue Denkschriften der Schweizer naturforsch. 
Ges. Bd. XVII 1860. 4°. 


OÖ. Heer, Beiträge zur näheren Kenntniss der Sächs.- Thüring. 


Braunkohlenflora; Abhandl. des naturwiss. Vereins für 


die Provinz Sachsen u. Thüringen. Berlin 1861. Fol. 


»  „ Lignites of Bovey Tracey; Philos. Transact. of the Roy. 


Soc of London for the year 1862. Vol. CLII, Part II. 


London 1863, 


[167] Literatur. 9 


O. HEER, über einige fossile Pflanzen von Vancouver und British- 
Columbia. 1865. 4°. 
» „über die Braunkohlenpflanzen von Bornstedt; Abhandl. 
der naturforsch. Ges. zu Halle Bd. XI. 1870. 4°. 
L. LESQUEREUX, Contributions to the fossil flora of the Western 
Territories. Part II: the Tertiary Flora; in 
F. V. Haypen, Report of the U. S. Geol. Survey 
of the Territories. 1878. Vol. VII. 49. 
A. MassaLonGo, Studi sull. flor. foss. del Senogalliese, Imola. 
1859. 
G. DE SAPORTA, Prodrome d’une flore foss. des travertins anciens 
de Sezanne; Mem. de la soc. geol. de France. 
2° ser., Vol. VIII. Paris 1868. 

G. DE SAPORTA et A. F. Marıon, Essai sur l’etat de la vegetation 
a l’epoque des marnes heersiennes 
de Gelinden; Me&m. couronn. et 
Mem. des savants &trangers publ. 
par l’acad. roy. des sc. des lettres 
et des beaux’ arts de Belgique. 
Vol. XXX VI. 1873. 40. 

» >» Revision de la flore heersienne de 
Gelinden, ib. Vol. XLI. 1878. 
J. SIEBER, Beitrag zur Kenntn. der nordböhm. Braunkohlenflora; 
Sitzungsbericht der K. Akad. der Wissensch. Jahrg. 
1880, Bd. LXXXII. Wien. 8. 3 
SISMONDA, Materiaux....; Mem. dell. Acad. di Torino. Vol. XX11. 
1865. 4°. 
C. v. STERNBERG, Versuch einer geogn. - botan. Darstellung der 
Flora der Vorwelt. Leipzig 1821 —38. Fol. 
F. UnGER, Foss. Pflanzen von Wieliczka; Denkschr. der K. Akad. 
der Wissensch. Bd. I. 1849. 


» , Blätterabdrücke aus dem Schwefeltlötze von Swoszowice 


= 


in Galizien; Naturwiss. Abhandl. von W. HAIDINGER, 
Bd. IIi. Wien 1850. Fol. 
„ die foss, Flora von Sotzka; Denkschr. Bd. III. 1851, 


10 Literatur. I 68] 


F. UnGER, Iconographia plantarum fossilium; Denkschr. Bd. IV. 
E 1852. 
> „ dıe foss. Flora von Kumı auf Euböa; Denkschr. 1867. 
» , die foss. Flora von Radoboj; Denkschr. Bd. XXIX. 
1869. 
» , die fossile Flora von Szantö in Ungarn; Denkschr. 
Bd. XXX. 1870. 
WATELET, Description des plantes fossiles du bassın de Paris. 
1866. 4°. 
J. WENTZEL, Flora der tert. Diatomaceenschiefer von Sulloditz im 
böhm. Mittelgebirge; Sitzungsber. der K. Akad. der 
Wissensch. Bd. LXXXII. 1881. 8°. 


Uebersicht 


der in dieser Arbeit aufgeführten Fundorte von Tertiärpflanzen. 


(Das Alter von Kumi, Brognon, Wildshut und Striese bei Praussnitz in Schlesien blieb dem Verfasser unbekannt.) 


Zu Seite 10. 


Deutsches Reich. 


Oesterreich 


ee 


Plioeän | Unter- 


sts ste, TI 


f 
Ober- 


Mittel- 
Mioeäin ! 


i Unter- 


m 


u 


Ober- 


Mittel- 


Oligocän 


Unter- 


Piacentische 
Stufe 


| 
I 


Tortonische 
Stufe 


Rhön, Schossnitz. 


Gleichenberg; Zillingsdorf, Neufeld 
und Laaerberg bei Wien und Inzers- 
dorfer Tegel (nach Srur). 


Hernals, Straden und Breitensee 
(nach Stur). 


Ungarn mit Galizien 


und Siebenbürgen 


Wieliezka. 


Tokay, Heiligenkreuz 
bei Kremnitz, Erlau, 
Erdöbenye, Szanto, Thal- 


heim, Szakadat, Swoszo- | 


wice (nach Srur). 


Schweiz 


Oeningen, Wangen, Schrotzburg, Stei- 

nerberg, Albis, Irchel, Steckborn, 

Berlingen, Elgg, Herderen, Locle, 
Montavon. 


Italien 


, Arnothal, Montajone, 

, Sienna; Sarzanello, 

Stradella u. Guarene; 
Sinigaglia. 


Frankreich und Belgien 


England 


Stufe 


| Helvetische | Günzburg; Bischofsheim i. d. Rhön (?). 


kalk von Kostenblatt, Brandschiefer 
von Sobrussan, Sphärosiderit u. Thon 
von Lang-Augezd und Preschen. — 
Parschlug, Leoben, Köflach, Voits- 
burg, Fohnsdorf, Eibiswald. 


Grasseth (Cyprisschiefer), Süsswasser- 


Petit Mont bei Lausanne, Estave, 
Croisettes, Montenailles, Moudon, 
Payerne, St. Gallen, Luzern, Bäch. 


Turin, Superga bei 
Turin, Monte Bam- 
boli. 


Mainzer 
Stufe 


Aquitanische 
Stufe 


Kaltennordheim, Münzenberg, 
Rockenberg, Seckbach. — (?) Liebi- 
berg bei Günzburg. 


Seifhennersdorf. — Salzhausen, 
Hessenbrücken, (?) Nieder-Olm und 
Selzen (Sandstein) Niederrhein. Becken 
(Rott, Orsberg, Quegstein ete.), Spee- 

bach im Elsass, (2) Jestetten in 

Württemberg, Miesbach, Pensberg, 
Peissenberg. 


Sulloditz (Diatomaceenschiefer), Tuffe 


Kundratitz, Polirschiefer von Kutsch- 
lin, Menilitopal von Schichow. — 
Radoboj, Tüffer, Sagor, Trifail. 


Sandstein von Altsattel, Grasseth, 
Schüttenitz, Tschernowitz, Saaz und 
Teplitz; plastischer Thon von Priesen, 
Thone von Liebotitz. — Sotzka, 
Möttnig. 


von Salesl, Putschirn, Holaikluk und | 


Zsilythal. 


Eriz, Delsberg, Develier, Neucul, 
Aarwang, Wynau, Egerkingen, 
Lausanne (Tunnel), Solitude, Rove- 
reaz, Calvaire, St. Galler Findlinge, 
Mönzlen, Ruppen, Altstätten, Luzern, 
Öberägeri, Walpkringen, Riautmont, 
Bollingen, Utznach. 


Horw, Vevay, Montagny, Monod, 
Rivaz, Paudez, Rochette, Belmont, 
Conversion, Rüfiı, Rossberg, Rothen- 

thurm, Hohe Rhonen. 


Ralligen, Schwarzachtobel, Wäggis, 


Zovencedo, Cadibona 
(Bagnasco, Stella, 
Cosseria ete.). 


Thone von Marseille, Fisch- | 
schiefer von Bonnieux. | 


Menat, Armissan, Peyriac; 

Manosque (Bois d’Asson, 

Vallee de la Mort-d’Imbert, 
Forecalquier). 


Tongrische 
Stufe 


Rixhöft und Samland. 


Salcedo, Chiavon, 
Novale. 


Roncon; littor. Kalkmergel 
von Marseille (St. Jean- 
de-Garguier, Allauch, 

Camoins-les- Bains), 
St. Zacharie, Vaucluse 
(Gargas, Saulthal, Apt), 

Castellane (Basses-Alpes). 


Ligurische 
Stufe 


Sämmtliche Fundorte von Tertiär- 
pflanzen in der Provinz Sachsen, 
Leipziger Tertiär (Göhren, Bockwitz 
ete.), (?) Quatitz, (?) Harthau, 
(2) Berthsdorf, (2) Zittau, (?) Bautzen. 
— Gross-Kuhren (Samland). 


Häring (nach Günser), Monte Pro- 
mina (nach Havzr), (?) Reut im 
Winkel. 


| 


Thal der Sarthe (Le Mans 
und Angers), Gyps von Aix, 
Massale. 


| Hempstead. 


mm kette rem nn nn Lett tt m 


Mittel- 


Eoeän J 


Unter- 


Belleu, Coureelles), Gelinden. 


\ Bartonsche 
Stufe 
Pariser Monte Bolca und Arcueil. Bournemuth, 
Stufe Monte Postale. Alumbay, 
Bovey Tra- 
cey (nach 
GARDNER). 
Londoner 
Stufe 
Woolwich-u. 3 { Counter Hill 
Reading b. Lewisham. 
series 
| Soissonische z i Sezanne; Sande von 
Stufe Bracheux (Vervins, Pernant, | 


Beschreibung der Localfloren der 
Provinz Sachsen. 


Knollensteinflora. 


Die dem Knollenstein angehörenden Pflanzen sind auf eine An- 
zahl von Localfloren vertheilt, welche in der Provinz zerstreut liegen. 
Die Localfloren einzeln zu betrachten, würde, da von einigen der- 
selben nur wenige Arten bekannt sind, das allgemeine Bild ver- 
wischen. Die in Betracht kommenden blätterführenden Knollen- 
steine von Skopau, Rattmannsdorf, Klein-Corbetha, Alber- 
stedt und Lauchstedt gehören in das Liegende der Braunkohle, 
die wenigen Pflanzen von Schortau stammen aus dem als Han- 
gendes des dortigen Flötzes auftretenden, mächtige Bänke bildenden 
Sandsteine, die Nachterstedter Pflanzen endlich gehören Knollen- 
steingeschieben des Diluviums an. 

Die Knollensteine von Skopau und Lauchstedt werden durch 
Steinbruchsbetrieb gewonnen. Das Vorkommen der Nachterstedter 
Pflanzen ist aus folgendem Profile (Zixcken, Braunkohle pag. 686, 
Angaben vom 31. August 1863) ersichtlich: 


Nordischen Geschiendl lodke von Muschelkalk u 
Placodus, Quadersandstein, Feuerstein, Kies, Gerölle, 
grober Sand (7— 12 Fuss). 


10—21 Zoll mächtige Schicht mit 1/„—!/5 Zoll starker, 
gelblichgrüner, thonig-sandiger Lage von Meerescon- 
chylien. 


12 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [170] 


!Grober, weisser Sand (1/,— 1 Fuss). 


Geröll, Kies, Sand (4—6 Fuss). 


4—10 Zoll starkes, festes Oonglomerat von Quarz- 
körnern und Eisenkies. 


Kohlenflötz. 


Aus der 7--12 Fuss mächtigen Schicht nordischer Geschiebe 
stammen die Quarzitblöcke mit den weiter unten beschriebenen 
Blattresten von Ohamaerops helvetica Heer und Phoenicites 
borealis n. sp. Aus demselben Tagebau erwähnt auch ZINCKEN 
(l. ec. p. 687) Blöcke »mit Palmenblättern (Flabellaria (2) chamaero- 
pifolia) und bis 5 Zoll langen und 1 Zoll breiten, lanzettförmigen 
Blättern«. Das Vorkommen der beiden genannten Palmen in diesen 
Blöcken lässt es ausser Zweifel, dass diese nicht dem Quader- 
sandsteine, sondern dem Tertiär entstammen. Diese Zweifel würden 
ferner auch die ausgezeichneten Hohldrücke von Coniferenzapfen 
beseitigen helfen, welche ich vor mehreren Jahren in der Samm- 
lung des Herrn Grubendirector SEYFFERT zu Nachterstedt sah, 
aber später bei der Bearbeitung dieser Flora nicht erhalten konnte. 
Das Zusammenvorkommen der Quarzitblöcke mit anderem ein- 
heimischen Materiale lässt auf einen nahen Ursprung derselben 
schliessen. - 

Es sei hier erwähnt, dass im norddeutschen Diluvium wieder- 
holt Quarzite beobachtet worden sind, welche petrographisch von 
den Knollensteinen der Umgegend von Halle und Weissenfels sich 
nicht unterscheiden lassen. Einige solcher Stücke, welche Herr 
Dr. GorTrscHE im holsteinschen Diluvium gesammelt hat, enthalten 
Zweigstücke von Sequoia Couttsiae Heer, wie sie von Skopau 
und Alberstedt bekannt geworden sind (Zeitschr. d. D. geol. Ges. 
Bd. 33, pag. 502). 

Die ältesten Bestimmungen von Knollensteinpflanzen rühren 
von L. v. Buch her. Derselbe führte von Lauchstedt (Ber. d. 
K. Akad. d. Wissensch. Berlin 1851, pag. 699) auf: Veanothus 
polymorphus und Daphnogene cinnamomeifolia. Durch 
L. v. Bucn sollen nach Zincken (Physiographie der Braunkohle 


pag. 132) ferner bestimmt worden sein; Cinnamomum lanceo- 


[171] Knollensteinflora. 13 


latum und Juglans costata. ANDRAE (Text zur geogn. Karte 
von Halle pag. 78) fügt diesen noch Phyllites salignus Rossm. 
hinzu und vergleicht zwei andere Blätter von demselben Fundorte 
(de formatione tert. Hal. prox. pag. 19) mit Phyllites juglandoides 
Rossm. und salignus Rossm. 

Eine ausführliche Abhandlung über die Knollensteinpflanzen 
von Skopau verdanken wir HErR (Beitr. zur näheren Kenntniss 
der Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora; Abhandl. des naturwiss. 
Vereins für die Prov. Sachsen u. Thüringen. 1861. 2. Bd.). Seit 
dieser Bearbeitung ist ausser einigen brieflichen Mittheilungen von 
HEER an ZINncKEN betrefiend Knollensteinpflanzen von Schortau 
(ZINCKEN, Ergänzungen zur Physiogr. der Braunkohle pag. 25) 
über die Knollensteinflora der Provinz Sachsen nichts wieder ver- 
öffentlicht worden Der Steinbruchsbetrieb in den Knollensteinen 
lieferte in den letzten Jahren nur spärliche Pflanzenreste. Die 
wenigen Arten, welche im Folgenden beschrieben werden, sind 
zum grössten Theile auf Excursionen gesammelt, welche Herr 
Professor von Fritsch alljährlich mit seinen Zuhörern unternimmt. 


Beschreibung der Arten. 


Fungi. 
Phaeidium speetabile HEERr. 
Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 3, Taf. 6, Fig. 7 


Vorkommen: Skopau. 


Filices. 


Lygodium Kaulfussi HEeEr. 


Heer, ]. c. pag. 3, Taf. 8, Fig 21 und Taf. 9, Fig. 1. 
Siehe diese Abhandl., Bornstedt. 


Vorkommen: Skopau. 


14 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [172] 


Coniferae. 


Sequoia Couttsiae HEER. 


Siehe diese Abhandl., Bornstedt. 
Sequoia Sternbergi Heer, ]. c. pag. 4, Taf. 5, Fig. 10. 
(2) Glyptostrobus europaeus Hrer, ib. pag. 3, Taf. 5, Fig. 11. 


Zweigstücke dieser Art sind wiederholt in dem Knollenstein 
von Skopau gefunden worden. Sie sind besonders häufig auf 
Knollensteinplatten von Alberstedt, welche Dr. HEmE dem Halle- 
schen Museum geschenkt hat. 


Vorkommen: Skopau, Alberstedt. 


Gramineae. 


Arundinites deperditus HEER sp. 


Bambusium deperditum Hexx, ]. ce. pag. 4, Taf. 6, Fig. 10, 12m (1861). 
Scmmrer, traitö de pal. veg. II, pag. 396. 


Vorkommen: Skopau. 


Palmae. 


Amesoneurum plieatum HEEr. 
Heer, ]. c. pag. A, Taf. 7, Fig. 14— 15. 


Vorkommen: Skopau. 


Chamaerops helvetica HEEr. 
Taf. 2, Fig. 1. 


Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 36, Taf. 31 u. 82 (1855); IU, pag. 200 (1859). 
Schineer, traite de pal. veg. II, pag. 987 (1870 — 72). 


Folia cordato-suborbieularia, flabelhiformia, palmato-multifida, 
rigida; radii induplicativi e rhachide abbreviata, rotundata 


eweuntes. 


Das sehr schöne Blatt aus einem Knollensteingeschiebe von 
Nachterstedt ist kugelig gewölbt. Die für Chamaerops charakte- 
ristische, vorn abgerundete Spindel ist noch deutlich erhalten. Die 


Strahlen sind vor ihrer Gabelung abgebrochen, die Nerven gänzlich 


[173] Knollensteinflora. 15 


verwischt. Die längsten Strahlenstücke sind bei einer Breite von 
18"m 14,5°% lang, andere besitzen bei einer Breite von 17%” eine 
Länge von 11°“. Die Längen- und Breitenverhältnisse in be- 
stimmten Abständen von der Spindel sind bei der Trennung der 
Arten nicht maassgebend, da dieselben an einem und demselben 
Blatte sehr differiren. 

Unser Blatt passt recht gut zu den Hrer’schen Abbildungen. 
Während an den letzteren 23 Strahlen gezählt werden, welche 
noch nicht die vollständige Anzahl derselben vorstellen, besitzt 
unser Blatt, dessen Basis vollständig erhalten zu sein scheint, 
deren nur 19. Dass auch diese Unterschiede zur Aufstellung 
neuer Arten nicht hinreichen, lehrt ein Vergleich der Blätter einer 
und derselben lebenden Art. 

Chamaerops Kutschlinica Ett. (Bilin I, pag. 108, Taf. 7, 
Fig. 16) stellt einen kümmerlichen Blattrest vor. 

Die Gattung Ühamaerops (ca. 12 Arten) ist durch das Medi- 
terrangebiet, Afghanistan, Belutschistan, Indien bis China und Japan 
verbreitet und bildet überall in der alten Welt die Nordgrenze der 
Palmen (Nizza 430 41’). 

Verbreitung unserer Art: 

Unter - Miocän : Bollingen, Utznach. 
Unter-Oligocän: Nachterstedt (nördlichster, bis jetzt bekannter Ort 
der Erde mit Tertiärpalmen). 

Verwandte Art: Uhamaerops humilis L., von GAUDIN 
(Contrib. V, pag. 8, tab. 1, fig. 8, 9; tab. 2, fig. 6, 7; tab. 3, fig. 6) 


auch im vulkanischen Tuffe von Lipari nachgewiesen. 


Sabal major UNGER sp. 
Taf. 1, Fig. 1. 


Flabellaria major Uxger, Gen. et spec. plant. foss. pag. 330 (1850). Chlor. prot. 
pag. 42, tab. 14, fig. 2 (1847). 
» »  Errınesuausen, Häring pag. 33, Taf. 3, Fig. 3—7 (1853). 

Sabal major Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 88, tab. 35; tab. 36, fig. 1—2 (1555). 

» » Heer, ibid. Il, pag. 168 (1859). 

» »  Gaupin et Srrozzı, Contribut. II, pag. 38, tab. 1, fig. 14; tab. 2, 

fig. 16 (1560). 
E »  Lunpwıc, Palaeontogr. VIII, pag. 85, Taf. 20, Fig. 1 (1560). 


16 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. . [174] 


Sabalites major SAPORTA, Et. II, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., III, pag. 82, tab. 2 
(1865). 
» »  Sarorra, Et. II, 3, ibid. IV, pag. 244 (1865). 
Sabal major Errısssuausen, Bilin I, pag. 108, Taf. S und 9 (1867). 
» »  Errinasuausen, Wetterau pag. 323 (1868). 
®» »  Errisesuausen, Steiermark pag. 39 (1869). 
» » Schmueer, traite de pal. veg. II, pag. 497, tab. 82, fig. 1 (1870—72). 
Flabellaria maxima Uxeer, Chlor. prot. pag. 41, tab. 12; tab. 13, fig. 1—2; 
tab. 14, fig. 1 (1847). 
» » Weser, Palaeontogr. Il, pag. 158 (1854). 
» »  Scumrer, palaeontologia alsatica pag. 3, tab. 1 und 2 (Mem. 
de la Soc. d’hist. nat. de Strasbourg, vol. IV). 


Flabellaria raphifolia Sterssere, Vers. I, 2, pag. 32 und pag. XXXIV, Taf. 21 


» » (1821). 

» Parlatorü, Massavoxco, enumerat. delle piante foss. mioc. pag. 11. 
» » Massatoneo, prodr. flor. foss. senogall. pag. 6. 

» _ giganteum, MaAssavoxco, plant. foss. nov. pag. 12 (?). 


Sabal Lamanonis Lupwıc, Palaeontogr. VII, pag. 85, Taf. 21, Fig. 1 (1860). 
Flabellaria eocenica Lesauzrevx, tert. flora pag. 111, tab. 13, fig. 1—2 (1378). 


Folia magna, valide et inerme petiolata, flabellato-pinnata, 
petiolo 21/4 — 4°” lato, apice in appendicem acuminatam longe 
provecto, radiis ca. 50 secus rhachidis dechwvitatem affıwis, latis, 
longe productis, plicato - costatıs. 


Von dieser Art ist aus den Knollensteinen nur der abgebildete 
Palmenrest bekannt. Die meisten der bisher beschriebenen Bruch- 
stücke dieser Art bringen die Unterseite des Blattes zur An- 
schauung. Die Oberseite ist nur in Palaeontogr. WAGIE, ts Di, 
Fig. 1 und LESQUEREUX, tertiary flora tab. 13, fig. 1 dargestellt. 
In beiden Abbildungen ist nicht so schön wie an unserem: Blatte 
die Verlängerung des Blattstieles unterhalb des Blattes verdeutlicht. 


Die Veremisung der oben aufgezählten Synonyma ist zum 
grössten Theile bereits durch HEER (]. c.) geschehen und be- 
gründet. — Flabellaria eocenica Lesq., 1. c. Fig 1 und 2, ist 
von dem ebenda Fig. 3 abgebildeten Palmenreste zu trennen und 
mit unserer Art zu vereinigen. — Die von WATELET in seiner 
»Description des plantes foss. du bass. de Paris« beschriebenen 
Palmenreste sind zu einer sicheren Bestimmung nicht hinreichend. 


Sie scheinen z. Th. zu Sabal major und haeringiana zu gehören. 


1 75] Knollensteinflöra. 1 


Verbreitung der Gattung Sabal (ca. 6 Arten) in der 
Jetztwelt: Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Loui- 
siana und Texas, Mexico und westindische Inseln von Cuba bis 


Trinidad. 


Verbreitung unserer Art: 
Ober - Miocän: Arnothal, Sinigaglia. 
Mittel-Miocän: Monte Bamboli, Leoben (?). 
Unter-Miocän: Münzenberg, Radoboj, Lausanne, Mont Cal- 


vaire, Aarwangen, Rovereaz ob Lausanne. 


Ober - Oligocän: Salzhausen, Rott, plast. Thon von Priesen, 
Montagny ob Lutry, Armissan. 

Mittel-Oligocän: Kalkmergel von Marseille, Hempstead. 

Unter-Oligocän: Schortau bei Weissenfels, Stedten, Häring, 
Massale. 


Amerikanisches Tertiär: Black Buttes (erste Gruppe). 


Phoenieites borealis nov. spec. 
Taf. 3. 


Folia pectinato-pinnata, rhachide angulosa; pinnae oblique in- 
sertae, lineares, angustae, alternae, inter se non tangentes, 
basi conduplicatae. 


Der schöne, grosse Palmenwedel zeigt noch deutlich die aus- 
gehöhlte, in der Mittellinie mit einer erhabenen Längskante ver- 
sehene Rhachis, rechts 4 Insertionsstellen, links 9 Fiederblätter, 
deren Insertionsstellen zum Theil noch recht gut sichtbar sind. Die 
Fiederblätter sind am Grunde eng zusammengeschnürt, breiten sich 
aber schnell aus und verflachen sich, so dass die mittlere Kante 
nur noch als ein niedriger Kiel hervortritt. Die Parallelnerven 
sind nicht mehr sichtbar. Die grösste Länge der schmalen, linearen 
Fiedern beträgt 315”®, die grösste Breite 15"", 

Fiederpalmen sind bereits aus dem österreichischen und 
schweizerischen, in grösserer Anzahl nur aus dem Tertiär Italiens 


2 


18 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [176] 


beschrieben worden. Die Trennung aller bis jetzt bekannten Arten 
ist, weil die Mehrzahl derselben auf schlecht erhaltene Bruchstücke 
gestützt ist, noch sehr willkürlich. Ein Vergleich von Blättern 
führt, so lange Blüthen- und Fruchtreste fehlen, nur dann zu einem 
einigermassen sicheren Resultate, wenn gleichwerthige Fiederstücke 
in Bezug auf Grösse und Stellung der Blattfiedern untersucht 
werden können. Da dies in der Regel unmöglich ist, können nur 
die von einander am meisten abweichenden Arten immer gut von 
einander getrennt werden. 


Die Fiedern von Phoenicites spectabilis Ung. (Chlor. 
prot. pag. 34, Taf. 11) sind breiter als ihre Insertionsstellen von 
einander entfernt sind und decken sich dachziegelförmig. 

Von den von VısIanı beschriebenen Palmen von Salcedo 
(Palm. pinnatae tert. agri Veneti; Estr. dal Vol. XI delle Memor. 
d. Instituto ven. di sc. lett. ed art. Venezia 1864) gehören zu dem 
Typus unserer Palme: Phoenicites italica Mass., Sanmicheliana 
Vis., Lorgnana Mass., Fracastoriana Mass. und densifolia Vis. — 
Bei Ph. Fracastoriana nimmt die Rhachis nach oben sehr 
schnell an Breite ab, bei Ph. densifolia sind die fast recht- 
winklig abzweigenden Fiederblätter dicht gedrängt. Die beiden 
Abbildungen von Ph. Lorgnana stellen nur die Endstücke zweier 
Wedel dar mit sehr dünner Spindel und ziemlich dichtstehenden 
Fiedern. Der Bau des Blattes erinnert an unsere Figur. Als 
Ph. italica hat Vısıanı zwei hinsichtlich der Länge der Fiedern 
gänzlich von einander abweichende, sehr gut erhaltene Blätter ab- 
gebildet. Das eine (Taf. 1), von ca. 112°® Länge, schliesst sich 
an unser Blatt an, kann aber, wenn auf folgende Verhältnisse 


Gewicht gelegt werden darf, nicht mit ihm zu einer Art vereinigt 


werden. 
Breite Breite Entfernung 
SR | nr | N» 
der Spindel | der Fieder | der Fieder 
RS i 
TERDENNGUESEN SD eCHEr Gmun ton. | 30 — 49mm 
Ph. italica, unteres Blattstück . 12 » 24 — 27mm | 22 (selten 30) mm 


Ph. italica, oberes Blattstück  . 10 » J4qmım \ 15 (selten 22) » 
| 


1 (d 7] Knollensteinflora. 19 


Wenn auch diese Zahlen nur einen geringen Grad von Ge- 
nauigkeit besitzen, da sie zum Theil einer zu ?/s der natürlichen 
Grösse verkleinerten Zeichnung entnommen werden mussten, so 
geht doch mit Gewissheit aus ihnen hervor, dass 


]. bei Ph. italica die Breite der Fiedern fast immer grösser, 
bei unserer Art viel kleiner ist als die Entfernung ihrer 
Insertionsstellen ; 

2. die Entfernung der Insertionsstellen an der dicken Spindel 
von Ph. italica viel geringer ıst als an der halb so dicken 
Spindel unserer Art. 

Phoenicites Pallavicinii Sism. (Mat. pag. 26, tab. 33) 
stellt ein 1!/a® langes Wedelstück mit schmalen Fiederblättern vor. 
Letztere lassen eine deutliche Mittelkante nicht erkennen und 
scheinen eine stark verbreitete Basis zu besitzen. 

Phoenieites salicifolius Stbg. sp. (Flora der Vorwelt II, 
pag. 195, Taf. 40, Fig. 1) von Altsattel ist ein klemes, zum Ver- 
gleiche unbrauchbares Bruchstück eines Palmenwedels. — Phoeni- 
cites angustifolius Stbe. sp. (1. c. pag. 195, Taf. 44), ein grosses 
Wedelstück mit schmalen, linearen Blättern von Altsattel, ist in 
den Details schlecht erhalten. 

Verbreitung der Gattung Phoenix in der Jetztwelt (mit 
ca. 12 Arten): Südeuropa, Afrika mit Ausschluss der Kalaharı und 
Capflora, Sumatra und Java, Vorder- und Hinter-Indien, Ceylon, 
Länder des Euphrat und Tigris, Arabien. : 

Dass früher die Gattung Phoenix weiter nach Norden aus- 
gebreitet war als jetzt, beweist das Zusammenvorkommen von ge- 
fiederten Blättern und männlichen Blüthen bei Puy (Haute-Loire), 
welche beide auf Phoenix deuten (Phoenicites pumilus Brongn. 
Tabl. d. genr. pag. 118 und Sap. Et. Suppl. I, pag. 39). 

Verwandte fossile Arten: 


l. Phoenieites italica Mass. 


2% Lorgnana Mass. 

De Sanmicheliana Vis. \ i Sellasco 

4. » F'rracastoriana Mass. \ el Olga) 
3. » densifolia \ is. 


20 Berschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. 178] 


Myricaceae. 


Myrica Germari HEer. 
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 5, Taf. 8, Fig, 12— 16. 
Diese Art ist noch zweifelhaft. Die winzigen Bruchstücke von 


Myrica Germari Engelh. (Flora der Braunkohlenform. im Königr. 
Sachsen pag. 31, Taf. 8, Fig. 11— 12) sind nicht bestimmbar. 


Vorkommen: Skopau. 


Myriea laevigata HEER sp. 


Dryandroides laevigata Hxer, flor. tert. Helv. II, pag. 101, Taf. 99, Fig. 5—7 
(non S) (1856). 


» » Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 285 u. 287 (1859). 
» » Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 9, Taf. 6, 
Fig. Ss—9 (1861). 
» » Hrer, Bovey Tracey pag. 1065, tab. 65, fig. 9— 11 
(1862). 
Myrica laevigata SAroRTA , Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, pag. 100 
(1865). 
2 >» Sarorra, Et. III, 3, ibid. VIII, pag. 58 (1567). 
» » Sarorra, flore foss. d. cale. coneret. de Brognon pag. 15 
(1866). j 
@& >» » Sarorra, Üt. Suppl. I, pag. 122 (1872 — 73). 
» » Scuineer, traite de pal. veg. II, pag. 542 (1370 — 72). 
» » Heer, Zsilythal pag. 14, Taf. 2, Fig. la, b (1872). 


Diese Art, von welcher in den letzten Jahren keine Blätter 
wieder gefunden worden sind, ist schwer von Myrica hakeae- 
Folia Une. sp. und Myrica lignitum Ung. sp. abzutrennen. 
Von den meisten Fundorten liegen keine Abbildungen vor, so 
dass die Verbreitung dieser an sich schlechten Art zur Beurthei- 
lung ‘der Floren keinen grossen Werth hat. Dryandr. laevigata 
Sism. (Mat. pag. 53, tab. 17, fig. Sb) zeigt blos den Umriss des 
Blattes. 

Lebende Analoga: Myrica cerifera Lam. (Nord- Amerika, 
Erie-See bis Alabama), Myrica salicina Hochst. (Abessinien). 


[179] Knollensteinflora. 91 


Verbreitung: 


Ober -Oligocän: Peissenberg, Monod, Hohe Rhonen, Rochette, 
Bois d’Asson, Armissan, Zsilythal. 
Unter-Oligocän: Skopau, Aix (?) 
Mittel-Eocän: Bovey Tracey. 
Unbekannter Horizont: Brognon (Cöte d’Or). 


Cupuliferae. 


Quereus neriifolia Ar. Braun. 
Taf. 1, Fig. 2. 
Heer, flor. tert. Helv. II, pag. 45, Taf. 74, Fig. 1—7, 16a—d; Taf. 1, Fig. 3; 
Taf. 2, Fig. 12; (?) Taf. 75, Fig. 2 (1856). 
» flor. tert. Helv. III, pag. 178, Taf. 152, Fig. 3 (1859). 
(?) Ersınesuausen, Köflach pag. 13 (1857). 
Massaronco, stud. flor. Senogall. tab. 31, fig. 6 (1859). 
Sarorra, Et. II, 3, Ann. d. sc.-nat. 5. ser., IV, pag. 112 (1865). 
(?) Erriscsnausen, Bilin I, pag. 54, (1867). 
Scnruere, trait& de pal. veg. II, pag. 621 (1870— 72). 
Exget#arpr, Leitmer. Mittelgeb. pag. 403, Taf. 11, Fig. 2 u. 3 (?), non 4 (1876). 
(2?) Lesauerrevx, Tert. flor. pag. 150, tab. 19, fig. 4«—5 (1878). 
Quercus lignitum Av. Braun, in Stizenb. Verz. pag. 77. 
» » Heer, Uebersicht der Tertiärflora pag. 53. 
»  commutata Hzer, flor. tert. Helv. I, pag. 14, 21 (1555). 


Folia petiolata, subcoriacea, elongato-lanceolata, utrinque 
acuminata, integerrima vel apice sparsim denticulata. Nervi 
sec. numerosi, dietyodromi. Glans brevis, ovalis, 8 — 11" longa, 
6— 9 lata, apiculata, distinete longitudinaliter striata. 


Das Blatt von Skopau stimmt mit den Hrer’schen Abbildun- 
gen und Oeninger Vergleichsstücken überein. Die sich gabelnden 
und in nur undeutlichen Schlingen aufsteigenden Secundärnerven 
unterscheiden es hinreichend von den Blättern von Rhododendron. 


Wenn die oben aufgezählten Funde zu vereinigen sind, so 
gehört unsere Eiche zu den langlebigsten und verbreitetsten 
Pflanzen, da sie sowohl im europäischen Tertiär vom Unteroligocän 


22 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [180] 


bis in die Oeninger Schichten, als auch im nordamerikanischen 
Tertiär einen charakteristischen Baum bildet. 

Quercus neriifolia Heer, flor. tert. Helv. Taf. 75, Fig. 2 
ist breiter als die übrigen Blätter, und die Secundärnerven ent- 
springen unter spitzeren Winkeln. Daher ist die Bestimmung 
dieses Blattes zweifelhaft, ebenso die von (uercus nerüfolia 
Stur (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, I, pag. 153) 
von Swoszowice, welche STUR mit der Hrer’schen Abbildung 
vergleicht. Noch mehr weicht von unserem Typus Quercus nerü- 
folia Gaud. et Strozzi (Contrib. VI, pag. 12, tab. 2, fig. 1) von 
Bozzone ab. — Quercus nerüfolia Sism. (Mat. pag. 46, tab. 9, fig. 1) 
erinnert mehr an Ficus- Arten und an Notelaea eocenica. — Die 
nah verwandte Quercus bifurca Wat. (Paris-pag. 138, tab. 35, 
fig. 9) aus dem Unter-Eocän von Pernant hat schmalere, parallel- 
randige Blätter. 

Lebende Analoga: Amerikanische Eichen vom Typus Qu. 
imbricaria Mchx. und phellos L.; Vereinigte Staaten von New- 
Jersey bis zum Golf von Mexico. 

Verbreitung: 

Ober - Miocän: Oeningen, Swoszowice (?), Sinigaglia. 

Mittel-Miocän: Brandschiefer von Sobrussan (?), Köflach (?). 

Ober-Oligocän: Armissan. 

Unter-Oligocän: Skopau. 

(?) Amerikanisches Tertiär: Florissant (Colorado), 4. Gruppe, 

Raton Mountains (N. Mex.), 1. Gruppe. 

Nah verwandte Art: 

Quercus bifurca Wat.: Pernant (‚Unter- Eocän). 


Dryophyllum Dewalquei SarorTA et MARION. 
Tafel 1, Fig. 3 und 6. 


Sarorsa et Marıon, Essai sur l’etat de la veg. heers. de Gelinden pag. 37, tab. 2, 
fig. 1—6; tab. 3, fig. L—4; tab. 4, fig. L—4 (1873). 
» » Revision ete. pag. 50, tab. 7, fig. 4—5; tab. S, fie. 1—7 
(1878). 


[181] Knollensteinflora. 23 


conf. diese Abhandl., Bornstedt, Taf. 9, Fig. 6. 


Quercus drymeia Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 5, Taf. 5, Fig. 6, 7 


(1861). 
Dryandroides Meissneri Heer, ibid. pag. 10, Taf. 5, Fig. 12, 13. 
» aemula Hrer, ibid. pag. 9, Taf. 5, Fig. 11— 17; Taf. 6, 


Fig. 12a (2), 12e. 
Myrica aemula Sckimrer, traite de pal. veg. II, pag. 548 (1870 — 72). 
»  Meissneri Schineer, ibid. pag. 549. 


Folia coriacea, petiolata, e basi integra obtuse vel acute cuneata 
sursum plus minusve elongata, apice breviter vel sensim attenuata, 
margine argute serrata. Nervi sec. angulis acutis emissi, plus 
minusve nmumerosi quandoque multiplices, paralleli, eraspedodromi, 
extremo apice furcati. Nervuli transversi, in rete tenuissimum, tandem 


anastomosati. 


In die Gruppe von Quercus spicata (Fig. 3a) gehört bereits 
eine grössere Anzahl sehr variirender Arten, so dass durch das 
Hinzukommen neuer Funde die Umerenzung derselben immer 
schwieriger wird. Unser Blatt Fig. 6 ist von SaPoRTA et MARION, 
Essai tab. 2, fig. 2—3; tab. 3, fig. 3—4 und tab. 4, fig. 1—4 
nicht zu unterscheiden, und ebenso stimmt das Blattstück Fig. 3 
recht gut mit SAPORTA et MARIoN, Essai tab. 2, fig. 4 und Re- 
vision tab. 7, fig. 4 überein. 

Quercus drymeia Heer (]. c.) schliesst sich an unsere Fig. 3 
an, dagegen sind ibid. Taf. 6, Fig. 12h und Dryandroides aemula 
Heer ibid. Taf. 6, Fig. 12b, weil schlecht erhalten, bei jeder künf- 
tigen Untersuchung auszuschliessen. 

Myrica aemula Crie (l’ouest de la France ä l’epoque tert. 
pag. 32, tab. H et I) bildet eine selbstständige Art, welche mehr an 
die Dörstewitzer Eiche als an unsere Art erinnert. Den Secundär- 
nerven laufen ziemlich kräftige, dem Mittelnerv entspringende 
Nerven parallel. 

Dryophyllum subfalcatum Lesq. (tert. flor. pag. 163, 
tab. 63, fig. 10) ist unserer Art nah verwandt. Es erinnert be- 
sonders an SAPORTA et MARIOoN, Essai tab. 3, fig. 2. 


24 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [182] 


Verbreitung: 


Unter-Oligocän: Skopau (Fundort von Fig. 6 unbekannt, 
Gegend von Skopau und Rattmannsdorf). 
(2) Bornstedt. 
Unter-Eocän: Gelinden. 
Verwandte Arten: siehe Bornstedt. 


Moreae. 


? Fieus Schlechtendali HEER. 
Heer, Sächs. - Thüring. Braunkohlenflora pag. 6, Taf. S, Fig. 20. 


Vorkommen: Skopau. 


Fieus Giebeli Herr. 
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 6, Taf. 2; Taf. 5, Fig. 8—9 (1861). 
Scnmmper, traite de pal. veg. II, pag. 730 (1870 — 72). 
Encetuarpr, Flora der Braunköhlenform. im Königr. Sachsen pag. 37, Taf. 13, 
Fig. 1 (1870). 
Crıs, L’ouest de la France & l’epoque tert. pag. 38 (1877). 
Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Skopau, Harthau (?), Angers (Thal der 
Sarthe) (?). 
Nächst verwandte Arten: 
Protoficus sezannensis Sap., Sezanne tab. 6, fie. 1. 


» insignis Sap., ibid. fig. 2—4. 


Laurineae. 


Cinnamomum Scheuchzeri HEer. 


Heer, briefl. Mittheilung, Zixexrex, Ergänzung I zur Physiogr. dev Braunkohle 
pag. 25 (1571). 
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt. 


Vorkommen; Schortau bei W eissenfels. 


[183] Knollensteinflora. 235 


Cinnamomum lanceolatum UNGER sp. 
Taf. 1, Fig. 4. 
Vergl. diese Abhandl., Stedten. 


Vorkommen: Skopau. 


Cinnamomum sezannense W ATELET. 
Taf. 1, Fig. 5. 


Oinnamomum sezannense Warener, Paris pag. 175, tab. 50, fig. 2 (1866). 
(2) Daphnogene sezannensis Sarorra, Sezanne pag. Sl, tab. 8, fie. 8 (1868). 
» » Sarorra et Marron, Essai sur l’etat de la veg. A 
l’epoque des marnes heers. de Gelinden pag. 47, tab. 6, 
fig. 5—6 (1873). 

» » SCHINPER, traite de pal. veg. II, pag. 852 (1870—72). 
Cinnamomum sezannense Sarorra et Marıon, Revision de la flore de Gelinden 
pag. 60, tab. 9, fig. 2—6 (1873). 

» dubium Warsver, Paris pag. 176, tab. 50, fie. 4. 
Daphnogene pedunculata Warzrzr, ibid. pag. 178, tab. 50, fig. 6 — 10. 


Folia coriacea, elongato-lanceolata, basi in petiolum angustata, 
in apicem sensim elongatum attenuata, margine integerrima, tripli- 
nervia; nervi laterales alterni, suprabasilares, margine 
paralleli, cum nervis sec. camptodromo-anastomosantes; nervi 


tert. angulo recto e nervo prim. egredientes, parallel. 


Die gestreckte Gestalt, die beiden über der Basis entspringenden, 
dem Rande parallel laufenden und sich erst über der Blattmitte mit 
den Secundärnerven durch aufsteigende Schlingen verbindenden 
Seitennerven, endlich die zahlreichen wagerechten Tertiärnerven 
unterscheiden unser Blatt hinreichend von den jüngeren Arten. 
Wir finden dieselben Merkmale bei Cinnamomum sezannense 
Wat. wieder, mit welchem SArORTA und MARION, und wohl 
mit Recht, auch Daphnogene pedunculata Wat. und 
Cinnamomum dubium Wat. vereinigen. Die Bestimmung von 
Daphnogene sezannensis Sap. von Sezanne ist fraglich, da 
bei diesem die Tertiärnerven unter spitzen Winkeln ausgehen. 
Daphnogene longingua Sap. et Mar., welche SarorTA und 


96 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [184] 


Marıon (Essai etc. pag. 48, tab. 4, fig. 7) zu derselben Art zu 
stellen geneigt sind, muss entfernt werden, da bei ihr die Seiten- 
nerven sehr weit oberhalb der Basis entspringen und die Secundär- 
nerven weiter hinunter gerückt sind, so dass der Raum zwischen 
beiden sehr klein erscheint. 

Unsere Art schliesst sich an Cinnamomum lanceolatum 
Ung. sp. an, am besten an die Form Phyllites cinnamomeus Rossm., 
Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 2. 

Lebende Analoga nach SAarorTA: Uinnamomum Culi- 
lawan Nees, Burmanni Bl. und tamala Nees, sämmtlich dem 
tropischen Asien angehörend. 


Verbreitung: 


Unter-Oligocän: Gegend von Rattmannsdorf bei Halle, Fund- 
ort unbekannt. 


Unter-Eocän: Sezanne, Belleu, Gelinden. 


Daphnogene veronensis MASSALONGO. 


Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlentlora pag. 8, Taf. 6, Fig. 1. 


Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Skopan. 
Mittel-Eocän: Monte Bolca, Alumbay. 


Daphnogene elegans W ATELET. 
Taf. 1, Fig. 9. 
Warerer, Paris pag. 180, tab. 51, fig. 5—6; tab. 54, fig. 9 (1866). 
Sarorra, Nezanne pag. 368, tab. 8, fig. 11L—12 (1568). 
Schimeer, traite de pal. veg. II, pag. Sl, tab. 92, fig. 8-9 (1870 — 72). : 
Sterculia labrusca Hxer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora Taf. 8, Fig. 19 
(1861). 

Folia coriacea, ovata, acuminata, basi attenuata, mangine 
integerrima, triplinervia. Nervi laterales suprabasilares, margine 
subparalleli, cum secundarüs alternis cuwrvato- ascendentibus anasto- 


mosantes. Nervuli flexuosi, rete pölygonum formantes. 


[185] Knollensteinflora. 37 


Das abgebildete schöne Blatt passt bis auf die abzerundete 
Spitze recht gut zu Daphnogene elegans. Die Abrundung muss 
nach Analogie der lebenden Laurineen als eine zufällige Ver- 
kümmerung der Blattspitze angesehen werden, wie gleiches bei 
lebenden und fossilen Arten, besonders von Cinnamomum, häufig 
beobachtet werden kann. Es giebt kaum eine Laurinee mit für 
die Art charakteristischen, abgerundeten Blättern. Die beiden 
Exemplare von Oreodaphne obovata Meissn. im Königl. Her- 
barıum, deren Blätter abgerundet sind, scheinen noch nicht maass- 
gebend zu sein gegenüber der ausserordentlich reichen Fülle der 
übrigen spitzblättrigen Laurineen. Zwei in derselben Weise von 
einander hinsichtlich der Entwickelung der Spitze abweichende 
Blätter hat Sarorra (Et. III, 3, Ann. . ., 5. ser., VIII, pag. 76, 
tab. 15, fig. 4—5) zu derselben Art, Laurus superba, vereinigt. 

Sterculia labrusca Heer, ]. c., ein einfaches Blatt mit zwei 
oberhalb der Basis aus dem Hauptnerv hervortretenden Seiten- 
nerven, gehört zu unserer Art. 

Die nächsten Beziehungen besitzen nicht, wie WATELET und 
SAPORTA meinen, Qreodaphne (foetens), Uryptocarya und Nectandra, 
sondern Litsaea, namentlich /. foliosa Nees, unter den fossilen 
Pflanzen die neueren Litsaea- Arten von Bornstedt und L. magni- 


Jica Sap. 
Verbreitung: 


Unter-Oligocän: Skopau, Gegend von Rattmannsdorf bei Halle, 
Fundort unbekannt. Auf demselben Gesteins- 
stück befindet sich Cinnamomum sezannense 


Wat. 


Unter-Eocän: Sezanne. 


Actinodaphne Germari HEER sp. 
Taf. 2, Fig. 2. 
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt. 


An dem abgebildeten Blattstücke ist das Maschennetz bis ins 
feinste Detail erhalten. In der unteren Hälfte sind Randstreifen 


28 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [186] 


derartig abgebrochen, dass die unteren Seitennerven jetzt den Rand 
bilden. Das leicht zu vervollständigende Blatt erinnert am meisten 
an die Blätter von Actinodaphne Germari von Bornstedt, mit denen 
es in allen Details übereinstimmt. 


Vorkommen: Gegend von Skopau, Fundort unbekannt. 


Laurus saxonica nov. spec. > 
Taf. 1, Fig. 3; Taf. 2, Fig. 4. 


Folia coriacea, elliptica, basi angustata; nervus prim. validus, 
nervi sec. camptodromi, curvati, angulis acutis varııs orientes, distantes, 


nervuli rete angustum distinctum polygonum efformantes. 


Fig. 4 auf Taf. 2 stellt ein dicklederartiges Blatt mit kräftigen 
Haupt- und Secundärnerven vor. Die mit blossen Augen kaum 
sichtbaren Tertiärnerven werden an Deutlichkeit von einem scharf 
ausgeprägten, polyedrischen Netzwerk übertroffen, dessen Zwischen- 
räume wie feine Wärzchen erscheinen. Auch in dem Blatte Taf. 1, 
Fig. 8 treten die Tertiärnerven nur wenig aus dem gut sichtbaren, 
polyedrischen Netzwerk (Fig. Sa) hervor, die vom Hauptnerv aus- 
gehenden laufen den Secundärnerven fast parallel, während die 
entsprechenden Nerven in Taf. 2, Fig. 4 fast rechtwinkelig ab- 
zweigen. Diese Abweichung der beiden sonst übereinstimmenden 
Blätter kann nicht als Artunterschied aufgefasst werden, da gleiche 
Unterschiede auch bei ein und derselben Art unter den lebenden 
Laurineen, mit denen unsere Blätter der Nervatur und Textur 
nach verglichen werden müssen, häufig beobachtet werden. 

Unsere Blätter erinnern am meisten an Laurus styracifolia 
Web. (Palaeontogr. II, pag. 180, Taf. 20, Fig. 3) von Orsberg 
und Oeningen und Oreodaphne Heeri Gaud. et Strozzi (Con- 
trib. I, pag. 35, tab. 10, fig. 4—9; tab. 11, fig. 1—7) aus dem 
Miocän und Pliocän Italiens und dem Pliocän von Meximieux, 
namentlich an l.c. Taf. 11, Fig. 2. Für die jungtertiäre Oreo- 
daphne-Art sind die in den Achseln der Secundärnerven sitzenden 
Warzen charakteristisch, welche diese Art am meisten der lebenden 
Oreodaphne foetens Nees (SAPORTA, Meximieux tab. 26, fig. B) 


Bi 87] Knollensteinflora. 39 


nähern, einem Baume, der einen grossen Theil der Wälder 
auf den Canarischen Inseln bildet. Hinsichtlich der kürzeren, 
unteren Secundärnerven und des Fehlens der Warzen schliesst 
sich unsere Art mehr an amerikanische Pflanzen an, z. B. an 
Oreodaphne californica Nees (ETTINGSHAUSEN, “ Apetalen 
Taf. 33, Fig. 5) und Oreod. indecora Nees (ibid. Fig. 2). 


Die Gattung Ocotea (Oreodaphne und Mespilodaphne) 
umfasst 200 meist dem tropischen und subtropischen Amerika 
angehörende Arten. Nur wenige Arten bewohnen Afrika und 
die Canarischen Inseln. 

Vorkommen: Taf. 1, Fig. 8: Klein - Corbetha. Taf. 2, 

Fig. 4: Dieselbe Gegend, Fundort mir nicht 
bekannt. 


(?) Laurus primigenia UNGER. 


Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 7, Taf. 6, Fig. 12i, k. 
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt.- 


Vorkommen: Skopau. 


Laurus Apollinis HEER. 
Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 7, Taf. 7, Fig. 7—8. 


Vorkommen: Skopau. 


Laurus excellens WATELET. 


Laurus excellens Wareter, Paris pag. 185, tab. 52, fig. 2 (1866). 
Lalages Hzer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 7, Taf. 7, Fig. 9 —11 
(1s61). 
» praecellens SarorTA, Et. I, 5, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, pag. 210, tab. 6, 
fig. 4 (1863). Seitenzahl nach dem zusammenhängenden Werke. 


Folia coriacea, ovato-lanceolata, apice basique sensim 
attenuata, integerrima; nervi sec. angulis acutis orientes, curvatı, 
camptodromi, nervi tert. subreti. 


30 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [188] 


Die von HEER mit Zaurus Lalages (]. ec.) vereinigten Blätter 
müssen von dieser Art getrennt werden, da sie sich am Grunde 
langsamer verschmälern und die unter spitzeren Winkeln aus- 
gehenden Secundärnerven stärker gebogen sind. Ich vereinige sie 
mit dem Blatte von Laurus excellens Wat., mit welchem sie 
sich bis auf die weniger zahlreichen Secundärnerven vollständig 
deckt. Von der WATELET’schen Art vermag ich ferner auch 
Laurus praecellens Sap. nicht zu trennen. n 

Die ähnlichen Blätter von Persea belenensis Wat. sind 
breiter. Persea palaeomorpha Sap. et Mar. (Revision etc. 
tab. 10, fig. 1) wird wahrscheinlich bei dem Vorhandensein von 
besserem Materiale später mit unserer Art zusammenfallen. Sie 


nähert sich am meisten Laurus praecellens Sap. und ewcellens W at. 
Verbreitung: 

Mittel-Oligocän: St. Zacharie. 

Unter-Oligocän: Skopau. 


Unter-Eocän: Belleu. 


Pimeleaceae. 


Pimelea borealis HEer. 
Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 8, Taf. 5, Fig. 18. 


Vorkommen: Skopau. 


Proteaceae. 


Dryandroides erenulata HEeERr. 
Taf. 4, Fig. 1. 
Dryandroides crenulata Hswr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 10, Taf. 5, 
Fig. 1—3 (1861). 
» erenata Scrnumper, traite de pal. veg. II, pag. SI1 (1870 — 72). 
Folia coriacea, lanceolata, in petiolum sensim attenuata, 
serrulata. Nervi sec. tenuissimi, camptodromi, amgulo acuto, 


inferiores angulo acutissimo orientes. 


Ri 89] Knollensteinflora. 91 


Die Hrer’schen Abbildungen stellen Bruchstücke von klei- 
neren Blättern vor. Für alle Blätter ist charakteristisch, dass die 
unteren Secundärnerven unter viel spitzerem Winkel aufsteigen 
als die folgenden. 


Die entsprechende lebende Gattung ist nach HrEER Cenar- 
rhenes mit nur einer Art (Cenarrh. nitida Sieb. auf Tasmanien). 
Aehnliche Blätter besitzt auch T’elopea speciosissima R. Br. 
(ETTINGSHAUSEN, Apet. Taf. 42, Fig. 2—3). Die Bestimmung 
unserer Blätter ist sehr fraglich. 


Vorkommen: Skopau. 


Grevillea nervosa HeEER. 


Grevillea nervosa Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 8, Taf.5, Fig. 4—5 
(1S6). 
» » Schmeer, traite de pal. veg. II, pag. 788 (1870 — 72). 
» ‚provincialis Sarorra, Kt. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, pag. 252, 
tab. 8, fig. 3 (1862). 


» » Sarorra, Et. Suppl. I, 2, pag. 149 (1872 — 73). 
» » Schmeer, traite Il, pag. 786, tab. 85, fig. 28. 
» verbinensis Warener, Paris pag. 192, tab. 53, fig. 4 (1866). 


Folia coriacea, linearia, basi angustata, integerrima. Nervi 
sec. numerosi, angulis peracutis orientes, camptodromi; ner- 
villi retieulati. 


Es sind bereits eine grössere Anzahl von fossilen Grevzllea- 
Arten beschrieben worden, welche von unserer Art kaum ver- 
schieden, sich sämmtlich an die beiden, nur wenig von. einander 
abweichenden, lebenden Arten @Grevillea sericea R. Br. und 
oleoides Sieb. anschliessen. Es sind Grevillea coriacea Sap., rigida 
Sap., lancifolia und Jaccardi Heer, haeringiana Ett., verbinensis 
Wat. und provincialis Sap. Von diesen stimmen die beiden letzten 
mit unserer Art überein, denn sie besitzen dieselbe Gestalt und 
gleiche Nervatur. Trotz dieser Uebereinstimmung finden wir 
weder bei Sarorra noch bei WATELET unsere Art erwähnt. 
Grevillea lancifolia Heer, Jaccardi Heer und haeringiana Ett., nur 


schwer zu trennende Arten, gehören, wie unsere Pflanze, in die 


32 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [190] 


Formenreihe von @rev. oleoides Sieb. (ETTINGSHAUSEN, Apet. 
Taf. 38, Fig. 8). @rev. sericea R. Br., von der anderen lebenden 
Art nur durch geringere Blattlänge unterschieden, ist im Tertiär 
durch Grevillea coriacea Sap. vertreten. — Die Mitte zwischen 
beiden lebenden Arten nimmt Grevillea rigida Sap. ein. Die ge- 
zahnten Formen von Grev. Kymeana Ung. gehen allmählich in 
ganzrandige über, welche sich von Grev. Jaccardi und haeringiana 
nicht unterscheiden lassen. UNGER (Kumi pag. 35) ist daher 
geneigt, die letztgenannten nur als Endform der Kumi-Art anzu- 
sehen. 

Von den ca. 160 lebenden Arten von Grevillea bewohnen 
nur 7 Neu-Caledonien, alle anderen das Festland Australiens. 


Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Skopau, Aix. 


Unter-Eocän: Vervins. 


Oleaceae. 


Notelaea eocaenica ETTINGSHAUSEN. 


ErrisesHausen, Beit- zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 526, Taf. 2, 

Fig. 4 (1858). 

Hrer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 13, Taf. 6, Fig.5:; (2) pag. 20, 
Taf. 10, Fig. 1 (1861). 

(2?) Ficus arcinervis Hrer, ibid. pag. 6, Taf. 6, Fig. 4, 121. 


Ficus arcinervis Heer (l. c.), von der RossmÄsstEr'schen Art 
durch die zarten Secundärnerven abweichend, scheint zu dieser 
schlechten Art zu gehören. Die Gattung Notelaea umfasst 
8 australische Arten (Qucensland, Neu-Süd- Wales, Victoria, 
Tasmanien). 

Verbreitung: 

Ober-Oligocän: Sotzka. 
Unter-Oligocän: Skopau, Weissenfels (?). 


[191] Knollensteinflora. 33 


Apocyneae. 


Apoeynophyllum neriifolium Herr. 


Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 13, Taf. 8, Fig. 1—8. 
Vergl. diese Abhandl., Stedten. 


Verbreitung: Skopau (sehr häufig), Stedten. 


Myrsineae. 


Myrsine formosa Herr. 
Hexer, Sächs- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 12, Taf. 6, Fig. 6; Taf. 8, Fig. 10—11. 
Myrsine formosa Crie, l’ouest de la France & l’epoque tert. 
pag. 48, tab. K, fig. 69 ist ein unbestimmbarer Blattrest. 
Vorkommen: Skopau. 


Sapotaceae. 


Sapotaeites relieulatus HEERr. 
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 12, Taf. 6, Fig. 12d, e. 


Vorkommen: Skopau. 


Ebenaceae. 


Diospyros vetusta HreER. 
Taf. 4, Fig. 3. 


Diospyros vetusta Heer, Sächs. - Thüring. Braunkohlenfl. pag. 10. Taf. 7, Fig. 1—6. 
» »  ScHineer, traite de pal. veg. II, pag. 946. 

Persoonia Kunzü Heer, 1. c. pag. 9, Taf. 8, Fig. 22. 
» »  SchHiueer, l.c. II, pag. 783. 


Das abgebildete Blatt stimmt mit denjenigen Blättern von 
Skopau überein, deren grösste Breite in der Mitte liegt. Per- 


° 
p} 
o 


34 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [192] 


soonia Kunzii HEER ist hierher zu ziehen. Die Nervatur der- 
selben weicht gänzlich ab von derjenigen bei Persoonia mit in der 
Hauptrichtung des Blattes gestreckten Zellen. 


Vorkommen: Skopau (Blätter und Früchte), Lauchstedt. 


Sterculiaceae. 


Stereulia labrusea UNGER. 
Taf. 30, Fig. 7. 


Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 15, Taf. 3 und 4. 
Sassafras germanica Hser, ibid. pag. S, Taf. 3, Fig. 7; Taf. 7, Fig. 12— 13, 
Vergl. diese Abhandl., Trotha. 


Vorkommen: Skopau (häufig), Schortau bei Weissenfels 
(nach HEER, briefl. Mittheilung an Zincken; 
vergl. Ergänz. I zur Physiogr. der Braunkohle 


pag. 25). 


Saxifragaceae. 


Geratopetalum myrieinum LAHARPE. 
Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 14, Taf. 6, Fig. 11; pag. 20, Taf. 10, 
Fie. 3. 2 
Vergl. diese Abhandl., Eisleben. 


Vorkommen: Skopau. 


Elaeocarpeae. 


Rlaeocarpus Albreehti HEERr. 
Taf. 2, Fig. 3. 
Hexer, mioc. balt. Flora pag. 42, Taf. 10, Fig. 1—4 (1869). 


Schrmper, traite de pal. veg. Ill pag. 126, tab. 99, fig. I—12 (1574). 


Folia subcoriacea, ovato-elliptica, basi angustata, margine 


cerenata; nervi sec. angulo ca. 50° orientes, dietyodromi, tert. 


[193] Knollensteinflora. 35 


transversi. Fructus drupacei, putamine ovali, longitudinaliter tuber- 
eulato-rimoso, qwinque-loculari, loculis minutis. 


Das abgebildete Blatt passt recht gut zu dem Blatte des 
Samlandes. Der gekerbte bis stumpf gezahnte Rand, die sich 
gabelnd verästelnden und dann wieder in grossen Bögen ver- 
bindenden Secundärnerven und die schiefen Tertiärnerven sind 
auch für das Blatt des Samlandes und die lebenden Arten von 
Elaeocarpus bezeichnend. Die von HEER beschriebenen Früchte 
(l.c. Fig. 2—4) erinnern am meisten an Hlaeocarpus sphae- 
ricus (Ostindien), die Blätter an Elaeoc. oblongus Sm. (Ost- 
indien). 

Eine andere Art mit spitzen Zähnen, Elaeocarpus euro- 
paeus Ett. (Bilin III, pag. 16, Taf. 43, Fig. 6— 10) stammt aus 
dem Polirschiefer von Kutschlin und dem platischen Thone von 
Langaugezd. 

Die 5 lebenden Arten von Blaeocarpus bewohnen das 
tropische Asien, Australien, die australischen und pazifischen 
Inseln. 

Verbreitung: 

Mittel-Oligocän: Rauschen. 

Unter-Oligocän: Gegend von Skopau, Fundort mir nicht be- 
kannt. 


Juglandeae. 


(?) Carya Heerii ETTINGSHAUSEN sp. 
Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag..16, Taf. S, Fig. 17. 

Das kleine Blattstück stimmt zwar mit den Blättern von 
Tokay überein (ETTINGSHAUSEn, Tokay pag. 35, Taf. 2, Fig. 5—7), 
ist aber erst dann zu einer Identificirung geeignet, wenn Fieder- 
blätter bekannt geworden sind. 


Vorkommen: Skopau. 


36 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. | [194] 


Myrtaceae. 


? Eucalyptus oceaniea UNGER. 


Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 14, Taf. 6, Fig. 15, 16; Taf. S, Fig. 18. 


Zu der UNGER’schen Art sind eine grössere Anzahl von 
Blättern der Olivenform gezogen worden, welche bei zahlreichen 
Familien vorkommt. Da sie meist schlecht erhalten sind, sind sie 


fast sämmtlich zu einer genaueren Bestimmung ungeeignet. 


Callistemophyllum Giebeli HEER. 
Heer, 1. c. pag. 14, Taf. 6, Fig. 17. 


Von den ca. 12 Arten von Callistemon bewohnen nur 1 oder 2 
Neu-Caledonien, alle übrigen das Festland Australiens. 


Vorkommen: Skopau. 


Metrosideros Saxonum HEeEr. 
Heer, 1. c. pag. 14, Taf. 6, Fig. 18. 


Vorkommen; Skopau. 


Eugenia Hollae HEEr. 
Heer, 1. c. pag. 15, Taf. 6, Fig. 13, 14. 


Vorkommen: Skopau. 


Papilionaceae. 


Leguminosites Sprengeli HEER. 
Heer, ]. c. pag. 16, Taf. 8, Fig. 9. 


Das Blättchen erinnert an Caesalpinia. 


Vorkommen: Skopau. 


[195] Knollensteinflora. 37 


Unbestimmbare Blattreste. 


Phyllites retieulosus RossMmÄssLER. 
Taf. 4, Fig. 2. 
Phyllites reticulosus Rossmässter, Altsattel pag. 32, Taf. 6, Fig. 23 (1840). 
Chrysophyllum reticulosum Her, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 19, Taf. 9, 
Fig. 12—16 (1861). 
» » ScHinper, traite de pal. veg. II pag. 938 (1870 — 72). 
» » ExeetHarpr, Grasseth pag. 35, Taf. 9, Fig. 13 — 17; 
Taf. 10, Fig. 6; Taf. 11, Fig 1 (1881). 
Folia coriacea, oblongo-ovalia, apice emarginata, inte- 
gerrima. Nervi sec. patentes, camptodromi, subtales. 


Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten bei Weissen- 
fels und Stedten. Bei Chrysophyllum konnte ich keine Art finden, 
welche sich mit den fossilen Blättern nur annähernd vergleichen 
liesse. Chrysophyllum Caineto L., mit welcher HEER unsere 
Art vergleicht, gehört einem anderen Typus an. 

Verbreitung: 

Ober-Oligocän: Altsattel, Grasseth (Sandstein). 
Unter-Oligocän: Klein-Corbetha, Stedten, Weissenfels. 


Taf. 1, Fig. 7 erinnert am meisten an Ficus Brauni Heer. 
Skopau. 

Taf. 4, Fig. 4. Mehrere Blätter gleicher Art liegen auf dem- 
selben Gesteinsstücke. Die am Rande gabelspaltig sich theilenden 
Secundärnerven erinnern am meisten an Brachychiton diversi- 
Folium. Wäre das abgebildete Bruchstück ein Theil eines ge- 
lappten Blattes, so wäre die Beziehung zu der lebenden Art gesichert. 
Entferntere Aehnlichkeit besitzen die Blätter von Hardtenbergia 
monophylla Benth. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 90, Fig. 12—13). 


Vorkommen: Klein-Corbetha. 


Taf. 4, Fig. 5. Das grosse Blatt nähert sich den bei HEER 
l. c. abgebildeten Blättern von Ficus @rebeli. 
Vorkommen: Gegend von Skopau; Fundort mir nicht be- 


kannt. 


38 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. | [196] 


Stedten. 


Die von Stedten bekannt gewordenen Pflanzen stammen sämmt- 
lich aus der Grube Walters Hofinung, einem östlich von diesem 
Orte gelegenen Tagebau. Die Lagerungsverhältnisse waren früher 
nach den Angaben Zinckenx’s ( Physiogr. der Braunkohle pag. 636) 
folgende: 


Geschiebelehm mit nordischen Geschieben Ela Lehtr.). 


Heller, s sandiger Uehın mm vielen Sandkörnern und 
Knollensteinen Ale Lehtr.). 


ne er isabellfar biger Letten (»Mergel« ge- 
nannt) von grobschiefriger Lagerung mit zahlreichen 
Dicotyledonenblättern (21/, Lehtr.). 


Erdige ae kleinknorplige Braunkohle (21, —3 L.). 


Die Angaben ZINCKEN’s stammen bereits aus dem Jahre 1867. 
In den letzten Jahren sind in derselben Grube von Herrn Prof. 
K. von Frırscn (Erläuterungen zu Blatt Teutschenthal) 3 Flötze 
beobachtet worden. Der das oberste derselben, das Hauptflötz, 
bedeckende Sand ist ein »Braunkohlensand«, ebenso der Sand zu- 
nächst unter dem 9— 12” mächtigen Hauptflötze; der 6% mächtige 
Sand zwischen dem mittleren und unteren Flötze ist ein echter 
Stubensand. — Der Stubensand nimmt hie und da in der Um- 
gegend von Halle den Charakter eines Braunkohlensandes an, 
indem er durch reichlich beigemensten Kohlenstaub braun wird; 
so auch bei Stedten. »Der sehr feine, etwas thonige Sand (der 
isabellfarbige Letten im Zincken'schen Profile), der dem Braun- 
kohlen- oder Aluminitsande von LASPEYRES petrographisch sehr 
gleicht und in Grube Walters Hoffnung das mächtige obere der 
3 dort bekannten Flötze bedeckt, ist seit langer Zeit als Lager- 
stätte wohl erhaltener, aber sehr schwer conservirbarer, fossiler 
Blätter etc. bekannt, welche bei der grossen Zerreiblichkeit des 
Gesteines vom Transport und von jeder Berührung schon viel 


leiden. Diese Blätter und die in derselben Grube über der Braun- 


[197] Stedten. 39 


koble selbst gefundenen, blasenähnlichen Hüllen von Früchten, 
welche etwa die Grösse kleiner Weinbeeren haben«, sind in den 
übrigen Gruben der Nachbarschaft nirgends gefunden worden. 
Bestimmungen von Stedtener Blättern sind wiederholt ver- 
öftentlicht worden. Die ersten rühren von ©. J. AnpRAR her, der 
in seiner Inaugural- Dissertation: »de formatione tertiaria Halae 
proxima, Halis 1848« pag. 20 aufzählt: 
Pecopteris stedtensis Andr., 
Flabellaria plicata Andr., 
Phyllites reticulosus Kossm., 
» furcinervis Rossm., 


> cuspidatus Rossm., 
» myrtaceus Rossm., 
» inaequalis Andr., 


Populus crassinervis Andr., 
Juniperus baccifera Ung. 

Später fügte ANDRAE seinem »erläuternden Text zur geolog. 
Karte von Halle« (1850) pag. 94 eine kurze Beschreibung von 
Pecopteris stedtensis, Flabellaria plicata, Populus erassinervis, Phyl- 
hites inaequalis bei, nach welcher die dem Halleschen Museum 
gehörenden Originale zu diesen Arten leicht wieder zu er- 
kennen sind. 

LEoP. von BucH erwähnt (Ber. d. K. Akad. d. Wissensch. 
zu Berlin 1851, pag. 699) von Stedten: 

Pecopteris, 

Flabellaria, 

Juniperus baccifera, 

Quercus furcinervis und cuspidata und 


Juglans costata. 


Eine genaue Beschreibung nebst Abbildungen von 4 Pflanzen- 
resten: 
Widdringtonia Ungeri Endl., 
(Quercus chlorophylla Ung., 
Dryandra rigida Heer, 
Diospyros pannonica Eitt., 


40 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [198] 


finden wir erst in HEER, Beitr. zur näheren Kenntn. der sächs.- 
thüring. Braunkohlenflora (2. Bd. der Abhandl. des naturwissensch. 
Vereins für die Prov. Sachsen und Thüringen 1861, pag. 427) 
pag. 21, Taf. 10. 


Im ersten Ergänzungshefte zu seiner Physiographie (1871) 
führt Ziıncken eine Anzahl von SCHENK bestimmter Pflanzen auf: 


Myrica formosa Heer, 
Diospyros brachysepala A. Br., 

» pannonica Ett., 
Chrysophyllum reticulosum Heer, 
Dryandroides hakeaefolia Ung.., 
Öinnamomum polymorphum Heer, 
Sequoia Sternbergi Heer, 
Quercus chlorophylla Heer, 

»  furcinervis Rossm. sp., 
Phragmites oeningensis Heer, 
Sabal sp., 


denen er im 2. Ergänzungshefte (1878) pag. 24 noch folgende 
SCHENK'sche Bestimmungen hinzufügt: 


Typha latissima Al. Br., 
Ephredites sotzkianus Ung., 
Dryandroides erenulata Heer, 
Cinnamomum Rossmaessleri Heer, 
» Scheuchzeri Heer, 
Eucalyptus haeringiana Ett. 


Einige von diesen Arten, wie Mwyrica formosa Heer und 
Dryandroides hakeaefolia Heer, konnten von mir nicht wieder 
beobachtet werden und sind, weil von Stedten niemals abgebildet, 
bei der folgenden Betrachtung der Arten unberücksichtigt ge- 
blieben. 

Die neuesten Bestimmungen von Stedtener Pflanzen rühren 
von ENGELHARDT her (Sitzungsber. der naturwissensch. Ges. Isis 
in Dresden, Jahrg. 1876 pag. 97 und 1877 pag. 14). Nach einer 


Aufzählung einiger von GÖPPERT bestimmter Reste, nämlich: 
=) 5 ’ \ 


[199] Stedten. 41 


(Quercus elaena Ung., 

Cinnamomum Rossmaessleri Heer, 

Gautiera lignitum W eb., 

Zizyphus tiliaefolius Ung. sp., 
bringt er ein Verzeichniss von zum Theil schon oben erwähnten, 
zum Theil für Stedten neuen Arten. Die Originale zu diesen 
Bestimmungen werden fast sämmtlich im Halleschen Museum 
aufbewahrt. Sie sind so zerkratzt, dass die Bestimmungen 
ENGELHARDT’ s zum Theil auf »Versuchen beruhen, Unbestimm- 
bares zu benennen«. Einige bestimmbare Blätter, die auch auf un- 
seren Tafeln abgebildet sind, sind von ENGELHARDT falsch gedeutet. 
So ist Laurus Swoszowiciana Engelh. (unsere Taf. 6, Fig. 10) zu 
Fieus multinervis, Dryandroides crenulata Engelh., ein am Rande 
verletztes Blatt (Taf. 5, Fig. 12), zu Apocynophyllum nerüfolium 
Heer zu stellen. Ferner lassen die von ENGELHARDT zu Puca- 
Iyptus haeringiana und oceanica gezogenen schmalen, lang- 
gestreckten Blätter 2 deutliche Lateralnerven erkennen (Taf. 5, 
Fig. 3), gehören daher zu.Cinnamomum lanceolatum Ung.; 
endlich muss ein von ENGELHARDT als Phragmites oeningensis 
bestimmter Rest eines sich spaltenden Monokotyledonenblattes zu 
Sabal gebracht werden. Welchen Grad der Zuverlässigkeit die 
EnGELHARDT' schen Bestimmungen besitzen, beweist ferner die 
Vereinigung der Proteaceengattung Dryandra mit Farnkräutern 


. (Sitzungsber. 1876, pag. 97). 


Beschreibung der Arten. 


Filices. 


Osmunda lignitum GIEBEL sp. 
Taf. 4, Fig. 6. 


Pecopteris lignitum, Leucopetrae, angusta, crassinervis Giesen (Zeitschr. f. d. ges. 
Naturw. X, 1857, pag. 305» 
Taf. 2). 
Aspidium Meyeri Lupwre (non Heer), Palaeontogr. VIII, pag. 63, Taf. 12, Fig. 3 
(1860). 


42 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [200] 


Aspidium lignitum Heer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora 
pag. 18, Taf. 9, Fig. 2—3 (1861). 

Dryandra rigida Hxer, ibid. pag. 21, Taf. 10, Fig. 15 (1861). 

Pecopteris lignitum Hxwr, -Lignites of Bovey Tracey Philos. Trans. vol. 152, 
pag. 1047, tab. 55, fig. 5 (non 4 und 6); tab. 56, fie. 2—8 
(non 1, 9— 11); tab. 57, fig. 1—5, 7 (non 6) (1862). 


» » Sarorra, Et. II, 1, Ann. d. sc. nat. 5. ser. Bot. VIII, pag. 42, 
tab. 3, fig. 4—5 (1867). 
» » Schmper, traite de pal. veg. I, pag. 540 (1869). 


Osmunda Grutschreiberi Srur, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. XX, pag. 9, Taf. 2 
» (1570). 
» lignitum Srur. ibid. pag. 13. 


» » Hrsr, über die Braunkohlenflora des Zsily-Thales, Jahrb. der 
k. Ungar. geol. Anst. Il pag. 9, Taf. 1, Fig. 2, 3 (1872). 
» » GarDneER et Errinesuausen, Palaeontogr.-Society, British Eocene 


flora pag. 49, tab. 4, fig. L—3; page. 66, tab. 13, fig. 1-4 
(1879 — 82). 
» » Vergl. diese Abhandl., Eisleben, Taf. 20, Fig. S. 


Frons pinnata, coriacea; pinnae longae, lineares, apice valde 
attenuatae et acuminatae, plerumque breviter petiolatae, profunde 
inciso-serratae, nervi tert. furcati, inferiores valde curvati 


in sinum laciniarum exeurrentes. 


Die Stedtener Flora hat eine grössere Anzahl von Bruch- 
stücken dieses Farnkrautes geliefert, welches, wie die Synonyma 
ergeben, auch an vielen anderen Orten beobachtet worden ist, an 
einigen derselben sogar die herrschende Pflanze gewesen sein 
dürfte. 

Die Gattungsnamen Pecopteris, Hemitelia, Aspidium, Os- 
munda und Dryandra beweisen, dass man lange Zeit über 
die systematische Stellung dieser Pflanze im Unklaren war. 
UNGER (Sitzungsber. der k. k. Akad. der Wissensch. zu Wien 
1864, Bd. 49, pag. 2, Taf. 1 und 2, Fig. 1—6) wies zuerst durch 
Untersuchungen von Rhizomen aus Sotzka und Salzhausen, die 
mit den von HEER aus Bovey Tracey und von LupwIG aus 
Münzenberg (Palaeontogr. VIII, Taf. 10, Fi 


einstimmten, nach, dass wenigstens diese weder zu Hemitelia, noch 


3) abgebildeten über- 


8, 
fo) 


zu Aspidium gehören, sondern am meisten sich in der Structur 


den Rhizomen von Osmunda anschliessen. STUR wies darauf auf 


20 1] Stedten. 43 


Osmunda (Plenasium) Presliana J.Sm. als nächstes lebendes 
Analoson hin (Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt XX, 1870, 
pag. 13 etc.), deren eine auf Luzon und Java vorkommende 
Varietät, Plenasium banksiaefolium Presl (ETTINGSHAUSEN, Farn- 
kräuter der Jetztwelt Taf. 152, Fig. 66—67), der fossilen Art so 
nahe steht, dass sie nur durch die in der Mitte etwas breiteren 
Fiedern und die grössere Anzahl der Tertiärnerven unterschieden 
werden kann. — GARDNER und ETTINGSHAUSEN, welche die 
Verwandtschaft der fossilen Pflanze mit der von Kamtschatka bis 
Japan und Ceylon verbreiteten und im Wachsthum den Cycadeen 
gleichenden Osmunda javanica Bl. vorziehen (1. c. pag. 49 etc.), 
führen als weitere Bestätigung der Srur’schen Gattungsbestim- 
mung an: 1. das Fehlen der Fructificationsorgane, die bei Osmunda 
bekanntlich auf besonderen Stengeln sitzen; 2. das leichte Abfallen 
der Osmunda-Fiedern von der Blattspindel. 

GARDNER und ETTINGSHAUSEN haben die bisher mit unserer 
Art vereinigten Formen eingehend auf ihre Verwandtschaft geprüft 
(l.c.), es ist daher nicht: nöthig, nochmals darauf einzugehen. 
Die bisher beschriebenen Reste dieses Farnkrautes beschränken 
sich fast sämmtlich auf lose Fiederstücke. Das einzige bis jetzt 
bekannte Beispiel einer directen Verbindung der Fiedern mit der 
Spindel bietet das von Stur als Osmunda Grutschreiberi be- 
schriebene Wedelstück aus den Sotzkaschichten von Möttnig, 
welches GARDNER und ETTINGSHAUSEN mit unserer Art vereinigen. 

Die Gattung Osmunda umfasst 6 lebende, meist tropische 
Arten, von denen nur eine m der südlichen gemässigten Zone 
vorkommt. Osm. javanica Bl. ist von Kamtschatka bis Java 
und Ceylon verbreitet. 

Verbreitung unserer Art: 
Unter-Miocän: Münzenberg. 
Ober - Öligocän: Sotzka, Möttnie, Zsilythal (Un 

(Bois d’Asson). 


Unter-Olisoeän: Stedten, Segenvottesschacht bei Eisleben, Run- 
ko} ’ to) fo) b} 


arn), Manosque 


oO 
to) 


thal bei Weissenfels. 


Mittel- Eocän: Bournemouth, Bovey Tracey. 


44 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [202] 


Pteris stedtensis ANDRAE sp. 
Taf. 5, Fig. 2. 


Siehe diese Abhandl., Bornstedt. ° 
Pecopteris stedtensis Anprar, Text zur geognost. Karte von Halle a/S. pag. 94 
(1850). 
Pteris bilinica, EnseuHarpr, Tertiärflora des Leitmeritzer Mittelgeb. Nov. Act. 
Leop. Bd. 38, pag. 353, Taf. 1, Fig. 2. 
» »  Excernaror, Sitzungsber. der Isis 1380, pag. 77, Taf. 1, Fig. 1. 


Folia pinnata (?), pinnae pinnatifidae, laciniae suboppo- 
sitae, ovatae veloblongo-lanceolatae, obtusae, integerrimae. 
Nervi pinnarum sec. angulis 40-— 50° egredientes, nervi tert. semel 
Furcati. 


Das abgebildete Wedelstück, das Original zu der ANDRAF- 
schen Art, stimmt mit den von ENGELHARDT zu Pteris bilinica Eitt. 
gezogenen Farnresten von Salesl und Liebotitz überein. Die Fieder- 
blättchen der ETTINGSHAUSEN’schen Art sind am Rande gekerbt (an 
der Detailzeichnung bei ETTINGSHAUSEN, Bilin I, Taf. 3, Fig. 15 
deutlich zu sehen, während in der Diagnose »lacinüs integerrimis« 
steht) und besitzen wiederholt gegabelte Secundärnerven. Da die 
Beschäffenheit des Blattrandes bei Farnkräutern oft unwesentlich 
ist und die Anzahl der Nervengabelungen sich an demselben 
Wedel ändert, dürfte sich bei dem Vorhandensein reicheren 
Materiales die ETTINGSHAUSEN’sche Art vielleicht als ident mit 
der unsrigen erweisen. 

Von Bleehnum atavium Sap., Sezanne tab. 22, fig. 10—13, 
stimmen Fig. 11, 12 und 13 mit unseren Abbildungen überein; 
ältere Wedelstücke des Sezanner Farnes (Fig. 10) zeigen jedoch 
eine abweichende Entwickelung in der Laubbildung. Die Fieder- 
blättchen sind bis zum Grunde getrennt und die Nerven in der 
Regel zweimal gegabelt. Hinsichtlich dieser Merkmale ist die 
französische Art besser bei Blechnum als bei Pteris untergebracht. 
Alle Blechnum- Arten, welche sich mit unserer Art noch am besten 
vergleichen lassen, haben getrennte Fiederblättchen, die erst nahe 
der Wedelspitze am Grunde mit einander verwachsen (wie bei 
Sezanne ]. c. Fig. 11— 13). 


[203] Stedten. 45 


Die nah verwandte Pteris Sitkensis Heer (flor. foss. alask. 
pag. 21, tab. 1, fig. 7a) unterscheidet sich durch den zarten Mittel- 
nerv und den deutlich gezahnten Rand. — Die Mehrzahl der 
übrigen fossilen Pteris- Arten, von denen zum Theil fructifieirende 
Exemplare mit umgeschlagenem Rande und darunterliegenden 
Soren bekannt geworden sind, gehören dem Typus Pteris oenin- 
gensis Ung. an, der im Tertiär weit verbreitet ist und in der 
eocänen Pteris Bournensis Ett. u. Gardn. (eoc. Flora pag. 33, 
tab. 4, fig. 7) seinen ältesten Vertreter haben dürfte. 


Lebende Analoga zu unserer Art sind: 
Pteris Smithiana Presl (ETTINGSHAUSEn, Farnkr. Taf. 57, 

Fig. 12) auf den Philippinen, 

» attenuata Willd. (ibid. Taf. 59, Fig. 4) auf den 
Philippinen, 

» edentula Kunze (ibid. Taf. 58, Fig. 10) in Guate- 
mala, 

»  nemoralis Willd. (ibid. Taf. 60, Fig. 1, 10) in 
Brasilien, Venezuela und Östindien 


und zahlreiche, namentlich ostasiatische Arten. 


Am meisten von diesen nähern sich unserer Art: 
Pteris glauce-virens Goldm. (Manila) und 
»  aspericaulis Wall. (Ostindien). 

Trotz der Uebereinstimmung mit lebenden Pteris- Arten ist 
die Gattungsbestimmung unserer Farnreste, so lange die Fructifi- 
cationen unbekannt sind, noch nicht gesichert, denn demselben 
Nervationstypus gehören zahlreiche Arten von Osmunda, Cyathea 
und Alsophila an. Auch Exemplare mit umgeschlagenen Blatt- 
rändern dürfen, so lange die Sporen nicht beobachtet werden 
können, nicht ohne Weiteres als entscheidend angesehen werden, 
da einige Farnkräuter, wie die dem gleichen Nervationstypus an- 
gehörende Osmunda cinnamomea L. im getrockneten Zustande 
den nach Art von Pteris umgeschlagenen Blattrand besitzen. (Eine 
grössere Zahl von Wedelstücken dieser Art im Königl. Herbarium 
zu Berlin zeigen diese Erscheinung sehr deutlich.) 


46 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [204] 


Verbreitung: 
Unter-Miocän: Tuff von Salesl. 


Ober - Oligocän: Thon von Liebotitz. 
Unter-Oligocän: Stedten, Bornstedt. 


Verwandte Art: 


Pteris bilinica Ett. Mittel-Miocän: Sphärosiderit von Preschen. 


Aspidium spec. 
Taf. 4, Fig. 7 und 7a. 


Die Abbildung stellt die Spitze eines unbestimmbaren Farn- 
wedels dar, dessen winzige Fiederblättchen (Fig. 7a) 2 Reihen 


Fruchthäufchen nach Art von Aspidium tragen. 


Oleandra angustifolia nov. spec. 
Taf. 4, Fig. 8. 


Folia simplieia (2), oblonga, basi angustata integerrima; nerv. 


prim. validus; sori biseriales atque utrinque dispersi. 


Das vorliegende, sehr verletzte Blatt lässt ausser einem kräf- 
tigen Mittelnerv Zahlreiche winzige, runde Vertiefungen erkennen, 
deren Vertheilung auf ehemalige Soren schliessen lässt. Zwei Reihen 
dichtstehender Soren umgaben den Mittelnerv und zahlreiche an- 
dere Soren bedeckten ohne erkennbare Ordnung die Blattfläche. 


Eine analoge Anordnung der Soren finden wir bei der Gat- 
tung Oleandra und zahlreichen Polypodium-Arten. Bei letz- 
teren laufen die beiden inneren Sorenreihen in einiger Entfer- 
nung dem Mittelnerv parallel, und die übrigen Soren lassen stets 
eine bestimmte, regelmässige Anordnungsweise erkennen. Bei 
Oleandra dagegen liegen die beiden inneren Sorenreihen dicht am 
Mittelnerv, und alle übrigen Soren sind, wenn überhaupt vor- 
handen, regellos über das Blatt vertheilt. Dieselben Merkmale 
treten an dem schlecht erhaltenen Blatte von Stedten noch deut- 
lich genug auf, um die Gattungsbestimmung unzweifelhaft zu 


© 


machen. In dem Herbarıum des Herrn Dr. Kunn fand ıch 


[205] Stedten. 47 


Oleandra Wallichii Presl mit 2 Sorenreihen und Oleandra 
pilosa Hook. mit 2 Sorenreihen und zerstreuten Soren. 

Unzweifelhafte Oleandra-Arten sind bis jetzt aus dem Tertiär 
und der jüngeren Kreide noch nicht bekannt geworden. Dagegen 
hat SCHIMPER die bisher als Taeniopteris beschriebenen Farne 
des Rhät, Taen. vittatum Brgt., tenwinervis Brauns und stenoneuron 
Schenk in der der lebenden Oleandra entsprechenden Gattung 
Oleandridium veremigt (Traite de pal. veg. I, pag. 607), welche 
im westdeutschen Weald durch Oleandridium Beyrichii Schenk ver- 
treten wird. Hierher rechnet SCHIMPER (Traite I, pag. 609) auch 
Taeniopteris Micheloti Wat., obtusum Wat. und lobatum W at. 
aus dem Grobkalke von Arcueil bei Paris, welche, wahrscheinlich 
zu einer Art gehörend, keine Fructificationen aufzuweisen haben. 

Das Blatt von Celastrus Cenomanensis Crie, l’ouest de 
la France & l’epoque tert. pag. 53, tab. K, fig. 68 —69 (Fig. 69 
Vergrösserung) mit netzartig verzweigten Nerven und zwei Reihen 
von deutlichen, runden Vertiefungen zu beiden Seiten des Mittel- 
nervs gehört entweder zu unserer Gattung oder zu Polypodium. 

Die Gattung Oleandra umfasst 6 lebende Arten. Von 
diesen gehören 4 dem Monsungebiet an, eine dem tropischen 
Amerika; Oleandra neriiformis Oav. (pilosa Hook.) endlich 
kommt in den Tropen der alten und neuen Welt vor (Neu-Gra- 
nada und Guyana bis Brasilien und Peru, Fidschi-Inseln, Neu- 
Guinea, Samoa-Inseln (bis 6000 Fuss hoch), Philippinen, Malakka 
und Guineaküste). \ 


Coniferae. 


Sequoia Couttsiae HEER. 
Taf. 3, Fig. 9 und 10. 


Siehe diese Abhandl., Bornstedt. 


Von den beiden Abbildungen, welche Hohldrücke darstellen, 
hat Fig. 9 durch die photographische Vervielfältigung an Deut- 
lichkeit verloren. 


48 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [206] 


Das Zweigstück Fig. 10 erinnert sehr an Seguwoia Stern- 
bergii Göpp. sp. Ein Vergleich mit den Abbildungen von 
Sotzka und Häring und einigen Exemplaren dieser Art von der 
letztgenannten Fundstelle erwies jedoch wesentliche Verschieden- 
heiten beider Pflanzen: An der typischen Sequoia Sternbergü sind 
die schmalen Blätter meist doppelt so lang als an dem Stedtener 
Zweigstücke. Zweigstücke wie Fig. 10 hat Sarorta von Armissan 
ebenfalls mit Sequoia Couttsiae Heer vereinigt (Et. II, 3, tab. 2, 
fig. 2A). Zu unserer Art müssen mehrere, leider schlecht erhaltene 
Zapfen (Fig. 9) gezogen werden, weil sie zwei wichtige Merk- 
male derselben, die kugelförmige Gestalt und die geringe Anzahl 
der Schuppen, noch hinreichend erkennen lassen. — Kleinere 
Bruchstücke von Zweigen mit kurzen Blättern, welche sehr gut 
auf Seqg. Couttsise passen, liegen auf zahlreichen Platten zerstreut. 


(?) Glyptostrobus europaeus HEeERr. 


Widdringtonia Ungeri Hzer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braun- 
kohlenflora pag. 21, Taf. 10, Fig. 14c. 


Auf allen Platten von Stedten liegen zahlreiche Bruchstücke 
schlanker, zierlicher Zweige vom Habitus der @lyptostrobus euro- 
paeus Heer. Ob.sie zu dieser Art gehören, können erst Zapfen- 
funde entscheiden. Ein Zapfen in der Sammlung der geologischen 
Landesanstalt, der mehr mit @/lyptostrobus als mit Seguoia überein- 
zustimmen scheint, ist leider zu schlecht erhalten, um Aufschluss 
zu geben. 


Palmae. 


Sabal haeringiana UNGER sp. 
Taf. 5, Fig. 1. 
Flabellaria haeringiana Unser, Chloris protog. pag. 43, Taf. 14, Fig. 3 (1847). 
» » Unser, 'Sotzka pag. 27, Taf. 2, Fig. 10 (1550). 
» » Schinper, traite de pal. veg. Il, pag. 488, tab. 83, fig. 1, 2 
(1870 — 12). 
Palmaeites oxyrhachis Swunsgerg, Vers. Il, pag. 190, Taf. 12, Fig. 2 (1821 — 38). 


[207] Stedten. 49 


Flabellaria oxyrhachis Uxger, Gen. et spec. plant. pag. 330 (1850). 


» » Uxsger, Iconogr. pag. 19 (91), Taf. 9 (82), Fig. 2 und 3 
(1852). 
Latanites oxyrhachis Massawonco, Palaeoph. rar. pag. 59. 
Sabalites » SAPORTA, Et. IL, 2, Ann. d. sc. nat. Bot. 5. ser., tome III, 


pag. S2, tab. 3, fig. 3 (1865). 
Sabal Lamanonis Hrexr, flor. tert. Helv. I, pag. S6, Taf. 33 und 34 (1855). 


» » Heer, ibid. III, pag. 168, Taf. 148, Fig. S (1859). 

» » Errisesnausen, die foss. Flora der ältesten Braunkohlenformat. 
der Wetterau pag. 524 (1868). 

» » Unser, Radoboj pag. 32, Taf. 1, Fig. 1 (1869). 


Flabellaria Lamanonis Uxcer, in Martius, Gen. Palm. I, pag. 50. 
» Martii Uxcer, ibid. pag. 62, Taf. 2, Fig. 1. 


» raphifolia Errısesuausen, Monte Promina pag. 28, Taf. 3, Fig. 4; 
Taf. 14, Fig. 1 (1854). 
» » Errisesmausen, Häring pag. 30, Taf. 1, Fig. 1, 2—9; Tat. 2, 


Fig. 1, 2, 4, 5; Taf. 3, Fig. 1—2 (1855). 
Palmacites verrucosus STERNBERG, Vers. Il, pag. 190, Taf. 42, Fig. 3 (1821 —38). 
Flabellaria plicata Axpraz, Text zur geognost. Karte von Halle a/S. pag. 94 (1850). 


» vincentina MassaLonGo, plant. foss. nov. pag. 12 (2). 


Folia longe petiolata, flabellato-pinnata, petiolo 11/, — 3°" 
lato, latere superiore rotundato, subtus in apicem lanceolatum, 
acutum abeunte; radis mediüs secus apicem decliviter insidentibus. 


Schlecht erhaltene Exemplare dieser bei Stedten häufigen 
Palme befinden sich im Halleschen Museum und in der geolo- 
gischen Landesanstalt. Die geringe Dicke der Blattstiele lässt 
keinen Zweifel über die Vereinigung unserer Blätter mit Sabal 
haeringiana. 

Das lebende Analogon dieser Art, Sabal Adamsonii (Thatch 
oder Swamp Palmetto-Sumpfpalme) ist heimisch an den sandigen 
und sumpfigen Meeresufern von Neu-Georgien und Carolina und 
in den Morästen des Mississippi bis zum 33. Parallelkreise. 


Verbreitung: 
Mittel-Miocän: Petit-Mont bei Lausanne. 


Unter-Miocän: Münzenberg, Radoboj, Aarwangen, Eriz, Develier 


(in Jura). 


50 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. : [208] 


Ober - Oligocän: Sotzka, Hohe Rhonen, Rochette. 
Mittel-Oligocän: Saint-Jean-de-Garguier, Chiavon. 
Unter-Oligocän: Stedten, Häring, Monte Promina. 


Verwandte Art: Sabal major (siehe pag. 15). 


Sabal major UNGER sp. 
Siehe diese Abhandl., Knollensteintlora pag. 15. 


Einige schlecht erhaltene Blattbruchstücke mit sehr breitem 
Blattstiele im Halleschen Museum beweisen das Vorkommen dieser 
Art bei Stedten. 


Cupuliferae. 


Quereus fureinervis ROSSMÄSSLER sp. 
Taf. 4, Fig. 11; Taf. 5, Fig. @—-10, 13. 


Phyliites furcinervis RossmÄssuer, Altsattel pag. 33, Taf. 6, Fig. 25; Taf. 7 (1340). 


Quercus » Hrer, flor. tert. Helv. III, pag. 179, Taf. 151, Fig. 14 () u. 15 
(1859). 
» » Heer, ibid. pag. 180, Taf. 151, Fig. 12 und 13. 
» > Hrer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braunkohleni. 


pag. 18, Taf. 9, Fig. 4b—7 (1861). 
>» > Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 10 (1359). 
» » SısmonpAa, Mater. pag. 43, Taf. 9, Fig. 2a, 3 (1865). 


Errisesmausen, Bilin I, pag. 134, Taf. 16, Fig. 11, 12 (1867). 
> ScHImeer, traite de pal. veg. II, pag. 649 (1870 — 72). 


Exertuaror, Tertiärpfl. aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge 
pag. 402, Taf. 10, Fig. 10—19; Taf. 11, Fig. 1 (1876). 
Eneztnuarpr, foss. Pflanzen des Süsswasserst. von Grasseth 
pag. 21, Taf.1, Fig.5; Tat.2, Fig. 20—25, 27—31; Taf. 3, 
Fie. 16; Taf. 4, Pig. 1-4 (1881). 


Phyllites cuspidatus, Rossmässter, Altsattel pag. 36, Taf. 9, Fig. 33 und 39 (1840). 


Quercus » Uxser, Gen. et spec. pag. 401 (LS50). 
> Lupwıs, Palaeontogr. V, pag. 143, Taf. 33. Fig.5 (1860). 
» Errisesuausen, Sagor I, pag. 179, Taf. 5, Fig. J— 11 (1872). 


Oastanea atavia Unser, Sotzka pag. 34, Taf. 10, Fig. 6 (1850). 


Folia subcoriacea, oblonga, late-ovato-lanceolata vel lineani- 


lanceolata, breviter acumumata vel longe cuspidata, basi sensim an- 


ri 


[209] Stedten. 51 


gustata , longe petiolata , m argine remote et sinuwato-dentata; 
nerv. sec. angulo aperto orientes, craspedodromi, subeurvati, paralleli, 
extremo apice furcati, nervillum in dentem superiorem 
emittentes; nervi tert. angulo subrecto egredientes. 


Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten in der 
Stedtener Flora und sie werden in fast jedem Verzeichniss von 
Pflanzen dieser Fundstelle aufgeführt. Trotz der grossen Anzahl 
der schon vorhandenen Abbildungen unserer weit verbreiteten Art 
sind auch von hier einige der von einander am meisten abweichenden 
Formen abgebildet worden, weil nur Abbildungen den Bearbeiter 
anderer Floren in den Stand setzen, die Bestimmung von Blättern 
zu beurtheilen. 

Blätter, wie sie von RossMmÄSSLER |. c. Taf. 7 abgebildet sind, 
kommen bei Stedten häufig vor. Neben solchen wurden breitere 
Blätter mit kürzerer Basıs (Taf. 4, Fig. 11) und schmale, fast 
lineare, lang zugespitzte Blätter (Taf.5, Fig. 7— 10) beobachtet. 
Letztere werden mit den breiteren Blattformen durch zahlreiche 
Uebergangsformen vermittelt, so dass eine Trennung derselben in 
2 Arten unmöglich ist. Mit der Rosswmässter’schen Art muss 
auch das Blatt Taf. 5, Fig. 13 vereinigt werden, das zwar der 
Form nach mehr an ein Laurineenblatt erinnert, aber einen z. Th. 
buchtig gezahnten Rand besitzt, in dessen stumpfe, nur wenig 
sichtbare Zähne (in der Zeichnung nicht wiedergegeben) die stark 
gebogenen Secundärnerven einen Seitenast absenden, während diese 
selbst sich in aufsteigenden Schlingen mit einander verbinden. 
Blätter, welche einen gleichen Uebergang von dem Typus unserer 
Art in den Laurineentypus darstellen, sind häufig bei den lebenden 
Eichenarten der Gruppen Pasania, Üyclobalanus und Chlamydo- 
balanus. Treten bei diesen die Zähne zurück, so verbinden sich 
die Secundärnerven in aufsteigenden Bögen. 


Zu Quercus furcinervis Rossm. hat man bisher eine be- 
trächtliche Anzahl von Blättern gezogen, welche nicht zu dieser 
Art, sondern nur zu demselben Blatttypus gehören. Wenn nun 
diese im Folgenden ausgeschieden werden sollen, ist es nöthig, 
nochmals die charakteristischen Merkmale unserer schon oft be- 


4 E3 


52 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [210] 


schriebenen Art, und zwar nach den zuerst von Altsattel bekannt 


gewordenen Blattresten, kurz zusammenzufassen: 


1. Der Rand ist buchtig gezahnt. 


2. Jeder Secundärnerv sendet vor seinem Eintritt in den 
Zahn einen Seitenast nach oben ab, welcher, nahe dem Blattrande 
aufsteigend, in dem folgenden, höheren Zahne endigt. 


3. Die Secundärnerven werden durch zahlreiche querläufige 
Tertiärnerven direct verbunden. 


Hält man an diesen Merkmalen fest, so wird man folgende, 
bisher mit unserer Art vereinigte Blätter ausscheiden müssen: 


1. Die Blätter von Quereus furcinervis Ludw. (Palaeonto- 
graphica VIII, Taf. 34, Fig. 1—4) und wahrscheinlich auch die 
zu dieser Art gezogenen Früchte (l. c. Fig. 6—8) gehören nebst 
Quercus Steinheimensis Ludw. zu Quercus Meyeri Ludw. 

2. Quereus furcinervis Heer (Flor. foss. arct. Taf. 7, 
Fig. 7a), den unteren Theil eines Blattes darstellend, ist sehr frag- 
mentarisch und lässt daher zahlreiche Deutungen zu. Das Blatt- 
stück ibid. Fig. 6a hat stumpfe Zähne mit geradem Aussenrande. 
In den beiden Blättern ıbid. Taf. 46, Fig. 5 und 6 ist der die 
Tertiärnerven an Stärke kaum übertreffende obere Seitenast der 
Secundärnerven ungefähr in der Mitte seines Verlaufes mit einem 
kräftigen, vom nächstfolgenden Secundärnerv nach unten abzwei- 
genden Tertiärnerv verbunden, und zwischen je 2 Zähnen liegt ein 
kleinerer Zahn. An dem Blatt ibid. Taf. 45, Fig. Id kommen eben- 
falls Zwischenzähne vor, und es fehlen die aufsteigenden Gabeläste 
gänzlich. h 

3. Die beiden in der flor. tert. Helv. Taf. 77, Fig. 17 und 18 
abgebildeten Blätter besitzen gleichfalls nicht die für unsere Art 
charakteristischen, aufsteigenden Gabeläste. In Fig. 17 laufen wie 
bei Quercus Sprengeli Heer vom Hauptnerven ausgehende Tertiär- 
nerven den Secundärnerven parallel. 

4. Quercus furcinervis Unger, Swoszowice pag. 123, 
Taf. 13, Fig. 5, ohne Gabeläste und mit abgesetzter Basis, gehört 


zu Vastanea. 


[2 11 ] Stedten. 53 


5. Quercus furcinervis Ung., Kumi pag.5l, Taf.4, Fig. 18, 
gehört hinsichtlich der Gestalt und der grossen, lappenartigen Zähne 
zu den mexikanischen Eichen, bei denen dünne Gabelnerven eben- 
falls vorkommen. Das Blatt ist ausserdem kürzer als alle bis jetzt 
bekannten Blätter unserer Art, und die Secundärnerven entspringen 
unter einem viel spitzeren Winkel. 


In der erst vor Kurzem erschienenen Arbeit ENGELHARDT’s 
über die Flora von Grasseth sind Richenblätter in grosser Menge 
und Mannigfaltigkeit abgebildet, darunter schmallineale und solche 
mit ungewöhnlichen Breitendimensionen (z. B. l. c. Taf. 3, Fig. 2 
und Taf. 4, Fig. 3), welche insofern die scharfe Umgrenzung unserer 
Art rechtfertigen, als keins von ihnen in den Hauptmerkmalen 
von dieser abweicht. Die kleinen Blätter auf Taf. 2 erinnern sehr 
an die Dörstewitzer Eichen, unterscheiden sich aber durch die 
Zahnbildung und das Fehlen der den Secundärnerven parallel- 
laufenden Tertiärnerven. | 

Die abgebildeten, schmalen Blätter von Quercus cuspidata 
Ett. von Sagor entsprechen nicht der 1. c. pag. 179 gegebenen 
Beschreibung, da die in dieser erwähnten Gabeläste in den Ab- 
bildungen fehlen. — Castanea atavia Ung., Sotzka Taf. 10, 
Fig. 6, gehört zu Quercus furcinervis Rossm., denn es stimmt hin- 
sichtlich der Form und des buchtig gezahnten Randes mit den 
Blättern von Altsattel überein. An einzelnen Stellen ist der Gabel- 
nery angedeutet. — Das in der Sammlung der geologischen Landes- 
anstalt befindliche Original zu Quercus cuspidata Ludwig, 
Palaeontogr. V, Taf. 33, Fig. 5, einer schlechten Abbildung, ge- 
hört nebst einigen anderen Blättern‘ von Nieder-Olm sicher zu 
unserer Art. 

Quercus furcinervis Rossm. gehört zu den Eichen aus den 
Sectionen Pasania Mig., Uyelobalanus Endl. und Chlamydo- 
balanus Endl., deren älteste Vertreter schon in der oberen Kreide 
Westfalens auftreten. Ueber die systematische Stellung unserer 
und der verwandten Arten finden wir bei Hosıus und VON DER 
Marc, Flora der westfäl. Kreideform., Palaeontogr. XXVI, pag. 38, 
ausführlichere Mittheilungen, und es braucht, indem ich auf diese 


verweise, hier nur noch hervorgehoben zu werden, dass unter den 


54 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. 212] 


lebenden Arten die javanısche Quercus spicata Sm. var. micro- 
calyx Bl. aus der Section Pasania (diese Abhandl. Taf. 1, Fig. 3a) 
der fossilen am meisten entspricht. 

Die Section Pasania Migq. umfasst 30 lebende Arten, von 
denen eine in Californien (Pas. densiflora Benth. et Hook.) vor- 
kommt, alle anderen auf das Festland und die Inseln Asiens 
(Indien, China, Japan und Malayische Inseln) beschränkt sind. 
Die 50 Arten der Section Uyclobalanus XEndl. gehören dem 
gleichen Gebiete Asiens an. 

Während bisher Niemand an der Eichennatur von (uereus 
Fureinervis Rossm. sp. zweifelte, glaubt jetzt Stur (Verhdl. der k.k. 
geol. Reichsanstalt 1875, pag. 163) unsere Art zu Cupania (als 
2 besondere Arten, Cup. furcinervis Rossm. sp. und Cup. Ross- 
maessleri Stur) ziehen zu müssen, da er Blätter von Altsattel als 
Theilblätter eines gefiederten Blattes erkannt haben will. Wir 
können uns über Srur’s Beobachtung erst dann ein Urtheil 
bilden, wenn das Exemplar von Altsattel uns durch eine Abbil- 
dung zugänglich gemacht ist, und wir müssen vorläufig an der 
früheren Bestimmung noch deshalb festhalten, weil 4°® lange Blatt- 
stiele, wie ich sie an den Stedtener Pflanzen beobachtete, an den 
Theilblättern eines gefiederten Blattes nicht gut denkbar sind. 

Verbreitung* 

Unter-Miocän: Sagor. 

Ober - Oligocän: (?) Nieder-Olm, Altsattel, Schüttenitz bei Leit- 
meritz, Sandstein von Grasseth, plastischer Thon 
von Priesen, Sotzka, Schwarzachtobel ob Bre- 
grenz, Ralligen. Cadibonabildung von Piemont 
(Bagnasco, Stella, San Cristina). 

Unter-Oligocän: Weissenfels, Stedten; Reut im Winkel (Hrer, 
flor. tert. Helv. III, pag. 289). 

Verwandte Arten: 

1. Quercus Sprengeli Heer, Bornstedt (Unter-Oligocän). 
2. Dryophyllum Dewalgwei Sap. et Mar., Gelinden 
(Unter-Eocän), Skopau ( Unter-Oligocän). 


3. Qwercus intermedia n. sp., Dörstewitz (Unt.-Olig.), 


1 


[213] Stedten. 55 


Moreae. 


Fieus apoeynoides ETTINGSHAUSEN. 
Taf. 5, Fig. 5; (?) Taf. 6, Fig. 5. 


Errisesnausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 519, Taf. 1, 
Fig. 4 (1858). 
Scmmeer, traite de pal. veg. II, pag. 735, tab. 90, fig. 3 (1370—72). 


Folia ovata, petiolata, integerrima; nerv. prim. vahldus, nerv. 
sec. brochidodromi, curvati, sub angulis 75— 85°, inferiores 


sub angulis acutioribus orientes. 


Unser Blatt Taf. 5, Fig. 5 stimmt bis auf die Grösse mit dem 
Blatte von Sotzka überein; es hat einen gleichstarken Hauptnerv, 
gleichgerichtete Secundärnerven und diesen parallellaufende Tertiär- 
nerven. Die Bestimmung von Taf. 6, Fig. 5 ist zweifelhaft. 

Die nächst verwandten lebenden Arten scheinen Fricus venosa 
Ait (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 16, Fig. 1 und 16) und Fie. 
cestrifolia Schott (ibid. Taf. 15, Fig. 9— 10) zu sein, welche zu 
der Gruppe Fic. americana Aubl. (ibid. Taf. 15, Fig. 8 und 
Taf. 21, Fig. 2) mit spitzwinklig entspringenden Secundärnerven 
und saumläufigen Schlingbögen gehören. Derselben Gruppe ge- 
hören unter den fossilen Pflanzen Fire. vulcanica Ett., Urani 
Ett. und Atlantidis Ett. an. Ficus Yyna Ung. ist dem Typus 
Fie. nitida Thunb. mit wenig hervortretenden, grundständigen 
Secundärnerven einzureihen. 

Ficus Schlechtendali (HEER, Beitr. zur Kenntn. d. Sächs.- 
Thüring. Braunkohlenflora pag. 6, Taf. 8, Fig. 20) von Skopau, 
welche HEER mit unserer Art vergleicht, hat stark gebogene, unter 
spitzerem Winkel abgehende und aufsteigend sich verbindende 
Secundärnerven und dürfte, da die lebenden Frcus-Arten mit 
gleichen Secundärnerven stets 2 deutliche, unter spitzerem Winkel 
ausgehende Basilärnerven besitzen, wohl einer anderen Pflanzen- 
familie zuzuzählen sein. 

Aehnliche Blätter haben: Myrtus reetinervis Sap. (Et. I, 6, 
tab. 11, fig. 5) von St. Zacharie und einige Aralien von Gelinden, 


56 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [214] 


Aralia transversalia (SAPORTA et MARION, Revision tab. 12, 
fig. 4; tab. 14, fig. 1), Aral. demersa (ibid. tab. 12, fig. 5 und Essai 
tab. 8, fig. 1) und Aral. venulosa (KEssai tab. 8, fig. 2). — Querceus 
Heerii Al. Br. (in Hxer, flor. balt. mioc. pag. 71, Taf. 27, Fig. 1) 
von Rixhöft, den unteren Theil eines Blattes darstellend, ist von 
unserem Blatte nicht verschieden. 
Verbreitung: 
Ober - Oligocän : Sotzka. 
Unter-Oligocän: Stedten. 


Fieus spec. 
Taf. 6, Fig. 9. 


Folia cuneata, integerrima, basi angustata, nervatione 
brochidodroma; nerv. sec. angulis acutis orientes, subparalleli. 


Alle Merkmale unseres Blattes finden wir vereinigt in den 
Ficus-Blättern vom Typus Ficus nitida Thunb. 


Analoge lebende Arten sind: 


Ficus nitida Thunb. (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 14, Fig. 5 —6), 
Ficus eiliolosa Link (ibid. Fig. 7) und 

Ficus sp. (ibid. Taf. 16, Fig. 7), 

sämmtlich Ostindien angehörend. In den keilförmigen Blättern 
von Bumelia salieifolia Sw. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyl. Taf. 36, 
Fig. 1) und tenaw Willd. (ibid. Taf. 36, Fig. 6) sind alle Secundär- 
nerven unter sich parallel und mehr netzläufig als durch brochido- 
drome Schlingen verbunden. 


Fieus multinervis Heer. 
Taf. 6, Fig. 10— 12. 


Ficus multinervis Hser, flor. tert. Helv. II, pag. 63, Taf. Si, Fig. 6— 10; Taf. 82, 
Fig. 1 (1856). 


» » ser, ibid. III, pag. 182 (1359). 
> » Errısesmausen, Bilin I, pag. 144, Taf. 20, Fig. 5—6 (1567). 
» » Srur, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1867, pag. 160. 


» » Scnmeer, traite de pal. vee. Il, pag. 735 (1870 — 72), 
» I S Das / 


u 


21 5] Stedten. 57 


(2) Ficus multinervis Exezuuarpı, Flora der Braunkohlenform. im Königr. Sachsen 
pag. 19, Taf. 5, Fig. 2 (1870). 


» » Exeeruarpr, Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittelgeb. 
pag. 404, Taf. 11, Fig. 8 (1876). 
@ BD » Lesgeurevs, Tert. flor. pag. 194, Taf. 28, Fig. 7 (non 8) (1878). 


Notelaea eocaenica Hszer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braunkohlenfl. 
pag. 20, Taf. 10, Fig. 1 (1861). 
(2) Euphorbiopsis berica MassaLongo, Sapindae. fossil. tab. 3, fig. 8. 


Folia coriacea, elliptica vel lanceolata, integerrima, basi 
apiceque attenuata, mervatione brochidodroma; nerv. prim. 
validus, nerv. sec. sub angulo aperto orientes, numerosi, valde con- 
Ferti, paralleli. 


Diese Art ist eine der unzuverlässigsten, da gleiche Blatttypen 
im Pflanzenreiche häufig sind, und an den abgebildeten Blättern 
die feinere Nervatur in der Regel fehlt. Blätter wie unsere 
Fig. 12, welche sich von (wereus elaena Ung. durch deutliche 
Saumläufer unterscheiden, hat HrEER (for. tert. Helv. Taf. 81, 
Fig. 7—8) ebenfalls zu dieser Art gezogen. 

Notelaea eocaenica Heer (Beitr. zur Kenntn. der Sächs.- 
Thüring. Braunkohlenfl. Taf. 10, Fig. 1) mit zahlreichen Secundär- 
nerven ist von Not. eocaenica Heer ibid. Taf. 6, Fig. 5 zu trennen 
und mit unserer Art zu vereinigen. — Die Blätter von Bilin 
weichen durch die sich schnell verschmälernde Basis ab. 

Ficus multinervis Engelh., Tschernowitz Taf.23 (4), Fig4, 
ein kümmerlicher Blattrest, verdient keine Berücksichtigung. 

Verwandte Arten scheinen zu sein: 

Phyllites myrtaceus Iossm. (Altsattel Taf. 10, Fig. 45), 

Ficus Yyna Ett. (non HEER und Unger) (Bilin I, Taf. 20, 
Fig. 7 [non 2]) aus dem plastischen Thon von 
Priesen, 

Fieus Kutschlinica Ett. (ibid. Fig. 8) aus dem Polirschiefer 

von Kutschlin und 

Ficus densinervis Hos. et v. d. Marck (Palaentogr. XXVI, 
pag. 1385, Taf. 25, Fig. 10-12) aus den 
obersenonen Plattenkalken des Arenfeldes bei 
Sendenhorst, 


58 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [216] 


Alle diese Arten gehören zum Typus Ficus Benjaminea L. 
Die besten Analoga zu unserer Art sind Ficus pulchella Schott 
(ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 17, Fig. 2) und Freus parasitica 
(ibid. Taf. 19, Fig. 5—6) in Östindien, nach HiEER auch Ficus 
elastica. 
“ Die Gattung Ficus umfasst etwa 600 meist tropische Arten, 
von denen die meisten den Malayischen und Pacifischen Inseln 
angehören. In der alten Welt reichen nur wenige in die ge- 
mässigte Zone (Japan und Mittelmeerländer), in Nordamerika 
(ausgenommen Mexico) fehlen sie ganz und in Südamerika über- 
schreiten sie kaum die Tropengrenze. 

Verbreitung unserer Art: 
Pliocän: Green River Gruppe Nordamerikas (?). 
Ober-Miocän: Straden bei Gleichenberg. 
Unter-Miocän: Polirschiefer von Kutschlin, Riantmont bei 

Lausanne. 
Ober - Oligocän: Seifhennersdorf, Schüttenitz, plast. Thon von 
Priesen, Hohe Rhonen. 

Mittel-Oligocän: Salcedo (?). 
Unter-Oligocän: Stedten, Weissenfels. 


Laurineae. 


Actinodaphne &ermari HEER sp. 
Taf. 6, Fig. 6. 
Siehe diese Abhandl., Bornstedt. 


Das abgebildete Blattbruchstück ist das einzige mir von 
Stedten bekannt gewordene dieser Art. 


Cinnamomum lanceolatum UNGER sp. 
Taf. 5, Fig. 3 und 4. 


te) 


Daphnogene lanceolata Unger, Gen. et spec. pag. 424 (1850). 


» ) Uxcer, Sotzka page. 37, Taf. 16, Fig. 1—6 (1850). 
> Weeer, Palacontogr. IT, pag. 183, Taf. 20, Fig. 8 (1852). 


Errsesuausen, Monte Promma pag. 31, Taf. 7, Fig.7 (1854). 


i 


[217] 


Stedten. 59 


Daphnogene lanceolata Errısesuausen, Häring pag. 46, Taf. 11, Fig. 23, 25, 26 


» 


» 


(1855). 
Massatonco, Reliquie della flor. foss. eoc. del monte Pastello 
pag. 14, tab. 6, fig. 1 (?), 5. 


Cinnamomum lanceolatum Heer, flor tert. Helv. II, pag. 56, Taf. 93, Fig. 6— 11 


(1856). 
Massatoxco, stud. Senogall. pag. 265, tab. 8, fig. 2 —4 
(non tab. 33, fig. 9) (1359). 
Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12 (1559). 
Lupwıs, Palaeontogr. VIII, pag. 109, Taf. 43, Fig. 1—7 
(1860). 
Heer, Bov. Trac. pag. 1063, tab. 67, fig. 1—S; tab. 68, 
fig. 14, 15 (1862). 
Sarorra, It. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, pag. 242 
(1862). 
» Kt. 1,5, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, pag. 20 
(1862). 
» Et. I, 6, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, pag. 57 
(1862). 
» ° Et. IL 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., III, pag. 94 
(1865). 
» Et. II, 3, Ann. d. se. nat. 5. ser., IV, pag. 133 
(1865). ; 
Sısuoxpa, Mater. pag. 52, tab. 24, fig.5(?), 6; tab. 26, 
fig. 7 (1865). 
Uncer, Kumi pag. 30, Taf. 7, Fig. 1 (2), 2, 3 (2), 4-—-10 
(1866). 
Sarorra, Et. III, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., VIII, pag. 18 
(1867). 
» Et. III, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., VII, pag. 83 
(1867). 
» Et. II, 4, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IX,’ pag. 40, 
tab. 4, fig. I1L—16 (1867). 
» Et. suppl. I, Ann. d. se. nat. 5. ser., XVII, 
pag. 44, tab. 8, fig. 10 (1872 — 73). 
Stur, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, I, 
pag. 168. 
Ersmesuausen, Bilin II, pag. 10, Taf. 533, Fig. 7—9, 
13, 16 (1868). 
Errisesnausen, foss. Flora d. ältesten Braunkohlenform. 
der Wetterau pag. 44, Taf. 3, Fig. 4, 5 (1868). 
Errisesnausen, Beitr. zur Kenntn, der foss. Flora von 
Steiermark pag. 62 (1569), 


60 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [218] 


Cinnamomum lanceolatum Eszer, mioe. balt. Flora pag. 77, Taf. 22, Fig. 14— 17 


(1869). 

» » Uxcer, Reise in Griechenland pag. 162. 

» » Heer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 2 (1870). 

» » ScHiurer, traite de pal. veg. II, pag. 842 (1870 — 72). 

» » ExceruArps, Flora der Braunkohlenform. im Königreich 
Sachsen pag. 20, Taf. 4, Fig. 11—12 (1870). 

» » Errinssuausen, Sagor I, pag. 193 (1872). 

» » Hexer, Zsilytbal pag. 17, Taf. 3, Fig. 3 (1872). 

» » ExcetHarpr, Tertiärpfl. aus dem Leitmeritzer Mittelgeb. 


pag. 381, Taf. 19 (4), ‘Fig. 25; Taf. 20 (5), Fig. 21, 
22 (2) (1876). 
» » Excernarpr, über die foss. Pflanzen des Süsswasser- 
sandsteins von Grasseth pag. 32, Taf. 3, Fig. 11, 14, 15. 
Taf.4, Fig. 10, 12; Taf. 9, Fig. 1-5 (1881). 
» » Wentzer, Flora der tert. Diatomsch. von Sulloditz 
pag. 15 (1881). 
Ceanothus lanceolatus Weser, Palaeontogr. II, pag. 207, Taf. 23, Fig. 5 (1852). 
Phyliites cinnamomeus Rossmässver, Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 2 (1840). 
Cinnamomum Scheuchzeri Errısesuausex, Bilin Il, pag. 198, Taf. 32, Fig. 2— 10; 
Taf. 33, Fig. 10, 11 (1568). 
» » Eserrnarpr, foss. Pflanzen des Süsswassersandst. von 
Grasseth pag. 32, Taf. 3, Fig. 9, 10, 12, 15, 16 (1SS1). 


Daphnogene polymorpha Errınssnausen, Monte Promina pag. 30, Taf. 7, Fig. 3—6 


(1854). 
Cinnamomum polymorphum Errixesnausen, Sagor I, pag. 193, Taf. 10, Fig. 1 
; (1872). 
Daphnogene haeringiana Errıscsuausen, Häring pag. 46, Taf. 11, Fig. 27 (1855). 
» Ungeri Exseuuaror, Göhren pag. 27, Taf. 5, Fig. 5 (1875). 


Folia lanceolata basi apiceque acuminata, petiolata, tnipli- 
nervia; nervilaterales margine paralleli, acrodromi, apicem 
non attingentes. ; 


Die Blätter dieser Art sind schmal-lanzettlich und lang zu- 
gespitzt. Die beiden Lateralnerven sind dem Rande genähert und 
ihm parallel. Sie erreichen die Spitze nicht, sondern verschmelzen 
mit den Secundärnerven. Die grösste Breite liegt ungefähr in der 
Mitte. 

Blätter dieser Art scheinen bei Stedten häufig gefunden worden 


zu sein, sind aber bei dem schlechten Erhaltungszustande meist 


2 1 9] ; Stedten. 61 


als Hucalyptus gedeutet worden. — Ein Theil der von ErrinGs- 
HAUSEN zu Cinnamomum Scheuchzeri Heer gestellten Blätter 
von Bilin (Bilin II, Taf. 32 und 33) gehört zu unserer Art. — 
Cinnamomum lanceolatum Lesgq. (Tert. flor. pag. 219, Taf. 36, 
Fig. 12) ist breiter als unsere Formen. 


Verbreitung: 
Ober - Miocän: Albis; Ryolithtuff von Erlau, Swoszowice; Sini- 
gaglıa. 
Mittel-Miocän: Sobrussan (Brandschiefer), Leoben; Petit Mont 
bei Lausanne, Croisettes, Estav&; Turin. 
Unter-Miocän: Münzenberg, Rockenberg, Seckbach; Holaikluk, 
Polirschiefer von Kutschlin, Menilitopal des 
Schichower Thales, Sulloditz, Sagor; Lausanne 
(Tunnel), Eriz, St. Galler Findlinge, Mönzlen, 
Ruppen; Thone des Beckens von Marseille, 
Fischschiefer von Bonnieux. 
Ober-Oligocän: Salzhausen, Hessenbrücken, niederrheinisches 
Becken; Altsattel, Grasseth, Sotzka; Monod; 
Armissan und Peyriac, Manosque. 
Mittel-Oligocän: Rixhöft; St. Jean-de-Garguier, St. Zacharie, 
Gargas, Vallde de Sault. 
Unter-Oligocän: Stedten, Bornstedt, Göhren; Häring; Aix; 


Monte Promina. 


Apocyneae. 


Apoeynophylium neriüfolium He£er. 
Taf. 5, Fig. 12. 
Herr, Beitr. zur Kenntn. der Sächs. - Thüring. Braunkohlenflora pag. 13, Taf. S, 
Fig. 1-8 (1861). 
ScHineer, traite de pal. veg. Il, pag. 906 (1870 — 72). 
Vergl. diese Abhandl. pag. 33. 


Folia coriacea, lanceolata, basi apiceque acuminata, longe 
petiolata; nerv. prim. validus, nerv. sec. sub angulo acuto egredientes, 


densi, paralleli, camptodromt. 


62 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [220] 


Diese bei Skopau noch häufig vorkommende Art konnte in 
dem abgebildeten Blatte auch von Stedten nachgewiesen werden. 
Durch die schmale Blattform, die dichter stehenden und am Rande 
aufsteigenden Secundärnerven unterscheidet sie sich von dem Born- 
stedter Apocyn. helveticum Heer. 


Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Stedten, Skopau. 


Verwandte Arten: 
Nerium sarthacense Crie: Thal der Sarthe (Unter -Oligocän). 
Apoeyn. elongatum Heer: Samland, Rixhöft (Mittel-Oligocän). 
» attenuatum 


; Heer: Samland. 
» balticum 


Myrsineae. 


Myrsine dubia nov. spec. 
Taf. 6, Fig. $. 


Folia coriacea, lanceolata, integerrima, versus basin attenuata, 
inforiori parte latissima, breviter petiolata; nerv. prim. valıdus, 


nerv. sec. angulo ca. 50% orientes, camptodromi. 


. 


Aehnliche Blattformen besitzen Diospyros lotoides Ung 


&., Myr- 
sine doryphora, Centaurorum und Caronis Ung. Zu Myrsine 
doryphora hat UNGER (Sylloge III pag. 19, Taf. 6, Fig. 1 — 10) 
eine Anzahl von Blättern vereinigt, von denen die schlankeren 
z. Th. zu Eucalyptus oceanica Ung. (Fig. 10), z. Th. zu Quercus 
nerüfolia Al. Br. (ErTInGsHAUSEN, Beitr. zur Kenntn. der foss. 
Flora von Radoboj pag. 852), die gedrungeneren zu Myrsine Centau- 
rorum Ung. (Syll. I Taf. 12, Fig. 1—3, 6, 7; III Taf. 7, Fig. 15 
und 17) gebracht werden müssen. Sie unterscheiden sich von 
unserem Blatte durch die Lage der grössten Breite über der Mitte 
und die schnelle Verschmälerung nach der stumpfen Spitze. — 
Myrsine doryphora Ett. (Bilin II pag. 223, Taf. 37, Fig. 5, 6, 13) 
weicht in der Form von der UnGer’schen Art ab, desgleichen das 
Blatt in Taf. 4, Fig.5 in der fossilen Flora der ältesten Braun- 


[221] Stedten. 63 


kohlenformation der Wetterau, welches schlanker ist als unsere 
Art und steiler aufsteigende Secundärnerven hat. — Myrsine 
Caronis Ung. (Syll. III Taf. 7, Fig. 8—11), welche unserem 
Blatte am nächsten steht, unterscheidet sich nur durch geringere 
Grösse. Auch Diospyros lotoides Ung. (Syll. III Taf. 10) 
weist ähnliche Formen auf, deren Secundärnerven aber unter 
spitzerem Winkel ausgehen. 

Die Stellung unseres Blattes in der Nähe von Myrsine dory- 
phora und Caronis Ung. gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch den 
Vergleich mit lebenden Pflanzen, da weder die Blätter von 
Diospyros noch die von Quercus imbricaria, wohl aber brasilia- 
nische Myrsineen sowohl in Gestalt als in der Nervatur mit un- 
serem Blatte vollkommen übereinstimmen. Immerhin aber gehören 
diese fossilen Arten zu der grossen Anzahl derjenigen, welche ohne 
das Zusammenvorkommen mit Früchten keine absolute Sicherheit 
der Bestimmung gewähren. 


Verwandte Arten: 
Myrsine doryphora Ung.: Parschlug, Radoboj, Rixhöft. 
» Caronis Ung: Radoboj. 


Ebenaceae. 


(2) Diospyros brachysepala AL. Braun. 
Taf. 6, Fie. 1. 


(2) Diospyros pannonica Hexer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 22, Taf. 10, 
Fig. 12, 13, 14a (1861). 

Das abgebildete Blatt gehört wahrscheinlich zu Diospyros 
brachysepala Al. Br., einer schlechten Art, in welcher bisher eine 
beträchtliche Anzahl sehr verschiedener Blätter willkürlich vereinigt 
worden sind. Es ist überflüssig, 
Literaturangaben über diese Art zusammenzustellen, da dieselbe 


nochmals die lange Reihe der 


für die Beurtheilung der Floren nur von zweifelhaftem Werthe 
ist. — Diospyros pannonica Heer (siehe oben) weicht von dem 
Blatte bei ETTINGSHAUSEN, Wien Taf. 3, Fig. 8, das, weil sehr 


64 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. ° [222] 


unvollständig, zur Begründung einer neuen Art ungeeignet ist, 
wesentlich ab und passt am besten zu Diosp. brach ysepala, nament- 
lich zu den von HEER in seiner miocänen balt. Flora Taf. 27 u. 28 
abgebildeten Blättern. — Diospyros vetusta Heer hat eine län- 


gere Spitze. 


Pittosporeae. 


Pittosporum stedtense nov. spec. 


(Quercus chlorophylla Hrsr, Sächs.-Thüring. Braunkohlentlora pag. 21, Taf. 10, 
Fig. 14b (1861). 

Folia subcoriacea, obovato-spatulata, integerrima, apice 

rotundata, basi praeter petiolum decurrentes; nero. prim. 

validus, versus apicem evanescens; mervi sec. numerosi, curvati, paral- 


lei, dietyodromi. 


Das von HEER abgebildete Blatt weicht von Quercus chloro- 
phylla Ung., Chlor. prot. Taf 31, Fig. 1 sehr ab. Dagegen gleicht 
es den Blättern der lebenden Pittosporum-Arten vom Typus 
Pitt. Tobira Ait (cf. ETTINGSHAUSEN, Dicot. pag. 149, Fig. 125). 
Der Blattgrund verschmälert sich (das muss besonders betont 
werden wegen der grossen Aehnlichkeit mit Ilexblättern) langsam 
an dem breiten Blattstiele. 

Pittosporum Putterlicki Ung. ist nebst Pitt. panno- 
nicum Ung. von ETTINGSHAUSEN z. Th. zu Sapotacites Putterlicki 
Ung. sp. gemacht, z. Th. zu Pisonia radobojana Eitt. gestellt worden 
(Beiträge zur Kenntn. der foss. Flora von Radoboj pag. 877 u. 882). 
Zu denselben Arten ist wahrscheinlich auch Prttosporum cunei- 
Folium Ung. (Syll. II Taf. 1, Fig. 14 und 15) von Radoboj zu 
brugen. An unsere Art erinnert am meisten Pittosporum 
miocenicum Ett. (Beitr. zur Kenntn. d. foss. Flora von Radobo; 
pag. 890, Taf. 1, Fig. 25 und 26), mit welchem Pitt. palaeotetra- 
spermum Ett. (Sagor II pag. 191, Taf. 16, Fig. 14, 15) vereinigt 
werden muss. 

Die 50 lebenden Pittosporum - Arten erstrecken sich über 


Afrika, das wärmere Asien, Australien und die pacifischen Inseln. 


[223] Stedten. 65 


Zu dem Typus mit keilförmig sich verschmälernder Basis gehören 
unter anderen: 


Pittosporum Tobira Ait. (Japan), 


» coriaceum Ait. (Madeira), 

» commutatum Putt. (Cap), 

» umbellatum Gärtn. (Neu -Seeland). 
Juglandeae. 


Juglans Ungeri HEEr. 


Taf. 6, Fig. 7. 
Juglans Ungeri Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 199 (1559). 
» »  Schniper, traite de pal. veg. III, pag. 241 (1874). 
» » ExcernAror, Nov. act. Leop.-Carol. Ac. Bd. 39, pag. 335, Taf. 4, 
Fig.2 (1877). 
» »  Enscernaepr, fossile Pflanzen von Grasseth. Nov. act. Bd. 48, 


pag. 41, Taf. 12, Fig. 3, 5, 6 (1581). 
» costata (folia, non fructus) Hrer, flor. tert. Helv.. Ill, pag. 90, Taf. 155, 
Fig. 18 (1859). 


Phyllites juglandoides Rossmässter, Altsattel pag. 29, Taf. 4, Fig. 16 (1840). 


Foliola (?) elliptica, integerrima; nervi sec. arcuati, campto- 
dromi, nervili plerumgue percurrentes. 


Juglans Ungeri Heer, Bornstedt pag. 21, Taf. 4, Fig. 13, 
gehört zu Actinodaphne Germari Heer sp. (siehe diese Abhandl., 
Bornstedt). 

Die nächst verwandte lebende Art ist nach HEER Juglans 
regia L., welche in Vorder-Asien und Indien heimisch ist und 
in Europa im Westen bis zum 56., im Östen bis zum 52. Parallel- 
kreis eultivirt wird. Zu der Gattung Juglans gehören 7—8 Arten 
in den Tropen und Subtropen der nördlichen Hemisphäre Von 
diesen kommen 2 auf Ostasien und Japan, 1 auf Mittel- Europa 
und -Asien, 4—5 auf Amerika, von Canada und Californien bis 
Mexiko und den westindischen Inseln. 


or 


66 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. - [224] 


Verbreitung: 
Ober- OÖligocän: Altsattel, Tschernowitz; Schwarzachtobel bei 
Bregenz. 
Unter-Oligocän: Stedten. 


Unbestimmbare Blattreste. 


1. Phyllites cf. Quereus deeurrens ETTINGSHAUSEN. 
Taf. 5, Fig. 11. 


Das abgebildete Blatt erinnert an Quereus fureinervis Rossm. sp., 
aber die Secundärnerven besitzen nicht den oberen Gabelast und 
vom Hauptnerv zweigen dünne, gegen die Secundärnerven ge- 
neigte Nerven ab, welche an den Blättern jener Art bisher nicht 
beobachtet worden sind, dagesen bei Quercus Sprengeli Heer durch 
ihr beständiges Auftreten als specifisches Merkmal gelten müssen. 

Bei Sapindus Pythii Ung. (Syll. I, Taf. 14, Fig. 6— 17) 
laufen die Zwischennerven den Secundärnerven parallel. Juglans 
elaena Ung. (Syll. I, Taf. 19, Fig. $—10) hat breitere Blätter mit 
breiter, deutlich abgesetzter Basis. Bei Quercus decurrens Ett. 
(Sagor I, pag. 18%, Taf. 5, Fig. 5—7) ist der Verlauf der Zwischen- 
nerven derselbe wie an unserem Blatte, aber die Blätter sind breiter 
und die Zähne grösser. 


2. Phyllites cf. Fieus panduraeformis SısmonDa. 
Tara E16: 


Das abgebildete Blatt muss als eine abnorme Form aufgefasst 
werden. Durch den bis zur Spitze kräftigen Hauptnerv und das 
Vorhandensein mehrerer Secundärnerven unterscheidet es sich 
von ähnlich gestalteten Blättern von Sassafras und Synaphaea. — 
Cussonia ambigua Ett. (Sagor II, Tuf. 14, Fig. 32) mit beider- 
seitiger Einbuchtung, aussergewöhnlich dieckem Hauptnerv und 
mehreren Secundärnerven erinnert sehr an unser Blatt. Der 


obere, abgeschnürte Theil des Blattes übertrifft den unteren um 


[225] Bornstedt. 67 


das Doppelte. — Das beste Analogon zu unserem Blatte ist 
Ficus panduraeformis Sism. (Mater. pag. 48, Taf. 17, Fig. 4) 
von Guarene, das bis auf den grösseren und breiteren, oberen 
Lappen mit demselben übereinstimmt. 


3. Phyllites retieulosus RossMÄssLER. 


Siehe diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 37. 


Zahlreiche, leider schlecht erhaltene Blätter passen recht gut 
zu dieser Art, am besten zu den Abbildungen in HEER, Sächs.- 
Thüring. Braunkohlenflora Taf. 9, Fig. 12 — 16. 


Bornstedt. 


Alle von Bornstedt bekannt gewordenen Blätter stammen aus 
der Grube Neuglück, welche unweit Bornstedt, eine Meile west- 
lich von Eisleben, am Westrande des sich vom Harze nach SO. 
vorschiebenden Hornburger Sattels liegt. Die Braunkohlenformation 
bildet hier eine von der benachbarten Riestedt- Elmsloher Mulde 
durch einen niedrigen Sattel getrennte Mulde, deren Rand durch 
die Dörfer Bornstedt, Holdenstedt, Beiernaumburg, Sotterhausen, 
Mittelhausen, Osterhausen und Sittichenbach bezeichnet wird. 


Die fein- oder grobkörnigen Stubensande, welche-das oberste 
Glied der diese Mulde ausfüllenden Tertiär- Ablagerungen bilden, 
bestehen aus wasserhellen, theils eckigen, theils serundeten 
Quarzen und eingemengten Kieselschiefertheilchen und gehen in 
Kiese von hasel- bis wallnussgrossen Milchquarzen über. Die auf- 
geschlossenen Flötze, unter ihnen das Pflanzen-führende, Alaunerde- 
haltige Flötz von Neuglück, gehören demnach der Unterflötzgruppe 
von LASPEYRES an. 

Nach den Angaben von H. MÜLLER (die Alaunerze der Tertiär- 
formation, Journ. für prakt. Chemie 1854, pag. 59, und Zeitschr. 
d. D. geol. Ges. Bd. 6, 1854, pag. 707) sind die Lagerungsver- 
hältnisse in Grube Neuglück folgende: 


68 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [226] 


Dammerde, Lehm, Kies und Letten (Diluvium und 
Alluvium), 21/g — 3 Lehtr. 


Braunkohlenflötz, das, vorzüglich nach dem Aus- 
gehenden hin, dem dichten Wurzeltorfe sehr ähnlich 
wird, 1 Lchtr. 


Unreine, thonige Kohle und plastischer, weisser Thon, 


1 Lchtr. 
\ Erdige Kohlen, 3—4 Liehtr. 


Es wasserreicher Kies, 8 Lehtr. 


| Flötz von kohliger Alaunerde (oberes Alaunerdeflötz), 
21) DZ 312 Lehtr. 


Plastischer Thon. 


Erbohrt: en (unteres Alaunerdeflötz). 
je Plastischer Thon. 


In dem 21/,—31/, Lehtr. mächtigen oberen Alaunerdeflötze, 
»das sich nach dem Ausgehenden, sowie alle anderen hier auf- 
gefundenen Flötze, steil heraushebt, ohne bis über Tage fort- 
zusetzen«, lassen sich folgende Schichten unterscheiden: 


‘ Thonige Moorkohle, reich an Schilfen, Gräsern, 
Samenkörnern, Blattresten, Schwefel und Schwefel- 


Oase: kies (®/; Lehtr. mächtig). 
Alaunerde- i 


flötz. 


\ Derbe Schwefelkiese und Verkieste, nie inle- 
stücke (1— 1a Zoll mächtig). 


Kohlige Bank von Erzen (!/ı Tchtr. mächtig). 


Bituminöser Thon mit geringem Gehalte an Schwefel 
I Schwefelkies, zahlreichen, wohl erhaltenen Blatt- 
|resten, kleinen Zweigen und Samenkörnern (17/g bis 
21/, Lehtr. mächtig). 


[227] Bornstedt. 69 


| Mit Schwefelkies durchdrungene Holzschicht (1/; bis 
1/4 Lehtr. mächtig). 


Derbe Schwefelkiese (meist verkieste Holzstücke) 
(1 Zoll mächtig) — Alaunerze. 


Liegendes: | Plastischer Thon. 


Die Zahlenangaben gelten nicht mehr für die Mächtigkeit der 
in den letzten Jahren durchsetzten Schichten. — Die Lagen des 
oberen Alaunerdeflötzes, welche kohlenreicher sind und einen 
geringeren Thonerdegehalt haben als die unteren Abtheilungen des 
Flötzes, nennt man wegen ihres Reichthums an Schwefelkiesen 
und Schwefel »Vitriolerzee. Das untere Alaunerdeflötz und dessen 
hangende, bituminöse Thone mit Pflanzenresten rechnet LASPEYRES 
(Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872, Bd. 24, pag. 348) zur Kapsel- 
thonzone, alle anderen Schichten zur unteren Flötzgruppe mit 
Mitteln von Stubensand. — Die Schichten bis hinab zum han- 
genden Thone des oberen -Alaunerdeflötzes sind im Tagebau an- 
stehend. 

Die Alaunerdeflötze, welche nur am Rande der Mulde an- 
getroffen worden sind, setzen sich nach dem Innern des Beckens 
in Stückkohlen-führende Flötze fort. Beide enthalten ausserordent- 
liche Mengen von Monocotyledonen- und Dicotyledonen - Blättern, 
welche aber nur in den Alaunerdeflötzen der Grube Neuglück gut 
erhalten sind. Im frischen Zustande zeigen die in der Regel in 
den Schichtungsflächen liegenden Blätter das zarte Nervennetzwerk; 
aber schon nach wenigen Tagen blättert sich die kohlige Decke 
derselben ab, und nach kurzer Zeit wird die Blattoberfläche durch » 
Zutritt feuchter Luft und Vitriolescirung des beigemengten Sch wefel- 
eisens weiss und die Nervatur undeutlich. Nur wenn man die 
Gesteinsstücke in Papier eingehüllt sehr langsam trocknen lässt 
oder sie in Petroleum gegen jeglichen Zutritt von Sauerstoff schützt, 
vermag man die Blattabdrücke lange Jahre hindurch zu erhalten. 

Die ersten Bestimmungen von Bornstedter Blättern rühren 
von LEOPOLD von Buch her (ZinckEn, Physiogr. pag. 132). Es 
sind: Phoenicites Giebelianus, 4 eigenthümliche Farnkräuter, Acer, 


70 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [228] 


Juglans, Magnolia, Lomatia pseudoilex, Dryandroides acuminata, 
Celastrus elaeoides, Dombeyopsis, Quercus drymeia, Flabellaria, Hakea 
Germari, Apocynophyllum legitimum. MÜLLER fügt diesen noch 
Ceanothus polymorphus hinzu (l.c. pag. 270). Ob die mit coll. 
BucH bezeichneten Bornstedter Blätter im Berliner mineralogischen 
Museum die Originale zu diesen Bestimmungen sind, ist nicht zu 
ermitteln, da keins derselben mit einer Namenetikette versehen ist. 
Einige dieser Pflanzen sind noch so gut erhalten, dass sie hier 
abgebildet werden konnten. 

Im Jahre 1850 legte BEeyrıch der Deutschen geologischen 
Gesellschaft eine Anzahl von Bornstedter Pflanzen vor und knüpfte 
daran eine kurze Besprechung der Lagerungsverhältnisse der Neu- 
glücker Flötze (Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 2, pag. 170). 

GÖPPERT fügte seiner Abhandlung über die fossilen Pflanzen 
Javas (GÖPPERT, Tertiärflora der Insel Java 1854, Tabelle pag. 72) 
ein Verzeichniss von Pflanzen aus Bornstedt bei, welches 26 Arten 
enthält: Germaria platyceroides Göpp., Pecopteris aluminosa, Tae- 
niopteris elliptica und elongata, Smilacites aristolochioides, Phoeni- 
cites Giebehianus, Quercus aspera Ung., Qu. Germari Ett. et Göpp., 
Artocarpidium olmedaefolium Ung., Art. platyphyllum, Nyssa juglan- 
doides, Laurus primigenia Ung., L. punctulata, Cinnamomum Ross- 
maessleri, Hakea Germari Ett., Lomatia pseudoilex Ung., Dryan- 
droides acuminata Ung., Apocynophyllum legitimum, Magnolia 
Germariana, Dombeyopsis erosa, Domb. flabellata, Acer sterculioides, 
Aesculus aubia, Celastrus elaeoides Ung., Juglans platyphylla und Pyrus 
troglodytorum Ung. — Da nach HEER’s Erkundigungen (HEER, 
Borustedt pag. 3) die von GÖPPERT benutzte Sammlung zu Grunde 
gegangen ist, und von den aufgeführten Arten weder Beschrei- 
bungen noch Abbildungen bekannt geworden sind, sind die 
GörrpErT’schen Bestimmungen für künftige Untersuchungen nicht 
verwendbar geworden. 

Obgleich in der Grube Neuglück fast alljährlich Pflanzenreste 
in grosser Menge gefunden worden und in viele Sammlungen ge- 
langt sind, ist diese Localflora nur ein einziges Mal, nämlich von 
H&zrr (über die Braunkohlenflora von Bornstedt, Abhandl. der 
naturforsch. Gesellsch. zu Halle 1870, Bd. 2) eingehender bearbeitet 


[229] Bornstedt. 71 


worden. Leider stand HEER nur ein sehr kleiner Bruchtheil der- 
selben zur Verfügung, und die Abbildungen beschränken sich auf 
4 Tafeln. 

In den letzten Jahren hat der Besitzer der Gruben, Herr 
Dr. H. MÜLLER, durch den Fahrsteiger ISEMANN eifrig sammeln 
lassen und sowohl dem mineralogischen Museum in Halle als der 
geologischen Landesanstalt in Berlin eine grosse Anzahl der besten 
und seltensten Stücke bereitwilligst übersandt. Diese Sammlungen 
der letzten Jahre bilden die Grundlage zu den folgenden Unter- 
suchungen. Ein Vergleich unserer Abbildungen mit denen von 
HEER zeigt die ausserordentliche Bereicherung unserer Kenntnisse 
der Bornstedter Flora. Ein Abschluss ist hiermit aber, ebenso 
wie in den Nachbarfloren, noch nicht gemacht, da die nächsten 
Jahre für alle in dieser Abhandlung beschriebenen Fundorte noch 
eine reiche Ausbeute an Pflanzen versprechen. 


Beschreibung der Arten. 


Filices. 


Pteris Prestwichii ETTINGSHAUSEN et GARDNER. 
Taf. 8, Fig. 6. 


ErrısgsnAausen and GARDNER, Eoc. flora; Palaeontogr. Soc. 1880, pag. 53, tab. 10, 
dig. 8. 
Presrwich, Quarterly Journ. of Geol. Soc. X pag. 156, tab. 3, fig. 6 (1854). 


Pinnae elongatae, lineari-lanceolatae, integerrimae vel crenu- 


latae; nervus primarius proninens, nervi secundarii angulis 


acutis orientes, valde approwimati, bi-wel trifurcati. 


Unser Farn, nur in dem abgebildeten Bruchstücke von Born- 
stedt bekannt, gehört in die Gruppe von Pteris pennaeformis Heer, 
Prestwichii Ett. et Gardn., eocaenica Ett. et Gardn. etc. Die 
Einreihung dieser Arten, von denen bis auf Pf. eocaenica nur 
isolirte Fiederblätter bekannt sind, in die Gattung Pteris beruht nur 
auf einem grösseren oder geringeren Grade von Wahrscheinlichkeit. 


72 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [230] 


Pteris Prestwichii Ett. et Gardn., eine Copie der Ab- 
bildung von PrResrwicH, Quarterly Journ. 1. c., stimmt bis auf die 
geringere Grösse und den nur wenig kleineren Ursprungswinkel 
der Secundärnerven mit unserem Blatte überein. — Die nächst- 
verwandte Art, Pteris pennaeformis Heer (flor. tert. Helv. I, 
pag. 38, Taf. 12, Fig. 1) hat gleichgestaltete, aber nahe der Spitze 
gezähnelte Blätter und einfache oder nur einmal gega- 
belte, unter spitzerem Winkel ausgehende Secundärnerven. 
Mit dieser Art müssen Pt. Gaudini Heer (ibid. Taf. 12, Fig. 3) 
und Pt. pseudopennaeformis Lesg. (Tertiary flora pag. 52, 
tab. 4, fig. 3, 4) vereinigt werden, von denen erstere wohl nur ein 
jüngeres Fiederblatt darstellt, letztere nahe der Spitze stumpfere 
Zähne und dichter stehende Secundärnerven besitzt. — Wenn, wie 
GARDNER und ETTINGSHAUSEN vermuthen, ein Theil der von HEER 
als Pteris parschlugiana beschriebenen Blätter (flor. tert. Helv. 
Taf. 12, Fig. 2b —d) sich als zu Pt. pennaeformis Heer gehörig 
erweisen würde, so wäre, da jene ein- bis dreimal gegabelte und 
unter offenerem Winkel ausgehende Secundärnerven hat, ein all- 
mäliger Uebergang von Pt. Prestwichüi in Pt. pennaeformis vor- 
handen, und es würden beide zu einer Art zusammenfallen. — 
Bei Pt. eocaenica Ett. et Gardn. (]. c. pag. 32, tab. 4, fig. 4—6), 
der einzigen Art dieser Gruppe, welche die charakteristische Laub- 
bildung noch erkennen lässt, ist die Entfernung der Secundärnerven 
grösser und fast der ganze Blattrand gezähnelt. — Pteris sub- 
simplex Lesq. (Tert. flor. pag. 52, tab. 4, fig. 5—7) hat breitere, 
gekerbte Blätter mit einfachen oder nur einmal gegabelten Nerven. 
— Lomariopsis bilinica Ett. (Bilin I, pag. 89, tab. 3, fig. 13) 
hat entfernt stehende Zähne und einfache oder einmal gegabelte 
Nerven. — Pt. pennaeformis Ludw. (Palaeontogr. V, pag. 153, 
Taf. 33, Fig. 7) von Holzhausen stellt ein winziges Blättchen vor, 
dessen Bestimmung schr gewagt erscheint. — Wäre die Verwandt- 
schaft von Pt. gladifolia Ludw. (Palaeontogr. V, pag. 154, Taf 33, 
Fig. 11) von derselben Fundstelle mit der lebenden Pr. serrulata L. 
begründet, so würde jene Art zu Pt. Prestwichü und Pt. pennae- 
formis die nächsten Beziehungen haben. Eine Prüfung der Origi- 


nale zu der Lupwi@'schen Art lehrte jedoch, dass dieselbe weder 


[231] N Bornstedt. 713 


zu Pteris noch zu irgend einer anderen Farngattung gehört. Die 
von LupwiG als Nerven gedeuteten, nur wenig sichtbaren Quer- 
linien des linear-lanzettlichen Blattes sind unregelmässige Quer- 
runzeln, die mit den immer scharf ausgeprägten Secundärnerven 
von Pteris- Arten nichts gemein haben. Eine ähnliche, sehr feine 
Querstreifung beobachtete HEER wiederholt an den Blättern von 
Sequoia Langsdorfi: Brgt. sp. von Atanakerdluk (tlor. foss. arct. 
Taf. 2, Fig. 21). 

Da wir unter allen oben genannten Arten nur von Pf. eocae- 
nica Ett. et Gardn. die Laubbildung genau kennen, so ist nur für 
diese die Verwandtschaft mit lebenden Pferis- Arten, namentlich mit 


Pteris crenata L. ( ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 53, Fig. 3 
und Taf. 52, Fig. 14) (Östindien und trop. 
Neuholland) und 
»  cretica L. (Tropen und Subtropen beider Hemi- 
sphären) 
gesichert. 
Die übrigen Arten besitzen grosse Aehnlichkeit, ausser mit 
den oben genannten, mit 


Pteris umbrosa R. Br. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 56, 
Fig. 1, 7 und Taf. 57, Fig. 5) (Neuholland), 
» laeta Wall. (ibid. Taf. 57, Fig. 8, 11) (Östindien) und 


»  contracta Link (Brasilien). 


Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Unter-Eocän: Counter Hills. 


Verwandte Arten: 
1. Pteris pennaeformis Heer: 
Ober-ÖOligocän: Hohe Rhonen, Paudex bei Lausanne, mines 
de la Conversion, Manosque (bois d’Asson). 
Eoeän: Henry’s fork (U. S.). 
2. Pteris eocaenica Ett. et Gardn.: 
Ober-Eocän: Bournemouth. 
3. Lomariopsis bilinica Btt.: 
Unter-Miocän: Polirschiefer von Kutschlin. 


74 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [232] 


Pteris parschlugiana UNGER. 
Taf. Ss, Fig. 7 und Taf. 9, Eig. 1. 


Uxcer, Chlor. prot. pag. 122, Taf. 36, Fig. 6 (1547). 

Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 38, Taf. 12, Fie. 2a (non 2b—d) (1855). 
» for. tert. Helv. III, pag. 154, Taf. 145, Fig. 4 (1559). 

Scmmmerer, traite de pal. veg. I, pag. 652 (1869). 

Hexer, Bornstedt pag. 7, Taf. 1, Fig. 1 (1870). 


(2?) Errisesmauses, Beitr. zur Kenntn. der Tertiärflora Steiermarks pag. 37, Taf. S, 


Fig..7; Tax. 9, Rie.1 (1870). 


Foha pinnata, pinnulae alternae, sessiles, lineari-lanceolatae, 
basi inaequilaterali rotundatae, argute serrulatae; nervus 
primarius validus, nervei secundarıı angulo acuto egredientes, semel-, 


bi-vel tri-furcati. 


Unsere beiden Figuren vervollständigen die früheren Abbil- 
dungen dieser Art. Die Seeundärnerven sind selten einmal, ge- 
wöhnlich dreimal gegabelt. In der Regel laufen die Gabeläste eines 
Secundärnervs in einen einzigen Zahn aus, so dass die Grösse der 
Zähne von der Anzahl der Nervengabelungen abzuhängen scheint. 

Die Unger’sche Abbildung stellt die Spindel mit einem Fieder- 
blatte dar, welches im Wesentlichen mit unserer Taf. 8, Fig. 7 
übereinstimmt, aber bei geringerer Länge dichter stehende Zähne 
hat. Die Bestimmung von Pt. parschlugiana Heer (flor. tert. Helv. 
Taf. 145, Fig. 4) ist unsicher, da letzterer die Basis fehlt. Die Blatt- 
stücke ibid. Taf. 12, Fig. 26 und d, sowie Fig. 2b mit einfachen 
oder nur einmal gegabelten Secundärnerven, gehören wahrscheinlich 
zu Pt. pennaeformis Heer. — Pteris parschlugiana Ett. von 
Leoben, von der ErTInGsHAUSEN weder Abbildungen noch eine 
Beschreibung gegeben hat, ist zweifelhaft. Pi. pennaeformis Heer 
(flor. tert. Helv. Taf. 12, Fig. 1c) und Pt. parschlugiana Heer 
(ibid. Taf. 12, Fig. 2b und ce), mit denen ETTINGSHAUSEN die 
Leobener Farnreste vergleicht, weichen von unserer Art sehr ab. — 
Pteris erosa Lesq. (Tert. flor. pag. 53, tab. 4, fig. 8) steht un- 
serer Art am nächsten. Ihre Blätter sind grösser und spitzen sich 


[233] Bornstedt. 75 


schneller zu. — Osmunda Strozzi Gaud. et Strozzi (Contrib., 
a la flore foss. ital.; neue Denkschr. der allg. Schweiz. Gesellsch. 
Bd. 20, pag. 9, tab. 1, fig. 1—4), ein schöner Farnwedel, unter- 
scheidet sich nur durch den gekerbten Rand der Fiederblätter. — 
Pteris parschlugiana Ludw. (Palaeontogr. VII, pag. 66, Taf. 11, 
Fig. 3, 4) weicht von der UnGer’schen Art durch kürzere Blätter - 
und den Mangel deutlicher Zähne ab. Sie ist ebenso wie Pteris 
satyrorum Ludw. (ibid. pag. 65, Taf. 11, Fig. 1, 6) und Pr. geni- 
culatum Ludw. (ibid. pag. 66, Taf. 11, Fig. 2) auf winzige Blatt- 
reste gegründet, so dass ein Vergleich mit allen diesen Farnstücken 
von Salzhausen und Münzenberg nutzlos ist. 

Unsere Art scheint in die Gruppe der Pteris longifoliaL. 
(ETTINGSHAUSEn, Farnkr. Tat. 52, Fig. 15; Taf. 54, Fig. 1 ete.) 
zu gehören, jedoch können erst fructificirende Exemplare darüber 
Gewissheit verschaffen. Einem gleichen Formen- und Nervations- 
typus gehören Blechnum punctulatum Sw. (ibid. Taf. 73, Fig. 2, 
8, 9) und Osmunda palustris Schrad. (— Osm. spectabilis A. Gray) 
an. — Pteris longifolia L. ist eine den Tropen und der wär- 
meren gemässigten Zone angehörende, cosmopolitische Art, welche 
in Südeuropa, auf den Canarischen Inseln, den Antillen, in Öentral- 
Amerika, Afrika und Asien vorkommt. 


Verbreitung: 


Mittel-Miocän: Parschlug, (?) Leoben. 


Ober - Oligocän: Monod, Rochette, Paudez. 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 


Verwandte Art: 


Pteris erosa Lesq.: Eocän (1. group): Raton Mountains bei 
Trinidad (N. Mex.) und Golden, Colorado. 


Pteris stedtensis ANDRAE sp. 
Taf. 7, Fig. 10. 


Siehe diese Abhandl., Stedten, pag. 44. 


76 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [234] 


Asplenium Wegmanni BRONGNIART. 


Taf. 9, Fig. 2, 3. 


Asplenium Wegmanni Brosestarr, Tabl. d. genres de veg. foss. pag. 115 (1849). 
» » Arc. p’Org, cours elem. de pal. vol. II, pag. 738 (1852). 


» » Warerer, descript. d. pl. foss. du bass. d. Paris pag. 46, 
tab. 12, fig. 2 (1866). 
Sarorra, Sezanne pag. 317, tab. 2, fig. 2, 3 (1868). 
> > ScHinper, traite de pal. veg. I, pag. 659 (1869). 
Aspidium serrulatum Heer, Bornstedt pag. 7, Taf. i, Fig. 3 (1870). 


Frons pinnata, pinnae pinnatifidae; pinnulae erecto- 
patentes, contiguae, ad frondem inforiorem usque ad basin fere 
liberae, ad superiorem connatae, oblongo-ovatae et oblongo- trape- 
zoideae, plus minusve distincte acuminatae, margine dentato- 
erenulatae. Nerv. prim. pinnularum tenuis, subflexuosus, nervos 
paucos sub angulo peracuto nascentes, simplices et furcatos emittens. 
Sori oblongi, dorso nervulorum inferiorum insidentes, praeprimi 
Furcationis ramulo superiori, indusiati, indusio lateri exteriori nervu- 
lorum longitudinaliter hinc adfiwo üline aperto, margine libero ad 
exterius respiciente. 


. 


Unsere Abbildung Fig. 3 stellt ein Wedelstück mit doppelter 
Fiederung dar. Die feingekerbten Fiederchen sind nur an den 
unteren Fiederästen deutlich getrennt, an den oberen schon mit 
einander verschmolzen. Von dem zarten Mittelnerv laufen nach 


beiden Seiten einfache Seitennerven aus (Fig. 2a und 3a). 


Ich war anfangs geneigt, diese Blätter mit Asplenium sub- 
eretaceum Sap. zu vereinigen. Sie gehören aber nicht zu dieser 
Art, denn die Fiederblättchen sind fast abgerundet und breiter 
und von der Spindel mehr abstehend. Dagegen stimmen sie, 
namentlich unsere Fig. 3, im Habitus mit den von WATELET ab- 
gebildeten Stücken (leider ohne Detailfigur) und im Detail mit 
den von SAPORTA beschriebenen fructificirenden Exemplaren von 
Sczanne überein. 


[235] Bornstedt. 717 


Nahe verwandte Arten sind der Laubbildung nach: 


1. Sphenopteris recentior Ung. (Chlor. prot. pag. 124, 
Taf. 37, Fig. 5) von Radoboj mit sehr lockeren Fieder- 
chen und weniger zahlreichen Seitennerven; 


2. Sphenopteris eocaenica Ett. (Monte Promina pag. 25, 
Taf. 2, Fig. 5—8) mit schmaleren, spitzen Fiederchen, 
auf denen STUR Aspidien - Fructificationen beobachtet 
haben will (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1870, 
pag. 6, Taf. 1, Fig. 8). 


Nach SAPORTA gehört unsere Art in die Section Athyrium 
Presl. Lebende Vertreter derselben sind: 


Asplenium filis femina Bernh. (nördlich gemässigte Zone der 
alten und neuen Welt), 
» umbrosum J. Sm. (Azoren und Canarische Inseln, 
Guinea, Indien, Java, Australien und 
Neu-Seeland) und 
» Brownü J. Sm. (Australien). 


Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 


Unter-Eocän: Sezanne. 


Asplenium suberetacenm SAPORTA. 


Taf. 8, Fig. 1—4. 


Asplenium suberetaceum. Sarorra, Sezanne pag. 315, tab. 23, fig. 4 (1868). 
» » Schinper, trait& de pal. veg. I, pag. 659 (1869). 
Aneimia suberetacea Errıses#ausen and Garpxer, Brit. Eoc. flor. pag. 45. tab. 8 
and 9 und pag. 67 (1879 —82). 
Diplazium Muelleri Hzer, Bornstedt pag. 8, Taf. 1, Fig. 2 (1870). 
Gymnogramma Haydenii Lesquerevux, U.-S. nl Report pag. 295 (1871). 
> > Tert. flora pag. 59, tab. 5, fig. 1-3 (1878). 


Frons bi-vel tripinnata, pinnae ovato-oblongae, pinnulae 
lanceolatae wel lineari-lanceolatae, acuminatae, grosse- 


78 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. i [236] 


serratae, repetito-serrulatae vel inciso-lobatae, adnato-sessiles, 
decurrentes. Pinnularum nervus primarius validus, seeundarii an- 


gulo peracuto egredientes, numerosi, congesti, bi-vel tri- furcatı. 


Das Blatt Fig. 3, ein Theil des gefiederten Blattes Fig. 2, 
entspricht am besten der Hrerr’schen Abbildung. Es ist dick- 
lederartig, schmal, lineallanzettlich, an der Basis allmälig zugespitzt 
und scharf gesägt. Die dicht stehenden Seitennerven sind zwei- 
oder dreimal gegabelt (Fig. 2a). Fig. 1 stellt ein vollständigeres 
Wedelstück mit sehr schmalen Fiederblättern dar, von denen die 
unteren kurz gestielt sind, die oberen an der Spindel herablaufen 
und mit einander verbunden sind. Die Anordnung und Gabelung 
der Seitennerven ist dieselbe wie an den Blättern Fig. 2 und 3, 
nur in den grösseren, lappenartigen Zähnen läuft ein stärkerer 
Nerv (Fig. la) in die Zahnspitze, von welchem auf beiden Seiten 
einfache und gegabelte Nerven abzweigen. Die beiden Spindeln 
in Fig. 1 lassen leider nicht erkennen, ob sie zwei verschiedenen 
Individuen angehören oder Theile eines nach Art von Pteris aqui- 
ina gegliederten Farnkrautes sind. 

Von den zahlreichen bis jetzt abgebildeten Blattresten von 
Asplenium suberetaceum SAPORTA reiht sich Taf. 8, Fig. 2 
bei ETTINGSHAUSEN und GARDNER, Brit. Eoc. Flora, amı besten an 
unseren Wedel Fig. 1 an. Taf. 8, Fig. 1 bei Ertin&sHAUSEN und 
GARDNER steht in der Mitte zwischen unseren Fig. 1 und 2. — 
Das Fehlen fertiler Wedel veranlasste ETTINGSHAUSEN und GARDNER, 
unsern Farn in die Familie der Schizaeaceen zu stellen. Die An- 
nahme einer Verwandtschaft mit Aneimia adiantifolia Sw. ist 
jedoch unhaltbar, da unter allen Ameimien nicht eine einzige Art 
sich befindet, die sich mit dem fossilen Farn vergleichen liesse. 
Das Fehlen der Fructificationen auf den Blättern allein darf noch 
nicht als Gattungsmerkmal bezeichnet werden, so lange es noch 
nicht. gelungen ist, Fruchtwedel nach Art von Aneimia und Os- 
munda zu finden. Grössere Analogien weist @Gymnogramme auf; 
jedoch sprechen gegen eine Vereinigung mit dieser Gattung die 
dicke Spindel und die gedrängten, im oberen Wedelstücke mit 


[237] Bornstedt. 79 


einander verbundenen Fiedersegmente an unseren Blattstücken und an 
denjenigen bei ETTINGSHAUSEN und GARDNER |.c. Taf. 9, Fig. 3 u. 5, 
während letztere an entsprechenden Stücken von Gymnogrammen 
(2. B. Gymn. Calomelanos Kaulf., ETTINGSHAUSEn, Farnkr. Taf. 38, 
Fig. 14) weit von einander entfernt stehen und nicht mit einander 
verbunden sind. Eine Durchsicht der lebenden Asplenium- Arten 
im Herbarıium des Herrn Dr. Kunx führte mich zu den früheren 
Resultaten SAPoRTA’s, welcher unsere Art in diese Gattung einreihte. 
Im Habitus und hinsichtlich der dicken Spindel stimmt mit Taf. 8, 
Fig. 2 bei ErTTINGSHAUSEN und GARDNER Aspl. flaccidum Forst. 
(bei SAPORTA, Sezanne pag. 316 abgebildet) gut überein, dessen 
Seitennerven jedoch weniger dicht steken, hinsichtlich der Nervatur 
am besten Asplenium contiguum Kaulf. und nigripes Bl. 
Unsere Fig. 2 entspricht am besten Aspl. umbrosum J. Sm. 
(ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 92, Fig. 10). 

Asplenium Foersteri Deb. et Ett. (Urweltliche Acrobryen 
des Kreidegeb. von Aachen pag. 13, Taf. 2, Fig. 4, 7, 11) aus der 
Aachener Kreide steht unserer Art sehr nahe. Sie erinnert am 
meisten an Aspl. flaccidum Forst. 


Verbreitung von: 


Asplenium contiguum Kaulf.: Sandwich - Inseln, Philippinen 
und Neilgherries. 


» Flaccidum Forst.: Neu-Seeland, Australien, Van 
Diemens Land, Sandwich-Inseln, Natal. 

» nigripes Bl.: Himalaya, Neilgherries, Ceylon, Java, 
Japan. 

» umbrosum J. Sm.: Madeira, Canar. Inseln, Azoren, 


Guinea, Himalaya, Öeylon, Java, Austra- 
lien, Van Diemens Land, Neu-Seeland. 
Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Mittel-Eocän: Bournemouth. 
Unter-Eocän: Sezanne. 


Eocän Amerikas: Fort Ellis, Yellowstone Lake. 


02) 
(>) 


Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [238] 


Lygodium Kaulfussi HEer. 
Taf. 7, Fig. 11. 
Lygodium Kaulfussi Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 3, Taf. 8, Fig. 21 
und Taf. 9, Fig. 1 (1861). 


» » Errıneswausen and Garpxer, Brit. Eoe. flora pag. 47, tab. 7, 
fig. 1, 3, 8; tab. 10, fig. 11 und pag. 67, tab. 13, fig. S—9 
(1879 — 82). 
Aneimia » Crri, Vouest de la France ä l’epoque tert. pag. 22, tab. A, 
fig. 2—3 (1877). 
Lygodium neuropteroides Lrsquzreux, Ann. Rep. 1870 pag. 354 und 1871 pag. 284. 


» » » Tert. flora pag. 61, tab.5, fig. 4—7; tab. 6, 
fig. 1 (1878). 


Frons fertilis superne simplieiter, inferne bi-vel ternato- 
pinnata; pinnae simplites vel bi-tripartitae, lacinüs integris, den- 
tatis, fructiferis, spicas lineari-oblongas compressas obtusiusculas 
Jormans. Frons sterilis inaequaliter bi-tri- quadri-partita wel 
simplew, undulata, lobi inaeqwlongi, sub angulis acutis varıs diver- 
gentes, e basi plus minusve dilatati, elongato-lanceolati, apice 
obtusi; mervatio cyclopteridis compositae, nervi primarü tenues, 
subflexuosi, nervi secundarii densi, sub angulis acutissimis 
orientes, prominentes, tridichotomi. 


Unsere Abbildung stellt das einzige bis jetzt von Bornstedt 
bekannt gewordene Exemplar dieser Art dar. Es stimmt hin- 
sichtlich der Lappenbildung und Nervatur mit den Lygodien 
überein, welche ErTTInGSHAUSEN und GARDNER (1. c.) mit Zygod. 
Kaulfussi Heer von Skopau vereinigen. Das dreilappige Blatt in 
Brit. Eoc. flor. tab. 7, fie. 8 steht in der Form dem unsrigen am 
nächsten, denn es lässt auf das Vorhandensein eines vierten Lap- 
pens schliessen. Der Mittelnerv unseres Blattes ist, wie bei allen 
anderen Blättern derselben Art, sehr zart und wenig hervortretend. 
Die unter sehr spitzen Winkeln ausgehenden Secundärnerven sind 
wiederholt gegabelt. 

Lygodium Dentoni Lesq. hat bei gleicher Anordnung der 
Nerven sehr kurze Lappen. Das unserer Art nächst verwandte 
Lyg. @audini Heer (flor. tert. Helv. I, Taf. 13, Fig. 5—15) 


[239] Bornstedt. 81 


hat schmalere, mehr divergirende Lappen mit weniger gedrängt 
stehenden Secundärnerven. Zu dieser Art werden wohl auch 
Lygodium acutangulum, Laharpü und acrostichoides Heer gehören, 
da ähnliche Verschiedenheiten in der Anordnung der Lappen, auf 
welche die Trennung dieser Arten gegründet ist, bei ein und der- 
selben lebenden Lygodium- Art gewöhnlich sind. — Die fertilen 
Wedel von Lyg. parvifolium und exguwisitum Sap., von denen 
letzteres wahrscheinlich mit Lyg. Gaudini Heer zu vereinigen ist, 
sind von denen der englischen Pflanzen (Brit. Eoc. flora tab. 10, 
fig. 11) nicht zu unterscheiden. 

HEer vergleicht die schweizerischen Lygodien mit dem lebender 
Lyg. eircinnatum Sw. So sehr sie bezüglich der Theilung den 
Blätter und der Länge der Lappen übereinstimmen, so verschieden 
ist die Nervatur. Zyg. eircinnatum hat starke, gerade Mittelnerven, 
die viel schärfer ausgeprägt sind als in flor. tert. Helv. Taf. 13, 
Fig. 16. Die Secundärnerven laufen unter offeneren Winkeln als 
bei Zyg. Gaudini und unserer Art direct nach dem Rande und 
sind nur ein oder zweimal gegabelt. Bei den fossilen Arten sind 
die Mittelnerven sehr dünn und oft hin- und hergebogen, und die 
mehrfach gegabelten Secundärnerven begleiten dieselben, bis sie 
sich allmälıg und unter sehr spitzen Winkeln dem Rande zu- 
wenden. In diesen Punkten stimmen alle oben genannten fossilen 
Arten nur mit derjenigen Section überein, welche in der Jetztwelt 
ausschliesslich durch Lygod. palmatum Sw. (ETTINGSHAUSEN, 
Farukr. Taf. 171, Fig. 2, 4, 5) vertreten wird. Diese Verwandt- 
schaft gewinnt noch dadurch an Gewissheit, dass auch die fertilen 
Wedel der fossilen Arten denen der genannten lebenden Art am 
meisten entsprechen. 

Demselben Typus gehört Lyg. eretaceum Deb. et Ett. (die 
urweltl. Acrobryen des Kreidegeb. von Aachen pag. 18, Taf. 2, 
Fig. 13 —21 und Taf. 3, Fig. 28) aus der oberen Kreide von 
Aachen an. Der Typus Lyg. palmatum Sw. tritt sonach schon 
in der oberen Kreide auf und ist im Tertiär am meisten entwickelt. 
Der einzige lebende Vertreter bewohnt die feuchten Ufer von 
Kentucky, West-Virginien, Pennsylvanien und Delaware. 

6 


82 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [240] 


Verbreitung unserer Art: 
Nordamerika: Barrell’s Springs, Washakie group (4. Gruppe). 
Unter-Öligocän: Skopau, Bornstedt, Thal der Sarthe. 
Mittel-Eocän: Bournemouth. 


Verwandte Arten: 
1. Lygodium exquisitum Sap.: Unter-Oligocän: Aix. 
2. » Gaudini Heer: Unter - Miocän: Münzenberg; 
Ober-Oligocän: Rochette, Ma- 
nosque (Bois d’Asson). 


Lygodium serratum nov. spec. 
Taf. 7, Fig. 12. 


Frons sterilis palmato-partita, basi angustata; lobi lineari- 
lanceolati, obtuse-serrati, sub angulis acutis divergentes, nervi 


primarü distincti, nervi secundarü semel furcati. 


Das abgebildete Blatt zeichnet sich durch das Vorhandensein 
deutlicher Sägezähne aus; es kann daher weder mit Zyg. palmatum, 
noch mit Zyg. eircinnatum verglichen werden. Mehrfach gelappte 
Blätter mit gesägtem Rande finden wir bei zahlreichen lebenden 
Arten, unter anderen bei den südamerikanischen 

Lygodium venustum Sw. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 170, 
Fig. 1, 2) und 

> commutatum Presl (ETTINGSHAUSEN ibid. Taf. 171, 
Rio) 

Bei allen aber überragt ein Lappen, und zwar gewöhnlich der 
mittlere, die übrigen, und sind die unter sehr spitzen Winkeln 
ausgehenden Secundärnerven wiederholt gegabelt. 

Die der fossilen Art analogen lebenden Lygodien, welche zu 
der Section Kulygodium, mit freien Nerven, gehören, sind durch 
die Tropen der alten und neuen Welt verbreitet; sie scheinen am 


häufigsten in Südamerika zu sein. 


[241] Bornstedt. 83 


Coniferae. 


Sequoia Couttsiae HEER. 
Taf. 11, Fig. 1—3. 


Vergl. diese Abhandl. pag. 14 und 47. 


Sequoia Couttsiae Hzur, Bovey Tracey, Phil. Trans. vol. 152, P. II, pag. 1051, 
tab. 59; tab. 60, fig. 1-46; tab. 61; tab. 71, fig. 8 —9 (1862). 


» » Sarorra, Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, pag. 49, tab. 2, 
fig. 2 (1865). 

» » Herr, flor. foss. arct. I, pag. 94, Taf. 3, Fig.1; Taf. S, Fig. 14; 
Taf. 45, Fig. 19 (1868). 

» » Heer, mioc. balt. Flora pag. 55, Taf. 13, Fig. 17—23; Taf. 14, 
Fig. 17 —19 (1869). 

» > SchHexk, Botan. Zeitung Jahrg. 27, pag. 376 (1869). 

» » Scuimeer, traite de pal. veg. II, pag. 318, tab. 77, fig. 1—12 
(1870 — 72). 

» » Heer, flor. foss. aret. II, pag. 464 (1871). 

» » Errinssuausen, Sagor I, pag. 166, Taf. 2, Fig. 1—8 (1372). 

» » Heer, Nachtr. zur mioc. Flora Grönlands pag. 6 (1874). 


»  Tournalii Sarorra, Rt. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser, IV, pag. 51, tab. 2, 
fig. 10, D (1865). 

» » Schineer, traite de pal. veg. II, pag. 320 e. p., tab. 77, fig. 20, 21 
(1870 — 12). 

»  imbricata Hzer, Bornstedt pag. 9, Taf. 1, Fig. 4 (1870). 

» affinis Lesquzrrevx, Ann. Rep. 1874, pag. 310. 

» > » Tert. flora pag. 45, tab. 7, fig. 3—5; tab. 65, fig. 1—3, 

4(?) (1373). 

»  Sternbergi Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 4, Taf. 5, Fig. 10 

(1861). 
(2) Glyptostrobus europaeus Hzxr, ibid. pag. 3, Taf. 5, Fig. 11 (1861). 


Rami alterni, ramuli juniores elongati, graciles; Folia sgquamae- 
Formia, subfalcata, imbricata, rigida, basi decurrentia, dorso 
carinata. Strobili globosi vel subglobosi, sqguamis pauecis, 
peltatis, medio brevissime mueronulatis, rugosis; seminibus alatis, 
compressis; nucleo paulo cwrvato. 


Zapfen und mehrfach verästelte Zweigstücke, welche mit den 
von HEER von Bovey Tracey beschriebenen recht gut überein- 
stimmen, wurden bei Bornstedt häufig gefunden. Die Zapfen sind 

6* 


84 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [242] 


stets m der Längsrichtung gespalten, so dass die Oberfläche der 
Schuppen nie zur Anschauung kommt. Sie sind kreisrund und 
bei einem Durchmesser von höchstens 1,8—-2“" häufig in der 
Richtung ihrer Axe gestreckt. Die Anzahl der Schuppen scheint 
zwischen 4 und 6 jederseits zu schwanken. Durch die kugelige 
Form, die geringe Grösse und die geringe Zahl der Schuppen 
unterscheiden sie sich von denen der Segquoia Sternbergi 
Göpp. sp. und schliessen sich denen an, welche HEER und 
SAPORTA von Bovey Tracey und Armissan abgebildet haben. Die 
in der Richtung der Axe gestreckten Zapfen können mit denen 
von Seguoia Langsdorfii verwechselt werden. Das häufige Zu- 
sammenvorkommen mit Zweigstücken wie in Fig. 1 und der sichere 
Nachweis nur eines einzigen winzigen Zweigstückes von Segquoia 
Langsdorfiüi jedoch würde eine Vereinigung mit letzterer unwahr- 
scheinlich machen. 

Seguwoia imbricata HEER von Bornstedt stellt nur ein 
kleines Bruchstück unserer Art dar. Die von SAPORTA zusammen 
mit Resten von Seguoia Couttsiae unter der Bezeichnung Segquoia 
Tournaliüi abgebildeten Zweige und Zapfen von Armissan gehören 
nach HrER keiner selbstständigen Art an. Die beblätterten Zweige 
sind mit Sequoia Langsdorfii, die Zapfen mit Sequoia Couttsiae zu 
vereinigen (HEER, flor. foss. arct. pag. 94). — Ob Taxodium 
dubium Ett. (Bilin I, Taf. 10, Fig. 8 u. 9 [Samen] und Fig. 20—22 
[| Zapfen]) zu unserer Art zu ziehen sind, wie es SCHIMPER will, 
kann erst eine Prüfung der Originalstücke entscheiden. 

LESQUEREUX bildet (]. ec.) zwei sehr schöne Zweigstücke, das 
eine männliche Blüthenkätzchen, das andere 10 Zapfen tragend, ab, 
welche er zu einer der Seguoia Couttsiae nah verwandten Art 
Segwoia affinis vereinigen zu müssen glaubt. Die specifischen 
Merkmale derselben sind nach LESQUEREUX: 1. die stumpferen 
Blattspitzen an den fertilen Zweigen; 2. die schlankeren und län- 
geren Zweigchen; 3. die ovale Form der Zapfen; 4. die herz- 
förmigen, kleinen Samen. Die auf die Gestalt der Blätter ge- 
gründeten Unterschiede lassen der Willkür freies Spiel, und man 
kann, allen auf diesen Pflanzentheil angewiesen, die Zahl der 


Arten beträchtlich vermehren. Schlanke, zarte Zweige, analog den 


[243] Bornstedt. s5 


amerikanischen, finden wir auch bei Seguoia Couttsiae von Bovey 
Tracey und Armissan und ebenso an Bornstedter Exemplaren. Die 
Zapfen von Seg. ajinis sind in der Längsrichtung gestreckt, wäh- 
rend die Zapfen von Bovey Tracey kuglig sind. Jedoch bilden 
SaPoRTA von Armissan (l. c. tab. 2, fie. 2C!) und ETTINGSHAUSEN 
von Sagor (l.c. Taf. 2, Fig. 7) ganz ähnliche ovale Zapfen ab, 
die mit den amerikanischen und denen von Bovey Tracey hinsicht- 
lich der Anzahl und Beschaffenheit der Schuppen übereinstimmen. 
Der von LESQUEREUX 1. c. Taf. 65, Fig. 4 abgebildete winzige 
Samen ist, weil isolirt und nur in einem einzigen Exemplare nach- 
gewiesen, für die Artbestimmung der Zweige und Zapfen nicht 
von Einfluss. Es liegt hiernach kein Grund vor, die amerikanische 
Art von der unsrigen zu trennen. Das Vorhandensein der letz- 
teren im amerikanischen Tertiär fällt um so weniger auf, als auch 


Sequoia Langsdorfi beiden Continenten gemeinsam ist. 


Unsere Art steht in der Mitte zwischen den beiden lebenden 
Sequoien. Sie unterscheidet sich von Seqwoia gigantea Lindl. 
durch die geringere Grösse und die kuglige Gestalt der Zapfen, 
von Seguoia sempervirens Lam. durch die geringere Anzahl 
der Zapfenschuppen. Die Blätter ähneln am meisten denen der erst- 
genannten Art. Zu gleichen Resultaten gelangte SCHENK (über 
einige in der Braunk. Sachsens vorkommende Pflanzenreste, Botan. 
Zeitung 1869, Jahrg. 27, pag. 376) durch mikroskopische Unter- 
suchungen von Blättern und Samen der fossilen Art aus den un- 
teren Braunkoblenlagern des Königreichs Sachsen. Die Structur 
der Blattepidermis erinnert an Sequoia gigantea, die der Epidermis 
der geflügelten Samen und die Anordnung der Zapfentheile da- 
gegen an Sequoia sempervirens. 

Der Typus Seguoia beginnt, wenn wir Pachyphyllum  cerassi- 
Folium Schenk zu demselben stellen, bereits im Wealden, erreicht 
im mittleren Tertiär das Maximum der Artenzahl und der räum- 
lichen Ausdehnung und ist in der Gegenwart mit nur 2 Arten auf 


Californien beschränkt. . 


Die tertiären Sequoien schliessen sich in folgender Reihe an 
die lebenden Arten an: 


86 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [244] 


Sequoia gigantea Lindl. Sequoia sempervirens Lam. 
| | 
Sequoia Ehrlichi Ung. | Sequoia Langsdorfii Brgt. sp. 
Seguwoia Sternbergi Göpp. sp. | und verwandte Arten. 
„ 


Fa 


Sequoia Couttsiae Heer. 


Verbreitung unserer Art: 
Nordamerika: Castellos Ranch und Elko Station (obere Green 
River-Gruppe). 
Arktische Zone: Atanakerdluk, Kuljeldene und Iglosungoak auf 
Disco. 
Unter-Miocän: Sagor und Savine. 


Ober - Oligocän: Armissan. 

Mittel-Oligocän: Rixhöft, Hempstead (Insel Wight). 

Unter-Oligocän: Bornstedt, Stedten, Skopau, Alberstedt, Leip- 
ziger Tertiär (untere Braunkohlenflora). 


Mittel-Eocän: Bovey Tracey. 


Sequoia Langsdorfii BRONGNIART sp. 
Tafı7, Kig.1s. 


Tawites Langsdorfi Broxestarı, Prodr. pag. 108, 208 (1828). 


» > Unger, gen. et spec. pag,-339 (1350). 

» » Görrerr, Mon. d. foss. Conif. pag. 246 (1850). 

> > Unser, Blätterabdr. von Swoczowice pag. 122, Taf. 13, Fig. 1 
(1850). 

» » Unser, Iconographia pag, 31, Taf. 35, Fig. 13 —16 (1852). 

> > Weser, Palaentogr. II, pag. 166, Taf. 18, Fig. S, 9 (1852). 

» » Errisestausen, Wildshut pag. 43, Taf. 2, Fig. 1. (1852). 

> > iD Tokay pag. 792 (1853). 

Sequoia > Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 54, Taf. 20, Fig. 2; Taf, 21, 

Fig. 4 (1855). 

» » Hrer, ibid. III, pag. 159, Taf. 146, Fig. 16 (1859). 


Ö) Errisssuausen, Köflach pag. 1, Taf. 11, Fig. 3 (1857). 


[245] 


Bornstedt. 87 


Sequoia Langsdorfiüi Massavoxco, Stud. sulla flor. foss. del Senogall. pag. 157, 


» » 
» » 
> » 
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» » 
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> » 
» » 
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» > 
» > 


Steinhauera minuta 


Taf. 6, Fig. 2, 13, 15; Taf. 40, Fig. 6 (1559). 

Gaupın et Sırozzı, Contrib. Il, pag. 36, tab. 2, fig.7, S; 

tab. 10, fig. 10 (1860). 

Lupwis, Palaeontogr. VIII, pag. 72, Taf. 15, Fig. la—n (1860). 

Sısmoxpa, Mater. pag. 16, tab. 4, fig. 5 (1865). 

Hser, Vancouver pag. 6, Taf. 1 (1865). 

Unser, Kumi pag. 21, Taf. 2, Fig. 17— 23 (1866). 

Erriseshuausen, Bilin I, pag. 115, Taf. 13, Fig. 9, 10 (1567). 
» ältere Braunk. der Wetterau pag. 526 (1868). 

Herr, flor. foss. aret. pag. 91, Taf. 2, Fig. 2—22; Taf. 45» 

Fig. 13a, c. 14—18; Taf. 47, Fig. 3b (1868). 

Herr, Contrib. to the foss. flor. of N. Greenland pag. 136, 

tab. 21, fig. 1—S (1568); pag. 464, tab. 40, fig. 5b; tab. 43, 

fig. 1—3; tab. 44, fig. 2—4; tab. 46, fig. la, 7b; tab. 55, 

fig. 3a (1869). 

Heer, mioc. balt. Flora pag. 21, Taf. 3, Fig. 11; pag. 54, 

Taf. 13, Fig. 14—16; Taf. 14, Fig. 20—23 (1869). 

Heer, flor. foss. alaskana pag. 23, Taf. 1, Fig. 10 (1869). 

Uxcer, Radoboj pag. 160 (1869). 

Errrscsnausen, Tertiärflora Steiermarks pag. 40 (1870). 

Schner, traite de pal. veg. II, pag. 316, tab. 77, fig. 15—17 

(1870— 72). - 

Escernarpr, Göhren pag. 13, Taf. 2, Fig. 17— 18 (1873). 

Heer, Nachtr. zur mioc. Flora Grönlands pag. 4, Taf. 2, Fig. 5; 

pag. 9, Taf. 2, Fig. 6; pag. 15; pag. 16 (1874). 

Errisesuausen, Sagor pag. 166 (1876). 

Excetnarpr, Tertiärflora aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge. 

Nov. Act. 38, pag. 356, Taf. 16, Fig. 3 (1376). 

Hexer, Beitr. zur foss. Flora Spitzbergens pag. 59, Taf. 12, 13; 

Taf. 14, Fig. 1; Taf. 25, Fig. 15 (1877). 

Heer, mioc. Flora der Insel Sachalin pag. 22, Taf. 1, Fig. 11 

(1878). 

Hxer, Beitr. zur Flora Sibiriens und des Amurlandes pag. 52, 

Taf. 15, Fig. 13a, 14 (1873). 

Lesauzreux, Tert. flor. pag. 76 (1878). 

ExserHarpr, Pflanzenreste von Liebotitz und Putschirn pag. 78, 

Taf. 1, Fig 5a (1880). 

Sieger, zur Kenntn. der nordböhm. Braunkohlenfl. pag. 27, 

Taf. 5, Fig. 47b (1880). 

STERNBERG, Flora der Vorwelt II, pag. 202, Taf. 57, Fig. 5—15 

(1821 — 38). 


Cupressites taxiformis Uxser, Chlor. prot. pag. 18, Taf. 8 und 9 (1847). 


Taxites Rosthorni Uxcen, ibid. pag. 83, Taf. 21, Fig. 4—6. 
Cupressites Hardtii Görrerr, Mon. d. foss. Conif. pag. 184 (1850). 
Chamaecyparites Hardtii Expuicner, Syn. Conif. pag. 277 (1847). 


88 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. i [246] 


Chamaecyparites Hardtii Unser, gen. et spec. pag. 349 (1550). 
» »  Erminesuausen, Häring pag. 35, Taf. 6, Fig. I—21 (1855). 
» »  Massavongo, Syn. flor. foss. Senogall. pag. 14. 
Sequoia Hardtii Errınssnausen, Tertiärflora Steiermarks pag.40, Taf.1, Fig. 27, 28 
(1870). ° 
Juniperites subulata Broxessart, Trans. of. Geol. Soc. VII, pag. 373. 
Taxites phlegetonteus Unser, Iconogr. pag. 31 (103), Taf. 15 (38), Fig. 17 (1852). 
Pinites lanceolatus Uxser, ibid. pag. 94, Taf. 35, Fig. 5. 
(2?) Sequoia senogalliensis Massavoxco, Stud. sulla flor. foss. Senogall. pag. 158, 
tab. 6, fig. 6, 14; tab. 40, fig. 2 (1859). 
Sequoia Tournalü SArorTA, Et. II, 3, Ann. d. se. nat. 5. ser., IV, pag. äl, tab. 2, 


fig. 1A,B,E (1865). 


» » Schinrer, traite de pal. veg. II, pag. 320, tab. 77, fig. 18, 19 
(1870 — 72). 
» disticha Hzer, Beitr. zur foss. Flora Spitzbergens pag. 63, Taf. 12, 


Fig. 2a; Taf. 13, Fig. 9—11 (1877). 


Folia rigida, coriacea, linearia, apice obtusiuscula, »lana, 
basi angustata, adnato-decurrentia, patentia, complanato- 
disticha, conferta; nervus medius valldus. Strobili breviter ovales 


vel subglobosi, sguamis compluribus peltatis medio mucronulatıs. 


Das abgebildete winzige Zweigstück ist der einzige mir von 
Bornstedt bekannt gewordene Rest des im Tertiär weit verbreiteten 
Nadelholzes. Die Blätter sind zwar etwas schmaler und kleiner 
und mehr getrennt als bei den meisten Exemplaren anderer Fund- 
orte, aber ihre Gestalt, die deutliche Mittelrippe und die einge- 
schnürte, am Stamm herablaufende Basis (Fig. 13a) unterscheiden 
es hinreichend von Tawodium distichum Heer und weisen es obiger 
Art zu. 

Eine ausführliche Begründung der Vereinigung der meisten 
oben aufgeführten Arten finden wir bei Errin@smAausen, Bilin 1, 
pag. 116. — Von Seguoia Langsdorpi sind, meist auf Grund ab- 
weichender Blattbildung, eine Anzahl von Arten unterschieden 
worden, welche sich wie jene an die lebende Seguoia semperwüirens 
anschliessen. Die Unterschiede sind zum Theil so gering, dass 
es bei der weiten Verbreitung dieser Arten für .die Zukunft 
immer schwieriger werden wird, dieselben auseinander zu halten, 
Es sind; 


[247] Bornstedt. 9 


Sequwoia disticha Heer, 
» brevifolia Heer, 
> Tournalü Sap., 
» Nordenskjöldi Heer, 
»  Heeriü Lesg., 
» longifolia Lesqg., 
» acumunata Lesq., 
» biformis Lesgq., 
» angustifolia Lesq. 


Sequoia disticha trennt HEER (flor. foss. arct. IV, Beitr. 
zur foss. Flora Spitzbergens pag. 63, Taf. 12, Fig. 2a; Taf. 13, 
Fig. 9, 10, 11) auf Grund kürzerer gegenständiger Zweige von 
Seg. Langsdorfüi, mit welcher sie auf Spitzbergen (Cap Lyell) 
zusammen vorkommt. Da auch bei Seg. Langsdorfii kürzere 
und an derselben Fundstelle sowohl alternirende als auch gegen- 
ständige Zweige beobachtet worden sind (flor. foss. arct. 1, Taf. 45, 
Fig. 18), so dürften die oben genannten Zweigstücke besser 
für eine Abänderung von Sequoia Langsdorfi als für eine neue 
Art zu halten sein. 


Unter Seguoia Tournalii Sap. sind von SAPORTA (Et. JUN, 
Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, pag. 5l, tab. 2, fig. 1) die Blätter 
von Sequoia Langsdorfi (1. ec. fig. 1A, B,E) mit den Fruchtzapfen 
von Sequoia Couttsiae (1. c. fig. 10) vereinigt worden. Die be- 
blätterten Zweige, auf denen die Zapfen sitzen (]. c. fig. 1C, D), 
gleichen ebenfalls denen von Seguoia Couttsiae. — Bei Sequoia 
brevifolia Heer (flor. foss. arct. pag. 93, Taf. 2, Fig. 23) sind 
die Blätter kürzer und vorn stumpfer zugerundet. — 
Segquoia Nordenskjöldi Heer (miocäne Flora Spitzbergens 
pag. 36, Taf-2, Fig. 13b; Taf. 4, Fig. la,;b, 4—38) hat zartere 
Zweige, kleinere und schmälere, an der Basis wenig oder 
nicht verschmälerte, weiter am Zweige herablaufende 
Blätter, kleinere Zapfen und Samen mit geflügeltem Kerne. 
Diese der vorigen am nächsten stehende Art war neben Taxodium 
und Zibocedrus der gemeinste Baum Spitzbergens und nahm hier 


dieselbe Stelle ein wie Seg. Langsdorfi in Grönland. — Sequoia 


90 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [248] 


Heerii Lesq. (Tert. flora pag. 77, tab. 7, fig. 11—13) gehört, wie 
die beiden vorigen Arten, zu den kurzblättrigen Vertretern des 
Typus Seg. sempervirens. Die Unterschiede sind so geringfügig, 
dass eine Trennung nicht gut durchführbar ist. — Segquoia longi- 
Folia Lesq. (1. c. pag. 79, tab. 7, fig. 14; tab. 61, fig. 28, 29) und 
Sequoia acuminata Lesq. (ibid. pag. 80, tab. 7, fig. 15 — 16), 
zwei kaum von einander zu trennende Arten, bilden den Ueber- 
gang zu den folgenden, indem ihre an der Basis eingeschnürten 
Blätter unterhalb der Mitte am breitesten sind. — Die Blätter 
von Segquoia angustifolia Lesq. (l. c. pag. 77, tab. 7, fig. 6—10) 
sind am Grunde nicht eingeschnürt. — Die in zweierlei Formen 
auftretenden Blätter von Seguoia biformis Lesq. (l. c. pag. 80, 
tab. 62, fig. 15 —18) endlich weichen durch ihre sichelförmige 
Gestalt noch mehr vom Typus Seg. sempervirens ab und dürften 
mit der vorigen den Uebergang zur Gruppe Seg. gigantea bilden. 


Von der lebenden Seguoia sempervirens Lam. unterscheidet 
sich unsere Art durch die kleinere, von dem sich verlängernden 
Mittelnerv gebildete Blattspitze, durch die grösseren und aus zahl- 
reicheren (bei Seg. sempervirens ca. 20, bei Seg. Langsdorni ca. 55) 
Fruchtblättern bestehenden Zapfen (restaurirter Zapfen in HEER, 
flor. foss. arct. Taf. 45, Fig. 14). Die Unterschiede sind so gering, 
dass HEER geneigt ist, beide zu einer Art zu vereinigen, welche 
sich sonach aus der Tertiärzeit bis in die Gegenwart erhalten 
hätte (flor. foss. arct. pag. 93). Während in der Tertiärzeit Seq. 
Langsdorfii fast über die ganze nördliche Halbkugel verbreitet war 
und in Nordgrönland neben Taxodium und Libocedrus den weitaus 
vorherrschenden Baum bildete, ist ihr lebender Verwandter ganz 
auf Californien beschränkt. Der Typus Seg. sempervirens beginnt 
schon in der unteren Kreide Grönlands mit Seguoia Smittiana 
Heer (flor. foss. arct. III, page. 82, Taf. 13, Fig. 10b; Taf. 17, 
Fig. 3, 4; ete.), welche sich von unserer Art nur durch grössere, 
am Grunde weniger verschmälerte Blätter, kleinere Zapfen und 
dünnere Zapfenstiele unterscheidet. 

Nach dem Grade ihrer Verwandtschaft können die oben 


x 
genannten Arten in folgende Reihen zusammengestellt werden: 


[249] Bornstedt. 91 


A. Typus Sequwoia sempervirens Lam. 
Seq. a Brngt. sp. 
Seq. brevifolia Heer — Seg. en Heer — Seg. Heerüi Lesg- 
Seg. longifolia Lesq. D Seg. acuminata Lesq. 
Seq. Lesg. 
Seq. Lesg. 


| 
DR Typus Segwoia gigantea Lindl. 


Verbreitung unserer Art: 


Unter-Pliocän: Inzersdorfer Tegel (Zillingsdorf und Neufeld bei 
Wien). 

Ober - Miocän: Tegel von Breitensee, Rhyolithtuff von Tallya, 
Thalheim, Tokay, Swoczowice; Arnothal (in 
den Schichten mit Mastodon pyrenaicus und 
angustidens), Sarzanello, Sinigaglia. 

Mittel-Miocän: Kostenblatt (Süsswasserkalk), Leoben, Köflach. 

Unter-Miocän: Rockenberg; Luschitz (Menilitopal), Tuff von 
Salesl, Sagor, Savine, Radoboj; Eriz. 

Ober-Oligocän: Salzhausen, Hessenbrücken, Rott, Quegstein ; 

Liebotitz, plast. Thon von Priesen; Rossberg, 
Monod ob Rivaz, Rüfi, Rothenthurm (Canton 
Schwyz), Wäggis; Armissan. 

Mittel-Oligocän: Rixhöft, Samland. 

Unter-Oligocän: Bornstedt, Göhren; Häring. 

Nord-Amerika: Florissant (obere 4. Gruppe), Haley coal-mines 
und Black Buttes (1. Gruppe), Alaska. 

Asien: Mandschurei (Bai Possiet), Sachalin. 

Arktisches Gebiet: Grönland, Spitzbergen, Mackenzie. 


Sonstige Fundorte: Wildshut, Kumi. 


92 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [250] 


Smilaceae. 


Smilax eardiophylla Heer. 
Dar 10, Rio. 


H»er, Bornstedt pag. 9, Taf. 1, Fig. 5 (1870). 
Schinrer, traite de pal. veg. II, pag. 437 (1870 —72). 


Folia cordata, basi profunde emarginata, septemnervia, 
nervus medius religuis acrodromis aegqualis. 


HEER hat diese Art von der verwandten Smilaw grandi- 
Folia Ung. mit Recht abgetrennt, denn sie hat jederseits 3 deut- 
liche, ungefähr gleichweit von einander abstehende Basilärnerven 
von der Stärke des Mittelnerven, während bei Sm. grandifolia der 
Mittelnerv stärker ist als die seitlichen, und das zweite Paar der- 
selben schon dicht am Rande aufsteigt. Letztere Art umfasst 
2 Blatttypen, nämlich Blätter mit convexem und concavem Rande. 
Der Typus mit convexem Blattrande steht unserer Art am nächsten. 
Zu demselben sind folgende Blätter zu stellen: 


UNGER, Syll. I, pag. 7, Taf. 2, Fig. 5— 8, 
HEER, flor.-tert. Helv. I, pag. 82, Taf. 30, Fig. Sa, 

» mioc. balt. Flora pag. 61, Taf. 16, Fig. 12, 13, 
ETTINGSHAUSEn, Bilin I, Taf. 2, Fig. 1, 
LESQUEREUX, Tert. flor. pag. 94, tab. 9, fie. 5. 


Unter diesen lassen LESQUEREUX, Tert. flor. tab. 9, fig.5 und 
UNGER, Syll. I, Taf. 2, Fig. 8, wie unsere Art, keinen Dicken- 
unterschied zwischen Mittel- und Seitennerven erkennen. — An 
unsere Art erinnert ferner Smilaw Lyelli Wat. (Paris pag. 70, 
tab. 19, fig. 1— 3) mit sehr grossen, breiten, herzförmigen Blättern 
und jederseits 3 Nerven von der Stärke des Mittelnervs. 


Unsere Art reiht sich den lebenden Smilax pendulina 
Lowe (Madeira) und mauritaniea Desfr. (Mittelmeerländer bis 
Madeira) an, von denen letztere durch Gaupın (Contr. V, pag. 8, 
tab. 1, fig. 5—7; tab. 2, fig. 1, 2) auch im vulkanischen Tuff von 


Lipari nachgewiesen worden ist. 


[251] Bornstedt. 93 


Die lebenden Arten von Smilax gehören den Tropen 
beider Halbkugeln und den gemässigten Zonen bis zum 45. Pa- 
rallel an. Sie sind am häufigsten im südöstlichen Asien, auf 
Japan und den australischen Inseln bis zu den Fidschi-Inseln, in 
den Vereinigten Staaten, Mexiko, auf den Antillen und in Bra- 
silien. Sie sind selten in Westasien, dem Mittelmeergebiet, Afrika 
und Neuholland. Die Arten sind häufiger nördlich vom Aequator 
und in den östlichen Theilen der Continente als südlich vom Aequator 
und in den westlichen Gebieten. Von den 197 sicheren Arten 
kommen 105 auf Amerika, 91 auf die alte Welt und ist eine 
(Sm. herbacea) Japan und den Vereinigten Staaten gemeinsam 
(DE CANDOLLE, Monogr. phanerog. Bd. I, pag. 29). 

Verwandte Arten: 

1. Smilaw grandifolia Ung., typus af. cardiophylla Heer: 
Mittel-Miocän: Croisettes. 
Ober - Oligocän: Salzhausen; Priesen (plast. Thon). 
Mittel-Oligocän: Rixhöft. 
Nordamerika: Carbon Station (3. Gruppe) und Caüon City 

(1. Gruppe). 

2. Smila® Lyelli Wat.: 

Unter-Eocän: Bellen. 


Smilax saxoniea nov. spec. 
Taf. 10, Fig. 1—6. 


Folia hastato-cordata vel campanaeformia wel lanceo- 
lata-elliptica, acuminata, bası attenuata, integerrima; nervi prim. 5 


vel7, aequaliter inter se distantes. 


Die abgebildeten Blätter müssen zu einer Art zusammen- 
gezogen werden, da es nicht möglich ist, eine Grenze zwischen 
ihnen zu ziehen. Arten mit ähnlich variirenden Blättern sind bei 
den lebenden Kletterpflanzen häufig. Die extremen Glieder der 
Formenreihe sind Fig. 1 und 6, welche in der Ordnung von 
Fig. 2, 3, 4 und 5 vermittelt werden. 


94 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [252] 


Von den fossilen Arten gehört die Mehrzahl zum Typus 
Smilax sagittifera Ung. mit pfeilförmigen, am Grunde herz- 
förmig eingebuchteten Blättern. Die geringere Anzahl, zum Typus 
Smilax grandifolia Ung. gehörend, besitzt herzförmige, kürzere 
Blätter. Unsere Art gehört zum ersteren Typus und schliesst sich 
an die Arten mit glockenförmigen oder elliptischen Blättern an, 
nämlich an Sm. convallium Heer, paucinervis Ett., paliformis und 
lingulata Heer, haeringiana Ung. und Garguieri Sap. 

Das von ETTINGSHAUSEN, wiewohl mit Unrecht, zu Smila 
grandifolia Ung. gezogene Blatt von Radoboj (Beitr. zur Kenntn. 
der foss. Flora von Radoboj pag. 872, Taf. 1, Fig. 18) hat, ab- 
gesehen von der tief herzförmigen Basis, die Gestalt unserer 
Blätter. — Sm. Garguieri Sap. (Et. II, 2, Ann. d. sc. nat. 
5. ser., III, pag. 84, tab. 3, fig. 4) gleicht unserem Blatte Fig. 1, 
soweit dasselbe erhalten ist, ist aber kürzer als die übrigen Formen. 
— Sm. convallium Heer ist auf schlechte Bruchstücke gegründet. 
— Sm. haeringiana Ung. (Syll. III, pag. 64, Taf. 20, Fig. 2), 
dessen Gattungsbestimmung von ETTINGSHAUSEN (Sitzungsber. der 
Wiener Akad. 60, pag. 38) bezweifelt wird, unterscheidet sich, wie 
auch das von Sagor stammende kleine, an der Basis abgestumpfte 
Blatt, von Smilaa® paucinervis Ett. (Sagor pag. 171, Taf. 2, 
Fig. 25, 26) durch das Vorhandensein von nur einem deutlichen 
Basilärnervenpaar. — Die der UngGer’schen Art sehr ähnlichen 
Blätter von Smilaw lingulata Heer (mioc.- balt. Flora pag. 63, 
Taf. 16, Fig. 8— 10) haben jederseits 2 Nerven, von denen der 
äussere dicht am Rande aufsteigt. — Sm. paliformis Heer (ibid. 
pag. 62, Taf. 16, Fig. 2) stimmt der Gestalt nach mit unseren 
Fig. 3—5 überein, besitzt aber nur-ein Nervenpaar. — Smilaw 
moskenbergensis Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora Steier- 
marks pag. 38, Taf. 1, Fig. 14), der Gestalt nach unserer Fig. 5 
ähnlich, ist wahrscheinlich nicht bei dieser Gattung zu lassen, da die 
seitlichen Nerven oberhalb der Basis vom Mittelnerv ausgehen. 

Während bei den lebenden Vertretern unserer Gattung, deren 
Blätter nach Art von Cinnamomum nur von 3 kräftigen Nerven 
durchzogen werden, die Mannigfaltigkeit der Gestaltveränderung 


sehr gering ist, sind die Blätter der Arten mit mehr als 3 Nerven 


[253] Bornstedt. 95 


ebenso variabel wie die von Bornstedt abgebildeten und zeigen, 
wie diese, Uebergänge von der herzförmigen, tief gebuchteten bis 
zur allmälig sich verschmälernden Basis. An der abgebildeten 
Sm. sylvatica Kth. (Taf. 10, Fig. 2a) aus Mexico z. B. konnten 
Blätter beobachtet werden, welche recht gut mit unseren Fig. 1—5 
übereinstimmen. 

Verbreitung der verwandten Arten: 
1. Smilax haeringiana Ung.: Häring (Unter-Oligocän). 
2. » paliformis nnd lingulata Heer: Rixhöft (Mittel-Oligocän). 
& 08 Garguieri Sap.: St. Jean-de-Garguier (Mittel-Oligocän). 
4 » paucinervis Ett.: Sagor (Unter-Miocän). 


Palmae. 


Flabellaria Zinckeni HEEr. 
Heer, Bornstedt pag. 11, Taf. 2, Fig. 3—4. 
Unbestimmbare Reste von Palmenblättern. Die Blattstücke 
von Flab. Zinckeni Lesq. (Tert. flor. pag. 110, tab. 9, fig. 6 — 8) 


sind zu einem Vergleiche mit anderen Palmenresten unbrauchbar. 


Sabal Ziegleri HEEr. 
Hrer, Bornstedt pag. 10, Taf. 2, Fig. 6. 


Das Blattfragment lässt keine sichere Bestimmung zu. 


Myricaceae. 


Myriea Schlechtendali Hrer. 
Hexr, Bornstedt pag. 12, Taf. 1, Fig. 7. 
Schaper, traite de pal. veg. III, pag. 546, tab. 85, fig. 3. 
Lebendes Analogon: Myrica aethiopica L. in Südafrika. 
Die Gattung Myrica ist mit ca. 35 Arten über die tropische 
und die gemässigten Zonen beider Halbkugeln weit verbreitet. 


96 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [254] 


Myriea augustata SCHIMPER 
Taf. 11, Fig. 14. 


Vergl. diese Abhandl., Eisleben. 


Das abgebildete Blattstück passt am besten zu den von Eis- 
leben abgebildeten Blättern. 


(?) Myrica acuminata UNGER. 
Herr, Bornstedt pag. 15, Taf. 2, Fig. 1 und 1b. 


Es ist dies eine sehr schlecht begründete Art, in welcher 
sicher die heterogensten Elemente vereinigt sind. Die UNGER’- 
schen Abbildungen (Sotzka pag. 30, Taf. 6, Fig. 6—10 und Taf. 7, 
Fig. 9) allein, ohne die Originalstücke, sind zum Vergleiche mit 
den übrigen Funden und zur Controlle nicht ausreichend. 


Cupuliferae. 


Quercus Sprengeli HEER. 
Taf. 14, Eig. 1-7. 


Heer, Bornstedt pag. 13, Taf. 3, Fig. 1 (1870). 
Schineer, traite de pal. veg. II, pag. 632, tab. 57, fig. 8 (1870 —72). 


Folia coriacea, lanceolata, basi sensim in petiolum breve an- 
gustata, margine repande spinuloso-dentata, dentibus acutis. 
Nervi secundarü craspedodromi, ewtremo apice nervillum in 


sinum superiorem emittentes. 


gestaltenreichen 


und nächst Apocynophyllum helveticum Heer häufigsten Pflanze von 


Unsere Tafel stellt die Hauptformen der sehr 


Bornstedt dar. Eine ziemlich starke, kohlige Decke deutet auf 
die frühere lederartige Beschaftenheit der Blätter hin. Grösse und 
Gestalt variiren ausserordentlich, und die extremen Glieder der 
ganzen Formenreihe weichen so sehr von einander ab, dass man 


sie ohne die Zwischenglieder für verschiedene Arten halten würde. 


[255] Bornstedt. 97 


Alle verschmälern sich nach oben und unten sehr langsam und 
sind ungefähr in der Mitte am breitesten. Die beträchtlichsten 
Grössenunterschiede zeigen Fig. 1 und 6. Die entfernt stehenden 
Zähne sind bisweilen dornartig (Fig. 2 und 3), seltener abgerundet 
und verkümmert (Fig. 4). Ihre Zahl schwankt zwischen 5 und 11 
jederseits. Sie beginnen erst in beträchtlicher Höhe, sind in der 
Mitte gleich weit von einander entfernt und rücken nach der Spitze 
zu immer näher zusammen (Fig. 3). 


Es liest nahe, diese Reihe von Blattformen mit Quercus furei- 
nervis Rossm. sp., welche in gleicher Häufigkeit in dem nur wenige 
Stunden entfernten Stedten auftritt, zu vereinigen. Aber an mehr 
als hundert Blättern konnten immer wieder dieselben Merkmale 
beobachtet werden, welche jener Art von Stedten fehlen. Die 


auffälligsten Unterschiede zwischen beiden Arten sind folgende: 


Quercus Sprengeli Quercus furcinervis 
Heer. Rossm. sp. 


l. Den Secundärnerven laufen Derartige Nerven fehlen. 
1—4 vom Hauptnerv aus- 
gehende Nerven bis nahe dem 
Blattrande fast parallel. 


2. Die Tertiärnerven verbinden | Die Tertiärnerven verbinden die 
die Secundärnerven mit den | Secundärnerven direct und fast 
diesen parallel laufenden Ner- | rechtwinklig. 
ven und diese mit einander | 
unter einem Winkel von ca. 


40°. 


3. Der von einem Secundärnerv | Der. Gabelast eines Secundär- 
vor dessen Eintritt in den | nerven erstreckt sich, dem Blatt- 
Zahn abzweigende Nerven- | rande parallel laufend, bis in den 
ast endigt bereits in der | nächst höheren Zahn. 

inneren Zahnbucht. | 


Lebende Analoga: siehe pag. 53. 


I 


98 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [256] 


Quereus pasanioides nov. spec. 
Taf. 9, Fig. 7 und 7a. 


Folia coriacea, ovato-oblonga, basi attenuata, cuspidata, 
integerrima. Nervi secundarü utrinque ca. 12, angulo ca. 409 
orientes, curvati, subparalleli, camptodromi; nervi tertiarü perpen- 
dieulares; rete nervis secundariis parallelum. 


Der Typus des vorliegenden Blattes kehrt bei einer Anzahl 
von Formen wieder, die man bald mit Laurineen, bald mit Anona 
und Terminalia vereinigt hat. Da an allen analogen Blättern nur 
selten die feinere Nervatur beobachtet worden ist, kann ihre Genus- 
bestimmung nur eine provisorische sein. 

Ein fast vollständiges Blatt, das mit Fig. 7 ident ist, liess an 


( 


zwischen dem Tertiärnerv liegende feine Netzwerk besteht 


einer Stelle die in Fig. Ta wiedergegebene Nervatur erkennen. Das 
auslanggestreckten Zellen, welche den Secundärnerven 
parallel laufen. Ein gleichartiges Netzwerk konnte nur bei 
Quercus sundaica Bl. (Fig. TA und 7Aa) wieder" beobachtet 
werden, welche auch in jeder anderen Hinsicht recht gut mit dem 
fossilen Blatte übereinstimmt. Die Anordnung der Nervillen allein 
setzt uns in den Stand, unser Blatt von formgleichen Arten aus 
den Gattungen Laurus, Terminalia, Anona und Symplocos hin- 
reichend zu unterscheiden. Das sehr dichte Maschennetz von 
Laurus- und Terminalia- Blättern besteht aus polyedrischen Zellen, 
das Maschennetz von Anona wird von rundlichen Zellen gebildet. 
Bei Symplocos cuneata Thw. werden die Ursprungswinkel der 
Secundärnerven nach der Blattspitze zu immer kleiner, und das 
lockere Maschennetz besteht aus polyedrischen Zellen. 

Abgesehen von der zarten Structur, würde unser Blatt am 
besten zu Terminalia radobojensis Ung. (Chlor prot. pag. 142, 
Taf. 48, Fig. 1,2 u. a. OÖ.) passen. Nicht einmal die deutlich ab- 
gesetzte lange Spitze unseres Blattes würde als unterscheidendes 
Merkmal von Belang sein, da sowohl die Blätter von Quereus als 
diejenigen von Terminalia sehr variıren, und ferner, um eine ähn- 
lich gestaltete Form als Beispiel anzuführen, von UNGER mit Anona 


lignitum (Syll. I, Tat. 10, Fig. 1—7) Blätter mit einer gleichen Zu- 


[257] Bornstedt. 99 


spitzung wie in unserer Fig. 7 vereinigt werden. Von beiden UnGEr’- 
schen Arten ist das feine Netzwerk nicht bekannt, bessere Funde 
können daher erst entscheiden, ob sie mit unserer Art zu vereinigen 
sind. Unser Blatt lässt es mehr als wahrschemlich erscheinen, dass, 
ebenso wie in der Jetztwelt, in unserem Tertiär mit den Vertretern 
südost-asiatischer Eichen aus der Gruppe Pasania mit gezahnten 
- Blättern Eichen mit ganzrandigen Blättern aus derselben Gruppe 
vergesellschaftet waren. 


Quereus subfaleat# nov. spec. 
Taf. 9, Fig. 4, 5. 


Quercus angustiloba Hzer, Bornstedt pag. 14, Taf. I, Fig. S (1870). 


» > Schimeer, traite de pal. veg. II, pag. 645 (ex parte) (1870—72). 
» > Lesquzreux, Ann. Report 1872, pag. 378. 
> » » Tert. Flor. pag. 161, tab..21, fig. 4, 5 (1878). 


Folia basi in petiolum attenuata, utringue bi-vel triloba, 
lobis integerrimis, elongatis, lanceolatis. Nervi secundarü (simul 
loborum primarü) eraspedodromi, nervi tertiarü e nervis primarüs 


et secundarüis angulo acuto egredientes, brochidodromi. 


Unsere Abbildungen, die beiden einzigen in neuerer Zeit ge- 
fundenen Blätter dieser Art darstellend, ergänzen die HErRr’sche 
Abbildung. Während die amerikanischen Blätter jederseits nur 
2 Lappen besitzen, lässt unsere Fig. 5 auf em Blatt mit 3 Lappen 
schliessen. ; 

Die nächsten Verwandten in der Lebewelt sind nordamerika- 
nische Eichen mit tiefgelappten Blättern, vor allen Quercus fal- 
cata Michx. und palustris Du Roi. Während diese Gruppe 
zahlreiche Vorfahren in dem europäischen Tertiär aufzuweisen hat, 
muss es auffallen, dass in ihrer jetzigen Heimath erst 2 tertiäre 
Arten, Quercus pseudo-Iyrata Lesg. und unsere Art, bekannt ge- 
worden sind. Die europäischen Arten schliessen sich an Quercus 
cruciata Al. Br. (Heer, flor. tert. Helv. II, pag. 55, Taf. 77, 
Fig. 10— 12) an. Es sind: Qwercus armata Sap., angustiloba 
Al. Br., Koechlini Heer, cuneifoha Sap., ihcoides Heer, sagoriana, 
gigantea und bilinica Ett. und oligodonta Sap. Für alle diese 


100 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [258] 


werden als lebende Analoga aufgeführt im erster Linie Quercus 
falcata Michx., dann ziheifolia Wang. und Banisteri Lodd. — 
ETTINGSHAUSEN rechnet, aber wohl mit Unrecht, seine Quereus 
gigantea zur Gruppe (Qu. robur und Cerris. — Die tiefgelappten 
Mediterranformen, welche GauDINn (Schweiz. Denkschr. Bd. 17, 
pag. 14) aus den Travertinen von Toscana als Qu. pyrenaica Lam. 
var. lobulata und Thomasü Ten. beschreibt, gehören zur Gruppe 
von Qu. aegllops L. und pubescens Willd. mit wiederholt gelappten 
Blättern. 

ENGELMANN hat (the oaks of the United States, Trans. of the 
Ac. of St. Louis Vol. III, 3, 1876) beobachtet, dass diejenigen 
nordamerikanischen Eichen, deren Blätter ım vollkommenen Zu- 
stande tiefgelappt oder fiederspaltig sind, an jungen Sprösslingen 
oder Adventivzweigen weniger getheilte oder nur gezähnte, ja selbst 
ganzrandige Blätter tragen (u. alba, palustris, coccinea etc.), wäh- 
rend diejenigen, deren Blätter am ausgewachsenen Baume ganz- 
randig sind, an jungen Sprösslingen oft gezähnte oder gelappte 
Blätter besitzen (Qu. phellos, virens, aquatica ete.). Der Gestalten- 
reichthum der nordamerikanischen Arten macht es also wahrschein- 
lich, dass ein grosser Theil der genannten fossilen Arten zusammen- 
gezogen werden wird, sobald reichlicheres Material vorhanden ist. 

Die Bornstedter Blätter, die mit Qu. angustiloba Lesq. ident 
sind, können nicht, wie es HrER gethan hat, mit der Art von 
Münzenberg (Quercus angustiloba Ludw., Palaeontogr. VII, 
pag. 1093, Taf. 36, Fig. 3) vereinigt werden, da das von LuDwiG 
abgebildete Blatt, abgesehen davon, dass diese, wie die meisten 
Lupwig’schen Abbildungen, begründete Zweifel an der sorgfältigen 
Wiedergabe aufkommen lassen, wesentlich kleiner ist als die 
unserigen und zugespitzte Lappen hat, welche fast rechtwinklig 
abstehen. Das Münzenberger Blatt erinnert am meisten an (u. 
eruciata und (u. armata, bei denen die unteren Lappen aber stark 
verkürzt sind. 

Die unserer Pflanze nächst verwandte Art ist Qwercus 
pseudo-Iyrata Lesg. (Foss. flora of the Sierra Nevada pag. 8, 
tab. 2, fig. 1, 2) aus der Sierra Nevada, wahrscheinlich von Chalk 
Bluffs, Nevada County, California. : Die unteren Lappen sind 


[259] Bornstedt. 101 


kleiner, die oberen zum Theil an der Spitze gespalten. Nach 
LESQUEREUX ist es kaum möglich, die fossilen Blätter von denen 
der lebenden Qx. Iyrata Valt. aus den Südstaaten zu unterscheiden. 


Verbreitung unserer Art: 


Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Nordamerika: Golden, Colorado (1. Gruppe). 


Verwandte Art: 
Quercus pseudo-Iyrata Lesq.: Chalk Blufis, Nevada County. 


Conf. Dryophyllum Dewalquei SarorTA et Marıon. 
Taf. 9, Fig. 6. 
Vergl. diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 22. 


Durch das Fehlen der den Secundärnerven fast parallel lau- 
fenden Nerven und die sich schneller verengende Basis unter- 
scheidet sich dieses Blatt von Quercus Sprengeli Heer. Mit letzterer 
hat es die sehr kurzen, scheinbar nur bis zur oberen Zahnbucht 
reichenden Gabeläste gemein. Zu den Blättern von Dryophyllum 
Dewalguei Sap. et Mar. zeigt es so viele Beziehungen, dass es 
unmöglich ist, einen durchgreifenden Unterschied zu entdecken, 
Dryophyllum Dewalquei bildet einen grossen Formenkreis von meist 
schlanken Blättern mit schneller oder langsam sich verschmälernder 
Basis. Die zahlreichen (ca. 20) Secundärnerven senden beim Ein- 
tritt in die Zähne. gewöhnlich je einen Ast ab, der dicht am 
Rande aufsteigend sich mit dem nächsten Secundärnerv verbindet. 
Häufig liegt der Gabelast so dicht am Rande des Blattes, dass 
nur sein unteres Stück deutlich zu sehen ist und, wie an dem 
Bornstedter Blatte, in der oberen Zahnbucht zu endigen scheint. 
Solche scheinbare Verkürzungen der Gabeläste zeigen SAPORTA 
et MaArıon, Essai tab. 4, fig. 1; tab. 3, fig. 2 und Revision tab. 8, 
fig. 8. Unsere Abbildung entspricht am meisten folgenden Blatt- 
formen von Gelinden: SarorTA et MARIoON, Essai tab. 2; tab. 3, 
fig. 1—4 und Revision tab. 7, fig. 4; tab. 8, fig. 6. — Die Zähne 
der Gelindener Art sind länger zugespitzt, jedoch besitzen Revi- 
sion tab. 8, fig. 1—2 auch stumpfe und breite Zähne. Die Zähne 


102 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [260] 


beginnen bei unserem Blatte schon kurz über der Basis. — Die 
Gestalt unseres Blattes erinnert ferner an Quercus parceserrata 
Sap. et Mar. (Revis. tab. 4, fig. 8), welche sich aber durch die 
unsymmetrische Basis unterscheidet. 


Moreae. 


Fieus erenulata SAProRTA. 
Alaın 19% 


Protoficus erenulata Sarorıa, Sezanne pag. 355, tab. 6, fig.5 (1868). 
» > Scamrer, traite de pal. veg. Il, pag. 751, tab. 90, fig. 13 
(1870 — 72). 
Rhamnmus grosse-serratus Heer, Bornstedt pag. 20, Taf. 4, Fig. 10 (1370). 
» » Schinper, traite de pal. veg. III, pag. 234 (1874). 


Folia coriacea, ovata, acuminata, grosse-serrata, basi 
rotundata vel in petiolum longum attenuata; nervi 2 basilares 
cum secundarüs camptodromo-anastomosantes; nervi tertiarü amgulo 


acuto orientes. 


HEER hat nur ein Bruchstück dieser Art abgebildet, welches 
er bei Rhamnus unterbrachte. Erst eine grössere Anzahl von 
Blättern, die in den letzten Jahren gesammelt wurden, und von 
denen die charakteristischsten Formen auf Taf. 13 wiedergegeben 
sind, machten eine Gattungsbestimmung möglich. Die abgebildeten 
Blätter ändern in der Länge und der Beschaftenheit der Basis ab. 
Die grösste Breite liegt in oder nur unterhalb der Mitte. Die 
beiden Basilärnerven vereinigen sich erst oberhalb der Mitte mit 
den Secundärnerven. Ich ziehe zu ‚unserer Art auch Fig. 2 mit 
herablaufender Basis, da gleiche Abänderungen bei der nahe ver- 
wandten lebenden Freus alba beobachtet werden. 

Protoficus erenulata Sap. von Sezanne stimmt mit den 
Bornstedter Blättern überein. Kleine, scheinbare Unterschiede be- 
ruhen auf dem Erhaltungszustande des Sezanner Blattes. 

Unsere Pflanze gehört in den Formenkreis von Fleus alba 
Reinw., sycomorus L., purpurascens Desf. und Mantia Link, von 
denen die erste (Taf. 13, Fig. A) mit einigen unserer Blätter völlig 


[261] Bornstedt. 103 


übereinzustimmen scheint. Ficus alba ist sonach ein langlebiger 
Typus, der sich von dem ältesten Tertiär bis zur Gegenwart kaum 
merklich verändert hat. Von Urtica photiniphylla Kth. unter- 
scheidet er sich durch die dick -lederartigen Blätter mit einem seit- 
lichen zweiten Basilärnervenpaare. 
Die nächst verwandte fossile Art ist Ficus platanifolia 
Sap. (Et. Suppl. I, 2, pag. 139, tab. 8, fig. 2) von Aix. 
Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 


Unter-Eocän: Sezanne. 


Conf. Fieus lanceolata HEer. 
Taf. 11, Fig. 4 


Hrer, flor. tert. Helv. II, pag. 62, Taf.81, Fig. 2—5; III, pag. 182, Taf. 151 
Fig. 34, 35; Taf. 152, Fig. 13. 

Die Beziehungen unseres Blattes zu obiger Art sind unsicher, 
da es sehr schmal ist und nicht, wie die typischen Blätter von 
Ficus lanceolata, die grösste Breite über der Mitte zu haben scheint. 
Es schliesst sich am besten an Flor. tert. Helv. Taf. 151, Fig. 35 
und Taf. 152, Fig. 13 an. Die übrigen Blätter bei HEER sind 
breiter. Freus lanceolata ist eine schlechte Art, in welcher sicher 
sehr heterogene Elemente vereinigt worden sind. Unter anderen 
müssen von ihr entfernt werden: ENGELHARDT, Grasseth pag. 25, 
Taf. 5, Fig. 3—8; ENGELHARDT, Leitmeritzer Mittelgebirge 
Taf. 5, Fig. 19, ein unbestimmbarer Blattrest; MAssALonGo, Stud. 
Senogall. tab. 10— 11, fig. 7 und tab. 30, fig. 8, der obere Theil 
eines Blattes, und SısmonDA, Mater. tab. 15, fig. 5 — 6. 


Fieus tiliaefolia Ar. BRAUN sp. 
Taf. 11, Fig. 5, 6 (?). 


Cordia (2) tiliaefoha Au. Braun, in Broxv’s Jahrb. 1845, pag. 170. 
NE en Unser, Gen. et spec. plant. foss. pag. 447 (1850). 
» Sotzka pag.45, Taf. 25, Fig. 4—5, 1—3 (?) (1850). 
> » Wieser, Palaeontogr. Il, pag. 194 (1852). 
Görrerr, Palaeontogr. II, pag. 277, Taf. 36, Fig. 3 (1852). 


104 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [262] 


Dombeyopsis tiliaefolia Massavoxso, Monografia d. Dombeyacee foss. pag. 12. 
» » Errısssuausen, Tokay pag. 807 (1553). 
Ficus tiliaefolia Hesr, flor. tert. Helv. Il, pag. 68, Taf. 83, Fig. 3—12; Taf. 84, 
Fig. 1—6; Taf. 85, Fig. 14 (1856). 


» » Errınasuausen, Kötlach pag. 747 (1857). 

» > Gaupin et Srrozzı, Contrib. I, pag. 34, tab. 12, fig. 11 (1858). 

» » Herr, flor. tert. Helv. III, pag. 153, Taf. 142, Fig. 25; Taf. 152, 
Fig. 14 (1859). 

» » Uscer, Sylloge I, pag. 14, Taf.6, Fig. 2 (1861). 

» » Sıssroxpa, Mater. pag. 48, tab. 17, fig. 5 (1865). 

» » Errinesmausen, Bilin I, pag. 156, Taf. 25, Fig. 4, 5, 7 (1867). 

» » Srur, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1867, I, pag. 161. 

@» » Errınesmausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora Steiermarks 

pag. 55 (1869). 

» » Hxer, mioe. balt. Flora pag. 35, Taf. 8, Fig. 1; pag. 74, Taf. 21, 
Fig. 12 (1869). 

» » Schimrer, traite de pal. veg. II, pag. 746, tab. 91, fig. 1—8 
(1870 — 72). 

» » Escetuarpr, Flora der Braunkohlenform. im Königreich Sachsen 
pag. 19, Taf. 5, Fig. 1 (1870). 

» » Unger, Szanto pag. 8, Taf. 2, Fig. 9 (1870). 

» » Lesaurreux, Ann. Rep. 1871 pag. 287, 298, 299, Suppl. pag. 12, 16; 
Ann. Rep. 1872 pag. 375, 393; 1873 pag. 399; 1874 pag. 304. 

» » Exertuarnı, Göhren pag. 25, Taf.4, Fig. 6 (1873). 

» » Lesauerrux, foss. plants of the auriferous gravel deposits of the 


S. Nevada pag. 18, tab. 4, fig. S, 9 (1378). 
» Lesauereux, Tert. flor. pag. 203, tab. 32, fig. 1—3; tab. 63, fie. S 


(1878). 
» » Exsetnaror, Grasseth pag. 26, Taf. 6, Fig. 1, 2 (1581). 
» » Wentzer, Flora der tert. Diatomaceensch. von Sulloditz (Sitzungs- 


bericht der Wiener Akad. Bd. 83, Märzheft pag. 13) (1881). 
Dombeyopsis grandifolia Uxcer, gen. et spec. pag. 447 (1850). 
» » Unser, Sotzka Taf. 26; Taf. 27, Fig. 1 (1850). 


» » Görrerr, Palaeontogr. Il, pag. 278, Taf. 37, Fig. 2b 
(1852). 
» Errinesuausen, Wildshut pag. 48, Taf.ö, Fig. 1-2 
(1852). 
» » MassanonGo, Dombey. foss. pag. 14. 
» » Errmssnausen, Monte Promina pag. 37. (1854). 


Oredneria Beckeriana Görrurr, Uebers. der foss. Flora Schlesiens in Wruner’s 
Flora von Schlesien II, pag. 220 (1845). 
Tilia prisca Au. Braun, in UnGer’s Synopsis pag. 234 (1845). 
Dombeyopsis sidaefolia Uxger, gen. et spec. pag. 448 (1850). 
(2) aequalifolia Görrert, Palaeontogr. Il, pag. 275, Taf. 36, Fig. 4: 
Taf. 37, Fig. 2a (1852). 
> - » Leusauereux, Suppl. to Ann. Rep. 1571 pag. 10. 


2 03] Bornstedt. 105 


Acer Beckerianum Görrert, Palaeontogr. II, pag. 279, Taf. 37, Fig. 2c (1852). 
Tilia permutabilis Görrerr, ibid. pag. 277, Taf. 37, Fig. 1. 
Dombeyopsis Stizenbergeri Hzur, Verzeichniss der Tertiärflora pag. 50. 
Ficus Langeri Errınesnausen, Sagor I, pag. 188, Taf. 7, Fig. 9 (1872). 
» sordida Lesquereus, foss. pl. of the aurif. gravel deposits of the S. Nevada 
pag. 17, tab. 4, fig. 6, 7 (1878). 


Folia longe petiolata, ampla, subrotundata, oblique 
ovata wel ovato-oblonga, basi profunde cordata, plerumque 
inaequwilatera, apice plus minus acuminata, integerrima. Nervi 
primarü 3—7; secundarü sub angulo 40—50° orientes, camptodromi, 
tertiarüi sub angulo recto eweuntes, quaternarii dietyodromi, rete poly- 
gonum eformantes. (?) Receptacula globosa, breviter pedicellata. 


Zu dieser weit verbreiteten Art gehört sicher das Blatt Fig. 6, 
welches sich gut an die Schweizer Blattform anschliesst. Die Basis 
ist unsymmetrisch herzförmig; die 3—4 Secundärnerven jederseits 
sind von einander und von den Basilärnerven gleich weit entfernt. 
Unsere Fig.5 weicht durch die dichter stehenden Secundärnerven 
von den typischen Blättern der Freus tiliaefolia ab. 

. Trotz der Gestaltenfülle der Blätter lässt sich Preus tiliaefolia, 
wie sie von HEER begrenzt und begründet worden ist, jederzeit 
scharf von allen verwandten Blattformen unterscheiden. Es ge- 
hören zu ihr nur einfache, ganzrandige Blätter. ETTINGSHAUSEN 
will zwar einen Uebergang von einfachen zu dreilappigen Blatt- 
formen an den bisweilen stärker hervortretenden Einbuchtungen 
der Oeninger Blätter erkannt haben und. glaubt somit, das drei- 
lappige Blatt Bilin I, Taf. 25, Fig. 10 und in Folge dessen alle 
bisher als Frcus Dombeyopsis Ung., Dombeyopsis Decheni Ludw., 
Domb. tridens Ludw. etc. beschriebenen dreilappigen Blätter mit 
Ficus tiliaefolia vereinigen zu müssen. Indessen ist die Kluft zwi- 
schen den einfachen, ganzrandigen und den dreilappigen Blättern 
so gross und die Einbuchtung an den unzweifelhaften Blättern 
von Ficus tiliaefolia, wenn vorhanden, so gering, dass eine Aus- 
dehnung des Artbegriftes im ETTINGSHAUSEN’schen Sinne willkür- 
lich sein würde. Trotzdem wird das zweilappige Blatt flor. tert. 
Helv. III, Taf. 152, Fig. 14 bei unserer Art verbleiben können, 


106 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [264] 


da es, wie leicht aus der Abbildung zu ersehen, als abnorme Form 

aufzufassen ist. 

Ficus tiliaefolia Engelh., Sitzungsber. der Isis 1880, 
pag. 81, Taf. 1, Fig. 14, weicht gänzlich von unserer Art ab. 
Ebenso muss Fieus tiliaefolia Engelh., Leitmer. Mittelgeb. pag. 38, 
Taf. 5, Fig. 18, ausgeschieden werden, da ihm die Basilärnerven 
fehlen. — Dombeyopsis grandifolia Lesq., Tert. flor. pag. 255, 
tab. 47, fig. 6, ist ein zur genaueren Bestimmung ungeeignetes Blatt- 
stück. Aus gleichen Gründen sind die von HEER in seiner mioc. 
balt. Flora 1. c. abgebildeten Blätter zweifelhaft. — Dombeyopsis 
tiliaefolia und grandifolia Göpp. von Grönland (Abhandl. 
der Schles. Ges. 1861, pag. 199) gehören nach HEER (flor. foss. 
arct. pag. 111) zu Populus aretica Heer. 

Ficus Langeri Eitt. (Sagor I, Taf. 7, Fig. 9) soll sich von 
unserer Art durch die nicht herzförmige Basis und die geringe 
Anzahl der Secundärnerven unterscheiden. Da eine nicht aus- 
gebuchtete Basis aber auch an zweifellos zu unserer Art ge- 
hörenden Blättern (flor. tert. Helv. Taf. 83, Fig. 3, 4, 9) vorkommt 
und ein geringes Schwanken in der Anzahl der Secundärnerven 
(bei Ficus Langeri 3, bei den Schweizer Blättern ca. 4, bei den 
Blättern von Sotzka 5 jederseits) nicht von Belang ist, ist kein 
Grund vorhanden; das Blatt von Sagor zu trennen. 

Lebende Analoga: Asiatische Arten, z. B. Ficus apieulata 
Mig. (Java), dasyphylla Mig. (Ceylon), Javanica Mig. und odtusa 
Hassk. (Java); nach HEER Fleus macrophylla Desf. und nympheae- 
Folia L. (Urostigma Mig.), mit dessen Receptakeln ein von Oeningen 
stammendes fast übereinstimmt (Flor. tert. Helv. Taf. 85, Fig. 14); 
nach LESQUEREUX Ficus sycomorus L. 

Verbreitung unserer Art: 

Unter-Pliocän: Zillingsdorf und Neufeld bei Wien. 

Ober - Miocän: Oeningen, Elgg (Cant. Zürich), Herderen (Cant. 
Thurgau); Tokay, Szanto, Ryolithtuff von Tallya 
und Jastraba, Trachyttuff von Handlova, Ska- 
lamlin, Szakadat. Guarene, Arnothal, Sienna. 

Mittel-Miocän: Köflach, Leoben. 

Unter-Mioeän: Sagor, Sulloditz; Lausanner Tunnel. 


[265] Bornstedt. 107 


Ober - Oligocän: Stösschen bei Bonn, Seifhennersdorf in Sach- 
sen, Priesen (plast. Thon), Grasseth, Sotzka. 
Mittel-Oligocän: ? Samland, ? Rixhöft. 
Unter -Oligocän: Bornstedt, Göhren; Monte Promina. 
Nordamerika: In der 1. bis 3. Gruppe verbreitet; ausserdem in 
den Gold-führenden Schichten von Chalk Blufis, 
Nevada County, Californien (1. Gruppe). 
Sonstige Fundorte: Striese bei Praussnitz, Wildshut. 
Verwandte Arten: 
l. Ficus grandifolia Ung., Szanto pag. 8, Taf. 2, Fig. 10. 
Blätter fast kreisrund, an der Spitze eingedrückt. 
2. Fieus Dombeyopsis Ung., Syll. I, pag. 13, Taf. 5, Fig. 1—7; 
Taf. 6, Fig. 1 (1861). 


®> > Heer, mioc. balt. Flora pag. 74, Taf. 17, 
Fig. 11 (1869). 

Sterculia » Schimp., traite de pal. veg. III, pag. 102 
(1874). 


Ficus lobata Ung., gen. et spec. pag. 447 (1850). 
Dombeyopsis Decheni Ludw., Palaeontogr. VIII, pag. 126, 
Taf. 49, Fig. 1 (1860). 
tridens Ludw., ibid. pag. 127, Taf. 49, Fig. 2—3. 
Ficus tiliaefolia Ett., Bilin I, pag. 156, Taf. 25, Fig. 10 (1867). 


» > Ett., Wetterau pag. 844, Taf. 2, Fig. 9 (1868). 
Stercubla Ludwigii Schimp., trait& de pal. veg. Ill, pag. 102 
(1874). 


Alle genannten Pflanzen müssen wir vorlänfig mit der UNGER- 
schen Art vereinigen. Dombeyopsis Decheni Ludw., l. c. Fig. 1, 
eine zum Theil unrichtige Wiedergabe des Originals, welche sich 
in der Sammlung der Bergakademie befindet, schliesst sich am 
besten der UnGer’schen Fig. 1 an. Das Blatt, Palaeontogr. VIII, 
Taf. 49, Fig. 3, ist am Rande, der, obwohl von LupwiG schon 
dargestellt, erst von mir zum Theil blossgelegt werden musste, 
schwach gebuchtet, wie die von UNGER abgebildeten Blätter. 
Das Blatt bei UnGEr, Syll. I, Fig. 4, ist sicher falsch dargestellt; 
seine Basis muss an der Insertion des Blattstieles beginnen, 


108 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [266] 


Ein Vergleich der dreilappigen Blätter der lebenden Gattungen 
Ochroma, Cheirostemum, Sterculia und Fieus lehrt die Unmöglich- 
keit, nach solchen Blättern allein die Gattung zu bestimmen. In 
derartigen Fällen ist eine Trennung besser als eine Vereinigung 
ähnlicher Blätter. Vorläufig müssen mindestens Ficus Dombeyopsis 
Ung., Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. und Bombaxw Decheni Web. sp. 
als selbstständige Arten betrachtet werden. 


Verbreitung: Mittel- und Ober-Oligoeän. 


3. Ficus planicostata Lesq., Tert. flor. pag. 201, tab. 31; 
tab. 33, fig. 1—3. 
Eiförmig, kurz zugespitzt oder abgerundet, am Stiele herab- 
laufend, symmetrisch. Nerven breit, Secundärnerven von den 
Basilärnerven weit entfernt (1. Gruppe). 


4. Ficus occeidentalis Lesq., Tert. flor. pag. 200, tab. 32, fig. 4. 
Sehr ähnlich unserer Art, aber länger zugespitzt und am 
Grunde der herzförmigen Basis am Stiele herablaufend (1. Gruppe). 


5. Fieus (?) Groenlandica Heer, Contrib. to the foss. flor. of 
N. Greenland (flor. foss. arct. 11) 
pag. 472, tab. 54, fig.2 und flor. 
foss. arct. pag. 111, Taf. 13, Fig. 6 
von Atanakerdluk. 

An beiden Blättern fehlt der Rand. Wenn überhaupt zu 
Fieus gehörig, unterscheiden sie sich von unserer Art, zu der sie 
HEER zu stellen geneigt ist, durch die grosse Entfernung der 
Secundärnerven von den Basilärnerven. 


6. Sterculia (?) variabilis Sap., Sezanne pag. 400, tab. 12, 
fig.6—-7 = Ficus Micheloti W at., 
Paris pag. 157, tab. 44, tig. 4. 
Eiförmig, zugespitzt, Basis am Blattstiele verschmälert, fast 
symmetrisch; Secundärnerven von den Basilärnerven weit entfernt 
und von geringer Zahl; ähnlich der Ficus planieostata Lesg. 
(Sezanne). 
7. Sterculia (?) modesta Sap., Sezanne pag. 401, tab. 12, fig. 2, 
ähnlich der vorigen Art (Sezanne). 


[267] Bornstedt. 109 


8. Aralia (?) cordifolia Sap., Sezanne tab. 10, fig. 2, mit 
nur 2 Secundärnerven jederseits (Sezanne). 


Laurineae. 


Cinnamomum lanceolatum UNGER sp. 
Taf. 16, Fig. 5 und 10. 


Heer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 2 (1370). 
Siehe diese Abhandl., Stedten, pag. 58. 


Von den typischen Blattformen dieser Art weichen unsere 
Blätter durch die tiefere Lage der grössten Breite ab. Sie nähern 
sich in dieser Hinsicht UNGER, Sotzka Taf. 16, Fig. 4 und WEBER, 
Palaeontogr. II, Taf. 20, Fig. 8. Unsere Fig. 10 erinnert an 
Daphnogene Ungeri Sap., Et. III, 3, tab. 8, fig. 3, welche aber 
eine deutlich abgesetzte Basis besitzt. 


Cinnamomum Scheuchzeri HEER. 
Taf. 16, Fig. 3, 4, 11, 13. 


Siehe diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 24, und Eisleben. 
Cinnamomum Scheuchzeri Hrer, flor. tert, Helv. II, pag. 55, Taf. 91, Fig. 4—24; 
Taf. 92; Taf. 93, Big. 1, 5 (1856). 


» » MassatoxGo, stud. Senogall. pag. 266, tab. 35, fig. 22 
(1859). 

» » Sısumoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12- (1859). 

» > Luowrıs, Palaeontogr. VIII, pag. 109, Taf. 41, Fig. 1—14 
(1860). 

» > Gaupm et Srrozzı, Contrib. II, pag. 49, tab. S, fig. 5, 7 
(1860). 

» > Hser, Boy. Trac. pag. 1063, tab. 67, fig. 9—16; tab. 68, 
fig. 12; tab. 55, fig. 4e (1362). 

» lanceolatum SısmonpAa, Mat. pag. 52, tab. 24, fig. 7 (1865). 

> » Unser, Kumi pag. 30, Taf. 7, Fig. 11—24 (1866). 

> » Srur, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, I, 
pag. 165. 

» » Errinssuausen, Wetterau pag. 350, Taf. 3, Fig. 9 (1868). 

» > > Bilin II, pag. 198, Taf. 33, Fig. 4—6, 12 

(1868). 


» » » Steiermark pag. 62 (1869). 


110 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [268] 


Cinnamomum lanceolatum Hrer, mioc. balt. Flora pag. 76, Taf. 22, Fig. 6—13 


(1869). 
» » Unger, Radoboj pag. 16, Taf. 1, Fig. —6, 7—9 (?); 
Taf. 5, Fig. 3—10 (1869). 
» » Hrer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 3 (1870). 
» » ScHimpeEr, traite de pal. veg. II, pag. 840, tab. 92, 
fig. 23—31 (1870— 72). 
> ErrisssHuausen, Sagor I, pag. 193 (1872). 
» » Heer, Zsilythal pag. 17, Taf. 3, Fig.2; Taf. 5, Fig. 5, 6 
(1873). 
» » Lesavereux, Contrib. to the foss. flor. of the Western 
territ., eretac. flor. pag. 83, tab. 30, fig. 2, 3 (1874). 
» Exeeraarpr, Leitmeritzer Mittelgeb. pag. 406, Taf. 11, 
Fig. 12 — 14 (1876). 
(> > Lesquereux, Tert. flor. pag. 220, tab. 37, fig. S (1878). 
» » EneeLHarpr, Grasseth pag. 31, Taf. 8, Fig. 13, 14; 
Taf. 9, Fig. 7, S (1881). 
» » Wintzer, Flora der tert. Diatomaceensch. von Sulloditz 
pag. 14 (1881). 
Phyllites cinnamomeus Rossmässıur, Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 3 (1540). 


Ceanothus polymorphus Usess, Chlor. prot. pag. 145, Taf. 49, Fie. 12, 15 (1847). 

Daphnogene polymorpha Ervısesmausen, Wien pag. 16, Taf. 2, Fig. 24, 25 (1851). 

Ceanothus polymorphus Wesur, Palaeontogr. II, pag. 206, Taf. 23, Fig. 4 (1852). 

Daphnogene polymorpha Ervisesuausen, Tokay Taf. 1, Fig. 10 (1853). 

Ceanothus bilinieus Unser, Chlor. prot. pag. 145, Taf. 49, Fig. 9 (1847). 

Populus mutabilis Lupsvıs, Palaeontogr. V, pag. 141, Taf. 30, Fig. 1 —1d 
(1855 — 58). 


Folia coriacea, elliptica, ovata vel oblonga, petiolata, 
peduneulis artieulatis, triplinervia; nerv. laterales margini 
paralleli vel subparallei, apicem non attingentes. Pedicelli 
apice incrassati, perianthium breve, deciduum. Fructus ovati, semi- 


pollicares. ‚ 


Die Blätter dieser Art sind in der Mitte am breitesten und 
verschmälern sich gleichmässig nach oben und unten. Die Seiten- 
nerven laufen dem Rande parallel und verbinden sich mit den 
Seeundärnerven in etwa ?/» Blatthöhe. 

Fig. 3 und Fig. 11 haben die Gestalt der typischen Formen 
dieser Art. Das Blatt Fig. 13 schemt längere Seitennerven be- 


sessen zu haben. Fig. 4 stellt ein verkrüppeltes Blatt -von Üimn. 


[269] Bornstedt. 111 


Scheuchzeri dar, wie man es häufig an lebenden Oinnamomum- 
Arten beobachtet. 

Die schmalen, langgestreckten Blätter von Cinnamomum 
Scheuchzeri Ett., Bilin II, Taf. 32, Fig. 2—10 und Taf. 33, 
Fig. 10, 11, gehören zu Cinn. lanceolatum. — Die beiden Blätter 
von Cinn. Scheuchzeri Lesg., aus der Kreide des westl. Kansas, 
lassen sich nicht von den H&rr’schen Blättern unterscheiden, und 
man ist gezwungen, die Identität derelben aufrecht zu erhalten, wenn 
man nicht eine besondere Art anzunehmen vorzieht, welche in 
manchen Blättern mit dem tertiären Cinnamomum übereinstimmt. 

Cinnamomum sewtianum Sap. (Et. I, 4, Ann. d. sc. nat. 
4. ser., XVII, pag. 243, tab. 7, fig. 6 und Suppl. I, pag. 45, tab. 8, 
fig. 11) und Cinn. aquense Sap. (Et. I, 4, Ann. d. sc. nat. 
4. ser., XVII, pag. 244, tab. 7, fie. 7), beide von Aix, unter- 
scheiden sich kaum merklich von unserer Art. 


Verwandte lebende Art: Cinnamomum pedunculatum 
Thunb. (Japan). Zu der Gattung Cinnamomum rechnet man 50 
fast ausschliesslich im tropischen und subtropischen Asien vor- 
kommende Arten, welche aber nach BENTHAM auf 10 Arten 
zusammenschmelzen dürften. Australien hat nur 1 Art, Cinn. 
Tamala in Queensland, die zugleich auch auf dem asiatischen 
ÖOontinente vorkommt. 


Verbreitung unserer Art: 


Ober - Miocän: Sieblos?, Hernals, Breitensee, Oeningen, Schrotz- 
burg, Berlingen (Oant. Thurgau), Albis, Tokay, 
Sansino (Arnothal), Sinigaglıa. 
Mittel-Miocän: Leoben, Sulloditz, Turin. 
Unter-Miocän: Münzenberg, Rockenberg, Seckbach; Kutschlin 
(Polirschiefer), (?) Liebiberg bei Günzburg, Sagor, 
Radoboj; St. Galler Findlinge, Eriz, Ruppen. 
Ober - Oligocän: Hessenbrücken, Salzhausen, Selzen, Nieder- 
rhein (Orsberg, Ofenkaule, Quegstein, Allrott, 
Stösschen, Rott); Altsattel, Schüttenitz, Gras- 
seth, Priesen (plast. Thon), Zsilythal; Monod, 
Hohe Rhonen. 


112 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [270] 


Mittel-Oligocän: Rixhöft. 
Unter-Oligocän: Bornstedt, Eisleben (Segengottesschacht), 
‚Schortau bei Weissenfels. 


Mittel-Eocän: Bovey Tracey. 


Nordamerika: (?) Spring Canon, Montana (1. Gruppe), (?) Western 
Kansas (Kreide). 


Sonstiger Fundort: Kumi. 


Cinnamomum polymorphum Ar. Braun sp. 
Taf. 16, Fig. 12 und 14. 


Ceanothus polymorphus Ar. Braus, in Leoxu. und Broxn’s Jahrb. 1854, pag. 171. 

> ) Uxcer, Swoszowice pag. 126, Taf. 14, Fig. 17, 18 (1850). 

Daphnogene polymorpha Errınesnausen, Heiligenkreuz bei Kremnitz pag. 9, Taf. 1, 
Fig. 10 (1851). 


> > > Wildshut pag. 47 (1852). 
> » » Monte Promina pag. 30, Taf. 6, Fig. 1—8; 
Taf. 7, Fie. 1, 2 (1854). 
Camphora » Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 112 (1855). 


Cinnamomum polymorphum Herr, ibid. II, pag. SS, Taf. 93, Fig. 23—28SF; 

Taf. 94, Fig. 1—26 (1856). 

> > He=r, ibid. III, pag. 185 (1859). 

> = Massatonxco, stud. Senogall. pag. 263, tab. 7, fig. 10, 
11, 12 (2), 13 (1859). 
Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12 (1859). 
Lupwıc, Palaeontogr. VIII, pag.110, Taf.42, Fig. 2—4, 
S (2), 9, 11 (2) (1860). 


» » Sısmonpa, Mater. pag. 52, tab. 24, fig. 2-4; tab. 25, 
fig. 4 (1865). 
> ) Sırorra, Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5.ser., IV, 
pag. 184 (1865). 
> > ) Kt. II, 3, ibid. VIII, pag. 83, tab. 8, fie. I 
(1867). 
> » Kt. III, 4, ibid. IX, pag.4l, tab. 1, fig. 7; 


tab. 4, fig. 17; tab. 5, fig. 1—4 (1868). 
> Suppl. I, ibid. XVII, pag. 44, tab. S, 
fig. 7 — 9, 12.(1872 — 735). 
» > Srur, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1367, I, 
pag. 168. 
» Ersınasuausen, Bilin II, pag. 198, Taf. 33, Fig. 20—22 
(1868). ; 


[27 1] Bornstedt. 113 


Cinnamomum polymorphum Errisssuausen, Wetterau pag. 45 (1868). 
» » Schimrer, traite de pal. veg. II, pag. 842, tab. 92, 
fis. 15—22 (1370 — 1872). 


(@) > Errıyesaausen, Sagor 1, pag. 193, Taf. 10, Fig. 5—11 
(1872). ! 

(2) >» » Exceruarpr, Leitmeritzer Mittelgeb. pag. 330, Taf. 6, 
Fig. 1—4 (1576). 

B): » » Wentzer, Flora der Diatomaceensch. von Sulloditz 


pag.15 (1881). 
» » ExezvuArpr, Grasseth pag. 30, Taf. 4, Fig. 11; Taf. 8, 

Fig. 7-11 (1881). 

Phyllites cinnamomeus Rossmässter, Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 1 (1840). 

Rhammus terminalis Av. Braun, m Buckland, geology pag. 513. 

Prinos Lavateri Au. Braux, in Leos#. und Bronx’s Jahrb. 1845, pag. 171. 

Daphnogene cinnamomifolia Errısesmausen, Monte Promina pag. 81, Taf. 7, Fig. S 
(1854). 

Cinnamomum camphoraefolium SarorıA, Kt. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser, XVII, 

pag. 242, tab. 7, fig. 4 (1862). 


» » Scaineer, traite de pal. veg. II, pag.S45 (1570—72). 
» Buchii Sarorra, Et. I, 4, pag. 243 (1862). 

» ovale Sarorra, ibid. pag. 243 (1862). 

» » _ScHInpEr, traite de pal. veg. II, pag. 846 (1870 — 72). 


Folia coriacea, longe petiolata, ovata, elliptica vel obovata, 
basi attenuata, apice breviter acuminata, triplinervia; nerwi 
jaterales suprabasilares margini non paralleli, apicem 
non attingentes, awillis interdum glandulosi. Flores minuti, 


sepala apice obtusa; fructus ovati, breviter acuminatı. 


Unsere Art steht in der Mitte zwischen Cinn. Scheuchzeri 
und Cinn. Buchü Heer. Von ersterer unterscheidet sie sich 


1. durch den längeren Stiel, 

2. durch die dem Rande nicht parallelen und von ihm weiter 
entfernten Seitennerven, 

3. durch die deutlich abgesetzte Blattspitze. 


Die grösste Breite liest in der Regel in oder nur wenig 
über der Mitte des Blattes, bei den Blättern von Cinn. Buchii 
stets über der Mitte. 

Unsere Fig. 12 vereinigt alle genannten Merkmale von Cinn. 
polymorphum. In Fig. 14 liegt die grösste Breite tiefer, aber die 

$) 


114 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [272] 


dem Rande nicht parallel laufenden Seitennerven und der aus- 
geschweifte obere Blattrand weist das Blatt derselben Art zu. 

ETTINGSHAUSEN dehnt den Artbegriff von Cinn. polymorphum 
zu weit aus, indem er mit letzterem Blätter wie Bilin 1. e. 
Fig. 17—19 vereinigt, welche von den Herr’schen Formen im 
Wesentlichen abweichen. Die von ihm zu derselben Art ge- 
brachten Blüthenbruchstücke ibid. Fig. 14 und 15 sind zur Art- 
bestimmung ungeeignet. — Das Blatt in Sagor I, Taf. 10, Fig. 1 
gehört zu Oinn. lanceolatum, die Blüthen, Knospen und Früchte 
ibid. Fig. 5—11 sind zweifelhaft. — Daphnogene polymorpha Ett., 
Wien Taf. 2, Fig. 24 und 25, muss mit Cinn. Scheuchzeri vereinigt 
werden; Fig. 23 stellt ein zur Artbestimmung unbrauchbares Blatt- 
bruchstück dar. — Daphnogene polymorpha Ett., Häring pag. 45, 
Taf. 31, Fig. 4 und 5 (Fig. 11 mit nicht verschmälerter Basis ist 
wohl kein Oinnamomum), gehört, ebenso wie Daphnogene grandifolia 
und cinnamomifolia Ett. von demselben Fundorte, wahrscheinlich 
zu Oinnamomum Rossmaessleri Heer mit bis zur Spitze reichenden 
Seitennerven. — Bei dem von HEER zu unserer Art gezogenen 
Ceanothus subrotundus Web. (Palaeontogr. Il, Taf. 23, Fig. 6) 
ist die Spitze nicht deutlich abgesetzt. Dasselbe gilt von Cea- 
nothus subrotundus Ung. (Chlor. prot. pag. 144, Taf. 49, Fig. 7). — 
Von den Lupwıig’Schen Blättern in Palaeontogr. VIII, Taf. 42 
können mit Sicherheit nur Fig. 2—4 bei unserer Art gelassen 
werden. — Cinn. polymorphum Lesq., Tert. flor. pag. 221, tab. 37, 
fis. 6, unterscheidet sich durch den nicht ausgeschweiften oberen 
Blattrand, ibid. fig. 10 ist ein unbestimmbares Blattstück. Ebenso 
ist Cinn. polymorphum Engelh., Leitm. Mittelgeb. pag. 405, Taf. 11, 
Fig. 11, der Art nach nicht bestimmbar. 

Cinnamomum affine Lesq. nähert sich mehr Cinnamomum 
Scheuchzeri als unserer Art, desgleichen (irn. ellipsoideum Sap. 
et Mar. (Revision pag. 61, tab. 9, fig. 7—9) von Gelinden wegen 
des nicht ausgeschweiften, oberen Blattrandes. 

Der Typus Cinn. polymorphum, welcher sich, wie auch das 
schmalblättrige Cinn. lanceolatum, an das lebende Cinn. Uam- 
phora anschliesst, umfasst noch Cinn. Buchii Heer, spectabile 


Heer und /ransverswm Heer, weiche sich durch immer breitere 


[273] Bornstedt. 115 


Blätter von einander unterscheiden. Es ist fast unmöglich, diese 
Arten in jedem Falle zu trennen, da die Unterschiede oft nur auf 
einem »mehr oder weniger« beruhen, und man wird bei einer 
grösseren Fülle von noch mehr vermittelnden Formen gezwungen 
sein, später die Mehrzahl derselben als Varietäten einer und der- 
selben Art aufzufassen. 


Verbreitung: 


Ober - Miocän: Heiligenkreuz und Erlau (Rhyolithtuff), Swoszo- 
wice; Oeningen. Schrotzburg, Wangen, Steck- 
born, Berlingen, Albis; Sinigaglia, Guarene. 

Mittel-Miocän: Luzern, Turin. 

Unter-Miocän: Münzenberg, Rockenberg, Seckbach; Menilit- 
opal des Schichower Thales, Polirschiefer von 
Kutschlin, Holaikluk (?), Sulloditz (?), Sagor (?); 
St. Galler Findlinge, Ruppen, Eriz, Lausanne, 
Liebiberg bei Günzburg (?); Thone von Mar- 
seille. - 

Ober-Oligocän: Hessenbrücken, Nieder-Olm; Altsattel, Gras- 

seth; Wäggis, Monod; Armissan, Peyriac, 
Manosque (Bois d’Asson). 
Unter-Oligocän: Bornstedt, Monte Promina, Aix. 


Die Früchte von Cinn. polymorphum sind »oval und vorn 
stumpf zugerundet, doch mit einer kleinen, hervortretenden Spitze 
benabelte. Diese Merkmale sind an Fig. 16 deutlich zu sehen. 
Die Frucht Fig. 15 besitzt die Spitze nicht, hat aber die gleiche 
Form und passt noch weniger zu den Früchten der übrigen 
Arten. — Die Früchte von Phoebe Sellowii, welche ebenfalls 


eine kurze Spitze tragen, sind kugelrund. 


Litsaea Muelleri nov. spec. 
Taf. 16, Fig. 69. 
Cinnamomum Rossmaessleri Hzer, Bornstedt pag. 14, Taf. 3, Fig. 4a (1870). 
Folia coriacea, elliptico-lanceolata, utringue sensim 


attenuata, petiolata, triplinervia, paulum infra medium latissima, 


8% 


116 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [274] 


nervi laterales suprabasilares margini subparalleli, Ffolium medium 


attingentes, in awillis interdum glandulosi. 


Die Blätter dieser, Herrn Dr. MÜLLER zu Bornstedt gewid- 
meten Art, unter allen Blättern vom Typus Cinnamomum die 
häufigsten, unterscheiden sich von den bis jetzt bekannten Cinna- 
momum-Blättern durch die elliptisch-lanzettliche Gestalt, die sehr 
allmälige Zuspitzung, die unter der Mitte liegende grösste Breite, 
die weit über der Basis entspringenden Seitennerven, welche schon 
in der mittleren Höhe endigen, die zahlreichen Secundärnerven 
und die unter spitzem Winkel entspringenden Tertiärnerven. Unsere 
Art erinnert noch am meisten an Cinn. lanceolatum Ung. sp. und 
sezannense -Wat. Von ersterem unterscheidet sie die grössere 
Breite, von letzterem der Verlauf der Tertiärnerven. Das Auf- 
treten von Drüsen in den Achseln der Seitennerven (Fig. 9) ist 
nicht wichtig zur Artbestimmung. 

Die besten lebenden Analoga gehören zur Gattung Zitsaea 
und schliessen sich an Litsaea foliosa Nees an. 

Die nächst verwandten, fossilen Arten gehören fast ausschliess- 
lich dem ältesten Tertiär an. Es sind: 

1. Litsaea elätinervis Sap. et Mar. (Revision pag. 70, 
tab. 11, fig. 4) mit unter spitzerem Winkel ausgehenden 
Secundär- und rechtwinklig vom Hauptnerv abzweigenden 
Tertiärnerven, 

2. Litsaea eapansa Sap. et Mar. (l. c. pag. 68, tab. 11, 
fig. 1, 2), 

3. Daphnogene elegans Wat. mit breiteren Blättern, 

4. Litsaea magnifica Sap. (Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 
5. ser., IV, pag. 136, tab. 7, fig. 6) mit deutlich abgesetzter 
Spitze, weniger zahlreichen Secundärnerven und unter 
rechtem Winkel entspringenden Tertiärnerven, 


Litsaea elongata n. sp. von Bornstedt. 


Ib 


Litsaea miocenica Ett. (Steiermark pag.15, Taf. 3, Fig. 5—7 
Pag: 19) „eg 


gehört nach SCHIMPER zu Oreodaphne stiriaca Ett. 


[275] Bornstedt. 117 


Zu Litsaea gehören über 140 lebende Arten. Die meisten 
sind über das tropische und östliche Asien vom Malayischen Ar- 
chipel bis Japan, Neu-Holland, Neu-Seeland und Neu-Caledonien 
verbreitet; nur wenige kommen auch in Nordamerika vor. Die 
beiden australischen Arten, zugleich die nächsten Verwandten der 
oben genannten tertiären Pflanzen, sind Liisaea dealbata Nees 
(Queensland und Neu-Süd-Wales) und Liisaea foliosa Nees 
(— Lits. zeylanica, Queensland bis Ostindien). 


Verbreitung der verwandten fossilen Arten: 


1. Litsaea elongata nov. spec.: Unter-Oligocän ( Bornstedt). 

2% » magnifica Sap.: Ober-Oligocän (Armissan). 

BR » expansa und elatinervis Sap. et Mar.: Unter- 
Eocän (Gelinden). 

4. Daphnogene elegans Wat.: Unter-Oligocän (Knollenstein) und 


Unter-Eocän (Sezanne). 


Litsaea elongata nov. spec. 
Taf. 16, Fig. 1—2. 


Folia coriacea, longe petiolata, elliptico-lanceolata, basi an- 
gustata, apice longe acuminata, inferiore parte latissima, 
triplinervia, awillis interdum glandulosa; nervi laterales suprabasi- 
lares margini parallel, marginem medium attingentes, nervi 
secundarii numerost, tertiarıi e primarıo angulo sub- 


recto egredientes. 


Die beiden abgebildeten Blätter unterscheiden sich von denen 
der vorigen Art durch die tiefere Lage der grössten Breite, die 
nahe der Basis entspringenden Seitennerven und die fast recht- 
winklig am Hauptnerv entspringenden und geradlinigen Tertiär- 
nerven. Da die analogen lebenden Arten hinsichtlich der Stel- 
lung der Nerven sehr variiren, liest die Vermuthung einer 
Zusammengehörigkeit der sämmtlichen Litsaea-Blätter von Born- 
stedt nahe. 

Die beste Analogie besitzen die Blätter von Litsaea foliosa 
Nees var. caesia Meissn. Gleichgestaltete Blätter mit derselben 


118 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [276] 


Anordnung der Nerven hat Daphnidium triplinervia Bl. 
(Java). Bei Daphn. strychnifolium Sieb. (China) kommen die 
Seitennerven aus der Basis, bei Daphn. acuminatum Bl. (Java) 
aus dem Hauptnerv in ungleicher Höhe über dem Blattgrunde. 


Phoebe transitoria SAPORTA sp. 


Taf. 15, Fig. 4. 
Daphnogene transitoria SAroRTA, Kt. II, 2, Ann. d.'sc. nat. 5. ser., III, pag. 94, 
tab. 3, fig. 9 (1865). 
» » Scuineer, traite de pal. veg. I, pag. 854 (1570 — 72). 
Laurus (Oreodaphne?) resurgens SaroRTA, It. III, ö, Ann. d. sc. nat. 5. ser., VIII, 
pag. 78, tab. S, fig. 5 (1567). 
Oreodaphne resurgens Scuimeer, traite Il, pag. S48 (1870 — 72). 


Folia coriacea, petiolata, oblonga, utrinque attenuata, tripliner- 
via; nervi laterales subbasilares, margini non paralleli, 
cum secundarüs vemotis curvato- ascendentibus anastomosantes, nervi 
tertiarüi angulo subrecto orientes. 


Daphnogene transitoria Sap. stimmt bis auf die ein wenig ab- 
weichende Spitze mit unserem Blatte überein, ebenso Laurus resur- 
gens Sap. (Et. III, 3). — Bei der verwandten Oreodaphne (?) 
apieifolia Sap. et”Mar. (Revision tab. 9, fig. 10) von Gelinden 
ist die Blattspitze sehr lang, und die grösste Breite liegt weit unter 
der Mitte. — Frcus dalmatica Ett. (Monte Promina Taf. 7, 
Fig. 11), deren Gattungsbestimmung noch zweifelhaft ist, unter- 
scheidet sich durch die tiefer liegende grösste Breite und die dicht 
am Rande verlaufenden Seitennerven. 

Die nächsten lebenden Verwandten scheinen Phoebe stereo- 
phylla Meissn. und Sellowii Meissn. (Brasilien) zu sein, von 
denen erstere hinsichtlich der Gestalt, letztere hinsichtlich ihrer 
Nervatur mit unserer Art übereinstimmt. 

Die im Königl. Herbarium mit Phoebe Sellowiüi var. glabrata 
Meissn. bezeichneten Blätter besitzen die charakteristische Form 
und Nervatur der von LupwıG (Palaeontogr. V, pag. 147, Taf. 30, 
Fig. 2 und 3) als Cüstus lanceolatus und Melastomites (?) 


cinnamomifolia beschriebenen Blätter aus dem Litorinellenkalk 


[27 7] Bornstedt. 119 


von Frankfurt a/M.. Der nach Art unserer Taf. 16, Fig. 2 deut- 
lich abgesetzte Blattgrund, die hoch über demselben entspringenden, 
sehr kräftigen Secundärnerven und die unter rechtem Winkel vom 
Hauptnerv ausgehenden Tertiärnerven sind ebenso charakteristisch 
für die lebende Pflanze, dass eine verwandtschaftliche Beziehung 
zwischen dieser und den Lupwig’schen Arten nicht bezweifelt 
werden kann. 

Verbreitung von Phoebe: ca. 26 Arten, Ostindien und 
Malayısche Inseln. 


Verbreitung unserer Art: 
Ober -Oligocän: Manosque (Bois d’Asson). 
Mittel-Oligocän: St. Jean-de-Garguier. 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Verwandte Art: 
Oreodaphne apieifolia Sap. et. Mar.: Unter-Eocän (Gelinden). 


Actinodaphne Germari HEER sp. 
Taf. 11, Fig. 7—9; Taf. 12. 


Siehe diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 27; Stedten, pag.28 und Dörstewitz. 
Ficus Germari Hxer, Bornstedt pag. 15, Taf. 3, Fig. 5, 6 (1870). 
» » Scuumneer, traite de pal. veg. II, pag. 740 (1870 — 72). 
Juglans Ungeri Hrsx, Bornstedt pag. 21, Taf. 4, Fig. 13. 
(2) Diospyros oblongifola Her, ıbid. pag. 17, Taf. 5, Fig. ). 


» » Scumeer, traite de pal. veg. II, pag. 950. 
» brachysepala Heer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 7 (non 8). 


Folia coriacea, ovata vel oblongo-elliptica, integerrima, 
apice acuminata, basi subrotundata vel breviter attenuata, 
longe petiolata. Nervus primarius crassus; nervi secundarii campto- 
dromi, duo infimi supra basin egredientes, oppositi, angulo religwis 
acutiore orientes; nervi tertiarii angulo subrecto orientes, recti vel 


Furcati. 


Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten in Bornstedt. 
Die Blätter, welche HgER auf Grund unzureichenden Materiales in 
verschiedenen Gattungen untergebracht hat, werden durch die ab- 
gebildeten Formen vermittelt. Diospyros oblongifolia Heer, 


120 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [278] 


welche mit keiner einzigen lebenden Diospyros-Art auch nur im 
Entferntesten vergleichbar ist, gehört zu den schmaleren Blättern 
unserer Art und vermittelt unsere Fig. 9 auf Taf. 11 mit den 
breiteren Blättern. Juglans Ungeri Heer (s. o.) schliesst sich 
eng an Taf. 12, Fig.1, 5 und 6 an. Das Blatt unterscheidet sich 
von der echten Juglans Ungeri von Altsattel und dem Schwarzach- 
tobel durch die beiden kräftigen Seitennerven und die unterhalb 
derselben dem Hauptnerv rechtwinklig entsprinsenden Tertiär- 
nerven. — Die Blätter von Uinnamomum spectabile Heer 
unterscheiden sich von unserer Art hinlänglich durch die sich am 
Blattstiel allmälig verschmälernde Basis und die höhere Lage der 
grössten Breite. 

Unsere Art kann nicht bei Ficus gelassen werden, da in den 
Blättern aller lebenden rcus-Arten die beiden unteren Seiten- 
nerven aus der Basis hervorgeht, also Basilärnerven sind. Aus 
gleichem Grunde müssen die weiter unten aufgeführten Arten von 
Fieus entfernt werden. Das Vorhandensein zweier suprabasilärer 
Seitennerven weist auf die Familie der Laurineen hin, in welcher 
dieser Typus sehr verbreitet ist, und in der That konnte ich in 
Actinodaphne obovata Bl. eine Art nachweisen, welche mit 
den fossilen Blättern in jeder Beziehung übereinstimmt. Die 
derben, lederartigen Blätter (4 Exemplare dieser Art konnten ver- 
glichen werden) variiren ebenso wie die von Bornstedt. Die mei- 
sten sind breit, elliptisch und verschmälern sich oben und unten 
gleichmässig wie Taf. 12, Fig. 1, 2, 4 und 6, einige nähern sich 
in Gestalt und Grösse Taf. 12, Fig. 5, andere endlich haben eine 
breitere, fast zugerundete Basis, wie Taf. 11, Fig. 7 und 8. Die 
Nervatur stimmt genau mit der unserer Blätter überein. —- 
Benzoin Neesianum hat häutige Blätter mit gleicher Ner- 
vatur, aber mit breiter, herzförmig ausgebuchteter Basis. — 
Die Blätter von Sassaf/ras officinalis Nees besitzen kräftige 
Seitennerven wie unsere Art, sind aber dünnhäutig und neigen 
zur Bildung von zwei- oder dreilappigen Formen. 

Die nächst verwandten fossilen Arten sind Ficus cuspidata und 
Micheloti Wat. aus dem französischen Eocän, welche durch die supra- 
basilären Seitennerven sich von allen lebenden Fieus- Arten unter- 


[279] Bornstedt. 121 


scheiden und am besten auf die Blätter von Actinodaphne obovata Bl. 
passen. Ficus Micheloti Wat., Descer. des pl. foss. du bass. de 
Paris pag. 157, tab. 44, fig. 4, stellt nur den oberen Theil eines 
Blattes dar; bei Fig. 5 ist die Basis breiter als an allen unseren 
Blättern, nnd die Seitennerven laufen dem Blattrande nicht parallel. 
SAPORTA vereinigt (Sezanne pag. 400 und 401) Fig. 4 mit Ster- 
culia variabilis Sap., Fig. 5 mit Sterc. modesta Sap., obwohl mit 
Unrecht, da Fig. 4 eine sichere Deutung der Basis nicht zulässt 
und im Fig. 5 die Seitennerven nicht wie bei Sterc. modesta aus der 
Basis hervorgehen. Bei Ficus cuspidata Wat., 1. c. pag. 156, 
tab. 44, fig. 3, fehlt der Blattgrund, doch scheint das Blatt dem 
gleichen Typus anzugehören, vielleicht mit Ficus Micheloti zusammen 
zu gehören. — Juglans thermalis Lesq. (Tert. flor. pag. 287, 
tab. 56, fig. 3), mit seinen suprabasilären Seitennerven mehr auf 
den Laurineentypus als auf Juglans hinweisend, unterscheidet sich 
von unseren Blättern nur durch den grösseren Ursprungswinkel 
der Secundärnerven. 

Die Gattung Actinodaphne umfasst gegen 50 lebende Arten, 
welche Südasien und dem wärmeren Ostasien (Ostindien, Malayischer 
Archipel, Japan) angehören. Actin. obovata Bl. ist ostindisch. 

Verbreitung unserer Art: 

Unter-Oligocän: Bornstedt, Stedten, Dörstewitz, Knollenstein 
südlich von Halle. 

Verwandte Arten: : 

1. Actinodaphne (Freus (2)) Micheloti Wat. sp.: Unter - Eocän 
(Sezanne). 
2% » » cuspidata Wat. sp.: Unter - Eocän 
(Belleu). 
3. Juglans(?) thermalis Lesq.: Hot Springs, Middle Park, Colorado 
(4. Gruppe). 


Laurus mucaefolia nov. spec. 
Taf. 15, Eig. 5. 


Folia subcoriacea, elliptico-lanceolata, breviter acuminataz;nervi 


secundarü camptodromi, infimi angulo acutiore egredientes. 


122 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [280] 


Das beste lebende Analogon zu unserem Blatte scheint Zaurus 
(Aydendron)mucaNees zu sein. In den meisten der zu dieser Art 
gehörenden, bald lang zugespitzten, bald stumpf zugerundeten Blät- 
tern entspringen die beiden unteren Seitennerven unter spitzerem 
Winkel als die weit abstehenden, oberen. Die Gattung Ayden- 
dron umfasst 45 Arten des tropischen Amerika. 


Demselben Nervationstypus gehören an: 


1. Laurus dermatophylium Ett. (Bilin II, Taf. 31, Fig. 8); 
% » oreodaphnifolia Mass. (stud. Senogall. tab. 35, 
fig. 11); 
3. » attenuata Wat. (Paris pag. 187, tab. 52, fig. 3, 4), 
von denen letztere (Belleu) sich nur wenig von unserer Art 
unterscheidet. 


Laurus belenensis WATELET. 
Taf. 15, Fig. 6. 


Warerer, Paris pag. 185, tab. 52, fig. 1 (1866). 


Folia subcoriacea, petiolata, lanceolata, utringue sensim 
attenwata; nervi Secundarüi numerosi, parallel, camptodromi, nervi 
tertiariü recti, angulo recto egredientes. 


Durch die zahlreicheren, parallelen und unter offenerem Winkel 
entspringenden Secundärnerven, deren untere dem Blattrande nicht 
parallel laufen, unterscheidet sich unser Blatt von Laurus primi- 
genia Ung. Gleiche Blattformen mit entsprechender Nervatur 
besitzen Laurus belenensis Wat., Laurus Omaliüi Sap. et Mar. und 
Laurus ocoteoides Lesq. Erstere stimmt mit unserem Blatte 
überein. Laurus Omalii Sap. et Mar. (Essai pag. 49, tab. 6, 
fig. 1 und Revision pag. 71, tab. 10, fig. 5—7) unterscheidet sich 
nur durch den welligen Blattrand, der wohl schwerlich als 
ein Speciesmerkmal gelten kann. Bei Laurus ocoteoides Lesq. 
(Tert. flor. pag. 215, tab. 36, fig. 10) ist die Nervatur nicht voll- 
ständig erhalten. 


[28 1 ] Bornstedt. 123 


Blätter von gleicher Gestalt und Nervatur sind bei den Lauri- 
neen häufig. Wir finden sie bei 


1. Laurus canariensis Webb. (Canarische Inseln), 

2. » caroliniensis var. glabriuscula Meissn. (Florida), 
3. Aydendron laurel Nees (Venezuela), 

4. Persea alba Nees ( Brasilien). 

Verbreitung unserer Art: 


Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Unter-Eocän: Belleu. 


Verwandte Arten: 
1. Laurus Omalii Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden); 
2. > ocoteoides Lesq.: Golden, Colorado (1. Gruppe). 


Laurus primigenia UNGER. 
Taf. 15, Fig. 3 (2), 7. 


Unger, gen. et spec. pag. 423 (1850). 

»  Sotzka pag. 38, Taf. 19, Fig. 1—4 (1850). 
(2) Weser, Palaentogr. Il, pag. 181, Taf. 20, Fig. 6b (1852). 
Errisssuausen, Heiligenkreuz bei Kremnitz pag. S, Taf. 2, Fig. 1, 2 (1552). 
Hser, Uebersicht der Tertiärflora pag. 55. 

» flor. tert. Helv. II, pag. 77, Taf. 89, Fig. 15 (1856). 

» ibid. III, pag. 184, Taf. 147, Fig. 10; pag. 311 (1859). 
()»  Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 7, Taf. 6, Fig. 12i, k (1361). 

»  Bovey Tracey pag. 1062, tab. 65, fig. 6 (1862). 
Sısmoxpa, Prodr. pag. 11 (1359). 

» Mater. pag. 50, tab. 9, fig. 2c; tab. 10, fig. 5 (1865). 

Saroxra, Et. I, 4, Ann. d. se. nat. 4. ser., XVII, pag. 342 (1862). 

» Et. I 5, ibid- XIX, pag. 20. 

» Et. I, 6, ibid. XIX, pag. 56, tah. 6, fig. . 

» Lt. IT, 2, ibid. 5. ser., III, pag. 93, tab. 3, fig. 8 (1865). 

» Et. II, 3. ibid. IV, pag. 126, tab. 7, ig. 7 (I: 

» Bit. III, 3, ibid. VIIL, pag. 75 (1867). 

» Et. III, 4, ibid. IX, pag. 39, tab. 4, fig. 7, 8 (1868). 
Errısesuausen, Wetterau pag. S50 (1868). 

» Bilin II, pag. 4 (1868). 
» Steiermark pag. 58, Taf. 3, Fig. 11 und Ila (1869). 

(?) Engetnarpr, Braunkohlenflora im Königr. Sachsen pag. 20. Taf. 5, Fig. 3 


(1870). 


124 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [282] 


Schmeer, traite de pal. veg. Il, pag. 815, tab. 92, fig. 10 (1570 — 72). 
Errisesuausen, Sagor 1, pag. 190 (1872). 

Heer, Zsilythal pag. 16, Taf. 3, Fig. 4—6 (1872). 

Marıon, Ann. d. sc. nat. 5. ser., XIV, pag. 348, tab. 22, fig. 1, 9 (1872). 
(?) Wentzer, Diatomaceensch. von Sulloditz pag. 14 (1881). 


Folia subeoriacea, elongato-lanceolata, longe acumi- 
nata; nervi secundarii sparsi, angulo acutissimo orientes, 


curvabi, camptodromi. 


»In einer so einförmigen Gruppe wie den Laurineen ist es 
nicht blos schwierig, mit Hilfe einiger Blätter zwei verwandte 
Arten zu unterscheiden, sondern man läuft selbst Gefahr, unfrei- 
willig Formen zu verwechseln, welche sich auf ganz verschiedene 
Geschlechter oder Tribus beziehen. Es ist unmöglich, selbst mit 
Hilfe der sorgfältigsten Prüfung, diese Klippe zu vermeiden« 
(SAPORTA). Dasselbe gilt besonders vom Typus Laurus primigenia 
Ung., der im Tertiär häufig wiederkehrt und gewiss in seinen 
mannigfachen, aber geringen Abänderungen Formen von ganz ver- 
schiedenen Arten und Gattungen umfasst. Es ist daher hier von 
besonderer Wichtigkeit, die ursprüngliche Art scharf zu umgrenzen 
und jede Form auszuschliessen, welche nicht in allen Theilen mit 
den Original-Abbildungen von UNGER übereinstimmen. Unsere Art 
isp ausgezeichnet durch schmallanzettliche, in eine lange, 
deutlich abgesetzte Spitze auslaufende Blätter, deren 
entfernt stehende Secundärnerven nach der Basis zu 
unter immer spitzerem Winkel abzweigen, so dass die 
unteren dem Blattrande parallel laufen. 

Fig. 7 entspricht ganz den UnGer’schen Blättern von Sotzka. 
Fig. 3 ist kürzer und gehört wahrscheinlich einer anderen Art an. 
Das Blatt in Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora Taf. 9, Fig. 8 von 
Weissenfels kann nicht bei Laurus untergebracht werden. — Bei 
Laurus primigenia Web., Palaeontographica II, Taf. 20, Fig. 6a, ist 
der Ursprungswinkel der unteren Secundärnerven grösser als der 
der oberen, bei Fig. 6b fehlt die Spitze. — Laurus primigenia Ung., 
Syll. III, Taf. 22, Fig. 18, mit allmälig verschmälerter Basis, ist 
von ETTINGSHAUSEN (Wetterau pag. 850) zu den Daphnoideen 
gebracht worden. — Die Blätter von Kumi, Taf. 8, Fig. 1 —7, 


[283] Bornstedt. 125 


mit zahlreicheren und unter offeneren Winkeln ausgehenden Se- 
cundärnerven gehören verschiedenen Arten an. — Laurus primi- 
genia Engelh., Leitmeritzer Mittelgeb. Taf. 2, Fig. 7, unterscheidet 
sich durch grössere Breite, Fig. 5, mit herablaufender Basis und 
ohne Spitze, und Fig. 6, nur die Blattspitze vorstellend, sind nicht 
bestimmbar. Taf. 6, Fig.5 ist ein schmales Blatt mit nicht deut- 
lich abgesetzter Spitze und unter offeneren Winkeln ausgehenden 
Secundärnerven; Taf. 11, Fig. 9 ist breiter als alle anderen Blätter, 
desgleichen Taf. 4, Fig.5 in der Flora von Tschernowitz. Bei 
Laur. primig. Engelh., Grasseth Taf. 7, Fig. 4 und 5, ein oberes 
und ein unteres Blattstück darstellend, sind die Ursprungswinkel 
der Secundärnerven grösser als bei den Blättern von Sotzka. Aus 
gleichem Grunde sind Laurus primigenia Lesq. (Tert. flora pag. 214, 
tab. 36, fig. 5, 6, 8) und Heer (flor. tert. Helv. III, Taf. 153, Fig. 5) 
von. unserer Art zu trennen. 

Laurus ambiguwa Sap. (Kit. II, 4, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IX, 
pag. 37, tab. 4, fig. 9, 10) hat kürzere Blätter mit kurzer Zuspitzung. 
— Laurus subprimigenia Sap. (Sezanne pag. 365, tab. 8, fig. 7) 
ist ein unbestimmbares Blattbruchstück, das sehr an unsere Art 
erinnert. 


Zur Gattung Laurus gehören 2 lebende Arten: 
Laurus nobilis L. (Mittelmeergebiet) und 
»  canariensis Webb. (Oanarische Inseln). 
Dem Typus Laurus primigenia gehört ferner Nectandra 
cuspidata Nees (Südamerika) an. 
Verbreitung unserer Art: 
Ober - Miocän: Heiligenkreuz bei Kremnitz. 
Mittel-Miocän: Leoben. 
Unter-Miocän: Münzenberg (?); 'Sulloditz (?), Kutschlin (?), 
Sagor (?); Eriz, St. Galler Findlinge. 
Ober - Oligocän: Salzhausen (?), Niederrhein (?), Seifhenners- 
dorf in Sachsen; Sotzka, Zsilythal; Hohe 
Rhonen, Rivaz; Bagnasco, Cosseria, Stella; 
Manosque (Bois d’Asson, Vall&e de la Mort 
d’Imbert, Forcalquier), Armissan. 


126 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [284] 


Mittel-Oligocän: Roncon, Gargas, St. Zacharie, St. Jean -de- 
Garguier. 
Unter-Oligocän: Bornstedt, Skopau (?); Aix. 
Mittel-Eocän: Bovey Tracey. 
Verwandte Arten: 

Laurus Omalii Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden). 

»  Forbesi Heer: Mittel-Eocän (Alumbay) und Unter-Olisocän 

(Gres de la Sarthe). 


Persea belenensis W ATELET. 


Taf. 15, Fig. 1, 2, 8 und Taf. 19, Fig. 3. 


Persea belenensis Warkuer, Paris pag. 182, tab. 5l, fig. 3 (1866). 
» regularis » ibid. pag. 182, tab. 51, fig. 4. 
»  parisiensis » ibid. pag. 181, tab. 51, fig. 2. 
Benzoin irregularis » ibid. pag. 183, tab. 51, fig. 7. 


Diospyros brachysepala Hzır, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 8 (non 7) (1870). 


Folia coriacea, petiolata, elliptica, utrinque aequaliter 
angustata, apice acuminata, integerrima. Nervus primarius va- 
Iidus, nervi secundarii numerosi (ca. 10 utrinque), curvati, campto- 
dromi, angulis 40 — 55" orientes. 


Die oben genännten WATELET’schen Arten müssen, da sie sich 
nur durch grössere oder geringere Breite unterscheiden, zusammen- 
gezogen werden. Persea regularis mit schmaleren Blättern vermittelt 
die übrigen Formen mit denen von Bornstedt. Die breitellip- 
tische Form mit gleichmässiger Zuspitzung oben und 
unten, die zahlreichen (bis gegen 10 jederseits), gebogenen, in 
aufsteigenden Bögen sich verbindenden Secundärnerven, deren 
untere gegen den Blattrand geneigt sind, endlich die 
meist geraden, einfachen oder gegabelten, unter fast rechtem 
Winkel entspringenden Tertiärnerven sind für unsere wie für die 
eocänen Blätter gemeinsame Merkmale. 

Diospyros brachysepala Heer, Bornstedt Taf. 3, Fig. 8, 
schliesst sich an unsere Taf. 19, Fig.3 an. Bei dem gleichgestal- 
teten Artocarpidium Desnoyersi Wat., Paris tab. 46, fig. 1—4, 
stehen die unteren Secundärnerven senkrecht auf dem Mittelnerv. — 


[285] Bornstedt. 127 


Unsere Taf. 15, Fig. 2, noch zweifelhaft zu obiger Art gehörend, 
nähert sich Laurus princeps Heer, flor. tert. Helv. Taf. 90, Fig. 20 
von Schrotzburg, ist aber gedrungener. 

Persea palaeomorpha Sap. et Mar. von Gelinden unter- 
scheidet sich von unserer Fig. 2 und Laurus excellens Wat. durch 
die dem Rande fast parallel laufenden unteren Secundärnerven 
und den spitzeren Ursprungswinkel der übrigen. — Bei Persea 
speciosa Heer, flor. tert. Helv. Taf. 90, Fig. 11, 12, sind die 
Secundärnerven nicht gekrümmt. Die Blätter derselben Art bei 
ETTINGSHAUSEN, Bilin II, Taf. 32, Fig. 15—16, laufen in eine lange 
Spitze aus. — Laurus superba Sap. ot. IL, 8, ven 7, fig. 4 und 
Et. III, 3, tab. 15, fig. 4—5) hat schmalere, lang zugespitzte Blätter. 

Blätter, wie unsere Fig. 8 besitzen: 


1. Laurus Fürstenbergi Heer (flor. tert. Helv. Taf. 89, 
Fig. 1—4) mit kurzer, deutlich abgesetzter Spitze und der 
grössten Breite über der Mitte, 

2. Persewa Braunii Heer (l.c. Taf. 89, Fig. 6—10 und 

Taf. 153, Fig. 1— 2), aber Blätter breiter, 

Pisonia bilinica Ett. (Bilin II, Taf. 29, Fig. 2, 4) mit 

einer von unserer Art ganz abweichenden Verbindungs- 


o 


weise der Secundärnerven. 
An unsere Taf. 19, Fig. 3 erinnern: 


1. Persea graeca Sap. (Ann. scient. de l’Ecole norm. sup. 
de Paris, Ann. II, 1873, pag. 339, tab. 2, fig. 16) von 
Euböa mit sehr deutlich ausgeprägtem, polygonalen Netz- 
werk, 

2. Diospyros Copeana Lesg. (Tert. flor. pag. 232, tab. 40, 

fig. 11) mit gedrungenen Blättern. 

Unter den lebenden Laurineen nähert sich Persea gratissima 
Gärtn. am meisten unserer Art. Aehnliche Blätter besitzen auch 
Tetranthera glauca Wall., Roxburghiü Nees, tomentosa Roxb., Oreo- 
daphne opifera Nees und sublanuginosa Nees. — Von den ca. 100 
lebenden Persea-Arten kommt eine auf den Canarischen Inseln 
vor, alle anderen im wärmeren Asien und in Amerika von Chile 


bis Virginien. 


128 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. j [286] 


Verbreitung: 


Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Unter-Eocän: Bellen. 


Laurineenfrüchte. 


1. Taf. 15, Fig. 9. Kuglige Früchte von gleicher Grösse be- 
sitzen Laurus nobilis L. und wenig längere Persea indica (Nor. 
tert. Helv. Taf. 89, Fig. 11— 12). 

2. Früchte wie Taf. 19, Fig. 15 und 16, kehren bei ver- 
schiedenen Gattungen wieder. Sie ähneln am meisten denen von 
Oreodaphne- Arten. — Unbestimmbare, plattgedrückte Früchte, die 


wahrscheinlich Laurineen angehören, wurden sehr häufig gefunden. 


Proteaceae. 


Hakea Germari ETTINGSHAUSEN. 
-Taf. 30, Fig. 9. 


Errinesnausen, foss. Proteaceen, Sitzungsber. der Wiener Akad. 1852, Bd. 9, 
pag. 822, Taf. 58, Fig. 3. 

Heer, Bornstedt pag. 16 (1570). 

ScHimpErR, traite de pak veg. II, pag. 729 (1870 — 72). 


Folia subcoriacea, breviter petiolata, elongato-lanceolata, bası 
apiceque sensim angustata. Nervatio acrodroma. Nervi se- 


cundarü e nervo primario debili sub angulo acutissimo exeuntes. 


Unsere Figur ist eine Copie der ErrinGsHausen’schen Abbil- 
dung. — Von dieser Art ist Conospermites hakeaefolius Bitt. 
(Kreideflora von Niederschöna in Sachsen 1867, pag. 254, Taf. 3, 
Fig. 4, 12) kaum zu unterscheiden. Die nur wenig längeren Blätter 
haben dieselbe Nervatur. ErTTINGSHAUSEN vergleicht sie mit den 
Blättern von Conospermum triplinervium R. Br. (Ervin6s- 
HAUSEN, Apetalen Taf. 35, Fig. 13 und 14), jedoch dürften einige 
Arten von Hakea nähere Beziehungen besitzen. 

Unserer Art entsprechen nach ErTTINGSHAUSEN am besten Hakea 
saligna Kn. und ceratophylla R. Br. 


[287] Bornstedt. _ 129 


Verwandte Arten: 


1. Conospermites hakeaefolius Ett.: Senon (Niederschöna). 
2. Stenocarpus salignoides Friedr: Unter-Oligocän (Segengottes- 
schacht bei Eisleben). 


Apocyneae. 


Apoeynophyllum helveticum HEer. 


Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 191, Taf. 154, Fig. 2—3 (1859). 
»  mioc. balt. Flora, pag. 37, Taf. 9. Fig. 5, 6; pag. 88, Taf. 26, Fig. 12—14 
(1869). 
»  Bornstedt pag. 18, Taf. 4, Fig. 1—7 (1870). 
Scamrer, traite de pal. veg. II, pag. 901 (1870 — 72). 
(?) ExgerHaror, foss. Pflanzen von Grasseth, pag. 34, Taf. 10, Fig. la, a! (1881). 
Myrica salicina Hser, Bornstedt pag. 12, Taf. 1, Fig. 6 (1570). 


Folia opposita, coriacea, petiolata, elliptico-lanceolata, 
utrinque attenuata. Nervus medius validus; nervi secundarii 
numerosi, subtiles, paralleli, brochidodromi. 


Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten bei Born- 
stedt. Niemals konnten Zweigstücke gefunden werden. 

Myrica salicina Heer, mit kräftigem Hauptnerv und ohne 
sichtbare Seitennerven, stimmt hinsichtlich der Gestalt mit den 
Blättern unserer Art überein, von denen viele trotz des sehr kräf- 
tigen Mittelnerven nur sehr geringe Spuren von Seitennerven 


erkennen lassen. — Bei Apocynophyllum helveticum Sism. 
(Mater. pag. 56, tab. 28, fig. 8) verbinden sich die Seitennerven 
in grösserer Entfernung vom Blattrande. — Die von HEER mit 


unserer Art vereinigten Blätter von Sapotacites Bielzü Andr. (Neue 
Beitr. zur Tertiärflora Siebenbürgens, Abhandl. des naturhistor. 
Vereins für die Prov. Sachsen II, pag. 26, Taf. 1, Fig. 6) haben 
dichter stehende Seitennerven, zwischen denen feine Quernervchen 
nicht sichtbar sind. 

Sapotacites crassipes Heer (Beitr. zur foss. Flora von 
Sumatra, neue Denkschr. der Schweiz. naturforsch. Ges. 1881, 
Bd. 28, pag. 17, Taf. 6, Fig. 2), unserer Art sehr nahestehend, 

9 


130 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [288] 


hat die grösste Breite über der Mitte. — Gleichgestaltete Blätter 
mit dicht stehenden Seitennerven und Saumläufern haben Hosıus 
und VON DER MARcK als Hucalyptus haldemiana (Palaeonto- 
graphica Bd. 26, pag. 174, Taf. 35, Fig. 125—-128) aus der oberen 
Kreide Westfalens beschrieben. 

Ueber die Unterschiede zwischen unserer Art, Flcus multinervis 
Heer und Quercus nerüfolia Al. Br. siehe HEER, mioc. balt. Flora 
pag. 37. 

Verbreitung: 

Unter-Miocän: Walpkringen. 
Ober-Oligocän: Grasseth (?). 
Mittel-Oligocän: Rixhöft, Kraxtepellen. 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 

Verwandte Arten: 

1. Apocynophyllum balticum Heer: Unter-Oligocän (Gross- 
kuhren). 

2. Nerium repertum Sap.: Unter-Oligocän (Aix, Dörstewitz (?)). 

3. Apocynophyllum plumeriaefolium Ett.: Ober - Oligocän 
(plast. Thon von Priesen), Unter- 
Oligocän (Monte Promina). 


Myrsineae. 
Myrsine germanica HEER. 
Hrer, Bornstedt pag. 17, Taf. 1, Fig. 9, 10 (1870). 


Nur 2 dürftige Blätter dieser Art konnten in letzter Zeit ge- 
funden werden. Das beste lebende .Analogon scheint Myrsine 
semiserrata Wall. (Indien) zu sein. 


Styraceae. 
Conf. Symplocos sp. 
Taf. 19, Fig. 1. 


Die Gattungsbestimmung dieses Blattbruchstückes ist nicht 
sicher. Anfangs glaubte ich, in Symplocos pyrifoha Wall. (Taf. 19, 


[289] Bornstedt. 131 


Fig. la) das beste lebende Analogon gefunden zu haben, aber bei 
weiteren Vergleichen fand ich eine grössere Anzahl von Gattungen 
mit entsprechenden Blättern. — Unter den fossilen Blättern besitzt 
das von Celastrus Persei Heer (mioc. balt. Flora Taf. 10, Fig. 8) 
von Rixhöft die nächsten Beziehungen. 


Araliaceae. 


Aralia Weissii nov. spec. 
Taf. 18, Rie, 1-6. 


Folia petiolata, membranacea (?), triloba, palmato-trinervia, 
basi rotundata, margine arcuato-dentata vel serrato- 
dentata, lobis lanceolatis vel ovatis, acuminatis, quorum medius 
laterales magnitudine superat. Nervi secundarii plerumque cur- 
vati, camptodromi, nervi tertiarü furcati vel simplices, angulo 
subrecto orientes. } 


So beträchtlich auch die Grössenunterschiede der abgebildeten 
Blätter sind, so lassen sich doch an allen die gleichen Merkmale 
verfolgen. Der Mittellappen ist viel länger und breiter als die 
beiden weit abstehenden und schnell sich zuspitzenden Seitenlappen. 
Die Lappenbuchten sind tief ausgerundet, so dass der Rand des 
Mittellappens eine geschwungene Linie bildet. Die Secundärnerven 
verbinden sich in aufsteigenden Bögen und sind niemals so zahl- 
reich wie die Zähne. Das Maschennetz konnte nicht beobachtet 
werden. 

Zahlreiche Familien haben in ihren lebenden Vertretern ähn- 
liche Typen und erschweren die Gattungsbestimmung der vor- 
liegenden, Herrn Professor WEISS gewidmeten Art. Es kommen 
namentlich die Gattungen Ligwidambar, Passiflora, -Croton, Da- 
lechampia, Bombax und Aralia in Betracht. 

1. Liquidambar styraciflua, dessen dreilappige Blätter 
am meisten an unsere Fig. 4 erinnern, unterscheidet sich durch 
die kaum ausgeschweiften Lappenbuchten, durch die Neigung 
zur Bildung mehrlappiger Blätter wie bei der fossilen Art, Lig. 


18% Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [290] 


europaeum Al. Br., und endlich durch das Fehlen von Secundär- 
nerven, welche, wie in unserer Fig. 1, statt sich mit den benach- 
barten schlingenförmig zu verbinden, direct in den Zahn ver- 
laufen. 

2. Den Passifloren mit ganzrandigen Blättern steht eine 
Gruppe mit gezahnten Blättern gegenüber. Zu letzterer gehören 
unter anderen Passiflora mauritiana, edulis Sims., setacea De C. 
und vitifolia H.B.K. Die Blätter dieser Arten sind tiefer aus- 
gebuchtet, die Seitenlappen, dem Mittellappen an Grösse fast gleich, 
bauchig erweitert; die beiden dicht an der Basis entspringenden 
Secundärnerven gehen nicht aus dem Mittelnerv, wie an allen 
fossilen Blättern, sondern aus den Hauptnerven der Lappen hervor; 
der lange Blattstiel ist stets mit 2 vom Blatte mehr oder weniger 
entfernten Wärzchen versehen, welche an unseren Blättern niemals 
beobachtet werden konnten. 

3. Die dreilappigen Blätter der Uroton-Arten, z. B. Croton 
gossypüfolius var. geminus Müll. und comosıs Müll., weichen durch 
die zahlreicheren Secundärnerven, das Vorhandensein von ge- 
stielten Warzen an der deutlich herzförmigen Basis und die Art 
der feineren Nervatur ab. Die Tertiärnerven stehen fast senkrecht 
auf den Haupt- und Secundärnerven, und unter demselben Winkel 
sind stets die Nerven höherer gegen die Nerven niederer Ordnung 
geneigt, so dass ein sehr regelmässiges, kubisches Maschennetz 
gebildet wird, wie es, so weit es der mangelhafte Erhaltungszustand 
der fossilen Blätter erkennen liess, an diesen nicht vorhanden war. 

4. Die hier zum Vergleiche kommenden Blätter von Da- 
lechampia, namentlich Dal. fieifolia Lam. und stipulata Müll., 
sind sehr tief ausgebuchtet und haben an der herzförmigen Basis 
jederseits eine sitzende Warze. 

5. Bombax gossypiiflora Humb. hat neben ganzrandigen 
auch fünflappige Blätter, bei denen die schlingenförmige Verbindung 
der Secundärnerven nur schwach ausgeprägt ist und die Ränder 
der Sägezähne convex sind. 

6. Die Aralien besitzen eine grosse Anzahl von Arten 
mit gelappten Blättern, welche fast sämmtlich dem Typus unserer 
Blätter angehören. Es sind vor allen zu nennen: 


[29 1 ] Bornstedt. 133 


Brassaiopsis (Panax) rieinifolia Seem., 
Falsia (Aralia) japonica Planch., 
Travesia sundaica Migq., 

Gastonia (Travesia) palmata Roxb., 
Dendropanax (Aralia) japonicum Seem. 


Alle besitzen mehrlappige Blätter, die letztere neben ein- 
fachen und Gastonia palmata Roxb. neben fünflappigen auch 
dreilappige Blätter. Die Blätter beider Arten stimmen im Wesent- 
lichen mit den fossilen Blättern überein. Die häutige Beschaffen- 
heit der Blätter von Gastonia palmata, an denen nur die Haupt- 
und Seitennerven deutlich hervortreten, die Tertiärnerven aber 
schon mit der Lupe gesucht werden müssen, und die Art der 
Zähnelung geben den Charakter der Bornstedter Pflanze wieder. 
Die untersten, vom Hauptnerv abzweigenden Secundärnerven über- 
treffen die folgenden an Stärke. . Die Blätter der lebenden Art 
unterscheiden sich von der fossilen durch ihre herzförmige Basis 
und die tiefen Lappenbuchten. — Das Austreten von Secundär- 
nerven in die Zähne, wie in unserer Fig. 1, finden wir häufig 
bei den Aralien; bei Aralia platanifolia H. K. scheint es ein Art- 
merkmal zu sein. 


Verwandte fossile Arten: Aralia triloba Lesq. (Cretac. 
and tert. plants tab. 25, fig. 4, Unit. stat. geol. survey of the terr. 
1878) steht unserer Art am nächsten. Die Seitenlappen sind 
kleiner als der Mittellappen und lang zugespitzt, die Basis ist 
herzförmig. 

Aralia (Oreopanaw) Hercules Ung. sp. (Chlor. prot. Taf. 45, 
Fig. 6, 7 und Taf. 46), mit grossen, siebenlappigen Blättern, von 
UNGER zu Platanus gestellt, von BRONGNIART mit Sterculia ver- 
einigt, gehört nach Sarorra (Et. I, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, 
pag. 151, tab. 9, fig. 2) zu den Araliaceen. Eine überraschende 
Aehnlichkeit zeigen die Blätter von Oreopanaw sterculiaefolium Dne. 
et Pl. und platanifolium Dne. et Pl. aus dem äquatorialen Amerika. 
Abgesehen von der grösseren Anzahl der Lappen, weist namentlich 
die Varietät owyphylla Sap. (= jatrophaefolia Ung., Chlor. prot. 
Taf. 45, Fig. 7 und amplissima Sap. |UNGER, l.c. Taf. 46]) nahe 


134 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. ' [292] 


Beziehungen zu unserer Art auf. — Platanus Papilloni Wat. 
(Paris pag. 165, tab. 45, fig. 3) ist eine Aralie, welche sich 
am besten an die UnGEr’sche Art, l.c. Taf. 45, Fig. 6, 7, an- 
schliesst. 


Aralia Looziana Sap. et Mar. (Gelinden, Revision pag. 77, 
tab. 13, fig. 1—3) ist, wie auch SAPORTA und MARION vermuthen, 
wahrschemlich mit Aralia angustidens Sap. et Mar. (Essai 
pag. 53, tab. 7, fig. 4) zu vereinigen. Das beste lebende Analogon 
scheint Oreopanaw platanifohum Dne. et Pl. zu sein. — Zu den 
Aralien zieht HEER (Mioc. balt. Flora pag. 89, Tab. 15, Fig. 1b) 
das Bruchstück eines dreilappigen Blattes, Aralia Zadachi, 
welches, wenn wirklich zu Aralia gehörend, in die Gruppe Aralia 
Looziana mit craspedodromen Secundärnerven eingereiht werden 
müsste. 

Aralia formosa Heer (Moletein pag. 18, Taf. 8, Fig. 3) ist 
der Vorläufer unserer Art. HEER verweist auf eine ähnliche, nicht 
abgebildete Art von Monte Bolca und Alumbay, Aralia primigenia 
Lah. (HEER, flor. tert. Helv. III, pag. 277) und die lebenden 
Aralia trifoliata und jJaponica Seem. 


Die Gattung Travesia, zu welcher Gastonia palmata Roxb. 
zu ziehen ist, umfasst 8—9 Arten aus dem tropischen Asien und 
von den Malayischen und den Pazifischen Inseln. Dagegen ge- 
hören die 64 Arten der Gattung Oreopanas dem tropischen 
Amerika an. ; 


Verwandte fossile Arten, nach dem Grade ihrer Ver- 
wandtschaft geordnet: 
1. Aralia triloba Lesq., Fundort unbekannt; 
2. » Hercules Ung. sp.: Unter-Miocän (Radoboj), Ober- 
Oligocän (Armissan); 
3. » Papilloni Wat. sp: Unter-Eocän (Vervins); 
Looziana und 


4. » s Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden). 
angustidens 


[293] Bornstedt. 135 


Ampelideae. 


Cissus parvifolius nov. spec. 
Taf. 17, Fig. 5—6. 


Folia trifoliata(?), foliola membranacea, cuneato basi in 
petiolum sensim attenuata, apice obtusa vel acuminata, grosse et 
acute serrata, basi integerrima. — Nervus primarius tenwis, 
nervi secundariü tenuissimi, angulo ca. 40° orientes, paralleli, eras- 
pedodromi, estremo apice nervillum in sinum superiorem 


emittentes. 


Die Blätter von Rhus aromatica, Ampelopsis bipinnata Michx., 
Cissus orientalis L. und tenuifolia weichen wenig von einander ab, 
so dass es unmöglich ist, die fossilen Vertreter derselben ohne die 
zugehörigen Früchte zu unterscheiden. Daher kommt es, dass man 
ähnliche Blätter, die aus fossilen Floren schon in reichlicher Menge 
bekannt geworden sind, bald zu Cissus, bald zu Rhus gestellt hat. 

Unsere Blätter lassen die Zugehörigkeit zu Cissus ausser 
Zweifel. Als die nächsten lebenden Verwandten sind Cissus orien- 
talis, tenurfolia und andere ostindische Arten zu betrachten, von 
denen Oissus tenuifolia am besten mit unserer Art übereinstimmt. 
Die Blätter der lebenden Arten sowohl als der fossilen sind dünn- 
häutig, am Grunde keilförmig zugespitzt und grob und spitz gesägt; 
von den Secundärnerven zweigen vor dem Eintritt in die 
Zähne nach der oberen Zahnbucht laufende Gabeläste ab. — 
Die hier in Betracht kommenden Rhus-Blätter mit spitzen Zähnen, 
wie Rhus owyacanthoides und aromatica, lassen nur selten einen 
derartigen Gabelnerv erkennen; an den Blättern mit stumpfen, ab- 
gerundeten Zähnen, z. B. von Rhus sinuata und tomentosa, sowie 
an denen einiger Arten von Paullinia und Urvillea, sind solche 
Gabeläste häufiger, aber immer mit nach unten verlaufenden von 
derselben Stärke zusammen vorkommend. 

Das symmetrische Blatt Fig. 6 scheint ein mittleres, das un- 
symmetrische Fig. 5 ein seitliches Theilblättchen eines gefingerten 
Blattes gewesen zu sein. 


136 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [294] 


Rhus paulliniaefolia Ett. (Tokay pag. 812, Taf.2, Fig. 10) 
hat dreifingrige Blätter, deren Theilblättchen an unsere Figüren 
erinnern. Bei der mangelhaften Erhaltung der Nerven ist eine 
sichere Gattungsbestimmung unmöglich. — Dasselbe gilt von 
Crataegus bilinica Ett. (Bilin III, pag. 54, Taf. 53, Fig. 17), 
welche bis auf die stumpferen Zähne und die fehlenden Gabeläste 
mit unserer: Art übereinzustimmen scheint. — An unsere Blätter 
erinnert ferner Elaeodendron myricaefolia Ett. (Beiträge zur 
Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 536, Taf. 3, Fig. 7), ein 
zur Bestimmung unzureichendes Blatt. — Rhus Pyrrhae Ung. 
(Chlor. prot. pag. 84, Taf. 22, Fig. 1) hat die Form und Bezahnung 
unserer Fig. 6, aber es fehlen die oberen Aeste der unter stumpferem 
Winkel entspringenden Secundärnerven. — Von Cissus Nimrodi 
Ett. (Bilin III, pag. 3, Taf. 40, Fig. 3, 4, 6—10) sind eine grössere 
Zahl gut erhaltener Blätter mit deutlich vom Blattstiele abesetzter 
Basis bekannt, welche zum Theil die Nervatur gut erkennen lassen, 
niemals aber einen oberen Gabelnerv. — Das gleiche gilt von Ura- 
taegus Scarabelli Gaud. et Strozzi (Contrib. VI, tab. 1, fig. 6) 
und den schmaleren Blättern von Cissus Heeri Eitt. (Beitr. zur 
Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 530, Taf. 3, Fig. 3, 4), 
Rhusrhomboidalis Sap. (Et. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, 
pag. 278, tab. 13, fig«d und Suppl. I, ibid. 5. ser., XVIII, pag. 108, 
tab.16, fig.2—3) und Myrica Parlatorii Mass. (stud. Senog. tab. 26 
et 27, fig. 14). — Die Blätter von Öissus o@ycocceus Ung. kommen 
bei Radoboj (Syll. I, pag. 24, Taf. 9, Fig. 11—14 und Radoboj 
pag. 145, Taf. 2, Fig. 32? —35) neben Fruchtständen vor, welche 
denen der lebenden Cissus acida am besten entsprechen. Wahr- 
scheinlich ist mit jenen Fruchtständen auch Rhus Pyrrhae Ung. 
von derselben Fundstelle zu vereinigen. Die Blätter von Cissus 
o@jcoccus sind kleiner und gedrungener, haben eine kürzere, deut- 
lich vom Blattstiele abgesetzte Basis und lassen keine Gabelnerven 
erkennen. 

Die Gattung Cissws ist in den tropischen und subtropischen 
Ländern weit verbreitet. Die dem Typus unserer Blätter ange- 
hörenden Arten gehören der alten wie der neuen Welt an. 


[295] Bornstedt. 137 


Nymphaeaceae. 


Nymphaeites saxonica nov. spec. 
Taf. 19, Fig. 18. 


Fructus baccatus, subglobosus (?), diametro 3", disco stigmatico 
concavo, umbilicato, superfieie receptaculi religua eicatrieibus staminum 
(petalorumque?) ordine spirali notatus. Stigmata ca. 30 radiantia, 
contigua, unserialia, unisulca, apice truncata, non recurvata. 
Staminum (petalorumque?) eicatrices numerosae, ellipticae, 
inter se tangentes. 


In der Lebewelt finden wir Analogien zu diesem merkwür- 
digen Pflanzenreste bei Xanthorrhoea und Nymphaea. Der 
Stamm der ersteren besteht aus radialen Stäben, welche dicht über 
einander liegen und an der Aussenseite des Stammes mit elliptischer 
Fläche endigen. Wenn sich alle diese Eigenthümlichkeiten: an dem 
fossilen Reste wiedererkennen lassen, so lässt sich doch keine 
Erklärung dafür finden, dass von einem längeren Stamme sich ein 
flaches Stück wie das abgebildete losgelöst haben konnte. 

Zu befriedigenderen Resultaten führt ein Vergleich mit den 
Früchten der Gattung Nymphaea. Die radialstrahlige Scheibe 
entspricht der Griftelscheibe von Nymphaea, die nach aussen ge- 
neigte, die Scheibe umgebende Fläche mit den flach- elliptischen 
Eindrücken der Wand der Nymphaea-Kapsel mit den Narben 
der Staubgefässe. Die Bornstedter Frucht, deren ursprüngliche 
Gestalt nicht mehr zu deuten ist, hat einen Durchmesser von 
ca. 3°®, entspricht daher in der Grösse am besten derjenigen von 
Nymphaea alba. Sie unterscheidet sich von den lebenden Nym- 
phaea-Arten durch die niedergedrückte, aus ca. 30 Griffeln be- 
stehende Griftelscheibe und die zahlreicheren kleineren und sich 
berührenden Staubgefässe. Die Zahl der Griffel schwankt bei den 
lebenden Arten zwischen 8 und 26; bei manchen Arten ist sie 
constant, z. B. 8, 16 (Nymphaea alba), 20, bei anderen wechselnd, 
z. B. 8— 10, 8— 12, 16— 20. Die besten Analogieen weisen Nym- 
phaea Amazonum Mart. et Zuce. und devoniensis Hook. (Botanical 


138 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [296] 


Magazine tab. 4665) auf. Bei beiden stehen die Narben der Staub- 
gefässe und Blumenkronblätter gedrängt und lassen nur kleine 
Zwischenräume frei, bei letzterer sind die Griffel am Ende gerade 
abgestumpft. — Ein Rhizombruchstück von Bornstedt mit nur 
wenigen Narben war zu einem Vergleiche mit entsprechenden 
Theilen der lebenden Nymphaeaceen nicht geeignet. 

Die von UNGER und ETTINGSHAUSEN als Palaeolobium 
haeringianum (ÜNGER, Sotzka pag. 56, Taf. 41, Fig. 8, Sa und 
ETTINGSHAUSEN, Häring pag. 88, Taf. 29, Fig. 17) beschriebenen, 
später von SarorTA (Et. I, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, 
pag. 162) mit Recht zu den Nymphaeaceen gebrachten Früchte 
unterscheiden sich von der Bornstedter Frucht nur durch das 
Fehlen der Ringwulst auf der Griftelscheibe. Ob diese Ringwulst ein 
constantes Merkmal unserer Frucht oder nur auf eine verschieden- 
artige Druckerscheinung zurückzuführen ist, können erst spätere 
Funde entscheiden. 

Neben Blättern, Blüthen, Samen und Rhizomen von Nym- 
phaeaceen hat Sarorra (Et. II, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IH, 
pag. 125, tab. 7, fig. 1 und Bt. II, 3, ibid. IV, pag. 161, tab. 10, 
fig. 1— 4) von Armissan, Fenestrelle und Saint Jean-de-Garguier 
Früchte mit wenigen Staubgefäss-- und Blumenkronblattnarben 
beschrieben, welche er zu einem besonderen Typus, Anoecto- 
meria, stell. Das charakteristische Merkmal dieser Früchte ist 
nach ihm das Aufreissen der reifen Kapselwand in der Rich- 
tung der Narben. Ob diese Eigenthümlichkeit zu einem Art- 
merkmal erhoben werden kann, mag dahingestellt sein. Für unsere 
Frucht und die von Häring und Sotzka liegt noch kein Grund vor, 
sie weit von Nymphaea zu entfernen.. 

Verbreitung der Gattung Nymphaea in der Jetztwelt: 
20 Arten, von denen die Mehrzahl die Tropen und die nördliche 
gemässigte Zone, sehr wenige das südliche Afrika und Australien 


bewohnen. 


Verwandte fossile Art: 


Nymphaeites haeringiana Ung. sp.: Ober-Oligocän (Sotzka), 
Unter-Oligocän (Häring). 


[297] Bornstedt. 139 


Papaveraceae. 


Papaverites spec. 


Taf. 19, Fig. 17 und 17a. 


Capsula ovata, petiolata, incomplete (?) multiloculanis, eicatırieibus 
hypogyni calycis diphylli, corollae petalorum 6, staminum 
uniseriahum numerosorum. Petiolum longitudinaliter striatum. 


Die vorliegende Frucht, welche bis auf den obersten Theil 
recht gut erhalten ist, gehört einer Pflanze aus der Familie der 
Papaveraceen an und dürfte am besten zu Papaver selbst zu bringen 
sein. Der längsgefurchte Fruchtstiel trägt unmittelbar unter der 
eiförmigen Frucht 3 deutliche Narbenkreise. Die 2 sehr breiten 
unteren Eindrücke, von denen nur der eine sichtbar ist, ent- 
sprechen den Kelchblattnarben bei Papaver. Die den mittleren 
Kreis bildenden Narben entsprechen denjenigen der Blumenkron- 
blätter, die wahrscheinlich in der Sechszahl vorhanden gewesen 
sind. Der dritte Kreis mit 7 deutlichen kleineren Narben stellt 
den Staubgefässkreis mit wahrscheinlich mehr als 14 Staubgefässen 
dar. Die zusammengedrückte Frucht selbst lässt noch recht gut 
die zahlreichen, in der Abbildung nicht deutlich dargestellten, 
falschen Scheidewände der Papaver-Kapsel erkennen. Die Narben- 
scheibe, die leider nicht erhalten ist, scheint die geringe Grösse 
derjenigen von Papaver somniferum L. gehabt zu haben. 

Von den lebenden Papaver-Arten unterscheidet sich die nach 
dem einen Reste noch nicht scharf zu umgrenzende fossile Art 
durch das Auftreten nur eines einzigen Staubgefässkreises. 

Von den 14 lebenden Arten von Papaver kommt eine 
auf Südafrika, eine andere auf das tropische Australien, die 
übrigen auf das subtropische und gemässigte Asien, Europa und 


Nordafrika. 


140 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [298] 


Bixaceae. 


Kiggelaria oligocaenica nov. spec. 


Taf. 19, Fig. 4. 


Folia pinnata; foliola alternantia, breviter petiolata, oblongo- 


lanceolata, apice acumvinata, in petiolum angustata, serrulata. 


Nervus primarius validus, nervi secundarü numerosi, curvali, sub- 


paralleli, camptodromi, nervi basilares oppositi, sub angulo 


acutissimo orientes. 


Kiggelaria africana L. 


Unsere Figur stellt das Bruchstück eines 
gefiederten Blattes dar. Die kurzgestielten, 
feingesägten, mit einander abwechselnden 
Fiederblätter enthalten zahlreiche, einander 
parallele und in aufsteigenden Schlingen sich 
verbindende Secundärnerven und 2 unter sehr 
spitzem Winkel abzweigende Basilärnerven. 

Gefiederte Blätter von gleichem Bau 
finden wir nur m der Familie der Bixa- 
ceen, zZ. B. bei Melieytus ramijlorus Forst., 
Xylosma suaveolens Dne. und Kiggelaria 
africana L. Die nächsten Beziehungen 
weist unzweifelhaft die letztgenannte Art auf. 
Die feingesägten Fiederblätter derselben be- 
sitzen die gleiche Form, den nach der Spitze 
zu sich schnell verschmälernden Mittelnerv, 
die ebenso angeordneten Secundärnerven und 
die beiden unter sehr spitzem Winkel ent- 
stehenden Basllärnerven. An einem Baume 
im botanischen Garten zu Berlin konnten 
Blätter mit abgerundeter und mit zugespitzter 
Basis beobachtet werden. Alle Fieder- 
blätter haben einen langen, dünnen Blatt- 
stiel. 


Bignonia eocenica Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora 


von Sotzka pag. 527, Taf. 2, Fig. 3), ein einfaches Blatt, unter- 


[299] Bornstedt. 141 


scheidet sich nur durch die grösseren Zähne und die geringere 
Anzahl der Secundärnerven. ETTINGSHAUSEN findet die besten 
Analogieen bei Bignonia. Da aber ähnliche Blätter mit gleicher 
Nervatur auch bei Araliaceen angetroffen werden, ist die Bestim- 
mung noch zweifelhaft. 

Die Gattung Kiggelaria umfasst 3 südafrikanische Arten, 
welche Sträucher oder niedrige Bäume bilden, Kiggel. ferruginea 
E. et Z., Dregeana Furcz. und africana L. (häufig in der Nähe 
der Capstadt). 


Sterculiaceae. 


Stereulia tenuiloba SAPoRTA. 
Taf. 18, Fig. 8. 


Sarorra, Et. I, 4, Ann. d. se. nat. 4. ser., XVII, pag. 273, tab. 10, fig. 2 (1862). 
ScHimrer, traite de pal. veg. III, pag. 101 (1874). 


Folia petiolata, palmato-triloba, basi angustata; lobi tenuiter 
acuminata, integerrimi; lobus medius longissimus. Nervi secun- 


darü arcuato-conjuncti. 


Unser Blatt passt recht gut zu dieser Art. Die beiden Seiten- 
lappen sind zugespitzt, und vermuthlich war auch der viel längere 
Mittellappen allmälig nach oben verschmäilert. 

Die in deutlichen Schlingen aufsteigenden Secundärnerven 
entfernen unsere Art ebenso wie Sterculia labrusca Ung. von dem 
lebenden Brachychiton (Stereulia) diversifolium. Ihre lebenden 
Analoga gehören vielmehr der Gruppe von Sterc. colorata Roxb. an. 

Acer triaenum var. furcifer Mass. (stud. Senog. pag. 333, 
tab. 20, fig. 2), ein dreilappiges Blatt mit lang zugespitzten, ganz- 
randigen Lappen, unterscheidet sich von unserer Art durch die brei- 
tere Basis. MAsSSALONGO vergleicht es zwar mit Sterculia labrusca 
Ung., ist aber mehr geneigt, dasselbe für eine den Sterculienblät- 
tern ähnliche Form von Acer triaenum aus der Gruppe von Acer 
monsspessulanum zu halten. 


Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Bornstedt, Aix. 


142 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [300] 


Bombaceae. 


Bombax Decheni WEBER sp. 
Taf. 17, Fig. 1—4; Taf. 18, Fig. 7 (?). 


Dombeyopsis Decheni Weser, Palaeontogr. II, pag. 193, Taf. 21, Fig. 10 (1852). 


» » Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 36, Taf. 110, Fig. 14 (1859). 
Gen» »  Lupwıc, Palaeontogr. VIII, Taf. 61, Fig. 4 (1860). 
» »  Scumeer, traite de pal. veg. III, pag. 109, tab. 99, fig. 1 
(1874). 


(@) >» pentagonalis Weser, Palaeontogr. II, pag. 194, Taf. 21, Fig. 11 (1852). 
Grewiopsis sparmanmioides Sarorra, Et. IT, Ann. d. sc. nat. 5. ser., III, pag. 50 


(1865). 
» anisomera Sarorra, ibid. pag. 5l. 
» » » Sezanne pag. 409, tab. 13, fig. 8, 9 (?) (1868). 
» » Schimeer, traite de pal. veg. II, pag. 121 (1374). 


(2) Platanus antiqua Warsver, Paris tab. 47, fig. 3 (1366). 
(2) » dubia WaArever, ibid. tab. 47, fie. 2. 
» aceroides ExcstHarpr, Göhren pag. 25, Taf. 5, Fig.3 (1873). 


Folia subcoriacea, longe petiolata, ampla, late ovata, triloba, 
basi cordato-emarginata, palmato — 5 vel 7 nervia; lobi acumi- 
nati, repande sinwato-dentati et lobulati; lobus medius productior. 
Nervi secundarü remoti, craspedodromi; nervi tertiarü angulo 


subreeto orientes, dietyodromi; rete interpositum lawiusculum. 


Von der bei Bornstedt nicht gerade seltenen Pflanze konnten 
immer nur Blattbruchstücke gefunden werden. Unsere Fig. 2 u. 3 
passen recht gut zu der Weper’schen Abbildung Taf. 21, Fig. 10. 
Fig. 3 bringt die Oberseite des Blattes zur Anschauung. Beim 
Präpariren treten die kräftigen Nerven wie in Fig. 2 hervor. 
Fig. 1 zeigt die herzförmig ausgebuchtete Basis eines zu derselben 
Art gehörenden Blattes. Taf. 18, Fig. 7 ist, weil schlecht erhalten, 
noch zweifelhaft; es erinnert in der Gestalt am meisten an Taf. 17, 
Fig. 2. 

Nach dem Vorgange von WEBER hatte man bisher die Blätter 
dieser und einiger verwandten Arten aus dem Pariser Eocän fälsch- 


lich bei den Dombeyaceen untergebracht, indem man die Beschaffen- 


[30 1 ] Bornstedt. 143 


heit des Blattrandes nur wenig berücksichtigte. Die Blätter von 
Dombeyaceen und Bombaceen sind nicht zu unterscheiden, wenn 
der Rand nicht unterbrochen ist. Bei vielen Arten jedoch ist der 
Blattrand gezahnt, und dann gilt als bestes Unterscheidungsmerk- 
mal, dass die Blätter der Bombaceen buchtig gezahnt, die 
Blätter der Dombeyaceen ebenso wie die der Tiliaceen 
gekerbt oder gekerbt-gezahnt sind. Da die fossilen wie die 
lebenden Blätter sonst nicht sicher nach der Familie zu bestimmen 
sind, muss auf dieses Merkmal besonderer Werth gelegt werden. 
Dasselbe wird in manchen Fällen allein geeignet sein, Dombeya- 
und (issws-Blätter zu unterscheiden. Aus demselben Grunde 
müssen die von SAPORTA bei Grewiopsis untergebrachten Arten 
von Sezanne zu. den Bombaceen gestellt werden. 

Grewiopsis anisomera Sap. ist mit unserer Art zu ver- 
einigen. Das Blatt l. c. Fig. 8 stimmt mit unseren Blättern voll- 
ständig überein. In Fig. 9 ist vom Blattrande nur ein kleiner Theil 


erhalten. — Dombeyopsis pentagonalis Web. scheint nur eine 
Jugendform unserer Art zu sein. — Die schlecht erhaltenen Blätter 


von Platanus antigua und dubia Wat. von Sezanne dürften 
gleichfalls zu unserer Art gehören. 

Die besten lebenden Analoga sind Ochroma lagopus Sw. 
und Cheirostemum platanoides H. et B. Die dickfleischigen, 
langgestielten, herzförmig ausgebuchteten Blätter der ersteren, mit 
kurzen, spitzen Seitenlappen, sind von unseren Blättern kaum zu 
unterscheiden. Wie an der Rotter Pflanze war an einigen Exem- 
plaren der lebenden Art ein zweites Paar von Seitenlappen an- 
gedeutet. Der Blattrand ist ganz oder buchtig-gezahnt wie an 
den fossilen Blättern. (Die Ergänzung bei Dombeyopsis Decheni 
Web., l.c. Taf. 21, Fig. 10 ist nicht correct.) Die Anzahl der 
Zähne entspricht derjenigen der Secundärnerven. Die Blätter von 
Cheirostemum platanoides H. et B. haben in der Regel 5 bis 7 
spitze, kurze Lappen, und die Basis ist so tiefgebuchtet, dass die 
Seitenlappen derselben weit über einander klappen. — Die beiden 
lebenden Gattungen sind nur in je einer Art bekannt, den beiden 
oben genannten, welche Mexico, Westindien und dem nördlichen 
Südamerika angehören. 


144 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [302] 


Verbreitung unserer Art: 


Ober - Oligocän: Rott, Orsberg; Hohe Rhonen. 
Unter-Oligocän: Bornstedt, Göhren. 
Unter-Eocän: Sezanne. 


Verwandte Arten: 


1. Bombax tiliacea Sap. sp. 
2. » credneriaefolia Sap. sp. ) Sezanne. 
3. Pterospermites inaequifolius Sap. \ 


Bombax chorisioides nov. spec. 
Taf. 19, Fig. 5. 


Folia subcoriacea, digitata (2), Foliola petiolata, lanceolata, 
basi et apice longe attenuwata, margine argute-serrata. 
Nervus primarius versus apicem evanescens, nervi secundarii nume- 
rosi, angulo ca. 60% orientes, camptodromi, paralleli. 


Unser Blatt gehört der Formenreihe von Bombax glaucescens 
Sw. (ETTINGSHAUSEN, Bombaceen Taf. 2, Fig.1 und Taf. 4, Fig. 2) 
und Chorisia speciosa St. Hil. (ibid. Taf. 1) an. Bei der letz- 
teren finden wir alle Merkmale des anscheinend lederartigen Blattes 
von Bornstedt wieder. Die langsame Zuspitzung oben und unten, 
der nach oben sich schnell verfeinernde Hauptnerv, die Unsymmetrie 
der beiden Blatthälften, die besonders deutlich am unteren Theile 
der Figur hervortritt, der Verlauf der Secundärnerven, die scharfen 
Sägezähne und die Lage der grössten Breite des Blattes etwa in 
der Mitte, das sind beiden gemeinsame Merkmale. Das fossile 
Blatt unterscheidet sich kaum durch,.die schlankere Gestalt, die 
längere Spitze und die unter wenig spitzerem Winkel entsprin- 
genden Secundärnerven. 

Demselben Typus gehören an: 

1. Bombaw chorisiaefolia Ett. (Bilin III, pag. 11, Taf. 42, 
Fig. 2, 4, 5 und Sagor II, pag. 186), von Sagor, Kutschlin 
und Trifail. 

2. Bombaw Neptuni Ung. sp. (siehe weiter unten), von 
Bornstedt und Radobo). 


[303] Bornstedt. 145 


3. Bombax sagorianum Ett. (Wien pag. 21, Taf. 4, Fig. 3 
und Sagor II, pag. 186), von Sagor. 

4. Juglans egregia Lesqg. (foss. flor. of the S. Nevada 
pag. 36, tab. 9, fig. 12, non tab. 10,.fig. 1), von Chalk 
Bluffs, Nevada County, Californien, welche sich von unserem 
Blatte nur durch zahlreichere Secundärnerven unterscheidet. 


Die drei lebenden Arten der Gattung Chorisia sind auf das 
tropische Amerika beschränkt. Die Gattung Bombax umfasst 
10 Arten, und zwar 2 asıatische (Bombax malabrieum De C. und 
insigne Wall. im tropischen Monsungebiete) und 8 amerikanische. 
Die lebenden Arten vom Typus Bombax glaucescens Sw. gehören 
dem tropischen Amerika an. 


Die nächst verwandten fossilen Arten sind: 
1. Juglans egregia Lesq., Chalk, Blufis, Nevada County. 
2. Bombax chorisiaefolia Ett.: Unter-Miocän (Trifail, Kutsch- 
lin und Sagor). 


Bombax Neptuni UNGER sp. 
Taf. 11, Fig. 10. 


Samyda Neptuni Unser, Gen. et spec. plant. foss. pag. 443 (1850). 


Cupania » » Sylloge I, pag. 35, Taf. 15, Fig. 7, S; Taf. 16, Fig. 1—4 
(1861). 
Bombax » Errmessausen, Beitr. zur Keuntn. der foss. Flora von Radoboj 


pag. 886, Taf. 3, Fig. 17 (1370). 
Cupanites » _ ScHimeer, traite de pal. veg. III, pag. 171 (1874). 


Folia digitata (?), foliola petiolata, magna, oblonga vel 
obovato-oblonga, obtuse vel acute et sat subito acuminata, basi 
inaequilaterali, toto fere margine vel solum e medio ad apicem acute 
serrata. Nervi secundarü sub angulis 45 — 55° egredientes, sub- 
arcuati, apice ewxtus ramosi, arcuato-anastomosati, arcubus 
a margine distantibus. 


Unser Blatt erinnert am meisten an Sylloge Taf. 16, Fig. 3. 

Es hat mit den UnGer’schen Blättern vor allem gemein die dicht 

gedrängten Sägezähne, die schon in grosser Entfernung vom Blatt- 
10 


146 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [304] 


rande auftretende, wiederholte Gabelung der Secundärnerven und 
das von den ebenso deutlichen Tertiärnerven gebildete grobe 
Maschennetz. 

Die Gattungen Samyda und Saurauja, zu denen diese Blätter 
früher gestellt wurden, unterscheiden sich durch den abweichenden 
Verlauf der Secundärnerven. UNGER brachte sie später zu Cupania, 
deren Fiederblätter in der That recht gut zu den fossilen Blatt- 
resten passen. ETTINGSHAUSEN zog darauf einen Theil der UnGER’- 
schen Blätter (Sylloge Taf. 15, Fig. 7—8) zu Bombax, indem er 
die grosse Aehnlichkeit derselben mit Bombax glaucescens Sw. 
(ETTINGSHAUSEN, Bombaceen Taf. 2, Fig. 1) und Chorisia speciosa 
St. Hil. (ibid. Taf. 1) hervorhob. Da die Blätter l.c. Taf. 16, 
Fig. 1—4 von den übrigen nicht zu unterscheiden sind, müssen 
wir vorläufig sämmtliche vereinigt als eine Bombax- Art betrachten, 
bis spätere Funde von zusammengesetzten Blättern eine sichere 
Gattungsbestimmung ermöglichen. 

Cupania Neptuni Engelh. (Flora der Braunkohlenform. 
im Königr. Sachsen pag. 25, Taf. 7, Fig. 1) hat entferntstehende 
Zähne und kräftige Secundärnerven. 


Verbreitung unserer Art: 


Unter-Miocän: Radoboj. 


Unter-Oligocän: Bornstedt. 


Celastrineae. 


(?) Celastrus elaenus UNGER., 


Hexer, Bornstedt pag. 20, Taf. 4, Fig. 11 (1870). 


Die Gattungsbestimmung der zu dieser schlecht begründeten 
Art gebrachten Blätter ist unmöglich. Daher haben alle diese 
Blätter für die Beurtheilung eimer Flora keinen Werth. Das 
Blatt Fig. 12 in Hser, Bornstedt, weicht von den übrigen der- 
selben Art ab. 


[305] Bornstedt. 147 


Celastrus minutus nov. spec. 


Taf. 11, Fig. 11— 13. 


Folia subcoriacea, parva, lineari-lanceolata, utrinque 
sensim attenuata, remote et argute serrulata; nervi secundarü 
angulis acutissimis orientes, camptodromt. 


Blattbruchstücke dieser Art sind bei Bornstedt häufig ge- 
funden worden. — Blätter von gleicher Form und Nervatur sind 
charakteristisch für zahlreiche Celastrineen, so für Evonymus 
americanus L. var. angustifolius Parsch., Maytenus boaria Mol. 
var., Celastrus sp. Nov. Holl. (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 7, 
Fig. 11— 15) und ein mit Ilex salieifolia Jacq. bezeichnetes Exem- 
plar eines südamerikanischen Strauches im Königl. Herbarium, 
welcher nach Reıss (Bemerkung an dem gepressten Exemplar) 
jedoch zu Celastrus gehört. Die Blätter des letzteren lassen sich 
von den fossilen Blättern nicht unterscheiden. 


Die verwandte fossile Art Celastrus stygius Heer (flor. 
tert. Helv. III, pag. 68, Taf. 121, Fig. 53 und 54) hat kürzere 
Blätter mit stumpferen Zähnen. 


Verwandte Art: 
Celastrus stygius Heer: Öber- Oligocän (Monod). 


Rhamneae. 


Zizyphus Leuschneri nov. spec. 
Taf. 19, Fig. 11. 
Siehe diese Abhandl., Eisleben. 


Das abgebildete Blatt dieser bei Bornstedt seltenen Art stimmt 
am besten mit Taf. 25, Fig. 7—10 von Eisleben überein. 


10* 


148 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [306] 


Anacardiaceae. 


Anacardites eurta WATELET sp. 


Taf. 19, Fig. 8— 10. 


Banksia curta Wıserer, Paris pag. 159, tab. 52, fig. 13 (1866). 
(@) » lobata Warerer, ibid. pag. 160, tab. 52, fig. 14. 


Folia pinnata (?), Foliola subcoriacea, breviter petiolata, ovata 


vel oblonga, acuminata, basi attenuata, sparsim et argute serrulata. 


Nervus primarius validus, nervi secundarii numerosi, paulum 


eurvatı, angulo acuto vel subrecto orientes, partim craspedo- 


dromi partim marginem non attingentes, furcati, inter se 


conjuncti; nervi tertiariı angulo subrecto orientes dictyo- 


dromi. 


Der Nervationscharakter der drei bis jetzt gefundenen Blätter 
dieser Art ist in der Jetztwelt auf nur wenige Pflanzen beschränkt. 


Comocladia dentata Jacg. 


Blätter. mit fast senkrecht abzweigenden Se- 
eundär- und Tertiärnerven finden wir aus- 
schliesslich in der Familie der Anacardia- 
ceen, und zwar häufig bei Rhus (namentlich 


“in der Formenreihe von Rhus paniculata 


Wall.), Anacardium und Comocladia. Zu 
der letzten Gattung oder in deren Nähe 
muss die Bornstedter Pflanze gebracht wer- 
den, da unter allen Anarcardiaceenblättern 
des Königlichen Herbariums diejenigen von 
Comocladia dentata Jacg. die grösste und 
überraschendste Uebereinstimmung zeigen. 
Die Gestalt der lederartigen, feingezahnten 
Fiederblätter ändert mit der Lage derselben 
ab; die unteren sind gedrungen, eiförmig (wie 
unsere Fig. 8), die folgenden langgestreckt 
(wie Fig. 10), die oberen kürzer und schmaler. 
Der Blattstiel ist kurz und breit, der Mittel- 
nerv sehr kräftig. . Die nur wenig gekrümmten 


[307] Bornstedt. 149 


Secundärnerven laufen in die Zähne oder theilen sich dicht am 
Blattrande und verbinden sich durch Gabeläste. Die zahlreichen, 
fast rechtwinklig entspringenden Tertiärnerven lösen sich (wie in 
Fig. 10) netzartig auf. Den Secundärnerven laufen immer vom 
Hauptnerv ausgehende Tertiärnerven parallel. 

Banksia curta Wat., mit keiner lebenden Banksia- Art 
vergleichbar, zeigt alle charakteristischen Merkmale unserer Blätter, 
so dass wir sie trotz des schlechten Erhaltungszustandes mit 
diesen identificiren können. Banksia lobata Wat., ein noch 
weniger gut erhaltenes Blattstück, hat zu unserer Fig. 8 die 
nächsten Beziehungen. 


Die nächst verwandten Arten sind 

Anacardites alnifolius Sap., Et. I, pag. 201, tab. 2, fig. 1 
(Untere Lignitgruppe Südfrankreichs), 
» speetabilis Sap., ibid. pag. 281, tab. 13, fig. 5 und 

» spondiaefolius Sap., ibid. pag. 282 von Aix. 

Aehnliche Blatttypen: 

l. Dryandroides laevigata Heer (flor. tert. Helv. II, 
pag. 101, Taf. 99, Fig. 6) hat dieselbe Gestalt und die gleiche 
Anordnung der Secundärnerven wie unsere Fig. 10. Das feinere 
Netzwerk weicht von demjenigen bei (omocladia ab. 

2. Phyllites rectinervis Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 135, 
Taf. 140, Fig. 50), am meisten an unsere Fig. 10 erinnernd, war 
ganzrandig und dünnhäutig. Nur die Secundärnerven sind er- 
halten. i 

3. Ailanthus dryandroides Heer (flor. tert. Helv. III, 
pag. 87, Taf. 127, Fig. 31 und 32; Taf. 154, Fig. 35) weicht 
durch die charakteristische Bildung des Maschennetzes ab. Das- 
selbe gilt von 

4. Samyda borealis Heer (non Une.) (ibid. pag. 32, 
Taf. 108, Fie. 9). 

5. Phyllites crassinervis Heer (ibid. pag. 134, Taf. 140, 
Fig. 45) besitzt die wesentlichen Merkmale von Comocladia, ist 


aber ganzrandig und an der Spitze abgerundet. 


150 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [308] 


6. Plumeria neriifolia Web. (Palaeontogr. IV, pag. 150, 
Taf. 27, Fig. 4—5) scheint den Nervationscharakter von Como- 
cladia zu besitzen. Die Enden der Secundärnerven sind nicht 
deutlich wiedergegeben. 

Das Verbreitungsgebiet der 4 lebenden Arten von Comocladia 
ist das tropische Amerika. Comocladia dentata Jacq. gehört den 
westindischen Inseln an. 


Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Bornstedt. 
Unter-Eocän: Belleu, (?) Pernant. 


Nächst verwandte fossile Arten: 
1. Anacardites alnifolius Sap.: Unter-Oligocän(?) (» Lignites 
inf.« in Südfrankreich). 
2. Anacardites spectabilis Sap.: 


3. » spondiaefolius Sap.: ae) 


Juglandeae. 


Conf. Juglans Leconteana LESQUEREUX. 
Taf. 19, Fig. 7. 


Juglans Leconteana Lesquzrkux, tert. flor. pag. 235, tab. 54, fig. 10 —13 (1978). 
»  rugosa LEsQuErEux e. p., ibid. pag. 286, tab. 54, fig. 5, 14. 
»  rhamnoides Lesausrevx, ibid. pag. 284, tab. 54, fig. 6—9. 

Das abgebildete Blatt stimmt mit der amerikanischen Art 
überein. Es hat die Grösse und Gestalt von Fig. 12 (tert. flor.). 
Da in der Jetztwelt ähnliche Blätter bei zahlreichen Familien 
wiederkehren, lässt die Identität eines einzigen Blattes mit der 
amerikanischen Art nicht chne Weiteres eine Gleichheit der 
Arten zu. 

Juglans rugosa und rhamnoides lassen sich von Jugl. Leconteana 
nicht unterscheiden. LESQUEREUX vermuthet, dass alle drei nur 
Varietäten von Juglans acuminata Al. Br. sind. Die fossilen Blätter 
passen besser zu Diospyros, zumal da Diospyros acuminata und 
virginiana ganz ähnliche Blattformen aufweisen, 


[309] 


Bornstedt. 151 


Verbreitung: 
Unter-Oligocän: (?) Bornstedt. 


Amerikanisches Tertiär: 


\ zweite Gruppe: Evanston (Wyom.); 
erste Gruppe: Marschalls Mine (Co- 
lorado), Spring Canon (Montana), 
Black Buttes (Wyoming), Point of 
Rocks (Wyoming). 


Myrtaceae. 


Myrtus amissa Heer. 


Hexer, Bornstedt pag. 18, Taf. 2, Fig. 2; Taf. 3, Fig. 4b; Taf. 4, Fig. 8, 9 (1870). 


(531 


Unbestimmbare Pflanzenreste. 


. Taf. 8, Fig. 5, ein Farnkrautbruchstück von dick -leder- 


artiger Beschaffenheit, welches sich von Pteris Prest- 
wichii Ett. et Gardn. (Fig. 6) durch die Grösse und die 
einfachen oder nur einmal gegabelten Seitennerven unter- 
scheidet. 

Taf. 14, Fig. 8, unbestimmbare Frucht von Quereus. 

Taf. 19, Fig. 1. Der Blattrest erinnert am meisten an 
Celastrus Persei Heer (mioc. balt. Flora Taf. 10, Fig. 8) 
von Rixhöft und an die Blätter mehrerer lebenden Sym- 
plocos- Arten, namentlich diejenigen von Sympl. pyrifolia 
Wall. (Fig. 1a). 

Taf. 19, Fig. 2 erinnert am meisten an Juglans bilinica 
Ung. Zu derselben Gattung gehört wahrscheinlich ein 
4°® Janges und 6”" breites Blüthenkätzchen. 

Taf. 19, Fig. 6 erinnert an Tetrapteris harpyarum Ung,., 
Cornus platyphylla Sap. und Banisteria sotzkiana Ett. Am 
besten passt es zu den Blättern von Quercus cinereoides 
Lesq. 

Taf. 19, Fig. 12 — 14, unbestimmbare Früchte. 


152 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. 310] 


7. Eucalyptus haeringiana Heer, Bornstedt page. 19, Taf. 4, 
Fig. 14. 

8. Sapindus multinervis Heer, ibid. pag. 19, Taf. 3, Fig. 11. 

9. Cassia phaseolites Heer, ıbid. pag. 21, Taf. 3, Fig. 10. 


Kisleben. 


Zu diesem Florengebiete gehören der »Segengottesschacht« 
und die »Schwarze Minna«, zwei jetzt-verlassene Schächte in der 
Nähe von Eisleben. Im Jahre 1878 traf man beim Abteufen des 
an der Strasse nach Wimmelburg gelegenen Segengottesschachtes 
No. III behufs Kupferschiefergewinnung etwa 6” unter Tage auf 
einen gelbbraunen, blätterführenden Thon. Eine Anzahl Kisten 
mit diesem Thone übersandte die Mansfelder Kupferschieferbauende 
Gewerkschaft bereitwilligst dem Halleschen Museum und der geo- 
logischen Landesanstalt. Beide Sendungen erwiesen sich ausser- 
ordentlich reich an Blättern, Blüthen und Früchten, und haben 
fast ausschliesslich das Material zu den hier beschriebenen und 
abgebildeten Pflanzen dieser Fundstelle geliefert. Einige recht 
interessante Stücke stammen aus den Sammlungen der Herren 
Dr. Mentıs, Dr. Heise, KAUTZLEBEN und STEINICKE. 

Die Lagerungsverhältnisse der vom Segengottesschachte durch- 
teuften Schichten sind nach den brieflichen Mittheilungen des 
Herrn Fahrsteigers ZOTTMANN in Eisleben folgende: 


Dammerde am 
Lehm Am). 


Eallbkmer Thon, an, gelbem \ Sonde und Diamandl- 
theilchen vermischt er). 


Hellbrauner Thon mit Blättern (37). 


Schwarzblauer Thon, ebenfalls mit Blattabdrücken; 
letztere sind selten und undeutlich (4”). 


Dünner Besteg von Braunkohle. 


Compakter, hellgrauer Thon (6m), 


[31 1] Eisleben. 153 


Hellerüner, sandiger Thon, durchsetzt von Dolomit- 


bänken (7%). 


Unter dieser Ablagerung wurde bis zu 135" Tiefe nur noch 
in Gyps abgeteuft, der zuletzt ziemlich fest und von schwärzlichem 
Aussehen war. Unter diesem lagert nach früheren Erfahrungen 
Anhydrit. Welcher von den verschiedenen Thonen noch zur 
Zechsteinformation zu zählen ist, konnte ich aus den mir über- 
sandten Notizen nicht entnehmen. Wahrscheinlich gehört der 
compakte, hellsraue Thon noch zum Tertiär. 


Das Tertiär vom Segengottesschachte scheint mit dem schon 
in früheren Jahren aufgeschlossenen, aber jetzt verschütteten Vor- 
kommen in der »Schwarzen Minna«< nördlich vom Segengottes- 
schachte in Verbindung zu stehen. Eine Anzahl von Blättern 
dieser Fundstelle, welche seit langer Zeit im Halleschen Museum 
aufbewahrt werden, stimmt der Art nach vollständig mit denen 
vom Segengottesschachte überein. Der dunkelblauschwarze Thon, 
in welchem sie liegen, ist ausserdem dem ebenfalls pflanzen- 
führenden, schwarzblauen Thone des Segengottesschachtes so ähn- 
lich, dass die beiden kleinen, isolirten Tertiärablagerungen als 
gleichaltrige und zusammengehörige Bildungen betrachtet werden 
mögen. ZINCKEN giebt die Lagerungsverhältnisse der früheren 
Grube Schwarze Minna (Physiographie der Braunkohle pag. 631) 
wie folgt an: 


Sand, zum Theil Schwimmsand (6 Lehtr.). 


Grauer, grobschiefriger, sandiger Thon. 


Bituminöser Thon mit Blättern und Eisenkiesknollen. 


1!/, Echtr. mächtiges Flötz (nach HERTER in Abh. 
der naturforsch. Ges. zu Halle IV, pag. 69 bei 10 L. 
Tiefe beginnend), welches in seiner oberen Schicht 


eisenkiesreiche Lignitstimme, umgeben von aus Wur- 
zeln und Blättern hervorgegangener Moorkohle, und 
in seiner unteren knorplige Braunkohle führt. 


154 Beschreibung der Loealfloren der Provinz Sachsen. [312] 


ZincKEN erwähnt das Vorkommen von Knollensteinen, giebt 
aber nicht an, in welcher Beziehung dieselben zu den aufgezählten 
Schichten stehen. Als äquivalente Bildungen müssen angesehen 
werden: 


im | in der Grube 
Segengottesschacht: Schwarze Minna: 


schwarzblauer Thon mit Blät- | bitumimöser Thon mit Blättern 
tern; und Eisenkiesknollen; 
dünner Besteg von Braunkohle. | 11/, Lchtr. mächtiges Flötz. 


Ob die blätterführenden, gelbbraunen Thone vom Segengottes- 
schachte dem grauen, sandigen Thone der »Schwarzen Minna« 
entsprechen oder noch als ein Aequivalent des bituminösen Thones 
mit Blättern zu betrachten sind, lässt sich jetzt nicht mehr ent- 
scheiden. 


Die Lagerungsverhältnisse der beiden Pflanzenfundstellen lassen 
keinen directen Vergleich mit dem übrigen Tertiär der Umgegend 
von Halle zu. Es bieten daher nur die Pflanzenreste Anhalts- 
punkte zur Bestimmung des Alters ihrer Ablagerungen. 


Ueber Pflanzenfunde aus der nächsten Umgebung von Eis- 
leben ist bis jetzt Folgendes bekannt geworden. ZINCKEN führte 
zuerst aus dem bituminösen Thone der »Schwarzen Minna« 
(Physiogr. pag. 632 Anm.) Quercus aspera, (Quercus Hamadryadum, 
Phyllites crenulatus und Cinnamomum Rossmaessleri auf. Später 
wurden von GÖPPERT (nach einer Mittheilung des Bergassessors 
DückER vom 14. April 1869 an ZInckEN [siehe Ergänzungen I 
zur Physiographie pag. 183]) noch gefunden und bestimmt: Aspi- 
dium lignitum, Laurus Giebeli, Glyptostrobus Ungeri, Quereus dry- 
meia, Dryandra aemula und Eugenia. Eine Anzahl der im Halle- 
schen Museum aufbewahrten Abdrücke von der »Schwarzen Minna« 
sind mit diesen Bestimmungen versehen und bilden wahrscheinlich 
die Originale zu den aufgezählten Arten. Die Bestimmungen sind 
in allen Fällen ungenau und unbrauchbar. Kein einziges der mir 
bekannt gewordenen Blätter von Eisleben konnte auf Quercus, 


Laurus oder Glyptostrobus gedeutet. werden. 


[313] Eisleben. fi 155 


Das Vorkommen von Pflanzen aus dem Segengottesschachte 
wurde zuerst durch Herrn Dr. Heınz bekannt, welcher im Jahre 
1878 eine Anzahl derselben dem naturwissenschaftlichen Vereine 
für Sachsen und Thüringen vorlegte (Zeitschr. für die ges. Natur- 
wiss. 1878, pag. 601). 


Beschreibung der Arten. 


Filices. 


Polypodium oligocaenieum nov. spec. 


Taf. 20, Fig. 17 und Taf. 28, Fig. 6 und 6a. 


Folia subcoriacea, pinnata; segmenta linearia, integra, basi ad- 
nata; nervi segmentorum primarü tenues, secundari inconspieut; 
sori biseriales, rotundi, easculpti, superficie circumvallati. 


Taf. 20, Fig. 17 ist eine nicht gelungene Wiedergabe eines 
Wedelstückes. Taf. 28, Fig. 6 stellt ein isolirtes Fiederblättchen 
dar, Fig. 6a dasselbe in 3facher Vergrösserung. Der zarte Mittel- 
nerv ist hin- und hergewunden. Secundärnerven konnten weder 
an den abgebildeten Bruchstücken, noch an zahlreichen isolirten, 
mit einer dicken kohligen Rinde bedeckten Fiederblättchen beob- 
achtet werden. Die zweireihigen, kreisrunden und schüsselartig 
erhöhten Soren sind gegenständig oder wechseln mit einander ab. 


Von der Gattung Laccopteris, zu welcher ich unser Farn an- 
fangs zu stellen geneigt war (Zeitschr, d. D. geol. Ges. Bd. 32, 
pag. 679), unterscheidet es sich durch das Fehlen von sternförmig 
angeordneten Sporangien. Soren von napfartiger Gestalt sind 
für zwei Sectionen von Polypodium charakteristisch, nämlich 
Prosaptia und die Gruppe vom Typus des Polypodium 
nigrescens Bl. Erstere hat auf der Unterseite der Fiederblätter 
schüsselartig erhöhte Soren (sori ewsculpti), letztere vertiefte Soren 
(sori impressi). Unser Farn gehört sonach zu der Section 
Prosaptia, deren Arten den Tropen angehören und von Ceylon 


156 Beschreibung der Localflloren der Provinz Sachsen. [314] 


bis Tahiti verbreitet sind. Eine sehr nahe verwandte lebende 
Art mit schief gestellten Soren und, analog der fossilen Art, 
kaum erkennbaren Secundärnerven ist Polypodium obliquatum Bl. 
(Taf. 28, Fig. 6A stellt ein Wedelstück aus der Sammlung des Herrn 
Dr. Kunn dar). 


Nephrodium acutilobum nov. spec. 


Taf. 20, Fig. 4 und 4a. 


Folia pinnata (2), pinnae lineares, pinnatijidae; pinnarum lobi 
ovali, acuminati, serrulati. Nervi loborum primarüi angulo 60° 
orientes, nervi secundarü bi-vel tripartiti. Sori reniformes, ramis 
superioribus adfiwi. 


An den Bruchstücken dieses nicht häufig vorkommenden Farn- 
krautes bemerkt man mit blossen Augen nur die von den Soren 
herrührenden, nierenförmigen Vertiefungen, welche in 2 Reihen 
angeordnet sind und zwar, so dass die Längenrichtungen der 
Soren der auf einander folgenden Reihen rechtwinklig gegen ein- 
ander geneigt sind. Erst mit der Lupe erblickt man die zahl- 
reichen, in winzigen Zähnen endigenden, ein- oder mehrmal ge- 
gabelten Secundärnerven. Die Soren werden von dem obersten 
Aste eines Nervenbündels getragen. 


Die Gattung Nephrodium, die hier allein in Betracht kommt, 
wird nach der Nervatur in 4 Sectionen getheilt: Zastraea, Eune- 
phrodium, Pleocnemia und Sagenia. Unter diesen besitzt die 
Section Lastraea zu unserem Farn die nächsten Beziehungen. 
Nephrodium syrmaticum Bak. (HoOKER, synopsis fil. pag. 272 
— Lastraea spectabilis J. Sm. in ETTINGSHAUSEN, Farnkräuter 
pag. 150, Taf. 115, Fig. 4, 7, 8) stimmt mit ihm im Wesent- 
lichen überein. Die bisher bekannt gewordenen fossilen Lastraea- 
Arten haben einfache Seitennerven. Nephrod. syrmaticum Bak. 
ist von Indien über Ceylon, Malakka bis zu den Philippinen ver- 
breitet. 


[31 5] Eisleben. 157 


Hypolepis elegans nov. spec. 
Taf. 20, Fig. 5, 5a, 6, 6a, 6b. 


Frons pinnata, pinnae oblongae, pinnatindae; pinnarum lobi 
ovati, acuminati, margine serrulati; nervi loborum secundarli fur- 
cati. Sori terminales, in apice nervorum, distineti, margine 


revoluto indusiiformi occultati. 
‘ 


Die beiden abgebildeten Bruchstücke sind die einzigen bis jetzt 
gefundenen Exemplare dieser Art. Fig. 5 stellt ein unteres, Fig.6 ein 
oberes Fiederstück dar, welches leicht als Fortsetzung des ersteren 
gedacht werden kann. An der Stelle der tiefsten Einbuchtung 
des fiederspaltigen Blattes (Fig. 6) oder noch am Rande der 
Fiederläppchen selbst (Fig. 5) liegen die noch gut erhaltenen 
Fruchthäufchen am Ende eines seitlichen Nervenastes (Fig. 6a). 
Die körnige Masse derselben wird von dem zurückgeschlagenen, 
zum Indusium umgewandelten Blattrande (Fig. 6b) bedeckt. Da- 
durch unterscheidet sich unser Farn von Davallia und Dicksonia, 
deren Arten in der Laubbildung und der Art der Befestigung 
ihrer Soren oft übereinstimmen. Dagegen besitzen Cheilanthes 
und Hypolepis, zwei auf Grund anatomischer Merkmale im 
Systeme weit von einander getrennte Gattungen, gleichgebaute 
Sori. Aus unseren beiden Bruchstücken lässt sich die Gattung 
noch nicht mit voller Sicherheit bestimmen. Der Umstand aber, 
dass alle Cheilanthes- Arten bis auf zwei, Cheil. viscosa Link und 
Bergiana Schl., im Habitus von der fossilen Pflanze abweichen, 
während Hypolepis eine grosse Anzahl ähnlicher Formen, wie 


Hypolepis repens Presl (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 101, 

Fig. 7; Taf. 103, Fig. 8) aus Brasilien, 

> rudis Kunze (ibid. Taf. 101, Fig. 6) von Java, 

Endlicheriana Presl (ibid. Taf. 100, Fig. 5) 
aus Neuholland, 

» aspera Presl (ibid. Taf. 102, Fig.1, 8) vom Cap, 


I 


aufzuweisen hat, dass ferner die Nerven, welche die Soren tragen, 
bei Hypolepis gleich dünn bleiben, während deren Verdickung nach 


. 


158 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [316] 


dem Rande zu von METTENIUS als Gattungsmarkmal von Che- 
lanthes aufgefasst wird, macht es im hohen Grade wahrscheinlich, 
dass hier ein fossiler Vertreter von Hypolepis vorliegt. Die Gat- 
tung Hwypolepis war bisher nicht fossil bekannt. 


Mit Cheilanthes sind 3 Farnkrautreste aus dem Tertiär ver- 
einigt worden: 


Cheilanthes oeningensis Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 153, 

Taf. 145, Fig. 9, 
» Laharpüi Heer, ibid. I, pag. 37, Taf.10, Fig.3 und 
>» primaeva Sap., Et. Suppl. I, 2, pag. 86, tab. 1, 

fig. 12. 
Die Deutung derselben ist bei dem fast gänzlichen Mangel 
an Fructificationen sehr unsicher. 

Der Typus von Hypolepis repens Presl gehört den Ilnopen 

und Subtropen der alten und neuen Welt an. 


Gleichenia saxoniea nov. spec. 


Taf. 20, Fig. I, la, 1b: und 2, 2a. 


F'rons dichotoma, ramı pinnati, pinnulae lineares vel lanceolato- 
oblongae, margine integerrimae vel serrulatae, apice obtusae, 
basi tota adnatae. Nervus primarius e rhachi angulo recto 
exiens, tenwis; nervi secundarii angulo acuto egredientes, cata- 
dromi, simplices, tertiarü catadromi, arcuati, simiplices vel furcati, 
ewteriores receptaculum punctiforme sustinentes. 


Die Gleichenien, so verbreitet in der Kreide und der Jetzt- 
welt, hatten bis jetzt nur einen einzigen Vertreter, die englische 
Gleichenia Hantonensis Waklyn sp., aus dem Tertiär aufzuweisen. 
Unsere beiden Arten liefern den besten Beweis für das Vorhanden- 
sein der sehr alten Farngattung auch in unseren Ablagerungen 
und stellen neue verbindende Glieder dar zwischen den lebenden 
Arten und denen der Kreideschichten. 


Unsere Art, von der bis jetzt nur das abgebildete Bruchstück 
im Thone des Segengottesschachtes gefunden worden ist, steht der 


Gleichenia Hantonensis Waklyn sp. (ErrinGsHAausEn and 


[317] Eisleben. 159 


GARDNER, Brit. Roc. flora II, pag. 43, tab. 6; tab. 10, fig. 2— 4) 
aus dem Eocän von Bournemouth sehr nahe. Die Unterschiede 
sind so gering, dass spätere Funde wahrscheinlich die Identität 
beider Arten ergeben werden. 


Die Unterschiede sind folgende: 


@Gleichenia sawonica Gleichenia Hantonensis 


nov. spec. Waklyn sp. 
1. Blattfiedern auf der Spindel  Blattfiedern unter spitzem Win- 
senkrecht stehend. |  kel (beil.c. tab.10, fig. 2—3 


auch unter rechtem Winkel) 

von der Spindel abgehend. 

2. Blattfiedern ganzrandig oder | Blattfiedern ganzrandig oder ge- 
gesägt. kerbt. 

3. Secundärnerven einfach, auf | Secundärnerven einfach, seltener 


der Aussenseite stets 1, auf 
der Innenseite 2 Aeste (wie bisweilen 2—3, innen 2—4 
in ETTINGSHAUSEN andGARD- | (gewöhnlich 4) Seitenäste aus- 
NER, 1. c. tab. 6, fig. 5), in 
dem oberen Blatttheile jeder- | 
seits 1 Seitenast aussendend. | 


gegabelt, aussen gewöhnlich 1, 


sendend. 


4. Sori auf dem Aussenaste  Sori auf. dem untersten Aussen- 

unterhalb der Mitte. |  aste unterhalb der Mitte, an 
| grösseren Blattfiedern zugleich 
| auch auf dem innersten Innen- 


aste. 


Die Ranken und Haken, welche ETTINGSHAUSEN und GARDNER 
an dem englischen Farn beobachtet haben, fehlen unserer Art so- 
wohl als deren sämmtlichen lebenden Verwandten. 


Das Blättchen Fig. 2 muss mit Fig. 1 vereinigt werden, denn 
es hat die Nervatur (Fig. 2a), die breite Basis und den ungesägten 
Rand der oberen Blattfiedern von Fig. 1. Die Sori sind punkt- 
förmig und lassen sich bei stärkerer Vergrösserung nicht wie an 
der englischen Art in mehrere sternförmig angeordnete Kapseln 
auflösen. 


160 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [318] 


Unsere Pflanze gehört zu demjenigen Typus von Gleichenia, 
dessen Spindel unterhalb der Gabelung nicht belaubt ist, und be- 
sitzt unter den hierher gehörigen Formen die nächsten Ver- 
wandten in den Arten mit wiederholt gegabelter Spindel. Die 
letzteren haben stets mehrfach, die übrigen Typen nur einmal ge- 
gabelte Seitennerven. — Der lebende Vertreter unserer Art sowohl 
als der @leichenia Hantonensis ist @leichenia (Mertensia) dicho- 
toma Hook. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 165, Fig.5, non Taf. 167, 
Fig. 3, 7--9). Unter jeder Gabelung zweigt von der Hauptspindel 
jederseits ein Fiederast ab, wie in Fig. 1 unten. Die Länge der 
Blattfiedern ist schwankend. Die an der Innenseite der Gabel- 
äste sitzenden Blättehen sind sehr kurz (wie Fig. 2), die an der 
Aussenseite befestigten länger, gekerbt (wie bei @l. Hantonensis) 
bis fiederspaltig. Die diesem Typus angehörenden lebenden Ver- 
treter (Mertensia) haben ganzrandige Blattfiedern. Ihr Verbrei- 
tungsgebiet sind die Tropen und Subtropen der alten und neuen 


Welt. 
Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Segengottesschacht. 
Nah verwandte fossile Art: 


Gleichenia Hantonensis Wakl. sp.: Mittel-Eocän (Bourne- 
mouth). 


Gleichenia suberetacea nov. sp. 


Taf. 20, Fig. 3a—c. 


Folia pinnata, pinnulae lineari-lanceolatae, confertae, basi 
connatae, angulo acuto orientes serrulatae. Nervus pinnu- 
larum medius tenwis; nervi secundarii tenwissimi, bifurcati 


arcuati, rami superiores soriferi; sori radialiter partiti. 


Das nur einmal gefundene Farnkraut gehört nach dem Habitus 
und der Beschaffenheit der Soren zu den Gleichenien, und zwar 
zum Typus Gleichenia flabellata Br. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. 
Taf. 168, Fig. 8; Taf. 169, Fig. S—-9) mit, ganz belaubter Spindel. 


o- 


[319] Eisleben. 161 


Die Fiederblättchen sind bei den Arten dieser Gruppe unter 
spitzem Winkel gegen die Spindel geneigt, am Grunde mit ein- 
ander verbunden und am Rande fein gesägt; die Secundärnerven 
sind nur einmal gegabelt, die Fruchthäufchen bestehen aus nur 
4 Kapseln. Unsere Art steht daher in der Mitte zwischen dem 
Typus Gleichenia jlabellata und demjenigen, dessen Spindel unter- 
halb der Gabelung nicht belaubt ist. Sie hat mit ersterem die 
Randbeschaffenheit und Stellung der Fiederblättchen, mit letzterem 
die Nervatur und Fructification gemein. 


Die nächst verwandte fossile Art, Pteridoleimma Ko- 
ninckianum Deb. et Ett. (die urweltl. Acrobryen des Kreidegeb. 
von Aachen und Mastricht pag. 40, Taf.5, Fig. 4) stammt aus 
dem der oberen Kreide angehörenden Aachener Sande. Die Art 
der Befiederung, die Gestalt der Fiederblättchen, die Nervatur und 
die Lage der Sori gleichen denen unserer Pflanze Auch die 
Sori selbst der beiden Farne weichen nicht von einander ab, 
da die Beschreibung derselben bei DEBEY und ETTINGSHAUSEN: 
»etwa 3/2" im Durchmesser haltende, tief eingesenkte, rundliche 
Höhlungen, deren Grund ziemlich regelmässig durch äusserst 
feine, vorspringende Wände gefächert ist«, recht gut auch auf die 
sternförmig gekammerten Sori unserer Art (Fig. 3c) passt. Will 
man auch der grösseren Dicke der Spindel bei der Kreidepflanze 
den Werth eines unterscheidenden Merkmales beilegen, so liegt 
hier doch der seltene Fall einer fast vollständigen Uebereinstim- 
mung einer Tertiärpflanze mit einer Kreidepflanze vor. — Eine 
zweite, ebenfalls verwandte Form, Pteridoleimma Elisabethae 
Deb. et Ett. (l.c. pag. 42, Taf. 5, Fig. 5 —9) gehört auch der 
Aachener Kreide an. 

Der Typus @leichenia flabellata Br. ist über die Tropen 
und Subtropen der alten und neuen Welt, besonders der südlichen 
Hemisphäre, verbreitet. Gleich. flabellata selbst ist auf Neu- 
Holland, Tasmanien, Neu -ÜOaledonien und Neu - Seeland be- 
schränkt. 


Vorkommen unserer Art: 
Unter-Oligocän: Segengottesschacht. 
11 


162 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [320] 


Verwandte Arten: 


Pteridoleimma Koninckiana Deb. et Ett.: 


| & 
> Elisabethae Deb. et Ett.: obere ete (een) 


Osmunda lignitum GIEBEL sp. 
Taf. 20, Fig. 8. 
Siehe diese Abhandl., Stedten pag. 41. 


Der kümmerliche Rest ist hinreichend erhalten, um das Vor- 
handensein dieser Art in der Eislebener Flora zu beweisen. 


Vorkommen: Segengottesschacht. 


Coniferae. 


Pinus typus Pinaster. 


Kiefernadeln vom Typus Pinaster wurden häufig beobachtet. 
Leider waren die Bruchstücke so klein (2—4°“ lang) und die 
Oberfläche derselben so schlecht erhalten, dass eine Bestimmung 
unmöglich war. 


Myricaceae. 


Myrica angustata SCHIMPER. 


Taf. 21, Fig. 6, 7, 8, 10, 12. 


Siehe diese Abhandl., Bornstedt pag. 96, Taf. 11, Fig. 14 und Dörstewitz Taf. 29, 
Fig. 11. 
Myrica angustata Scrumeer, traite de pal. veg. II, pag. 550 (1870 — 72). 
» » SAPORT; & It. Suppl. II, Ann. d. sc. nat. 5. ser., XVII, pag. 26, 
tab. 5, fig. 4; tab. 6, fig. 7 (1873). 


» linearis SAroRıA, Kt. I, &, ibid. 4. ser., XVII, pag. 234, tab. 6, fig. 2 


(1862). 
Myricophyllum gracile Sarorra, ibid. pag . 255, tab. 10, fig. 1 (1862). 
» zachariense Saror 233 lüt. I, 5, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, 


pag. 22; I, 6, ibid. pag. 66, tab. S, fig. 2 (1863). 
» » Sarorta, Tit. Il, 2, ibid. 5. ser., III, pag. 103 (1865). 


[321] Eisleben. 163 


Folia petiolata, linearia vel lanceolato-linearia, longe 
acuminata, in petiolum angustata, argute denticulata. Nervi 
secundarü numerosi, angulo aperto orientes, leviter curvati, brochido- 
dromi et craspedodromi. 


Unser Blatt Fig. 7 ist beträchtlich grösser als Et. I, 4, tab. 10, 
fig. 1 von Aix, stimmt aber mit demselben in Gestalt und Nervatur 
(besonders mit der Vergrösserung Taf. 10, Fig. 1A bei SAPORTA) 
vollständig überein. Die Blätter Fig. 6, 8, 10 und 12 und das 
von Bornstedt Taf. 11, Fig. 14 erinnern an manche Blätter von 
Lomatites aquensis Sap. (Et. I, 4, Ann. 4. ser., XVII, pag. 253, 
tab. 7, fig. 10; Et. III, 3, Ann. 5.ser., VIII, pag. 86, tab. 9, 
fig. 1—4 und Suppl., Ann. 5. ser., XVIII, pag. 52, tab. 9, 
fig. 17—19; tab. 10, fig. 1), unterscheiden sich aber durch eine 
langsame Verschmälerung nach oben (Lom. aquensis hat immer 
eine für Proteaceen charakteristische, plötzliche Zuspitzung auf- 
zuweisen) und eine schlankere Zuspitzung des Blattgrundes. Bei 
Lom. aquensis und der von SAPORTA mit dieser Art zum Theil ver- 
einigten Grevillea Kymeana Ung. (Kumi Taf. 8, Fig. 16, 17, 20— 24, 
26 — 27) ist der Blattrand immer ein wenig convex und die Basis 
setzt an dem kurzen Blattstiele deutlich ab. 

SAPORTA stellte anfangs die als Myricophylium beschriebenen 
Blätter zwischen Banksia und Myrica, glaubte sie aber noch bei 
den Proteaceen unterbringen zu müssen; später vereinigte er die 
früher getrennten Arten unter der von SCHIMPER gewählten Art- 
bezeichnung mit Mwyrica. 

Unsere Art gehört nach SArorTA zu dem lebenden Typus 
Myrica aethiopica L. (in Südafrika vom Zambesi bis zum Cap der 
guten Hoffnung), zu welchem ausserdem die unten genannten Arten 
zu stellen sind. | 

Die Blätter von Banksia haeringiana Ett. lassen sich von 
manchen Blättern unserer Art kaum unterscheiden. Leider ist 
in den zahlreichen Abbildungen zu der ErrinGsHAusen’schen Be- 
schreibung der Flora von Häring keine Spur von Seitennerven 


wiedergegeben. 
11* 


164 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [322] 


Das schlecht erhaltene Blatt von Myrica apiculata Sap., 
Sezanne tab. 4, fig. 5, ist wahrscheinlich mit Dryophyllum lineare 
Sap. zu vereinigen. 


Verbreitung unserer Art: 
Mittel-Oligocän: St. Jean-de-Garguier (selten), St. Zacharie 
(häufig), Gyps von Gargas. 
Unter-Oligocän: Segengottesschacht (häufig), Schwarze Minna, 
Bornstedt, Dörstewitz; Aix (selten). 


Verwandte Arten: 


1. Myrica anceps Sap.: Mittel-Oligocän (St. Zacharie). 
2. »  Saportana Schimp.: 
3. » sinuata Sap.: , Unter-Oligocän (Aix). 
4 


» ihieifohä Sap.: 


Ulmaceae. 


Conf. Planera Ungeri ErTinGSsHAusEn. 
Taf. 26, Fig. 2—3. 


Gleiche Blätter von derselben Grösse, welche unzweifelhaft zu 
Planera Ungeri Ett. gehören, haben HEER (flor tert. Helv. Taf. 80) 
und ETTINGSHAUSEN (Bilin I, Taf. 15, Fig. 15, 16, 18, 19) ab- 
gebildet. Eine Vereinigung mit dieser Art ist erst dann möglich, 
wenn neben den kleineren Blättern in der Eislebener Flora auch 
grössere Blätter, wie sie an anderen Orten häufig sind, beobachtet 
werden können. — Planera Ungeri ist eine weit verbreitete Art, 
deren Blätter so mannigfaltig gestaltet 'sind, dass eine scharfe Art- 
umgrenzung sehr schwierig ist. Planera longifolia Lesg. (tert. 
flor. pag. 189, tab. 27, fig. 4—6) ist von Planera Ungeri Heer 
(flor. tert. Helv. Taf. 80, Fig. 17a) nicht zu unterscheiden. 

Blätter, wie auf unserer Taf. 26, Fig. 2 und 3, besitzt die 
lebende Ulmus parvifolia = Japonica). 


[323] Eisleben. 165 


Cannabineae. 


Cannabis oligocaenica nov. spec. 
Taf. 21, Fig. 16, 17 und Taf. 26, Fig. 1. 


Folia qwinque-digitata, foliola lanceolata vel linearia, bre- 
viter petiolata, basi breviter, apice sensim attenuata, acute serrata, 
interiora symmetrica, exteriora basi inaequwlateri. Nervi secun- 
darii numerosi, angulo acuto egredientes, leniter curvati, craspedo- 
dromi, inter se et margini dentium inferiori parallel. 


Unter allen mir bekannten Blättern von lebenden Pflanzen 
zeigen die von Uannabis sativa L. die grösste Uebereinstimmung 
mit den fossilen Blättern. Die Blätter von Ampelopsis quinque- 
Jolia, auf welche unsere Blattreste dem Habitus nach besser passen, 
unterscheiden sich durch die Art der Nervatur, indem die Secundär- 
nerven erst nach ihrer Verbindung mit einander Seitenäste in die 
Zähne absenden. Die Theilblätter von Cannabis sativa L. sind 
oben und unten langsam zugespitzt, die inneren Blätter kurz ge- 
stielt, die äusseren mit unsymmetrischer Basis am gemeinsamen 
Blattstiele sitzend. Die Mittelnerven nehmen nach oben zu schnell 
an Stärke ab, die Secundärnerven laufen zuletzt dem Rande parallel 
in die Zähne. Die Tertiärnerven, an den fossilen Blättern nicht 
sichtbar, sind an der lebenden Art so zart, dass sie mit unbewaff- 
netem Auge kaum bemerkt werden können. Im Allgemeinen sind 
die Blätter von Cannabis sativa schlanker als Taf. 21, Fig. 16 und 
Taf. 26, Fig. 1, indem sich Breite zu Länge bei 


Cannabis sativa L. der fossilen Art 

— er undWwlR38 | — 1:4 und 1:5 
verhält. Im Königl. Herbarium aber war mir eine grössere An- 
zahl von Formen zugänglich, deren Breiten- und Längenverhältnisse 


grösseren Schwankungen unterworfen sind, als die angedeuteten 
Unterschiede zwischen der lebenden und fossilen Pflanze betragen. 


166 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [324] 


Es wurden alle Verhältnisse zwischen 1: 3,4 und 1:10 beobachtet, 
und zwar die niedrigen sowohl als die hohen Verhältnisszahlen 
in gleicher Häufigkeit. Grössere Abweichungen scheinen nicht an 
derselben Pflanze vorzukommen, und es ist möglich, Varietäten mit 
kürzeren, breiten und solche mit längeren, schmalen Blättern zu 
unterscheiden. Kleinere Schwankungen in den Breiten- und Längen- 
dimensionen, z. B. zwischen 1:5 und 1:7, oder zwischen 1:4 
und 1:6, oder zwischen 1:6 und 1:8, kommen jedoch an allen 
Blättern vor. Es geht aus allen diesen Beobachtungen hervor, dass 
nach Analogie der lebenden Pflanzen eine Vereinigung von Fig. 16 
und 17 auf Taf. 21 gerechtfertigt ist und das Breiten- und Längen- 
verhältniss nicht geeignet erscheint, eine scharfe Grenze zwischen 
der lebenden und fossilen Art zu ziehen. Der einzige Unterschied 
zwischen beiden beruht nur auf dem Vorhandensein einer längeren 
Spitze an den fossilen Blättern. 

Die isolirten Theilblätter Taf. 26, Fig. 1, welche sich zwar 
von Taf. 21, Fig. 16 unterscheiden, aber dennoch zu unserer Art 
gehören, da gleiche Formen wiederholt als Theile eines finger- 
förmig zusammengesetzten Blattes beobachtet wurden, besitzen 
einige entsprechende Formen in anderen Florengebieten. Calli- 
coma microphylla Ett. (Bilin III, pag. 5, Taf. 40, Fig. 14 — 22) 
unterscheidet sich dureh das deutliche feine Netzwerk. Die Blätter 
von Callicoma microphylla Lesq. (tert. flor. tab. 43, fig. 2—4) 
haben eine deutlich abgesetzte Basis, sind aber sonst von den seit- 
lichen Theilblättern unserer Art ebenso wenig zu unterscheiden, 
wie das fälschlich zur Gattung Myrsine gebrachte Blatt von 
Myrsine salicoides Heer (for. tert. Helv. III, pag. 17, Taf. 105, 
Fig. 16). 


Cannabis besitzt eine lebende Art, Cannabis sativa L., welche 


in Indien heimisch ist, aber in vielen Gegenden der gemässigten 
und tropischen Zone angebaut wird. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht und Schwarze 
Minna. 


[325] Eisleben. 167 


Urticaceae. 


Boehmeria excelsaefolia nov. spec. 
Taf. 22, Fig. 1—7; Taf. 28, Fig. 12 —13 (2). 


Folia subcoriacea, alterna (2), breviter petiolata, oblongo-lanceo- 
lata, longe acuminata, basi attenuata, obtuse serrata, tripli- 
nervia. Nervi basilares apicem attingentes, margini 
paralleli; nervi secundarü remoti, sub angulis acutis orientes, 
nervis basilaribus conjuncti; nervi tertiarü e secundarüs sub angulo 


subrecto egredientes; nervilli vete lawiusculum formantes. 


Die Blätter dieser interessanten Art bilden den Hauptstock 
der Flora des Segengottesschachtes. Auch an der »Schwarzen 
Minna« müssen sie häufig gewesen sein, da unter den wenigen 
von dort stammenden Blättern die meisten zu dieser Art gehören. 

Unsere Blätter besitzen die Form und den Nervationstypus 
von Urticaceen, vor allem der Gattungen Pouzolzia, Elatostoma 
und Boehmeria, von denen auf Taf. 22 charakteristische Vertreter 
neben einander dargestellt sind. 

1. Pouzolzia nivea, Taf. 22, Fig. B. Die Basilärnerven laufen 
dem Rande parallel und werden erst im oberen Drittel durch die 
Verbindung mit den Secundärnerven gestört. Die unter spitzem 
Winkel abgehenden Seitennerven der unteren beiden Drittel sind 
kurz vor der Vereinigung mit den Basilärnerven rückwärts ge- 
bogen. Saumläufer entsenden kleine Nervenäste in die Zähne. 

2. Elatostoma rupestre Wedd., Fig. C. Die langgezogene 
Basis ist unsymmetrisch. Die beiden Basilärnerven werden schon 
unterhalb der Blattmitte durch die Verbindung mit den Secundär- 
nerven unterbrochen. Das lockere Maschennetz der Tertiärnerven 
gleicht dem der Eislebener Pflanze. Ein von der inneren Achsel 
der Secundärnerven schief nach oben und aussen laufender Zick- 
zacknerv verbindet die auf Haupt- und Secundärnerven senkrecht 
stehenden Tertiärnerven. Soweit die ungestörten Basilärnerven 
reichen, ist das Blatt ganzrandig. Ein Saumläufer zwischen Rand 
und Basilärnerven fehlt. 


168 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [826] 


3. Boehmeria macrophylia Don, Fig. A, erinnert in 
der Gestalt am meisten an die fossilen Blätter. Die Basilär- 
nerven laufen bis ins obere Blattdrittel ohne Unterbrechung. 
Der grösste Theil des Blattes ist mit einem deutlichen Maschen- 
netz von kubischen Zellen ausgefüllt, und erst, wo im oberen 
Drittel die kräftigeren Secundärnerven auftreten, gleicht das 
Maschennetz dem von Hlatostoma rupestre. Die Saumläufer gleichen 
denen der fossilen Art. — Die Blätter von Boehmeria excelsa 
Wedd. (Monogr. der Urticaceen pag. 352), welche mir erst bei 
einer nochmaligen Durchsicht der Urticaceen im Königl. Herbarium 
auffielen, geben den Nervationscharakter der fossilen Blätter am 
besten wieder. Die Secundärnerven treten wie an diesen schon 
weit unterhalb der Mitte des Blattes auf, und demgemäss hat das 
kubische Maschennetz bis auf den untersten Blattheil dem bei 
Elatostoma beschriebenen und auch für die Eislebener Pflanze 
charakteristischen Netzwerk Platz gemacht. 


Von den zahlreichen Blättern unserer Urticacee sind auf Taf. 22 
und Taf. 28, Fig. 12 nur die am meisten von einander abweichenden 
Formen abgebildet. Sie unterscheiden sich durch die gedrungenere 
oder schlankere Gestalt und durch die schnellere oder langsamere 
Zuspitzung der Basis. Die Bruchstücke unserer Art sind leicht 
an den charakteristischen Basilärnerven zu erkennen, die ebenso 
wie die Secundärnerven an den schlechtesten Abdrücken noch scharf 
hervortreten. Die Nerven höherer Ordnung waren nur an wenigen 
Exemplaren deutlich sichtbar. 


Zu der Familie der Urticaceen dürfen mit Sicherheit nur fol- 
gende fossile Blätter gestellt werden: 


1. Die Mac Clintockien von Gelinden (SAPoRTA et MARION, 
Gelinden pag. 55, tab. 9, fig. 1) und von Atanakerdluk (HEER, flor. 
foss. arct. pag. 115, Taf. 15, 16, 47, 48). 

2. Urtica miocenica Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. 
Flora von Steiermark pag. 55, Taf. 2, Fig. 21) mit der Gestalt 
von Urtica baccifera L. und den für diese Art charakteristischen 
Drüsenborsten. 


[327] Eisleben. 169 


Die Familie der Urticaceen umfasst 38 lebende Genera, welche 
bis auf Urtica und Parietaria den Tropen angehören. Von den 
38 Arten der Gattung Boehmeria gehört keine beiden Continenten 
zugleich an. Unter den wenigen, welche bis in die gemässigte 
Zone reichen, sind zwei besonders hervorzuheben, welche von 
Nord nach Süd gestreckte Räume einnehmen, Boehm. eylindrica, 
vom Wendekreis des Krebses bis Canada hinaufsteigend, und 
Boehm. nivea, vom nördlichen China und Japan bis ins tropische 
Asien hinabreichend. — Boehm. macrophylla Don ist auf den 
Khassiabergen heimisch und steigt am Osthimalaya bis zu 1200” 
empor, Boehm. excelsa Wedd. ist auf die Insel Juan Fernandez 
beschränkt. 

Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht und Schwarze 
Minna. 


Laurineae. 


Cinnamomum Scheuchzeri Her. 


Taf. 21, Fig. 15. 
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt pag. 109. 


Das einzige bis jetzt gefundene Blatt dieser Art vom Segen- 
gottesschacht erinnert am meisten an flor. tert. Helv. Taf. 91. 


Proteaceae. 


Dryandra saxoniea nov. spec. 
Taf. 21, Fig. 10a— 16; Taf. 28, Fig. 3—5. 
Dryandra saxonica, diese Abhandl., Dörstewitz Taf. 29, Fig. 16. 


Folia subcoriacea, breviter petiolata, lineari-lanceolata, longe 
acuminata, basi angustata, alternatim pinnatifida. Seg- 
menta subtrapezoidalia vel subtriangularia, acutiuscula, inter se 
conjuncta. Nervus primarius validus; nervi secundarü in utroque 
segmento 3 distinctissimi, angulo aperto orientes, paulum arcuati; 
nervuli sub angulo subrecto egredientes, rete lawiusculum eformantes. 


170 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [328] 


Nächst Boehmeria ewcelsaefolia ist dies die häufigste 
Pflanze der Eislebener Flora. Die lineal-lanzettlichen, sich nach 
oben allmälig verschmälernden Blätter lassen auf eine ehemalige, 
derb lederartige Beschaffenheit schliessen. Die Ränder der Lappen 
sind convex, nur oben nahe der Spitze gewöhnlich concav. Sämmt- 
liche Lappen sind am Grunde mit einander verschmolzen, und 
zwar die unteren und oberen mehr als die mittleren. Von dem 
kräftigen Mittelnerv treten in jeden Lappen 3 nur wenig gebogene 
Secundärnerven ein, deren unterster dem äusseren Rande parallel 
läuft, und zartere Parallelnerven, von denen immer einer zwischen 
2 Segmenten liegend sich gabelt und in jedes Segment einen Gabel- 
ast absendet (Fig. 15 und 16), die übrigen mit noch zarteren, den 
Secundärnerven entspingenden Nervillen ein lockeres Maschennetz 
bilden. Die zahlreichen Bruchstücke lassen. sich auf 2 Typen 
zurückführen: 


1. Typus Taf. 20, Fig. 12 und 10a rechts mit mindestens 
10” breiten Blättern, trapezförmigen Segmenten und nahezu unter 
rechtem Winkel abzweigenden Secundärnerven. 


2. Typus Taf. 20, Fig. 10a links mit durchschnittlich 
7— 3 (selten 4—6 und 9— 10)”” breiten Blättern, dreieckigen, 
nahezu sichelförmigen Segmenten und unter spitzeren Winkeln 
entspringenden Secundärnerven. 


In Taf. 28, Fig. 4 gehört die untere Partie dem ersten, die 
obere dem zweiten Typus an. 


Aehnliche Blattformen besitzen Dryandra Schrankii Stbe. sp. 
und Comptonia acutiloba Stbg. sp. Auf jene passen am besten 
die schmalen, auf diese die über 10”® breiten Blätter unserer Art, 
z. B. Taf. 20, Fig. 12. Ein Vergleich mit Originalstücken der 
beiden genannten Arten von Häring und Bilin ergab folgende 
Unterschiede: 1) Bei Comptonia acutiloba sind die meist 
rhombischen und trapezoidalen Lappen in allen Fällen bis 
zum Mittelnerv getrennt. 2) Die Blätter von Dryandra 
Schrankii sind sehr schmal (gewöhnlich nur 4— 6” breit) 
und oben abgestutzt, die Lappen bis zum Mittelnerv ge- 
trennt. 


[3 29] Eisleben. 171 


Die bisher mit Dryandra Schrankü vereinigten Blätter weichen 
zum Theil beträchtlich von der zuerst durch STERNBERG (Vers. I, 4, 
pag. 22, Taf. 21, Fig. 2) von Häring bekannt gewordenen und 
später von ETTINGSHAUSEN (Häring, pag. 55, Taf. 19, Fig. 1-26) 
eingehend beschriebenen Art ab. Unter ihnen sind Formen, welche 
der Eislebener Pflanze nahe stehen, nämlich: 


l. Dryandra Schrankii Ett., Monte Promina pag. 34, 
Taf. 14, Fig. 5—6, ca. 7”” breite Blätter, deren schlechter Er- 
haltungszustand keinen eingehenderen Vergleich zulässt, 

2. Dryandra macroloba und Brongniarti Web. et Wess. 
(Palaeontogr. IV, pag. 147, Taf. 25, Fig. 11—12), zwei Blattfrag- 
mente, welche recht gut zu unserer Art passen, aber noch ab- 


weichende Ergänzungen zulassen. 


Dryandroides Roginei Wat. (Paris tab. 53, fig. 6—7), 
Dr. Micheloti Wat. (ibid. fig. S— 12) und Dr. irregularis Wat. 
(ibid. fig. 13) gehören zu Dryandra, und zwar schliesst sich die erste 
eng an Dryandra Schrankü, die beiden letzten (nur eine Art bil- 
dend) an unsere Pflanze an. Zeichnung wie Beschreibung liefern 
leider keine sicheren Anhaltspunkte zu einem eingehenderen Ver- 
gleiche. 

Da die lebenden Comptonien in der Gestalt mit gewissen 
Dryandren nahezu übereinstimmen, ist es von jeher unmöglich 
gewesen, für alle hierher gehörigen fossilen Blätter die passende 
Familie zu finden. Die Wahl wird dadurch noch erschwert, dass 
noch niemals Fructificationsorgane in directem Zusammenhange 
mit den Blättern beobachtet worden sind. Die Unterschiede in 
der Textur und Nervatur der lebenden Blätter lassen sich nicht 
immer auf die fossilen Blattreste anwenden. Da die Blätter von 
Comptonia asplenifolia Banks gewöhnlich lang zugespitzt sind 
und diejenigen von Dryandra plötzlich wie abgebrochen endigen, 
würden unsere Blätter am besten mit ersteren zu vereinigen sein. 
Die Aehnlichkeit der Gestalt wiegt aber bei Weitem nicht die 
übrigen Unterschiede auf. Die Lappen der Öomptonienblätter sind 
abgerundet und häutig, so dass ihr Rand beim Welken leicht um- 
rollt. Zwischen den hin- und hergebogenen Secundärnerven liegt 


172 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [330] 


ein unregelmässiges Maschennetz ohne deutlich hervortretende 
Tertiärnerven. Ganz anders bei Dryandra. Die steifen Seiten- 
lappen haben einen scharfen Zuschnitt, die kräftigen Secundär- 
nerven sind gerade oder nur wenig gebogen. Ihnen laufen Nerven 
parallel, welche sich mit den die Secundärnerven verbindenden 
Tertiärnerven zu einem grobmaschigen Netzwerk vereinigen. In 
der Nervatur und der Gestalt der Lappen, also in den wichtigsten 
Elementen, stimmen unsere Blätter genau mit denjenigen von 
Dryandra überein, sie weichen nur ab durch die langsame Zu- 
spitzung. Aber auch hierin passen sie nicht ganz auf Comptonien- 
blätter, da letztere immer mit einem grossen und langen Blattzipfel 
endigen. Wir müssen sonach unsere Art für den Vertreter eines 
ausgestorbenen Dryandra-Typus halten, welcher sich von allen 
lebenden Arten dieser Gattung durch die allmälıg zugespitzten 
Blätter unterscheidet. Dass die langsame Zuspitzung der fossilen 
Blätter mit Unrecht oft als ein unterscheidendes Merkmal den 
lebenden Proteaceen gegenüber geltend gemacht wird, beweist hin- 
reichend das Beispiel einer der Art nach nicht bestimmten Banksia 
des Königl. Herbariums, deren dem Blüthenstande zunächstsitzende 
Blätter hinsichtlich der Gestalt von den fossilen Blättern einiger 
Banksien sowie von Myrica acuminata ete. sich nicht unterscheiden 


. 


lassen. 


Die 47 lebenden Dryandra-Arten sind auf das ausser- 
tropische Westaustralien beschränkt. 


Verbreitung unserer Art: Segengottesschacht, Dörstewitz. 


Verwandte fossile Arten: 


1. Dryandra macroloba und) Web. et Wess.: Ober-Oligocän 


> Brongniarti (Orsberg). 
2. Dryandra Micheloti und| Wat. sp.: Mittel-Eocän (Arcueil) 
» irregularis | und Unter-Eoein ( Belleu). 


3. Comptonia dryandroides Ung. (von ETTINGSHAUSEN [Beitr. 
zur Kenntn. der foss. Flora von 
Sotzka pag. 477] mit Recht zu 
Dryandra gezogen): Ober-Oligo- 
cän (Sotzka). 


[331] Eisleben. 173 


4. Dryandra Schrankii Stbg. sp.: durch das ganze Oligocän 
verbreitet, sehr häufig bei Häring. 

5. Dryandra Schrankii Ett.: Unter - Oligocän (Monte Pro- 
mina). 


Banksia longifolia UNGER sp. 
Taf. 21, Fig. 13. 


Myrica longifolia Uxger, Gen. et spec. pl. foss. pag. 396 (1850). 


» » » Sotzka, pag. 29, Taf. 6, Fig. 2; Taf. 7, Fig. 1 (1850). 
Banksia » Errinesnausen, Proteac. der Vorwelt, Wien, Sitzungsber. der 
Akad. pag. 730, Taf. 31, Fig. 19 (1851). 
» » Errinssuausen, Monte Promina pag. 17, Taf. 7, Fig. 12 —14; 
Taf. S (1854). 
» » Errinssuausen, Häring pag. 53, Taf. 15, Fig. 11— 26 (1855). 
» » Weer et Wesser, Palaeontogr. IV, pag. 146, Taf. 25, Fig. 10a, b 
(1856). 
» » Heer, flor. tert. Helv. II, pag. 99, Taf. 99, Fig. 1—3 (1856). 
» » Errinasuausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka 
pag. 475 (1858). 
» » Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12 (1859). 
» » » Pal. du terr. tert. du Piem. pag. 53, tab. 28, fig. 4 
(1865). & 
» » Errinesuausen, Bilin II, pag. 203, Taf. 35, Fig. 11—12 (1568). 
» » » Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Steierm. 
pag. 66, Taf. 3, Fig. 18 (1869). 
Myrica » ScHineer, traite de pal. veg. II, pag. 539 (1870 —72). 
Banksia  » Erriesuausen, Sagor I, pag. 197 (1872). 


Myrica Ophir Uxeex, Sotzka pag. 30, Taf. 6, Fig. 12 — 16 (1850). 


Folia coriacea, linearia, perangusta, in petiolum angustata, 
apice subito attenuata, margine remote dentata; nervus medius 
sat validus, nervi secundarii tenwissimi, sub angulo recto 


-orientes, veti tenwissimo interposito conjuncti. 


ETTINGSHAUSEN zieht zu unserer Art einen Flügelsamen von 
Leoben (Beitr. zur Tertiärflora Steiermarks Taf. 3, Fig. 18), den 
er mit den Blättern von Banksia longifolia zusammen beobachtete. 
— In der »Kreideflora von Niederschoena« pag. 256 erwähnt 
ETTINGSHAUSEN ein kleines, schmal-lineales, am Rande entfernt 
gezahntes Blatt, welches er mit Banksia longifolia vollständig 
übereinstimmend findet und daher geneigt ist, zu dieser Art zu 


174 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [332] 


stellen. Eine nah verwandte Art ist Banksia prototypos Eitt. 
(foss. Prot. pag. 822, Taf. 58, Fig. 2— 3), ebenfalls aus der jüngeren 
Kreide von Niederschoena. 

SCHIMPER suchte unsere Art wie die verwandten Formen bei 
Myrica unterzubringen, indem er die weniger lederartige Be- 
schaffenheit der Blätter, die allmälige Zuspitzung und. den zarteren 
Mittelnerv als charakteristische Merkmale hervorhob. Die Beob- 
achtungen von EEER und ETTINGSHAUSEN bewiesen das Gegentheil. 
HEER sagt (flor. tert. Helv. II, pag. 99): »Die Blätter sind steif 
lederartig, die Mittelrippe ist stark und reicht bis zur Blattspitze, 
welche ziemlich plötzlich abgebrochen ist«. ETTINGSHAUSEN nennt 
es (Häring pag. 53) einen »Verstoss gegen die Gesetze der Ana- 
logie, welche allein uns hier den Weg der Forschung vorweisen, 
wenn wir unsere Fossilien irgend einem anderen Geschlechte ein- 
reihen wollten. Es giebt bei Myrica keine einzige Species, welche 
sich mit den fossilen Blättern auch nur annäherungsweise ver- 
gleichen liesse; es giebt keine Blattforn in der lebenden Welt, die 
so grosse Uebereinstimmung darbietet wie Banksia spinulosa Sm. 
Die Zuspitzung der Blätter ist der einzige Unterschied uud das, 
was zu Myrica geführt hate. Auch unser Blatt entspricht ganz 
den Hrer’schen Beobachtungen. 

Die 46 lebenden Arten von Banksia bewohnen im der 
Mehrzahl das aussertropische Westaustralien. Von den im Osten 
vorkommenden Arten dringen nur drei in die Tropen vor, nämlich: 


Banksia integrifolia L. (Victoria bis Queensland), 


» dentata L. (Queensland und Nordaustralien), 
» collina R. Br., der Banksia spinulosa ähnlich, aber 


mit breiteren Blättern (Neu- Süd- Wales und 
Queensland). 


Die nächst verwandte Form der Jetztwelt, Banksia spinu- 
losa Sm. (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 45, Fig. 14 — 16), ist 
ein zu geselligem Wachsthum neigender Strauch auf trockenen, 
sonnigen Hügeln in Neu-Süd- Wales. Ihr Hauptverbreitungs- 
gebiet ist die Umgebung von Port Jackson, wo sie mit 43 Arten 


von Proteaceen vergesellschaftet ist. 


[333] Eisleben. 175 


Verbreitung unserer Art: 


Mittel-Miocän: Fohnsdorf, Leoben; Turin. 

Unter-Miocän: Polirschiefer von Kutschlin, Sagor, Trifail, 
Tüffer; Lausanne. 

Ober-Oligocän: ÖOrsberg, Rott; Sotzka; Ralligen. 

Unter-Oligocän: Schwarze Minna; Häring, Monte Promina. 


Stenocarpus salignoides n. sp. 
Taf. 21, Fig. 1—3. 


Folia coriacea, breviter petiolata, elliptica, basi et apice 
acuminata, integerrima, tri-vel quinquenervia. Nervi basi- 
lares acrodromi, apicem attingentes; nervi secundarü sub angulis 
30 — 40° orientes, paralleli, basılarıbus conjuneti, nervi tertiarii an- 
gulis acutis egredientes. 


Die 3 abgebildeten Blätter, welche bis auf die Grösse mit 
einander übereinstimmen, müssen zu einer Species vereinigt werden. 
Zu den allen drei Blättern gemeinsamen Basilärnerven treten in 
dem grösseren noch 2 äussere hinzu, welche, ebenso deutlich wie 
die beiden inneren, nicht als blosse Saumläufer gedeutet werden 
können. Die Secundärnerven sind in der Nähe der Basilärnerven 
zurückgebogen, und die unter gleichem Winkel vom Hauptnerv 
ausgehenden Tertiärnerven erscheinen geknickt. 

Unter den zahlreichen verwandten Typen der heutigen Pflanzen- 
welt steht der von Stenocarpus salignus R. Br. (ETTINGSHAUSEN, 
Apetalen Taf. 38, Fig. 17— 19) mit welligen Blättern wie Fig. 1 
unserer Art am nächsten. Die Blätter von Paris quadrifolia L., 
Lilium Martagon L., Lathyrus latifolius L. und Orobus mit ähn- 
licher Anordnung der Nerven sind dünnhäutig. Bei Clematis 
zweigen die Nerven höherer Ordnung rechtwinklig vom Haupt- 
nerv ab. Nur die Theilblätter von Clematis integrifolia L. 
stimmen hinsichtlich der Nervatur und der lederartigen Beschaffen- 
heit mit unseren Blättern überein, sind aber so fest mit einander 
verbunden, dass sie im fossilen Zustande niemals isolirt auftreten 
würden. Sie machen das frühere Vorhandensein von Arten mit 
gleichen einfachen Blättern wahrscheinlich. Ist es hiernach auch 


176 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [334] 


noch nicht sicher, welcher Gattung, (Clematis oder Stenocarpus, 
unsere Blätter angehören, so spricht doch das Zusammenvor- 
kommen derselben mit unzweifelhaften Proteaceenblattresten für 
Stenocarpus. — Bei den Aralienblättern mit gleichem Ner- 
vationscharakter, z. B. Oreopanax (Hedera) capitatum Dne. et Pl. 
und Hedera helix, ist der Blattgrund vom Blattstiel scharf abgesetzt. 


Die nächst verwandten fossilen Arten sind: 

1. Hakea G@ermari Eitt. (foss. Prot. pag. 822, Taf. 58, Fig. 3) 

mit schmaleren Blättern. 

2. Hakea plurinervia Ett. (Häring pag. 52, Taf. 15, 

Fig. 1 —4). 

Von den 14 lebenden Arten von Stenocarpus kommen 3 
in Neu-Holland und 11 auf Neu-Caledonien vor. Die Neuhollän- 
dischen, niedrige Bäume bildenden Arten sind: 

Stenocarpus salignus R. Br.: ) Neu-Süd- Wales und Queens- 
» sinuatus Endl: land. 
» Cunninghami R. Br.: Nordaustralien. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Verwandte Arten: 
l. Hakea Germari Ett.: Unter-Oligocän (Bornstedt). 
2% » plurinervia Ett: Unter-Oligocän (Häring). 


Persoonia parvifolia nov. spec. 
Taf. 21, Fig. 14 und 14a 


Folia coriacea, oblonga, subeuneata, integerrima, sessilia. 
Nervi basilares acrodromi, 6—T, paulum divergentes, inte- 


riores apicem attingentes ; nervi secundanü angulis acutissimis orientes. 


Aehnliche Blatttypen finden wir bei Melaleuca, den Lorantha- 
ceen und einer grösseren Anzahl von Proteaceen, namentlich bei 
Leucodendron, Persoonia, Isopogon, Protea, Grevillea und Hahea. 
Durch die glatte Oberfläche unterscheidet sich unser Blatt von 
allen Loranthaceen, durch die breite Basis von Melaleuca vüridis 
Gärtn., durch die 6—7 fast gleich starken, spitzläufigen Basilär- 
nerven von den meisten Proteaceen. Nur Leucodendron und Per- 


[335] Eisleben. 177 


soonia besitzen Arten mit mehreren Paaren von Basilärnerven, 
welche bei ersteren sich nach kurzem Verlaufe verlieren, bei letz- 
teren die nagelförmig verdickte Spitze erreichen. Die Gattung Per- 
soonia besitzt sonach die meisten Beziehungen zu dem Eislebener 
Blatte. Persoonia quwinquenervis Hook., die nächst verwandte 
Art, hat jederseits 3 die Spitze erreichende Basilärnerven. An 
unserem Blatte endigen dagegen die äusseren Paare schon weit 
unterhalb der Spitze. Ob die für alle lebenden Persoonien charakte- 
ristische nagelartig verdickte, hervorragende Spitze an dem fossilen 
Blatte gefehlt hat, lässt sich nicht entscheiden, da der oberste 
Theil desselben nicht erhalten ist. 

Trotz der zahlreichen bis jetzt bekannten fossilen Proteaceen 
ist der vorliegende Typus für die Tertiärflora neu. — Acacia 
septentrionalis Lesq. (Tert. flor. tab. 59, fig. 9) mit zugespitzter 
Basis und ohne deutliche Basilärnerven hat nur eine oberflächliche 
Aehnlichkeit. 

Die Gattung Persoonia umfasst 60 Arten, von denen nur 
eine auf Neu-Seeland, alle anderen, darunter auch Pers. quwinque- 
nervis Hook., in Neu-Holland vorkommen. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (nur 1 Exem- 
plar). 
Conf. Lomatia sp. 
Taf. 21, Fig. 9 und 11. 
Die beiden abgebildeten Bruchstücke von lederartigen Blättern 


lassen sich nicht bestimmen. Sie erinnern am meisten an die 
Blätter von Lomatia longifolia R. Br. 


Vorkommen: Segengottesschacht. 


Proteophyllum bipinnatum nov. spec. 
Taf. 28, Fig. 1— 2. 


Folia interrupto-bipinnata; pinnae lineares, sessiles; pin- 
nulae subfalcatae, uni-bi-rare tridentatae, basi connatae, 
nervis singulis, curvatis, in dentem superiorem currentibus, nervum 
breviorem in dentem injeriorem emittentibus. 


12 


178 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [336] 


Die abgebildeten Blattreste sind bis auf ein winziges Bruch- 
stück die einzigen mir bekannten Reste dieser Art. Fig. 1 stellt 
ein doppelt gefiedertes Blatt dar. Die Fiedern erster Ordnung 
sind lineal und bis auf den Hauptnerv in Fiederläppchen ge- 
theilt, welche an Drryandra erinnern, sich aber durch das Vor- 
handensein von 2, seltener 3 Zähnen und eines einzigen, nach dem 
oberen Zahne laufenden Secundärnerven unterscheiden. Von letz- 
terem zweigt ein kurzer Ast nach dem unteren Zahne ab. Zwischen 
den linealen Fiedern erster Ordnung breiten sich zu beiden Seiten 
der Hauptspindel Blätter von der Form der Fiederläppchen aus, 
welche nach unten an Grösse abnehmen. 

Unsere Blätter erinnern zunächst an Farnwedel. Unter den 
lebenden Farnen besitzt die meisten Analogieen der durch das 
Vorhandensein zahlreicher Spindelblätter ausgezeichnete Aspidien- 
typus Polystichum, vor allem Asp. lobatum, vestitum und acu- 
leatum var. squarrosum Don. Die schmal-lanzettlichen und lang 
zugespitzten Spindelblätter liegen aber bei allen Aspidien auf der 
Unterseite der Spindel, so dass sie vom Wedel fast ganz verdeckt 
werden. Weit bessere Analogieen in der Anordnung der Spindel- 
blätter besitzen dagegen Farne der Steinkohlenformation und des 
Rothliegenden, besonders Odontopteris obtusa. Da aber in den 
mittleren Formationen jeder Zusammenhang zwischen ihnen und 
unserem Wedel fehlt und auch in der Jetztwelt Farne mit gleicher 
Anordnung der Spindelblätter fehlen, müssen wir den Vergleich 
mit Farnen überhaupt fallen lassen. 

Unter den Proteaceen, auf welche die Bildung der Fiedern 
erster Ordnung hinweist, besitzen gewisse Arten von @revillea 
nahe Beziehungen, nämlich @rev. bipinnatifida R. Br. und 
Grev. acanthifolia Sieb. (mebst verwandten Formen). . Die 
Fiedern erster Ordnung sind bei diesen kürzer als an der fossilen 
Pflanze, diejenigen zweiter Ordnung am Grunde mit einander ver- 
wachsen und endigen entweder in einem oder in 3, seltener in 
2 spitzen Zähnen. Jedes Fiederchen besitzt einen einzigen deut- 
lichen, in den mittleren Zahn laufenden Nerv, von welchem, wie 
bei unserer Pflanze, je ein Ast zu den übrigen Zähnen abzweigt. 


Die Spindelblätter fehlen bei allen mir bekannten lebenden Arten; 


[337] Eisleben. 179 


statt derselben läuft zu beiden Seiten der Spindel ein breiter 
Flügel von einer Fieder zur anderen. Bis auf dieses Merkmal 
stimmt die fossile Pflanze mit den genannten Grevillea- Arten 
überein. Es sind mir keine anderen Pflanzen bekannt geworden, 
deren Blätter sich mit den unsrigen nur annähernd so gut ver- 
gleichen liessen wie die von Grevillea.. Wir müssen uns daher 
vorläufig mit der Annahme eines tertiären Proteaceentypus be- 
gnügen, welcher sich an gewisse Arten von Grevillea anschliesst, 
sich aber von diesen durch die isolirten Spindelblätter unterscheidet. 

HAUER bildet in seiner »Geologie der Oesterr.- Ungar. Mon- 
archie pag. 495, Fig. 474 — 76 unter der Bezeichnung von (ompto- 
nites antiquus Nils. drei von STUR in den oberen Kreideschichten 
(Senon) von Deva in Siebenbürgen gefundene Blattreste ab, welche 
hinsichtlich der Art der Befiederung und der Anordnung der 
Spindelblätter mit unserer Pflanze übereinstimmen. Die Spindel- 
blätter, den Fiederblättchen an Gestalt eleich, werden nach unten 
kleiner; die Nervatur der Fiedern erinnert am meisten an unsere 
Dryandra. Die Originalabbilduugen von NıLson waren mir leider 
unzugänglich. 

Die 160 lebenden Arten von @Grevillea sind neuhollän- 
disch, nur 7 kommen auch auf Neu-Caledonien vor. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Oleaceae. 


Fraxinus saxonica nov. sp. 


Taf. 24, Fig. 1—3; Taf. 25, Fig. 11. 


Folia pinnata (?), Foliola breviter petiolata, membranacea, ov.ato- 
lanceolata, upice sensim acuminata, margine serrato-denticulata. 
Nervi secundarü numerosi, curvati, angulis 40 — 50° orientes, campto- 
dromo-craspedodromi, inferiores margini paralleli, nervi 
tertiarü transversi. 

Die vier abgebildeten Blätter weichen nur durch die grössere 


oder geringere Breite von einander ab. Die unteren Secundär- 


13* 


180 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [338] 


nerven laufen von ihrem Ursprunge an dem Rande parallel und 
treten, nachdem sie, dicht am Rande aufsteigend, durch kurze 
Nervenäste unter einander verbunden worden sind, wie die übrigen, 
in je einen Zahn ein. 

Aehnliche Blätter sind häufig schon andernorts beobachtet 
worden und haben zu einer grösseren Anzahl von Artbestimmungen 
Anlass gegeben. Von allen bis auf Frazinus macroptera Btt. 
und inaegwalis Heer unterscheiden sich unsere Blätter durch die 
dem Rande parallelen unteren Secundärnerven, von allen bis auf 
Fr.macroptera Ett. und lonchoptera Ett. ausserdem noch durch 
die Lage der grössten Breite unterhalb der Mitte. Fr. macrop- 
tera Ett. (Bilin II, pag. 213, Taf. 36, Fig. 9 — 10) ist für einen 
eingehenderen Vergleich nicht hinreichend erhalten. 

Für die Mehrzahl der tertiären Fraxinus- Arten, von denen 
einige, wie Fr. juglandina Sap (It. III, 3, Ann. d. sc. nat. 
5. ser., VIIL, pag. 89, tab. 7, fig. 6; tab. 9, fig. 13 —16) und lon- 
choptera Ett. (Bilin II, pag. 213, Taf. 36, Fig. 11, 12, 22), zu- 
sammengezogen werden dürften, andere, wie Fr. rhoefolia Web. 
(Palaeontogr. II, pag. 186, Taf. 20, Fig. 16) und ewcelsifolia 
Web. (Palaeontogr. IV, pag. 150, Taf. 27, Fig. 3), zweifelhaft 


sind, werden nordamerikanische Eschen als lebende Analoga an- 


genommen. Dagegen scheint sich unsere Art enger an Frawinus 
Ornus L. und excelsior L. anzuschliessen. 

Auffallend ähnliche Blätter, welche von den unsrigen nur 
wenig abweichen, besitzt Betula aequwalis Lesq. (Foss. flor. of 
the Sierra Nevada pag. 2, tab. 1, fig. 2—4) von Chalk Blufts 
(Nevada County, Californien). — Die Vergleichung der genannten 
fossilen Arten wird erst unter Benutzung von Früchten sichere 
Resultate liefern. 

Verbreitung der Gattung Fraxinus: ca. 30 Arten, in 
der nördlichen subtropischen und nördlichen gemässigten Zone der 
alten und neuen Welt. 1 

Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 

Verwandte fossile Arten: 

l. Fraxinus juglandina Sap.: Ober-Oligocän (Manosque). 
> inaegualis Sap.: Ober-Oligocän (Monod). 


N 


[339] Eisleben. 181 


Verbenaceae. 


Glerodendron latifolium nov. spec. 


Taf. 23, Fig. 4 und Taf. 28, Fig. 14. 


Folia ovata, basi apiceque breviter attenuata, grosse-dentata. 
Nervi secundarii tenues, angulis 40 — 45°, inferiores (quasi 
basilares) angulo acutiore orientes, paralleli, camptodromi; 


nervuli rete lawiusculum ejiormantes. 


Unsere Pflanze scheint in einigen Ülerodendron-Arten die 
besten lebenden Analoga zu besitzen. Bei einer von Singapore 
stammenden, nicht benannten Olerodendron- Art im Königl. Her- 
barıum (Fig. 4a) entspringen die unteren Secundärnerven dem 
Hauptnerv oberhalb des Blattgrundes. Wie an den fossilen Blät- 
tern, konnte innerhalb des grobmaschigen Netzwerkes ein feineres 
Maschennetz entdeckt werden. Das Blatt von Ulerod. Bungei 
Steud. in Reuss, Pflanzenblätter im Naturdruck Taf. 14, Fig. 2, 
hat mit unserer Taf. 23, Fig. 4 das Aufsteigen der unteren Secundär- 
nerven aus dem Blattgrunde gemein. 

Die Gattung COlerodendron umfasst gegen 70 Arten. Die 
meisten derselben sind in den wärmeren Regionen der alten Welt 
weit verbreitet; wenige Arten gehören Amerika (besonders W est- 


indien und Columbia) an. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Glerodendron serratifolium nov. spec. 
Taf. 23, Fig. 1—3. 


Folia magna, rigida, elliptiea, basi apiceque acuminata, 
grosse-dentata. Nervus primarius validus, nervi secundarü tenues, 
curvati, parallel, camptodromi, angulis 50 — 60° orientes, tertiarüi 
obliqui, numerosi; nervili rete polygonum formantes. 

Dem gleichen Typus gehören die Blätter gewisser Arten von 


Maesa, Symplocos und Ulerodendron an. Die vergleichbaren Blätter 
von Maesa (z. B. Maesa indica) haben eine vom Blattstiel deutlich 


182 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [340] 


abgesetzte Basis und entfernt stehende, geknickte Tertiärnerven. 
Das Fig. 1b abgebildete Blatt einer nicht benannten Symplocos- 
Art des Königl. Herbariums (Brasilien, Rio de Janeiro 1814 — 15. 
Sello leg.) passt gut auf unsere Blätter, aber die Secundärnerven 
entsenden ebenso wie an allen anderen Blättern derselben Art 
immer nur einen Ast in die Zähne. Am meisten entspricht den 
Eislebener Blättern Clerodendron serratum Spreng. (Sillet, 
Nepal, Assam, Neilgherries, Java) Fig. la, welches im Habitus 
und allen Einzelheiten mit ihnen übereinstimmt. 

Das schlecht erhaltene Blatt von Artocarpidium olmediae- 
Folium Heer (flor. tert. Helv. Taf. 84, Fig. 8) scheint demselben 
Typus anzugehören. 

Die einzige bis jetzt bekannte fossile Ulerodendron-Art, dem 
Oler. viscosum Vent. (OÖstindien) verwandt, stammt aus Alumbay 
(ETTINGSHAUSEN, Rep. on phyto-palaeontogr. investigations of the 
foss. flor. of Alumbay). 

Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Styraceae. 


Symplocos Bureauana SAPORTA. 
- Taf. 28, Fig. 10. 


Sarorra, Sezanne pag. 374, tab. 15, fig. L—7 (1S6S). 
Schinrer, traite de pal. veg. II, pag. 959, tab. 94, fig. 36 —38 (1570 — 72). 


Flores gamopetali, parvi; petala 5 ovata vel ovato-lanceolata, 
ima basi connata. Stamina cireiter 15 imae basi corollae, adfıza, 
in phalanges 5 coalita; filamenta corolla paulo breviora, an- 
therae biloculares, ovatae, basi emarginato-cordatae, apice rotun- 


datae. 


Die kleinen, oft schwer erkennbaren Blüthen dieser Art 
wurden. häufig beobachtet. Gewöhnlich war nur die Blumenkrone 
erhalten, und nur in einem Falle konnten auch die Staubgefässe 
(Fi 


dass sich der Grad der Verwachsung der einzelnen Blätter nicht 


g. 10) deutlich erkannt werden. Die Blumenkrone ist so zart, 


gut feststellen lässt. Doch lassen einige Blüthen eine Trennung 


[341] Eisleben. 183 


der Blätter bis fast auf den Grund ebenso wie an den Blüthen 
von Sezanne recht deutlich erkennen. Unsere Figuren 10 und 10a 
(Vergrösserung) lassen die Anordnung der Staubgefässe zu Bündeln 
von je 3 Staubgefässen ausser Zweifel. Darin und hinsichtlich 
der Gestalt der Staubbeutel und der Länge der Staubfäden stimmt 
unsere Blüthe mit denen von Sezanne mit wenig schmaleren Blumen- 
kronlappen gut überein. 

SAPORTA hat zum Vergleiche mit unserer Art (l.c. pag. 378) 
die Blüthen einiger zur Section Hopea gehörenden Arten, nämlich 
Symplocos japonica De C., pyrifolia Wall., leptostachya A. Gray, 
abgebildet. Von diesen entsprechen die der letztgenannten Art 
mit 15 in 5 Bündeln angeordneten Staubgefässen am meisten den 
fossilen Blüthen. 


Die Arten vom Typus Hopea gehören bis auf eine (Sym- 
‚plocos tinctoria Lher. von Georgien bis Virginien) dem tropischen 
und östlichen Asien bis Japan an. 


Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Eisleben (Segengottesschacht). 
Unter-Eocän: Sezanne. 


Symplocos subspicata nov. spec. 


Taf.. 21, Fig. 4, 5, 21, 21a und b. 


Flores gamopetali, petala 5 ovata, ima basi connata; stamina 
ca. 15 —25(?) imae basi corollae uniserialiter adfiza; fila- 
menta filiformia, basi dilatata etinter se connata; antherae 
ovordeae globosae. HJolia subcoriacea, elongata, basi sensim 
angustata, margine inaequaliter spinoso - dentata. Nervi secundariüi 
angulis acutis egredientes, camptodromi, tertiarü transversi vel secun- 


darüs paralleli. 


Die Blüthe Fig. 21 ist nicht correct dargestellt. Die Staub- 
fäden verbreitern sich nach unten und berühren sich am Grunde 
oder sind vielleicht mit einander verwachsen. An einer nicht 
abgebildeten Blüthe war die Verwachsung der zahlreichen 
Staubgefässe am Grunde deutlich zu sehen. An dem Gegenstück 


184 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [342] 


des Originales zu Fig. 21 lässt sich die Trennung der Blumen- 
kronblätter bis fast auf den Grund verfolgen. Fig. 21b leidet 
daher an zwei Ungenauigkeiten. 

Gamopetale Blüthen mit 5 Blumenkronblättern und zahl- 
reichen Staubgefässen, deren Antheren klein und kuglig sind, 
finden wir nur bei der Gattung Symplocos. Von den Sec- 
tionen Alstonia, Ciporima, Barberina, Hopea und Palura bei 
DE CAnDOLLE (Prodr. system. nat. P. VIIL, pag. 246 ff.) sind hier 
die beiden ersten Sectionen ausgeschlossen. Auch Barberina kann 
nicht in Betracht kommen, weil die 15— 21 Staubgefässe der hier- 
her gehörenden Arten länger als die Blumenkrone und am Grunde 
nicht mit einander verbunden sind. Bei Hopea sind die faden- 
förmigen Staubfäden am Grunde mit einander verwachsen oder zu 
5 Büscheln vereinigt (Symplocos tinctoria, Japonica etc.). Die Sec- 
tion Palura mit 5 Staubgefässbündeln unterscheidet sich von 
Barberina nur durch den zusammengesetzten Blüthenstand. Ihr 
gehören nur 2 Arten, und zwar asiatische, an, nämlich Symplocos 
crataegioides und sinica. — Die fossile Blüthe gehört zu Hopea, 
da die Staubfäden am Grunde mit einander verwachsen sind (nicht 
zu 5 Büscheln wie bei Palura). 

Symplocos Bureauana Sap., gleichfalls zur Section Hopea 
gehörend, unterscheidet sich durch die geringe Grösse der Blüthen 
und die geringere (15) Anzahl der in 5 Bündeln angeordneten 
Staubgefässe. 

Das Vorkommen echter Symplocos-Blüthen in dem Thone des 
Segengottesschachtes wies auf das Auftreten von Blättern hin, 
welche am besten denjenigen von Hopea-Arten entsprechen mussten. 
Ein Vergleich der Blätter dieser lebenden Abtheilung im Königl. 
Herbarium lehrte nun in der That die nahe Ueberemstimmung 
namentlich der Blätter von Symplocos spicata Roxb. mit un- 
seren auf Taf. 21, Fig. 4 und 5 abgebildeten Blattresten. Die 
Zusammengehörigkeit der letzteren mit der Blüthe Fig. 21 erscheint 
daher im höchsten Grade wahrscheinlich. 

Taf. 21, Fig. 4 hat die Gestalt, Bezahnung und die herab- 
jaufende Basis von Zlex parschlugiana Ung. (Chlor. prot. Taf. 50, 
Fig. 8). In der Unger’schen Abbildung ist die Nervatur sehr un- 


[343] Eisleben. 185 


deutlich. Das Blatt derselben Art bei ErTinGSuausen (Häring) 
weicht von unseren Blättern hinsichtlich der Gestalt ab. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Verwandte fossile Art: 
Symplocos Bureauana Sap.: Unter - Oligocän (Segengottes- 
schacht), Unter-Eocän (Sezanne). 


Symplocos sp. 
Taf. 21, Fig. 19 — 20. 


Blätter von ähnlicher Gestalt und Nervatur besitzen sowohl 
amerikanische als asiatische Arten von Symplocos (Fig. 19a Sym- 
plocos spec. aus Südamerika). Auch bei der ostindischen Sympl. 
spicata Roxb. kommen neben schlankeren Blättern kürzere mit 
schnell sich verschmälernder Basis vor. Ob aus demselben Grunde 
unsere beiden Blätter zu der vorigen Art (Fig. 4 und 5) zu ziehen 
sind, ist erst nach Auffindung von Zwischenformen zu ent- 


scheiden. 


Vorkommen: Segengottesschacht (selten). 


Styrax Fritschii nov. spec. 
Taf. 21, Fig. 18. 


Flores gamopetali; corollae petala 5, ima basi connata, 
obovata; stamina numerosi, basi corollae 1 -seriatim affıwa, Jua- 


menta filiformia, antherarum loculi lineares. 


Die nur in einem Exemplar bekannte Blüthe muss als gamo- 
petal angesehen werden. Die ca. 40 am Grunde der Blumenkrone 
befestigten Staubgefässe haben dünne Fäden und schmale, lang- 
gestreckte Antherenhälften, welche oben ein wenig auseinander- 
gebogen sind. ; 

Dieser Bau der Blüthe weist unsere Art, welche meinem 
früheren Lehrer, Herrn Professor v. Fritsch gewidmet sei, den 
Styraceen zu. Die Blütben von Symplocos haben meist zahl- 


reiche Staubgefässe mit kugeligen Antberen, diejenigen von Styraw 


186 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [344] 


dagegen höchstens 10 Staubgefässe mit linealen, langgestreckten 
Antheren. Unsere Art steht also in der Mitte zwischen beiden 
genannten Gattungen. Da die Zahl der Staubgefässe weniger von 
Belang ist als die Gestalt der Antheren, muss die. fossile Art in 
die nächste Nähe von Styraxw gestellt oder gar als Vertreter einer 
ausgestorbenen Section dieser Gattung selbst angesehen werden. 


Verbreitung von Styraw: Tropen und wärmere gemässigte 
Zonen der alten und neuen Welt. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Araliaceae. 


Panax longifolium nov. spec. 
Taf. 24, Fig. 4—6. 


Folia coriacea, digitata (?), 3 vel 5 foliolata (2); Foliola 
sessilia, linearia vel elongato-lanceolata, longe acuminata, basti 
sensim amgustata, remote et grosse serrato-dentata. Nervus pri- 
marius latissimus, nervi secundarii numerosi, tenues, subrecti, 
paralleli, brochidodromi; nervuli inconspiewi. 


Die häufig vorkommenden Bruchstücke dieser interessanten 
Pflanze waren immer wieder zu erkennen an den grossen, dorn- 
‚artigen Zähnen, den geraden Secundärnerven und den diese ver- 
bindenden, dem Rande parallel laufenden Schlingen. Ein Ver- 
gleich mit Fig. 4a zeigt die nahe Verwandtschaft mit dem auf 
Neu - Seeland heimischen Panax arboreum Forst. Alle Merk- 
male der fossilen Blätter, die Bezahnung, die bis zur Ansatzstelle 
des Blattes herablaufende Basis, den sehr breiten Mittelnerv‘,, die 
dick-lederartige Beschaffenheit und den für nur wenige Pflanzen 
eigenthümlichen Nervationstypus finden wir auch bei der lebenden 
Pflanze in einer Weise ausgeprägt, dass keine bessere Analogie 
denkbar ist. 

Die Blätter einheimischer Pflanzen mit ähnlicher Nervatur, 
z. B. Cochlearia, Solidago, Kpiobium und Mentha, sind dünn- 
häutig und besitzen ein deutliches, feines Maschennetz, welches 


[34 5] Eisleben. 187 


den fossilen Blättern und denen von Panax arboreum fehlt. In 
gleicher Weise unterscheiden sich auch die Blätter von strauch- 
artigen Compositen der südlichen Hemisphäre, wie Hurybia argyro- 
phylla Cass. und Conyza glutinosa L. 

Das Vorhandensein echter Aralien aus der Gruppe von Panaz 
im Tertiär ist von SAPORTA sicher nachgewiesen durch die Ent- 
deckung von Früchten, welche nach SArorTA am besten mit den 
Früchten von Panax arboreum zu vergleichen sind. Sie gehören zu 
Aralia discoidea Sap., Et. H, 3, tab. 9, fig. 6 (Armissan), 

» palaeocarpa Sap., ıbid. fig. 5 (Armissan) und 
» inguirenda Sap., Et. II, 2, tab. 6, fig. le (St. 

Jean-de-Garguier). 


Auf Aralien mit zusammengesetzten Blättern hat man bis jetzt 


folgende fossile Arten zurückzuführen versucht: 


l. Panax longissimum Ung. (Sotzka pag. 44, Taf. 24, 
Fig. 21 —23 und ErrinGsHausen, Häring pag. 65, Taf. 22, Fig. 12) 
mit langem Blattstiel und craspedodromen Secundärnerven. 

2. Aralia (Panaa) ilicifolia Sap. (Et. Il, 3, Ann. 
. ser., IV, pag. 156, tab. 9, fig. 7). Das Blatt von Armissan 
gehört zum Typus unseres Panaz latifolium. 

3. Aralia (Panaa?) deperdita.Sap. (Et. II, 3, Ann. 
5. ser., IV. pag. 157) von Armissan, mit gedrängteren und feineren 
Zähnen und deutlichem Blattstiele. 

4. Aralia Banksiana Sap. (l. c. pag. 157, tab. 9, fig. 4) 
‚von Armissan. Sie steht unserer Art sehr nahe, besitzt aber einen 
Blattstiel und unter offenerem Winkel ausgehende Seitennerven. 

5. Aralia (Panax?) inquirenda Sap. (]. c. III, pag. 118, 
tab. 6, fig. 1) von St. Jean-de-Garguier. Das Blatt erinnert 
in der Form an unsere Art. Das 'Zurücktreten der Randläufer 
macht die Zugehörigkeit zu Panax zweifelhaft. SarorTA ver- 
einigt mit dieser Art (siehe oben) eine Frucht, welche der von 
Panax arboreum am besten entspricht. 

6. Aralia (Panaw) Matheronii Sap. Od I, 2 Ahnay 
4. ser., XVII, pag. 267) von Aix ist, weil nicht abgebildet, zum 


Vergleiche nicht verwendbar, 


„m 
[0] 
[0.) 


Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [346] 


Dem Nervationstypus unserer Art gehören noch an: 


l. Lomatia latior Heer (mioc. balt. Flora pag. 80, Taf. 24, 
Fig. 16) und borealis Heer (ibid. Fig. 9—14), kleine Blätter, 
deren systematische Stellung noch zweifelhaft ist; 

2. Myrica Torreyi Lesq. (Tert. flor. pag. 129, tab. 16, 
fig. 3-10). Saumläufer, welche analog unserer Art an den amerika- 
nischen Blättern die Secundärnerven verbinden, treten bei Myrica 
nur an ganzrandigen Blättern und dann mit nur geringer Schärfe 
auf, fehlen aber bei den Arten mit gezähnten Blättern gänzlich. 
Muyrica Torreyi passt am besten zum Typus Panaw arboreum und 
dürfte unter allen tertiären Arten der unsrigen am nächsten kom- 
men, wenn nicht mit derselben zusammenfallen. Die Bezeichnung 
»membranaceous« würde diese nahen Beziehungen fraglich machen, 
wenn man nicht an den meisten Blattabdrücken die Erfahrung 
machte, dass eine frühere häutige oder lederartige Consistenz häufig 
sich nicht nachweisen lässt. 

Die Gattung Panax erstreckt sich mit ihren 25 Arten über 
das tropische Afrika, das tropische und östliche Asien bis zur Mand- 
schurei und über die Pazifischen Inseln. Panax arboreum Forst., 
ein stattlicher Baum, welcher in mehreren schönen Exemplaren im 
Königl. Botanischen Garten zu Schöneberg vertreten ist, ist hei- 
misch nur auf NeusSeeland. 

Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (häufig) und 
Schwarze Minna. 

Verwandte fossile Arten: 

1. Panax(?) Torreyi Lesq.: Black Buttes, Wyoming (erste 
Gruppe), 
» Banksiana Sap.: Ober-Oligocän (Armissan). 


[So] 


Die übrigen oben genannten Aralien gehören gleichfalls noch 


dem Oligocän an. 


Panax latifolium nov. spec. 
Taf. 24, Fie. 78. 
Folia subeoriacea, digitata (?), 3 vel 5 foliolata (?). Foliola 


breviter petvolata, elliptica, apice acuminata, basti aequilaterali 


[347] Eisleben. 189 


vel inaequilaterali angustata, inaequaliter et argute serrato- 
dentata. Nervi secundarü tenwissimi, angulo ca. 4L— 50° orientes, 


subrecti, paralleli, brochidodromi; nervuli inconspieui. 


Der Verlauf der Secundärnerven weist auf die nahe Be- 
ziehung dieser Art zu der vorhergehenden hin. Die fast geraden 
parallelen Secundärnerven werden durch besondere Schlingen ver- 
bunden, welche in die Zähne Nervenäste absenden. Form und 
Nervatur erinnern am meisten an Panax (Cheirodendron) 
Gaudichaudi De ©. (Fig. Sa) von den Sandwich-Inseln mit 
3- oder 5-fingerigen Blättern. Die langgestielten Theilblätter sind 
eiförmig, kurz zugespitzt und mit der Basis am Blattstiele herab- 
laufend (wie Fig. 8). Die Nervatur ist dieselbe wie an dem fos- 
silen Blatte Fig. 8. Aus der Analogie mit Panax Gaudichaudi 
DeC. folgt, dass Fig. 8 ein äusseres Theilblatt mit unsymmetrischer 
Basis darstellt. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Nah verwandte fossile Art: 
Aralia (Panaa) ilieifolia Sap.: Ober-Oligocän (Armissan). 


Aralia spinulosa SAPORTA. 
Taf. 27, Fig. 23. 
Sarorra, Üt. Suppl. I, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., XVII, pag. 177, tab. 12, fig. 10 


(1872 — 73). 
Schinper, traite de pal. veg. I], pag. 699 (1870— 72). 


Folia coriacea, digitata (2). Foliola elongato-lanceolata, 
basi in petiolum brevem attenuata, spinuloso-denticulata. Nervi 
secundarü angulis 30— 40° orientes, non perfecte camptodromi, 


tertiarü obligqwi. 


Die beiden Blätter, die eine lederartige Beschaffenheit be- 
sessen haben mögen, erinnern an fossile wie lebende COelastrineen, 
von denen sie nur die grössere Länge und die dornartigen Zähne 
unterscheiden. Sehr ähnliche Blätter besitzt die lebende Hartogia 
thea (ETTINGSHAUSEN, Oelastrineen pag. 61, Taf. 3, Fig. 12 — 15) 


190 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [348] 


und die fossile (’elastrus Aeoli Ett. (Häring pag. 72, Taf. 24, 
Fig. 9— 11). 

Noch grössere Analogieen finden wir bei Myrica elongata 
Sap. und einigen südfranzösischen Aralien: 

l. Myrica elongata Sap. (Et. I, 6, pag. 200, tab. 5, fig. 2) 
passt recht gut zu unseren Blättern, aber die Erhaltung der Nerven 
ist zum eingehenderen Vergleiche nicht genügend. 

2. Bei Aralia Banksiana Sap. (Et. II, 3, Ann. 5. ser., IV, 
pag. 157, tab. 9, fig. 4) entspringen die Secundärnerven unter fast 
rechtem Winkel. 

3. Aralia (Panaa) inguirenda Sap. (Et. II, 2, Ann. 
5. ser., III, pag. 118, tab. 6, fig. 1) hat weniger dornige Zähne 
und einen gleichfalls ofteneren Ursprungswinkel der Secundär- 
nerven. 

4. Aralia spinulosa Sap. (l. c.) stimmt mit unseren Blät- 


tern in Bezug auf Form, Bezahnung und Nervatur überein. 
Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Segengottesschacht, Aix. 
Nächst verwandte fossile Arten: 
Aralia inguirendä Sap.: Mittel-Oligocän (St. Jean-de-Garguier). 
? Myrica elongata Sap.: Mittel-Oligocän (St. Zacharie). 


Saxifragaceae. 


Ceratopetalum myriemum LAHARPE. 
Taf. 28, Fig. 15. 


Hser, for. tert. Helv. III, pag. 305 (1859). 
»  Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 14, Taf. 6, Fig. 11: pag. 20, Taf. 10, 
Fig. 3 (1861). 
ScHimeer, traite de pal. veg. III, pag. 65 (1374). 


Folia coriacea, ternata (?), Foliola oblongo-lanceolata, 
utringue sensim acuminata, argute dentieulata. Nervi secun- 


darıi numerosi, subrecti, camptodromi, nereuli dietyodromi. 


[3 49] Eisleben. 191 


Der unsymmetrische Grund des sehr gut erhaltenen Blattes 
lässt darauf schliessen, dass es einem zusammengesetzten Blatte 
angehört hat. Die Nervatur weist auf die Familie der Saxifra- 
gaceen hin, besonders auf die Gattungen Ceratopetalum, Platy- 
lophus, Cunonia und Arnoldia. Die auf unser Blatt am besten 
passenden Blätter von Ceratopetalum gummiferum Sm. 
(ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 44, Fig. 7, 8) und Platylophus 
trifoliata Don (Taf. 28, Fig. 15 A in dieser Abhandl.) stimmen 
in den kaum durch Worte wiederzugebenden Details so sehr mit 
einander überein, dass es unmöglich ist, beide Arten nach den 
Blättern von einander zu trennen. Die Blätter der oben genannten 
Gattungen sind zusammengesetzt, die der beiden abgebildeten Arten 
dreifingerig. 

Die beiden von HEER aus dem Knollenstein von Skopau und 
dem Thone von Weissenfels abgebildeten Bruchstücke von Cerato- 
petalum myricinum Lah. stimmen in allen Einzelheiten mit dem 
Blatte vom Segengottesschachte überein. Wie bei diesem und 
den lebenden Arten liegt zwischen den camptodromen, in der Nähe 
des Randes in geknickten Linien aufwärts steigenden Secundär- 
nerven ein in 2 Doppelreihen angeordnetes, grossmaschiges, poly- 
gonales Netzwerk. 

Die schlecht erhaltenen Blätter von Ceratopetalum haerin- 
gianum Ett. (Häring pag. 65, Taf. 22, Fig. 13 —26) haben 
geringe Grösse und convexe Zähne. Cerat. haeringianum Ett., 
Bilin III, Taf. 40, Fig. 27, hat eine von unserer Art abweichende 
Form und Nervatur, Taf. 40, Fig. 28 und Taf. 41, Fig. 4+—5 sind 
zum Vergleiche ebenso unbrauchbar wie das Blatt bei MAassaLonGo, 
Stud. Senog. tab. 34, fie. 9. 

Ceratopetalum radobojanum Ung. (Syll. III, Taf. 13, 
Fig. 5) erinnert mehr an (’unonia capensis L. als an Cerat. arbuti- 
Folium Cunn. (siehe Dörstewitz). — Ceratopetalum erenulatum 
Heer (mioc. balt. Flora Taf. 28, Fig. 17) gehört wegen des deut- 
lichen Saumläufers einer anderen Gattung an. — Ceratopetalum 
delicatissimum Sap. von St. Zacharie ist nicht abgebildet 
worden. — Die langen Blattstiele von Ceratopetalum bilinicum 
Ett. lassen auf einfache Blätter schliessen. 


192 \ Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [350] 


Quercus singularis Sap. (Et. II, 3, Ann. 5. ser., VIII, 
pag. 68, tab. 5, fig. 5), ein sehr gut erhaltenes Blatt, welches 
SAPORTA mit Quercus corrugata Hook. und annulata Sm. und der 
fossilen Quercus Haidingeri Ett. vergleicht, passt besser zu Cerato- 
petalum. Es unterscheidet sich von unserem Blatte durch die 
längere Basis und den kleineren Ursprungswinkel der Secundär- 
nerven. 

Die beiden Gattungen Platylophus und Ceratopetalum 
gehören jetzt der südlichen Halbkugel an. Die einzige Art der 
ersteren, Plat. trifoliata Don, ist ein schattenreicher, 13 — 16" 
hoher Baum Südafrikas. Die beiden Arten der letzteren sind auf 
das östliche Australien, besonders Neu-Süd-Wales, beschränkt, 
Cerat. gummiferum Sm. bildet Bäume von ca. 13" Höhe, Cerat. 
apetalum Don Bäume von fast 20" Höhe mit silberweisser Rinde. 


Verbreitung unserer Art: 


Unter-Oligocän: Segengottesschacht, Weissenfels, Skopau. 
Mittel-Eocän: Alumbay. 


Callicoma (?) minuta nov. spec. 


Taf. 26, Fig. 4—5. 


Folia elongata, longe acuminata, basi angustata, argute 
serrata. Nervi secundarü craspedodromi, creberrimi, recti, sim- 


plices, angulo 70° orientes; nervuli inconspieun. 


Die nicht häufig gefundenen Blätter dieser Art sind von den 
kleineren Blättern der lebenden Callicoma serratifolia Andr. 
(ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 46, Fig. 1 —2) kaum zu unterscheiden, 
sie sind etwas schmaler und länger zugespitzt. 

Die Gattungsbestimmung von Callicoma microphylla Btt. 
(Bilin III, pag. 5, Taf. 40, Fig. 14— 22) ist fraglich, da keine 
entsprechende lebende Form von Callicoma bekannt ist. Call. bohe- 
mica Btt. (l.c. pag. d, Taf. 40, Fig. 23) hat camptodrome Ner- 
vatur. Dagegen schliessen sich Call. pannonica Une. (Syll. Il, 
pag. 41, Taf. 15, Fig. 1) und Quercus Cyri Ung. (Sotzka pag. 33, 


Taf. 10, Fig. 4) eng an Call. serratifolia au, denn die abgebildeten 


[35 1 ] Eisleben. 193 


Blätter lassen sich von den grösseren Blättern der lebenden Art 
kaum unterscheiden. Es ist möglich, dass spätere Funde die 
Identität dieser und der Eislebener Art ergeben werden. 


Callicoma serratifolia Andr., die einzige lebende Art von 
Callicoma, ıst en 10— 13” hoher Baum von Neu-Süd- Wales. 


Vorkommen: Segengottesschacht. 
Verwandte fossile Art: 


Callicoma pannonica Ung.: Ober-Oligocän (Sotzka), Unter- 
Miocän (Sagor [?]). 


Conf. Weinmannia paradisiaca ETTINGSHAUSEN. 
Taf. 27, Fig. 5—6. 


Errinesuausen, Häring pag. 66, Taf. 23, Fig. 1—7 (1555). 
Sconmmeer, traite de pal. veg. III, pag. 68, tab. 96, fig. 16— 18 (1874). 


Blätter von gleicher Grösse und ähnlicher Gestalt kommen 
bei zahlreichen Arten der Celastrineen, Myrsineen, Saxifragaceen 
und Ilicineen vor. Die hier in Betracht kommenden Arten von 
Ilex und Myrsine (namentlich Myrs. africana L.) haben einen 
deutlichen Blattstiel. Bei den Weinmannien mit gefiederten 
Blättern (z. B. Weinm. Landsbergiana Engl., parvifolia Don) 
sind die seitlichen Fiederblättchen mit zugerundeter Basis sitzend 
und nur das unpaarige Endblättchen hat wie unsere Fig. 5 und 6 
eine langsam sich verschmälernde Basis. Der fossilen Art ent- 
sprechen mehr noch die Weinmannien mit einfachen, kleinen 
Blättern, besonders Weinm. guyanensis Klotsch. Die winzigen 
Blättchen der den Weinmannien nahestehenden Bauwera sessih- 
jlora J.M. sind ganzrandig. Achnliche, aber beträchtlich grössere 
Blätter besitzen unter den Celastrineen namentlich Arten von 
Celastrus, Elaeodendron und Putterlickia; bei allen sind entweder 
die Blattstiele vom Blatte deutlich abgesetzt, oder die Secundär- 
nerven zweigen unter spitzeren Winkeln ab. Die besten Ana- 
logieen bietet die Gattung Escallonia, deren zahlreiche Arten 
zum grössten Theile durch winzige, spatelförmige Blättchen mit 


13 


194 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [352] 


$ezähneltem Rande und herablaufender Basis ausgezeichnet sind. 
Hierher gehören vor allen sc. rubra Pers., myrtilloides L., illinita 
Presl und alpina Pöpp. — Der Vergleich mit lebenden Pflanzen 
lässt es sonach unentschieden, ob unsere Blätter zu Weinmannia 
oder Escallonia zu stellen sind. 

Wie für unsere, so ist auch für die meisten der gleichgestalteten 
fossilen Blätter die Gattungsbestimmung noch nicht gesichert. 
Myrsine microphylla Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 16, Taf. 103, 
Fig. 12b) ist zu den Saxifragaceen zu stellen. Sie unterscheidet 
sich von unserer Art durch die gedrungenere Gestalt und die ab- 
gerundete Spitze. — Die Blätter von /lex berberidifolia Heer 
sind grösser und mit dornartigen Zähnen versehen. — Die meisten 
Beziehungen zu der Eislebener Pflanze besitzen Weinmannia 
paradisiaca Ett. (siehe oben) und Weinm. Ettingshauseni 
Heer (= mierophylla Ett., Häring pag. 66, Taf. 23, Fig. 9— 29). 
Von beiden Arten, welche auf lebende Weinmannien mit gefiederten 
Blättern bezogen werden, liegen die seitlichen Fiederblättchen und 
die unpaarigen Endblättchen vor. Die Endblättchen von Weinm. 
paradisiaca Ett. (Häring Taf. 23, Fig. 1—4) stimmen bis auf die 
Grösse mit unseren Blättchen überein, die von Weinm. Ettings- 
hauseni (Weinm. microphylla Ett., Häring Taf. 23, Fig. 10 — 12 
und 20) sind entfernt gezähnelt und länger zugespitzt. 

Die 35 Arten von Escallonia bewohnen. Südamerika, mit 
Ausnahme Guyanas und des tropischen Brasilien. Die Gattung 
Weinmannia ist mit ca. 50 Arten von der Halbinsel Malakka 
über die Malayischen Inseln, Australien, die Pazifischen Inseln und 
das tropische und gemässigte Südamerika verbreitet. Australien 
besitzt nur eine Art ( Weinm. rubifolia F. Müll. in Neu-Süd-Wales), 
Neu-Seeland 2 Arten (Weinm. sylvicola Banks et Sol. und racemosa 
Forst). 

Verbreitung von Weinm. paradisiaca Ett.: 

Ober - Oligocän: Sotzka. 
Unter-Oligocän: Häring, (?) Segengottesschacht. 

Verwandte fossile Art: 


Weinmannia Ettingshauseni Heer: Unter-Oligocän (Häring). 


[353] Eisleben. 195 


Passifloreae. 


Passiflora tenuiloba nov. spec. 


Taf. 25, Fig. 20. 


Folia subeoriacea, triloba, basi rotundata (?), lobo medio pro- 
ductiore; lobi lanceolati, versus apicem sensim angustati, 
integerrimi. Nervi primarü 3, secundarii tenuissimi, campto- 
dromi et brochidodromi, inferiores angulo acuto, superiores 
angulo subrecto orientes. 


Das vorliegende Blatt, welches ich Herrn Dr. HEINE ver- 
danke, gehört zu den interessantesten der Eislebener Flora, weil 
es bis auf das Blatt von Trotha Taf. 31, Fig. 1—2 der erste, 
sicher nachgewiesene, fossile Vertreter der Passifloren ist. Mit 
diesen stimmt es in allen wichtigen Merkmalen überein. Die 
tiefen und gerundeten Lappenbuchten finden wir bei allen lebenden 
Arten mit gelappten Blättern wieder, und wie an dem fossilen 
Blatte nähert sich an den lebenden der Ursprungswinkel der 
Secundärnerven nach oben hin immer mehr einem Rechten. 

Das beste lebende Analogon scheint die schmalblättrige Va- 
rietät (Fig. 20a) von Passiflora minima Willd. (tropisches Süd- 
amerika) zu sein. Aehnliche Blätter besitzen ferner Pass. coerulea L. 
‘var. (Brasilien) und pellata Cav. (St. Thomas). 

Von den ca. 120 lebenden Passifloren gehören die meisten 
dem tropischen und wärmeren Südamerika an, nur wenige Arten 
kommen in Asien, Afrika, Australien und auf den Pazifischen 
Inseln vor. Neu-Seeland besitzt nur 1 Art, Pass. tetrandra Banks 
et Sol. (mit einfachen Blättern), Australien 3 (mit dreilappigen 
Blättern) und Indien 2 Arten, Pass. Leschenaultii De C. mit drei- 
lappigen und Pass. nepalensis Wall. mit einfachen Blättern. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


196 Beschreibung der Localiloren der Provinz Sachsen. [35£] 


Sapindaceae. 


Xanthoceras antiqua nov. spec. 
Taf. 20, Fig. 10b; Taf. 26, Fig. 6. 


Folia impariter pinnata (?), foliola parva, lanceolata, 
argute serrata, sensim acuminata, basi inaeqwilateri subito angustata. 
Nervus primarius tenwissimus, nervi secundarii numerosi, simpliees, 
subrecti, paralleli, sub angulis 30-— 40° orientes, eraspedodromi. 
Nervi tertiarii ex parte secundariis subparalleli, mar- 


ginem attingentes. 


Die nicht seltenen Blättchen dieser Art können ihrer un- 
symmetrischen Basis nach nicht als einfach gelten und müssen 
nach Analogie der lebenden Pflanzen als Theile von gefiederten 
Blättern aufgefasst werden. Die Fiederblättchen einheimischer 
Pflanzen weichen durch die Form und Nervatur ab; sie sind 
bei Spiraea mehrfach gesägt und an der Basis breit, bei 
Potentilla anserina L. grobgesägt und an der Spitze abge- 
rundet, bei Sorbus aucuparia L. und Rhus elegans Ait. breiter 
und an der Basis zugerundet, bei Sanguisorba offieinalis L. 
durch schlingläufige "Secundärnerven ausgezeichnet. 

‚Ich glaube, in Xanthoceras sorbifolia Bunge diejenige 
Pflanze gefunden zu haben, an welche sich die fossile Art am 
besten anschliesst. Die Theilblättchen dieser Sapindacee (Taf. 26, 
Fig. 6a) weisen in der That in allen Einzelheiten eine solche 
Uebereinstimmung mit den fossilen Blättchen auf, dass man, wenn 
beide lebend oder fossil gefunden würden, kein Bedenken tragen 
würde, sie zu einer Art zu vereinigen. Sie haben die gleiche 
Grösse, gleiche Gestalt und Nervatur. Die Zähnchen reichen 
auf der einen Seite tiefer herab als auf der anderen. Den 
Secundärnerven laufen vom Hauptnerv aus bis fast zum Rande 
gleichstarke Nerven parallel. 

Xanthoceras sorbifolia Bunge, die einzige Art der Gat- 


tung Xanthoceras, gehört dem nördlichen China an. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


[355] Eisleben. 197 


CGelastrineae. 


Celastrus lanceolatus nov. spec. 
Taf. 26, Fig. 10— 11, 12 (2), 13(@), 14-—-16, 13—19 und Taf. 28, Fig. 7 (). 


Folia subeoriacea, elongato-lanceolata, longe acuminata, 
basi sensim in brevem petiolum angustata, margine obtuse (?) vel acute 
dentieulata. Nervi secundarii camptodromi, angulis acutis orientes, 
infimi margini subparalleli, rete nervorum tertiariorum laaius- 


culum. 


Diese Art ist schwer zu umgrenzen. Die Blätter, welche ich 
in derselben vereinigt habe, sind schmal, lang zugespitzt, in den 
kurzen Blattstiel verschmälert und spitz gezahnt. Die Blätter 
Taf. 26, Fig. 13 und Taf. 28, Fig. 7 mit stumpfen Zähnen gehören 
wahrscheinlich einer Art an. Die camptodrome Verbindung der 
Secundärnerven nähert sich der brochidodromen. Bei den am 
besten erhaltenen Blättern konnte nur das lockere Maschennetz 
der Tertiärnerven (Fig. 15 und 18) beobachtet werden. 

Gleiche Blatttypen finden wir bei Rhamneen und Oalastrineen. 
Die Blätter von Rhamnus spathulaefolius Fisch. (UNGER, 
Radoboj Taf. 2, Fig. 11) besitzen die gleiche Nervatur, die von 
Maytenus Boaria (ETTINGSHAUSEN, Öelastrineen Taf. 4, Fig. 4—6) 
ausserdem noch die gleiche Gestalt und Zähnelung. Sehr ähnliche 
Blätter besitzt ferner Maytenus verticillatus De C.- (Peruanische 
Anden). 

Von den zahlreichen fossilen Rhamneen und Celastrineen 
haben nur wenige eine nähere Beziehung zu unserer Art. Cela- 
strus Acherontis Ett. (Bilin IL, Taf. 48, Fig. 9) und Maytenus 
europaea Ett. (non Ung.) (l. c. Fig. 10— 12) sind am breitesten 
über der Mitte. Erstere Art vergleicht ErTINGSHAUSEN mit dem 
lebenden Celastrus empleurifolius Eckl. (Celastrineen Taf. 6, Fig.6—8), 
letztere mit Maytenus Boaria. — Unter (’elastrus Andromedae 
hat UnGER (Sotzka Taf. 30, Fig. 2— 10) Blätter verschiedener 
Familien vereinigt, welche später von ETTINGSHAUSEN auf ihre 
systematische Stellung (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von 


198 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [356] 


Sotzka pag. 501) genauer geprüft worden sind. Die bei dieser 
Art bleibenden Blätter sind vielleicht mit C'elastrus Maytenus 
Ung. (Syll. II, pag. 9, Taf. 2, Fig. 9) zu vereinigen, der sich 
von allen (elastrus- Arten am meisten den breiteren Blättern 


von Maytenus Boaria nähert. — Rhamnus prototypus Ung. 
(Radoboj Taf. 2, Fig. 10) ist kurz zugespitzt und vom Blatt- 
stiel deutlich abgesetzt. — Celastrus Hartogianus Sap. 


(Et. U, 3, Ann. 5.ser., IV, pag. 187) von Armissan ist nicht ab- 
gebildet. SArorrA führt als lebende Analoga (el. ruber Wall., 
acuminatus Thb., cassinoides L. und Hartogia capensis L. auf, 
Arten, welche auch an unsere Pflanze erinnern. 

Von den 18 lebenden (’elastrws- Arten bewohnt die Mehr- 
zahl Indien, China und Japan, nur wenige Australien und 
Nordamerika und nur eine Madagaskar. — Die Gattung May- 
tenws gehört mit ihren 50 Arten der tropischen und südlichen 
gemässigten Zone Amerikas (Mayt. Boaria in Chile) an. 

Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (häufig), 
Schwarze Minna. 

Verwandte fossile Arten: 

Maytenus europaea Ett.: Unter-Miocän (Kutschliner Polir- 
_  schiefer. 

Celastrus Maytenus Ung.: Unter-Miocän (Radoboj, Sagor [?]). 

R ‚\ Ober-Oligoeän (Sotzka, Monod). 

Celastrus Andromedae Ung.: Ta on we 


Celastrus (?) ilieoides nov. spec. 
Taf. 27, Fig. 4, 


Fohia parvula, coriacea, breviter petiolata, oblongo-lanceo- 
lata, basi rotundata, sparse et argute serrata, nervı secundanıı 


arcuato- co njyunch. 


Die kleinen Blätter von Tlieimeen mit abgerundeter Basis und 
sich schnell verdickendem Blattstiele sind nur kurz zugespitzt oder 
oben abgerundet. Blätter von gleicher Nervatur und ähnlicher 
Form sind dagegen häufig bei den Celastrineen. Vor allen 


[357] Eisleben. 199 


besitzt Maytenus ülicifolia Mart. unter ihren gestaltenreichen 
Varietäten auch solche mit kleineren Blättern, welche sich 
von unserem Blatte nur durch den wenig spitzeren Ursprungs- 
winkel der Secundärnerven unterscheiden. Trotzdem ist die 
Gattungsbestimmung des letzteren noch nicht gesichert, da ähn- 
liche Blätter auch bei Myrica humilis Cham. et Schlecht. 
(Cap) vorkommen. 


Vorkommen: Segengottesschacht. 


(elastrus parvifolius nov. spec. 


Taf. 26, Fig. 21 —25. 


Folia parvula, subcoriacea, breviter petiolata, ovato-lanceo- 
lata, acuminata, basi in petiolum attenwata, margine serrata; 


nervi secundaru camptodromi, angulo ca. 50% orientes. 


Die Achselblätter einer nicht bestimmten Bixacee des Köniel. 
Herbariums (Xylosma?) erinnern sehr an die abgebildeten Blättchen. 
Das Vorkommen einer verwandten fossilen Art ist jedoch so 
lange unwahrscheinlich, als die charakteristischen, langgestreckten 
Blätter jener Bixacee noch nicht nachgewiesen sind. — Myr- 
sine retusa Ait. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 22, Fig. 3) hat 
dünnere Blattstiele und unter spitzeren Winkeln entspringende 
Secundärnerven. — Symplocos Alstonia Lher. besitzt neben 
grösseren auch kleinere Blätter mit der Gestalt, Nervatur und 
dem dicken Blattstiel der fossilen Art; bei ihr und den analogen 
Symplocos- Arten sind aber die Secundärnerven nicht kräftiger 
als die Tertiärnerven. — Die Blätter von ITlex vomitoria Ait. 
(ErTInGsHAUSEN, Dicot. Taf. 65, Fig. 7—9) und den zahl- 
reichen verwandten, kleimblättrigen Arten sind am breitesten in 
und öfter über der Mitte, oben abgerundet oder nur kurz zuge- 
spitzt und am Blattstiele nicht herablaufend. — Die meisten und 
besten Analoga besitzen die Celastrineen. Unsere Pflanze scheint 
in der Mitte zwischen (el. ovatus Eckl. (ErTin@sHAusen, Oelastr. 
Taf. 7, Fig. 17—18) einerseits und den grossblättrigen (el. acu- 
minatus Thunb. (ETTinGsHAUSEn, Celastr. Taf. 6, Fig. 13 — 14) 


200 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [358] 


und rupestris Eckl. (ibid. Taf. 7, Fig. 2—3) vom Cap anderer- 
seits zu stehen und schliesst sich am besten an den südamerika- 
nischen (elastrus confertus R. et Pav. an. — Die kleinen Blätter 
von Fraxinus Moorkroftiana Wall. haben eme unsymmetrische 
Basis, stumpfe Zähne und eine abgerundete Spitze. Bei einer 
Varietät von Hvonymus echinatus Wall. mit ähnlichen Blättern 
gehen die Secundärnerven unter fast rechtem Winkel ab. 

Unter allen fossilen Oelastrineen gehört zu unserem Typus nur 
Cel. ozyphyllus Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 69, Taf. 121, 
Fig. 44) mit eiförmigen, lang zugespitzten Blättern. Von (el. 
oxyphyllus Ung. (Sotzka Taf. 30, Fig. 22—24) gehört nach 
ETTINGSHAUSEN (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka 
pag. 504) Fig. 22 und 24 zu (el. Andromedae Ung. (= (el. May- 
tenus Ung.), Fig. 23 zu Melastomites Drwidum Ung. — Bei Wein- 
mannia paradisiaca Ett. und Ettingshauseni Heer (siehe 
pag. 194) liegt die grösste Breite immer in oder über der Mitte 
des Blattes. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Verwandte fossile Art: 
Oelastrus o@yphyllus Heer: Unter-Miocän (Eriz). 


Celastrus Dalongia nov. spec. 
Taf. 27, Fig. 10.(2), 11—14, 16. 


Folia ovato-lanceolata, longe acuminata, basirotundata, 
petiolata, dense et argute serrata; nervi secundarii numerosı, 
paralleli, angulis 60— 10° orientes, brochidodromi; nervi tertiarü 


tenuissimi, ea parte nervis secundaniis subparalleli. 


Die Basis der zu dieser Art gerechneten Blätter ist abgerundet. 
Die Anzahl der Zähne ist gleich der der Secundärnerven oder 
doppelt so gross. 

Den Nervationstypus unserer Blätter finden wir häufig bei 
Celastrineen und Saxifragaceen, mit einigen Abweichungen auch 
bei ((arya. — Die Arten von Belangera, besonders Del. tomen- 


tosa Camb. und glabra Camb., haben drei- oder fünffingrige 


[359] Eisleben. 201 


Blätter; die Theilblättchen sind fast sitzend, die Secundärnerven 
rand- oder schlingläufig. Die den Secundärnerven fast parallel 
laufenden Tertiärnerven von Fig. 16 fehlen bei Delangera. — 
Ackama Mwelleri Benth. hat gefiederte Blätter, deren unsym- 
metrische Theilblättchen kurz gestielt sind und sich nach unten 
verschmälern wie Fig. 15; die Anordnung der kräftigen Tertiär- 
nerven erinnert an (’eratopetalum. Die Fiederblättchen von Ackama 
rosaefolia sind sitzend und haben meist randläufige Secundär- 
nerven. — Die Blätter von Dalongia sp. mewic. (ETTINGSHAUSEN, 
Celastr. Taf. 2, Fig. 1—3) erfüllen alle Voraussetzungen der Ana- 
logie. Sie sind breiter als unsere Blätter und am Blattstiel ver- 
schmälert; die Zahl der Zähne ist gleich derjenigen der unter 
fast rechtem Winkel entspringenden Secundärnerven oder doppelt 
so gross; die Anordnung der wenig hervortretenden Tertiärnerven 
gleicht derjenigen in Fig. 16. — Dem gleichen Typus gehört 
Evonymus echinatus Wall. an. — Bei (arya amara werden 
die Secundärnerven durch die Tertiärnerven direct verbunden. 

Celastrus Endymionis Ung. (Syll. II, pag. 8, Taf. 2, Fig. 5) 
erinnert noch mehr als unsere Blätter an die lebende Dalongia. 
Es fehlt ihm jedoch die lange Spitze. — Bei Pterocarya denti- 
eulata Heer (flor. tert. Helv. Taf. 131, Fig. 6) sind die Theil- 
blättchen ungestielt. ; 


Vorkommen: Segengottesschacht. 


Verwandte fossile Art: R 
Celastrus Endymionis Ung.: Unter- Miocän (Radobo)). 


Celastrus sparse-serratus nov. sp. 


Taf. 27, Fig. 15. 


Folia ovato-lanceolata, longe acuminata, basi sensim in 
petiolum brevem angustata, margine remote serrata; nervi 
secundarü tenues, paralleli, angulo ca. 600 orientes, brochido- 


dromi. 


Das vorliegende Blatt unterscheidet sich von der vorigen Art 


nur durch die herablaufende Basis und die stumpfen Sägezähne. 


202 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [360] 


Ein zweites, nicht abgebildetes Exemplar dieser Art besitzt die 
charakteristische Nervatur von Fig. 16. 


Vorkommen: Segengottesschacht (selten). 


llicineae. 


Ilex longifolia nov. spec. 
Taf. 27, Fig.1. 


Folia subcoriacea, elongato-lanceolata, utrinque sensim 
attenuata, margine spinoso-dentata; nervi secundarü sub an- 


gulo ca. 30° orientes, numerosi, paralleli, camptodromi. 


Die nächst verwandte Art scheint /lex acuminata Sap. 
(Et. II, 3, Ann. 5.ser., IV, pag. 188, tab. 11, fig. 2) zu sein, 
von welcher SAPORTA sowohl ganzrandige als dornig gesägte Blätter 
abbildet. Alle diese unterscheiden sich von unserer Art durch die 
vom Blattstiele abgesetzte Basis, die geringere Zahl und den klei- 
neren Ursprungswinkel der Secundärnerven. Ilew rigida Sap. 
(l. ce. pag. 190, tab. 11, fig. 3) hat grössere, dornartige und weiter 
von einander abstehende Zähne. 

Die meisten Beziehungen zu diesen Arten besitzt lex (as- 
sine Ait. var. serrata, mit welcher von SAPORTA auch noch /lex 
aculeata (l. c. pag. 192, tab. 11, fig. 10) und spinmescens (]. c. 
pag. 193, tab. 11, fig. 4) mit breiteren Blättern verglichen werden. 
Die Gattungsbestimmung unserer Art wie der Mehrzahl der fran- 
zösischen ist noch fraglich. 

Von den 145 lebenden Arten bewohnen die meisten Süd- 
amerika, die übrigen sind durch die tropische und gemässigte 
Zone beider Hemisphären verbreitet. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht. 


Verwandte fossile Arten: 


1. llex acuminata Sap.: 

2.» spinescens Sap.: \ ee) } k 

x r N = I Ober-Oligocän (Armissan). 
3.» rigida Sap.: 

4.  » aculeata Sap.: 


[361] Eisleben. 203 


Rhamneae. 


Zizyphus parvifolius nov. spec. 
Taf. 25, Big. 1315. 


Folia parvula, membranacea, ovato-lanceolata, longe 
acuminata, basi angustata, argute-serrata; nervi subbasilares 2, 


apicem non attingentes. 


Die Blätter dieser Art kommen in den Thonen des Segen- 
gottesschachtes sehr häufig vor. Die Nervatur war bis auf die 
beiden Seitennerven niemals sichtbar. Die dünnhäutige Beschaffen- 
heit, die Bezahnung und das Vorhandensein der beiden fast aus 
der Basis hervortretenden Seitennerven weisen unsere Blätter der 
Gattung Zizyphus zu. 

Analoge lebende Arten sind Ziz. flexuosa Wall. (Nepal) 
und eine nicht bestimmte ostindische Art des Königl. Harbariums. 
Analoge fossile Arten sind noch nicht bekannt. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (häufig). 


Zizyphus Leuschneri nov. spec. 
Taf. 25, Fig. 2—3, 5— 12. 


Siehe diese Abhandl., Bornstedt, pag. 147, Taf. 19, Fig. 11. 


Folia breviter petiolata, membranacea, ovato-lanceolata, 
longe acuminata, basi symmetrica truncata vel sensim in petiolum 
attenuata, argute serrato-denticulata. Nervatio acrodroma et brochido- 
droma; nervi basilares 2, apicem non attingentes, nervi se- 
cundariüi angulis 40 — 50° orientes, tertiarüi angulis acutis egredientes. 


Die zahlreichen abgebildeten Blätter müssen, so sehr auch 
einige derselben von einander abweichen, zu einer Art zusammen- 
gezogen werden, da alle vermittelnden Uebergänge von einer 
Form zur anderen vorhanden sind. Das eine Endglied der 
Reihe stellen die Blätter Fig. 2 und 6 dar mit breiter, kurz zu- 
gespitzter Basis, das andere die Blätter Fig. 5, 7, 10 und 11 
mit langsam sich verschmälernder Basis. Beide Extreme werden 


204 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [362] 


von den übrigen Formen in der Reihenfolge von Fig. 3, 12, 8 
und 9 vermittelt. 

Durch die symmetrische Gestalt und die lang ausgezogene 
Spitze unterscheidet sich unsere Art, welche ich dem Herrn Geh. 
Bergrath LEUSCHNER widme, von der Mehrzahl der fossilen Arten 
derselben Gattung. Der Vergleich mit ähnlichen Blattformen führt 
zu folgendem Ergebnisse: 

Unter Zizyphus UngeriHeer sind 2 Typen vereinigt worden, 
mit schmal-lanzettlichen und breit-eiförmigen Blättern. Erstere 
unterscheiden sich von den schmalen Formen unserer Art durch 
die unsymmetrische Basis und die bis zur Spitze reichenden Ba- 
silärnerven, letztere von unseren breiteren Blättern durch dieselben 
Merkmale und den Mangel der langen Spitze. Melastomites 
Druidum Ung. (Sotzka Taf. 34, Fig. 1 — 9), von ETTINGSHAUSEN 
(Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka Taf. 4, Fig. 8) 
später zu obiger Art gezogen, erinnert noch am meisten an un- 
sere Blätter. Unsere Fig. 6 passt am besten auf UNGER, Sotzka 
Fig. 2, Fig. 10 auf Sotzka- Fig. 7, und Fig. 9 und 12 auf Sotzka 
Fig. 1. Leider enthalten die UnGer’schen Abbildungen keine 
Details, so dass eine Vereinigung beider Arten ohne directen Ver- 
gleich der Originale gewagt wäre. 

Die schmalen“ Blätter von Zizyphus tiliaefolius Ung. sp. 
stimmen in der Form mit unseren Blättern überein. Die kurzen 
Basilärnerven jedoch vereinigen sich in allen Blättern dieser Art 
mit den Secundärnerven in aufsteigenden Bögen. Ziz. bilinicus 
Ett. (Bilin III, Taf. 51, Fig. 1) von Kutschlin ist wahrscheinlich 
mit der vorigen Art zu vereinigen. 

Zizyphus remotidens Sap. et:Mar. (Essai pag. 70, tab. 11, 
fig. 5— 6) schliesst sich am besten an unsere Fig. 8 und das Blatt 
von Bornstedt Taf. 19, Fig. 11 an. Er unterscheidet sich nur 
durch die rechtwinklig vom Hauptnerv ausgehenden Tertiärnerven 
und ferner dadurch, dass die oberen Secundärnerven sich durch 
aufsteigende, nicht durch die Fortsetzung der Basilärnerven ge- 
bildete Schlingen verbinden. — Ziz. Raincourtii Sap. (Sezanne 
tab. 14, fig. 8), erinnert ebenfalls mehr als die jüngeren Arten an 
unsere Pflanze. 


[363] Eisleben. 205 


Zizyphus cinnamomoides Lesq. (Tert. flor. pag. 277, tab. 52, 
fig. 7— 8) erinnert in der Gestalt an Zizyphus Ungeri, hat aber, 
wie unsere Art, kurze Basilärnerven. Die Tertiärnerven gehen 
fast senkrecht vom Hauptnerv aus. 

Von Ziz. vetustum Heer von Alumbay und antiguus Mass. 
vom Monte Bolca liegen leider keine Abbildungen vor. 

Im Königl. Herbarıum fand ich folgende analoge lebende 
Arten: 

l. Zizyphus sinensis Lam. (China), 

2. » vulgaris L. (Mittelmeerländer), 

3. eine nicht bestimmte Art aus den gemässigten Regionen 
des Himalaya, mit herzförmiger, aber am Blattstiel kurz 
herablaufender Basis, langer Spitze und kurzen Basilär- 
nerven. 

Die Gattung Zizyphus ist mit ihren 50 Arten hauptsächlich 
über das tropische Asien und Amerika verbreitet und reicht noch 
in die wärmere gemässigte Zone hinein. Wenige Arten bewohnen 
Afrika und Australien. 


Vorkommen: Segengottesschacht, Schwarze Minna, Born- 
stedt. 


Verwandte fossile Arten: 
1. Zizyphus remotidens Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden). 


; » Raincourtii Sap.: Unter-Eocän (Sezanne). 
3. » Ungeri Heer, var. Druidum: Ober-Oligocän (Sotzka). 
Myrtaceae. 


Myreia laneifolia nov. spec. 


Taf. 25, Fig. 16. 


Folia breviter petiolata, ovato-lanceolata longe acumi- 
nata, basi attenuata, integerrima. Nervi secundarii tenuissimi, 
creberrimi, paralleli, sub angulis 50— 60° orientes, nervis mar gi- 


nalibus brochidodromo-conjuncti. 


206 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [364] 


Die beiden Saumläufer weisen unser Blatt den Myrtaceen zu. 
Myrtus zeylanica L. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 83, Fig. 9) 
hat unter den Myrtus- Arten die schlankesten Blätter, die aber 
noch immer gedrungener sind als Fig. 16. Das Gleiche gilt von 
Baeckhausia myrtifolia Hook. (ibid. Taf. 83, Fig. 10). Syzy- 
gium odoratum De ©. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 84, Fig. 7), 
welches unter allen Syzygien am besten zu unserer Art passt, 
hat entfernter stehende Secundärnerven. Dagegen sind die lang- 
gestreckte Gestalt, die grösste Breite unter der Mitte und die dicht 
stehenden Secundärnerven unserer Art auch charakteristische Merk- 
male der Myrcia-Arten. Myreia ambigua De C. (ETTINGSHAUSEN, 
Dicot. Taf. 81, Fig. 7 und Taf. 83, Fig. 11), Myre. rostrata De C. 
(ibid. Taf. 86, Fig. 9— 10) und Myre. terebinthacea Poepp. (ibid. 
Fig. 206 und 210) lassen sich kaum von unserer Art unterscheiden. 

Aus anderen fossilen Floren ist noch kein Blatt bekannt, 
das sich annähernd mit den unserigen vergleichen liesse; selbst 
Myrtus atavia Sap. (Et. II, 3, pag. 220) und oceanica Ett. 
(Häring Taf. 27, Fig. 24—-27) besitzen noch die gedrungeneren 
und sich beiderseits gleichmässig verschmälernden Formen der 
eigentlichen Myrten. 

Die zahlreichen (500) Arten von Myrcia bewohnen das tro- 
pische und das wärmere gemässigte Amerika. 


Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (1 Exemplar). 


Unbestimmbare Blattreste. 


Unter den abgebildeten, aber im Vorhergehenden nicht be- 
schriebenen, weil noch nicht bestimmbaren Blattresten sind folgende 
hervorzuheben: 

1. Taf. 25, Fig. 18 und 19 erinnern an Zizyphus Meekii Lesg. 
(Tert. flor. pag. 275, tab. 51, fig. 10 —14) und Urtica mio- 
cenica Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Steier- 
mark pag. 55, Taf. 2, Fig. 21). 

2. Taf. 27, Fig. 19 besitzt die nächsten Beziehungen zu den 


Fiederblättern von Aralia rasemosa. 


[365] Riestedt. 207 


3. Taf. 26, Fig. 7, 8 und 17 unterscheiden sich von Celastrus 
lanceolatus durch grössere Breite. Sie erinnern am meisten 
an lebende Arten von Kvonymus, Üelastrus und Maytenus. 
Cunonia bilinica Ett. (Bilin III, Taf. 55, Fig. 21) hat 
kurze, nicht dornartig zugespitzte Zähne, Evonymus rado- 
bojanus Ett. (ibid. Taf. 48, Fig. 8) eine unsymmetrische Basis. 
An dem ähnlich gestalteten Evonymus wetteravicus Eitt. 
( Wetterau pag. 878, Taf. 4, Fig. 8) sind die entfernter stehenden 
Secundärnerven schlecht erhalten. 


4. Taf. 27, Fig. 17 ist vielleicht mit Zizyphus Leuschneri 
zu vereinigen. Aehnliche Blätter besitzen auch Celtis- Arten, 
besonders (elt. primigenia Sap. (Et. II, 3, Ann. 5. ser., IV, 
pag. 119, tab. 6, fig. 7) und Celt. Japeti Ung. (Inocogr. 
pag. 116, Taf. 43, Fig. 25 (?), 26). 

5. Taf. 28, Fig. S und 9 erinnert am meisten an Acacia rigida 
Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 133, Taf. 140, Fig. 22), Pro- 
sopis Kymeana Ung. (Kumi Taf. 16, Fig. 1—3) und Euca- 
lyptus haeringiana Lesq. (tert. flor. pag. 296, tab. 59, fig. 10). 
Das letztere Blatt gehört seiner Nervatur nach nicht zu Zuca- 
Iyptus. 


In dem Thone des Segengottesschachtes wurden zahlreiche 
Früchte und Blüthenreste gefunden, die erst bei einer grösseren 
Menge von Material sich bestimmen lassen und dann noch manche 
interessante Ergänzungen zu der kleinen Flora liefern werden. 


Riestedt. 


Die wenigen Pflanzenreste des Riestedt-Elmsloher Beckens, 
die mir zur Verfügung standen, gehören dem Halleschen Museum 
an. Da dieselben nicht mit einer genaueren Fundortsangabe ver- 
sehen sind, genügen die folxenden Angaben der Lagerungsverhält- 
nisse (ZINCKEN, Physiographie der Braunkohlen pag. 624): 


208 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [366] 


Eisenschüssige, ockergelbe bis rostbraune Lehnschicht, 
on die durch Eisenoxydhydrat zusammengekittete Sand- 

iluvium. : ee 2 > 
massen einschliesst, mit Milchquarz und Kieselschiefer- 


brocken, Glimmerschüppchen und Hornstein. 


Oligoeän: 1. Grober, thoniger Sand. 


Us 2. Gegen 31/, Lehtr. mächtiger, schiefriger Sand mit 


Flötz- thonigem Bindemittel; zahlreiche, unkenntliche, 
gruppe mit kohlige Pflanzenreste, meistens Blätter und Stengel 
= von Gramineen, oft auch Eisenkiesnieren enthaltend. 


Mittelnvon \ A ar 
Stuben- ,3. Grauer, plastischer Thon; feiner, kalkhaltiger Sand 
sand (nach mit einzelnen Nestern von glimmerfreiem Sande. 
IDASPEY N ver: 


4. 6 Flötze, abwechselnd mit Lagen von Thon und 
Re)» \ Sand. 


\ 


Die Baumstämme, welche meist horizontal in grosser Menge 
in den Koblenflötzen eingebettet liegen, gehören nach HarTıG 
(Botan. Zeitung 1848, pag. 166) den Coniferen, und zwar vor- 
herrschend der Familie der Cypressen an. Es sind: 


Pitowylon Eggensis (2), 
Heteeoaylon Seyferti, 
Thuyjowylon (Elate) austriacum, 
Taxowylon Goepperti, 
Callitroaylon Aykli, 
Ommatowylon Germari, 


Palaeowylon Endlicheri. 


Von diesen sind Tawoasylon Goepperti (nach HarrıG) und 
Callitrowylon (Taxites) Aykii (nach GÖPPERT, Botan. Zeitung 
1848, pag. 165) die häufigsten Braunkohlenhölzer. Von anderen 
Pflanzen war bisher nur das Vorkommen zahlreicher Nüsse von 
Carya ventricosa in den Kohlen und den die Kohlen beglei- 
tenden Thonen und Sanden bekannt (ZInckEN, Physiographie 
pag. 131 und K. ©. Seyrert, Zeitschrift für das Berg-, Hütten- 
und Salinenwesen in dem preuss. Staate IV, 3, 1856, pag. 171) 


und ausserdem das von Corylus-artigen (Bot. Zeit. 1848, pag. 167) 


[367] Riestedt. 209 


und Cacaobohnen ähnlichen, zuerst durch ZENKER beschriebenen 
Früchten. Aus denselben Schichten dürften die auf Taf. 6, 
Fig. 16— 19 abgebildeten Früchte stammen. Die drei übrigen ab- 
gebildeten Pflanzenreste (Fig. 13—15) liegen in einem bläulichen 
Thone, von dem man nicht weiss, ob er der Flötzzone oder dem 
Hangenden derselben angehört hat. 


Beschreibung der Arten. 


Filices. 


? Aneimia sp. 
Taf. 6, Fig. 13, 13a. 


Da von diesem Farnkraut nur das Fig. 13 abgebildete Bruch- 
stück vorhanden ist, ist eine Deutung desselben noch unmöglich. 
Eine ähnliche, lappenartige Zertheilung des Laubes und dicht 
stehende Nerven finden wir bei Zygodium und Aneimia. Bei 
beiden aber tritt in jeden Lappen immer nur ein Nerv mit seinen 
Verästelungen ein, während an dem fossilen Farnrest jeder Lappen 
eine Anzahl selbstständiger Nerven enthält, wenn man nicht an- 
nehmen will, dass diese sich sämmtlich in der Nähe des Haupt- 
nervs zu einem einzigen vereimigen. Da die Lappen bei Lygodium 
kleiner und zahnartig zugespitzt sind, können wir den Blattrest 
nur auf Aneimia beziehen. 


Cupuliferae. 


Dryophyllum eurticellense WATELET sp. 
Taf. 6, Fig. 14 und 15. 


DMyrica curticellensis Warever, Deser. d. plantes foss. de Paris pag. 127, tab. 34, 
fig. 1—3 (1866). 
»  attenuata Warever, ibid. pag. 126, tab. 33, fig. S—9. 
»  Roginei Warerer, ibid. pag. 127, tab. 33, fig. 10 — 11. 
»  amgustissima Wareuer, ibid. pag. 125, tab. 33, fig. 12. 
» verbinensis. Warerer, ibid. pag. 126, tab. 33, fig. 14— 15. 


14 


310 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [368] 


Castanea Saportae Wanezver, Deser. d. plantes foss. de Paris pag. 142, tab. 38, 
fig. A—5 (1866). 


» _ eocenica WArtErer, ibid. pag. 142, tab. 38, fig. 1—3. 

Myrica attenuata Sckimrer, trait6 de pal. veg. II. pag. 538 (1370 — 72). 
» _ angustissima SCHIMPER, ibid. pag. 540. 

Oastanea eocenica Scuimeer, ibid. pag. 609. 


Dryophyllum lineare Scaimrer, ibid. pag. 615. 


» eurticellense Sarorra et Marıon, Essai sur Petat de la veg. & l’epoque 
des marnes heersiennes de Gelinden pag. 42, tab. 1, fig. 5 
(1873). 
» » Sarorra et MaArıox, Revision de la flore heersienne de 
Gelinden pag. 53, tab. 7, fig. 6—8 (1878). 
2 >» lineare Sarorra, Prodr. d’une flore foss. des travert. de Sezanne 


pag. 62, tab. 4, fig. 6 (1873). 


Folia subcoriacea, valide petiolata, linearia angusteque 
lineari-lanceolata, basi breviter, apice longe attenuwata, 
margine serrata; nervus primarius subtus validus, nervi secundarü 
numerosi, oblique leniter curvati, paralleli, simplices aut ewtremo 
apice furcati, in dentes pergentes; tertiarii numerosi, transversim 


decurrentes. 


Die von WATELET als Myrica curticellensis, attenuata, Roginei, 
angustissima und verbenensis beschriebenen und später von SAPORTA 
und Marıon (Essai pag. 42) mit Recht zu einer einzigen Art ver- 
einigten Blätter von Vervins, Bellen und Üourcelles bilden eine 
grosse Formenreihe, in welcher sich nicht mehrere Glieder scharf 
abgrenzen lassen. Sämmtliche Blätter sind linealisch oder lineal- 
lanzettlich, verschmälern sich nach unten schnell, nach oben lang- 
sam und sind am Rande mit deutlichen; dicht stehenden Sägezähnen 
versehen. Der Mittelnerv ist dick, die zahlreichen Secundärnerven 
sind ein wenig gebogen und endigen in den Zahnspitzen. In dem 
unteren Theile der Blätter stehen Secundärnerven und Zähne weiter 
auseinander. Mymica attenuata Wat. stellt nur den unteren Theil 
der Blätter Taf. 34, Fig. 10— 12 und 14—15 dar. Myrica Roginei 
mit steileren Secundärnerven schliesst sich eng an die übrigen 
auf Taf. 33 dargestellten Blätter mit unter offenerem Winkel aus- 
gehenden Secundärnerven an. 


[369] Riestedt. 211 


Mit diesen Blättern vereinige ich ferner (astanea Saportae 
Wat. und eocenica Wat. Beide sind bereits von SCHIMPER (traite 
de pal. veg. Il, pag. 609) zu einer Art zusammengezogen worden, 
weil sie, derselben Fundstelle ( Belleu) angehörend, eine Reihe von 
Formen darstellen, deren extremste, nämlich ]. c. Taf. 38, Fig. 1—3 
und Fig. 5, sehr gut durch Fig. 4 vermittelt werden. Das ver- 
bindende Glied zwischen den beiden WATELET’schen (astanea- 
Arten einerseits und den zu Myrica gestellten Blättern andererseits 
bildet Myrica curticellensis Wat., die sich unter letzteren wieder 
am besten an Myrica verbinensis Wat. anreiht. Das bei SAaPoRTA 
et MARION, Revision tab 7, fig. 6 abgebildete, fast vollständige 
Blatt weicht durch die deutlich abgesetzte Basis ab, stimmt 
aber mit den übrigen Blättern von Gelinden in allen anderen Be- 
ziehungen überein. 


Die Riestedter Blätter schliessen sich ebenso eng an (astanea 
Saportae Wat., Taf. 35, Fig. 4 wie an Myrica curticellensis W at., 
Taf. 34, Fig. 1—3 an, von denen sie nur durch die länger aus- 
gezogenen Zähne abweichen. 


Die systematische Stellung dieser und der nächst ver- 
wandten Blattformen haben SaroRTA und MARION in ihren Arbeiten 
über die Gelindener Flora in sehr eingehender Weise zu begründen 
versucht. Dass alle oben aufgeführten Blattreste von der Gattung 
Muyrica zu trennen sind, lehrt der gänzlich abweichende Blattbau 
dieser letzteren, welcher immer folgende drei wichtige Merkmale 
erkennen lässt: 


1. die schnellere Zuspitzung des Blattes, 

2. das fast rechtwinklige Abzweigen der Secundärnerven vom 
Hauptnerven, 

3. das Auftreten von Tertiärnerven, welche bis nahe an den 
Rand den Secundärnerven parallel laufen. 


In der ersten Bearbeitung der Gelindener Flora wiesen 
SAPORTA und MarRION auf die Analogie unserer Art mit den 
Blättern von Castanopsis einerseits und denen der ostasiatischen, 
immergrünen, lederblättrigen Eichen der Gruppe Pasania, Cyelo- 
balanus und Chlamydobalanus andererseits hin. Da die vorliegende 

14* 


212 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [370] 


und die verwandten, dem älteren Eocän und der oberen Kreide 
angehörenden Arten die Ungewissheit liessen, »in wie weit die 
einzelnen entweder zu (astanopsis oder zu den genannten Sectionen 
der Gattung Quercus gezogen werden müssen, oder ob sie vielleicht 
eine besondere Gruppe bilden«, vereinigten die beiden Forscher 
diese Arten in der von DEBEY zuerst aufgestellten Zwischengattung 
Dryophyllum und bezeichneten mit dieser Gattung den Stamm, aus 
dem sich später Castanopsis und Quercus entwickelt haben sollten. 

Später (Revision 1. ec.) änderten sie ihre Ansicht über die 
systematische Stellung ihrer Dryophyllum-Arten sehr wesentlich. 
Sie gelangten zu der Vermuthung, dass Dryophyllum sich am 
meisten der Gattung Castanea Tourn. nähere und ein Prototyp 
mit dauernden lederartigen Blättern repräsentire, der zu den 
Kastanienbäumen der gemässigten Zone in derselben Beziehung 
stehe wie die Unter-Gattungen /lex, ÜCerris und Lepidobalanus mit 
dauernden Blättern zu den sommergrünen Eichen derselben Gruppen. 
Während sie eine Anzahl neu gefundener Blätter zu den (uercineen 
stellten, vereinigten sie Dryophyllum mit den Castanineen, wie fol- 
gende Zusammenstellung zeigt: 


Quereineen. 


a. Section (erris. 


Quercus Loozi Sap. et Mar. 
» arciloba DEE > » 
> d ipl od. ON » » » 
» odontophylla » >» » 


b. Section Lepidobalanus. 
Quercus palaeodrys Sap. et Mar. 
c. Section Üyelobalanopsis. 
Quercus parceserrata Sap. et Mar. 
Castanineen. 
a. Gattung Pasianopsis SAPORTA et MARION. 


Pasianopsis retinervis Sap. et Mar. 


» sinuatus » » » 


[371] Riestedt. 913 


b. Gattung Dryophyllum DEBEy. 


Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar. 
» curticellense Wat. sp. 


Der Nachweis einer so alten, dem Eocän angehörenden Art 
in unserem Tertiär muss für uns von hohem Interesse sein, da bis 
auf Gelinden und das Pariser Becken in Europa keine Tertiär- 
ablagerung die gleiche oder eine nahe verwandte Art aufzu- 
weisen hat. 


Die unserer Pflanze nächst verwandten Arten haben wir eben- 
falls im Eocän, in den Floren von Sezanne und Gelinden zu suchen. 
Es sind: 


Dryophyllum Dewalguei Sap. et Mar. (siehe diese Abhandl. 
pag. 22), 
» palaeocastanea Sap., 
» (Castanea) sezannensis Wat. sp. 


Die beiden letzten Arten ist SCHIMPER geneigt zu einer ein- 
zigen zu vereinigen (traite de pal. veg. II, pag. 614). Von Dryo- 
phyllum Sap. et Mar. sind bereits zahlreiche Formen abgebildet 
worden, die unter einander mehr abweichen als von den Blättern 
unserer Art. Unter anderen weisen die Blätter bei SaroRrTA et 
MARIOoN, Essai tab. 2, fig. 2 und 5; tab. 4, fig. 1, 3, 4, so viele 
mit Dryophyllum curticellense übereinstimmende Merkmale auf, dass 
die Vermuthung einer Zusammengehörigkeit beider Arten nahe liest. 
Dasselbe gilt von dem Blatt Revision tab. 7, fig. 5, das, von den 
übrigen Blättern von Dryophyllum Dewalgquei gänzlich abweichend, 
besser zu unserer Art zu stellen wäre. 

Unter den übrigen bis jetzt bekannten Tertiärpflanzen besitzt 
Castanea intermedia Lesqg. (tert. flor. pag. 164, tab. 21, fig. 7) 
von Middle Park (Colorado) die nächsten Beziehungen zu unserer 
Art; sie nähert sich am meisten der Form Castanea Saportae W at. 
(Paris tab. 38, fig. 4). 

Die Gattung Castanea, zu der wir nach dem jetzigen Stande 
unserer Kenntniss der fossilen Pflanzen unsere Art als tropischen 


Repräsentanten mit lederartigen Blättern stellen müssen, ist jetzt 


214 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [372] 


auf 2 Species der nördlich gemässigten Zone reducirt, (astanea 
vesca Gärtn. (Cast. vulgaris Lam.) in Südeuropa und Asien und 
Cast. pwmila Michx. in Nordamerika. 
Verbreitung unserer Art: 
Unter-Oligocän: Riestedt. 
Unter-Eocän (Soisson. Stufe): Gelinden, Sezanne (?), Ver- 
vins, Belleu und Courcelles. 
Verbreitung der nächst verwandten Arten: 
l. Dryophyllum Dewalqwei Sap. et Mar.: Unter-Oligocän 
(Skopau, (?) Bornstedt) und Unter- 
Eocän (Gelinden). 


2. » palaeocastanea Sap. und |, Unter-Eocän 
> (Cast.) sezannensis Wat. sp.) (Sezanne). 


3. Castanea intermedia Lesg.: Obere »green River« Gruppe 


(Middle Park, Colorado). 


Juglandeae. 


Carya ventrieosa STERNBERG Sp. 


= Taf. 6, Fig. 17— 18. 
Juglandites ventricosus Stersgere, Vers. I, 4, pag. 40, Taf. 55, Fig. 5a, b (1820). 
Juglans ventricosa Broxentarr, Prodr. pag. 144 (1828). 
Carya » Uncer, Gen. et spec. pag. 467 (1850). 
» » » Pflanzenreste von Wieliczka page. 11, Fig. 14— 16 (1849). 
Juglans  » Weser, Palaeontogr. II, pag. 208 (1852). 
Carya » Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 301 (1859). 
» » Unger, Syll. I, pag. 40, Taf.18, Fig. 5— 11 (Fig. 10— 11 folia) 
(1861). 
Juglans  » Porez, N. Jahrb. für Min. 1866, pag. 54, Taf. 1, Fig. 9. 
Carya » Srur, Jahrb. der geol. Reichsanst. 1867, I, pag. 182. 
» » Errisssuausen, foss. Flora der ältesten Braunkohlenform. der 
Wetterau pag. SS3 (1868). 
» » Exeevnarpr, Flora der Braunkohlenform. im Königr. Sachsen 
pag. 37, Taf. 10, Fig. 11—14 (1870). 
» » EneeuuAaror, Göhren pag. 32, Taf. 6, Fig. 4 (1873). 
» » Schineer, traite de pal. veg. Il, pag. 256, tab. 102, fig. 16, 18, 


20, 21 (1874). 


[37 3] Riestedt. 915 


Oarpolithes subcordatus Sterngere, Vers. I, 4, pag. 41, Taf 53, Fig. 6 (1820). 
Juglans rostrata Bros, Lethaea pag. 866, Taf.35, Fig. 13a, b, ce (1838). 
»  laevigata Broxentsarr, Prodr. pag. 145 (folia) (1828). 


» » Lupwre, Palaeontogr. VII, pag. 135, Taf. 54, Fig. 6—14 (1860). 
» » Porrr, N. Jahrb. für Min. 1866, pag. 54, Taf. 1, Fig. 8. 
» » Exertsarpr, Flora der Braunkohlenform. im- Königr. Sachsen 


pag. 38, Taf. 10, Fig. 15— 18 (1870). 
Carya pusilla Uxcer, Syll. I, pag. 41, Taf. 18, Fig. 12 (1861). 


Foliola elongato-elliptica, basi apiceque sensim acuminata, mar- 
gine undulata. Nux majuscula, ventricoso-sphaerica, lenissime 
obtuse acuminata, tenuisulcata, valvarum margine prominente, puta- 


mine crasso, dissepimento produecto, nuecleo parvo, lobis 4-sinwosis. 


Früher wurde diese Nuss in grosser Menge in der Kohle 
und den diese begleitenden Thon- und Sandschichten gefunden. 
Die abgebildete halbe Klappe des besten Exemplares aus dem 
Halleschen Museum ist 2°® lang und 1,5°® breit. Sie ist mit 
schwachen, nur am Grunde deutlichen Adern bedeckt, in der Mitte 
am breitesten und nach oben in eine nur wenig hervorragende 
Spitze verlängert. Die Schalwand und die mittlere Scheidewand 
des Kernes sind sehr dünn. Die geringe Dicke der Scheide- 
wand und der Schale, die bedeutende Grösse des Kernes und die 
Lage der grössten Breite in der Mitte unterscheiden unsere Art 
immer von den doppelt so grossen Früchten von Varya costata 
Stbg. sp. mit dicker Schale und Scheidewand, kleinem Kerne 
und ohne Spitze- Carya albula Heer steht zwischen beiden 
Arten; sie besitzt die Grösse und die dünne Schale von Carya 
ventricosa und die Gestalt von Carya costata. 

Die von LupwiG zu Juglans ventricosa gerechneten Nüsse 
(Palaeontogr. VIII, Taf. 58, Fig. 3—6) gehören, wie Errin6s- 
HAUSEN (die foss. Flora der ältesten Braunkohlenform. der Wetterau 
pag. 883) richtig hervorhebt, zu Carya costata Stbg. sp.; Juglans 
laevigata Ludw. (Früchte) dagegen muss mit unserer Art vereinigt 
werden. Zu letzterer ziehe ich auch Carya pusilla Ung., eine ca. 
1/, Zoll im Durchmesser haltende Nuss, welche bei Franzensbad 
mit solchen von (arya ventricosa gesammelt worden ist und sich 
von diesen weniger unterscheidet als viele der Wetterauer 


216 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [374] 


Exemplare dieser Art von einander, bei denen alle Uebergänge 
von der kugeligen zur langgestreckten Form beobachtet werden 
können. Die von LupwıG mit Juglans ventricosa vereinigten Blätter 
(Palaeontogr. VIII, Taf. 57, Fig. 3 u. 5) gehören nach ETTINGSHAUSEN 
(l. e. pag. 883) weder zu Juglans noch zu (arya. ÜUNGER stellt sie 
zu Diospyros lotoides Ung. (Syll. III, pag. 30, Taf. 10, Fig. 1—12). 
Ob hingegen die von UNGER zu unserer Art gezogenen Blätter 
(Syll. III, Taf. 18, Fig. 10 und 11) richtig gedeutet sind, erscheint 
zweifelhaft. 

Die Gattung (arya ist im Tertiär durch zahlreiche Arten 
vertreten, von denen die Mehrzahl bisher im deutschen Tertiär 
nachgewiesen sind. Die nächsten Beziehungen zu unserer Art 
besitzen: 

1. Carya costata Ung. (Syll. I, pag. 41, Taf. 18, Fig. 13—17; 

Taf. 19, Fig. 16), 
2. »  albula Heer (Spizbergen pag. 67, Taf. 15, Fig. 62), 
3. »  Schweiggeri Göpp. sp. (GÖPPERT und BERENDT, Bern- 
stein pag. 74, Taf. 5, Fig. 12 und 13), 
welche den Uebergang zu 

4. Carya rostrata Ludw. sp. (Palaeontogr. VIII, Taf. 55, 
Fig. 5—7) mit gestreckteren Früchten bildet. Mit dieser Art ist 
identisch Carpolithes rostratus Schloth. (Nachtr. zur Petrefaktenk. I, 
pag. 98, Taf. 21, Fig. 8) von Arzberg in Bayern. Vielleicht gehört 
hierher auch der von ETTINGSHAUSEN zu Car. bilinica Ung. ge- 
stellte Fruchtkern (Bilin III, Taf. 51, Fig. 4, 5). 

Die Früchte, welche Lupwic (l. c. VIII, Taf. 54, Fig. 16—17) 
mit Juglans acuminata Al. Br. vereinigt hat, gehören wahr- 
scheinlich zu Carya costata Ung.; wenigstens ist die Fig. 17 
abgebildete, stark zusammengedrückte Nuss, die sich in der Samm- 
lung der geologischen Landesanstalt befindet, kaum zugespitzt und 
hat einen verhältnissmässig kleinen Kern. 

Die Gattung Carya ist jetzt mit ihren 10 Arten auf das ge- 
mässigte Nordamerika beschränkt; nur eine (Car. tetraptera 
Liebm.) reicht bis Mexico nach Süden. Die dem Typus von Car. 
ventricosa Stbg. sp. angehörenden lebenden Arten sind: 


[375] Riestedt. DT 


1. Carya alba Nutt., von New-Hampshire bis Louisiana und 
Georgia, 

2. »  amara Nutt., vulgo bitter nut, white hickory oder 
swamp hickory, von Massachusetts und Mis- 
souri bis Georgia und Texas, 

3. »  mymristicaeformis Nutt., von Massachusetts bis Süd- 

Carolina. 

Es muss auffallen, dass aus dem Tertiär von Nordamerika, 
der jetzigen Heimath von Carya, noch nicht Früchte dieser Gat- 
tung bekannt geworden sind. Zwar hat LESQUEREUX bei Evanston 
(Wyoming) massenhaft auftretende Blätter als (arya antigquorum 
Newb. (LESQUEREUX, tert. flor. pag. 289, tab. 57, fig. 1-5, tab. 58, 
fig. 2) beschrieben, jedoch ist, wie auch LESQUEREUX zugiebt, 
nach den Blättern allein die Bestimmung von Carya oder Juglans 
unsicher. 


Verbreitung unserer Art: 
Unter-Pliocän: Wieliczka. 
Ober - Miocän: Hernals bei Wien. 
(?) Mittel-Miocän: Bischofsheim (Rhön). 
Unter-Miocän: Kaltennordheim (Rhön). 
Ober - Oligocän : Salzhausen und Hessenbrücken; Liessem bei 
Bonn. 
Unter-Oligocän: Riestedt, Göhren, (?) Zittau. 
Verwandte fossile Arten: 
1. Carya costata Ung.: Unter - Pliocän (Wieliczka), Mittel- 
Miocän (Brandschiefer von Sobrussan), Unter- 
Miocän (Tuff von Putschirn), Ober-Oligocän 
(Sandstein von Tschernowitz, plastischer Thon 
von Priesen; Rott, Salzhausen, Hessen- 
brücken). 
2. » albula Heer: Spitzbergen (Advent Bay). 


218 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [376] 


Anonaceae. 


Anona cacaoides ZENKER sp. 
Taf. 6, Fig. 16. 


Baccites cacaoides Zexser, Beiträge 1833, pag. 10, Taf. 1, Fig. 4— 16. 


» » Gemurz, Verstein. von Altenburg pag. 10, Taf. 2, Fig. 4, 5. 
Anona » Porer, N. Jahrb. für. Min. 1866, pag. 55, Tat. 1, Fig. 13 — 14. 
» » Enerumarpr, Flora der Braunkohlenform. im Königr. Sachsen 
pag. 40, Taf. 12, Fig. 2—9 (non 10—11) (1370). 
» » ExertuArps, Göhren pag. 34, Taf. 6, Fig. 7—S (1873). 


»  Altenburgensis Uxcer, Syll. I, pag.26, Taf. 10, Fig. S—11 (1861). 
»  Morloti Unger, ibid. Fig. 12. 
»  elliptica » Syll. III, pag. 43, Taf. 14, Fig. 2 (1866). 
» »  , Morloti, Altenburgensis Scuinrer, traite de pal. veg. III, pag. 78, 
tab. 96, fig. 22, 23, 26 (1374). 
Semina ovata, obtuse- acuminata, 11/; — 4” longa, 11/9 — 21/g° 


lata, sublaevia vel longitudinaliter striata. 


Früchte dieser Art sind bei Riestedt früher in grosser Menge 
gefunden worden. Sie sind glatt oder längsgefurcht und besitzen 
an der Unterseite eine kreisförmige Narbe. Diese Merkmale und 
die eiförmige Gestalt finden wir sowohl an den Früchten von 
Cupuliferen als von Anona. Eine sichere Gattungsbestimmung ist 
daher vorläufig noch unmöglich. 

" Die Gattung Anona ist in der Lebewelt durch 52 bis 
53 Arten vertreten, von denen 2 bis 3 im tropischen Asien und 
in Afrika, alle übrigen nur im tropischen Amerika vorkommen. 

Verbreitung: 

Unter-Miocän: Radoboj. 
Unter-Oligocän: Riestedt, (?) Zittau und Bautzen (im Thone), 
Quatitz und Altenburg (in der Kohle); Göhren. 


Fruetus sp. indet. 
Taf. 6, Fig. 19. 
Die abgebildete Fruchtschale stellt wahrscheinlich die Hälfte 
des Steinkerns einer Amygdaleenfrucht dar. Die Rückenfläche ist 


mit wulstigen Längsrippen bedeckt, die Innenseite stark ausgehöhlt. 


[377] Grube Pauline bei Dörstewitz. 219 


Grube Pauline bei Dörstewitz. 


Diese Grube liegt südöstlich vom Dorfe Dörstewitz am Wege 
nach Knapendorf, 1 Meile südlich von Halle. Die Lagerungs- 
verhältnisse sind nach den Angaben des Herrn Berginspectors 
KAHLENBERG folgende: 


Decke, | bestehend aus Geschiebelehm und Kies. 


Oberflötz, | 4 — 6” mächtig, mit Schweelkohlen und oft mehrere 
Meter mächtigen Einlagerungen von weissem und 


| kohlehaltigem Sande. 


Stubensand, | 2— 5" mächtig, z. Th. thonig. 


Schilfkohle. 


Weisse bis braune Sande. 


Unterflötz, > mächtig, bestehend aus: 
| Schilfkohle, 
| Knorpelkohle mit Blättern, 
| 
| 


Nur die Knorpel- und Schilfkohle des Unterflötzes lieferten 
deutliche Blattreste. Die meisten der abgebildeten Blätter stammen 
aus der Knorpelkohlenschicht, nur die Taf. 7, Fig. 1—5 abgebil- 
deten aus der Schilfkohle, die aus massenhaft angehäuften, mono- 
cotylen Blättern besteht. In der Knorpelkohle sind die Blätter 
ebenfalls so häufig, dass jeder Schlag Bruchstücke derselben hervor- 
bringt. Leider liegen die Blätter nur in den seltensten Fällen in 
der Spaltungsfläche, sie werden deshalb fast immer zertheilt, und 
man muss ein reichhaltiges Material von Kohlenblöcken zerkleinern, 
um in den Besitz möglichst vollständiger Blätter zu gelangen. 
Dies ist auch der Grund, dass die Zahl der abgebildeten Blätter 
noch gering ist im Verhältniss zur durchsuchten Kohlenmenge. 
Zahlreiche Bruchstücke ganzrandiger Blätter konnten zu einer Fest- 
stellung der Gattung nicht verwendet werden und sind nicht ab- 
gebildet worden. Immerhin hat die Ausbeute mehrerer Sendungen, 
welche die geologische Landesanstalt den Herren Berginspector 
KAHLENBERG und Director HEINZE zu verdanken hat, eine Anzahl 


- 


2320 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [378] 


interessanter Resultate erzielt, die sich bedeutend vermehren 
dürften, wenn eine systematische, palaeontologische Ausbeutung 
der Knorpelkohle in Angriff genommen würde. 


Filices. 


Pteris parschlugiana UNGER. 
Taf. 29, Fig. 20— 21. 
Siehe diese Abhandl., Bornstedt, pag. 74, Taf. 8, Fig. 7 und Taf. 9, Fig. 1. 


Es wurden mehrere Bruchstücke dieser Art gefunden, welche 


vollständig mit den Bornstedter Blattresten übereinstimmen. 


Lygodium sp. 
Taf. 29, Fig. 10. 


Der abgebildete Pflanzenrest ist das emzige bis jetzt gefundene 
Bruchstück eines Zygodium mit schmalen Blättern, wie sie charakte- 
ristisch sind für Lyg. Gaudini, acrostichoides, acutangulum und 
Laharpiüi Heer. 


Coniferae. 


Pinus typ. Pinaster L. 
Taf. 29, Fig. 1 und la. 


Kiefernadeln vom Typus Pinaster sind in der Dörstewitzer 
Kohle nicht selten. In den meisten Fällen jedoch konnten nur 
kleine Bruchstücke eines Nadelpaares gefunden werden. Das 
grösste derselben, von 9°® Länge, ist das abgebildete. Die con- 
cave Innenfläche der 1,5" breiten Nadeln ist mit mehreren scharfen 
Längsrippen versehen. Auf der meist flachen Aussenfläche wurden 
wiederholt 6 und 8 gleich starke Längsrippen gezählt (Fie. 1a). 

Ein Vergleich mit bekannten, fossilen Arten führt zu 
keinem befriedigenden Resultate, weil diese in der Mehrzahl 
der Fälle schlecht begründet sind und ihren Darstellungen 


gewöhnlich die Detailzeichnung fehlt, ferner weil bei Dörstewitz 


[379] Grube Pauline bei Dörstewitz. 331 


die ausschliesslich massgebenden Zapfen noch nicht nachgewiesen 
werden konnten. 


Verwandte Arten scheinen zu sein: 
Pinus pseudopinea Sap.: St. Jean-de-Garguier, Fenestrelle, Allauch. 
»  macroptera Sap.: Armissan. 
»  Matheroniü Sap.: Marseille. 


Lebende Analoga sind: 
1. Pinus Pinea L.: Mittelmeergebiet, Nordafrika, Canarische Inseln. 
2. » Pinaster L.: Mittelmeergebiet. 


Myricaceae. 


Comptonia rotundata WATELET. 


Taf. 29, Fig. 15 und 15a, 


Warerer, Descript. des plantes foss. du bass. de Paris pag. 124, tab. 33, fig. 7 
(1866). 
Compt. pedunculata Warzter, ibid. pag. 124, tab. 33, fig. ! 


©, 
{=} 
a NR r P 
» » SchimeEr, traite de pal. veg. II, pag. 555 


Folia longe petiolata, lineari-lanceolata, pinnatifida, lobis 
extus arcuato-rotundatis; nervi secundarii 3—4, angulo 


rubrecto emissi, ar cuwato-conjuncti. 


Das einzige Bruchstück dieser Comptonien- Art von Dörste- 
witz hat flache, kreisförmig abgerundete Fiederlappen mit 3 —4 
kräftigen, hin- und hergekrümmten und nahe dem Rande, wie 
bei der lebenden Compt. asplenifolia Banks, mit einander bogen- 
artig verbundenen Secundärnerven (Vergrösserung eines Blätt- 
chens von Compt. asplenifolia bei UNGER, Sotzka Taf. 6, Fig. b). 
Die Fiederlappen von Dryandra sind stets zugespitzt und die 
Secundärnerven laufen ungestört bis zur Spitze derselben. 

Die beiden WATELET’schen Arten sind von einander nicht 
verschieden und weichen von unserem Blatte nur durch die be- 
deutendere Grösse der Fiederlappen ab. 

Die Gattung Comptonia besitzt nur eine lebende Art, Compt. 
asplenifolia Banks im gemässigten Nordamerika. 


222 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [380] 


Verbreitung: 
Unter-Oligocän: Dörstewitz. 
Unter-Eocän: Belleu (Sables de Bracheux). 


Myrica angustata SCHIMPER. 
Taf. 29, Fig. 11. 
Siehe diese Abhandl., Eisleben, pag. 162, Taf. 21, Fig. 6—8, 10, 12. 


Das abgebildete Bruchstück dieser Art stimmt mit den Blät- 
tern vom Segengottesschachte überein. Dasselbe feinmaschige Netz- 
werk (Fig. 11a) besitzt auch das Blatt bei Sarorra, Etudes I, 4, 
tab. 6, fig. 2. 


Verbreitung: 
Mittel-Oligocän: St. Zacharie, Gargas, St. Jean-de- Garguier. 
Unter-Oligocän: Dörstewitz, Bornstedt, Segengottesschacht bei 
Eisleben; Aix. 


Cupuliferae. 


Quereus intermedia nov. spec. 
Taf. 29, Fig. 2 —5. 


Folia coriacea, parva (2), elongato - vel lineari - lanceolata, 
utringue sensim attenuata, margine serrato-denticulata. : Nervi 
secundanrii craspedodromi, numerosi, angulo acuto orientes, apice 
furcati; nervi tertiarii cereberrimi, partim angulo recto e nervis 
secundarüs emissi, partim nervo primario egredientes secundariis 


paralleln. 


Die klemen Blätter erinnern im Habitus am meisten an 
Dryophyllum Dewalguwei Sap. et Mar., besonders an Essai.... 
tab. 2, fig.2— 3; tab. 3, fig. 3—4 und tab. 4, fig. 1—4, sie 
weichen aber durch die geringere Grösse und das Vorhandensein 
deutlicher, den Secundärnerven parallel laufender Nervenäste ab. 
Diese Eigenthümlichkeit unserer Blätter finden wir bei Quwercus 
Sprengeli Heer von Bornstedt (Taf. 14, Fig. 1—7) wieder. 


Unter den zahlreichen Exemplaren dieser letzteren befand sich 


[381] Grube Pauline bei Dörstewitz. 2323 


aber keins von der geringen Grösse der Dörstewitzer Blätter; fast 
alle besitzen überdies grosse dornartige, entfernt stehende Zähne. 
Die zierlichen Blätter von Quercus drymeia Gaud. et Strozzi 
(Contrib. II, pag. 44, tab. 4, fig. 1—10) aus dem Arnothal haben 
eine sich schneller verschmälernde und vom Blattstiel abgesetzte 
Basis und lassen die Gabelung der Secundärnerven am Ende nicht 
erkennen. — Auf unsere Art lässt sich vielleicht ein 3,5°” langes 
und ca. 5"" breites, lockeres, männliches Blüthenkätzchen beziehen. 
Verwandte Art: 
Quercus Sprengeli Heer: Unter-Oligocän (Bornstedt). 


Laurineae. 


Daphnogene sp. 
Taf. 7, Fig. 2 und 3. 


Die 2 abgebildeten, aus der Schilfkohle stammenden Blätter sind 
für eine Artbestimmung nicht hinreichend erhalten. Sie müssen, da 
ihre Basis vom Blattstiele deutlich abgesetzt ist, vorläufig zu der 
provisorischen Gattung Daphnogene Heer gestellt werden. Die 
nächsten Beziehungen weist Daphn. Ungeri Heer auf, mit der 
jedoch unsere Art noch nicht vereinigt werden darf, da die mit 
unseren Blättern fast übereinstimmende Form dieser Art (flor. 
tert. Helv. Taf. 96, Fig. 13) das Endglied einer Reihe schmaler 
Blätter darstellt. ; 

Zu unserem Blatttypus gehört ferner Daphn. tenebrosa Sap. 
(Ann. d. sciences nat. 4. ser., tome 19, tab. 6, fig. 6) von St. Zacharie. 
— Eine deutlich abgesetzte Basis besitzt auch (inn. Scheuchzeri 
Gaud. aus dem Arnothal (Neue Denkschr. der Schweiz. naturf. 
Ges. Bd. 17, Taf. 8, Fie. 5). 


Cinnamomum lanceolatum UNGER sp. 
Taf. 29, Fig. 7. 
Vergl. diese Abhandl., Stedten, 'pae. 58. 


Von dieser Art ist bei Dörstewitz bis jetzt nur das abgebildete 
Bruchstück gefunden worden. 


224 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [382] 


Aectinodaphne Germari HEER sp. 
Taf. 29, Fig. 14. 
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt, pag. 119. 


Das abgebildete Blatt, das einzige mir von Dörstewitz bekannt 
gewordene dieser Art, passt vortrefflich zu Taf. 12, Fig. 6 von 
Bornstedt. 


Proteaceae. 


Dryandra saxoniea nov. spec. 
Taf. 29, Fig. 16. 
Vergl. diese Abhandl., Eisleben, pag. 169, Taf. 20, Fig. 1la—16 und Taf. 28, 
Fig. 3—5. 
Das kleine Blattbruchstück lässt sich, soweit es sein Er- 
haltungszustand erlaubt, recht gut mit der Art vom Segengottes- 
schacht vereinigen. 


Hakea mierophylla nov. spec. 
Taf. 29, Rio, 12 — 13. 


Folia subcoriacea, oblonga. lanceolata, basi angustata, 


integerrima; nervi secundarii margini paralleli, aerodromi. 


Die Blätter dieser Art scheinen eine lederartige Textur be- 
sessen zu haben und waren mit lang verschmälerter Basis sitzend. 
Die die Secundärnerven verbindenden, knieförmig geknickten Ter- 
tiärnerven sind durch Nervenäste verbunden, die den Secundär- 
nerven gleich gerichtet sind. 

Die Blätter von Acacia und Melaleuca, zwei verwandte 
Typen, besitzen 2 von der Basis aus aufsteigende, dem Rande 
parallele Lateralnerven, mit denen sich die Secundärnerven erst 
verbinden. Das Gleiche gilt von Persoonia, Grevillea und 
den meisten Arten von Hakea. In dieser Gattung kommen jedoch 
auch Arten mit spitzläufigen Secundärnerven vor, die, wie an 


unserem Blatte in verschiedener Höhe vom Mittelnerv abzweigend, 


[383] Grube Pauline bei Dörstewitz. 335 


dem Blattrande parallel laufen und unter sich durch knieförmig 
geknickte Adern verbunden sind. 

Die nächst verwandte fossile Art, Acacia rigida Heer 
(flor. tert. Helv. III, pag. 133, Taf. 140, Fig. 22), hat derb leder- 
artige Blätter, welche bis auf die Lage der grössten Breite 
unterhalb der Blattmitte mit unserer Art übereinstimmen. Bei 
beiden fossilen Arten sind Primär- und Secundärnerven von gleicher 
Stärke. 

Die Gattung Hakea ist mit ungefähr 95 Arten auf Australien 
beschränkt. Dem Typus unserer Art gehören an: 


Hakea nitida R. Br., 
»  saligna Knight sec. Benth. (Brisbane River), 
»  crassifolia Meissn. ( West- Australien), deren Blätter 
auch hinsichtlich der Gestalt sich am 
engsten an die fossilen anschliessen. 


Analoge fossile Art: 
Acacia (2) rigida Heer: Ober-Oligocän (Rivaz bei Vivis). 


Apocyneae. 


Apoeynophyllum conf. Nerium repertum SAPoRTA. 


Taf. 29, Fig. 6. 


Nerium repertum SAPORTA, Kt. Suppl. I, 2, pag. 155, tab. 10, fig. 5. 
» » Schinrer, traite de pal. veg. III, pag. 692, tab. 93, fig. 35 (1874). 
Banksites repertus Sarorra, Bt. l, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, pag. 103, 
tab. 8, fig. 4. 


Das abgebildete, lederartige Blatt unterscheidet sich von 
Apocynophyllum helveticum Heer durch die sehr dicht stehenden 
Secundärnerven, von Apoc. nerüfolium Heer durch die fast recht- 
winklige Abzweigung derselben vom Primärnerv, von Apoe. ochro- 


sioides Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 527, 


Oo 
o- 
Taf. 1, Fig. 5) durch die allmälig sich .verschmälernde Basis. 

Durch das Vorkommen schmaler Blätter bei Dörstewitz neben 
den abgebildeten breiteren, die Beschaffenheit der Basis und das 


15 


226 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [384] 


Auftreten zahlreicher, sehr dicht stehender und unter fast rechtem 
Winkel vom Hauptnerven ausgehender Secundärnerven schliesst sich 
unsere Pflanze eng an Nerium repertum Sap. an, mit dem es wahr- 
scheinlich zu vereinigen ist. Ohne eine grössere Anzahl von Blät- 
tern jedoch ist die Abgrenzung der genannten Arten unmöglich. 


Nerium repertum Sap.: Unter-Oligocän (Aix). 


Saxifragaceae. 


Cunonia formosa nov. spec. 


Taf. 7, Fig. 6—9 und Taf. 29, Fig. 3—9. 


Folia subcoriacea, impariter pinnata(?); Foliola petiolata, 
oblongo-lanceolata, utrimque sensim attenuata, basi inaequilateri 
vel aequilateri, obtuse-serrata. — Nervus primarius validus, 
nervi secundariüi numerosi, curvati, subparalleli, camptodromi, rete 


nervis secundariis parallelum. 


Die Blätter dieser Art wurden unter allen am häufigsten 
gefunden. Da die meisten eine unsymmetrische, nur sehr 
wenige eine symmetrische (Taf. 29, Fig. 9) Basis besitzen, liegt 
die Vermuthung sehr nahe, dass alle diese Blätter nur als Theile 
von gefiederten oder gefingerten Blättern aufzufassen seien. Von 


den Arten mit gleichem Blatttypus, 


Cunonia capensis L., 
Thomasia australis A. Rich. (ErTTINGSHAUSEN, Dicotyl. 
Taf. 62, Fig. 4, 12), 
Klaeocarpus lanceaefolius Roxb. (ETTINGSHAUSEN, ibid. 
Taf. 51, Fig. 7), 


hat die letzte einfache Blätter, Thomasia australis sitzende Theil- 
blätter, Uunonia capensis (Taf. 29, Fig. 8A) dagegen langgestielte 
Fiederblätter, welche eine so überraschende Uebereinstimmung 
mit den fossilen Blättern zeigen, dass man geneigt sein möchte, 
die fossile Art mit der lebenden zu vereinigen. Die fossilen 


Z 


[385] Grube Pauline bei Dörstewitz. 3237 


Blätter sind allmälig, die lebenden schnell zugespitzt, doch sind 
auch unter letzteren solche mit langer Spitze zu finden. 


Die Gattungsbestimmung von Cunonia europaea Üng. 
(Syll. III, pag. 42, Taf. 13, Fig. 3) von Radoboj ist, da die feinere 
Nervatur nicht erhalten, nicht gesichert. — Cunonia bilinica 
Ett. (Bilin III, pag. 64, Taf. 55, Fig. 21) weicht vom Typus 
Cun. capensis L., mit dem sie ETTINGSHAUSEN vergleicht, wesent- 
lich ab. — (eratopetalum radobojanum Ung. (Syll. I, 
Taf. 13, Fig. 5) erinnert mehr an (unonia capensis L. als an 
Ceratopetalum arbutifolium Cunn. Mit derselben Art sind wahr- 
scheinlich auch die ebenda Fig. 6—9 abgebildeten Blätter von 
Samyda tenera Ung. zu vereinigen. — Sapindus Pythii Ung. 
(Syll. I, pag. 33, Taf. 14, Fig. 6—7) unterscheidet sich von der 
lebenden (Cunonia capensis wie von unserer Art durch die kurz 
abgesetzte Basis und die vom Hauptnerv unter offeneren Winkeln 
abgehenden Secundärnerven. 


Taf. 7, Fig. 6 erinnert am meisten an Celastrophyllum 
repandum Sap. et Mar. (Essai...pag. 70, tab. 12, fig. 4, 5) 
von Gelinden. Die Basis der beiden Blätter von Gelinden ist 
nicht erhalten, doch spricht die Krümmung des Hauptnerven und 
die ungleiche Breite des linken und rechten Blatttheiles für das 
Vorhandensein einer unsymmetrischen Basis. Wenn auch SAPORTA 
und MARION das in diesem Falle entscheidende Maschennetz der 
Nerven höherer Ordnung weder gezeichnet noch eingehender be- 
schrieben haben, so müssen wir doch immerhin die Gelindener Art 
als die nächst verwandte betrachten, welche sich vielleicht bei Ver- 
gleich von besserem Material mit unserer Art identificiren lassen 
wird. Dasselbe gilt von (’elastrophyllum serratum Sap. et Mar. 
(Revision ... tab. 14, fig. 3), das sich äm besten an unsere breiteren 
Formen anschliesst. 


Die Gattung Cunonia ist in der Jetztwelt nur durch eine 
Art, Cun. capensis L., den Roode Elseboom der Capkolonisten, 
vertreten, einen 10—50 Fuss hohen Baum, der durch die ganze 
Capkolonie verbreitet ist. 


15* 


228 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [386] 


Verbreitung der verwandten Arten: 
1. Celastrophyllum vrepandum Sap. et Mar.: Unter - Eocän 
(Gelinden). 
2. Celastrophyllum serratum Sap. et Mar.: ibid. 
3. Ounonia radobojana Ung. sp.: Unter-Miocän (Radoboj). 


Myrtaceae. 


Myrtophyllum spec. 
Taf. 7, Fig. 4 und 5. 


Folia oblonga, integerrima, basi rotundata, petiolata. Nerwi 
secundarüi numerosi, angulo aperto egredientes, paralleli, brochido- 


dromi. 


Zahlreiche zu dieser Art gehörende Blattstücke lagen auf einer 
Platte aus der Schilfkohlenschicht. Blätter mit demselben Ner- 
vationscharakter sind häufig bei den Apocyneen, Sapotaceen und 
Myrtaceen. Die Sapotaceenblätter verschmälern sich zum Blatt- 
stiele; unter den Apocyneen besitzen nur die Blätter von Melodinus- 
Arten eine abgerundete Basis und zugleich einen kräftigen Mittel- 
nerv; unter den Myrtaceen hingegen sind Blätter mit abgerundeter 
Basis sehr häufig, so bei Zugenia, Bucalyptus, Myreia, Melaleuca ete. 
Unter diesen weisen Myrcia und Melaleuca die besten Analoga zu 
unserer Art auf, vor allen: 

Myreia splendens De C. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyl. Taf. 89, 
Fig. 1), 
»  Maragnana De C. (ibid. Taf. 88, Fig. 1), 
Melaleuca genistifolia Sm. (ibid. Taf. 84, Fig. 13 — 14). 

So lange jedoch nicht vollständige Blätter unserer Art bekannt 
sind, ist eine genaue Bestimmung unmöglich und der provisorische 
Name Myrtophyllum allen Gattungsnamen vorzuziehen. 

Die beiden erstgenannten lebenden Arten leben in West- 
indien und dem tropischen Südamerika, die dritte in Neuholland. 


[387] Grube Pauline bei Dörstewitz. 229 


Myrtophyllum grandifolium nov. spec. 


Taf. 7, Fig. 1. 


Folia subcoriaceau, magna, petiolata, elliptica, apice acumi- 
nata, basi breviter attenuata, integerrima. Nervatio brochido- 
droma; nervus primarlus tenuis; nervi secundarü tenwissimi, nume- 
rosi, angulis 60 — 70° orientes, subcurvatı, nervilli nervis secun- 
dariis paralleli. 


Es ist unmöglich, ohne Früchte oder Blüthen das zerrissene 
Blatt aus der Schilfkohle der Gattung nach zu bestimmen, da 
Blätter von gleichem Nervationstypus weit verbreitet sind. Wir 
finden sie in der Familie der 


Anacardiaceen .(Spondias), 

Apocyneen (Hunteria, Allamanda, Aspidosperma), 

Sapotaceen (Chrysophyllum, Mimusops), 

Myrtaceen (Kugenia, Syzygium, Caryophyllus, Myrcia, 
Melaleuca, Eucalyptus) und 


der Abtheilung von Ficus, deren Blätter wie bei Ficus Benja- 
minea L. keine hervortretenden Basalnerven besitzen. 


Die Ficus-Blätter sind immer durch das sehr deutliche, 
regelmässige Nervillennetz zu unterscheiden. Bei Uhrysophyllum 
laufen den Secundärnerven in jedem Zwischenfelde mehrere sehr 
deutliche Nerven parallel, die sich nach dem Rande hin zu einem 
einzigen vereinigen; bei Mimwsops ist der Saumläufer vom Blatt- 
rande weit entfernt und hin- und hergewunden. Die Blätter von 
Allamanda und Aspidosperma haben einen starken Mittelnerv, 
die von Hunteria corymbosa Roxb. sind kaum von unserem 
Blatt verschieden, wenn man nicht auf das Vorhandensein eines 
schmalen Randfeldes Werth legen will. Bei Spondias mangi- 
fera L. ist, wie bei Caryophyllus aromaticus L., jedes zwi- 
schen 2 Secundärnerven liegende Feld durch einen fast gleich 
starken Nerven in 2 kleinere Felder getheilt. 


230 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [388] 


In der Familie der Myrtaceen finden wir die grösste Anzahl 
von Analogieen. Bei Kugenia erscheint das Randfeld stets sehr 
gross, bei Myrcia multiflora De C. ist das Nervillennetz sehr 
kleinzellig und regelmässig; bei Melaleuca genistifolia Sm. 
sind die Nervillen mehr als bei den übrigen Gattungen in der 
Richtung der Secundärnerven gestreckt. Der fossilen Art nähern 
sich am meisten zahlreiche Arten von Syzygium und Kuca- 
!yptws mit dicht am Rande liegenden Saumläufern. Da diese 
Arten bei gleicher Blattform zugleich dasselbe lockere Netzwerk 
besitzen, dessen Nervillen zum grossen Theil gegen die Secundär- 
nerven stark geneigt sind, so dürfte die Einreihung unserer Art 
in eine dieser Gattungen die naturgemässeste sein. Als verwandte 
Arten sind vor allen hervorzuheben: 


Syzygium oblatum Wall. (Sillet), 
» guinense De C. (Senegal), 
Eucalyptus eugenioides Sieb. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyled. 
pag. 206, Fig. 233), 
» umbellata Sieb. (ibid. pag. 203, Fig. 227). 


So lange es unmöglich ist, zu entscheiden, zu welcher von 
beiden Gattungen unsere Art zu ziehen ist, scheint der oben ge- 
wählte Name Myrtophyllum den Vorzug vor beiden zu verdienen. 


Eugenia Hollae Heer von Skopau (Beitr. zur Kenntn. der 
Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 15, Taf. 6, Fig. 13) steht 
unter den fossilen Blättern unserer Art am nächsten; sie unter- 
scheidet sich von den Blättern der lebenden Eugenien durch den 
dicht am Rande liegenden Saumläufer, von unserem Blatte durch 
den geringeren Ursprungswinkel der Secundärnerven. 

Die Gattung Hucalyptus zählt jetzt 100 Arten, von denen 
fast alle auf Australien beschränkt sind und nur wenige auch im 
indischen Archipel vorkommen. Syzygium, eine Unterabtheilung 
von Eugenia, umfasst gegen 60, sämmtlich den Tropen der alten 
Welt angehörende Arten. 


[389] Grube Pauline bei Dörstewitz. 231 


Papilionaceae. 


Dalbergia obligocaenica nov. spec. 
Taf. 29, Fig. 17— 19. 


Folia pinnata (?), Foltola elliptico-oblonga, bası attenuata, 
apice emarginata; nervi secundarü numerosi, comptodromi. 


Blätter mit ausgerandeter Spitze sind in der lebenden 
Flora häufig und auch in grösserer Anzahl schon aus dem 
Tertiär bekannt. Blättchen von ähnlicher Gestalt und gleicher 
Grösse, zum Theil zu gefiederten Blättern vereinigt, hat HrER in 
seiner flor. tert. Helv. Taf. 133 und 137 als Dalbergia und 
Caesalpinia abgebildet, und es liegt auch für unsere Blättchen 
die Vermuthung sehr nahe, dass sie nur Theile von zusammen- 
gesetzten Blättern darstellen. Dalbergia bella Heer (flor. tert. 
Helv. III, pag. 104, Taf. 133, Fig. 14— 19), die nächst verwandte 
Art, unterscheidet sich von unseren Blättern nur durch die Lage 
der grössten Breite über der Blattmitte. Die Blättchen von Caesal- 
pinia sind kleiner als unsere Blättchen und die der Hrer’schen Art. 

Der Typus Dalbergia bella Heer ist in der Jetztwelt nur 
durch tropisch-indische Arten vertreten, zu denen unter 
anderen Dalb. Thomsonii Bth., stipulacea Roxb. und ferru- 
ginea Roxb. gehören. - 

Verbreitung von Dalbergia bella Heer: 


Ober-Miocän: Oeningen (Kesselstein), Locle, Guarene. 


232 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [390] 


Grube Carl Ernst bei Trotha. ‘ 


Die Grube Carl Ernst, vulgo »Brotsack«, liegt am Südfusse 
des Huppberges, zur linken Seite des Weges, der von Wittekind 
nach der Bergschenke bei Seeben führt. ZINCKEN giebt in seiner 
Physiographie der Braunkohlen pag. 301 die Lagerungsverhältnisse 
dieses Grubenfeldes wie folgt an: 


| Dammerde, 1/1, Lehtr. 
Sand, !/s L. 


Thon, 2— 21, L. 
Sand, 3—-4L. 


Thoniger Sand, 21/, L. 


"Grauschwarzer Sand (© Mergel«) mit Eisenkiesknollen 
von bis 4 Zoll Durchmesser, !/, L. 


Erdige und knorplige Kohle mit Lignitstücken, 3/4 L. 


Der Kohle, dem Unterflötz nach LASPEYRES, entstammen 
die unbestimmbaren Blattreste, welche ANDRAE (Erläuternder Text 
zur geognostischen Karte von Halle pag. 83) 1850 beobachtete, 
und die im Folgenden beschriebenen Pflanzenreste, welche Herr 
Berginspector KAHLENBERG in Halle der geologischen Landesanstalt 
übersandte. Derselbe hatte die Güte, mir eine Beschreibung des 
Vorkommens dieser Pflanzen zu liefern, der ich Folgendes ent- 
nehme: »Die Blätter-haltige Kohle fand sich in einer Strecke bei 
ca. 30” Länge bis zu 1” Höhe unter der Sohle vor und wurde 
beim Weiterarbeiten nicht wieder angetroffen. Diese Lage sowohl 
als das Liegende des Flötzes bildet hier einen Sattel,.der sich 
nach rechts und links verflacht, so dass sich beim demnächstigen 
Abbau dieser Stelle wahrscheinlich mehr Blattabdrücke finden 
werden«. 

Die genannte Kohle lässt sich mit dem Messer in dünne, 


unebene Platten spalten, deren Oberfläche immer von mehr oder 


[391] Grube Carl Ernst bei Trotha. 233 


weniger deutlichen, ganzrandigen Blättern von lederartiger Con- 
sistenz gebildet wird. Unter diesen treten die dreilappigen Blätter 
von Sterculia labrusca Ung. in so grosser Menge auf, dass man 
die Kohle als Sterculienkohle bezeichnen kann. Hinsichtlich der 
Häufigkeit des Vorkommens reihen sich die Blätter von Machae- 
rium an und von Laurineen, die jedoch nicht hinreichend erhalten 
waren, um sicher bestimmt werden zu können, daher im Folgenden 
nicht erwähnt werden. 


Laurineae. 


(?) Neetandra sp. 
Taf. 30, Fig. 3. 


Blätter dieser noch nicht benannten Art wurden mehrfach 
beobachtet. Der Erhaltungszustand lässt auf eine lederartige Be- 
schaffenheit schliessen. — Von den zahlreichen Familien mit ähn- 
lichen Blatttypen haben die Laurineen die meisten Analogieen 
aufzuweisen. Mit Sicherheit können wir unsere Art jedoch erst 
dann dieser Familie zurechnen, wenn es gelungen ist, Blätter in 
Verbindung mit Laurineen-Früchten aufzufinden. Den Nervations- 
charakter des abgebildeten Blattes zeigt unter den lebenden Blät- 
tern am besten das von Nectandra sp. american. bei ETTINGS- 
HAUSEN, Dicotyledonen Taf. 16, Fig. 3. 

Das etwas schmalere Blatt von Rhamnus inaequalis Lesq. 
(tert. flor. pag. 279, tab. 52, fig. 16) lässt das feinste Netzwerk 
nicht erkennen. 


Laurus sp: 
Taf. 31, Fig. 3. 


Das dick-lederartige Blatt gleicht in Gestalt und Nervatur 
dem auf Taf. 15, Fig. 1 abgebildeten von Persea belenensis Wat. 
aus Bornstedt. Es unterscheidet sich von demselben nur dadurch, 
dass bei ihm nahe der Basis die Tertiärnerven vom Hauptnerven 
unter einem rechten Winkel ausgehen. Dieses Merkmal ist jedoch 


234 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [392] 


von untergeordneter Bedeutung, da es nicht sowohl bei den meisten 
Laurineen-Gattungen auftritt, sondern auch an den Blättern ein 
und derselben Art bald deutlich zu erkennen ist, bald ganz ver- 
schwindet. — Da die Trothaer Frucht (Taf. 31, Fig. 10) mit der 
von Bornstedt Taf. 15, Fig. 9 abgebildeten Laurineen-Frucht voll- 
ständig übereinstimmt, ist ein weiterer Beleg für die Identität 
einer oder mehrerer Arten in beiden Fundorten gegeben. 

Blätter von gleichem Bau besitzen Actinodaphne prwinosa Nees 
(Ostindien) und Persea obovata Nees (Brasilien). 


Passifloreae. 


Passiflora Hauchecornei nov. spec. 


Taf. 31, Fig. 1 und 2. 


Folia coriacea, integerrima, triloba vel simplicia, basi 
rotundata, petiolum amplectentia, simplieia ovata, triloba 
lobis oblongis, lobo medio productiore. — Nervi primarü aequa- 
Iiter validi; nervi secundarü distincti, curvati, remoti, camptodromi, 
sub angulo 50 — 70° orientes; nervi tertiarüi numerosi, primarüs 
atque secundarüs amgulo subrecto egredientes. 


Es giebt nur wenige Pflanzengattungen, in denen ähnliche 
dreilappige Blätter vorkommen. Wir finden solche Blätter bei 
einigen Sterculien, häufig jedoch nur bei den Passifloren. Von 
ersteren konnte nur Sterculia colorata Roxb. (Java) zum Vergleich 
herangezogen werden, deren Blätter alle Uebergänge von der drei- 
lappigen zur einfachen Herzform aufweisen. Bei aller Ueberein- 
stimmung mit den fossilen Blättern hinsichtlich der Anordnung der 
Secundär- und Tertiärnerven muss als ein durchgreifender Unter- 
schied die Beschaffenheit des Blattgrundes angesehen werden. 
Während bei allen Sterculien die Hauptnerven der Lappen und 
die unter ihnen liegenden Lateralnerven am unteren Rande des 
Blattes vom Blattstiel abzweigen, ist an den fossilen Blättern das 
Ende des Blattstieles und damit der Ursprung der Primär- und 


[393] Grube Carl Ernst bei Trotha. 335 


Lateralnerven von Blattsubstanz rings umgeben. Dasselbe finden 
wir bei denjenigen Passifloren, deren dreilappige Blätter sich am 
besten mit unserem Blatte vergleichen lassen, so besonders bei 
Passijlora racemosa Brot. (Fig. 1A). Die Analogie mit dieser 
gewinnt an Gewissheit durch die dick-lederartige Beschaffenheit 
der Blätter dieser Art, während die Blätter der meisten übrigen 
Passifloren häutig sind. Die nahen Beziehungen des dreilappigen 
Blattes zu den Passifloren klärt uns auch die Stellung des Blattes 
Fig. 2 auf. Es ist bei allen gelappt-blättrigen Passifloren, so auch 
bei Pass. racemosa, eine gewöhnliche Erscheinung, dass die Seiten- 
lappen der Blätter zum Theil oder ganz verkümmern, so dass oft 
an derselben Pflanze dreilappige Blätter neben zweilappigen und 
einfachen Blättern auftreten. Letztere sind dann in der Regel 
unsymmetrisch wie unser Blatt Fig. 2. Eine weitere Ausbeute 
wird sicher noch eine Reihe von Uebergangsformen zwischen 
Fig. 1 und 2 liefern und Blätter mit Blattstielen, welche nach 
Art der lebenden Passifloren mit je 2 Knötchen besetzt sind. 


Ich habe diese sehr interessante Art dem Herrn Geh. Rath 
HAUCHECORNE zu Ehren benannt. 


Sterculiaceae. 


Sterenlia labrusca UNGER. 


Taf. 30, Fig. 1— 6. 


a. var. angustilob.a. 


Sterculia labrusca Uxcer, Sotzka pag. 45, Taf. 28, Fig. 1— 11 (1550). 


» » Errisesuausen, Monte Promina pag. 37, Taf. 14, Fig. 7 (1854). 
(2) » » Massaronco, Studii sulla flor. foss. Senog. pag. 318, Taf. 13, 
Fig. 6 (1859). 
» » Hrer, Sächs. - Thüring. Braunkohlenflora pag. 15, Taf. 3 und 4 
(1861). 
» » Schinrer, traite de pal. veg. III, pag. 103, tab. 98, fig. 3, 4 
(1874). 
» » Sarorra et Marıon, Essai sur l’etat de la veget. A l’epoque des 


marnes heersiennes de Gelinden pag. 65, Taf. 11, Fig. 1 (1875). 


236 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [394] 


Sterculia labrusca Exceuuanpr, Leitmer. Mittelgeb. Nov. Act. Bd. 38, pag. 409, 
Taf. 12, Fig. 17 (1876). 

(2) > » ErrinssuAausen, Sagor II, pag. 186, Taf. 15, Fig. 14 (1877). 

(2) >» » EneeLuAaror, Süsswassersandstein von Grasseth pag. 37, Taf. 4, 
Fig. 18 (1881). 

» Verbinensis Warzuer, Paris pag. 223, Taf. 56, Fig. 1, 2 (1866). 

Laurus Labrusca Uxcer, Gen. et spec. plant. pag. 433 (1850). 

Ficus caricoides User, Sotzka pag. 35, Taf. 13, Fig. 8 (1850). 

Platanus Sirüi Uncer, ibid. pag. 36, Taf. 15, Fig. 1. 

Acer Sotzkianum Uxcer, ibid. pag. 45, Taf. 29, Fig. 1—2. 

Granadilla tripartita Massavonco, Praeludium flor. foss. Bol. pag. 65. 


b. var. latiloba. 
Sterculia labrusca ExeeuHAror, Göhren pag. 29, Taf. 6, Fig. 1 (1873). 
(?) >» » Errinssuausen, Sagor Il, pag. 186, Taf. 15, Fig. 15 (1877). 
(2) »  Majoliana Massavonco, Studii senogall. pag. 319, Taf. 20, Fig. 3 (1859). 
Sassafras germanica Hrer, Sächs.- Thüring. Braunkohlentlora pag. S, Taf. 3, Fig. 7; 
Taf. 7, Fig. 12 — 13. 
Sterculia Duchartrei Warzuer, Paris pag. 223, Taf. 56, Fig. 3. 


Folia subcoriacea, triloba, rarius quwinqueloba, basi rotundata 
vel subcordata, longe petiolata, lobis lanceolatis, integerrimis. 
Nervatio palmata; nervi primarü 2:—5, nervi secundarii tenues, 
camptodromi, nervi_tertiarüü mwmerosi, angulo subrecto ortientes, 
paralleli. = 


Diese Art, in welcher man bisher die drei- bis fünflappigen 
Blätter mit langgestreckten, ganzrandigen Lappen vereinigt hat, 
ist, wenn alle oben genannten Blattformen zu ihr gehören, sehr 
langlebig und räumlich weit verbreitet gewesen. Man findet sie 
schon im ältesten Tertiär und MAssAaLonGo hat sie noch im Miocän 
von Sinigaglia nachgewiesen. 

Die lebenden Sterculien, mit denen wir die fossilen Blätter 
vergleichen können, weisen in der Blattbildung eine grosse Mannig- 
faltigkeit der Formen auf. Bei ein und derselben Art wechseln ein- 
fache Blätter mit tief dreilappigen ab, und zwischen diesen zeigen sich 
alle Uebergänge. Diese Eigenthümlichkeit lebender Arten berechtigt 
zu der Zusammenfassung der zahlreichen fossilen Blätter, welche 


oft beträchtlich von einander abweichen, aber in der Gesammtheit 


[395] Grube Carl Ernst bei Trotha. 937 


so viele unmerkliche Uebergänge bilden, dass eine scharfe Grenze 
zwischen ihnen unmöglich zu ziehen ist. Nur glaube ich, die 
ganze Fülle von Formen in zwei Abtheilungen gruppiren zu 
müssen, welche sich, soweit die Beobachtungen reichen, fast 
immer gut von einander trennen lassen, eine Abtheilung mit lang- 
gestreckten, schmalen Lappen, zu welcher die Mehrzahl der bisher 
abgebildeten Blätter gehört, und eine zweite mit kürzeren, breiteren 
und sich schnell zuspitzenden Lappen. Hierher gehören vor allen 
die Trothaer Blätter. Unter diesen konnte ich kein einziges finden, 
welches sich hinsichtlich der Lappen mit den schmallappigen 
Blättern von Skopau hätte vergleichen lassen, dagegen neigen 
sie durch allmäliges Verkürzen der Seitenlappen zu dem anderen 
Extrem. Die Veränderung nach dieser Richtung hin geht so weit, 
dass Sassafras germanica Heer nicht mehr als selbstständige 
Art aufrecht erhalten werden kann. Die Gattungsbezeichnung 
Sassafras müsste man, auch hiervon abgesehen, aufgeben, da 
bei der lebenden Sassafras die Lappen abgerundet sind und die 
beiden Seitennerven oberhalb des Blattgrundes aus dem Mittelnerv 
hervortreten. 

Sterculia diversifolia Don, bisher für das lebende Ana- 
logon unserer Art gehalten, ist in neuerer Zeit von Sterculia ge- 
trennt und mit wenigen anderen Arten zur Gattung Brachychiton 
gebracht worden, welcher jetzt 6 ausschliesslich australische Arten 
angehören. Beide Gattungen sind nach den Blättern schon gut zu 
unterscheiden. Die Secundärnerven von Brachychiton (vergl. 
Sterculia diversifolia in ETTINGSHAUSEN, Dicot. Fig. 70, 74, 77 
und Taf. 48, Fig. 10—12) sind gegabelt, und die Gabeläste 
lösen sich in der Nähe des Randes zu einem weitmaschigen 
Netzwerke auf; die Secundärnerven der Sterculien sind bogen- 
läufig. Leider ist dieser Unterschied an den fossilen Blättern 
nicht immer durchzuführen, da an den meisten der bisher ab- 
gebildeten Blätter die Nervatur nicht zur Anschauung kommt. 
Sie ist deutlich wiedergegeben ausser an den Trothaer Blättern 
nur in ErrinGsHAuSEn, Bilin III, Taf. 43, Fig.5 und Heer, 
Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora Taf. 3, Fig. 5—6 und Taf. 4, 
Fig. 1,5 und 6. Die Blätter von Skopau besitzen den Nervationstypus 


238 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [396] 


von Sterculia, das Blatt der Biliner Flora den von Brachychiton 
und ist höchst wahrscheinlich auszuscheiden. Die Blätter in UNnGER, 
Sotzka Taf. 28, unterscheiden sich durch die geringe Grösse und 
die sehr schmalen Lappen von den übrigen bekannten Blättern 
unserer Art und schliessen sich besser an das lebende Brachy- 
chiton diversifolium an. — Ein einfaches Blatt von Kumi in dem 
Mineralogischen Museum der Berliner Universität besitzt die charak- 
teristische Nervatur von Brachychiton. 

Sterculia Majoliana Mass. (siehe oben), ein zur Hälfte 
erhaltenes fünflappiges Blatt, stimmt mit dem von Skopau, 1. c. 
Taf. 4, Fig. 7, abgebildeten fünflappigen Blatte überein. Die Blatt- 
fläche ohne die Lappen, welche sich wie bei den Trothaer Blättern 
schnell zuspitzen, ist verhältnissmässig gross. 

Sterculia vindobonensis Ett. (Wien Taf. 4, Fig. 2), un- 
serer Art ähnlich, ist bei dem Mangel der Basis und der Nerven 
höherer Ordnung zweifelhaft. 

Die Blätter unserer Art sind in der Trothaer Kohle so häufig, 
dass sie übereinandergeschichtet die Kohle ausschliesslich zu bilden 
scheinen. Bruchstücke mit gut erhaltener Nervatur (Fig. 6) konnten 
häufig beobachtet werden, seltener ganze Blätter. Auf Taf. 30 sind 
die charakteristischsten Blattformen dargestellt. Eine Uebergangs- 
form von Fig. 3 und 5 zu dem Knollensteinblatt Fig. 7, welche 
nachträglich noch gefunden wurde, konnte nicht mehr abgebildet 
werden. 

Die Arten (ca. 40) der Gattung Sterculia gehören den 
Tropen beider Welten an. Die meisten bewohnen Asien, nur 
wenige Afrika und Amerika. Gelappte Blätter besitzen unter 
anderen: E 


Sterculia urens 


» vrllosa Roxb.: Monsungebiet Indiens. 
» colorata 
» carthagensis Cav.: ) Westindische Inseln bis Bra- 


» caribaea R. Br.: silien. 
Die einfachen Blätter der Sterculia alata Roxb. zeigen die 


charakteristischen, dichtstehenden Tertiärnerven unserer Art. 


[397] Grube Carl Ernst bei Trotha. 239 


Verbreitung unserer Art: 

a. var. .angustiloba. 
Ober - Miocän: (?) Sinigaglıa. 
Unter-Miocän: (?) Polirschiefer von Kutschlin, (?) Savine. 
Ober - Oligocän: Schüttenitz, Grasseth, Sotzka. 
Unter-Öligocän: Skopau, Monte Promina. 
Mittel-Eoeän: Monte Bolca. 
Unter-Eocän: Vervins, Gelinden. 


b. var. latiloba. 
Ober - Miocän: (?) Sinigaglıa. 
Unter-Miocän: (?) Savine. 
Unter-Oligocän: Skopau, "Trotha, Göhren. 
Unter-Eocän: Belleu. 
Das Vorkommen unserer Art im Miocän erscheint noch sehr 
zweifelhaft. 


Conf. Stereulia laurina ETTINGSHAUSEN. 
Taf. 31, Fig. 4—5. 
Errınesuausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 533, Taf. 2, 


Fig. 1 (1858). 
ScHIMPER, traite de pal. veg. III, pag 109 (1874). 


Die aus der abgerundeten Basis hervortretenden Seitennerven 
sind durch aufsteigende Schlingen mit den Secundärnerven ver- 
bunden. Das Vorhandensein dieser Merkmale bei zwei weit ge- 
trennten Gattungen, Sterculia und Ficus, macht eine sichere 
Bestimmung unserer mangelhaft erhaltenen Blattreste unmöglich. 


Verwandte Blattformen finden wir bei den lebenden: 
Ficus nereifolia H. B. S. (ErrinGsHAusen, Apetalen 
Taf. 20, Fig. 4), 
»  americana Aubl. (ETTINGSHAUSEN, Bilin I, Taf. 23, 
Fig. 4, 7), 
» laurifolia (ETTINGSHAUSEN, |. c. Taf. 24, Fig. 7) und 
Sterculia sp. (ETTINGSHAUSEN, Bombac. Taf. 10, Fig. 3), 


240 Beschreibung der Localflloren der Provinz Sachsen. [398] 


und beı den fossilen: 


Ficus Reussii Ett. (Bilin I, pag. 155, Taf. 22, Fig. 3, 


4, 7, 10), 
»  Daphnogenes Eitt. (l. c. pag. 153, Taf. 22, Fig. 1, 
2, 8, 9), 
Sterculia laurina Ett. (siehe oben) von Sotzka und 
» cinnamomea Ett. (Steiermark Taf. 4, Fig. 19 
und 20). 


Am auffallendsten ist die Aehnlichkeit unserer Blätter mit 
Sterculia laurina, an welche besonders unser kleines Blatt erinnert. 
— Sterculia laurina Ett., Bilin III, pag. 14, Taf. 42, Fig. 1, 
von Kostenblatt, kann nicht mit dem Blatte von Sotzka vereinigt 
werden, weil es breiter ist und die unteren Seitennerven nicht 
aus der Basis hervortreten. Sterculia laurina Ett., Sagor II, 
pag. 187, muss, weil nicht abgebildet, unberücksichtigt bleiben. 


Verbreitung von Sterculia laurina Ett.: 


Ober-Oligocän: Sotzka. 
Unter-Oligocän: Trotha (?). 


Myrtaceae. 


Myrtus synearpifolia nov. spec. 


Taf. 31, Fig. 6. 


ia petiolata, subcoriacea vata, basi sensim angustata 
Folia petiolata, subcoriacea, obovata, basi se gustata, 
margine integerrima. Nervatio brochidodroma, nervi secundarü 
subrecti, nervo marginali conjuncti, nervi tertiarüi tenwissimi, 


nervilli reticulum polygonum formantes. 


Das vorliegende Blatt ist durch die fast geraden, durch beson- 
dere Saumläufer verbundenen Secundärnerven und ein enges, aber 
kräftiges Maschennetz ausgezeichnet, aus welchem die Tertiärnerven 
kaum hervortreten. Der deutliche Saumläufer weist auf die Familie 
der Myrtaceen hin, die feinere Nervatur ist charakteristisch für die 
Gattung Syncarpia. 


[399] Grube Carl Ernst bei Trotha. 241 


Letztere besitzt 2 lebende, ostaustralische Arten (schlanke 
Bäume): 

1. Syncarpia laurifolia Ten. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyled. 
pag. 202, Taf. 87, Fig.5): Queens- 
land und Neu-Süd- Wales. 

2. > leptopetala F. Müll.: ebenda. 


Papilionaceae. 


Machaerium Kahlenbergi nov. spec. 
Taf. 31, Fig. 7—9. 


Folia petiolata, subcoriacea, obovata vel ellipt icQ, utringque 
breviter angustata wel apice rotundata; nervus primarius validus, 
apicem versus evanescens, nervi secundarii tenwissimi, brochido- 
dromo-conjuncti, nervi tertiarii secundarios angulis acu- 
tissimis secantes, paralleli. 


Die in der Trothaer Braunkohle häufigen Blätter dieser Art, 
welche ich dem Herrn Berginspector KAHLENBERG ın Halle widme, 
sind leicht daran zu erkennen, dass die zarten Secundärnerven von 
langgestreckten, parallelen Tertiärnerven schief durchkreuzt werden 
und sonach ein aus schief nach oben gestreckten Maschen be- 
stehendes, lockeres Netzwerk bilden. 

Diese eigenthümliche Nervatur konnte ich nur an den Blät- 
tern von Persoonia daphnoides Preiss., Acacia penninervis 
Sieb. und saligna Wendl. und Machaerium lineatum Benth. 
wiederfinden. Bei Persoonia daphnoides laufen die Tertiär- 
nerven wie bei den meisten Arten dieser Gattung dem Hauptnerv 
parallel. Bei den genannten Acacia-Arten lösen sich die Tertiär- 
nerven meist in ein Netz von feineren Nerven auf, und nur wenige 
erreichen ungestört den nächst höheren Secundärnerv. Die Blätter 
von Machaerium lineatum Benth. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyled. 
pag. 215, Fig. 252; Taf. 90, Fig. 7; Taf. 91, Fig. 10) stimmen mit 
denen von Trotha am besten überein. Am deutlichsten tritt der 


16 


242 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen: [400] 


unseren Blättern eigenthümliche Nervationscharakter an den Ab- 
bildungen bei ETTINGSHAUSENn, Papilionaceen Taf. 14, Fig. 1—2, 
hervor. 

Pisonia eocenica Ett. (Sagor I, Taf. 9, Fig. 4+— 8), welche 
dem Habitus nach an unsere Blätter erinnert, weicht durch die 
Nervatur ab. — Machaerium trioptolemaeoides Mass. (Stud. 
senog. pag. 428, tab. 26 — 27, fig. 18; tab. 43, fig. 5) und Mach. 
palaeogaeum Ett. (Bilin III, pag. 59, Taf. 55, Fig. 24) gehören 
zum Typus Mach. muticum Benth. 

Die ca. 60 lebenden Arten von Machaerium bewohnen 
das tropische Amerika. 


Runthal bei Weissenfeils. 


In Grube No. 350, welche die von hier stammenden Blatt- 
abdrücke geliefert hat, sind die Lagerungsverhältnisse nach ZINCKEN 
(Physiogr. der Braunkohlen pag. 133 und 672) folgende: 


Fetter Lehm, »Ziegelerde« genannt (1 Lchtr.). 
Sandiger Lehm a L). 
Kies (2 —4 L ): 


Thon, an der Sohle mit Knollensteinblöcken ay aJba)k 


Erdige ad knorpelige Branakohlk N dimalien breit- 
gedrückten Lignitstämmen (bis 81/, L.). 


Thon (1 L.). 
Schwimmender Sand (11% L.). 


Weiche, hellgelbe, fettig See 
mit zahlreichen kb ken le Iny! 


Kies u. Conglome rat (wohl Knollensteinzone) (5-6 L.). 
Buntsandstein. 


Seit der Beschreibung von Osmunda lignitum durch GIEBEL 


(Zeitschr. für die ges. Naturwiss. 1857): und der schon oft-citirten 


[401] Runthal bei Weissenfels. 943 


Arbeit HreEr’s über die Sächsisch-Thüringische Braunkohlenflora 
sind neue Pflanzenfunde aus den hellen, fettigen Thonen bis auf 
eine Salvinia (briefl. Mittheil. HEER’s an ZINcKENn, Physiogr. 
pag. 25) nicht bekannt geworden. Ich beschränke mich daher auf 
eine Beurtheilung der HEEr’schen Bestimmungen, welche zum Theil 
auf schlechte Bruchstücke gestützt sind und in Folge dessen nur 
zum Theil beibehalten werden können. Es bleiben: 


1. Poacites paucinervis Heer, l.c. pag. 18, Taf. 9, Fig. Aa. 
Einen unbestimmbaren Rest eines Monokotylenblattes hat 
WATELET (Paris pag. 67, tab. 18, fig. 7) ebenfalls als 
Poacites paucinervis von Vervins beschrieben, ohne indessen 
die Hrer’sche Bestimmung zu erwähnen. 


N 


Osmunda lignitum Gieb. sp. — Aspidium lignitum Heer, 
l. c. pag. 18, Taf. 9, Fig. 2—3. Vergl. pag. 41. 

3. Quercus furcinervis Rossm. sp., l.c. pag. 18, Taf. 9, 
Fig. 4—7. Vergl. pag. 50. 


4. Phyllites reticulosus Rossm. — Chrysophyllum retieu- 
losum Heer, 1. c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 12—16. Vergl. 
pag. 37. 


5. (2) Notelaea eocaenica Eitt., 1. c. pag. 20, Taf. 10, Fig. 1. 
Vergl. pag. 32. 

6. Ceratopetalum myricinum Lah., l. c. pag. 20, Taf. 10, 
Fig. 3. Vergl. pag. 190. i 

1. Callistemophyllum @iebeli Heer, 1.c. pag. 20, Taf. 10, 
Fig. 4. Vergl. pag. 36. 


S_ 


Celastrus Andromedae Ung., ].c. pag.20, Taf. 10, Fig. 5. 


Uxcer, Sotzka Taf. 30, Fig. 2—4,7 (1850). 

Errisesnausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka 
pag. 501 (1859). 

Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 67, Taf. 122, Fig. 2 (1859). 

Scarmeer, traite de pal. veg. III, pag. 156 (1374). 


Celastrus Andromedae Ett. (Sagor Il, Taf. 15, Fig. 29) und 

Oel. Andromedae Engelh. (foss. Pflanzen von Grasseth pag. 39, 

Taf. 5, Fig. 14) sind von der Hrrr’schen Art verschieden. 
16° 


244 


Beschreibung der Localiloren der Provinz Sachsen. [402] 


Verbreitung: 
Ober - Oligocän: Sotzka, Monod. 
Unter-Oligocän: Runthal bei Weissenfels. 


a 


Unbestimmbare Blattreste. 


Laurus Swoszowiciana Heer, l.c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 10. 
Die zu dieser Art gebrachten Blätter weichen sehr von 
einander ab und sind meist so schlecht erhalten, dass eine 
Artbestimmung unmöglich ist. 

Laurus primigenia Heer, l. c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 8. 
Laurus Lalages Heer, ]. c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 9. 
Dryandroides haeringiana Heer, 1. c, pag. 19, Taf. 9, 
Fig. 11, das untere Stück eines kleinen Blattes, welches 
besser zu den schmalen Blättern von Quercus furcinervis 
Rossm. sp. passt. 

Dryandroides laevigata Heer, l.c. pag. 19, Taf. 10, 
Fig. 6. Der Ursprungswinkel ist spitzer als bei den übrigen 
Blättern dieser Art. 

Echitonium Sophiae Heer, 1. c. pag. 20, Taf. 10, Fig. 2 
und 2b. Bruchstücke von schmalen Blättern, deren Be- 
stimmung wegen des häufigen Vorkommens gleicher Blatt- 
formen in verschiedenen Familien unmöglich ist. 


Eucalyptus oceanica Heer, 1. c. pag. 20. 


Tertiärfloera der Umgegend von Leipzig. 


Das Tertiär der Leipziger Gegend bildet den Östflügel der 
Sächsisch-Thüringischen Tertiärmulde. Die Gliederung desselben, 
wie sie ÜREDNER bei der geologischen Landesaufnahme für das 
Königreich Sachsen durchgeführt hat, ist zum Theil schon früher 
(pag. 4) besprochen worden, und ich brauche nur noch hinzu- 
zufügen, dass drei grosse Abtheilungen unterschieden werden: 


Ober - Oligocän (Süsswasserbildung), 
Mittel-Oligocän (marine Bildung), 
Unter-Oligocän (Süsswasserbildung). 


Das Unter-Oligocän, welches den grössten Flächenraum ein- 
nimmt, hat alle Pflanzenreste geliefert, welche bisher aus dem 
westelbischen Tertiär des Königreichs beschrieben worden sind. 
Es lag die Vermuthung nahe, dass die Floren der beiden Nachbar- 
länder in den Hauptzügen übereinstimmen möchten. Soweit die- 
selben jedoch untersucht sind, zeigen sie bei der Gleichheit mancher 
Arten auffallende Verschiedenheiten. 

Im Jahre 1869 untersuchte SCHENK (über einige in der Braun- 
kohle Sachsens vorkommende Pflanzenreste, Botan. Zeitung Bd. 27, 
1569, pag. 375) zahlreiche Hölzer, welche sämmtlich aus dem 
unteren oder Hauptbraunkohlenflötz der Leipziger Gegend, von 
Altenbach, Zeititz und Brandis bei Wurzen, stammen und 
am Aufbau desselben eine wichtige Rolle spielen. Als hervor- 
ragende Bestandtheile der Flora dieses Flötzes führt er auf: 


1. Sequwoia Couttsiae Heer, 
2. Palmacites Daemonorops Heer, 
3. Betula Salzhausensis Ung. 


246 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [404] 


1. Seqwoia CVouttsiae Heer ist vertreten durch Ȋltere und 
jüngere Zweige, welche, gemengt mit stärkeren Aesten, Samen 
und meist schlecht erhaltenen Zapfen, dicht gehäuft über einander 
liegen«. 

2. Palmacites Daemonorops Heer, Bovey Tracey pag. 38, tab. 4, 

fig. 7— 15, tab. 11 (1862). 


» » Schimper, traite de pal. veg. II, 
pag.513 (1870 — 72). 
Palaeospathe » Unger, Syll. I, pag. 9, Taf. 3, 
Fig. 9—12 (1861). 
» » Engelhardt, Flora der Braunkohlen- 


form. im Königr. Sachsen pag. 30, 
Taf. 9, Fig. 2—3 (1870). 
Chamaerops teutonica Ludwig, Palaeontogr. VIII, pag. S6, Taf. 20, 
Fig. 2—3 (1860). 

Mit dieser Art vereinigt SCHENK Stacheln, deren Form und 
Structurverhältnisse für die Abstammung von Palmen sprechen 
und die Ansicht HEEr’s bestätigen, dass sie einer mit OValamus 
und Daemonorops verwandten Palme entstammen. 

Verbreitung: 

Ober - Oligocän: Salzhausen und Hessenbrücken. 
Unter-Oligocän: weit verbreitet in der unteren Braunkohlen- 
stufe Sachsens: Scoplau, Grimma, Mittweida 
(nach ENGELHARDT) u.a. a. O. 
Mittel-Eocän: Bovey Tracey. 

3. In dem Flötze von Beyersdorf und Keiselwitz sind nach 
SCHENK neben Stämmen von Seguoia Couttsiae Heer solche von 
Betula Salzhausensis die häufigsten, deren Bau am meisten an 
Betula alba erinnert. Ausserdem konnten gut erhaltene, männ- 
liche Blüthenstände beobachtet werden. 

Von diesen drei Hauptbildnern der Sächsischen Braunkohlen 
sind aus der Provinz Sachsen Betula Salzhausensis und Pal- 
macites Daemonorops noch nicht bekannt. Dagegen sind Stämme 
von Sequwoia Couttsiae (weil der Zusammenhang derselben mit 
Blättern und Früchten unbekannt war, zu Uupressinowylon gestellt) 
von HarrtıG (Botan. Zeitung 1848, pag. 166) auch aus der Braun- 


kohle von Nietleben und Bruckdorf bei Halle aufgeführt worden. 


[405] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 247 


Später veröffentlichte ScHenK (Botan. Zeitg. 1877, pag. 393) 
die Ergebnisse von mikroskopischen Untersuchungen, die er an 
Früchten von Gardenia Wetzleri Heer und Trapa Credneri Schenk 
aus der der unteren Flötzeruppe angehörenden Braunkohle des 
Thümmlitzer Waldes bei Tanndorf unweit Leisnig angestellt 
hatte. 

4. Gardenia Wetzleri Heer, tlor. tert. Helv. II, pag. 192, Taf. 141, 

Fig. 51 —103 (1859). 


» » »  _Bovey Tracey pag.5l, tab. 18, fig. 1—8 
(1562). 

» » » mioc. balt. Flora pag. 39, Taf. 9, 
Fig. 12 —32 (1869). 

» » Schimper, traite de pal. veg. II, pag. 880, 


tab. 93, fig. 12—16 (1870-72). 
Passiflora Brauni Ludwig, Palaeontogr. VII, pag. 124, Taf.48, Fig. 11—16 


(1860). 
» pomaria Poppe, N. Jahrb. für Min. pag. 52, Taf. 1, Fig. 1—7 
(1866). 
Gardenia  » Engelhardt, Flora der Braunkohlenform. im Königr. 


Sachsen pag. 41, Taf. 12, Fig. 12— 13 (1870). 

Diese Art war von LupwIG und PorprE bei den Passifloren 
untergebracht worden. Gegen eine solche Vereinigung sprechen 
die habituellen Verhältnisse der fossilen Früchte und die der 
lebenden Passifloren. Dagegen weist die HEEr’sche Art im Bau 
der Fruchtschale und in der Stellung der Samenträger und Samen 
sehr nahe Beziehungen zu den Früchten der lebenden Gardenien 
auf. Nur der Bau der Samenschale weicht in beiden ‚sehr wesent- 
lich von einander» ab. 

Verbreitung: 

Mittel-Miocän: Bischofsheim, Günzburg. 

Unter - Miocän: Kaltennordheim, Liebiberg bei Günzburg (?). 
Ober - Oligocän: Salzhausen. | 

Mittel-Oligocän: Samland. 

Unter-Oligocän: (?) Berthsdorf bei Bernstadt. 
Mittel-Eocän: Bovey Tracey. 

5. Trapa Öredneri Schenk, Achaenia cornubus duobus or- 
nata; cornua opposita, recta horizontaliter patentia acuta ( Botan. 
Zeitung 1877, pag. 395, Taf. 4, Fig. 3). 


248 i Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [406] 


Die fossilen Früchte weichen in der Structur von den lebenden 
Arten der Gattung Trapa ab, müssen aber, da sie in der Gestalt 
die innigste Beziehung zu denselben aufweisen, zu einer besonderen 
Gattung der Trapeen oder einer ausgestorbenen Abtheilung der 
Gattung Trapa gestellt werden. Sie unterscheiden sich von Trapa 
borealis Heer (flor. foss. Alaskana pag. 38, Taf. 8, Fig. 9 — 14) 
durch das Vorhandensein der 2 langen, schief abstehenden Stachel- 
fortsätze. SCHENK bezweifelt, dass die beiden Trapa-Arten von 
Schossnitz, Tr. silesiaca Göpp. (Schossnitz Taf. 25, Fig. 14) und 
bifrons Göpp. (ibid. Fig. 15), zu der Gruppe der zweistacheligen 
Früchte gehören, da dieses charakteristische Merkmal aus den Ab- 
bildungen nicht zu ersehen ist. 


Verbreitung der von SCHENK beschriebenen Pflanzenreste 
im Königreich und in der Provinz Sachsen: 


1. Sequoia Couttsiae Heer, in der unteren Braunkohlenstufe 
Sachsens weit verbreitet. Knollenstein 
der Provinz Sachsen; Stedten, Bornstedt. 

2. Palmacites Daemonorops Heer, in der unteren Braun- 

kohlenstufe Sachsens weit ver- 
breitet. 

3. Betula Salzhausensis Ung., untere Braunkohlenstufe von 

Beyersdorf und Keiselwitz; von 
DALMER aus Grube. Gottesbelohnung 
bei Raupenhain (Section Borna), von 
PEncK von Zschaddras (Section Col- 
ditz) und aus Section Grimma auf- 
geführt. 

4. Gardenia Wetzleri Heer, Thümmlitzwald bei Tanndorf; nach 
PENncK an der Tamricke bei Kaditzsch; 
Berthsdorf bei Bernstadt. 

5. Trapa ÜUredneri Schenk, Thümmlitzwald bei Tanndorf (Sec- 

tion Leisnig). 
An diese genauer beschriebenen Pflanzenreste reihen sich 
eine Anzahl anderer an, welche in den Erläuterungen zu den 


geologischen Sectionsaufnahmen nur aufgezählt werden. 


[407] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 249 


Aus der unteren Braunkohlenstufe des Thümmlitzer Waldes 
bei Tanndorf erwähnen R. OÜREDNER und DATHE ausser Trapa noch 
Salvinia, aus der unter der Braunkohle liegenden Knollensteinstufe 
(Erläuterung zur Section Leisnig pag. 64) daselbst Salvinia, Iris, 
Arundo, Phragmites, Typha, Sequoia, Trapa, Salix, Oinnamomum, 
Myrica, Quercus, Laurus, Nyssa und Gardenia. 

Aus der Knollensteinstufe von der Tamricke bei Ka- 
ditzsch (Erläuterung zur Section Grimma pag. 42) führt PEnck auf: 
Cinnamomum Scheuchzeri Heer, Quercus furcinervis Rossm. sp, 
Laurus, Salix, Betula, Sequoia Couttsiae Heer (Fruchtzapfen), 
Nyssa, Gardenia (2), Carya (?) und Salvinia ; 

aus dem unteren Flötze (l.c. pag. 43): Quercus, Oinnamomum, 
Laurus, Salix ; 

aus der Stufe der hangenden Kiese von Naundorf (I. c. 
pag. 44): (innamomum, Laurus, Quercus und Saliw. 


Alle diese Pflanzenfunde haben, weil nur der Gattung nach 
bestimmt und blos aufgezählt, vorläufig für die Beurtheilung des 
Fiorencharakters keinen Werth. 

Zwei der reichsten Pflanzenfundstätten des Leipziger Oligocäns 
sind in den letzten Jahren von ENGELHARDT untersucht worden. 
Die Ergebnisse seiner Untersuchungen treten in einen auffallenden 
Gegensatz zu den Resultaten der stratigraphischen Forschung in 
demselben Gebiete. 


1. Bockwitz bei Borna. 


Aus der Stufe der Kiese, Sande und Thone im Hangenden 
des oberen Braunkohlenflötzes von Bockwitz bei Borna (Section 
Lausigk) (Sitzungsber. der Ges. Isis zu Dresden 1876, pag. 92 
und 1877, pag. 16) führt ENGELHARDT auf: 

Taxodium distichum miocenicum Heer, 
Arundo Goepperti Heer, 

Ligwidambar europaeum Al. Br., 
Salix varians Göpp., 


Carpinus grandis Ung., 


250 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [405] 


Laurus primigenia Ung., 
Cinnamomum Scheuchzeri Heer, 
» lanceolatum Ung. sp., 

Kucalyptus oceamica Ung., 

Acer trilobatum Stbe. sp., 

Juglans bilinica Ung. (?), 

Carpolithes Kaltennordheimensis Zenker sp., 
Pteris parschlugiana Ung. 

Sehr auffallend erscheint in dem unteren Oligocän von Bock- 
witz das Auftreten einer nicht geringen Anzahl miocäner Arten. 
Vielleicht wird der scheinbare Widerspruch beseitigt werden, 
wenn bessere Stücke geprüft werden können, denn gerade die 
echt miocänen Arten lassen an Vollständigkeit der Erhaltung viel 
zu wünschen übrig, In dem ENGELHARDT'schen Verzeichnisse 
heisst es: 


Liquwidambar europaeum Al. Br., »ich fand nur ein Fragment 
vor, an dem sich die Blattmasse ver- 
kohlt, aber sonst in gutem Zustande 
zeigte«e. Ebenso wird in dem Ver- 
zeichnisse von 18377, pag. 16 von der- 

- selben Art nur »ein Fragment« auf- 
° geführt. 
Salix varians Göpp., »nur ein Spitzenfragment«; im zweiten 
Verzeichniss: »ein Fragmente. 

Acer trilobatum Stbg. sp., ein Fragment. »Es giebt den Mittel- 
lappen fast vollständig, den einen Seitenlappen 
zum grossen Theil, den anderen gar nicht« 

Juglans bilinica Ung. (?), »ein Blattstück«. 


Von demselben Fundorte beschrieb ENGELHARDT (Flora der 
Braunkohlenform. im Königr. Sachsen, 1870) schon früher und 
bildete ab: 

l. Taxodium dubium Stbg. sp. (pag. 29, Taf. 8, Fig. 7 — 10), 
4 kleine Bruchstücke, welche ohne Detail- 
figur und genauere Beschreibung auch die 


Annahme von Sequoia Langsdorpü zulassen. 


sr ae ee EEE DEREN RE EEE NED WIESEN 


[409] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 25] 


2. Myrica Germari Heer (pae. 31, Taf. 8, Fig. 11— 12), zwei 

nicht bestimmbare Blattbruchstücke. 

3. Cassia phaseolites Ung. (pag.31, Taf. 8, Fig. 13 — 15), drei 
zur Bestimmung ganz unbrauchbare Blatt- 
stücke. 

4. Samen von Uupressinoxylon (pag. 32, Taf. 9, Fig. 4). Die 
Zugehörigkeit derselben zu 
einer Cypresse ist nicht nach- 
gewiesen. 

5. Cinnamomum sp. (pag. 32, Taf. 8, Fig. 16). 

Die hier entscheidenden Pflanzenreste sind demnach in dem 
dürftigsten Zustande erhalten und zwingen uns durchaus nicht, 
die Bockwitzer Ablagerungen in die Mainzer Stufe (Unter-Miocän) 
eol. Ges. Bd. 30, 


1875, pag. 627) eine miocäne Localflora im sächsischen Unter- 


zu bringen oder mit ÜREDNER (Zeitschr. d. D. 


mr 
o° 


Öligocän anzunehmen. 


2. Göhren. 

Eine Thoneinlagerung in der Stufe der Knollensteine, welche 
durch den Einschnitt der Leipzig- Chemnitzer Staatsbahn westlich 
vom Muldeviaducte bei Göhren (Section Penig) aufgeschlossen 
worden ist, hat eine umfangreiche Flora geliefert, welche nach 
ENGELHARDT (die Tertiärflora von Göhren) aus folgenden Arten 
besteht: j 
. Sphaeria Trogü Heer, 


1 
2. (Caulinites dubius Heer, ein sehr zweifelhaftes Bruchstück. 


3. Typha latissima Al. Br., 
4. Tawodium distichum miocenicum Heer. Die Bestimmung 


ıst nach den Abbildungen 
noch nicht gesichert. Die 
abgebildeten Samen sind 
nicht nothwendig auf 
Taxodium zu beziehen. 
Die Zweigstücke scheinen 


zu Sequoia zu gehören. 


252 


11. 
12. 


13. 
14. 
15. 
16. 


17. 


Tertiärflora der Umgegend- von Leipzig. [410] 


Taxodium laxum Ett., keine selbstständige Art, da gleiche 
winzige Zweigenden bei der vorigen und 
bei Widdringtonia vorkommen. 

Glyptostrobus europaeus Brgt. sp., 

Podocarpus eocenica Ung., 2 nicht bestimmbare Spitzen- 

fragmente. 

Seguoia Langsdorfi Brgt. sp., 

Liqwidambar europaeum Al. Br., 

Salix varians Göpp., 3 schlechte Blattreste, welche zu einer 

Gattungsbestimmung nicht geeignet sind. 

Populus latior Al. Br., 

Myrica lignitum Ung. sp., ein ganzrandiges Blatt, welches 
sich durch die unter sehr spitzem Win- 

kel abgehenden Secundärnerven von der 
UNGER’schen Art unterscheidet. 

Myrica laevigata Heer, ein schlecht erhaltenes, unbestimm- 
bares Blatt. 

Alnus Kefersteinii Göpp. sp. gehört zu der folgenden Art. 

Betula Brongniarti Ett., 

Carpinus grandis Ung., ein Blattrest, der vorläufig mit der 
vorigen Art zu vereinigen ist. 

Quercus platania Heer. Die beiden abgebildeten Blätter 
(l. c. Taf. 4, Fig. 1— 2) passen am besten 
zu Viburnum giganteum Sap. (Se- 
zanne pag. 370, tab. 9, fig. 1—2). 

Quercus platania Heer, flor. foss. 
arct. IV, Taf. 16, Fig. 1, weicht von den 
übrigen Blättern derselben Art und. von 
den Göhrener Blättern durch das geringe 
Hervortreten der Zähne ab. Von flor. 
foss. arct. II, Taf. 12, Fig. 5, 6a und 7 sind 
Fig. 6a und 7 kleine, schwer bestimmbare 
Bruchstücke. Bei Fig. 5 sind die dorn- 
artisen Zähne beiderseits concav umran- 
det, bei den Blättern von Göhren ist der 
untere Rand der weniger zugespitzten 


Zähne convex. 


[411] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 253 


18. 


9} 
20. 


21. 
22. 


2 
30. 


SV) 
_ 


Ficus arceinervis Rossm. sp., unbestimmbares Blattbruch- 
stück. »Die eine Hälfte des Blattes zeigt 
sich sehr verdrückt,.... die andere ist am 
Rande verletzte. 

Ficus lanceolata Heer, 

Fieus Morloti Ung., 2 unbestimmbare Blattbruchstücke, 

welche mit der UngGer’schen Art (Sotzka 
Taf. 33, Fig. 1 und Heer, flor. tert. Helv. 
Taf. 82, Fig. 7—9) nicht verglichen werden 
können. 

Fieus tiliaefolia Al. Br. sp., 

Platanus aceroides Göpp.; die tiefgebuchtete, herzförmige 
Basis und die scharfen Zähne weisen 
das Blatt (Taf. 5, Fig. 3) unserem 
Bombax Decheni Web. sp. zu. 

Cinnamomum Rossmaessleri Heer, unteres Stück eines 

Cinnamomum - Blattes, dessen 
Artbestimmung unmöglich ist. 

Daphnogene Ungeri Heer, ohne Basis, stimmt mit (Cinna- 
momum lanceolatum Ung. sp. überein. 

Banksia Deikeana Heer, unbestimmbarer Blattrest. 

Diospyros brachysepala Al. Br., 

Bumelia bohemica (2?) Ett., unteres Blattstück, nicht be- 
stimmbar, da gleiche Blattformen 
mit ähnlicher Nervatur in verschie- 
denen Familien vorkommen. 

Eucalyptus oceanica Ung., ohne die für Myrtaceen charak- 
teristischen Saumläufer, jedenfalls einer 
anderen Familie angehörend. 

Sterculia labrusca Ung., 

Acer trilobatum Stbg. sp., hat nur oberflächliche Aehnlich- 

keit mit dieser Art. Die Zugehörigkeit zu 
Acer ist noch nicht erwiesen. 
Koelreuteria oeningensis Heer, ist zweifelhaft, da die Basis 
nicht gut erhalten ist und die nur 
z. Th. sichtbaren Tertiärnerven 
von der Oeninger Art abweichen, 


254 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [412] 


32. Cistus Geinitzi Engelh., ein kleines Blatt, dessen Gattungs- 
bestimmung ohne besseres Material unmög- 
lich ist. 

33. (arya ventricosa Brgt. SpP., 

34. Carya costata Stbg. sp.; Abbildung und Beschreibung be- 

weisen noch nicht das Vorhandensein dieser 
Art. 


35. Pterocarya denticulata Web. sp., oberes Blattstück, wel- 
ches ebenso gut auf Carya Heerüi 
Ett. passt. 

36. Anona cacaoıdes Zenker sp., 

37. Cissuws Nimrodi Ett., kann nach der Abbildung nicht als 
ein dreifingeriges, sondern nur als ein drei- 
lappiges Blatt angesehen werden. Die Ner- 
vatur spricht gegen eine Vereinigung mit 
Cissus. Das Blatt gehört wahrschemlich zu 

\ Acer trilobatum Engelh. (siehe oben No. 30). 
38. Parrotia prisiina Ett., das einzige Blatt ist zu einer sicheren 
Bestimmung unbrauchbar und passt nicht 
zu der ETTINGSHAUSEN’'schen Art. 
Pflanzen von unsicherer Stellung. 

39. Leguminosites Proserpinae Heer; an den Blättchen ist nur 

der Mittelnerv noch erhalten. 

40. Carpolithes nageioides Engelh., eine nicht bestimmbare 

Frucht, welche am besten unbenannt 


geblieben wäre. 


41. Quereus sp. dub., unbestimmbarer Fruchtrest. 


Nach dieser Durchsicht der ENGELHARDT'schen Arbeit, welche 
geeignet ist, die Leichtigkeit kennen zu lehren, mit welcher bisweilen 
3estimmungen fossiler Pflanzen ausgeführt werden, die zu den auf- 
fallendsten Schlüssen auf das geologische Alter der betreffenden 
Schichten führen, können nur noch folgende Arten der Flora von 


Göhren Anspruch auf Sicherheit der Bestimmung haben: 


n 


[8 
U 


[413] Tertiärflora der Umgegend von Leipzie. ö 


"Typha latissima Al. Br., 
?" Glyptostrobus europaeus Brgt. Sp., 
"Sequoia Langsdorfi Brgt. sp., 
Liguwidambar europaeum Al. Br., 
Populus latior Al. Br., 
Betula Brongniarti Ett., 
?" Ficus lanceolata Heer, 
" >»  tiliaefolia Al. Br. sp., 
" Cinnamomum lanceolatum Ung. sp., 
2" Diospyros brachysepala Al. Br., 
" Sterculia labrusca Ung., 
"(arya ventricosa Brgt. Sp., 
" Bombaw Decheni Web. sp., 
"Anona cacaoides Zenker sp. 

Von diesen 14 Arten sind die mit ” bezeichneten (11) auch 
aus dem Unter-Oligocän der Provinz Sachsen bekannt, und zwar 
Arten aus Bornstedt, 

» » Stedten, 
DEE) »  Riestedt, 
a » dem Knollensteine, 
1 » »  Trotha. 


Die Göhrener Flora hat vor der der Provinz Sachsen voraus: 


B) 
4 


Liqwidambar europaeum Al. Br., 
Populus latior Al. Br. und 
Betula Brongniarti Ett. 


Von diesen tritt Liguidambar europaeum sonst im oberen 
Oligocän (Horw in der Schweiz) auf, wird aber erst im Miocän 
häufig und Charakterpflanze. Popwlus latior ist nur miocän, 
Betula Brongniarti beginnt schon im oberen Oligocän. Es 
gehören also mit Sicherheit vorläufig nur 2 erst im oberen Oligocän 
und nur 1 erst im unteren Miocän auftretende Arten dem unteren 
Öligocän von Göhren an. Mag sich auch die Zahl der jetzt für 
jünger gehaltenen Arten noch um einige vermehren, so ist damit noch 
immer nicht der Grund zur Annahme einer jüngeren Ablagerung 


gegeben, sondern es ist nur die Kenntniss der fossilen Pflanzen 


256 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [414] 


um die neue Thatsache bereichert, dass bisher für miocän gehaltene 
Pflanzen bis ins Unter-Oligocän hinabreichen, und um einen neuen 
Beweis für die Unsicherheit der Altersbestimmungen 
von Ablagerungen auf Grund nur floristischer Unter- 
suchungen. 


Von anderen Fundorten der Gegend von Leipzig beschreibt 
ENGELHARDT in seiner oben erwähnten »Flora der Braunkohlen- 
formation im Königreich Sachsen« noch: 

1. Glyptostrobus europaeus Brst. sp. (pag. 29, Taf. 9, Fig. 1) von 

Grimma. 

2. Pinus Saturni Ung. (pag. 30). Diese Art soll weit verbreitet 
sein, ist aber, weil nicht abgebildet, höchst 
zweifelhaft. 

3. Palaeospathe Daemonorops Ludw. (pag. 30, Taf. 9, Fig. 2 —3) 

von Scoplau, Grimma und Mittweida. 

4. Carpolithes mittweidensis Engelh. (pag. 32, Taf. 9, Fig. 5 — 6) 


von Mittweida. 
5. Unbestimmbares Farnbruchstück (pag. 32, Taf. 11, Fig. 1). 
Von diesen Funden kann, wenn wir von dem Carpolithes 
mittweidensis absehen, nur G/yptostrobus europaeus Brgt. sp. 


zu den SCHENK'schen Bestimmungen als neu hinzugefügt werden. 


Das Manuskript zu der vorliegenden Arbeit war nicht mehr 
in meinen Händen, als die Abhandlung von BECK über die Oli- 
gocänflora von Mittweida (Zeitschr. d..D. geol. Ges. 1882, pag. 735) 
erschien. Da in Folge dessen ein Hinweis auf dieselbe bei der 
Besprechung der Arten nicht mehr möglich war und mir überdies 
die umfangreiche Literatur jetzt nicht mehr zugänglich ist, muss 
ich mich auf eine blosse Aufzählung der Mittweidaer Arten be- 
schränken. Die Untersuchungen BEcR’s haben vor den meisten 
ähnlichen Arbeiten den Vorzug, dass ihnen. die systematische 
Ausbeutung eines einzigen Flötzes (Unterflötz) von den untersten 


bis zu den obersten Schichten zu Grunde liegt, und ferner das 


[415] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 357 


Pflanzenmaterial eine mikroskopische Untersuchung, namentlich der 
Epidermis mit den Schliesszellen der Spaltöffnungen, gestattete. 
Nur muss ich bezweifeln, dass die letzteren immer als gutes Gat- 
tungskennzeichen von entscheidendem Werthe sind, da bei den 
geringen Formverschiedenheiten der Epidermiszellen die Annahme 
nahe liegt, dass gleiche Formen, analog den übrigen Blatt-Elementen, 
für eine grössere Zahl im System von einander entfernter Familien 
charakteristisch sind. 


Die beschriebenen Arten sind folgende: 


Trematosphaeria hignitum Heer, 
Phacidium wmbonatum nov. spec., 
Xylomites varius Heer, var. Salicis, 
Blechnum Goepperti Ett., 

Woodwardia minor nov. Spec., 
"Salvinia spec., 

Glyptostrobus europaeus Brgt. Sp., 
Cupressosylon Protolariw Göpp. Sp., 
Potamogeton amblyphyllus nov. spec., 
Palmacites Daemonorops Heer, 
Betulinium Ung. (Betula Salzhausensis Göpp.), 
Fagus Feroniae Ung., 
Quercus Haidingeri Ett., 

Carya ventricosa Ung., 

Myrica salicina Ung., 

Salıx varians GÖpp., 

Platanus aceroides GÖöpp-, 

Anona altenburgensis Ung., 

Acer trilobatum Al. Br., 

Celastrus spec, 

Cluytia aglaiaefolia Web. et Wess., 
Trapa Credneri Schenk, 

Daphne persooniaeformis Web. et Wess., 
Dalbergia retusaefolia Heer, 

Dalbergia spec., 

17 


258 ? Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [416] 


Cassia pseudoglandulosa Ett., 
Aristolochia Aesculapi Heer, 
Nyssa ornithobroma Ung., 
Apocynophyllum helveticum Heer. 
Die Flora von Mittweida hat mit unserem Florengebiete nur 
4 Arten gemeinsam: 
(2) Glyptostrobus europaeus Brgt. Sp., 
Cupressowylon Protolaris Göpp. Sp., 
Carya ventricosa Ung. und 
Apocynophyllum helveticum Heer. 
Dalbergia retusaefolia Heer erinnert sehr an unsere Dalbergia 
oligocaenica (Taf. 29, Fig. 18) von Dörstewitz. 


Unter den übrigen Arten befinden sich wieder eine Anzah 
solcher, welche, dem Unter-Oligocän bisher fremd, als Leitpflanzen 
des Miocän galten. Es sind: : 

Fagus Feroniae Ung., 
Quercus Haidingeri Ett., 
Salıx varians Göpp., 
Platanus aceroides Göpp. und 
Acer tr ılobatum Al. Braun. 

Je mehr die Flora des sächsischen Une Oligocäns bekannt 
wird, um so mehr scheinen sich in ihr die jüngeren Arten zu 
häufen und um so auffallender tritt sie in Gegensatz zu derjenigen 
unseres Gebietes. Während das gesammte Tertiär der Provinz 
Sachsen, soweit es bekannt ist, fast ausschliesslich Vertreter un- 
serer heutigen Tropenflora und der wärmeren gemässigten Zone 
besitzt, sind in den gleichalterigen’ Ablagerungen der Leipziger 
Gegend Tropenpflanzen mit einer beträchtlichen Anzahl von Gat- 
tungen und Arten gemischt, welche auf ein Klima wie das unsrige 
hinweisen. Das sächsische Tertiär hat, das lässt sich nicht mehr 
läugnen, trotz des gleichen Alters und der Nachbarschaft ein viel 


jugendlicheres Gepräge als das unserige. 


[417] 


Uebersicht der Knollensteinflora. 


259 


Art 


Name der 


Phacidium spectabile Heer 


Lygodium Kaulfussi Heer 


0.0.0.0 


Sequoia Couttsiae Heer 


Arundinites deperditus Heer sp. . - 
Amesoneurum plicatum Heer... . 


Ohamaerops helvetica Heer 


Sabal major Ung. sp. 


Phoenicites borealis nov. 


Myrica Germari Heer 


Myrica laevigata Heer 


Quercus neriifolia Al. Br. 


Dryophyllum Dewalgquei S. et M. . 


Fieus (2) Schlechtendali Heer 


Ficus Giebel Heer 


Umnnamomum Scheuchzeri Heer 


Eocän Oligocän Miocän 
Be E - nn x = u. Piioekh Arkt. Nord- Verwandte Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder 
Unter- | Mittel- umter Mittel- Ober- Unse Mittel- Ob: Gebiet , Amerika Arten derselben des Arttypus in der Jetztwelt 
ZT I se Ta Da En Sn Son nn 3 nn TB nn Drag ag Pos en no er a 

— _ Skopau — E= Zi u ne ee > >= = 2 er 

— Bourne- | Skopau, Born- —_ — — — — — —  |4. Gruppe — —_ Li palmat -d- 

mouth istedt, Sarthethal 2 ee u Nox 

—  |Bow. Trac. Skopau, Alber- Rixhöft, Armissan Sagor u. Savine - — —  |Grönland |4. Gruppe — — Seq. gigantea Lindl. Galifor- 

re Hempstead »  sempervirens Lam.y nien. 
= ’ 
Leipziger Tertiär 

—_ - Skopau — — — — — — — _ = — ui 

— — Skopau n— _ ze = — =» es = ei = = 

—_ | — Nachterstedt —_ — Utznach, Bol- — — — — = — — Chamaerops, Mittelmeergebiet 
| lingen durch Indien bis China und 

Japan. 

— — Schortau, Marseille, Salzh., Rott, |Münzenb., Rado-|Leoben (?), Monte, Arnothal, Sini- — — 1. Gruppe — = Sabal, Länder am Meerbusen 
| Stedten, Häring, Hempstead | Priesen, Mon- | boj, Lausanne, Bamboli gaglia von Mexico und Westindische 
| Massale taguy ob Lutry,! Mt. Calvaire, Inseln. 
| Armissan Aarwangen, 

Rovereaz ob 
Lausanne 

ei ai Nachterstedt ze 2 = I = = — —  1Ph. italica Mass.| Mitt.-Olig. | Phoenix, Tropen und Subtropen 
| et aff. (Salcedo) der alten Welt bis Hinterindien. 

u en Skopau _ — — = = — = — a: = = 

—  |Boy.Trae. Skopau, — Peissenberg, = Zu L_ = — — — _ Myr. cerifera Lam., Nordamerika; 
| Aix 0) Monod, Hohe M.salicinaHochst., Abessinien. 

Rhonen, Ro- 
chette, Zsilythal, 
Bois d’Asson, 
Armissan 
= == Skopau — Armissan — Sobrussan (?), Oeningen, —_ — 1. u. 4.Gr. — — Quercustyp.imbricariaMcehx., 
Köflach (2) Swoszowice (P), (2) gem. Nordamerika von New- 
Sinigaglia Jersey bis zum Golf v. Mexico. 
@alinden zu Skopau, == Br Be 2 = = — — Dr. eurticellense \ \U.O1.(Riestedt) Quercus, Sect. Pasania, Chlamydo- 
Bornstedt (?) Wat.etaff. (ielhe)) 0. Eoc. (Gelin-]| bdalanus und Cyclobalanus, in- 
Riestedt) den, Sez. etc.) disch. Monsungebiet bis Japan. 
Dr. subfalcatum | Nordamerika 
Lesgq. (1. Gruppe) 
Ze — Skopau _ — = = = =: = = = | = == 
= —  |Skop.,Harthau(), — —_ = = = = >= v2 . Protofieus Unt. Eoc. = 
Angers (?) ® Is ap. ( (Sezanne) 
| serannensis r 3 

— ‚Boy. Trae.| Schortan, Born- | Rixhöft Wetterau,Nieder- Wetterau, Sulloditz, Leoben,| Sieblos (B), Her- = ze 1. Gr.(®) 2, | = u en 

| stedt, Rısleben rhein. Becken, Liebiberg Turin nals, Breitensee, Caamalı Neb Queens- 


Altsattel,Schütte-| bei Günzburg (?), 


Priesen, Zsilythal,[Radoboj, St. Gal- 
Monod, Hohe |! ler Findl., Eriz, 


Rhonen Ruppen 


nitz, Grasseth, |Kutschlin, Sagor, 


Tokay, Oeningen, 
Schrotzburg, 
Berlingen, Albis, 
Arnothal, Sini- 


gaglıa, 


land. 


260 


FR ä Oligcoeä Miocän =, 
x 3 Et oa EEE TER Zuge m er: TE Ber Be Arkt. Nord- Verwandte Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder 
z RT 3 er : R i s : 
BR Unter- | Mittel- Unter- Mittel- | Ober- Unter- Mittel- Ober- Gebiet Amerika | Arten derselben des Arttypus in der Jetztwelt 
Ci ymum lanceolatum Ung. sp. _ — Skopau, Stedten,| Rixhöft, St. |Wetterau,Nieder-|Wetterau, Holai- Sobrussan, Erlau, Albis, —_ — — a Bu 23 
ua a Bornstedt, Dör- Jean-de-Gar- | rhein. Becken, | kluk, Kutschlin, Leoben, Petit Swoszowice, 
stewitz, Göhren, 'guier, St. Za-| Altsattel, Gras- |Schiehow, Sullo- Mont b. Lau- Sinigaglia 
Häring, Monte charie, Gargas,| seth, Sotzka, |ditz, Sagor, Lau-|sanne, Croisettes, 
Promina, Aix Sault Monod, Ar- sanne, Eriz, | Estave, Turin 
missan, Peyriac,| St. Galler Findl., 
Manosque Mönzlen, Ruppen, 
Marseille, Bon- 
nieux ö 
Cinnamomum sezannense Wat. . . Gelinden, = Knollenst. südl. _ — — en = a in Ri 4 a = 
Sezanne, von Halle 
Belleu 
Daphnogene veronensis Mass... . . —  |MteBolca, Skopau = — _ — — = — u en nr 22 
Alumbay 
Daphnogene elegans Wat... .... Sezanne — Skopau, Knollen- — = = = — — = — — _ Litsaea foliosa Nees, Queens- 
Pnnog, g : : ; 
stein südlich von land bis Indien. 
Halle 
Laurus sawonica nov. SP. . ..:».- — = Kl. Corbetha —— — — = — = — = — _ _ 
Actinodaphne Germari Heer sp. . . — — Knollenst. südl. = = — — — — — — Act. Micheloti U. Eoc. (Sez.)| Actinodaphne, trop. Asien u. 
Halle, Stedten, Wat. sp. Monsungebiet bis Japan. 
Bornstedt, Dör- Act. cuspidata \U.Eoec. (Belleu) 
stewitz Wat. sp. 
Juglans (2) ther-| Colorado, 
malis Lesg. (4. Gr.) 
Laurus primigenia Ung. ...... —  [Bov.Trae.|Skopau (?), Born-| St. Jean-de- |Salzh.(?), Nieder-| Münzenberg (?), Leoben Heiligenkreuz — = —  |L. Omalüs$.et M. U. Eoc. (Gel.) — 
stedt, Aix Garguier, Gar-/rhein. Becken (?),| Sulloditz (2), Eee le) M. Eoe. (Al.) 
gas, St. Za- |Seifhennersdorf, |Kutschlin (?), Sa- Be (\U.Olig. (Sarth.) 
charie, Roncon| Sotzka, Zsilythal,| gor (2), Eriz, 
Hohe Rhonen, |St. Galler Findl. 
Rivaz, Bagnasco, | 
Cosseria, Stella, | 
Manosque, Ar- | 
missan | 
Laurus Apollinis Heer ....... = = Skopau — — — | — — _ — — — — — 
Laurus excellns Wat. ...»..... Belleu —— Skopau St. Zacharie =: == =, —— = = a = >; er 
Pimelea borealis Heer... ..... — — Skopau — E. — — — = — — nn ze = 
Dryandroides erenulata Heer — — Skopau E* 3 Eu 3 = a er Im. a8 = Er 
Grevillea nervosa Heer ...... Vervins = Skopau, Aix —_ = — | — Ze _ — — —_ E= Grevillea, Neu-Holland und 
Neu - Caledonien. 
Notelaea eocaenica Ett........ —_ — Skopau, — Sotzka = — — = — 2 a: = Notelaea, Neu - Holland und 
Weissenfels (2) Tasmanien. 
Apoeynophyllum nerüfolium Heer . = — Skopau, Stedten — = en = e —_ — — = — — 
Myrsine formosa Heer ....... — — Skopau = u = ui, jen ei = en K 2 —_ 
Sapotacites reticulatus Heer — _ Skopau | x = er en _ . = en a = — 


[419] 


Sabal haeringiana Ung. sp. 


Sabalamo)onaUnNG ERDE 


Stedten, Häring, 
Mte Promina 


Stedten, Schor- 
tau, Häring, 
Massale 


St. Jean-de- 
Garguier, 
Chiavon 


Marseille, 
Hempstead 


Sotzka, Hohe 
honen, Ro- 
chette 


Priesen, Mon- 
tagny ob Lutry, 
Armissan 


Münzenberg, 


Radoboj, Aar- | 


wangen, Eriz, 
Develier 


Salzhausen, Rott,|Münzenberg, Ra- 


doboj, Lausanne, 
Mt. Calvaire, 
Aarwangen, Ro- 
vereaz ob Lau- 
sanne 


Petit Mont 


Leoben (?), Monte 
Bamboli 


Arnothal, 
Sinigaglia 


E R Olie ä locä 
u K BEN L Be a ! en A. Arkt. Nord- Verwandte 
Name der Art = = >= T Pliocän Gebi { 
Unter- | Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober- ebiet | Amerika Arten 
er | I 
Diospyros vetusta Heer... ..... —_ _ Skopau, Lauch- = _ — == = ee er 5 
stedt 
Sterculia labrusca Ung. ...... Belleu, |Mte Bolca| Skopau, Schor- Schüttenitz, Kutschlin (2), — Sinigaglia () er — = 
Vervins, tau, Trotha, Göh- Grasseth, Sotzka Savine (?) E 
Gelinden ren, MtePromina 
Oeratopetalum myricinum Lah.... _ Alumbay |Skopau, Eisleben, — — — — = en er ae 
Weissenfels | 
Elaeocarpus Albrechti Heer _ — Knollenst. südl. Rauschen — — | _ or — — 
von Halle | | 
= | 3 
Oallistemophyllum Giebeli Heer — —  [|Skopau, Weissen- — — _ _ — = — — 
fels | 
Metrosideros Saxonum Heer .... — .— Skopau _ | En — — — = — an 
Eugenia Hollae Heer ........ — = Skopau —_ _ | — — _ — - 
Leguminosites Sprengeli Heer == — Skopau —- — — | == e= = = ee 
| 
“ Phyllites retieulosus Rossm...... — — Kl. Corbetha, — Altsattel, Gras- — | — — — — —_ 
Stedten, | seth | | 
Weissenfels | | | 
Uebersicht der Flora von Stedten. 
Osmunda lignitum Gieb. sp. — 'Bournem,, Stedten, Eis- _ Sotzka, Möttnig,] Münzenberg — — — _ = 
‚Bov. Trac.| leben, Weissen- Zsilythal, Ma- 
| fels nosque 
Pteris stedtensis Andr. sp. ..... — _ Stedten, Born- _ Liebotitz Salesl — —_ — — Pt. bilimica Bitt. 
stedt | 
Oleandra angustifoha nov. Sp... . e— Stedten _ = — _ — — _ — 
Sequoia Couttsiae Heer... .... —  |Bov.Trae.| Stedten,Skopau,| Rixhöft, Armissan Sagor und Savine _ — Grönland 4. Gruppe = 
Alberstedt, Born-]| Hempstead 
stedt, Leipziger 
Tertiär 


1. Gruppe 


| 


Vorkommen 
derselben 


M. Mioe. 
(Preschen) 


nn 


—ssssrr a nn 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetztwelt 


Diospyr os typ.macrocalyxDeQ., 
Tropen der alten Welt. 

Sterculia, Tropen der alten 
und neuen Welt, die meisten 
Arten in Asien. 

Platylophus, Südafrika, 

Ceratopetalum, Ostaustralien. 

Elaeocarpus, trop. Asien, Neu- 
Holland, australische u. pazif. 
Inseln. 


ee en nn 


Osmunda javanica Bl., Kam- 
schatka bis Java und Ceylon. 


Oleandra, Tropen der alten 
und neuen Welt und südost- 
asiatisches Monsungebiet. 

Califor- 


Sequ. gigantea Lindl. 
nien. 


» sempervirens Lam. 


262 


Eocän Oligocän Miocän 
Art E | reg | 
a ee Unter- | Mittel- | Unter- Mittel- Ober- Unter- Mitte- | Ober- 
| 
EEE EEE BEE a — — 
orcus furcinervis Rossm. sp. .. _ — _ |Stedten, Weissen- _ Nieder Olm (2), Sagor = = 
u ö z fels, Reut i. Altsattel, 
Winkel Schüttenitz, Prie- 
sen, Sotzka, 
Schwarzachtobel, 
Ralligen, Cadi- 
bonabildung 
(Bagnasco, Stella, 
San Cristina) 
Ficus apocynoides Ett. ....... — Stedten — Sotzka — _ — 
ELCUSUSDOCHR MR 5 ee — Stedten — = = — — 
Ficus multinervis Heer ....... Stedten, Weissen- Salcedo (?) | Seifhennersdorf, Kutschlin, — Straden bei 
fels Schüttenitz, Riantmont Gleichenberg 
Priesen, Hohe 
Rhonen 
Actinodaphne Germari Heer sp. . = Stedten, Knollen- — = — — — 
stein südl. Halle, 
Bornstedt, 
Dörstewitz 
Oinnamomum lanceolatum Ung. sp. - Stedten, Skopau,, Rixhöft, Wetterau, Nie- | Wetterau, Ho- Sobrussan, Erlau, Albis, 
Bornstedt, St.-Jean-de- |derrhein. Becken,| laikluk, Kutsch- | Leoben, Petit Swoszowice, 
Dörstewitz, Göh- Garguier, | Altsattel, Gras- | lin, Schiehow, |Mont, Croisettes,) Sinigaglia 


Apocynophyllum nerüfohum Heer . — 


Myrsine dubia nov. Sp. ....... N) 


Pittosporum stedtense nov. sp. . . . — 


Juglans Ungeri Heer ........ — 


Phyllites reticulosus Rossm. .... _ 


ren, Häring, 
Monte Promina, 
Aix 


Stedten, Skopau 


Stedten 


Stedten 


Stedten 


Stedten, Kl. Cor- 
betha, Weissen- 
fels 


St. Zacharie, 
Gargas, Sault 


seth, Sotzka, | Sullodiz, Sagor, 
Monod, Armis- | Lausanne, Eriz, 
san, Peyriac, |St. Galler Findl,, 


Manosque [Mönzlen, Ruppen, 
Marseille, Bon- 
nieux 
Tschernowitz, — 
Altsattel, 
Schwarzachtobel 
Altsattel, Gras- — 
seth 


Estave, Turin 


Nord- 
| Amerika 


4. Gruppe 


Verwandte 
Arten 


| Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder 


derselben des Arttypus in der Jetztwelt 


mm — —  ———— 


Dryophyllum 


U. Ol. (Skop.),| Sect. Pasania, Malay. Inseln, 


N (Gel.) Indien bis Japan, 1 Art in 


Californien. 
Querc. Sprengel |  Unt. Olig. |Sect. Chlamydobalanus, 
Heer (Bornstedt) Mal. Ins., Indien bis Japan, 


Sect. Cyclobalanus, daselbst. 


— Ficus, meist trop. Arten der 

alten und neuen Welt, wenige 
S Arten bis Mittelmeer, Japan 
und Mexiko. 


Act. Michelot! | U Eoe. (Sez.) = 


Wat. sp. 
Act. euspidata |U.Eoc. (Belleu) 
Wat. sp. 
Juglans (2) ther- Colorado 
malis Lesq. (4. Gruppe) 
Nerium Sartha- , Unt. Olıg. = 
cense Crie (Sarthethal) 
Ap. elongatum |\ 
Heer | Mitt. Oli. 
Ap. attenuatum |) (Rixh. und 
Heer \ Samland) 
Ap. balticum Heer 
Myrs. doryphora | Mitt. Olig., = 
Ung. U. u.M. Mioc. 
Myrs. Caronis | Unt. Mioc. 
Ung. 


= =, Pittosporum, wärmeres Asien, 
Australien u. die pazil. Inseln. 


FE = Juglans, Tropen u. Subtropen 
der nördl. Hemisphäre. 


[421] 


263 
Uebersicht der Flora von Bornstedt. 
Eocän Oligcoeän Miocae | ZZ m —— 
a: 5 - — Arkt. Nord- Verwandte | Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder 
Name der Art (TOTEN : } g g 
Unter- Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- | Mittel- Ober Gebiet | Amerika Arten \ derselben des Arttypus in der Jetztwelt 
| | 
a Pa in a = Bornstedt = = — | = — — — = Pt. pennaeformis |O.Olig.u.Nord-| Pterisarten der Tropen u. Sub- 
ılls | Heer amer, (1.Gr.) tropen beider Hemisphären. 
Pt. eocaenica Mitt. Eoe. 
| Ett. et Gardn. \(Bournemouth) 
Pteris stedtensis Andr. sp... ... _ — Bornstedt, — Liebotitz Salesl | _ — — _ _ Pt. bilinica Ett. | Unt. Mioe. —_ 
Stedten (Preschen) 
Pteris parschlugiana Ung. .. ..»- _ — Bornstedt, — Monod, Rochette, — \  Parschlug, — = — — Pt. erosa Lesq. | Nordamerika | Pteris. longifolia L., Tropen und 
Dörstewitz Paudez | Leoben > (1. Gr.) wärmere gem. Zone der alten 
| und neuen Welt. 

Asplenium Wegmanni Brgt. ... . . | Sezanne —_ Bornstedt _ — —_ | — — — — — — — ‚Asplenium Sect. Athyrium Presl, 
Trop. u. gem. Zone der alten 
und neuen Welt. 

Asplenium suberetaceum Sap. ... | Sezanne | Bourne- Bornstedt = — — | — — en en 1. Gruppe Pr Asplenium flaccidum_ete., Canar. 

mouth Inseln bis Neu-Seeland und 
Sandwichinseln. 
Lygodium Kaulfussi Heer... . . . _— Bourne- Bornstedt, = — — >= — = — 4. Gruppel Zyg. exquisitum \U. Olig. (Aix)| Zygodium palmatum Sw., Nord- 
mouth | Skopau, Sarthe- | | Sap- amerika. 
thal Lyg. Gaudini | Unt. Mioe., 
Heer Ob. Olig. 

Lygodium serratum nov. Sp... . » — — Bornstedt — — — — — — — _ — — Sect. Bulygodium, Tropen der 
alten und neuen Welt. 

Sequoia Coutisiae Heer ....... — _ Bov.Trae Bornstedt, |  Rixhöft, Armissan Sagor, Savine | — — — Grönland 4. Grnppe — — Sequ. gigantea Lindl. ‚Cali- 

| Skopau, Allber- | Hempstead | »  sempervirens Lam. yfornien. 
| stedt, Stedten, | | 
Leipz. Tertiär 
Sequoia Langsdorfii Brgt. sp. - - - — = Bornstedt, Rixhöft, Wetterau, Wetterau, Kostenblatt, Breitensee, Zillings- | Sachalin, | Alaska, — | —_ Segu. sempervirens Lam. ebend. 
| Göhren, Häring | Samland | Niederrhein B., | Luschitz, Salesl, 'Leoben, Köflach Tokay, Tallya, | dorf, Mand- 1.u 4. Gr. 
Liebotitz, Sagor, Savine, Thalheim, Neufeld | schurei, 
Priesen, Ross- | Radoboj, Eriz Swoszowice, Grönland, 
berg, Monod, Arnothal, Sarza- Spitz- 
Rüfi, Rothen- nello, Sinigaglia bergen, | 
thurm, Wäggis, Mackenzie 
Armissan 
Smilax cardiophylla Heer ..... - — Bornstedt — ze — — = — > — — Sm. grandifolia \M.u. Ob. Olig.,|' 
Ung. var. M. Mioe. 
Sm. Lyelli Wat. |U. Eoe. (Bell.) 
Smilax sawonica nov. SP... .... —_ _ Bornstedt — = = — = — — | — Sm. haeringrana | Unt. Olig. Smilax, Tropen u. gemässigte 
$ ve : (Häring), Zonen bis zum 45. Baraleı- 
m, paujormis x j f beiden Halbkugeln. 
Heer ‚ Mitt. Olig. al E 
Sm. lingulata \ (Rixhöft) 
Heer 
Sm. Gargweri , Mitt. Olig. 
Sap. (St. Jean-de-G.) 
Flabellaria Zinckeni Heer ..... = = Bornstedt — — — | = = = Z= — = = z 
Sabal Ziegleri Heer ......... = _ Bornstedt _ — — | — | — — — = == = > 


264 


[422] 


EEE ee ee 


Na 


Name der 


Te Te ee Te EEE EEE VE EEE 


Myrica Schlechtendali Heer 


Myrica angustata Schimp. ..... 


Quercus Sprengeli Heer....... 
Quercus pasanioides nov. SP... . . 
Quercus subfalcata nov. Sp. 


Dryophyllum Dewalguei S. et M. . 


Fieus crenulata Sap. 


0000000 


Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. 


Oinnamomum lanceolatum Ung. sp. 


Oinnamomum Schleuchzeri Heer . . 


Cinnamomumpolymorphum Al. Br.sp. 


Eoecän 


Oligocän 


Miocän 


Unter- 


Gelinden 


Sezanne 


Mittel- 


Bov.Trae. 


Unter- 
Bornstedt 


Bornstedt, Eis- 


leben, Dörstewitz, 


Aix 
Bornstedt 
Bornstedt 


Bornstedt 


Bornstedt (?), 
Skopau 


Bornstedt 


Bornstedt, 
Göhren, Monte 
Promina 


Bornst., Skopau, 
Stedten, Dörste- 
witz, Göhren, 
Häring, Monte 
Promina, Aix 


Bornstedt, 
Schortau, 
Eisleben 


Bornstedt, Monte 


Promina, Aix 


Mittel- 


| St. Jean-de- 
Garguier, 
Gargas, 

St. Zacharie 


Rixhöft (2), 
Samland (?) 


Rixhöft, 
St. Jean-de- 
Garguier, 
St. Zacharie, 
Gargas, Sault 


Rixhöft 


Unter- | 


Stösschen, 
Priesen, Lausanne | 
Grasseth, Sotzka, | 
Seifhennersdorf 
Wetterau, Wetterau, Holai- 


Niederrhein. B.,| kluk, Kutschlin, 
Altsattel, Schichow, 
Grasseth, Sotzka,| Sulloditz, Sagor, 
Monod, Armis- | Lausanne, Eriz, 
san, Peyriac, |St. Galler Findl., 


Manosque |Mönzlen,Ruppen,' 
Marseille, 
Bonnieux 
Wetterau, Wetterau, Sulloditz, Leoben, 
Niederrhein. B., Kutschlin, Turin 
Altsattel, Liebiberg bei 
Schüttenitz, Günzburg (?), 


Sagor, Radoboj, 
St. Galler Findl., 
Eriz, Ruppen 


Grasseth, Prie- 
sen, Zsilythal, 
Monod, 
Hohe Rhonen 


Hessenbrücken, | Wetterau, Schi- 
Nieder-Olm, Ichow, Kutschlin, 
Altsattel, Holaikluk (?), 
Grasseth, Wäggis,| Sulloditz (2), 
Monod, Armis- Sagor (?), 
san, Peyriac, | St. Galler Findl., 


Ruppen, Eriz, 
Lausanne, Liebi- 
berg bei Günz- 
burg(?), Marseille 


Monosque 


Mittel- 


Sulloditz, Sagor, |Leoben, Köflach 


Sobrussan, 
Leoben, Petit 


Mont, Croisettes, 


Estave, Turin 


Luzern, Turin 


Tokay, Szanto, 


Tallya, Szagadat, 


Oeningen, Elgg, 
Herderen, 
Guarene, Arno- 
thal, Sienna 


Erlau, Albis, 
Swoszowice, 


Sinigaglia 


Sieblos (?), 


Hernals, Breiten- 


see, Tokay, 
Oeningen, 
Schrotzburg, 


Albis, Berlingen, 


Arnothal, Sini- 
gaglia 


Heiligenkreuz, 
Erlau, Swoszo- 
wice, Oeningen, 
Schrotzburg, 
Wangen, Steck- 


born, Berlingen, 


Albis, Guarene, 
Sinigaglia 


Plioeän 


Zillings- 
dorf, 
Neufeld 


Nord- 


Amerika 


Verwandte 
Arten 


—  |Myr. anceps Sap. 


Vorkommen 
derselben 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetzwelt 


————————— 


Mitt. Olig. 


; Myr. aethiopica L., Südafrik; 
(St. Zacharie) dalrıka. 


Myr. Saportana U. Olig. (Aix)| 


Sch. et af. 


— Qu. Intermedia 
n. Sp. 


l. GruppelQu. pseudo-Iyrata, 
Lesaq. 


1.-3. Gr., — 
Cali- 


fornien 


1, Enel@)  — 


Unt. Olig. 

(Dörstewitz) Sect. Pasania Mig., Indien 
bis Japan, 1 Art in Californien. 

Californien | Quercus, typ. falcata Michx.. 


Nordamerika. 


= Cinnamomum, tropisches und 
östl. Asien, C. Tamala Nees 
bis Queensland. 


[423] 


265 


Miocän 


Eocän Oligoeän 
Name der Art — = — = =—- = — 
Unter- | Mittel- Unter- | Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober- 
[ 

Litsaea Muelleri nov. SP... .... — — Bornstedt — — _ —_ _ 
Litsaea elongata novY. SP: . . ...- - = — Bornstedt — — — — = 

| 
Phoebe transitoria Sap. SP... . . - = — Bornstedt St. Jean-de- Manosque — _ _ 

Garguier | 
Actinodaphne Germari Heer sp. = — Bornstedt, — _ — | — — 
Knollenstein | 
südlich Halle, 
Stedten, 
Dörstewitz 
Laurus mucaefolia nov. SP. — — Bornstedt = — — — = 
Laurus belenensis Wat... ..... Belleu — Bornstedt — — — = — 
Laurus primigenia Ung. —  Bov.Trae.| Bornstedt, Gargas, Salzhausen (?), | Münzenberg (?), Leoben Heiligenkreuz 
i Skopau (?), Aix | St. Jean-de- | Niederrhein. B., | Sulloditz (2), 
Garguier, | Seifhennersdorf,| Kutschlin (2), 
St. Zacharie, |Sotzka, Zsilythal,| Sagor (2), Eriz, 
Roncon Hohe Rhonen, |St. Galler Findl. 
Rivaz, Bagnasco, 
Cosseria, Stella, 
Manosque, 
Armissan 
Persea belenensis Wat. ....... Belleu = Bornstedt — — = = -— 
Haken; German Ett. 2. ....0: —; = Bornstedt = — — = = 
Apocynophyllum helveticum Heer > == Bornstedt Rixhöft, Grasseth (?) Walpkringen = —— 
Kraxtepellen 

Myrsine germanica Heer ...... = = Bornstedt = = = = g= 
Anal V.eisSIEnoySaS De: —— — Bornstedt — _ = == = 
Oissus parvifolia nov. SP. 2.2... — — Bornstedt — > = - = 


= | Pliocän 


Arkt. 
Gebiet 


Nord- 


Amerika 


Verwandte 
Arten 


Vorkommen 
derselben 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetztwelt 


ne SEINEN 


Litsaea elongata 
nov. Sp. 
Litsaea magnifica 
Sap: 
Litsaea expansa 
S. et M. et aff. 
Daphnog. elegans 
Wat. 


siehe oben 


Act. Micheloti 
Wat. sp. 
Act. cuspidata 
Wat. sp. 
Juglans (2) ther- 
malis Lesq. 


L. attenuata Wat. 


L. Omaliüi S. et M. 


L. ocoteoidesLesgq. 


Conospermites 
hakeaefolius Ett. 
Stenocarpus 
salignoides n.sp. 


Aralia triloba 
Lesq. 


Unt. Olig. 
(Bornstedt) 
Ob. Olig. 
(Armissan) 
Unt. Eoc. 
(Gelinden) 
Unt. Eoc. und 
Unt. Olig. 


siehe oben 


Litsaea, trop. und östl. Asien 
bis Japan, Australien bis Neu- 
Seeland. Wenige Arten in 
Nordamerika. 


L. foliosa Nees, Queensland 
bis Indien. 


Phoebe, Östindien und Malay. 
Archipel. 


U. Eoe. (S6z.) | Actinodaphne, Ostindien, Ma- 
layischer Archipel und Japan. 
U.Eoc. (Belleu) 


Colorado 
(4. Gruppe) 


U. Eoe. (Belleu)| Aydendron, trop. Amerika. 


U. Eoc. (Gel.) 


Colorado 
(1. Gruppe) 


Persea, Chile 
wärmeres Asien, 
den Canar. Inseln. 


Senon (Nieder-| Hakea, Neuholland. 
schöna) 

Unt. Olig. 

(Eisleben) 


bis Virginien, 
1 Art auf 


Sect. Travesia, trop. Asien, 
Malayische und Pazif. Inseln, 
Sect. Oreopanaz, trop. Amerika. 


Nordamerika 


Cissus, Tropen und Subtropen 
der alten und neuen Welt. 


266 


Miocän 


Eocän Oligocän Arkt. Nord- Verwandte 
N ul 7 = Tg iocän er vers 
N 7 Unter- | Mittel- Unter- Mittel- | Ober- Unter- Mittel- Ober- Gebiets lmonikn Arten 
VE EEE EEE EEE U — ne 
Nymphaeites saxonica noV. SP... » — I Bornstedt = = De 3 Zt — = — Nımphaeıtes 
haeringianum 
Ung. sp. 
Papwerites Sp... ... 00. =: == Bornstedt = _ — = En es >= = 3: 
Kiggelaria oligocaenica nov. SP. . » = = Bornstedt = _ _ = =. = er Er = 
Sterculia tenuiloba Sap...:.:».» — — Bornstedt, Aix — _ — — =: => ee I 
Bombax Decheni Web. sp... ...: Sezanne = Bornstedt, — Rott, Orsberg, — ——e = — — — Bomb. tiliacea 
Göhren Hohe Rhonen Sap. SP., 
Bomb. credneriae- 
Jolia Sap. SP., 
Pterospermites in- 
aequifolius Sap. 
Bombax chorisioides nov. SP. . - - — = Bornstedt = = — _ — er 4 > Jugl. (2) egregia 
Lesgq., 
Bomb. chorisiae- 
folia Ett. 
Bombax Neptuni Ung. sp... ... — = Bornstedt —_ —_ Radoboj —_ — — —_ = — 
Celastrus mimulus „ ......... — Bornstedt = —E — — == — = = Oel. stygius Heer 
Zizyphus Leuschneri nov. sp. ... _ = Bornstedt, — — — — — - — _ Ziz. remotidens 
Eisleben S. et M., 
Ziz. Raincourtiüi 
Sap., 
Ziz. Ungeri Hr. 
var. 
Anacardites curta Wat. sp. Belen — Bornstedt — = = — — -- — — Anac. alnifolius 
er- ap. 
nant (?) Ana. spectabilis 
Sap., 
Anac. spondiae- 
Folius Sap. 
Juglans Leconteana Lesq....... _ — Bornstedt (?) — = = — — — = l.u.2. = 
Gruppe 


Myrtus amıssa Heer... — 


Bornstedt 


Vorkommen } Verbreitung der Gattung oder 
derselben des Arttypus in der Jetztwelt 


mm 


Unt. Oligocän | Nymphaea, Tropen u. nördl. 


( Häring), gem. Z., wenige im südl, Afr. 
Ob. Oligoeän und in Australien. 
(Sotzka) 
= Papaver, Tropen u. gem. Z, 
der alten Welt. 
Kiggelaria, Südafrika. 
Ochroma u. Cheirostemum, 
Mexico, Westindien u. nörd- 
Unt. Eoc. liches Südamerika. 
(Sezanne) 
Californien | Chorisia, trop. Amerika. 
Unt. Mioc. | Bombax, trop. Amerika und 
(Kutschlin, indisches Monsungebiet. 


Sagor, Trifail) 


Ob. Olig. _ 

(Monod) 

Unt. Eoc. |Zizyphus, Tropen der alten 
(Gelinden), und neuen Welt, einige Arten 
Unt. Eoc. in der wärmeren gemässigten 
(Sezanne), Zone. 

Ob. Olig. 

(Sotzka) 


Unt. Lignitgr. | Comocladia, trop. Amerika. 


in Südfrankr. 


Unt. Olig. 
(Aix) 


[425] 


Uebersieht der Flora von Eisleben. 


mm a 0 m nm nn 


Eocän Oligoecän Miocän 
Name der Art Sn — — = - 
Unter- | Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober- 
Polypodium oligocaenicum nov. SP. —_ = Segengottesschacht _ _ - —_ — 
Nephrodium acutilobum nov. Sp... _ _ Segengottesschacht _ — = == — 
Hypolepis elegans nov. SP... . . » _ —_ Segengottesschacht — — — — _ 
Gleichenia saxonica Nov. SP... . - = — Segengottesschacht _ -- _ _ — 
Gleichenia. suberetacea nov. sp... . — = Segengottesschacht .- = — — _ 
Osmunda lignitum Gieb. sp. = Bournem. | Segengottesschacht, _ Sotzka, Möttnig,| Münzenberg — = 
Bov. Trae.|Stedten, Weissenfels Zsilythal, Ma- 
h nosque 
Myrica angustata Schimp. ..... —_ _ Segengottesschacht, St. Zacharie, — _ _ — 
Schwarze Minna, Gargas, 
Bornst., Dörstewitz,)| St. Jean- 
Aix de- Garguier 
Cannabis oligocaenica nov. SP... » — — Segengottesschacht = — — = = 
Boehmeria excelsaefolia nov. Sp. . . — — Segengottesschacht, == > == = ie 
Schwarze Minna | 
Oinnamomum Scheuchzeri Heer .. —  |Bov.Trae.| Segengottesschacht,  Rixhöft Wetterau, Wetterau, \Sulloditz, Leoben,| Sieblos (2), Her- 
Bornst., Schortau Niederrhein. B.,| Liebiberg bei Turin nals, Breitensee, 
Altsattel, Schütte-] Günzburg (), Tokaj, Oeningen, 
nitz, Grasseth, | Kutschlin, Sagor, Schrotzburg, 
Priesen, Zsilythal, Radoboj, Berlingen, Albis, 
Monod, Hohe | St. Galler Find- Arnothal, Sini- 
Rhonen linge, Eriz, gaglıa 
Ruppen 
Dryandra sawonica nov. SP. . » - » — — Segengottesschacht, = = 3 — 2 
Dörstewitz 


Nord- 
Amerika 


l. Gr. ) 


Verwandte Arten 


@I. Hantonensis 
Wakl. sp. 


Pteridoleimma 
Koninckianum 
D. et E. 
Pt. Elisabethae 
D. et E. 


Myr. anceps Sap: 


» Saportana Sch. 
» sinuata Sap. 
»  ilicifolia Sap. 


Dr.macroloba) ® & 

5 N 

» Brongmi- © Ö 
artı 1 


Dr. Micheloti | Wat. 
» nahe sp. 
Comptonia dryan- 
droides Ung. 
Dryandra Schrankü 
Ett. 
Dryandra Schrankü 
Stbg. sp. 


nen 


Vorkommen 
derselben 


M. Eoc. (Bournem.) 


Ob. Kreide 
\ (Aachen) 


Mitt. Olig. 
(St. Zacharie) 


Unt. Olig. (Aix) 


IQ 


Unt. Eoc. (Belleu), 
Mitt. Eoe. (Arcueil) 


Ob. Olig. (Sotzka) 


Unt. Olig. 
(Monte Promina) 
Unt.-, Mitt.- u. Ob.- 
Oligocän 


267 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetztwelt 


Sect. Prosaptia, Ceylon bis 
Tahiti. 

Nephr. syrmaticum Baker, 
Ceylon, Indien, Malakka bis 
Philippinen. 


Typ. H. repens Presl, Tropen 
und Subtropen der alten und 
neuen Welt. 

Gleichenia, typus dichotoma 
Hook., Tropen und Subtropen 
der alten und neuen Welt. 

@l. typ. flabellata Br., Tropen 
und Subtropen der alten und 
neuen Welt. 

Gl. flabellata, Neu-Holland bis 
Neu-Seeland. 


Myrica aethiopica L., Südafrika. 


Cannabis, Indien oder Central- 
asıen (?). 

Boehmeria, Tropen der alten 
und neuen Welt. 


‚Ob. Olig. (Orsberg)| Dryandra, aussertrop. West- 


australien. 


Name der Art 


ee 


Banksia longifola Ung. sp. 


Stenocarpus salignoides noY. SP. . - 


Persoonia parvifolia nov. Sp. 


Proteophyllum bipinnatum nov. SP. 


Fraxinus savonica nov. Sp. 


Olerodendron latifolium nov. sp... . 


Olerodendron serratifolium nov. SR 


Symplocos Bureauana Sap... ... 


Symplocos subspicata nov. sp. . 


SYMWIOCOB. BD. ea 


Styrax Fritschii nov. sp 


N Od 


19 0.0.8 


Panax longifolium nov. sp 


Panaz latifolium nov. sp 


[426] 


Eoceän 


Oligocän 


Unter- 


Sezanne 


Mittel- 


Unter- 


Schwarze Minna, 
Häring, 
Monte Promina 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 
Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht, 
Schwarze Minna 


Segengottesschacht 


Mittel- 


Öber- 


Unter- 


Rott, Orsberg, |Kutschlin, Sagor, 
Sotzka, Ralligen | Trifail, Tüffer, 


Lausanne 


Mittel- 


Fohnsdorf, 
Leoben, Turin 


Öber- 


Nord- 


Plioeän - 
Amerika 


Hakea Germari Ett. 


»  plurinervia 


Ett. 


Comptonites antiquus 
Nils. 


Frax. juglandina 
Sap. 
Frax. inaequalis 


Heer 


| 
| 


Verwandte Arten | 


Vorkommen 
derselben 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetziwelt 


ee Se ae ee Serge 


— Banks iq, meist aussertropisches 
Australien. 


Unt. Olig. (Bornst.)| Stenocarpus, 
Unt. Olig. (Häring) 


Neu - Holland. 


und Neu-Caledonien, 


—_ Persoonia, Neu-Holland, I Art 
auf Neu-Seeland. 


Grevillea, Neu -Holland und 
Neu-Caledonien. 


Senon (Sieben- 
bürgen) 


Ob. Olig.(Manosque)| Fraxinus, nördl. gemässigte u. 
subtrop. Zone der alten und 


Ob. Olig. (Monod) neuen Welt. 


Sympl. Bureauana 
Sap. 


Panaz (?) Torreyi 
Lesq. 


P. Banksiana Sap. 


Aralia (Pan.) tliei- 
folia Sap. 


— Clerodendron, wärmere Län- 
der der alten Welt, wenige 
Arten im tropischen Amerika. 


— Olerodendron serratumSpr., 
indisches Monsungebiet. 


= ee, typus Hopea L., 
trop. u. Ostasien bis Japan, 

nur eine Art (S. tinctoria Lher.) 
im gemässigten Nordamerika. 


Unt. Olig. (Eisleben) 
Unt. Eoc. (Sezanne) 


= Styrax, trop. u. wärmere gem. 
Zone von Amerika, Asien und 
Europa. 


Panax, trop. Afrika, Asien bis 

Mandschurei und pazif. Inseln. 
Ob. Olig. (Armissan)| P. arboreum Forst., Neu-See- 
land. 


Wyoming (1. Gr.) 


Ob. Olig. (Armissan)| P. @Gaudichaudi De C., Sand- 
wich-Inseln. 


Name der Art 


Eocän 


Oligocän 


Miocän 


Unter- 


Aralia spinulosa Sap. . . . - 


Ceratopetalum myricinum Lah. . . . 


Callicoma minuta nov. SP. . 


O0, 0 0 


Weinmannia paradisiaca Ett.. . . - 


Passiflora tenuiloba nov. Sp 


Xanthoceras antiqua nov. Sp. 


Celastrus lanceolatus noV. SP. 


Celastrus parvifolius mov. SP: 


Celastrus Dalongia nov. Sp. 


Celastrus sparse-serratus noV. SP. . 


(2) Celastrus ilicoides nov. Sp. 


Ilex longifolia nov. sp. . - 


Zizyphus Leuschneri nov. Sp. 


Zizyphus parvifolius nov. SP. 


Myrcia lancifoha nov. Sp. 


Mittel- 


Alumbay 


Unter- 


Segengottesschacht, 
Aix 


Segengottesschacht, 
Skopau, Weissenfels 
Segengottesschacht 
Segengottes- 
schacht (2), Häring 
Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht, 
Schwarze Minna 


Segengottesschacht 
Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht, 
Schwarze Minna, 
Bornstedt 


Segengottesschacht 


Segengottesschacht 


Mittel- 


Sotzka 


Mittel- 


Nord- 


Pliocän Amerika 


Verwandte Arten 


Aralia inquirenda 


Sap. 
(2) Myrica elongata 
Sap. 


Call. pannonica Ung. 


Weinm. Ettings- 
hausen! Heer 


Maytenus europaea 
Ett. 


Oel. oxyphyllus Heer 


Oel. Endymionis 
Ung. 


Il. acuminata Sap. 
Il.spinescensSap. etc. 
Z. remotidensS.etM. 


» Raincourtii Sap. 
» Ungeri Heer var. 


Vorkommen 
derselben 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetztwelt 


EL VL VE 


Mitt. Olig. er 
(St. Jean-de-G.) 

Mitt. Olig. 

(St. Zacharie) 


— Platylophus, Südafrika. 
Ceratopetalum Ostaustralien. 


? Unt. Mioc., Ob. 
Olig. 


Callicoma, Neu-Süd-Woales. 


Unt. Olig. (Häring) | Weinmannia, malayische und 
pazif. Inseln, Australien, Süd- 
amerika. 


— Passiflora, trop. Südamerika, 
nur wenige Arten in der alten 
Welt. 


— Xanthoceras, nördl. China. 


Unt. Mioc.(Kutschl.)|, Celastrus, Indien, China, 
Japan, Australien, Nord- 


amerika, Madagaskar. 


Maytenus, tropische u. südl. 
gem. Zone Amerikas. 


Unt. Mioc. (Eriz) | 
Unt. Mioe. (Radoboj) 
\ Dalongia sp., Mexico. 


Tlex, trop. u. gem. Zonen beider 


Ob. Ol. (Armissan) Hemisph., meist Südamerika. 


Unt. Eoc. (Gelinden)|] Zizyphus, Tropen der neuen 
S und alten Welt, einige Arten 
ns Ol ( ee in der wärmeren gem. Zone. 


—_ Z. fleeuosa Wall., Ostindien. 


2 Myrcia, trop. und wärmeres 
gemässigtes Amerika. 


270 


Uebersicht der 


Flora von Dörstewitz. 


Te 


Eocän Oligocän Mıioecän 
Name der Art ee peoerge ae. ——— 
Unter- | Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- 
a In BT HI EFT Too Vo ee EEE 
Pteris parschlugiana Ung. ....- — — Dörstewitz, = Monod, Rochette, _ '  Parschlug, 
Bornstedt Paudez ' Leoben (?) 
UNOONEImESDE ee en eine. = — Dörstewitz _ _ 2 _ 
Prausstyp. Pinaster 1.2... — — Dörstewitz _ — = _ 
Comptonia rotundata Wat... ... Belleu _ Dörstewitz _ — — —_ 
Myrica angustata Sch. ......- — —_ Dörstewitz, St. Jean - —_ = — 
Bornstedt, Eisleben, de- Garguier, 
Aix Gargas, 
St. Zacharie 
Quercus ıntermedia nov. SP... . - _ — Dörstewitz _ — — = 
MDophmogenensp, >. ce ac. — — Dörstewitz == — — == 
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. — —  |Dörstewitz, Skopau, Rixhöft, Wetterau, Wetterau, Holai- Sobrussan, 
Stedten, Bornstedt, St. Jean- Niederrhein. kluk, Kutschlin, Leoben, Petit 


Actinodaphne Germari Heer sp. . . 


Dryandra saxonica noV. SP. .... —_ 
Hakea microphylla nov. Sp. . . . » _ 
Nerumm repertum Sapı ... >... = 


Cunonia formosa nov. SP. . . 


Myrtophyllum grandifolium nov. sp. 


Myrtopiyliumusp...0.). „na... 


Dalbergia oligocaenica nov. Sp. . - 


Göhren, Häring, 
Mte Promina, Aıx 


Dörstewitz, 
Knollenst. südlich 
Halle, Stedten, 
Bornstedt 


Dörstewitz, Eisleben 


Dörstewitz 
Dörstewitz (?), Aix 


Dörstewitz 


Dörstewitz 


Dörstewitz 


Dörstewitz 


de-Garguier, 
St. Zacharie, 
Gargas, Sault 


Becken, Altsattel,|Schichow, Sulloditz, 
Grasseth, Sotzka,] Sagor, Lausanne, 

Monod,Armissan,| Eriz, St. Galler F., 
Peyriac, Mönzlen, Ruppen, 
Manosque Marseille, Bonnieux 


Mont, Oroisettes, 


Estave, Turin 


Erlau, Albis, 
Swoszowice, 
Sinigaglia 


Nord- 


Amerika 


DB nn nn nina nn nn ann nn nn 
m nn nn a nn nn m nn 


Verwandte Arten 


Pteris erosa Lesg. 


Myrica anceps Sap. 


»  Saportana Sch. ete. 


Quercus Sprengeli Heer 


Act. Micheloti Wat. sp. 


» 


cuspidata Wat. sp. 


Juglans (2) thermalis Lesq. 


. macroloba 1Web. et 
Brongniarti \ Wess. 
Micheloti 
irregularis | Wat. aB: 


Schranküi Stbg. sp... 
» Ett. 


Acacia rigida Heer 


Celastrophylium repandum 


S. et M. 


Celastrophyllum serratum 


S. et M. 


Ounonia radobojana 


Ung. sp. 


Dalbergia bella Heer 


[428] 


Vorkommen 
derselben 


Veremigte Staaten 
(1. Gruppe) 


Mitt. Olig. 
(St. Zacharie) 
Unt. Olig. (Aix) 


Unt. Olig. (Bornst.) 


Unt. Eoc. (Sezanne) 
Unt. Eoc. (Belleu) 
Colorado (4. Gruppe) 


Job. Olig. (Orsberg) 


| Unt.Eoe. (Belleu)u. 
Mitt. Eoc. (Arcueil) 


U.-, M.- u. O.-Olig. 
U. Ol. (Mte Promina) 
Ob. Olig. (Rivaz) 


Unt. Eoc. 
(Gelinden) 


Unt. Mioe. 
(Radoboj) 


\ Locle, Guarene) 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetztwelt 


Mn 


Comptonia, gem.Nordamerika. 


Hakea, Neu-Holland. 


Cunonia, Capland.- 


Eucalyptus, 


wenige Arten 


Archipel, 


Neu - Holland, 


im indischen 


Syzygium, Tropen der alten 


Welt. 


Ob. Mioc. (Oeningen,| Dalbergia typ. ferruginea Roxb., 


tropisch Indien. 


[429] 


Uebersicht der Flora von Riestedt. 


271 


Vorkommen 
derselben 


Unt. Eoc. een) 
Unt. Olig. (Skopau, 
Bornstedt (2), 


| Unt, Eoc. (Sezanne) 


Colorado (4. Gruppe) 


Ob. Olig. bis Plioe. 
Spitzbergen 


en 


Verbreitung der Gattung oder 
des Arttypus in der Jetztwelt 


Carya, gem. Nordamerika. 


Anona, tropisches Amerika, 
2—5 Arten im trop. Asien 
und Afrika. 


Passiflora racemosa Brot., 
Brasilien. 


Sterculia, Tropen der alten 
und neuen Welt, die meisten 
Arten in Asien. 


Syncarpia, Ostaustralien. 


Machaerium, trop. Amerika. 


Eocän Oligocän Miocän 
Name der Art —= Ze: = 1 E S= is : = Pliocän Verwandte Arten 
Unter- Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober- 
(2) Aneimia sp. SuBhs — —_ Riestedt — — — = Eur ee = 
Dryophyllum curticellense Wat. sp. | Gelinden, —_ Riestedt = — = _ — _ Dryophyllum Dewalquei 
Sezanne(?), S. et M. 
Vervi 
Ballon, Dr. palaeocastanca Sap. 
Oonrealles Dr. sezannensis Wat. 
| Castanea intermedia Lesg. 
Carya ventricosa Stbg. sp... . » . — _ Riestedt, Göhren, — Wetterau, Kaltennordheim | (9) Bischofsheim Hernals Wieliezka Carya costata Ung. 
; Zittau (2) Liessem b. Bonn (Rhön) » albula Fe 
Anona cacaoides Zenker sp... . . _ Riestedt, Göhren, _ == Radoboj = Br ei ie 
Zittau (2), Bautzen, 
Quatitz, Altenburg 
Uebersicht der Flora von Trotha. 
Nackte 3% 50 oo ovRwoooH — — Trotha — = 2 Be = | I RK: 
IDommaa oo ab ao un duo omo = e= Trotha Zr = = — —_ — _ 
Passiflora Hauchecornei nov.Sp.. - = — Trotha —— —_ _ _ — E= _ 
Sterculia labrusca Ung........ Gelinden, Monte Trotha, Skopau, _ Schüttenitz, Kutschlin (?), —_ Sini- — — 
Vervins, | Bolca Göhren, Monte ‚Grasseth, SotzkalSagor (?), Savine(?)) gaglia (2) 
Belleu Promina | 
Sterculia laurina Ett......... — _ Trotha (?) — Sotzka — — = — — 
Myrtus syncarpifolia nov. Sp. — — Trotha — — = — — — — 
Machaerium Kahlenbergi nov. Sp. - — | — Trotha — — _ — — — = 
Uebersicht der Flora von Runthal bei Weissenfels. 
Poaeites paucinervis Heer ..... = = Weissenfels = — — — — — = 
Osmunda lignitum Gieb. sp. _ Bov. Trace. Weissenfels, — na. Möttnig, Münzenberg | — _ = _ 
; De : Zsilythal, Ma- ; 
Bournem. | Stedten, Eisleben ! 
nosque 
Quereus fureinervis Rossm, sp... . » — — Weissenfels, — Nieder Olm (?), Sagor — — Hz = 
Stedten, Reut Altsattel, 
Schüttenitz, 
Grasseth,Priesen, sehe, Shedtian 
Sotzka, 
Schwarzachtobel, 
Ralligen, 
Gadibonabildung 
Ficus multinervis Heer ....... = | — Weissenfels, Stedten) Salcedo (?) | Seifhennersdorf, Kutschlin, — Straden bei — | — 
| Schüttenitz, Riantmont Gleichenberg J 
Priesen, Hohe 
Rhonen 
Notelaea eocaenica Ett........ n = Weissenfels (?), _ Sotzka — = = . x 
Skopau 
Oeratopetalum myricinum Lah. . _ Alumb, Weissenfels, — _ _ | — = = 
Skopau, Eisleben 
Celastrus Andromedae Ung. —_ = Weissenfels E Sotzka, Monod — | — — = == 
Callistemophyllum Giebeli Heer — _ Weissenfels, — — — — — = == 
Skopau 
Phylüites reticulosus Rossm. . ... . . — = Weissenfels, u Altsattel, = = zu = = 
Kl. Corbetha, Grasseth 
Stedten 


272 [430] 


Verbreitung 


der Arten, welche mehreren Fundorten in der Provinz Sachsen und der Leipziger Gegend gemeinsam sınd. 


| | Nordamerika, TI ige ae un Sn 
| Königreich Grönland, | 
Name der Art Knollenstein | Stedten® | Bornstedt Eisleben Rıestedt | Dörstewitz Trotha Weissenfels ML Be Eoeän | Oligocän Miocän | Plioeän 
Mandschurei 5 z 
| | | 
Pteris parschlugiana Ung. ....... ee. Erigaragel Se ak Dee: + HERUM: ee: ee SE: ey gr: : Ober: Mitt. 
Pteris stedtensis Andr. SP. ....... Ha Ar Sr ee er see ee. Da Br er ; 5 Ob. | Unt. 
Lygodium Kaulfussi Heer ....... ae BEER: + Ba ae ee: 3 ee =... [Nordamerika A. Gr. 5 Mitt. Unt. 
Osmunda lignitum Gieb. sp. ...... N: + ee ae Be ge > IE: = we 2 EHER: ; Mitt. ; = 0be Elnt: 
Seguoia Couttsiae Heer... ...... ir ie ie anna en —— — —n + Grönl.,Nordam.4.Gr. i Mitt. 5 Mitt. Ob. | Unt. 
i \ Grönl., Mandschurei, | 
Sequoia Langsdorfii Brgt. Sp... . - - EUR: See — ch a Re: Be: BER. En a \ Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. de 
Sabalımepor ünguspr » 2.2... Sr Sr re: er: ee Be : : ae . . . [Nordamerika 1. Gr. N se Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. 
Myrica angustata Schimp. .....»: Ren Ve af == Ks >: St tr Sr A ee ls: Unt. Mitt. 
Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar. a ee 0) a & ANFOR: WR ee: ee | AB PR: Unt. 
Quercus furcinervis Rossm. Sp. . . . » nr Sr ET, 1: un ee: RT + a er eye Unt. ; Ob. | Unt. 
Ficus tiliaefoha Al. Br. sp. ...... Sr I et:  } = Nordam. 1.3. Gr. ne: Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. ar 
Oinnamomum Scheuchzeri Heer ..... . ze ai Sr ee | a Br a BE . [Nordamerika 1. Gr. ; Mitt. R Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. | 
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. . . Sir ie ag  . Ber ne RE: ER. ae EG ee Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. | 
Actinodaphne Germari Heer sp. ... Sr Ir =t= | 
Laurus primigenia Ung. ........ a () + Mitt. | Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. 
Dryandra saxonica nov. Sp. . ae a: ee Ba jr Be En : 6 - 
Notelaea eoeaenea Bit... cn... En Be Eregre en nr ee er Be: + | BT Re, hi S 5 Ob. . 
Apocynophyllum neriifolium Heer ... Sr + ee ee Be ee: N ce ee IE hr ; ; : 5 - = 
Steneuliorlabrusea Ung. cz... + ae Pe 4: iger er + ee) + Ta Unt. Mitt. Unt. i Ob. | Unt. - OU) 
Bombax Decheni Web. sp... ..... er re + de + Unt. > 0 . Ob. 
Ceratopetalum myricinum Lah...... + ee A. + N: A Re Pe a Pe, ; Mitt. 
Zizyphus Leuschneri nov. Sp. ..... re art + + | : i ß . . 
Carya ventricosa Sthg. sp... ..... Mer ee - Be Be 3 + u ee: : - ee, et Unt.) . Ob. | Unt. Mitt. Ob. + 
Anona cacaoides Zenker sp... .... EP: er ee Er + a A ri Sn a a Unt. : 2 Unt. 
Callistemophyllum Güebeli Heer .... + . r NN AL : : MIT Br N. j 2 : 
Phylüites reticulosus Rossm........ + + erg es A BEE er ee} + RER he BT : : Oh. 


[431] 273 
Verbreitung 


derjenigen Arten, welche auch im Eocän vorkommen oder eocänen und cretaceischen Arten nächstverwandt sind. 


Provinz Sachsen Unter-Eocän Mittel-Eocän a Docdm 
£ IE Tale ler mE ge | a. : 

Name © = 5 = < |. Belleu, Vervins, rn S E | E | 2 Oligocän Mioeän Amerika, Verwandte Art © EN 
= Eu E 318 3 E 3 = E Courcelles, = re s 5 | 8 ernland E Unter- ittel- 
ja kalenlselale lee Ss ljekadels 

Pteris Prestwichü Ett. et Gardn. 3 Ir 
Asplenium suberetaceum Sap.. . . . Ir | te te Am. 1. Gr. 
» Wegmanni Brgt...... ae hr 
Lygodium Kaulfussi Heer... .... + + | SP | © . | Unt. : : ; 6 . Am. 4.Gr. 
Osmunda lignitum Gieb. sp. ....| » | +| .! + |. a lol i en ek : ; | => Se | © : . Ob. | Unt. 
Seguoia Couttsiae Heer... ..... +) +|+ | + . | Unt. Mitt. Ob. | Unt. ; ; Gr., Am.4.Gr. 
Myrica laevigata Heer ....... | . b 6 ; 6 : i 0 : Er? : I 6 | Se || 0 |) Wind) os Ol: 
Comptonia rotundata Wat. sp... .| . i - | ol cv ; . > Belleu 
Dryophyllum curticellense Wat. sp. | . i h oe | 0 | 9 . 1 + |+@)| Belleu, Vervins, 
| Courcelles 
» Dana hass | | & ME 5 ao letz 
Eieus erenulata Sap. „cr... r » | ar 6 ; B ; i | Sr 
Oinnamomum sezanmense Wat....|+ | . . Er . : Se ae Belleu 
» Scheuchzenö Heer ..|\+| - +| + |. 5 5 : h 6 RE wa 5 ; »|se| o . Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. | Am. 1. Gr. 
Daphnogene veronensis Mass... ..| + B . e 6 . : e . . ea . + © o | ar k 
» BLEION SEN A Ar . . . ol oe i 6 >| Se 
Bersea, belemensis Wat. vo... 5 el eo 5 : : : 3 : Belleu 
Laurus excellens Wat. ....... el & 5 ; ee: a B . . Belleu : f e : ; . Mitt. 
VE belönenstsnV a: k Sa Ber N i 5 N i i Belleu 
»  primigema Ung. ...... Hl 5 | ar & | | oe ä ; : - ur : : a Unten ODE KUNDEN Oh: 
Grevillea nervosa Heer ....... + ; : AVIuH- | 5 e > ; £ Vervins : ; : : ie Unt: 
Symplocos Bureauana Sap...... | Se 
| 


274 
Provinz Sachsen Unter-Eocän Mittel-Eocän = Wockn 
5 G ame Nord- 32 R 
R= | J a ö = | Ss) © S . . = 
Name '® 13 | = 23 Belleu, Vervins | © Se Oligoeän Mioeän Amerika, Verwandte Art = 
ee Bolan al Mittel 
= 8 a: 2 & 2 E E ourcelles, = = = > g Grönland 8 nter- er ittel- 
Eu ner Bes en re nee en ne Pernant eo re. Ele @) | 
Sr klaren eeeten]]ee aa es | 
Sterculla labrusca Ung........ +|. : : 6 | + E ı Belleu, Vervins 5 : 5 . | + | Unt. : Ob. | Unt. . 0b.) | 
Bombax Decheni Web. sp... ... 5 || gr ee : : : 5 Se lnt: : Ob. | 
| 
Ceratopetalum myricinum Lah.... | + | . u  - 5 | Sr + | 
Anacardites curta Wat. sp. +|. : 5 : ; : . ‚Belleu, Pernant ?) . ; ; ö : : ; { 3 : 5 o 00 0 o ö . > : : : : | 
Gleichenia saxonica nov. SP... ... Gleichenia Hantonensis Wakl. sp. ; . . ‚Bournemouth 
Gleichenia suberetacea nov. sp. ..| - . Selen; 5 { $ : h ee ; 2 : R : e : : 5 : . ah Pteridoleimma Koninckianum | 
| | Deb. et Ett. Nach 
N j Aachen 
Pteridoleimma Eksabethae 
| Deb. et Ett. . | 
Ficus Giebeh Heer... .... +|. P : 5 e : . 5 5 EBEN ä ; : || Aka n - ; : N "020. |Protoficus sezannensisu. insignisSap. i Sezanne 
Litsaea Mülleri nov. sp. ...:... E este 0 i ; : ; } 3 er B z : e R 2 \ i i : i ee: Litsaea expansa S. et M. ; Gelinden 
| | | | Daphnogene elegans Sap. Sezanne 
Actinodaphme Germari Heer....|+ +|+|. Sue ne : ß 3 ERSTEN. MRS: : : : ER f 5 3 . . . „0 Actinodaphne Micheloti Wat. sp. . Sezanne 
| | Actinodaphne cuspidata Wat. sp. Belleu 
Laurus mucaefolia nov. SP... .... Laurus attenuata Wat. ; Belleu | 
Haken German Eit:... :...:.... ! . | +! . . : : i 2 E 0 a Te : e { : 5 ! 5 > i h : ne Conospermites hakeaefolius Ett. | Nieder- | 
| schöna | 
| | 
Proteophyllum bipinnatum nov. sp. a : » | Ar | . i : e ? } a Wr : : 2 lc: 3 : : : : i Re: Comptonites antiguus Nils. Sieben- 
bürgen 
Cunonia formosa nov. Sp. ..... : - - a A } j ; EN ul x : x Eu x a 5 : ; . Oelastrophyllum repandum 8. et M.ı | 
| r I e Gelinden | 
Celastrophyllum serratum 8. et M.\ | 
Zizyphus Leuschneri nov. sp. ...| . | +|1+|. : : : ; ? See: ME : : Ö ll ö 1 ; 5 Y h Eu Zizyphus remotidens 8. et M. : Gelinden | 
| | Zizyphus Raincourtü Sap. Sezanne 
| | | 
| | | 
| 
| 


[433] 


Verbreitung 


der Arten, welehe auch im nordamerikanischen Tertiär vorkommen oder nordamerikanischen Arten nahe verwandt sind. 


E ' & & Nordamerika (excl. Alaska) | => 
Name E 5 E ® = : E E = E E | E Eoeän Oligocän Miocän Pliocän u a 3 E E > er 
E & : = | R 8 3 2 E ln & Alaska amerikanische Arten 5 5 2) = (Chalk Blufts) 
Sa a ae een ee + | ale 
Pteris Prestwichii Ett. et Gardn. -- Unt. Pteris penmaeformis Heer + 
» parschlugiana Ung. ..... + + Ob. Mitt. »  _erosa Lesq. + 
Asplenium suberetaceum Sap.. . . . rn + Unt. Mitt. 
Lygodium Kaulfussi Heer...... + + S- Mitt. 
Sequoia Couttsiae Heer. ...... +/+| + + Mitt. | Unt. Mitt. Ob. | Unt. Grönland 
»  Langsdorfiü Bret. sp... .. n= + SF Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. —E Alaska 
Smilax cardiophylla Heer ..... En Smilax grandifolia Ung. sp.| + Sr 
IS 0b a E70), 0m Un De +|+ | + Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. 
Dryophyllum curticellense Wat. sp. | + Unt. Castanea intermedia Lesq. + 
» Dewalquei S. et M. .| + +ß)| Unt Dryophytlum subfalcatumLesg.| + 
Quercus subfalcata nov. Sp. AL + | Quercus pseudo-Iyrata Lesq. te 
»  nerifolia Al. Br. 2... + +0) +0) Ob. Mitt.&) Ob. 
FieuswnliaejonaEN Br + =D + + B Unt. Mitt.) Ob. | Unt. Mitt. Ob. + | 
Chalk Bluffs (Californ.) 
» multinervis Heer . .. + + + Mitt.(2) Ob. | Unt. Ob. 
Cinnamomum Scheuchzeri Heer + + + —+(?) Mitt. | Mitt. Ob. Unt. Mitt. Ob. 
Actinodaphne Germari Heer sp... | + | + + + Juglans (2) thermalis Lesq. ze 
Laurus belenensis Wat......... + Unt Laurus ocoteoides Lesq. ai 
Persea belenensis Wat. + Unt. | Diospyros Copeana Lesg. 2, 
Panax longifohum nov. Sp... . . - + Panaz (2) Torreyi Lesg. sp. | + 
Aralia Weissüi nov. SP... ..... + ; | Aralia triloba Lesq. Fundort unbekannt 
Bombax chorisioides nov. Sp... . . . e Juglans (2) egregia Lesq. | = 
Zizyphus Leuschneri nov. sp. AL, | er Zizyphus cinnamomoides Lesq. | Ir 0 : 
Juglans Leconteana Lesq. .. ... +0) Sr SF 


276 [434] 
Verbreitung 
der im Vorhergehenden beschriebenen Arten. 
—— — = Sn = ! f 5 Von unseren Arten kommen vor in den i 
oeharen Dam INER andren Es kommen vor auch im Nur Es beginnen im Tersinkerien Kasten 
Sichere | lundorte | Orten der | Weiter 
P Artenzahl igen- Provinz och ya h eocäne iooeä Ya 5 | 
a ae Arten le ne verbreitet s ee i Miocän Plio- em > B Miocän FEN Plio- ee Gali- Maska$ | Arkt. 
Provinz Sachsen Arten Arten nl Ere : cän Arten | 5 cän nn el ölronnien Puma Gebiet 
Unt. | Mitt. | Ob. | Unt. | Mitt. Ob Unt. | Mitt. | Ob. | Unt. | Mitt. | Ob. | | | 
| I 
eirca ß 
Knollenstein . ... . 40 19 15 14 21 13 $) Ü 10 U 5 6 — 6 3 L 3 1 _ — _ 329) — 3 _ — 5 1 
Stedten „ ...... 16 11 3 ) 11 2 5 B) 11 3 3 3 — — 4 1% 4 — — — _ 1 = 2 - _ 3 1 
Bornstedt . ..... 49 35 20 12 26 13 10 9 12 10 7 6 2 3 de 2 2 1 _ — _ 6 2 ae 8 2 
| | 
Eisleben ...... 38 26 27 6 8 4 4 2 4 3 2 ı | — 2 ee) Zn: Io) 
Riestedt .. ...... 4 2 1 _ 3 1 De 1 D 1 1 1 1 2 = a a Ben = Be = en = 2 a 2, 
Dörstewitz...... 16 8 9 9 5 1 3 2 2 1 2 1 _ ı 3 — 1 — = — — Ze = == = Ze == a 
Trothae he 7 2 5 1 2 1 1 — 2 10) — 10) — — — = 1 — - — — => = — — = nn 
Weissenfels .. .. 8 3 1 6 6 D) 1 Ko) 3 2 1 > 1 1 = 3 = = en — = = 1 — — |, 1 
| | | 
eirca eirea, BE Ä 
150 — 81 21 58 25 23 14 29 20 12 13 4 16 16 4 10 2 — — — 8 2 5 1 2 
| | 
| 
| 


Rückblick. 


Im Folgenden sollen die charakteristischen Züge jeder der 
beschriebenen acht Localfloren mit wenigen Worten zusammen- 
gefasst werden. 


1. Knollensteinflora. 


Von den 40 bekannten Arten sind 15 auf die Knollenstein- 
fundorte beschränkt und 21 weiter verbreitet. Von letzteren kom- 
men 13 auch im Eocän, 6 sogar nur im Eocän vor, nämlich: 


Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar., 
innamomum sezannense B 
C e Wat., 
Daphnogene veronensis Mass. 
} 
» elegans Wat., 
Laurus excellens Wat. und 
Ceratopetalum myrieinum Lah. 


Von diesen haben Daphnogene veronensis und Laurus 
ewcellens, weil ihre Bestimmung unsicher ist, keine Bedeutung. 
Dagegen sind Daphnogene elegans und das zu den häufigsten 
Blättern von Skopau gehörende Dryophyllum Dewalguwei cha- 
rakteristische, eocäne Typen. An eocäne Arten schliessen sich 
ferner Ficus @iebeli Heer und Actinodaphne Germari Hr. sp. 
an, von denen letztere Art in dem jüngeren Tertiär, ausgenommen 
in Amerika, kein einziges Analogon aufzuweisen hat. 


10 


978 Rückblick. [436] 


Für die Provinz Sachsen sind neu: 

1. Chamaerops helvetica Heer und Phoeniceites borealis n. sp., 
vom Nordrande des Harzes (Nachterstedt) stammend, 
nach unserer heutigen Kenntniss der fossilen Pflanzen 
die nördlichsten Tertiärpalmen der Erde, 

2. Quercus nerüfolia Al. Br., 

3. Oinnamomum sezannense W at., 

4. Daphnogene elegans W at., 

5. Laurus excellens W at., 

6. Elaeocarpus Albrechti Heer. 

Von den auch im Oligocän und Miocän vorkommenden Arten 
beginnen 7 schon im Eocän, je 3 im unteren und oberen Oligocän, 
und nur je eine im mittleren Oligocän und im Unter- Miocän. 
Letztere, Chamaerops helvetica Heer, gehört aber nicht zu den 
typischen Repräsentanten einer Miocänflora, und es werden spätere 
Funde das Vorkommen dieser Art auch in den Jüngeren Oligocän- 
ablagerungen nachweisen. 

Die häufigsten Pflanzen von Skopau sind Apocynophyllum 
nerüifolium Heer, Sterculia labrusca Ung. und Dryophyllum 
Dewalguwei Sap. et Mar. Die UnGer’sche Art ist ein Haupt- 
bildner der Kohle von Trotha, Dryoplyllum Dewalguei ein an 
Individuenzahl hervorragender Bestandtheil der Flora von Gelinden. 


2. Stedten. 


Obgleich dieser Fundort früher zahlreiche Pflanzenreste ge- 
liefert hat, konnten nur 16 Arten beschrieben werden. Ausser der 
weit verbreiteten Osmunda lignitum Gieb. sp. und der auch 
im Tertiär Grönlands und Nordamerika’s vorkommenden Seguoia 
Couttsiae Heer sind schon im Eocän auftretende Arten nicht 
bekannt geworden. Die übrigen, bis ins obere Miocän hinauf- 
reichenden Arten beginnen sämmtlich schon im Oligocän. 

Zu den häufigsten Pflanzen gehören: 

Quereus fureinervis Rossm. Sp., 
Oinnamomum lanceolatum Ung. sp., 
Phyllites retieulosus Rossm. und 


Osmunda lignitum Gieb. sp. 


? 


[437] Rückblick. 279 


3. Bornstedt. 


Diese Flora ist bis jetzt die artenreichste der Provinz. Von 
den ca. 49 Arten wurden 12 auch an anderen Orten der Provinz 
beobachtet und sind 26 weiter verbreitet. 13 Arten kommen auch 
ım Eocän vor, darunter charakteristische Formen, wie 

Asplenium Wegmanni Brst., 
» suberetaceum Sap., 
Lygodium Kaulfussi Heer, 
Ficus erenulata Sap. und 
Anacardites curta Wat. sp.; 


7 Arten schliessen sich eng an eocäne Arten an, unter ihnen: 
Laurus mucaefolia nov. spec., 
Actinodaphne Germari Heer sp., 
Bombax Decheni Web. sp. und 
Zizyphus Leuschneri nov. spec. 

Von den weiter verbreiteten Arten beginnen 5 schon im 
Eocän, 7 im Unter-Oligocän, 4 im Mittel- und Ober-Oligocän 
und nur eine, Bombaw Neptuni Ung. sp., tritt erst im Unter- 
Miocän auf. Von den dem Fundorte eigenthümlichen Arten 
schliesst sich die überwiegende Mehrzahl an eocäne und oligocäne 
Typen an. 

Die grösste Zahl der Blätter haben geliefert: 

Sequöia Couttsiae Heer, 

Quercus Sprengeli Heer, 

Ficus erenulata Sap., 

die Gattungen Cinnamomum und Litsaca, 
Actinodaphne Germari Heer sp-, 
Apocynophyllum helveticum Heer und 
Aralia Weissüi nov. spec. 


Quercus Sprengeli spielt hier dieselbe Rolle wie Quercus furei- 
nervis Rossm. sp. in Stedten, Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar. 
in Skopau und.wahrschemlich die kleinblättrige Quercus intermedia 
in Dörstewitz. Apocynophyllum helveticum vertritt das bei 
Skopau häufig vorkommende Apoeynophyllum nerüfolium. Das 


280 Rückblick. [43 8] 


massenhafte Auftreten von Ficus crenulata Sap., einer bisher 
nur von Sezanne bekannt gewordenen Art, Actinodaphne Germari 
Heer sp. und der interessanten Aralia Weissüi nov. spec. gehört zu 
den hervorragendsten Eigenthümlichkeiten der Bornstedter Flora. 


4. Eisleben. 


Die Flora des Segengottesschachtes und der Grube »Schwarze 
Minna« weicht von allen übrigen Floren der Provinz durch das 
auffallende Vorherrschen kleiner Blätter mit meist gezahntem oder 
gesägtem Rande ab. Von den ca. 38 Arten kommen nur 6 auch 
an anderen Orten der Provinz vor, nämlich: 


Osmunda lignitum Gieb. sp., 
Myrica angustata Schimp., 
Cinnamomum Scheuchzeri Heer, 

5 Dryandra sawonica nov. spec., 
Ceratopetalum myricinum Lah. und 
Zizyphus Leuschneri nov. spec. 

Von diesen sind nur Dryandra sawonica und Zizyphus Leuschneri 
durch grosse Individuenzahl ausgezeichnet. Nur 8 Arten sind über 
die Provinz hinaus verbreitet, nämlich ausser den 3 erstgenannten 
und dem Ceratopetalum myrieinum Lah. noch 

Banksia longifolia Ung. sp., 
Symplocos Bureauana Sap., 
Aralia spinulosa Lah. und 
Weinmannia paradisiaca Ett. 


Von diesen kommen nur 2, Ceratopetaltım myrieinum Lah. und Sym- 
plocos Bureauana Sap., im Eocän vor, 2 andere, Osmunda lignitum 
Gieb. sp. und Oinnamomum Scheuchzeri Heer, reichen vom Eocän 
bis ins Miocän, die übrigen 4 beginnen bereits im Unter-Oligocän. 
Die Blätter von Planera Ungeri Ett. sind noch sehr zweifelhaft. 

Von den der Eislebener Flora eigenthümlichen Arten besitzen 
einige nahe Beziehungen zu untermiocänen, eine grössere Anzahl 


zu oligocänen und eocänen Arten. Gleichenia suberetacea 


[439] Rückblick. 2381 


nov. spec. besitzt ausser in der Lebewelt nur noch in der oberen 
Kreide von Aachen ein nahes Analogon, und Proteophyllum 
bipinnatum nov. spec. scheint einem erloschenen Typus anzu- 
gehören, welcher bisher nur aus der oberen Kreide bekannt war. 
Eine grosse Anzahl von Gattungen ist für das Tertiär neu: 
Hiypolepis, Polypodium typ. Prosaptia, Nephrodium typ. syrmaticum, 
Gleichenia typ. flabellata Br., Cannabis, Boehmeria, Proteophyllum, 
Clerodendron, Styraw, Passiflora, Xanthoceras und Myrecia. 
Durch eine grosse Zahl von Blatt- und Blüthenresten zeichnen 

sich aus: 
Dryandra sawonica nov. spec., 

Boehmeria excelsaefolia nov. spec., 

Zizyphus Leuschneri nov. spec., 

Gleichenia sawonica nov. spec., 

Symplocos Bureauana Sap., 

Panax longifolia nov. spec. und 

Celastrineen. 

Von diesen sind Dryandra sawonica und Zizyphus Leuschneri, 
aber nur in winzigen Blattresten, auch bei Dörstewitz und Born- 
stedt beobachtet worden. Symplocos Bureauana Sap. kommt auch 
bei Sezanne vor. Die Gattung Boehmeria ist für das Tertiär neu. 
Gleichenia sawonica gehört hier zu den häufigsten Erscheinungen, 
analog der nahverwandten Gleichenia Hantonensis Wakl. sp. im 
Mittel-Eocän von Bournemouth. 


5. Riestedt. 


Von den 3 sicher bestimmbaren Arten sind 2, Carya ventri- 
cosa Stbg. sp. und Anona cacaoides Zenk. sp., vom Unter- 
Oligöcin an bis ins obere Tertiär verbreitet. Dagegen gehört 
Dryophyllum curticellense Wat. sp. einem dem Oligocän und 
Miocän ganz fremden Typus an, welcher bisher nur aus der Flora 
von Gelinden und dem Eocän des Pariser Beckens bekannt war. 


982 Rückblick. [440] 


6. Dörstewitz. 


Das an gut erhaltenen Pflanzenresten sehr reiche Unterflötz 
wird bei späterer Durchsuchung eine grosse Menge werthvoller 
Blätter und Früchte liefern. Vorläufig konnten nur 16 Arten be- 
schrieben werden, von denen 9 dem Fundorte eigenthümlich sind, 
5 auch an anderen Orten der Provinz beobachtet wurden und 5 
eine grössere Verbreitung besitzen. Die mit anderen Orten der 
Provinz gemeinsamen Arten sind: 

Pteris parschlugiana ‚Ung., 

Myrica angustata Schimp., 

Cinnamomum lanceolatum Ung. sp., 

Actinodaphne Germari Heer sp. und 

Dryandra sawonica nov. spec. 
Alle diese Arten lieferten nur winzige Blattbruchstücke. Eine 
weitere Verbreitung besitzt ausser den drei erstgenannten noch 

Comptonia rotundata Wat. und 

das zweifelhafte Nerium repertum Sap. 

Eine Art, Comptonia rotundata, gehört dem Eocän an, 2 sind 
oligocän und 2 vom Oligocän bis ins Miocän verbreitet. 

"Von den neueren Arten schliessen sich 2 an eocäne Typen 
an, nämlich OCunonia formosa an Üelastrophylium repandum 
Sap. et Mar. et a7. von Gelinden und Quercus intermedia 
an den Typus von Dryophyllum. 

Zu den häufigsten Pflanzen gehören (unonia Formosan. Sp., 
Laurineen, deren Blattstücke und Früchte bis jetzt nicht be- 


stimmbar waren, und Pinus vom Typus Pinaster. 


7. Trotha. 


Die Kohle des Unterflötzes ist stellenweise ausserordentlich 
reich an Blattresten. Von den 7 beschriebenen Arten kommt nur 
eine, Sterculia labrusca Ung., auch an anderen Orten der Pro- 


vinz vor, und ausser dieser hat nu" noch die zweifelhafte Ster- 


[441] Rückblick. 283 


culia laurina Ett. eine grössere Verbreitung. Alle Blätter sind 
ganzrandig und erinnern durch ihre Grösse und die lederartige 
Beschaffenheit am meisten an die Flora von Bornstedt. Von den 
neuen Arten verdienen besonderes Interesse eine Passiflore, Passi- 
Flora Hauchecornei n. sp. mit dick-lederartigen Blättern nach 
Art der lebenden Pass. racemosa und eim Machaerium, Mach. 
Kahlenbergi, bei welchem die Secundärnerven von den Tertiär- 
nerven unter sehr spitzem Winkel durchkreuzt werden. 


Die häufigste Pflanze scheint Sterculia labrusca Ung. zu 
sein, deren gut erhaltene, breitlappige Blätter ganze Schichten fast 
ausschliesslich zusammensetzen. Eine hervorragende Rolle spielen 
ferner Laurineenblätter, deren Bruchstücke jedoch noch keine 
sichere Bestimmung zuliessen. 


8. Runthal bei Weissenfels. 


Von den 8 Arten, welche schon: HEER beschrieben hat, sind 
6 in der Provinz und ebenso viele über die Grenzen derselben 
hinaus verbreitet. Durch das häufige Vorkommen von Quercus 
Fureinervis Rossm. sp. und Phyllites reticulosus Rossm., 
sowie durch Osmunda lignitum Gieb. sp. schliesst sich diese 
Flora am besten an die von Stedten an. 

Eine Art, Ceratopetalum myricinum Lah., kommt sonst 
nur im Eocän vor, die übrigen Arten beginnen im Oligocän. 


Die durch die Häufigkeit ihres Auftretens ausgezeichneten 
Pflanzen der 8 beschriebenen Localfloren sind in der folgenden 
Tabelle nochmals zusammengestellt. 


284 Rückblick. [442] 


Skopau Stedten | Bornstedt 
(Knollenstein) | 
INNERN 0 6 6 6.8.0.0 0 _ Osmunda lignitum Gieb.sp. = 
Coniferae ...... us _ Sequoia Couttsiae Heer 
er | PETE RAN. | : 
Cupubferae .. . . - Dryophyllum Dewalquei | Quercus furcinervis | Quercus Sprengeli Heer 
Sap. et Mar. | Rossm. sp. 
Urticaceae ..... It = == 
Moneaer = = Ficus cerenulata Sap. 
Laurineae _ | Cinnamomum lanceolatun Gruner 
et [138 er ram |) Actinodaphne Germari 
St Heer sp. 
IRnotea ea = | = — 
| 
| 
Apocyneae .. .... Apocynophyllum nerü- | = \Apocynophyllum helveticum 
folium Heer | Heer 
Styraceae . 2.2... Kor | Ku | an 
| | 
Araliaceae ..... — | = ‚ dralia Weissü n. sp. 
| 
Sterculiaceae .... | Sterculia labrusca Ung. = = 
Saxifragaceae ... = — | = 
| 
Celastrineae . ... . — 6; Ar 
| 
| 
Rhamneae ..... _ —— — 
Unbestimmbar der EN Phyllites reticulosus 
Gattung nach Rossm. 


[443] 


Rückblick. 


285 


Eisleben 


Gleichenia sawonica 
n. sp. 


Boehmeria excelsae- 
folia n. sp. 


| 
Dryandra saxonica | 
n. sp. 


Symplocos Bu- 
reauana Sap. 


Panax longifolium 
n. Sp. 


Oelastrus 


Zizyphus Leuschnerı | 
n. sp. 


= | 


Riestedt 


? Dryophyllum cur- 
ticellense Wat. sp. 


Dörstewitz 


Pıinustyp. Pinaster L. | 


Laurus sp. 


| 
Cunonia formosa 


n. sp. 


Trotha 


Laurus sp. 


| : | 
\ Sterculia labrusca 


Ung. 


Runthal bei 
Weissenfels 


Quereus furcinervis 
Rossm. sp. 


Phylüites reticulosus 
Rossm. 


286 


Rückblick. 


[444] 


Die ca. 58 Arten, welche die Provinz Sachsen mit anderen 
Gebieten gemeinsam hat, vertheilen sich nach den hervorragenden 


Fundorten folgendermaassen. 


Es kommen auf 


Samland und Rixhöft 


Österreich (exel. Böhmen) mit 
Ungarn, Siebenbürgen und 


Galzienr er ee 


Nordfrankreich und Belgien 
(Paris, Sezanne, Sarthethal, 


Gelinden) en ee 


Südtrankreichw re 


Arkt. Zone und Mandschurei 


=# 


Eocän 


Oligocän 


Miocän ; 
Plio- 


[SS 


16 


[S0) 


Unter- Mittel-) Ober- Unter-) Mittel- Ober | u 


4 

b) ö) 3 
3 4 

b) 7 


Auf die Familien und Gattungen (die Anzahl der Kreuze 
bezeichnet die Anzahl der Arten) varlhellen sich die beschriebe- 


nen Pflanzen folgendermaassen. 


Summa 


10 


19 


10 


[847 


[445] Rückblick. 2387 
a=| E % 
3 = RO © 
el 2. |8|2/2|8|5 
Saale el le 
| | 
I. Thallophyta. | | 
ANGER INT ea x | | | 1 
Il. Filices. | | | 
E01 Ode : & | X | | 1 
er. EN on KERN | 3 
PASDIENDNT S 1 RN | i | | 2 
Abd) oo 0 vo oo o0o»— x | 1 
Oleondnaa ef x : 1 
INZONTO Um | x l 
[EI OT EDTSR | . x | 1 
kiaberin- © 5 5 aan on eona 2 | B ROX 16 2 
(Ok Sl a x | 4 x 19x 1 
god K-_ KO ; x | 3 
Alarela(&) 0.0. oo con Bono an x | | 1 
Summa | 2 an 6 | 2|-| 2 [8 
Ill. Gymnospermae. | 
SEO. VER: x X | ICK | f | Ä ) 
TE a EG 2 ae | = | x X . 2 
Genusaincert nn ee: x | | s 1 
Summa | 1 2 | 2 1 _ 1l—-|—-|]5 
I | 
IV. Angiospermae. | | | 
a. Monocotyledones. 
Grazer RX = 1x 2 
Silo 66 0 0.000 0 E00 000 en NEUN: 2 
lEölmae, 12 Sabala re: x REX | 5 2 
2. Chamaerops ...... X | 1 
3. Phoemeües .. 2... x | 2 1l 
4. Genera incerta...... x KX 3 
Summa | 6 | Ze ln 
| 


288 Rückblick. [46] 
E = | | = © 
=| © in E BE | =] 
BR ES 5. 2l& 2 |Elo 
b. Dicotyledones. | 
1. Apetalae. | | 
Winymicacea ee. RX | XX X IX x 5 
Cupuliferae , | | | 
1 Queneus X x RRX ulX I X 6 
2. Dryophyllum. ..... X £ x X 2 
Juglandeae, Juglans und Carya .. x x 5 1X 3 
Cannabineae, Cannabis 2... .. X | | 10% 
Urticaceae, Boehmeria .......: © : : X 3 1 
Moreaen RicusE ee KOXE| DOKU EEK : S X 7 
Laurineae, 1. Cinnamomum. ... XXX x XXX x Ka 4 
DM, MARED 60 000 000 ER | 2 
Ba ANAND 0.5 0 0 00.8 0 B ® X 5 1 
4. Actinodaphne X X X X | > 1 
5. Daphnogene . .... ROX ; X | sl 3 
6. Laurus und Persea . |X XXX ET | ; a EX 9 
Summa der Laurineae 10 2 11 | 1 = 3 | 2.1120 
Thymeleae, Pimelea ......... N | 6 | | 1 
Proteaceae, 1. Dryandra ...... | | x | X 1 
DE TEXÜNSIE 5.0 60,0 0 0 X | 1.8 l 
3. Stenocarpus. .... | | X | IR il 
ERBE ho | IR D 
I Grewillenn Re R | | 1 
6. Proteophyllum . . . . | x | 1 
7 Bons00mae o IX 1 
8. Dryandroides . . . . x 6 < l 
Summa der Proteaceae 2 — il bi) | — ul — | = 9 
| | | 
Summa der Apetalae 19 5 21 9) 2\ 8 | 2 2 | 55 


[447] Rückblick. 289 
3 = S ee) 
ee E = \8lsı5 ||: 
= un {se} a Bs|IA|H eläö 
2. Gamopetalae. 
Oleaceae, 1. Frasimus ....... 6 | x . 1 
2, NOAhano so 000 0% x | ö x 1 
Verbenaceae, Olerodendron ...... RX 2 
Apocyneae, Nerium und Apocyno- | | 
THIRD 6 0 6 6 00 000 000 x 15% x | x 3 
Myrsineae, Myrsine ......... x | X x | 3 
Sapotaceae, Sapotacites .......- x | 1 
Ebenaceae, Diospyros ......- - X n | | 1 
Styraceae, Symplocos und Styrax . I RR 4 
| | 
Summa der Gamopetalae B) 2 2 7 | — | 17 — | 12 | 16 
| | 
3. Eleutheropetalae. | | 
Araliaceae, Panax und Aralia.... X | EICH (| 4 
Sazxifragaceae, 1. Cunonia ..... 6 | 6 | x | | : l 
2. Ceratopetalum . . X | x | 1% 1 
3. Callicoma | X | | 1 
4. Weinmannia ... : | x | 0 1 
AmnpelideaeslOrissusny a. a: Kae | I. | 1 
Nymphaeaceae, Nymphaea ..... x | | 1 
Papaveraceae, Papwerites ..... X | | 1 
Bixaceae, Kiggelaria. .......».- : x | 1 
Pittosporeae, Pittosporum .....- 6 x 6 0 1 
Sterculiaceae, Sterculia ....-... X x xxX| 3 
Eleaeocarpeae, Elaeocarpus x i | 1 
Bombaceae, Bomba@ ......... EXOKX : A| 3 
Passifloreae, Passiflora ....... | | X | X | 2 
Sapindaceae, Xanthoceras...... | x : 1 
Wlicmener lex | x 1 
| | : 


290 Rückblick. [448] 
TG 
| et: | S IS 
2 ES | I 
= | 38 1 Rlalsıe 
a B 5 = <|8/2 1815 
en BE gi .|2jJaAJS elle 
Celastrineae, Celastrus........ X KOKKOKEX IX 6 
Rhammeae, Zizyphus......... x KK | 2 
ilnacardiaceae, Anacardites. . ... | x | | 1 
Anonaceae, Anona me ame. e Ib: i | : X Bu £ 1# 
Mijrtacene 5 A ar ee KICK I Na IX DLR | X Be! 
Papilionaceae, 1. Dalbergia : | | | 1 X 5 1 
2. Machaerıum . . » A en s R Me In | I 1 
. N | 
3. Leguminosites . . X | | 6 | | 19 
| | 
Be | | | 
Summa der Bleutheropetalae 7 | 1 13 17 1|4|5| 3| 45 
| 
IR El | N B 
5 | | 3 | =] | = = | = 
=ı3 | 2 05 | aaner a Sue 
En Zen ||: 
27,2 PA a. jala|la |) ]ja 
| 
TER RüN Cesar a han. 6 1 22) 
IT. Gymnospermae . ........ | 2 1 a N le 5 
III. Angiospermae, IR* | 
a. Monocotyledones ..... 6 2 | 4 = — A ER EN ET 
| | 
b. Dicotyledones, | | 
1. Apetalae ..... i 9 08 | 21 Ö) ZB ES | 2,2 55 
2. Gamopetalae . . . - O2 2 | 7 —a re 1 16 
3. Lileutheropetalae . . 7 1 13 | 17 al | 45 3/35 
| BBEBURN BES BR nenn in ln __ 
GT | 1 | | | 
39 ie, ao a ao 2] ı6| 7) 8 [18 
| | | | 
| | | 


[449] Rückblick. 29] 


Die Farnkräuter spielen nur bei Bornstedt und Eisleben 
eine hervorragende Rolle. Die Gymnospermen und Monocotyle- 
donen treten überall durch Artenarmuth zurück, ebenso die 
Gamopetalen, deren 16 Arten noch dazu einen geringen An- 
spruch auf Sicherheit der Bestimmung machen. Die Mehrzahl 
der Arten gehört in der Flora von Eisleben zur Abtheilung 
der Zleutheropetalen, in den übrigen Lokalfloren zu der der 
Apetalen. 

In der folgenden Tabelle sind diejenigen Arten, deren 
Gattungsbestimmung am meisten gesichert ist, nochmals über- 
sichtlich zusammengestellt, um ein klares Bild über die geo- 
graphische Verbreitung der Gattung oder des verwandten Arten- 
kreises in der Gegenwart zu geben. 


292 Rückblick. [450] 


Tropen a, Wem Tropen und | Tropisches 
gemässigte Zonen en OL < 
Name der Art der alten u. neuen | gemwässigte Monsungebiet} Monsungebiet 
Welt Zonen der | bis pazif. 
alten Welt Inseln 
| 
Polypodium oligocaenicum nov. sp. = _ | 'Sect. Pro- | — 
| saptia 
Pteris parschlugiana Ung. h | 
SE ‚Pteris En = — 
»  Prestwichüi Ett. et Gardn. 
Oleandra angustifolia nov. SP... . . Oleandra = | — | _ 
- | 
Hypolepis elegans nov. Sp... ...- Hiypolepistyp.repens = — — 
resl 
| 
Gleichenma sawonica nov. Sp...» . Gleichenia typ. — — = 
dichotoma Hook. 

» subcretacea nov. Sp... . |@l.typ. Habellata Br. = er = 
Osmunda lignitum Gieb. sp. . . . - _ _ = O. javanica Bl. 
Lygodium Kaulfussi Heer... ... =. | = — - 

» serratum DOV. SP...» » Sect. Pulygodiun | = = | = 
Sequora Couttsiae Heer... .... _ | _ _ — 

ee | 
» Langsdorfü Bıgt. sp. . . . = . — == | _ 
a oz, Du x 2 | | 
Smilax cardiophylla Heer | RE Sollen =. | ER Er 
»  SaXwonica Nov. Sp. | | 
Sabal haeringiana Ung. sp.),. . = or = N 
» major Ung. sp. 
Chamaerops helvetica Heer ..... . — Chamaerops | —= = 
u. 0 | 
Phoenicites borealis nov. SP. ». . . — | Phoenix > = 
Comptonia rotundata Wat. sp. .. — | — FE 4% 
Quercus nerüfola Al. Br. ..... = — = h == 
»  subfalcata nov. SP. .... —_ |. — = — 
a Rossm. sp., 
Sprengeli Heer 
R 1 g > Quereus Sect. 
intermedia nov. Sp. se ER ei Pasanta, Chla- 
pasanioides nov. Sp. mydobalanus, 
Cyelobalanus 
Dryophyllum Dewalquei S. et M. 
» eurticellense Wat. sp. 
Carya ventricosa Stbg. Sp... .. - = = == =, 
Cannabis oligoeaenica mov. SP... » -— \ — | =. Cannabis 
Boehmeria ewcelsaefolia nov. Sp. . . Boehmerra — a — = ; 
Pieus erenulata Sap. ©. ..... — — = Fieus albaReinw. 
Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. .... . u _ — » aptculata Miq., 
» dasyphiylla Mig. 
et af. 


[451] Rückblick. 293 
| Nördliche Neuholland er = Gemäss gtes Lu 
| gemässigte | u. australische Cap dwä La) . Californien 
Zone Inseln Une WeinaND> Nordamerika 
Nordamerika 
_ _ — — Lyg. palmatum Sw. _ 
Sequoia 


nn 


Sabal 


Comptonia 
‚Quercus typ. imbri- 
caria Michx. 
Quercus typ. Jalcata, 

Michx. 


\ sempervirens Lam. 
! gigantea Lindl. 


S.sempervirens Lam. 


18* 


294 Rückblick. 


| [452] 


e Tropen und | Tropi 
Tropen u. wärmere » Tropisches 
gemässigte Zonen |“ uere Adam, 
Name der Art 2 = | gemässigte |Monsungebiet Monsungebiet 
der alten u. neuen 5 : 
Welt Zonen der | bis pazif. 
alten Welt Inseln 
Cinnamomum, 4 Species ...... _ | _ _ \ Oinnamomum 
Litsaea, 2 Species, und ; | 
600 = = Lüsaea | _ 
Daphnogene elegans Wat. | 
Actinodaphme Germari Heer sp. . E= = = Actinodaphne 
Dryandra saxonica nov. Sp... ..- = = = — 
Banksia longifoha Ung. sp... ... = = — _ 
Stenocarpus salignoides nov. sp. . — — _ — 
Hakea Germari Ett. und 
»  parvifolia nov. Sp. | 
I 
Grevillea nervosa Heer ....... = — — | = 
| 
Persoonia parvifolia nov. SP. . . . — = — — 
Fraxinus sawonica nov. SP. .... = —_ = u 
Diospyros vetusta Heer... .... — Diospyros | — _ 
typ. macro- 
calyx DeC. 
Symplocos, 2 Species ... . - 0 — = = Symplocos 
Sect. Hopea 
Styrav Frütschü nov. Sp. ...... Styrax — — — 
longifolium nov. SP. _ 
Panazx 7 i _ _ Panazx _ 
latifolium nov. Sp. 
Aralia Weiss nov. SP... 2...» _ — Aralia, — 
Sect. Travesia, 
Cunonia formosa noYV. SP- ».. - - — _ —_ _ 
Ceratopetalum myrieinum Lah. . . . — — —_ —_ 
Cissus parvifolia Nov. SPex 2... Cissus _ _ _ 
Nymphaeites saxonica nov. SP... » Nymphaea _ _ _ 
Kiggelaria oligocaenica nov. SP. . » = = — = 
Pittosporum stedtensis nov. SP. . - . = = Pittosporum Es 
Sterculia labrusca Ung........ Stereulia _ = = 
Bombax Decheni Web. sp... ... _ = = == 
»  chorisioides nov. SP. _ = I =; 
h tenuiloba nov. Sp. 
Passiflora ? — — == — 
Hauchecornei nov. Sp. 
Nanthoceras antigqua nov. SP. ... —_ | n —_ Nanthoceras 
Leuschneri nov. Sp. ) 
Zizyphus RE | Zizyphus = == = 
parvifolius nov. SP. 


Anacardites curta Wat. sp. 


00:00 


Machaerium Kahlenbergi nov. sp... 


[453] Rückblick. 295 
Nördliche Neuholland arte Gemässigtes R h 
gemässigte | u. australische Cap und wärmeres| Nord ik Californien 

ordamerika 
Zone Inseln Nordamerika 
— Dryandra — = — = 
— Banksia _ — = — 
— ‚Stenocarpus _ — | = = 
| 
—_ Hakea — — = er 
_ Grevillea A — | ei is 
= Persoonia —_ _ | = Zi 
Frasxinus — — — | = ey 
nE = — Oreopanax — _ 
— — Cunonia = = I: 
u Ceratopetalum | Platylophus | — = nz: 
_ — Kiggelaria | ==, — == 
2 AR Ochroma u. ui =: 
>71 Cheirostemum | 
Br: — — Chorisia = Fi 
= _ | — Passiflora = > 
[ 
= = | r a Et nr 
/ 
— — _ Comocladia = —r 
a — r- Machaerium | = —— 


296 Rückblick. [454] 


Die geographische Verbreitung der lebenden Gattungen und 
Typen, zu denen die eben aufgezählten 70 fossilen Arten gehören, 
ist folgende. Es kommen auf 

1. die Tropen und wärmeren 
gemässigten Zonen der alten 

und@neuena\Vielin 2222318 

die nördlich gemässigteZone |] 


Alte u. neue Welt 14 


3. die Tropen und wärmeren 
gemässigten Zonen der alten 


Vet een ea 
4. dastropische Asien, Monsun- Alte Welt mit 
gebiet und die Pazifischen \ Australien 
Inseln B) 14 _ und den Pazif. 
5. das Monsungebiet ee) Inseln 
6. Neu-Holland und die austra- 
lischen Inseln . 7 
7. die Caplande 3 / 
8. das tropische Amerika . 8 | £ 
9. das gemässigte Nordamerika 5 Amalie 0 00 1® 
10% Calılornien eo \ 


Die Hälfte der in unserer Flora sicher nachgewiesenen Gat- 
tungen und Typen kommt in der alten Welt nebst Australien und 
den Pazifischen Inseln vor, etwa !/, gehört der alten und der 
neuen Welt zugleich an und nur !/, ist für Amerika charakte- 
ristisch. Nur eine einzige Gattung, Frazxinus, gehört der ganzen 
nördlich gemässigten Zone an. Sehen wir von den über die alte und 
neue Welt verbreiteten Gattungen ab, so ist das süd- und ost- 
asiatische Monsungebiet, mit Einschluss der Pazifischen Inseln, mit 
14 Gattungen und Typen am meisten vertreten. Das Festland 
Australien und die australischen Inseln treten mit 7 Gattungen 
sehr zurück. Zwei fossile Arten haben gleich nahe Beziehungen 
zu räumlich. weit getrennten Gattungen, nämlich: 


Ceratopetalum myricinum Lah. zu Platylophus (Cap) 


und Ceratopetalum  (Neu- 
holland) und 


[455] Rückblick. 297 


Aralia Weissii nov. sp. zu Travesia (trop. Asien und 
Pazifische Inseln) und Oreopanax (trop. 
Amerika). 


Fassen wir in kurzen Zügen das Vorstehende zusammen, so 
müssen wir das Folgende als sein Hauptergebniss bezeichnen. 

Wir haben hier zwei verschiedenartige Florengebiete vor uns, 
das von Eisleben auf der einen und die der übrigen Localitäten 
zusammengenommen auf der anderen Seite. Während letztere in 
dem Vorherrschen grosser, ganzrandiger Blätter und dem 
beträchtlichen Antheile von Apetalen, sowie in dem Vorhandensein 
gleicher oder nah verwandter Arten aus der Familie der Cupuli- 
feren und Laurineen und den Gattungen Fieus, Sequoia, Apocyno- 
phyllum und Sterculia mit einander übereinstimmen, besitzt die 
Flora von Eisleben einen gänzlich abweichenden Charakter. Die 
Hauptbildner der letzteren sind Pflanzen mit kleinen, am Rande 
gesägten oder gezähnelten Blättern. Die Cupuliferen, 
Sequoien, Feigen, Apocyneen und Sterculien fehlen gänzlich, und 
von Laurineen konnte nur ein zweifelhafter, vorläufig mit Cinna- 
momum Schewchzeri Heer vereinigter Blattrest (Taf. 21, Fig. 15) 
beobachtet werden. Im Gegensatz zu den Apetalen treten die 
Eleutheropetalen in den Vordergrund. 

Trotz dieser Verschiedenheiten sind beiden Floren zwei charak- 
teristische Züge gemeinsam, welche für die Beurtheilung ihres Alters 
von hervorragendem Werthe sind: 

1. der Mangel an Arten, deren lebende Analoga 
auf die nördlich gemässigte Zone beschränkt 
sind, 

2.